Die Eröffnung 1.d4 Sf6 2.f3!? gründet auf der Idee, nach den weiteren Zügen
2... d5 3.e4 dxe4 4.Sc3 die Grundstellung des Blackmar-Diemer-Gambits zu
erreichen, wie sie normalerweise aus der Zugfolge 1.d4 d5 2.e4!? dxe4 3.Sc3 Sf6
4.f3 entsteht. Obwohl diese Spielweise nicht neu ist, findet sich bis heute
keine systematische Darstellung der Varianten, die sich ergeben, wenn Schwarz
nicht mit 2... d5 oder 3... dxe4 fortsetzt. Zwar können einige dieser Varianten auch
über halboffene Spiele wie die Pirc-Verteidigung erreicht werden, doch der
Großteil der möglichen Verteidigungen stellt in theoretischer Hinsicht
weitgehend Neuland dar. Diese Lücke will die vorliegende Arbeit schließen.
Darüber hinaus werden die bekannten Abspiele des Blackmar-Diemer-Gambits auf
Grundlage des aktuellen Standes der Theorie einer kritischen Prüfung unterzogen
und hier auch einige Neuerungen vorgeschlagen.
Das Buch besteht aus vier Teilen. Während sich der I. Teil anderen
Antworten auf 1.d4 Sf6 2.f3!? als 2... d5 widmet, werden im II. Teil die schwarzen
Möglichkeiten betrachtet, nach 2... d5 3.e4 dem Übergang ins
Blackmar-Diemer-Gambit, den das Schlagen auf e4 zur Folge hätte, aus dem Weg zu
gehen. Teil III behandelt dann die verschiedenen Ablehnungen des
Blackmar-Diemer-Gambits nach 3... dxe4 4.Sc3, Teil IV seine Annahme durch 4... exf3
5.Sxf3. Um das Bild zu vervollständigen, werden in einem Nachtrag zum
klassischen Eingang ins Blackmar-Diemer-Gambit mit 1.d4 d5 2.e4!? dxe4 noch die
Varianten vorgestellt, die nicht in die Grundstellung nach 3.Sc3 Sf6 4.f3
führen. Neben dem ursprünglichen Blackmar-Gambit 3.f3?! ist hier vor allem das
Lemberger Gegengambit 3.Sc3 e5!? zu nennen, das aufgrund seiner Bedeutung eine
genauere Darstellung verdient. Abschließend erfährt Ignatz von Popiels
Polnischer Angriff mit 3.Sc3 Sf6 4.Lg5, der Emil Josef Diemer einst zu seiner
eigenen Spielweise mit 4.f3 inspirierte, die ihm gebührende Würdigung.
397 Seiten,
kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im April 2025
Einmal
in Verruf geraten wird eine Eröffnung nur selten wieder den Weg
zurück in die segenreichen Gefilde der Akzeptanz finden. Dies gilt
im Besonderen für das Blackmar-Diemer-Gambit, das allzu romantisch
und wild anmutet und einen Bauern für ein lediglich ungefähres Ziel
opfert. Seine Anhängerschaft hält dennoch seit Jahrzehnten an
diesem forschen Vorgehen fest, hatte doch der Vordenker dieses
Gambits Emil Josef Diemer mit seiner Maxime, "vom ersten Zug an
auf Matt" zu gehen, bereits früh erklärt, dass der direkte
Königsangriff die Investition eines Bauern auf jeden Fall aufwiegen
würde.
Nun,
das Königsgambit hatte im 19. Jahrhundert einen ähnlichen Anspruch
erhoben und für eine lange Ära der Kombinationssiege die
Turnierhallen mit seinem Geist beherrscht, bis Analytiker der
Gegenseite all die Tropfen Gifts darin neutralisierten. Lediglich die
positionelle Anwendung des Bauernopfers wird heutzutage noch als
legitim erachtet.
Beim
Blackmar-Diemer-Gambit fehlten und fehlen jedoch die Meister und
Verfechter auf höchster Ebene, wie sie das Königsgambit in seiner
Blütezeit vorweisen konnte. Hinzu kam beim Blackmar-Diemer-Gambit,
dass die analytische Beweisführung in der Fachliteratur den Fauxpas
beging, Turnierpartien aufzuzeigen, die zum großen Teil unter
Amateuren gespielt wurden, wobei sich Schwarz etliche eklatante
Fehlzüge leistete und so quasi ins offene Messer des
Blackmar-Diemer-Gambits lief. Bei besserer Verteidigung wäre diese
Klinge wohl stumpf und unbrauchbar geblieben.
So
einfach lässt sich einerseits der Wert und die Anwendbarkeit eines
Gambits nicht belegen, aber andererseits auch nicht ein
abschließendes Urteil über ein System fällen, das immerhin unter
starken Klubspielern hohen Zuspruch genießt. Ein weiterer Makel im
Blackmar-Diemer-Gambit war seine eher lückenhafte Systematisierung,
was den Standards für eine Theoriebildung zuwiderlief.
Daher
sah sich David Egner berufen, "Neue Wege im
Blackmar-Diemer-Gambit" zu beschreiten und unter Umgehung
einiger starker Erwiderungen von Schwarz im üblichen Aufbau nunmehr
mit 1.d4 Sf6 2.f3!? eine möglicherweise verbesserte Konzeption ins
Gespräch zu bringen. Diese Zugfolge ist keineswegs neu und auch
nicht von Egner erfunden worden. Schon früher hatte man gelegentlich
so gespielt, aber der Autor legte den Fokus mehr auf ein
systematisches Verzeichnis der einzelnen Varianten und machte sie so
mit textlich-strategischer Untermauerung erstmals einer
Überprüfbarkeit zugänglich.
Egner
betont ausdrücklich, dass seine Analysearbeit nicht das letzte Wort
in dieser Eröffnung bedeutet, hingegen Fragen aufwirft und damit den
wie Pech und Schwefel an der Eröffnung klebenden Verruf der alten
Zeit kritisch untersucht und auf ein aktualisiertes Podest hebt. In
seinem Urteil hat sich Egner nicht blind und voreingenommen auf die
Seite des Blackmar-Diemer-Gambits geschlagen, um auf Teufel komm raus
seine Brauchbarkeit zu belegen. Vielmehr hat er die kritischen
Abspiele und Entgegnungen von Schwarz, welche die Kompensation für
den weißen Bauern in Frage stellen, deutlich herausgearbeitet und
auch nicht darauf verzichtet, die Ablehnungen des Gambits ebenso
unter die Lupe zu nehmen.
Es
ist immer leicht zu behaupten, ein Gambit sei widerlegt, weil die
Großmeister es nicht spielen. Auch das Königsgambit wurde für tot
erklärt und hat später auch unter Mithilfe namhafter Großmeister
eine positionelle Renaissance erfahren. Und so ist es keineswegs
ausgeschlossen, dass das Blackmar-Diemer-Gambit in der von Egner
aufgeworfenen Neukonzeption das selbstgefällige Urteil, ein
Kuckucksei im Nest der renommierten Eröffnungen zu sein, zugunsten
einer ernsthaften Überprüfung überwindet. In diesem Sinne hat
David Egner mit seinem Buch ein Labor errichtet, um der Frage
nachzugehen, ob auf den ersten Blick kuriose Gambiteröffnungen nicht
doch das Siegel der Spielbarkeit verdienen.
Rezension
von Andreas Wittek im Februar 2025
Das
Blackmar-Diemer-Gambit ist ein von dem US-amerikanischen
Schachspieler Armand Edward Blackmar (1826–1888) erfundenes und
später von Emil Joseph Diemer (1908–1990) verbessertes Gambit. Es
entsteht nach den Zügen:
1.
d2–d4 d7–d5
2. e2–e4 d5xe4
3. Sb1–c3 Sg8–f6
4.
f2–f3 e4xf3
Dieses
Gambitspiel hat weltweit eine kleine, überzeugte Schar von
Anhängern.
David
Egner möchte mit diesem Schachbuch nicht nur zeigen, dass 1. d2–d4
Sg8–f6 2. f2–f3 „spielbar" ist, sondern ebenfalls, dass es
sich seiner Meinung nach um eine durchaus vollwertige und „korrekte
Eröffnung" in dem Sinne handelt, dass bei stärkster Spielweise
auf beiden Seiten eine zumindest ausgeglichene Stellung entsteht,
Weiß jedoch in vielen Varianten ebenso in Vorteil kommt.
Egner
weist explizit gleich zu Anfang seines Buches darauf hin, daß er für
dieses umfangreiche Textwerk, neben der einschlägigen
Schachliteratur, desgleichen ausführliche Computer-Analysen zu Rate
gezogen hat.
Auf
Seite 5 ist ein Inhaltsverzeichnis zu dem insgesamt 398 Seiten
umfassenden Schachbuch zu finden. Egner hat seine Variantensammlung
in vier große Teile gegliedert.
Da
dieses Druckwerk zu den „Neuen Wegen im Blackmar-Diemer-Gambit"
ein Buch für Fachleute ist und nicht gerade wenig Geld kostet, gebe
ich in meiner Rezension den schachinteressierten Lesern / Leserinnen
eine genaue Angabe zu dem Inhalt der vier Teile I bis IV, mit den
jeweils vier Kapiteln zu jedem einzelnen speziellen Teil.
Teil
I: Andere Züge als 2...d5
1.Kapitel:
2...g6
2.Kapitel:
2...d6
3.Kapitel:
2...e6
4.Kapitel:
2...c5
Teil
II: Ablehnungen des Übergangs ins Blackmar-Diemer-Gambit
nach
2...d5 3.e4
1.Kapitel:
3...g6
2.Kapitel:
3...e6
3.Kapitel:
3...c5
4.Kapitel:
3...e5!?
Teil
III: Blackmar-Diemer-Gambit I: Ablehnungen nach 3...dxe4 4.Sc3
1.Kapitel: 4...Lf5 (Wiener Verteidigung)
2.Kapitel:
4...e6 (Französische Ablehnung)
3.Kapitel:
4...c6 (O'Kelly-Verteidigung)
4.Kapitel:
4...c5 (Brombacher-Gegengambit)
Teil
IV: Blackmar-Diemer-Gambit II: Annahme mit 4...exf3 5.Sxf3
1.Kapitel:
5...Lf5 (Tartakower-Verteidigung)
.Kapitel:
5...Lg4 (Teichmann-Verteidigung)
3.Kapitel:
5...g6 (Bogoljubow-Verteidigung)
4.Kapitel:
5...e6 (Euwe-Verteidigung)
In
einem Nachtrag zu seiner detaillierten Arbeit, auf Seite 348, geht
Egner noch kurz auf die „Geschichte des Blackmar-Diemer-Gambits"
ein und stellt die Varianten vor, die sich aus dem ursprünglichen
Eingang mit 1. d2–d4 d7–d5 2. e2–e4 d5xe4 3. Sb1–c3 ergeben,
sofern sie nicht in die ab Teil III analysierten Varianten münden:
Nachtrag
zum klassischen Eingang ins Blackmar-Diemer-Gambit
1.d4
d5 2.e4 dxe4 3.Sc3
1.
Das Lemberger Gegengambit 3...e5!?
2.
Der Polnische Angriff 3...Sf6 4.Lg5
Eine
von Egner formulierte Schlussbetrachtung ist auf den vier Seiten 383
bis 386 zu finden. Wichtig erscheint mir in diesem Textabschnitt
folgende klare Aussage von Egner (Zitat): „(...) Als eine Art
„Gebrauchsanweisung" zu dem vorliegenden Buch empfehle ich
daher jedem Spieler, der die Eröffnung 1.d4 Sf6 2.f3!? erlernen
will, sich mit den hier präsentierten Varianten nur so weit vertraut
zu machen, um in etwa zu wissen, was man auf die verschiedenen
schwarzen Verteidigungen am besten antwortet (dafür dient auch das
Fazit an Ende des jedes Kapitels), und dann zunächst in der Praxis
seine eigenen Erfahrungen mit dieser Eröffnung zu sammeln. (...)"
(Seite 385, Egner)
Egner
fügt am Ende seines Buches einen Anhang in spanischer Sprache von
Seite 387 bis 391 hinzu. Auf den beiden Seiten 392 / 393 sind die von
Egner angeführten Partien, mit Namen der beiden Kontrahenten, Ort
des Wettkampfes, Jahreszahl und entsprechender Angabe der Seitenzahl
im Buch. Die von Egner verwendete „Literatur und Datenbanken"
stehen auf den Seiten 394 und 395. Ein „Verzeichnis der Varianten"
befindet sich auf den drei Seiten 396, 397, 398.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass mit dieser Publikation aus dem Joachim Beyer
Verlag ein Autor eine Möglichkeit bekommen hat, ein umfangreiches
Buchprojekt zu realisieren, welches von einem sehr idealistischen
schachlichen Ansatz getragen wird.
Ich
wünsche David Egner viel Erfolg, so dass er mithilfe der
Rückmeldungen von engagierten Lesern / Leserinnen seinen
schachlichen Ansatz auf der Basis des „Blackmar-Diemer-Gambits"
etablieren, ja möglicherweise sogar noch ausbauen kann.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Februar 2025
Das
Blackmar-Diemer-Gambit (BDG) ist besonders beliebt bei
taktisch starken Spielern in Blitz- und Schnellschachpartien. Es ist
eine mutige Wahl für Spieler, die ein aktives und kämpferisches
Schach bevorzugen. Die Vorteile: Weiß bringt schnell Figuren ins
Spiel, dazu gibt es viele Tricks und Fallen für Schwarz.
In
seinem 395-seitigen Buch „Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit“
blättert David Egner, der sich selbst als „unverbesserlichen
Schach-Romantiker“ bezeichnet, diese Eröffnung in all ihren
Varianten auf. Sehr schnell sei die Frage aufgetaucht, wie man auch
nach 1.d4 Sf6 durch Zugumstellung Varianten des BDG erreichen kann,
wie sie normalerweise nach 1.d4 d5 2.e4 dxe4 3.Sc3 Sf6 4.f3
entstehen. Grundsätzlich, so Egner, stehen drei Wege offen: entweder
über die Zugfolge 2.Sc3 d5 und nun 3.e4 dxe4 4.f3 oder 3.f3 nebst
4.e4, oder mittels 2.f3 d5 3.e4 dxe4 4.Sc3. All diese Wege werden mit
rund 60 Partien, die von 1931, Aljechin gegen Nimzowitsch, bis ins
Jahr 1988, Velimirovic gegen Bellon Lopez, reichen. Dazu kommen
Erläuterungen mit zahlreichen Varianten, Kommentaren und Diagrammen.
Oft gehe die BDG-Eröffnung in bekannte Varianten halboffener
Spiele über, doch auch die eigenständigen Varianten haben meist
einen halboffenen Charakter, so der Autor. Insofern eigne sich diese
Eröffnung mehr für Spieler, die gewöhnlich mit 1.e4 eröffnen, da
ihnen viele Varianten und Stellungen direkt vertraut sein werden.
Gegenüber 1.e4 habe 1.d4 mit erst später folgendem e4 jedoch den
Vorteil, dass sowohl den offenen Spielen als auch den unzähligen
Varianten der Sizilianischen Verteidigung aus dem Wege gegangen
werden könne.
„Ich
will mit diesem Buch nicht nur zeigen, dass 1.d4 Sf6 2.f3 spielbar
ist, sondern auch, dass es sich hier um eine durchaus vollwertige und
korrekte Eröffnung in dem Sinne handelt, dass bei stärkster
Spielweise auf beiden Seiten eine zumindest ausgeglichene Stellung
entsteht, Weiß aber in vielen Varianten auch in Vorteil kommt“,
schreibt Egner in seinem Vorwort. Er selbst lebte von 2008 bis 2011
in Bolivien wo er bei den Spielern der Asociación Departamental de
Ajedrez de La Paz bei den wöchentlich veranstalteten Blitzturnieren
in ihrem Spiellokal das Blackmar-Diemer-Gambit testen konnte.
Bei
allem ist „Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit“ kein einfaches
Lehr-Buch. Es braucht Erfahrung und vor allem den Willen, sich mit
dieser ungewöhnlichen Eröffnung längere Zeit auseinanderzusetzen.
Wagt man sich allerdings in dieses von David Egner erforschte
Neuland, lassen sich in der Spielpraxis überraschende Spielzüge auf
das Brett zaubern.
Die Weltmeisterschaften sind zweifelsohne sportliche Höhepunkte des
Schachkalenders. Dabei wurden diese Wettkämpfe in höherem Sinne manchmal nur
durch eine einzige Partie entschieden.
Diese goldenen Partien sind daher mehr als nur großartige Siege oder
tragische Niederlagen. Sie sind Meilensteine, die oft auch entscheidende
Wendepunkte in der Entwicklung der Theorie und der Spielpraxis markieren. Sie
zeigen, wie kreative Ideen, innovative Strategien und tiefes Verständnis für das
Spiel zu Momenten führen können, die in die Schachgeschichte eingehen. Diese
Partien sind daher nicht nur für die Spieler selbst von Bedeutung, sondern auch
für die gesamte Schachgemeinschaft, die bis heute aus ihnen lernt und inspiriert
wird.
In diesem Buch werden einige der herausragenden Partien untersucht. Wir
analysieren gemeinsam die strategischen Ideen und brillanten Züge, die von den
größten Schachmeistern ihrer Zeit gespielt wurden. Jede dieser Partien erzählt
dabei auch eine Geschichte von Rivalität, psychologischem Druck und der stetigen
Suche nach Perfektion.
Darüber hinaus wird die Bedeutung dieser Partien im Kontext ihrer Zeit
betrachtet. Wie haben sie die Schachtheorie beeinflusst? Welche neuen Ideen und
Konzepte wurden geboren? Wie haben sie das Verständnis des Spiels verändert und
die nächste Generation von Schachspielern geprägt?
Die Antworten auf diese Fragen geben einen tiefen Einblick in die Evolution
des Schachs und die Rolle, die diese Meisterwerke dabei gespielt haben.
Lassen Sie uns also auf eine Reise durch die faszinierende Welt der
Schachweltmeisterschaften gehen und Partien erkunden, die nicht nur die
Schachgeschichte geprägt haben, sondern auch weiterhin Generationen von Spielern
und Schachenthusiasten inspirieren werden.
Der Autor, Ulrich Geilmann, wurde 1963 in Essen geboren und wohnt am
Niederrhein. Er ist diplomierter Raumplaner und im öffentlichen Dienst tätig.
Als profunder Hobbyschachspieler, ehemaliger Schachfunktionär sowie Mitglied der
Emanuel Lasker Gesellschaft kennt sich Geilmann in der Schachszene gut aus und
hat inzwischen mehrere Schachbücher veröffentlicht.300 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Andreas Wittek im April 2025
Das
Buch „Goldene Partien – Entscheidende Momente der
Schachweltmeisterschaften“ von Ulrich Geilmann verfolgt die Idee,
die überragende historische Bedeutung einzelner
Weltmeisterschaftspartien herauszustellen.
Dies
gelingt ihm meiner Meinung nach ziemlich gut, weil Geilmann jeder
dargestellten Schachpartie jeweils Kurzbiographien der beiden
Kontrahenten voranstellt.
Eine
große Anzahl von Schachpartien ist in dieser Sammlung sehr
ausführlich analysiert und erklärt worden, wodurch sowohl
langjährige Schachspieler aus einem Verein als auch ambitionierte
Schachanfänger mit guten Grundkenntnissen angesprochen werden.
Nach
meinem Dafürhalten eignet sich dieser fast dreihundertseitige Text
von Geilmann ebenfalls exzellent dazu, eine Neugier bei Menschen mit
eher wenig schachlichem Interesse bezüglich der Schachkunst zu
wecken, denn Geilmann lässt
die Protagonisten / die „Schachhelden“ auf den Seiten seines
Buches in einer angenehmen, menschlichen Weise lebendig werden.
Das
„Historische Schachlehrwerk“ ist in die folgenden fünf Kapitel
gegliedert:
Kapitel
1 – Schachhistorische Meisterleistungen
Kapitel
2 – Neuzeitliche Schachwettkämpfe
Kapitel
3 – Moderne Weltklasse
Kapitel
4 – Perlen der Neuzeit
Kapitel
5 – Hypermoderne Schachzeiten
Mir
persönlich haben in diesem Lehrbuch die Erklärungen zu der zehnten
Partie des Weltmeisterschaftskampfes 2016, Spanische Partie (C65),
zwischen Sven Magnus Øen Carlsen und Sergei Alexandrowitsch Karjakin
am besten gefallen.
Geilmann
legt in einem detaillierten Text von Seite 253 bis zu der Seite 263,
welcher ebenso vier Schachdiagramme beinhaltet, die Pläne / die
Konzepte / die Ideen, die hinter einem einzelnen speziellen Zug
jeweils von Carlsen und Kajarkin stehen, für die Leser / die
Leserinnen in einer ausgezeichneten, nachvollziehbaren Weise dar, so
wie ich es vorher in noch keinem anderen Buchtext habe lesen können.
Auf
den Seiten 295 bis 297 thematisiert Geilmann in einem Abschnitt mit
dem Titel „Nachwort, Danksagungen und Widmung“ seine Beweggründe
zu diesem Schachbuch, dass
heißt, er erzählt dessen genaue Entstehungsgeschichte.
Für
Geilmann waren vor allem solche Partien berichtenswert, „die
einerseits eine besondere sportliche Bedeutung hatten und
andererseits zugleich eine gewisse schachtheoretische Relevanz
aufwiesen.“ (Seite 296, Geilmann)
Bei
den „Weltmeisterschaften“ war der Autor dann fündig geworden und
untersuchte insbesondere Partien, die zum einen wettkampfentscheidend
gewesen waren und zum anderen schachlich herausragend.
In
der vorliegenden Form vom Verfasser aufbereitet, eignen sich die
sechzig kommentierten Schachpartien ausgezeichnet als
Trainingsmaterial.
Rezension
von Jörg Palitzsch im April 2025
In
seinem neuen Buch widmet sich Ulrich Geilmann einem der
faszinierendsten Kapitel der Schachgeschichte: den herausragenden
Partien der Schachweltmeisterschaften. Dabei gelingt ihm nicht nur
eine eindrucksvolle Sammlung legendärer Spiele, sondern auch eine
tiefgründige Reflexion über die kreative und historische Dimension
des königlichen Spiels.
Geilmann
geht es nicht allein um die Analyse brillanter Züge oder das
Nachzeichnen glorreicher Siege. Vielmehr versteht er die sogenannten
„goldenen Partien“ als Meilensteine – als Momente, in denen
sich nicht nur der sportliche Wettkampf entschied, sondern auch die
Theorie, das Verständnis und die Praxis des Spiels nachhaltig
veränderten. Jede Partie, die in diesem Buch behandelt wird, steht
exemplarisch für die Genialität und Innovationskraft ihrer Zeit und
birgt zugleich universelle Lehren, die über das konkrete Spiel
hinausgehen.
Bemerkenswert
ist die Herangehensweise des Autors: Mit Leidenschaft bringt Geilmann
sowohl die technischen Feinheiten als auch die psychologische Tiefe
der Duelle zur Geltung. Die Leser werden nicht nur Zeugen brillanter
Kombinationen, sondern auch der inneren Kämpfe großer Meister –
Rivalitäten, Drucksituationen und der ewige Drang zur Perfektion
werden eindrucksvoll nachgezeichnet. Dabei ist der Autor kein
distanzierter Chronist. Als erfahrener Schachspieler, ehemaliger
Funktionär und Mitglied der Emanuel Lasker Gesellschaft bringt
Geilmann seine persönliche Perspektive mit ein, ohne jemals ins
Subjektive abzudriften. Sein Fachwissen und seine Begeisterung für
das Spiel schlagen sich in einer lebendigen, gut verständlichen
Sprache nieder, die auch ambitionierten Laien den Zugang zu komplexen
Zusammenhängen ermöglicht.
Ein besonderes Plus ist die
historische Einordnung der Partien. Geilmann beleuchtet, wie einzelne
Spiele die Entwicklung der Schachtheorie beeinflusst haben, welche
Konzepte daraus hervorgingen und wie sie die nächste Generation von
Schachspielern prägten. So wird das Buch zu einem wertvollen Beitrag
zur Schachliteratur – nicht nur als Sammlung großartiger Partien,
sondern als Gesamtschau eines lebendigen kulturellen Erbes.
Fazit:
Ulrich Geilmann legt mit diesem Werk eine kenntnisreiche und zugleich
inspirierende Reise durch die Geschichte der
Schachweltmeisterschaften vor. Wer sich für Schach interessiert –
sei es als Spieler, Historiker oder einfach als Bewunderer
menschlicher Genialität – wird in diesem Buch fündig.
Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der "synthetischen" Methode
Das neue Grundlagenwerk für fortgeschrittene Spieler, die sich die Methode
eines Großmeisters zu eigen machen möchten. Auf seinem Weg wird der Leser nicht
geschont, aber immer wohlwollend begleitet.
Aus dem Vorwort von Loek van Wely: „Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens."
Aus dem Inhalt:
– „Synthetisches" Herangehen an eine Stellung im Unterschied zum
„analytischen"
– Die verschiedenen Gangarten – „energisches" und „umsichtiges" Spiel
– Was kann ich mit einem Zug alles anstellen? – die Rangfolge der
Zug-Wirkungen
– Der „Plan der Stellung" – Lageplan und Spielplan – die Bedeutung der
Initiative
– Objektive, intersubjektive und subjektive Stellungsbewertung
– Der Masterplan zum Partiegewinn
– Beachten und Einschränken der gegnerischen Möglichkeiten, präventives
Spiel
– Variantenberechnung und Kandidatenzugfindung, „Befragen" der
Stellung
– Tipps zur Schachpsychologie, zur Zeiteinteilung und zum erfolgreichen
Training
– Das richtige Vorgehen bei der Arbeit an den Eröffnungen
310 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Stefan Löffler im Juni 2024
GESETZE
DES GEPFLEGTEN SCHACHS
Wer
je ein Erklärvideo gesehen hat, in dem ein schachlich unbeleckter
YouTuber fröhlich davor warnt, dass der Bishop die Queen pinnt, hat
sich vermutlich gefragt, ob sich Tausende vor ihm das ebenfalls als
Realsatire reingezogen haben. Jedenfalls tut es gut, wenn ein
Schacherklärer sprachlich Sorgfalt walten lässt und dennoch frisch
formuliert. Bei Frank Holzke überrascht das nicht, denn er
engagierte
sich einige Jahre im Verein Deutsche Sprache. Der promovierte Jurist
hat seine Tätigkeit als Richter am Düsseldorfer Verwaltungsgericht
2015 beendet und sich danach noch einmal damit befasst, wie er es
eigentlich zum Großmeister gebracht hatte. Inwieweit ist er den
Lehrsätzen früherer Koryphäen gefolgt? Was hilft wirklich bei der
Suche nach dem richtigen Zug?
Seine
Erkenntnisse hat er in einem Lehrbuch für Fortgeschrittene
zusammengefasst. Ein erfahrener Trainer, dem ich „von
der
Stellung zum Zug“ weitergab, um eine Zweitmeinung einzuholen,
nannte es „eines der zehn oder zwanzig interessantesten
Schachbücher, die ich gelesen habe“. Der Trainer war verblüfft,
wie tiefe Einblicke Holzke in sein Schachdenken zulässt.
Normalerweise
schreiben Profis mit einer Distanz, die Rückschlüsse auf ihre
Vorlieben und Schwächen erschwert. Doch Holzke schreibt nicht als
Profi, sondern auf der Suche nach Wahrheit.
„Synthetische
Methode“ klingt ungewohnt, aber man sollte sich davon nicht
abschrecken lassen. Gemeint ist, dass sie das Ganze der Stellung
erfasst, statt ihre Details isoliert, also analytisch, zu betrachten.
Im Großen und Ganzen argumentiert Holzke deutlich und mit gesundem
Menschenverstand. Der richtige Zug kann für ihn durchaus der sein,
der besser zu einem Spieler und seiner Spielweise passt. Hilfreich
wirken seine Hinweise, wie man besser erfasst, was der Gegner will.
Ganz praxisorientiert gibt er Empfehlungen zur Eröffnungswahl und
zur Arbeit mit dem Computer. Bei der Computeranalyse entdeckt man
schon mal, wie man eine Stellung viel einfacher gewinnen konnte statt
unter späterer Mithilfe des Gegners. Holzke verpackt das nicht, wie
es viele Autoren machen, in Aufgaben. Am Brett sagt einem ja auch
niemand: Hallo, hier geht etwas!
Rezension
von Uwe Bekemann im Oktober 2023
Was
ist die „synthetische Methode“, um von der Stellung zum Zug zu
kommen? Was ist anders als beim „analytischen“ Vorgehen, wenn der
Spieler sich ihrer bedient?
Großmeister
Frank Holzke stellt in seinem Buch „Von der Stellung zum Zug“,
Untertitel „Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der
„synthetischen“ Methode, die Zugfindung nach der ‚synthetischen‘
Methode“ vor. Das Werk ist 2023 im Joachim Beyer Verlag erschienen.
Zunächst
einmal geht es thematisch darum, einen guten Zug zu machen, immer und
immer wieder in jeder sich neu ergebenden Stellung. Das ist nun noch
nicht etwas bahnbrechend Neues. Und wenn dieses Vorhaben gelingt,
wird man Erfolg haben. Oder wie Holzke einen nicht namentlich
genannten Großmeister zitiert: „Immer wenn ich dran bin, mache ich
einen fürchterlich starken Zug, und das 40 Mal hintereinander. Das
halten die wenigsten aus!“ Für mich, und dies trotz einer
jahrzehntelangen Erfahrung, ist die von Frank Holzke intensiv und
quasi Schritt für Schritt dargestellte „synthetische“ Methode
der Zugfindung Neuland, und vermutlich wird dies auch auf viele
andere erfahrene Schachfreunde zutreffen.
Wie
lassen sich gute Züge klassifizieren? Sie sind daran erkennbar,
dass
sie allein oder mit Folgezügen zum Matt führen,
einen
Materialvorteil einbringen,
eine
günstige Transformation erlauben,
zu
einer günstigen Veränderung der Bauernstellung führen oder
ohne
Transformation eine Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
herbeiführen.
Matt
und Materialgewinn können taktisch oder „technisch“ realisiert
werden. Transformationen können taktisch oder positionell erreicht
werden, z.B. mittels einer „petite combinaison“, Abtausch, Opfer,
Bauernhebel etc. Die Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
ist positionell oder technisch möglich.
Wie
lassen sich gute Züge finden? Mit Schachverständnis und Knowhow.
Und dies bringt der fortgeschrittene Spieler mit und der
fortgeschrittene Spieler in spe erarbeitet es sich noch.
Wenn
der Spieler sein Zugrecht optimal ausnutzt, also einen Zug mit hohem
Wirkungserfolg spielt, lässt sich dies mit einem gedanklichen Wert
von 1 rechnerisch beschreiben. Zugrecht und mit dem Zug erreichter
Erfolg stimmen optimal überein. Es gibt aber auch eine gegenteilige
Situation, in der dem Spieler nur ein gedanklicher Wert von -1
eröffnet ist. In diesem Fall ist das Zugrecht nachteilig, weil der
nächste Zug die Partie verlieren lässt. Dies ist beispielsweise in
einer Zugzwangstellung der Fall, wenn der Spieler beispielsweise in
einem Bauernendspiel die Opposition der Könige aufgeben und dem
Gegner die Bauernumwandlung einräumen muss. Zwischen diesen beiden
Werten ergibt sich eine Spannbreite, die als Hilfsmittel zur
Bewertung zur Verfügung steht.
Holzke
hat seine Arbeit in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, „Richtig
spielen“, enthält sieben Kapitel und zwei Anhänge. Da diese einen
Rückschluss auch auf die Systematik des Buches wie die „synthetische
Methode“ erlauben, bilde ich sie nachstehend ab.
Kapitel
1: Spiele gute Züge
Kapitel
2: Nutze den Zug
Kapitel
3: Folge dem Plan
Kapitel
4: Beachte den Gegner
Kapitel
5: Berechne die Varianten
Kapitel
6: Finde die Kandidaten
Kapitel
7: Befrage die Stellung
Anhang
1: Schachpsychologie
Anhang
2: Zeiteinteilung
Der
zweite Teil widmet sich dem Thema „Richtig trainieren“. Er
enthält drei Kapitel mit den Schwerpunkten Computereinsatz und
qualifiziertes Erlernen von Eröffnungen.
Die
von Holzke intensiv beschriebene synthetische Methode eröffnet die
Chance auf eine hochinteressante Erweiterung des
Schachverständnisses. Damit der Leser „Von der Stellung zum Zug“
richtig für sich nutzen kann, braucht er bereits ein fundiertes
Schachwissen. Entsprechend richtet sich das Werk an den
„fortgeschrittenen“ Spieler. Dies kann nach meiner Einschätzung
sowohl der Elo-starke Spieler wie auch der mäßig starke sein, der
aufgrund seiner Erfahrung dem Stoff folgen kann, auch wenn er bisher
seine Wissens-PS noch nicht so richtig auf die Kette bringen konnte.
Frank
Holzke ist im beruflichen Leben Jurist. Dies merkt man seiner Sprache
an. Im Buch formuliert er logisch direkt, präzise und ohne milde
Umschreibungen. Mir gefällt dieser ehrliche Stil, auch wenn er
manchmal entlarvend direkt ist. Wenn man als Leser beispielsweise vor
Augen geführt bekommt, dass eine viel gehörte Begründung für eine
bestimmte Zugwahl seitens eines schwächeren Spielers meist nur eine
Ausrede ist und eine gewisse Faulheit kaschieren soll, kann dies
innerlich empören, sollte es aber nicht. Frank Holzke ist von der
Logik des Juristen konditioniert und spricht die Dinge genau so an
und aus.
Fazit:
„Von der Stellung zum Zug“ ist eine echte Bereicherung. Das Werk
stellt die „synthetische“ Methode zur Zugauswahl vor, beschreibt
sie und führt den Leser intensiv in sie ein. Der Leser braucht
Spielstärke und/oder Erfahrung, um umfassend von ihm profitieren zu
können.
Rezension
von Stefan Liebig im September 2023
Im
Vorwort schreibt der niederländische Großmeister Loek van Wely:
„Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens.“ Er selbst spricht da aus Erfahrung und verrät,
jahrelang an der Seite Holzkes in Mannschaftskämpfen angetreten zu
sein, ohne von dessen „synthetischer Methode“, mit der er zu
guten Zügen gelangen will, gewusst zu haben. Offenbar teilt van Wely
diesen Ansatz zwar nicht komplett, bedauert aber, dass sich die
beiden früher nie darüber ausgetauscht haben. Im Buch „Von der
Stellung zum Zug“ gibt Holzke nun einen umfangreichen Einblick in
seine Technik, die er auch als Trainer erfolgreich anwendet.
Holzke
stellt seine synthetische Methode der analytischen entgegen. Sie
basiert in erster Linie auf der für jeden Zug erforderlichen Suche
nach einem guten Zug – wohlgemerkt: nicht um jeden Preis dem besten
Zug. Das klingt selbstverständlich, Holzke erklärt aber
ausführlich, warum es das in der Praxis oftmals nicht ist.
Grundsätzlich unterscheidet er im ersten Teil des Buches die
positionsabhängigen Gangarten „energisch“ und „umsichtig“,
seziert die Begriffe „Tempo“ und „Plan“, fordert zum Beachten
von Gegnern, Varianten und Kandidaten sowie zur Befragung der
Stellung auf. Im Anhang des ersten Teils folgt eine Betrachtung der
Themen Schachpsychologie und Zeiteinteilung, bevor der zweite Teil
„Richtig trainieren“ mit den Kapiteln „Steigere dein Können“,
„Verwende
den Rechner“ und „Lerne Eröffnungen richtig“ das Buch
abschließt.
Erstaunlich
die Konsequenz mit der er immer das Ziel „mattsetzen“ anspricht.
Denn seine Grundthese lautet: Es gibt nur gewonnene, ausgeglichene
und verlorene Stellungen. Eine Stellungsbewertung wie „leichter
Vorteil“ hält er dementsprechend für unsinnig. Vieles weitere
erscheint nicht ganz so revolutionär wie es angekündigt wird,
dennoch ist das Buch als Lehrbuch absolut empfehlenswert. Denn
insbesondere die unzähligen Fragen, die in den sehr übersichtlichen
Kapiteln gestellt werden, dienen natürlich zum einen der Lösung der
gestellten Aufgabe, vor allem aber sind sie wertvolle Hinweise,
welche Fragen man sich während einer Partie immer wieder stellen
sollte.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
Eine
überaus interessante Neuerscheinung aus dem Joachim Beyer Verlag ist
der Titel „Von der Stellung zum Zug“ - Lehrbuch für
fortgeschrittene Spieler nach der 'synthetischen' Methode von GM Dr.
Frank Holzke
Den
Namen Frank Holzke hatte ich zuvor im Zusammenhang mit Schach zwar
schon gehört, aber dennoch habe ich mich bei Wikipedia genauer
informiert. Holzke, Jahrgang 1971, ist Jurist, wurde 1997 IM und 2008
GM. 1988 schlug er bei einem Simultan Garri Kasparow und hat mit dem
oben genannten Titel – jedenfalls soweit ich es erkennen kann –
sein nunmehr erstes Schachbuch geschrieben.
Gleich
im Vorwort erklärt der Autor, was unter der "synthetischen
Methode" zu verstehen ist:
"Dieses
Buch will dazu anleiten, richtig Schach zu spielen. (...) Die
synthetische Methode ist flexibel, indem sie nur einen Rahmen
vorgibt, den der Spieler nach seinen Fähigkeiten und Neigungen
ausfüllen kann."
Das
klingt doch schon einmal sehr vielversprechend! Wobei ich mich an
dieser Stelle (vielleicht ja zu Unrecht) bevormundet fühle und mich
etwas an dem Wort "richtig" reibe, wo meiner Meinung nach
"besser" die glücklichere Wortwahl gewesen wäre.
Ein
Blick in das Inhaltsverzeichnis bestätigt die auf dem Titel doch
recht hoch angesetzten Ambitionen, eben Literatur für
"fortgeschrittene Spieler". In zwei großen Abschnitten
befasst sich GM Holzke mit den Themen "Richtig spielen"
sowie "Richtig trainieren".
Die
Unterkapitel sind dabei unter anderem wie folgt betitelt: Folge dem
Plan – Beachte den Gegner – Berechne die Varianten – Finde die
Kandidaten. Außerdem geht es um Schachpsychologie und
Zeiteinteilung, um den Umgang mit dem Rechner, das richtige Lernen
von Eröffnungen und letztlich das Steigern des eigenen Könnens.
Etwas
zu häufig für meinen Geschmack ist dabei vom "richtigen"
bzw. "falschen" (Lernen, Spielen, Trainieren) die Rede –
mutmaßlich kommt hier neben dem Großmeister auch der Jurist Holzke
zum Vorschein.
Davon
abgesehen, ist die Partienauswahl schlichtweg vortrefflich zu nennen:
Eben weil die Beispiele zum größten Teil seiner eigenen Praxis
entstammen, vermag Holzke dabei auch die besten Einsichten zu
vermitteln. Für mich besonders aufschlussreich waren es Partien wie
Holzke – Vuckovic, in der es dem Autor hervorragend gelingt zu
erklären, warum er von einem schematischen Vorgehen am Damenflügel
abgesehen und sich stattdessen dem Königsflügel zugewandt hat.
Auch
Holzke – Howell als Beispiel zum '5-Stufen-Programm' sowie Holzke –
Pähtz empfand ich als lehrreich und überaus ehrlich, wenn Holzke
freimütig am Ende eingesteht: „Sie (Elisabeth) hatte viel mehr
gesehen (und verstanden) als ich, aber am Ende hat sie verloren!
Manchmal geht es im Schach – wie ja überhaupt im Leben –
ziemlich ungerecht zu.“ (S. 225)
Insbesondere
nach dieser philosophischen Äußerung hatte ich mir zumindest einen
kleinen Einblick in das Thema der Schachpsychologie gewünscht.
Fündig wurde ich dazu jedoch nur im ersten Kapitel, wo GM Holzke
sich zu Fragen des persönlichen Stils bei der Zugwahl äußert und
seinen Lesern tatsächlich rät: „Vergessen Sie einfach den
'Stil'!“ (S. 14).
Dass
er dabei gerade dem menschlichen Faktor (seit Lars Bo Hansen, Alex
Yermolinsky, Wjatscheslaw Eingorn, Karsten Müller und Luis Engel
besonders im Rampenlicht der Schachpsychologie) kaum bis keinerlei
Beachtung schenkt, empfand ich im Folgenden dann doch als
überraschend.
Selbst
im Kapitel 'Beachte den Gegner' reduziert Holzke den Gegner als
wesentlichen Faktor lediglich auf die Vorkommnisse auf dem
Schachbrett. Sind es doch nicht selten Emotionen wie „Hochgefühl,
Angst, Hass, Gleichgültigkeit, Langeweile, Verzweiflung“
(Yermolinsky), die unsere Zugwahl auch während einer Partie
beeinflussen und oft zu Fehlentscheidungen oder Zeitnot führen.
Probleme, die jeder Schachspieler kennt. Probleme, für deren Lösung
sich Leser hilfreiche Empfehlungen von fachkundigen Autoren erhoffen.
Großmeister
Lars Bo Hansen, Initiator des Spielertypen-Modells, widerspricht der
These zur empfohlenen Ignoranz des Stils dabei bekanntlich deutlich
im Kapitel 'The opponents: The role of the human factor in chess"
seines bahnbrechenden Werkes 'Foundations of chess strategy': "The
right choice of plan in a given strategic position should not only be
determined by purely chess reasons. (...) The style and personality
of the combatants should be included in the decision process as well"
(Seite 21 ff.)
Die
Großmeister Karsten Müller und Luis Engel haben das Modell
aufgegriffen und es den deutschsprachigen Schachspielern zugänglich
und verständlich gemacht.
Auch
GM Yermolinsky schrieb bereits 2002 in dem Kapitel 'Wenn Gefühle
regieren': „Ein starker GM erzählte mir einmal, dass wir (...)
während einer Partie in etwa 90 Prozent aller Stellungen zufällig
wissen, berechnen oder auf eine andere Art und Weise herausfinden,
was der beste Zug ist. Das bedeutet, dass man bei einer
durchschnittlichen Partielänge von 50 Zügen fünfmal nicht weiß,
was man spielen soll! Da fängt der interessanteste, aber auch
schwierige Teil an. Er sagte ebenfalls, dass diese Momente für den
Stil und die Persönlichkeit eines Schachspielers sehr
charakteristisch seien.“ (Der Weg zur Verbesserung im Schach, S.
12)
Ebenso
positioniert sich GM Eingorn, der im Kapitel 'Individualität und
Stil' seines lesenswerten Buches 'Entscheidungsfindung am
Schachbrett' schreibt: „Bisher ist es niemandem gelungen, Schach zu
einer Wissenschaft zu machen, oder anders gesagt, eine Methode
aufzuzeigen, wie man mit einem ausreichenden Grad an Exaktheit in
einer beliebigen Stellung den besten Zug finden kann. Sollte dies
wirklich geschehen, wird das Spiel an sich seinen Sinn verlieren.“
(S. 19).
Wer
liegt also richtig? Und ist richtig auch wichtig? Wie so oft denke
ich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, also nicht im
Schwarz-Weiß-Denken, sondern in der Grauzone. Gerade in der
Vielschichtigkeit, der Unterschiedlichkeit liegt doch der Reiz der
verschiedenen Spielstile und Vorlieben!
Vor
allem jedoch bestärken solch unterschiedliche Denkweisen die
Notwendigkeit ihrer Vertiefung und Diskussion und bekräftigen einen
in der Erkenntnis, dass man wahrhaftig jeden kritisch hinterfragen
sollte, der einem seine Methode als die richtige
empfiehlt!
Mein
einziger kleiner persönlicher Kritikpunkt: Bei Partien, deren
Besprechung um den 20. Zug herum beginnt, hätte ich mir gewünscht,
dass die Anfangszüge der Partie mitgeliefert werden. Max Euwe hat
das in seinem Buch 'Das Mittelspiel' so gehandhabt, andere Autoren
tun es ebenso. Vielleicht verspreche ich mir davon, eine
interessante Eröffnungsvariante kennenzulernen, die ich selbst
einmal ausprobieren möchte, vielleicht bin ich auch einfach zu
bequem, um die Stellung aufzubauen, und würde lieber spielerisch zur
Ausgangsstellung gelangen.
Fazit:
In jedem Fall ein sehr interessantes Lehrbuch für fortgeschrittene
Spieler, das zum Reflektieren anregt! Hier gibt ein Großmeister
tiefe und ehrliche Einblicke in seinen Denk- und Zugauswahlprozess
sowie wertvolle Hilfestellungen für das nächste Turnier bzw. das
Training!
Schach gespielt wird nicht nur in Wirklichkeit, es wird auch in
erfundenen Geschichten gespielt. Literarische Schachpartien gibt es seit vielen
Jahrhunderten. Sie haben deutliche Spuren in der europäischen Literatur
hinterlassen. Im Mittelpunkt des Bandes stehen fünf literarische Texte,
sogenannte Schach-Poeme, die von Schachpartien handeln. Sie werden hier erstmals
ausführlich vorgestellt und in ihrem Zusammenhang von einem professionellen
Literaturwissenschaftler erklärt. Das Besondere an der Darstellung ist Matthias
Aumüllers Versuch, wissenschaftlich seriöse Forschungsergebnisse auf eine auch
Nicht-Philologen ansprechende, unterhaltsame Art und Weise zu präsentieren. Wie
von selbst erhalten die Leserinnen und Leser dabei einen Einblick in die
Mechanismen der europäischen Literaturgeschichte, die sich über die Jahrhunderte
nie isoliert in einem Land, sondern immer im Austausch der verschiedenen
Literaturen entwickelt hat.
Altkatalanisch, Neulateinisch, Polnisch, Italienisch, Englisch – das
sind die Sprachen, in denen die Schach-Poeme verfasst sind. Ihnen gemeinsam ist,
dass jeweils eine Schachpartie ihr Hauptthema ist. Sie unterscheiden sich
allerdings darin, dass jeweils andere Spielerinnen und Spieler beteiligt sind.
Und da die Poeme in unterschiedlichen Epochen und Kulturen entstanden, gibt es
weitere Unterschiede und Eigenheiten, deren Bedeutung in fünf Kapiteln ermittelt
wird.
Ihnen vorangestellt ist ein ausführliches Kapitel über die große
Verbreitung von Schach-Motiven in der mittelalterlichen Literatur, an deren Ende
die Erfindung der literarischen Schachpartie in einem alt-/mittelfranzösischen
Versepos steht.
Matthias Aumüller wurde mit einer Dissertation über die Literaturtheorie
des russländisch-ukrainischen Philologen Aleksandr Potebnja (1835-1891) an der
Universität Hamburg promoviert. Danach habilitierte er sich an der Universität
Wuppertal mit einer Arbeit zur Romanliteratur der DDR. Zuletzt erschien eine
Abhandlung zum unzuverlässigen Erzählen in der deutschsprachigen
Nachkriegsliteratur. Gegenwärtig ist er als SNF-Senior Researcher an der
Universität Fribourg (CH) beschäftigt. Ab 2024 wird er als Projektleiter der
Deutschen Forschungsgesellschaft an der Universität Halle-Wittenberg tätig
sein.
266 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Martin Malinowski im Mai 2025
Berücksichtigt
man nur den Titel des Buches und erwartet eine umfassende Behandlung
literarischer Werke, die das Thema “Schach” beinhalten, wird man
vielleicht enttäuscht sein, denn Aumüllers Zeithorizont endet schon
in der Frühen Neuzeit. Aktuellere und wahrscheinlich bekanntere
Literatur wie z. B. Stefan Zweigs ‘Schachnovelle’ oder Walter
Trevis ‘Das Damengambit’ (wobei Letzterer Amerikaner ist) finden
keine Erwähnung. Dennoch lohnt sich ein Blick in dieses durchaus
spannende und kurzweilig geschriebene Werk.
Worum
geht es? Im Wesentlichen werden fünf Schach-Poeme behandelt:
-
‘Scachs d’ Amor’ von Fenollar, de Castellvi und Vinyoles (ca.
1470)
-
‘Scacchia ludus’ von Marco Antonio bekannt als Vida (1527)
-
‘Szachy’ von Jan Kochanowsky (ca. 1564)
-
‘L’ Adone’ von Gaimbattista Marino (1623)
-
‘Caissa’ von William Jones (1763/1772)
Allen
gemeinsam ist, dass eine Partie Schach beschrieben wird, die
allerdings Auswirkungen auf das Leben, genauer gesagt die Liebe
zwischen zwei Wesen, mal Mensch, mal Gott, mal Mythische haben.
Bevor
Aumüller seine Analysen beginnt, blickt er zunächst zurück in die
Vergangenheit zu den Ursprüngen und der Geschichte des Schachs.
Entstanden in Indien verbreitete es sich in Richtung Westen und hatte
eine erste Blüte in Persien (man erinnere sich: der Persischer
Herrscher, der Schah, muss lediglich um ein “c” ergänzt werden,
um dem Spiel seinen Namen zu geben). Das erste Zeugnis des Schachs in
Europa findet Aumüller in Einsiedeln in der Schweiz. Es handelt sich
um ein Fragment, das als Einband eines anderen Buches “recycelt”
wurde. Die Fundstelle (ein christliches Kloster) bietet Aumüller
Gelegenheit, sich um das uneindeutige Verhältnis zwischen den
Spielern (den Mönchen) und der Haltung der Kirche dazu Gedanken zu
machen. Der nach seinem Autor benannte Cassolis-Komplex wird höchst
spannend ausgebreitet, indem die damalige Gesellschaft allegorisch
mit den verschiedenen Schachfiguren in Zusammenhang gebracht wird.
Weitere mittelalterliche Fundstellen (z. B. ‘Les échecs amoureux’)
führen dann schon in Richtung der danach ausführlich behandelten
Poeme, da hier bereits die Allegorie zwischen Schach und Liebe
auftaucht.
Mit
diesem Blick in die mittelalterliche Vergangenheit des Schachs wird
eine weitere Erkenntnis offenbar: Die Regeln, nach denen Schach
gespielt wird, haben sich im Laufe der Zeit, zumindest was die Macht
der ‘Dame’ angeht, gewaltig geändert.
Im
ersten ausführlich vorgestellten Poem, dem Katalanischen ‘Scach
d’amor’, gelten bereits die Regeln, wie wir sie heute noch
kennen. Die Gegner sind hier Mars und Venus, und der antike Mythos
des Ehebruchs von Mars und Venus wird anhand einer Schachpartie
symbolisiert (d. h. das ‘Matt’ am Ende steht für den
Geschlechtsakt). Aumüller analysiert sehr intensiv die Syntax und
Numerologie des Poems und schließt auf eine mögliche Intention: Die
Vermittlung zwischen Vergnügen (dem Spiel) und christlichem
Lebenswandel.
Das
zweite Poem von Vida entstand in der Renaissance in Italien, daher
verwundert es nicht, dass die Szene an der griechischen Mythologie
angelehnt ist: auf einer göttlichen Hochzeit spielen Apoll und
Merkur eine Partie Schach. Dabei spielen die Emotionen mit und beide
versuchen, mit etlichen Tricks zu ihren Gunsten zu intervenieren (das
Tricksen ist also schon früh thematisiert worden, was manchen
Vereinsspieler beruhigen wird). Merkur gewinnt letztlich und bringt
das Schach nach Italien.
Das
nächste Poem, ‘Szachy’ des Polen Jan Kochanowsky, enthält die
Darstellung einer Schachpartie, die eine direkte Wirkung auf das
Liebesleben zweier Menschen haben soll: Es spielt am Hofe des
Dänenkönigs; dessen Tochter Anna soll vermählt werden. Die beiden
Bewerber sind bereit, sich zu duellieren, doch um das zu verhindern,
schlägt der König eine Schachpartie für die Entscheidungsfindung
vor. Es sieht also so aus, als wenn die Tochter selbst kein
Mitspracherecht hat. Während der Partie entsteht nach und nach ein
materielles Übergewicht des Führers der weißen Steine und es droht
Matt im nächsten Zug. Schwarz möchte dies nicht eingestehen und
grübelt und grübelt und bittet um eine Vertagung auf den nächsten
Tag. Das Brett bleibt also im Raum stehen, und Anna schaut sich des
Nachts die Stellung an und dreht den Turm (der als Elefant
dargestellt ist) um, so dass er in Richtung des rettenden Feldes
zielt. Schwarz kommt am nächsten Morgen ohne viel Hoffnung zurück
ans Brett, erkennt aber die Veränderung und die Kombination, die zum
zwingenden Matt von Weiß führt. So bekommt die Königstochter doch
noch Einfluss auf die Wahl ihres Angetrauten.
Das
nächste Gedicht führt uns ins Barock Italiens. Giambattista Marino
(der dafür bekannt ist, den barocken Manierismus noch zu überbieten
– daher auch die Stilrichtung Marinismus), lehnt sich eng an Vidas
Schachgedicht an, ergänzt dies jedoch um zahlreiche Facetten, die
Aumüller nur andeutet: Man hat den Eindruck, dass selbst dem
Historiker diese Fülle zu viel ist. Das Schachspiel selbst, das im
Poem vorkommt, hat dann auch ein paar Eigenheiten, die
Interpretationsspielraum lassen. Es soll zunächst im Rahmen der
‘Beziehung’ zwischen Adonis und Venus der Ablenkung dienen, da
Adonis jedoch das Schachspiel nicht beherrscht, spielt zunächst
Merkur gegen Venus und erläutert Adonis die Regeln. Dann, mitten im
Spiel, übernimmt Adonis, kommt aber bald in Bedrängnis und droht zu
verlieren. Was tut ein ehrgeiziger Spieler in solchen Fällen? Er
betrügt; in diesem Fall mit Hilfe einer Nymphe, und plötzlich sind
zwei bereits geschlagene Figuren wieder auf dem Brett. Venus erkennt
natürlich den Betrug und fegt in ihrem Ärger alle Figuren vom
Brett, bestraft die Nymphe, indem sie ihr mit dem Schachbrett den
Schädel spaltet. Dass die Nymphe aus Mitleid zur Schildkröte
verwandelt wird und durch Aufspannen von Saiten darauf zur Leier, ist
ein Beispiel, wie Marino die Geschichte ausschmückt, ganz im Sinne
des Barock.
Das
letzte Poem schließlich ist vielen Schachvereinen namengebend:
‘Caissa’ von William Jones. Es entstand 1763 in England (da war
der Autor erst 17) und ist Bestandteil einer größeren Sammlung von
Gedichten. Das Poem spielt wiederum in der antiken Mythologie und
handelt von Mars, der das Herz der schönen Baumnymphe Caissa erobern
möchte. Dazu erfindet er ein Spiel, bei dem eben nicht Glück
entscheidet, sondern der Verstand. Als Faun bringt er das Spiel zu
Caissa, und diese ist begeistert, so dass Mars sich traut, ihr in
seiner wahren Gestalt gegenüberzutreten, das Happy End ist nah. Die
anschließende Schachpartie wird dann aber nicht von Caissa/Mars
gespielt, sondern von den Nymphen Delia und Sirena und ist von den
Zügen nur angedeutet; man kann noch erkennen, dass es sich um ein
Königsgambit handelt muss. Anders als im ‘Adonis’ spielen
Betrügereien hier keine Rolle und die Schönheit des Spiels steht im
Vordergrund. Dass es Weiß ist, die gewinnt, wird auch als Beleg
gedeutet, dass es bei Schach um Reinheit, Schönheit etc. geht, und
dass dies das Entscheidende für Caissa ist.
Neben
den auch für den Schachlaien amüsant nachzuvollziehenden
Schachpartien (zu der von Kochanowsky gibt es sogar ein
Stellungsdiagramm) enthält der Text interessante Informationen zur
literaturgeschichtlichen Bedeutung der jeweiligen Dichtung sowie eine
umfangreiche Beschreibung der biographischen Hintergründe der
Autoren. So beleuchtet Aumüller z. B. die Figur des Autors William
Jones, um nachvollziehbar zu machen, wie er in so jungen Jahren zu
solch litera- rischen Leistungen fähig war. Außerdem wird der
literaturgeschichtliche Kontext (insbesondere Barock, Klassizismus)
erläutert, um die Werke einordnen zu können. So lernt der Leser
quasi nebenbei viele literaturwissenschaftliche Details kennen und
verstehen. Dabei ist die Sprache Aumüllers durchaus nicht abgehoben;
im Gegenteil, er verwendet eine lebendige Sprache, geht immer wieder
in den Dialog mit dem Leser und sorgt damit für ein Lesevergnügen,
dass ich bei einem (zumindest zeitlich) so fernliegenden Stoff nicht
erwartet hätte.
Bleibt
nur zu hoffen, dass der Autor sein Versprechen, “diesen Wandlungen
(damit sind die des Schachmotivs gemeint) noch auf die Spur zu
kommen” wahrmacht.
Wenn du eine Schachpartie spielst, schickst du deine Figuren sozusagen
auf ein gedankliches Schlachtfeld – und zwar selbstverständlich mit dem
Ziel, den Kampf zu gewinnen. Dabei leuchtet es ein, dass deine
Siegchancen umso größer sind, je besser du mit den Eigenschaften jeder
einzelnen Figur vertraut bist.In diesem Buch nehmen dich die von
Schach begeisterten Kinder Mara, Jona, Judit, Paul und Garri auf eine
Reise zur „fantastischen Schachfamilie" mit, wobei man wohl darauf
wetten kann, dass du von ihrer Begeisterung für das ‚Spiel der Könige'
angesteckt wirst!Dabei stellen sich Bauer, Springer, Läufer, Turm,
Dame und König der Reihe nach vor und verraten dir ihre Stärken und
Schwächen in jeder Spielphase (Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel). So
wirst du lernen, sie in deinen Partien von Beginn an bestens
einzusetzen, und kannst außerdem deinen taktischen Scharfblick deutlich
verbessern. Auch geben die Figuren dir gezielte und sehr nützliche Tipps
und bieten dir die Möglichkeit, zu jedem Thema passende und lehrreiche
Aufgaben zu lösen. So kannst du dir auf unterhaltsame Art Wissen und
Können aneignen, das aus dir in nicht allzu ferner Zukunft bestimmt
einen starken Schachspieler bzw. eine starke Schachspielerin machen
wird.Und sollten Eltern oder Großeltern Spaß daran haben, gemeinsam
mit ihren Kindern bzw. Enkelkindern Schach zu lernen, dann ist das Buch
auch für diesen Zweck bestens geeignet. Darüber hinaus bietet es
Schachvereinen ein ideales Lehrmittel für den Nachwuchs und auch Schulen
können auf die eine oder andere Weise davon profitieren.
264 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
„Zu
Gast bei der fantastischen Schachfamilie“ ist ein Schachlehrbuch
für Kinder, das von Tahar Rouissi geschrieben wurde. Auf
spielerische und fantasievolle Weise führt Rouissi junge Leser in
die Welt des Schachspiels ein. Dabei ist der Stil des Buches leicht
zugänglich, sodass es sowohl für Kinder als auch für Eltern oder
Lehrkräfte, die Schach in den Unterricht integrieren möchten,
ansprechend ist.
Rouissi stellt die Schachfiguren als
Persönlichkeiten vor – als Mitglieder einer „fantastischen
Schachfamilie“ mit ganz eigenen Charakteren, Stärken und
Schwächen. So werden Kinder durch die Geschichten eingeladen, die
Figuren kennenzulernen und sich ihre Eigenheiten besser zu merken.
Die Art und Weise, wie die Figuren präsentiert werden, ist lebendig
und originell. Jedes Familienmitglied hat besondere Eigenschaften und
kann bestimmte Aufgaben auf dem Schachbrett ausführen, was den
Kindern ein intuitives Verständnis der Figuren ermöglicht. Der
König etwa ist der ruhige Herrscher, der langsam zieht, während die
Dame als mächtige, weitreichende Figur dargestellt wird. Auch die
Bewegungsmuster werden mit zahlreichen Diagrammen anschaulich
erklärt, sodass das Erlernen der Figurenzüge wie ein Abenteuer
wirkt.
Ein weiterer Pluspunkt sind die sorgfältig ausgewählten
Aufgaben zur Vertiefung. Rouissi gestaltet sie lehrreich und
abwechslungsreich, sodass Kinder nicht nur passiv lernen, sondern das
Gelernte auch aktiv anwenden und ausprobieren können. Diese Übungen
bauen aufeinander auf und steigern sich in der Schwierigkeit, was dem
Lernprozess eine klare Struktur gibt. Durch die passenden Aufgaben
werden die Kinder dazu motiviert, ihre Kenntnisse zu festigen und in
der Praxis anzuwenden.
„Zu Gast bei der fantastischen
Schachfamilie“ von Tahar Rouissi ist ein gelungenes Lehrbuch für
junge Schach-Einsteiger. Mit viel Fantasie und didaktischem Geschick
gelingt es Rouissi, Kindern die Grundlagen des Schachs nahe zu
bringen. Die Kombination aus Geschichten, Charakterdarstellungen der
Figuren und passenden Übungen sorgt für ein unterhaltsames und
lehrreiches Erlebnis. Es ist ein Buch, das Lust aufs Schachspiel
weckt und Kindern einen spielerischen, aber fundierten Einstieg in
die Welt des Schachs ermöglicht.
In diesem umfangreichen Werk über taktische Endspiele – mit den
Schwerpunktthemen aktiver König, Mattangriff, Freibauer und Zugzwang –
betrachten die Autoren anhand von 100 beispielhaften Stellungen (je 20
zu jedem Thema) etliche typische Szenarien und nehmen dabei allerlei
Faustregeln unter die Lupe, wobei sie es allerdings nicht versäumen,
auch auf die mitunter fast noch wichtigeren Ausnahmen hinzuweisen.Fast
alle Beispiele stammen aus aktuellen Turnieren, woraus zu schließen
ist, dass die behandelten Themen – im klaren Unterschied zu solchen in
der Eröffnungsphase – nicht etwa einem Zeitgeist unterliegen, sondern
dass sie beständig und häufig vorkommen und quasi zum ‚täglichen Brot'
jedes Schachspielers gehören. Da es entsprechend wichtig ist, sich damit
vertraut zu machen, um am Brett dafür gerüstet zu sein, erhalten die
Leser im Anschluss die Gelegenheit, ihr bereits vorhandenes sowie ihr
neu hinzugekommenes Wissen und Können an 50 Übungsbeispielen auf die
Probe zu stellen.Darüber hinaus werden zu Übungszwecken auch 100
durchweg faszinierende Studien geboten, wobei Wert darauf gelegt wurde,
dass es sich um praxisnahe Stellungen handelt, die durchaus auch einer
gespielten Partie entnommen sein könnten und deren Lösungen klar
nachvollziehbar sind.An sämtliche Übungsaufgaben kann man entweder
unter turniernahen Bedingungen herangehen, oder man kann das Buch als
reines Lehrbuch ansehen und sich ohne übermäßige Anstrengung direkt mit
den Lösungen beschäftigen, denn selbst bei diesem Herangehen ist
sichergestellt, dass bereits vorhandenes Wissen um viele typische
Endspielmotive bereichert wird. Wie auch immer können die Leser sicher
sein, dass der Zauber aus dem Reich der Endspiele auch sie in seinen
Bann ziehen wird und dass sie die Faszination der letzten Partiephase
genießen werden.
200 Seiten, kartoniert,
Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Januar 2025
„Taktische
Endspiele“ von Karsten Müller und Jerzy Konikowski, 2024 im
Joachim Beyer Verlag erschienen, richtet sich an den Leser, der
bereits über ordentliche Vorkenntnisse zur Theorie des Endspiels im
Schach verfügt. Es geht in dem Werk um die Problematik, die sich in
einer Endspielstellung anbietenden taktischen Möglichkeiten zu einem
vorteilhaften Ergebnis zu nutzen. Die dabei in Betracht kommenden
Endspielmotive wie beispielsweise Nutzung der Kraft des Königs oder
der Optionen in der Bauernführung bzw. Zugzwang u.w. sollten dem
Leser bestenfalls bereits bekannt sein.
Im
ersten von drei Teilen, in die das Werk gegliedert ist, stellen die
Autoren anhand von 100 Beispielen aus der Praxis Stellungen vor, in
denen der Spieler die Möglichkeit zu einem taktischen Vorgehen
genutzt oder aber auch ausgelassen hat. Dabei erläutern sie
einerseits grundlegend und andererseits ausführlich, so dass der
Leser seine Vorkenntnisse abrufen und dann die korrekte
Stellungsbehandlung gut nachvollziehen und verinnerlichen kann.
Soweit ein Akteur in der Praxis danebengegriffen hat, lassen sie den
Leser auch daran lernen, indem sie die Folgen erläutern und die
gebotene Spielführung aufzeigen.
Wer
diese Beispiele online am Bildschirm durchgehen möchte, kann hierzu
eine im Werk angebotene Hilfestellung nutzen. Jedes Beispiel hier wie
auch in späteren Teilen des Buches wird um einen QR-Code ergänzt,
den der Leser mit beispielsweise seinem Tablet einscannen kann. Er
wird dann zu ChessBase und exakt dem aktuellen Beispiel geführt.
Ohne weitere Kosten kann er dann mit der virtuellen Version arbeiten.
Im
zweiten Teil des Buches warten 50 Übungen auf den Leser. Diesen
könnte er sich grundsätzlich auch dann widmen, wenn er den ersten
Teil ausgelassen hätte. Ob dies für ihn ratsam ist, kann er
natürlich jeweils nur selbst beantworten.
Ein
Diagramm zeigt die Ausgangsstellung auf; ergänzend wird die am Zug
befindliche Seite angegeben.
Die
Autoren nutzen eine, wie ich finde, pfiffige Form der
Aufgabenstellung. Sie wählen eine Art Multiple-Choice-Methode, bei
der sie mindestens zwei, zumeist drei Aussagen zur jeweiligen
Stellungssituation treffen. Natürlich ist nur eine davon richtig,
und diese zu finden und die Entscheidung zu begründen ist die
Aufgabe des Lesers. Dieser muss sich somit gerichtet um den Kern
einer Problematik kümmern und diese aus nicht nur einer Warte
beleuchten.
Die
Lösungen auf diese Aufgaben finden sich unmittelbar im Anschluss.
Die korrekte Aussage zur Ausgangsstellung wird aufgegriffen und die
damit verbundene Lösung ausführlich besprochen.
Der
dritte Teil des Buches nutzt 100 Studien zur Endspieltaktik. Diese
künstlich geschaffenen Stellungen sind allerdings praxisnah
ausgewählt, so dass sie durchaus auch in realen Partien entstanden
sein könnten. Diese Studien sind allerdings besonders gut geeignet,
um bestimmte Motive der Endspieltaktik hervorzuheben.
Auch
hier bekommt der Leser zunächst 100 Aufgaben gestellt, die über ein
Diagramm definiert werden. Am Zug ist immer Weiß. Als weitere
Information erhält er lediglich die Angabe zur Stellungsbewertung,
deren Bestätigung er dann herausarbeiten soll.
Die
Lösungen auf diese Studien-Aufgaben konzentrieren sich auf
Varianten. Zusammen mit der Aufgabe selbst können sie auch eine
besondere Ästhetik des Endspiels verkörpern.
Fazit:
„Taktische Endspiele“ ist ein sehr gelungenes Werk in erster
Linie für den Spieler, der bereits über Kenntnisse zur Theorie der
Endspielführung verfügt. Es ist sehr praxisorientiert und
verspricht neben einer kurzweiligen Unterhaltung auch eine klare
Stärkung der Endspielfähigkeiten des Lesers.
Das
Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma
Schachversand Ullrich (www.schachversand-ullrich.de) zur Verfügung
gestellt.
Rezension von Jörg Palitzsch im November
2024
In dem 200
Seiten starken Buch „Taktische Endspiele“ behandeln die Autoren
Großmeister Dr. Karsten Müller und FIDE-Meister Jerzy Konikowski
eindrucksvoll die komplexe und faszinierende Welt der Endspiele, die
im Schach oft den entscheidenden Unterschied zwischen Sieg und
Niederlage ausmachen. Dieses Buch richtet sich dabei nicht nur an
fortgeschrittene Spieler, die ihre Endspieltechniken verfeinern
wollen, sondern auch an ambitionierte Amateure, die ein tiefes
Verständnis für Schachendspiele entwickeln möchten.
Ein Thema
sind unter anderem den Freibauern gewidmet, die als eines der
wichtigsten taktischen Elemente im Endspiel gelten. Ein Freibauer,
der die gegnerische Stellung durchbricht und zur Umwandlung strebt,
kann oft nicht nur materiellen Gewinn, sondern auch den Sieg bringen.
Die Autoren erklären mit vielen anschaulichen Beispielen, wie ein
Freibauer optimal vorangetrieben wird, wann er durch die
Unterstützung der Figuren besonders stark ist und wie man ihn gegen
eine blockierende Verteidigung durchsetzt.
Besonders hilfreich
sind die detaillierten Analysen aus aktuellen Turnieren, in denen ein
Freibauer das Spiel entscheidet. Anhand von Beispielen wird die
richtige Strategie gezeigt, um einen Freibauern erfolgreich
durchzubringen und den gegnerischen König in Bedrängnis zu bringen.
Hierbei werden auch verschiedene technische und taktische Motive
behandelt, die in vielen Endspielstellungen auftreten, wie etwa der
Einsatz der Königsaktivität und die Blockade von Freibauern durch
den Gegner.
Ein weiteres Thema ist unter anderem der
Zugzwang, eine Situation, in der der Spieler am Zug gezwungen
ist, seine Stellung zu verschlechtern. Es zählt zu den
faszinierendsten Ideen im Schach und ist vor allem in Endspielen von
großer Bedeutung. Beleuchtet werden Zugzwangsituationen sowohl in
einfachen als auch in komplexen Endspielstellungen. Erklärt wird,
wie und wann Zugzwang angewendet werden kann, um den Gegner in eine
ausweglose Lage zu bringen.
Themen wie die Rolle des Königs,
Mattangriff und Mattmotive, sowie verschiedene Taktikmotive runden
das Tableau ab.
Das Buch macht deutlich, dass das Verständnis
des Zugzwangs elementar ist, um in schwierigen Endspielen präzise zu
spielen. Zugzwangsituationen werden ausführlich analysiert, um die
Logik hinter jedem Zug und jedem Zugzwangsmotiv nachvollziehbar zu
machen. Besonders hilfreich sind Diagramme und Erläuterungen, die
Schritt für Schritt den Übergang in eine Zugzwangposition zeigen.
Hinzu kommen QR-Codes zu den Diagrammen, die ein Nachspielen auf dem
Handy ermöglichen. Anhand von 50 Übungsbeispielen kann man das
eigene Wissen und Können auf die Probe stellen.
„Taktische
Endspiele“ ist eine wertvolle Ressource für jeden Schachspieler,
der seine Fähigkeiten im Endspiel verbessern möchte. Die klaren
Erklärungen, die durchdachten Beispiele und die systematische
Herangehensweise der Autoren machen dieses Buch zu einem
ausgezeichneten Lehrmittel. Die einzelnen Abschnitte bieten dem
Leser tiefe Einblicke und wertvolle Anleitungen, die nicht nur
theoretisch sind, sondern auch in der Praxis leicht angewendet werden
können. Zusammengefasst ist das Buch eine unverzichtbare Lektüre
für alle, die im Endspiel mehr Durchblick und strategisches
Verständnis gewinnen wollen. Durch den Einsatz von Beispielen und
praktischen Übungen gelingt es den Autoren, die Leser für die
Komplexität und auch die Schönheit des Endspiels zu begeistern und
ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um selbst in entscheidenden
Partien die Oberhand zu behalten.
Rezension von
Stefan Liebig im November 2024
Fragt
man Trainer, worauf Lernende sich konzentrieren sollten, hört man
zwei Antworten: Taktik und Endspiele. In diesem umfassenden Werk über
taktische Endspiele widmen sich die Autoren beiden zentralen Themen.
Sie blicken auf folgende Aspekte des Schach-Endspiels: aktiver König,
Mattangriff, Freibauer und Zugzwang. Anhand von 100 exemplarischen
Stellungen – je 20 für jedes der vier Themen – analysieren sie
typische Szenarien und beleuchten wichtige Faustregeln.
Dabei
weisen sie jedoch stets auch auf die entscheidenden Ausnahmen hin,
die oft genauso wichtig sind wie die Regeln selbst.
Die
Beispiele stammen überwiegend aus aktuellen Turnieren, was darauf
hindeutet, dass diese Endspielthemen zeitlos und unverändert
relevant sind. Im Gegensatz zu vielen Eröffnungsvarianten, die je
nach Trend oder Mode schwanken können, gehören die hier behandelten
Konzepte zu den grundlegenden Werkzeugen eines jeden Schachspielers.
Sie treten immer wieder auf und sind daher essenziell, um auf dem
Schachbrett sicher zu agieren. Die Leser bekommen die Gelegenheit,
ihr vorhandenes Wissen durch 50 Übungsaufgaben zu testen und zu
vertiefen.
Ein
weiteres Highlight des Werkes sind die 100 Studien, die es dem Leser
ermöglichen, seine Fähigkeiten zu trainieren. Die Studien sind
praxisnah und stammen oft aus realen Partien, was die Lösungen
besonders nachvollziehbar macht. Die Studien sind so gewählt, dass
sie sowohl als anspruchsvolle Übung als auch als anschauliche
Lehrmittel dienen.
Das
Buch lässt sich flexibel nutzen: Entweder man arbeitet die Aufgaben
unter nahezu turnierähnlichen Bedingungen durch oder nähert sich
den Lösungen direkt, um den eigenen Kenntnisstand zu erweitern. Auch
ohne tiefgehende Auseinandersetzung mit jeder einzelnen Übung wird
der Leser viele wertvolle Endspielmotive kennenlernen und in seine
Schachpraxis integrieren können.
Egal,
wie man sich dem Material nähert, eines ist sicher: Dieses Werk wird
die Faszination für die letzten Züge einer Schachpartie wecken und
den Leser auf eine spannende Entdeckungsreise durch die Welt der
Endspiele führen.
Rezension
von Andreas Wittek
im November 2024
In
dem umfassenden Schachlehrwerk von Karsten Müller und Jerzy
Konikowski mit dem Titel „Taktische Endspiele" wird von den
beiden Autoren das Thema „Endspiele" unter dem Aspekt der
„Taktik" genauer untersucht.
Der
erste Teil des Schachbuchs mit der Überschrift „Taktische
Hauptmotive im Endspiel" wird aus den fünf folgenden Kapiteln
gebildet:
Kapitel
1: Die Rolle des Königs
Kapitel 2: Macht der Bauern
Kapitel
3: Zugzwang
Kapitel 4: Mattangriff und Mattmotive
Kapitel
5: Verschiedene Taktikmotive
Zu
jedem einzelnen speziellen aufgeführten Thema werden jeweils zwanzig
beispielhafte Stellungen genauer betrachtet, aus denen sich
zahlreiche typische Szenarien herauskristallisieren lassen.
In
dem zweiten Teil des Schachlehrwerks mit dem Titel „Übung macht
den Meister" bekomme ich als Leser / Leserin die Gelegenheit,
aufgrund meines bisherigen Wissens und den neu hinzugewonnenen
Erkenntnissen aus dem ersten Teil des Buchs, mein schachliches
Verständnis nun zu überprüfen.
Für
einen Schachanfänger / Für eine Schachanfängerin kann sich die
eine oder andere Lösungsfindung auf den ersten Blick durchaus als
etwas knifflig gestalten.
In
dem dritten Teil des Lehrbuchs werden einhundert spannungsreiche
Schachkompositionen gezeigt, weil „die meisten taktischen
Endspielideen am deutlichsten und lehrreichsten in dieser
schachlichen Kunstform hervortreten". (Seite 6, Müller /
Konikowski)
Gut
gefallen hat mir persönlich insbesondere die Einleitung dieses
dritten Kapitels auf Seite 144 mit einer sehr berühmten
Schachkomposition von Richard Réti (1889 – 1929) aus dem Jahr
1921, welche mit dem „Réti-Manöver" ein wichtiges
Schachmotiv beispielhaft veranschaulicht: Ein weißer König nähert
sich durch das Ziehen entlang einer Diagonale zwei Zielen
gleichzeitig und erzwingt auf diese Weise das Erreichen von einem der
beiden Ziele, entweder den eigenen weißen Bauern zu unterstützen
oder den gegnerischen schwarzen Bauern abzufangen. Dieses
„Réti-Manöver" beruht auf der Eigenheit der
Schachbrettgeometrie, dass der „Weg eines Königs über eine
Diagonale" genauso lange dauert wie über eine Gerade.
Für
mich als Lernender / Lernende liegt der besondere Wert des
Schachbuchs darin, daß die beiden Autoren darauf geachtet haben,
möglichst praxisnahe Stellungen zu behandeln, welche in der Tat
ebenso einer gespielten Partie entnommen sein könnten und deren
Lösungen, bei genauerer Betrachtung, klar nachvollziehbar werden.
Wer
bereit ist, dieses Schachbuch konzentriert durchzuarbeiten, wird
meines Erachtens sicher einen Gewinn daraus erzielen, das heißt,
sein schachliches Endspielkönnen deutlich verbessern.
Es
empfiehlt sich daher, die gestellten Aufgaben sowie die präsentierten
Schachkompositionen mithilfe eines Schachbretts und den dazu
benötigten Figuren + Steinen sorgfältig zu studieren.
Ein
besonderer Service vom Joachim Beyer Verlag und von ChessBase ist die
Verwendung von QR-Codes in dem Schachbuch, welche eine Verknüpfung
eines jeweiligen einzelnen speziellen Schachdiagramms zur Verfügung
stellt. Das ist sicher, für viele Menschen, ein richtiger Mehrwert
bei der schachlichen Analyse!
In 20 Antworten auf d2-d4 entfaltet sich das Schachspiel als Schauplatz
faszinierender Kurzgeschichten – mal dramatisch, mal heiter, mal mörderisch, mal
schicksalhaft, mal tiefgründig. Figuren werden zu Charakteren mit einem eigenen
Willen, Spieler geraten in ungewöhnliche Situationen. Sie leiden unter
Zeitdruck, bis sie daran zerbrechen, geraten aus Geldgier auf die schiefe Bahn
und verstecken Kokain in Schachfiguren. Unschuldige Menschen werden in den Bann
eines zwielichtigen Schachspielers gezogen, der nach einer Verlustpartie etwas
über die Zukunft seines Gegners sagen kann.
Selbst das Spielbrett birgt Geheimnisse. Entwickelt man dafür eine große
Sammelleidenschaft, kann es ungeahnte Ausmaße annehmen, ein Schachbrett kann
aber auch zum Mordinstrument werden. Erzählt wird vom Schach-Duell auf einem
Schiff an der norwegischen Küste, bei dem ein Großmeister eine kleine Betrügerei
aufdeckt, und auch über das Leben eines Schachgroßmeisters, dessen größter
Gegner seine eigene Vergangenheit ist.
Man lernt in 20 Antworten auf d2-d4 einen ungewöhnlichen Raben kennen, der
bei Turnieren zu Siegen verhilft, während ein Sekundant in Kroatien einen
schändlichen Verrat begeht. Der Autor nimmt einen mit auf eine Reise nach
Dresden in die ehemalige DDR zu einem Turnier Anfang der 1970er Jahre. Und
schließlich lädt der Tod zu einer Partie ein, in der das Schachbrett zu einem
trostlosen Schlachtfeld wird, das jede Illusion und jeden Glanz verloren
hat.
Die Geschichten ziehen mit ihren ungewöhnlichen Illustrationen die Leser in
spannende und ungewöhnliche Partien.
Ein Buch für Schachliebhaber und Erzählliebhaber gleichermaßen.
100 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im April 2025
Ein
Buch mit dem Titel "20 Antworten auf d2-d4" lässt an eine
Partiensammlung denken oder ein kurzgehaltenes Werk mit
Eröffnungserwiderungen auf den weißen Damenbauernzug, aber was Jörg
Palitzsch hier präsentiert, ist eine seltene Perle auf dem
Büchermarkt. Aus eigener Feder erzählt der Autor zwanzig
Kurzgeschichten rund um die Kultur und den Alltag des Schachspiels,
Erzählungen, die eine breite Palette abdecken, seien es dramatische
Ereignisse oder Heiteres aus dem Leben, mal schicksalhaft verdunkelt,
tiefgründig, unheimlich. Auf jeden Fall werden Charaktere
vorgestellt, deren Ambitionen beispielsweise von Geldgier angetastet
oder von kriminellen Machenschaften durchdrungen sind.
Palitzsch
versteht es, den Leser in einen abspenstigen Bann zu ziehen, die
Pointen sind nicht voraussehbar und doch streifen sie am Rand
Alltäglichkeiten unseres Lebens. Schach wird eben nicht nur auf dem
Brett gespielt. Was den Menschen auch immer antreibt an Motiven, im
Schach einen Sinn, ein Geheimnis oder die Quelle unerschöpflicher
Freuden zu vermuten, hier wird es ausgebreitet.
Kurzgeschichten
zum Schach sind rar und dann oftmals allzu spezifisch. Natürlich hat
das Königliche Spiel auch eine mystische Seite, die sich den Augen
der Alltagswelt zu verbergen weiß. "Ein Spieler muss das
Ungreifbare und das Unerkenntliche erfassen" (S. 12), heißt es
in der Erzählung "Vor dem Kampf", und in "Die Toten
von Schacham" bietet ein Reisender durch die Zeit den Siegern
einer Partie gegen ihn Einblicke in ihre Zukunft. Ob dieser
Aufdeckungen gerät der ganze Ort in Hass und Hader. Misstrauen wird
geweckt und Rache nimmt ihren Lauf.
Düster
geht es auch in "Die Kontrolle verloren" zu. Ein
geheimnisumwittertes Schachbrett, wie aus der dunkelsten Hölle
entsandt, bringt Unheil über seinen Besitzer. Mit jeder gegnerischen
Figur, die er schlägt, stirbt ein naher Verwandter, ein Freund, ein
Bekannter. Und das Verhängnis macht auch vor ihm nicht halt. Ferner
ist von einem magischen Schachladen die Rede und von Metamorphosen,
die ein Leben zu verändern wissen.
"Drei
Siege und sechs Remis" nimmt einen auf eine Zeitreise mit in das
Jahr 1970 nach Dresden. Dinge von unerklärlichem Reiz und einer
unbändigen Angst begleiten den Leser in "Der Unbekannte",
und so manche Sammlerleidenschaft verkehrt sich in etwas
Fluchartiges. "Ein kluger Rabe" entpuppt sich als Ratgeber
von unermesslicher Weisheit. Und natürlich, als letzte Zugabe und
Wink an die Wahrheit, enthüllt das "Spiel mit dem Tod" die
tiefe Erkenntnis eines alten Menschen, der um des Schachspiels willen
alles verloren hatte an Liebe, Familie und Glück und in der alles
besiegelnden Partie mit dem Tod Frieden mit sich schließt.
Der
Autor hat mit dieser Kurzgeschichtensammlung Bemerkenswertes
geleistet. Schach ist mehr als das Ausführen von Zügen auf dem
Brett, es greift ins Leben jedes Schachfreundes ein. Wir ahnen die
Grenzen kaum, auf die wir in diesem Spiel stoßen, noch weniger die
Konsequenzen, die mit dieser Leidenschaft einhergehen, nur dass wir
als Reisende durch die Geheimnisse der 64feldrigen Welt der Bauern
und Offiziere immer auch auf etwas Fremdartiges treffen und mit
Schreck und Schaudern erkennen, dass wir ein Teil davon sind.
Über Magnus Carlsen gibt es schon so viel Literatur. Warum hat der Autor
dem noch ein weiteres Buch hinzugefügt? – Weil er den Gedanken hochinteressant
fand, das strategische Spiel eines Genies durch die Brille des sogenannten
'Modells der vier Spielertypen' zu betrachten. Und im Ergebnis ist es ihm
tatsächlich gelungen, sowohl die herausragenden Stärken als auch die
Universalität des 16. Weltmeisters deutlich herauszuarbeiten.
Aber selbst wenn sich der Leser nicht unbedingt für diesen Ansatz
interessiert, kann er das Buch ebenso gut als äußerst nützliches 'Lehrbuch der
Strategie' ansehen, so instruktiv sind die Partien von Magnus Carlsen. Denn
seinem Stil gemäß beherrscht er viele strategisch unverzichtbare und effektive
Methoden (beispielsweise aktive Prophylaxe, strategisches Druckspiel usw.) wie
kein Zweiter.
Zur Vertiefung hat der Autor zahlreiche anschauliche und aussagekräftige
Faustregeln zu den verschiedenen Themen formuliert. Dabei versäumt er allerdings
nicht den Hinweis, dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel
auswendig zu kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist,
seine Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es
sich um einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt. Und da Magnus
Carlsens Fähigkeiten auch in dieser Beziehung als absolut genial bezeichnet
werden können, versteht es sich von selbst, dass jeder Leser, der sich etwas
eingehender mit Carlsen-Partien beschäftigt, sehr viel über die Feinheiten des
Schachspiels von einem der besten Spieler aller Zeiten lernen kann.
Jedes Kapitel wird mit themenbezogenen Aufgaben abgerundet. Und praktische
QR-Codes erleichtern das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein
Brett zur Hand ist.
156 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
Magnus
Carlsen - Die Schach-DNA eines Genies
Das
neue Buch aus der Feder von Karsten Müller hat den mittlerweile
Ex-Weltmeister Magnus Carlsen und einmal mehr die Besonderheiten
seiner praktischen Spielweise zum Thema.
Dabei
ist dem Autor selbstverständlich klar, dass es über Carlsen eine
Fülle an Literatur gibt. So fragt der Hamburger Großmeister im
Vorwort selbst, welchen Mehrwert ein weiteres Buch über Carlsen für
den interessierten Schachliebhaber haben sollte.
Wer
sich gern mit Schachliteratur beschäftigt, dem wird nicht entgangen
sein, dass sich Karsten Müller in einigen seiner jüngsten Titel
schon mehrfach mit dem Modell der vier „Spielertypen" nach
Großmeister Lars Bo Hansen befasst hat. Man kann zweifelsfrei und
ohne jede Übertreibung behaupten, dass Müller dabei die
maßgeblichen Inhalte und Resümees des dänischen Autors nicht nur
in den Details intensiviert und präzisiert hat, sondern dass es ihm
somit gelungen ist, das gesamte Spielertypen-Modell auf ein neues
Level zu heben. Und genau das ist ja etwas, was auch Carlsen mit dem
Schachspiel an sich getan hat.
Müller
gelingt es im vorliegenden Werk auf vorbildliche Weise, die
praktische Spielweise Carlsens unter dem Aspekt des
Spielertypen-Models genauer zu betrachten. Dabei ist es keinesfalls
einfach, die Stärken eines so universellen Spielers wie Carlsen
besonders herauszuarbeiten.
Spezielle
Kapitel befassen sich mit dem Spiel gegen Schwächen, der Ausnutzung
eines Raumvorteils, dem Spiel mit dem Läuferpaar, dem richtigen
Abtausch, Prophylaxe usw. Es fiel mir schwer, aus der Fülle von
instruktiven Beispielen einige gesondert hervorzuheben, dennoch
möchte ich es versuchen. Besonders wuchtig fand ich Carlsens Partien
gegen Ivan Sokolov (Wijk aan Zee 2013), Peter Leko (Nanjing 2009) und
Levon Aronian (Saint Louis 2017), die Müller allesamt
nachvollziehbar gut kommentiert.
Wie
auch in seinen vorangegangen Büchern sieht GM Müller sich dabei
nicht nur in der Position des Lehrers, der seine Leser unterhält.
Nein, der Schüler wird wiederholt anhand von Aufgaben dazu animiert,
sich selbst aktiv einzubringen und sich die Lösungen selbst zu
erarbeiten, was selbstverständlich den Lerneffekt ungleich erhöht.
Damit
der Leser die Inhalte des Buches auch auf Reisen oder anderweitig
„unterwegs“ genießen kann, werden QR-Codes bei jedem Diagramm
verwendet, die bei Müllers Büchern längst zum Standard gehören.
Fazit:
Die Beispiele sind hochgradig instruktiv und auf den Punkt gebracht.
Nach dem Studium dieses Buches versteht man die „Schach-DNA"
Carlsens insbesondere unter dem Aspekt des Spielertypen-Modells noch
besser!
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
gibt unzählige Bücher über Magnus Carlsen und noch viel mehr, in
denen seine Partien analysiert werden. Kein Lehrbuch, keine Sammlung,
in der der Schachweltmeister (von 2013 bis 2023) und aktueller
Weltmeister im Schnell- und Blitzschach nicht vertreten wäre. Somit
stellt sich die Frage, warum der Autor, Großmeister Dr. Karsten
Müller, der bereits zahlreiche Schachbücher geschrieben hat, nun
noch ein weiteres Buch über Carlsen vorlegt. Müller gibt die
Antwort selbst. Weil er das Spiel des Weltmeisters unter dem „Modell
der vier Spielertypen“ betrachtet. Dieses Modell geht auf den
Wirtschaftsfachmann und dänischen Großmeister Lars Bo Hansen
zurück, der unter dem Oberbegriff „Human Resources“ die
menschliche Typologie auf Schachspieler übertragen und sie in
Gruppen eingeteilt hat. Autor Müller räumt zwar ein, dass dieses
„Schubladendenken“ Gefahren mit sich bringt, denn das Ziel sollte
immer sein, am Brett so universell wie möglich zu sein.
So
sind die vier Spielertypen – die einem in Schachbüchern immer
wieder begegnen – der Aktivspieler, zu denen sich der Autor selbst
zählt, die Theoretiker, wie Hansen, die Reflektoren, wie Magnus
Carlsen, und schließlich die Pragmatiker wie der neue
Schachweltmeister Ding Liren. Karsten Müller zählt unter anderem
die Stärken und Schwächen, als auch die Risikobereitschaft und
typische Eröffnungen auf, was dem Leser bereits einen großen
Einblick in die Spieltechniken bekannter Schachmeister gibt. Der
Autor bezeichnet sein Werk selbst als ein „Lehrbuch der Strategie“.
Über anschauliche Beispiele zu den verschiedenen Themen wie etwa der
Nutzung offener Linien, Vorteile im Raum und mit dem Material,
Abtausch, Verteidigung und Endspiel, gelingt es auch festzustellen,
zu welchem Spielertyp man selbst neigt – einer der großen Vorteile
des Buches. Wenn man dies auch noch quasi über den Weltmeister
Carlsen vermittelt bekommt, ist dies ein echter Gewinn. Wie sollte es
anders sein, ist auch das vorliegende Buch nicht nur Leselektüre.
Karsten Müller hat themenbezogene Aufgaben eingestreut, die einen
stärken können, aber auch die Genialität von Magnus Carlsen vor
Augen führen. Inklusive der Möglichkeit, die Partien über einen
QR-Code nachzuspielen.
Ein umfangreiches Werk über die zauberhafte Welt der Endspiele.
100 interessante und lehrreiche Beispiele zu wichtigen Themenbereichen im
Endspiel werden gründlich analysiert und ausführlich kommentiert. Speziell
solche, in denen viele nützliche Faustregeln sowie die nicht selten noch
wichtigeren Ausnahmen davon erläutert und veranschaulicht werden.
Im Abschnitt 'Übung macht den Meister' erhält der Leser die Möglichkeit,
seine bereits vorher gegebenen Kenntnisse sowie das im ersten Teil Hinzugelernte
sogleich anhand von 100 Übungsaufgaben zu überprüfen.
Sodann werden 100 durchweg faszinierende Studien geboten, wobei Wert darauf
gelegt wurde, dass es sich um praxisnahe Stellungen handelt, die durchaus auch
einer gespielten Partie entnommen sein könnten und deren Lösungen klar
nachvollziehbar sind.
An die gebotenen Übungsaufgaben kann man entweder unter turnier- nahen
Bedingungen herangehen, oder man kann das Buch als reines Lehrbuch ansehen und
sich direkt mit den Lösungen beschäftigen, denn selbst bei diesem Herangehen
kann man sein bereits vorhandenes Wissen um viele typische Endspielmotive
bereichern.
Als Leser können Sie sicher sein, dass der Zauber aus dem Reich der
Endspiele auch Sie in seinen Bann ziehen wird und dass Sie die Faszination der
letzten Partiephase genießen werden. 340 Seiten, kartoniert,
Joachim Beyer Verlag
Rezension
von von Christian Hoethe im Juli 2023
Das
neue Buch "Endspielzauber" aus der Feder von Großmeister
Karsten Müller und Fide-Meister Jerzy Konikowski beinhaltet eine
Vielzahl an ebenso lehrreichen wie spannenden Beispiele aus der
wunderbaren Welt der Schachendspiele. Beispiele, die allesamt der
Meisterpraxis entnommen sind!
Besonderen
Wert hat das Autoren-Duo dabei auf Praxisnähe bei der Auswahl des
Materials gelegt, was
mir
zugegebenermaßen besonders gut gefällt. Nicht vieles hat früher
abschreckender auf mich gewirkt als ein Schachbuch mit einer Unmenge
an Studien, die mit der turnierschachlichen Realität so gar nichts
zu tun hatten. Dies ist hier zum Glück nicht im Entferntesten der
Fall!
Das
Buch ist aus dem Beyer-Verlag ist wie gewohnt von guter
Druckqualität, ordentlich gegliedert und enthält eine Vielzahl
typischer Endspielthemen, die sich zugleich hervorragend als
Trainings- und Anschauungsmaterial eignen. Hier sogleich ein
thematischer Ausschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis:
Der
aktive König
Mattangriff
im Endspiel
Pattrettung
Theoretische
Bauernendspiele
Zugzwang
Durchbruch
Königsangriff
Verteidigung
Theoretische
Turmendspiele
Freibauer
Mehrere
Freibauern
Dauerschach
Bodycheck
Abwicklung
Festung
Lehrreiche
Endspiele
Verpasste
Remischancen
Taktische
Tricks
Verschiedenes
Ein
"Übung macht den Meister" betiteltes Kapitel gibt dem
Leser die Möglichkeit, die im ersten Abschnitt erworbenen
Fähigkeiten und Erkenntnisse praktisch anzuwenden. Ich persönlich
mag es, solche Beispiele gern gegen eine Engine auszuspielen, weil
diese auch Wege ausprobiert, die nicht notwendigerweise im Buch
erwähnt sind. Ich bilde mir dann gern ein, dass ich an der Höhe der
Hürde wachse, die mir die Engine auferlegt. Auf jeden Fall vertieft
man sein Verständnis derartiger Beispiele auf diese Weise ganz gut,
finde ich.
Ich
muss gestehen: in diesem neuen Buch hat mir insbesondere die Auswahl
an praxisnahen Studien durch GM Müller und FM Konikowski zugesagt!
Ich kann ohne schlechtes Gewissen zugeben, dass die meisten dieser
Studien absolutes Neuland für mich waren. Und viele haben mich
gerade aufgrund ihres hohen Grades an Ästhetik absolut begeistert
und mir zugleich aufgezeigt, wieviel Schönes oder Zauberhaftes es
noch für mich über das Endspiel zu entdecken gibt!
Zwei
Tipps: schauen Sie sich doch gleich einmal auf Seite 249 das Beispiel
23 von Smyslov an oder Beispiel 56 auf Seite 257 von Grzeban oder
oder oder.... ;-)
Ich
wünsche Ihnen von Herzen viel Spaß beim Entdecken des
"Endspielzaubers"!!!
Man verrät nichts Neues mit der Feststellung, dass die meisten Spieler bei
Weitem lieber angreifen, als sich zu verteidigen. Auch ist es nicht
verwunderlich, dass sich verschiedenste Autoren schon seit mehr als einem
Jahrhundert in etlichen Büchern dem populären Thema 'Angriff' gewidmet haben.
In diesem Buch versucht der Autor nunmehr, die stets wiederkehrenden
Mechanismen des Angriffsspiels so kompakt wie möglich darzustellen, indem er
sich auf eine begrenzte Anzahl wichtiger Motive sowie die Beschreibung typischer
Bausteine der Angriffsstrategie beschränkt. Zur Vertiefung werden zahlreiche
anschauliche und aussagekräftige Faustregeln zu den verschiedenen
Themenbereichen formuliert.
Mit Blick auf die Praxis wird dabei allerdings der Hinweis nicht versäumt,
dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel auswendig zu
kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist, seine
Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es sich um
einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt.
Behandelt werden beispielsweise solch unverzichtbare Themen wie:
'Ungleichfarbige Läufer bevorteilen den Angreifer', 'Abtausch von
Angriffspotenzial vermeiden', 'Typische Angriffsstrukturen', 'Angriff auf einem
schwachen Felderkomplex'. Sodann wird in einem eigens einem der größten
Angriffskünstler aller Zeiten gewidmeten Kapitel Michail Tals diesbezügliches
Genie anhand einiger seiner ebenso markanten wie pointierten Zitate dargestellt
– wie beispielsweise „Zentralisiere und opfere!", "Greift der Gegner eine deiner
Figuren an, greife zwei von ihm an!"
Ein Kapitel zum Mattangriff im Endspiel, ein Blick auf einige
eindrucksvolle Angriffssiege des Autors sowie allerlei themenbezogene Aufgaben
zu den einzelnen Kapiteln runden das Ganze ab. Außerdem ermöglichen praktische
QR-Codes das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein Brett zur
Hand ist.
142 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
"Angriff
- Faustregeln für die Praxis"
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf Angriff und
Verteidigung.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung als
Angriffsziel ausgemacht (beispielsweise eine ungedeckte Figur oder
eine Bauernschwäche) – und schon kann der Angriff losgehen! Wobei
der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den gegnerischen
König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter dem Einsatz
von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger aus dem Weg
geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes beraubt, ins
Freie getrieben und dort im Idealfall mattgesetzt. Ja, so wünscht
man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider häufig anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner stellt sich
unverzüglich als unkooperativer Spielverderber heraus, indem er die
solide Caro Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine". Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern mit der Aussicht
auf einen etwaigen Königsangriff, bloß um nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ja nur gutgemeinten Angriffsabsichten
mit beneidenswerter Leichtigkeit abprallen lässt und sich den vollen
Punkt angelt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis" zu Hilfe, wobei es
ihm darum geht sicherzustellen, dass Ihre (und natürlich auch meine)
Angriffe zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen, sondern dass
man konkret anhand bestimmter „Faustregeln" erkennen kann, wie
erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Die
Themen befassen sich dabei mit einem bunten Mix des taktischen
Einmaleins wie beispielsweise: „Alle Figuren in den Angriff
einbeziehen", „Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial",
„Die Öffnung von Angriffsrouten", „Typische Angriffsmotive"
oder „Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen".
Dabei
beschäftigt sich Großmeister Müller in jedem dieser Oberthemen
detailliert mit vielfältigen Unterkapiteln und liefert einprägsame
Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die Praxis jedes
Angreifers.
So
befasst sich das Thema „Typische Angriffsstrukturen" mit
typischen Methoden beim Angriff mit dem Isolani, mit dem schwarzen
Königsflügelangriff im klassischen Königsinder, dem
königsindischen Angriff aus weißer Perspektive und der Frage, wie
man dem Winawer-Franzosen (1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4) Blößen
zufügen kann, die einen anschließenden Angriff unwiderstehlich
machen.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farb- bzw. Felderkomplex, die Aufrechterhaltung des
Angriffspotenzials sowie die Kernkompetenz von Karsten Müller: das
Endspiel. Teilweise überraschende Mattangriffe in der Schlussphase
runden das Werk auf instruktive Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle eingefleischten
Angriffsspieler und solche, die es werden wollen!
Rezension
von Uwe Bekemann im Juli 2023
Eine
Faustregel besagt, dass man die Entfernung eines Gewitters in
Kilometern ermitteln kann, indem man ab dem Blitz die Sekunden bis
zum Donner zählt und diese durch 3 teilt. Bei der Prüfung, wann und
wie man im Schach seine Kräfte wie einen Blitz in die gegnerische
Stellung einschlagen lassen kann, so dass der Gegenüber wie vom
Donner gerührt auf das Brett starrt, hilft diese Faustregel
natürlich nicht. Dafür gibt es aber etliche andere, die der Spieler
kennen und anzuwenden wissen sollte.
In
seinem Buch „Karsten Müller – Angriff“, 2023 als Erstauflage
im Joachim Beyer Verlag erschienen, stellt der deutsche Großmeister
etliche „Faustregeln für die Praxis“ vor. Er zeigt dabei auf,
wann sie helfen und wann nicht, und wie auf sie gestützt der
Angreifer vorgehen kann.
In
10 Kapiteln, die Überschriften wie „Möglichst alle Figuren in den
Angriff einbeziehen“, „Der Angreifer vermeidet den Abtausch von
Angriffspotenzial“ oder auch „Angriff mit ungleichfarbigen
Läufern“ tragen, bereitet er den Stoff auf. In einer zumeist
kurzen, ausnahmsweise auch etwas längeren Einleitung führt Müller
den Leser in das jeweilige Thema ein. Es folgen mehrere
veranschaulichende Beispiele aus der Praxis, entweder als
vollständige Partie oder als Fragment aufgenommen. Dem schließen
sich vom Leser zu lösende Aufgaben zum im Kapitel behandelten Stoff
und die Lösungen dazu an.
Natürlich
kann Müller in einem rund 140 Seiten umfassenden Buch nur auf
ausgewählte Faustregeln und die Situationen, in denen sie eventuell
angewendet werden können, eingehen. Hierauf macht er auch
ausdrücklich zum 4. Kapitel („Typische Angriffsmotive“)
aufmerksam. „Allein die Fülle der gängigsten Angriffsmotive
bietet offenbar genug Material für ein eigenständiges Buch“,
führt er aus.
„Karsten
Müller – Angriff“ richtet sich meines Erachtens vor allem an den
Spieler auf Klubniveau, der schon Knowhow zur Theorie der
Angriffsführung aufgebaut hat. Diesem sind die Regeln und
Empfehlungen zum Angriff im Schach grundsätzlich bekannt. Diese
werden ihm mittels Faustregeln in Erinnerung gerufen, verbunden mit
einer Schärfung des Verständnisses und des Auges für die Situation
in der eigenen Partie. Müller verbindet in den Beispielen die
Theorie mit der Praxis und benutzt dabei Faustregeln als Brücke.
Unterhaltsam geschrieben ist das Werk nebenbei auch.
Die
Beispiele sind zumeist der Meisterpraxis entnommen, aber nicht nur.
Auf Seite 69 beispielsweise findet sich ein Auszug eines Duells von
Spielern mit der Kragenweite 1532 bzw. 1828. Das gelungene Handeln
nach einer geeigneten Faustregel setzt keine meisterliche
Spielfertigkeit voraus.
Müller
hat eine bei Chessbase erschienene eigene DVD als Grundlage für sein
Buch genutzt. Dies hat die Chance eröffnet, das Buch mit der DVD
online zu verbinden. Zu den Beispielen im Buch wird jeweils ein
QR-Code angeboten. Über diesen wird der Leser ins Onlineangebot
geleitet, wenn er ihn mit Smartphone oder Tablet einscannt, wo er den
Stoff bequem am virtuellen Brett behandeln kann.
Fazit:
„Karsten Müller – Angriff“ ist ein empfehlenswertes Buch, das
wichtige Faustregeln zur Angriffsführung aufgreift und zur Anwendung
in der Praxis aufbereitet. Es richtet sich besonders an den
Klubspieler, der sich schon ein gewisses theoretisches Rüstzeug zum
Thema aufgebaut hat.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen, als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf die Themen
'Angriff' und 'Verteidigung'.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung
ausgemacht oder provoziert – und dann angegriffen. Dies kann
beispielsweise eine ungedeckte Figur oder eine Bauernschwäche sein.
Wobei der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den
gegnerischen König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter
dem Einsatz von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger
aus dem Weg geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes
beraubt, ins Freie genötigt und dort im Idealfall matt gesetzt. Ja,
so wünscht man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider allzu oft anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner mutiert innerhalb
von wenigen Minuten zum größten aller Spielverderber, indem er die
solide Caro-Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine“. Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern in der Hoffnung
auf etwaigen Königsangriff, um allerdings nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ganzen schönen Angriffsabsichten mit
beneidenswerter Leichtigkeit zunichtemacht und den vollen Punkt
einsackt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis“ zur Hilfe. Damit die
Angriffe seiner Leser zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen,
sondern sie anhand bestimmter „Faustregeln“ ganz konkret erkennen
können, wie erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Dabei
befassen sich die Themen mit einer bunten Mischung aus dem taktischen
Einmaleins – wie z.B. „Alle Figuren in den Angriff einbeziehen“,
„Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial“, „Die Öffnung
von Angriffsrouten“, „Typische Angriffsmotive“ oder
„Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen“.
Im
Rahmen dieser Oberthemen beschäftigt sich Großmeister Müller in
vielfältigen Unterkapiteln mit allerlei Details, liefert jeweils
einprägsame Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die
Praxis des Angriffsspielers.
So
befasst er sich beispielsweise beim Thema „Typische
Angriffsstrukturen“ mit charakteristischen Methoden beim Angriff in
Isolani-Stellungen, mit dem schwarzen Königsflügelangriff im
klassischen Königsinder, dem königsindischen Angriff aus weißer
Perspektive und der Frage, wie man dem Winawer-Franzosen Schwächen
zufügen kann, die einem anschließenden Angriff nicht mehr
standhalten.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farbkomplex, die Erhaltung des Angriffspotenzials sowie die
Kernkompetenz von Karsten Müller: das Endspiel. So runden häufig
überraschende Mattangriffe im Endspiel das Werk auf instruktive
Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle Angriffsspieler –
und zwar auch für die zukünftigen!
Die Entscheidung fällt nach dem 40. Zug
Nicht immer liegt dem Gewinn eines bedeutenden Titels eine spektakuläre
Angriffspartie zugrunde, sondern manchmal auch ein filigraner Sieg im Endspiel.
Großmeister Matthias Blübaum wurde 2022 Europameister, weil es ihm gelang, auch
aus schwierigen Endspielen das Beste herauszuholen. Außer Intuition und
Nervenstärke sind in der letzten Partiephase auch fundiertes Wissen über
theoretisch bedeutsame Positionen sowie die Kenntnis wichtiger Prinzipien im
Endspiel unverzichtbar.
Dieses Buch enthält viele gehaltvolle Beispiele aus dem Turnier- geschehen
der letzten Jahre, in denen die Akteure verschiedenste praktische
Herausforderungen bewältigten mussten. Der Autor vermittelt den Lesern
lehrreiche Erkenntnisse über das Endspiel, und zwar nicht allein anhand von
gelungenen Gewinnmanövern oder rettenden Verteidigungsideen, sondern auch von
allerlei Fehlversuchen. Schließlich kommt dem Motto „aus Fehlern lernen" ganz
besonders im Schach und bei der Weiterentwicklung der eigenen schachlichen
Fähigkeiten große Bedeutung zu.
Die in diesem Buch gebotenen zahlreichen Beispiele und mehr als 100 Übungs-
und Testaufgaben können auf unterschiedliche Art und Weise für das Training im
Selbststudium oder in einer Lerngruppe genutzt werden. Einerseits ermöglicht die
Struktur der Kapitel die Beschäftigung mit einem bestimmten Materialverhältnis
(z.B. Endspiele mit Bauern, Springern, Läufern, Türmen), andererseits werden
auch die gegebenen strategischen und taktischen Motive deutlich hervorgehoben:
von Abschirmung bis Zugzwang – von Ablenkung bis Zwischenschach. So kann jeder
Leser über das Inhaltsverzeichnis bzw. das Motiv-Register an die ganz
persönliche Trainingsplanung herangehen.
Der Autor, Stefan Gottuk, ist FIDE-Meister und hat 1994 eine
B-Trainer-Lizenz des DSB erworben. Er ist seit mehr als 30 Jahren für den SC
Diogenes Hamburg in der Oberliga bzw. 2. Bundesliga Nord aktiv.
358 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im Januar 2023
In
unzähligen Büchern werden die Grundlagen und das Verständnis des
Endspiels im Schach beleuchtet. Es gibt viele Beispiele, wie man eine
Partei in den letzten Zügen für sich gewinnen kann. Erinnert sei an
Juri Awerbach, der das Endspiel als einen Raum für Phantasie und
Schöpfertum sah. „Solide Endspielkenntnisse sind von enormer
Bedeutung. Wie groß auch ein Vorteil sein mag, der in der Eröffnung
oder im Mittelspiel errungen wird, sehr oft führt der Weg zu seiner
Realisierung über das Endspiel“, heißt es in seinem Buch „Erfolg
im Endspiel“. Dem fügt sich der Untertitel des Buches
„Instruktive Schachendspiele aus der Praxis“ von Stefan Gottuk
nahtlos an
– dort heißt es: „Die Entscheidung fällt nach dem 40. Zug.“
Während
Awerbach die Leser seines Buches mit den Grundlagen der Theorie
verschiedener Endspieltypen bekannt macht, die am häufigsten in der
Praxis anzutreffen sind, geht Autor, FIDE-Meister und Schachtrainer
Gottuk einen Schritt weiter. Er richtet den Blick zwar auch auf
theoretisch bedeutsame Positionen, aber vielmehr auf Beispiele aus
dem Turniergeschehen, also der Spielpraxis. Dementsprechend üppig
fällt die Partiensammlung aus, die in neun Kapitel thematisch
aufgearbeitet werden. Dabei geht es um Endspiele mit Bauern, Läufern
und Springern, um Endspiele Läufer gegen Springer, sowie um
Turmendspiele gegen Leichtfiguren. Nach jedem Unterkapitel gibt es
ein Fazit, in dem die vorangestellte Partei nochmals kurz betrachtet
wird. Dabei vermittelt der Autor nicht nur lehrreiche Erkenntnisse
über gelungene Manöver oder Verteidigungsideen, die zu Siegen
führten, sondern führt auch allerlei Fehlverhalten an. „Aus
Fehlern lernen“ gilt auch im Schach, nur dies kann zu einer
Weiterentwicklung der eigenen Spielstärke führen.
Abgerundet
wird das Buch durch über 100 Übungs- und Testaufgaben, die im
Selbststudium oder in einer Lerngruppe Anwendung finden können. Der
Autor Stefan Gottuk empfiehlt dem Lesenden sein Buch als
„Arbeitsbuch“ zu nutzen und Beispiele am Brett nachzuspielen.
Auch weist er darauf hin, dass es keine Regel ohne Ausnahme gibt.
Unter dem Strich muss man sich, wie bei vielen Schachlehrbüchern,
für die Durcharbeitung Zeit nehmen. Will man seine Kenntnisse im
Endspiel schärfen, ist das Werk „Instruktive Schachendspiele aus
der Praxis“ ein kompetenter Begleiter.
Unsere Bestseller der Reihe "Karsten Müller" im Paket zum Schnäppchenpreis!
Buch 1: Karsten Müller - Schachtaktik
Buch 2: Karsten Müller - Schachstrategie
Buch 3: Karsten Müller - Verteidigung
Buch 4: Karsten Müller - Positionsspiel
Die detaillierten Beschreibungen und einen Blick ins Buch entnehmen Sie bitte den einzelnen Titeln. Danke.
Die
Italienische Eröffnung ist eine der ältesten Eröffnungen der Schachgeschichte,
die bereits im 15ten Jahrhundert erwähnt wurde, aber auch heute noch selbst auf
höchster Ebene ein oft gesehener Gast ist, wie zuletzt beim WM-Kampf 2021
zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi.
Zwar hat der
Herausforderer diese Partie verloren, aber allein die Anwendung der
Italienischen Eröffnung zeigt, dass diese auch auf aller- höchstem Niveau eine
ernstzunehmende Waffe ist.
Die
Italienische Eröffnung wird von vielen Weißspielern gewählt, um eine
gehaltvolle Partie zu bekommen. Die Stellungen sind oft weniger konkret und
taktisch als in anderen Eröffnungen, und da sie auch weniger weit ausanalysiert
sind, bietet das moderne Italienisch eine gute Mischung aus unerforschten
Gebieten und positionellem Verständnis.
Mit diesem
Buch verfolgt der Autor das Ziel, Spielern mittlerer Spielstärke die modernen
Ideen der Italienischen Eröffnung zu veranschaulichen.
Dabei werden
solche Stellungen behandelt, die auf dem „langsamen" Plan von Weiß
beruhen, wenn er also einen ruhigen und von positionellen Ideen geprägten
Ansatz wählt.
Es wird nicht
etwa versucht, dem Leser ein vollständiges Repertoire zu bieten, sondern
vielmehr, ihm die Ideen der entstehenden Mittelspielstellungen zu erläutern.
Das Material
umfasst vor allem die Systeme 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 h6
6.0–0 d6 7.Te1 a6 8.a4 La7 9.Sbd2 0–0 10.h3 und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6
4.d3 Lc5 5.c3 d6 6.0–0 0–0 7.h3 h6 8.Te1 a5, von denen besonders letzteres in
der aktuellen Praxis enorm an Popularität gewonnen hat.
123 Seiten,
kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im September 2022
Das neue Buch
„Italienische Eröffnung für Weiß - Planfindung und strategisches Verständnis“
hinterlässt auf den ersten Blick einen recht indifferenten Eindruck.
Zuerst einmal
erfährt man in der Einleitung leider nichts über den Autor und seinen
schachlichen Werdegang, was immer schade ist.
Ein Vorwort,
das den Autor persönlich greifbarer macht, tut eigentlich jedem Buch gut.
Das
Eingangs-Zitat von Bernd Laubsch zu Italienisch-Strukturen mit d3 ist meiner
Ansicht nach unglücklich verallgemeinernd und umgangssprachlich gewählt.
Welche Struktur
ist schon wirklich leicht zu spielen?
Isolierte
Damenbauern, hängende oder rückständige Bauern sehen auch unscheinbar aus, sind
es aber keinesfalls.
Auch seine
Aussage „Vereinsspieler wissen nicht, was sie tun“ erscheint fragwürdig. – Ich
kenne Vereinsspieler mit IM- oder sogar GM-Titel, die sehr wohl wissen, was sie
tun.
Die Frage,
warum ausgerechnet Bernd Laubsch zitiert wird, bleibt genauso unbeantwortet wie
diejenige, wer das eigentlich ist und warum er sich zu schachlichen Belangen
äußert. Nun, ich selbst habe dreimal gegen FM Laubsch gespielt und daher sagt
mir sein Name natürlich etwas, aber das geht sicher nicht vielen Lesern seines
Zitats so und sollte daher erklärt werden.
Obwohl es im
Klappentext des Buches heißt, es richte sich an Spieler mittlerer Spielstärke,
werden inhaltlich jedoch nur zwei spezifische Italienisch-Varianten
thematisiert, die meiner Erfahrung nach so gut wie nie bei Spielern mittlerer
Spielstärke aufs Brett kommen: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3
h6 6. 0-0 d6 7. Te1 a6 8. a4 La7 9. Sbd2 0-0 10. h3 und 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3.
Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 d6 6. 0-0 0-0 7. h3 h6 8. Te1 a5
Mir stellt sich
die Frage, warum sich der Autor auf die genannten Varianten beschränkt und
nicht lieber ein reines Mittelspielbuch zu Italienisch-Strukturen mit c3 und d3
herausgebracht hat.
Meiner Meinung
nach hätte das durchaus Sinn ergeben.
Letztlich ist
Justus Bargsten ungeachtet der obigen Kritikpunkte tatsächlich ein ziemlich
gutes Mittelspielbuch zu Italienisch gelungen. Die Beschreibung der
unterschiedlichen Pläne ist didaktisch gut gemeistert, die Partiekommentierung
ist wunderbar ausführlich und geizt nicht mit guten Erklärungen und
Zusammenfassungen. Auch wird man nicht etwa von alternativen Varianten
erschlagen.
Am Ende jedes
Kapitels gibt es zudem jeweils ein Fazit, in dem das zuvor Thematisierte
prägnant resümiert wird.
Justus Bargsten
hat recht gut gezeigt, welches Potenzial als Autor in ihm steckt.
Rezension
von Jörg Palitzsch im August 2022
Eine der
ältesten und beliebtesten Eröffnungen, die es im Schach gibt, ist die
„Italienische Eröffnung“, benannt nach dem Herkunftsland des Schachmeisters
Gioachino Greco, dem bedeutendsten Schachspieler und -theoretiker des 17.
Jahrhunderts.
Sie beginnt mit
den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4.
Die Eröffnung
wird von vielen Spielern mit den weißen Figuren gespielt, um im weiteren
Verlauf eine gehaltvolle Partie zu erreichen.
Autor Justus
Bargsten (Jahrgang 2001) richtet sein Buch „Italienische Eröffnung für Weiß“ an
Spieler mit einer DWZ von 1800 bis 2000, er selbst hat ein Rating von über
2100.
Behandelt
werden Stellungen, die auf einem „langsamen“ Plan von Weiß beruhen und sich
nicht an einem der vielen Gambits wie etwa dem Evans-Gambit nach 3… Lc5 4. b4
versuchen.
Gewählt wurden
ein von positionellen Ideen geprägter Ansatz, auch soll nicht versucht werden,
dem Leser ein vollständiges Repertoire an die Hand zu geben. Er soll vielmehr
in die entstehenden Mittelspielstellungen geführt werden.
Dabei ist die
einfache und klare Figurenentwicklung von Italienisch eine gut brauchbare
Eröffnung für Einsteiger.
An diesem Punkt
setzt Justus Bargsten an, er bietet Pläne an, etwa, wenn der schwarze Bauer auf
a6 und der Läufer früh auf e6 gezogen wird. Um das strategische Verständnis zu
schärfen, sind entsprechende Partien und Aufgaben aufgeführt.
Hilfreich ist
immer ein Fazit des Autors, das sich jeder Partie anschließt.
Dabei werden im
Prinzip drei Schwerpunktthemen abgebildet: Das Spiel am Damenflügel, das Spiel
im Zentrum und das Spiel am Königsflügel. Anhand der schwarzen Systeme legt der
Autor fest, unter welchen Bedingungen Weiß sein Spiel in die eine oder andere Richtung
lenken kann. Dies ist ein echter Mehrwert. Nicht nur für Spieler, die die
Italienische Eröffnung bevorzugen, sondern auch für Spieler, die diese
Eröffnung in ihr Repertoire aufnehmen wollen.
Justus Bargsten
hat sich in seinem Buch in ein Eröffnung-Thema vertieft, ohne es zu überladen.
Er zeigt, wie kleine Veränderungen sehr schnell zu Veränderungen eines ganzen
Stellungsbildes führen können und bietet zum Gegensteuern Lösungen an. Und bei
allem zeigt er, dass die Italienische Eröffnung eine ernstzunehmende Waffe ist.
Es bleibt abzuwarten, wie er das nächste Schachthema angeht.
Dieses Buch enthält ein Eröffnungsrepertoire mit 60 Varianten, in
denen sich für den Repertoirespieler Möglichkeiten zu einem raschen
Gewinn ergeben, mindestens aber zu spürbarem Vorteil. Der Fokus des
Repertoires liegt auf den von den Gegnern am häufigsten gespielten
Varianten und dort auf Zügen, die zwar häufig gespielt werden, die aber
trotzdem mehr oder weniger große Fehler sind. Die weitaus meisten dieser
Varianten sind nicht in den gängigen Fallensammlungen enthalten. Schon
das macht den Text zu einem Gewinn für den Leser.
Die erwähnten Fehler werden von stärkeren Spielern mit Elo über
2000 nicht oder kaum gemacht, aber die Datenbanken zeigen, dass sie im
Klubspielerbereich deutlich häufiger vorkommen. Dies hat der Autor in
seiner Turnierpraxis mit über 1000 Turnierpartien in den letzten 20
Jahren bestätigt gefunden. Es zeigt sich, dass geeignete Stellungen eher
in aggressiven Varianten vorkommen. Daher empfiehlt das Repertoire für
Weiß die offenen Eröffnungen 1.e4 mit 35 Varianten. Für den
Schwarzspieler bietet das Repertoire chancenreiche Antworten gegen 1.e4
im Marshall-Gambit 1...d5 2.exd5 Sf6 oder gegen 1.d4 im Winawer-Gambit
1...d5 2.c4 c6 3.Sc3 e5 und in anderen, insgesamt 25 Varianten. In allen
Varianten ergeben sich bei der Widerlegung der Fehler attraktive
Kombinationen, mit denen der Leser auch seine taktischen Fähigkeiten
üben kann.
Der Wert dieses Buches liegt in der vorteilhaften Auswertung von
Partie-Datenbanken mit Hilfe der Schach-Engine Stockfish und in der
geschickten Fokussierung auf die häufigsten gegnerischen Züge. Das so
entstandene Repertoire hat mit 60 Varianten eine überschaubare Größe und
ermöglicht es dem Repertoirespieler dennoch, für ein Maximum an
Eröffnungsstellungen gut vorbereitet zu sein.
172 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Juni 2026
„Wege
zu raschem Gewinn“ von Thomas Mack ist in besonderem Maße ein Werk
eines Praktikers für den Praktiker. Der Autor ist ein sehr
erfahrener Spieler, der sein Eröffnungsrepertoire nun mit dem Leser
teilen möchte. Den angesprochenen Leser sieht er selbst insbesondere
im Klubspieler, den er genau für das Eröffnungsspiel in diesem
Leistungsbereich unterstützen möchte. Sein Konzept bei der
Zusammenstellung des Repertoires und die Ergebnisse seiner
Untersuchungen dabei sprechen den Spieler im höheren Leistungsniveau
weniger an und auch der Fernschachspieler wird weniger Honig aus dem
Werk saugen können als der oben genannte Hauptadressat des Werkes.
Thomas
Mack hat die Partien-Datenbank von Chess Assistant, Stand 2019, mit
rund 6,5 Millionen enthaltenen Partien gezielt auf Züge durchsucht,
die vergleichsweise oft gespielt werden, aber schwächer oder sogar
Fehler sind. Es handelt sich um natürliche Züge, die der Gegner am
Brett also durchaus als sinnvoll ermitteln und dann spielen kann,
nicht um „Patzer“, Fingerfehler oder etwa Eröffnungsfallen. So
folgt die Arbeit des Autors der Idee, den Leser Eröffnungswege
wählen zu lassen, auf denen der Gegner empirisch ermittelt Probleme
hat, gut aussehende, aber unzureichende Züge zu vermeiden. Durch die
geschickte Wahl soll zudem die Palette der möglichen Wege, die eine
Partie in der Eröffnung nehmen kann, stark begrenzt werden, so dass
sich der Leser sehr gezielt und mit einem begrenzten Aufwand
vorbereiten kann.
Auf
der Basis seiner Datenbankanalysen hat Mack unter Einsatz der Engine
Stockfish 60 Eröffnungsvarianten ausgewählt, die er dem Leser
empfiehlt, sowohl für das Spiel mit Weiß (35) als auch mit Schwarz
(25). Für Weiß empfiehlt er 1.e4 und präpariert den Leser für
alle gängigen Antworten, auf die er treffen kann, von Sizilianisch
bis Pirc. Für Schwarz konzentriert er sich auf Skandinavisch, also
1…d5, als Antwort auf das gegnerische 1.e4, und hauptsächlich das
Damengambit gegen 1.d4. Gegen 1.Sf3 und 1.c4 lässt er Schwarz mit
1…d5 und 1…e5 antworten, weitere Anzugsmöglichkeiten fängt er
kurz ab.
Eine
Variantenübersicht am Ende des Buches erlaubt einen Überblick über
die behandelten Eröffnungswege hinweg.
Die
Kommentierung unterscheidet sich tendenziell etwas von typischen
Repertoirebüchern. Mack konzentriert sich auf das aus praktischer
Sicht Wesentliche und will nicht auch selten gespielte Möglichkeiten
ins Detail darstellen. Grundlegende Pläne und Gründe für konkrete
Zugwahlen stellt er dar, ansonsten sind die Kommentare stark
statistisch geprägt, gehen also insbesondere auf die Häufigkeit
bestimmter Alternativen u.ä. sowie auf statistische
Erfolgsaussichten ein.
Das
Werk ist alles andere als variantenlastig.
Fazit:
„Wege zu raschem Gewinn“ ist ein Werk, das man insbesondere dem
Spieler empfehlen kann, der sich im Klubbereich gezielt und mit
begrenztem Aufwand vorbereiten will. Die vom Autor realisierte
Symbiose aus statistischen Daten zum Vorkommen von Varianten und zur
Erfolgsaussicht sowie aus rechnergestützt vorgenommenen
Stellungsanalysen sind ein Alleinstellungsmerkmal des Buches und
sichern einen klaren Praxisbezug.
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
Der
Autor Thomas Mack liefert mit „Wege zu raschem Gewinn“ ein
ambitioniertes Werk, das sich an Schachspieler richtet, die nicht nur
ihre Eröffnungskompetenzen verbessern, sondern auch gezielt auf
schnellen Vorteil oder direkten Sieg ausgerichtete Strategien
verfolgen möchten. Mit Hilfe von Stockfish und Datenbankanalysen hat
der Autor 60 Eröffnungsvarianten ausgewählt, die er als besonders
erfolgversprechend einstuft – sei es durch taktische Fallen,
positionelle Überlegenheit oder überraschende Wendungen.
Das
Buch ist klar in zwei Hauptteile gegliedert: ein Repertoire für Weiß
und eines für Schwarz. Diese Gliederung erleichtert dem Leser den
Zugang zu den relevanten Abschnitten, je nachdem, welche Farben er
spielen möchte.
Der
Weißspielende wird mit einem fokussierten 1.e4-Repertoire
ausgestattet, das insgesamt 35 Varianten umfasst. Mack setzt hierbei
auf offene Spiele, die auf schnelle Initiative und dynamisches Spiel
abzielen. Neben bekannten Eröffnungen werden auch seltenere
Varianten beleuchtet, die häufig unterschätzt werden. Die
präsentierten Ideen sind darauf ausgelegt, Gegner frühzeitig aus
der Theorie zu bringen und taktische Chancen zu eröffnen.
Für
Schwarz hat Mack 25 Varianten vorbereitet, die gezielt auf aktives
Gegenspiel ausgerichtet sind: Gegen 1.e4 wird das Marshall-Gambit
empfohlen, das für seine scharfen und unausgeglichenen Stellungen
bekannt ist. Mack erklärt präzise, wie Schwarz Druck aufbauen und
gleichzeitig dynamische Chancen nutzen kann. Gegen 1.d4 wird das
Winawer-Gambit vorgeschlagen – eine überraschende Wahl, die viele
Gegner unvorbereitet treffen dürfte. Auch hier liegt der Fokus auf
aktivem Gegenspiel und taktischen Möglichkeiten.
Das
Buch richtet sich vor allem an Vereinsspieler und ambitionierte
Amateure, die regelmäßig gegen Gegner antreten, die weniger tief in
den Feinheiten der Theorie stecken. Die Varianten sind so konzipiert,
dass sie nicht nur in Blitz- und Schnellschachpartien, sondern auch
in längeren Formaten ihre Wirkung entfalten können.
Die
Stärken liegen in der Praxisorientierung. Die Varianten wurden nicht
nur auf ihre theoretische Plausibilität, sondern auch auf ihre
praktische Anwendbarkeit hin überprüft. Mack demonstriert, wie
diese Eröffnungen in realen Partien zu raschem Erfolg führen
können. Dank der engen Zusammenarbeit mit der Engine
Stockfish sind die vorgeschlagenen Varianten auf dem neuesten Stand
der Theorie. Das Buch bietet darüber hinaus sowohl aggressive
als auch positionelle Optionen, wodurch Spieler mit unterschiedlichen
Stilpräferenzen angesprochen werden.
Mit 60 Varianten
verlangt das Buch von den Lesern ein erhebliches Maß an
Lernbereitschaft. Für Spieler, die lieber mit wenigen Hauptlinien
arbeiten, könnte dies eine Herausforderung sein. Und da
viele der vorgeschlagenen Varianten auf taktischen Schärfen beruhen,
könnten sie gegen sehr gut vorbereitete Gegner riskant sein.
„Wege
zu raschem Gewinn“ klingt wie eine Verheißung. Das Buch ist bei
allem aber ein herausragendes Eröffnungsbuch, das eine erfrischend
offensive Herangehensweise an das Schachspiel bietet. Es ist ideal
für Spieler, die bereit sind, Risiken einzugehen, um schnelle
Vorteile zu erzielen. Mit 60 detailliert analysierten Varianten
liefert Thomas Mack ein umfassendes und durchdachtes Repertoire, das
sowohl für Weiß- als auch für Schwarzspieler zahlreiche neue
Möglichkeiten eröffnet. Wer sich auf das intensive Studium dieser
Eröffnungen einlässt, wird mit kreativen und effektiven Ideen
belohnt – und möglicherweise mit einer höheren Gewinnquote am
Brett.
Rezension
von Stefan Liebig im Oktober 2024
In
Thomas Macks „Wege zu raschem Gewinn“ erwartet die Leser ein
umfassendes Eröffnungsrepertoire mit beeindruckenden 60 Varianten,
die dem Repertoirespieler eine hervorragende Chance auf rasche
Gewinne oder zumindest spürbare Vorteile bieten. Der Fokus liegt auf
den am häufigsten gespielten Eröffnungen der Gegner und
konzentriert sich dabei auf Züge, die zwar oft gespielt werden,
jedoch mehr oder weniger gravierende Fehler enthalten. Viele dieser
Varianten sind nicht in den üblichen Fallensammlungen
zu finden, was das Buch zu einem wertvollen Gewinn für jeden
Schachenthusiasten macht.
Die
im Buch erwähnten Fehler sind im Allgemeinen von stärkeren Spielern
mit einem Elo über 2000 kaum zu erwarten, jedoch zeigen Datenbanken,
dass sie im Bereich der Klubspieler deutlich häufiger auftreten. Der
Autor hat dies in seiner eigenen beeindruckenden Turnierpraxis mit
über 1 000 Partien in den letzten zwei Jahrzehnten bestätigt. Es
zeigt sich, dass besonders in aggressiven Varianten geeignete
Stellungen häufiger vorkommen. Daher empfiehlt das Repertoire für
Weiß die offenen Eröffnungen mit 1.e4 und 35 abwechslungsreichen
Varianten. Für Schwarz gibt es chancenreiche Antworten gegen 1.e4 im
Marshall-Gambit (1...d5 2.exd5 Sf6) oder gegen 1.d4 im Winawer-Gambit
(1...d5 2.c4 c6 3.Sc3 e5), sowie in anderen, insgesamt 25 Varianten.
In
allen diesen spannenden Abspielen ergeben sich bei der Widerlegung
der Fehler attraktive Kombinationen, die dem Leser helfen, seine
taktischen Fähigkeiten spielerisch zu verbessern. Der wahre Wert
dieses Buches liegt in der Auswertung von Partiedatenbanken mithilfe
der leistungsstarken Engine Stockfish. Durch die geschickte
Fokussierung auf die häufigsten Züge der Gegner wird ein
praktisches Repertoire geschaffen, das mit 60 klar strukturierten
Varianten eine überschaubare Größe hat und dennoch dafür sorgt,
dass der Repertoirespieler bestens vorbereitet in die Partie geht.
Der
Autor wählt einen wirklich interessanten Ansatz und bringt so ein
komplettes Repertoire in einem relativ dünnen Buch unter. Die
übersichtliche Anordnung macht es zudem zu einem praktischen,
schnell einsetzbaren Nachschlagewerk.
Die Verteidigungskunst hat in der Schachliteratur generell weniger Aufmerksamkeit erfahren als das Angriffsspiel.
Die Autoren haben sich in diesem Buch der Verteidigung in besonderer Weise angenommen, indem sie den Leser nicht nur anhand instruktiver Beispiele in die einzelnen Themen einführen, sondern ihn gleichzeitig motivieren, als Löser von ausgewählten Übungen und Denksportauf- gaben an die „Grenzen seiner Komfortzone“ zu gehen. Zu den behandelten Themen gehören:
Prinzipien und Methoden des Verteidigers
Verteidigung gegen einen Königsangriff
Neutralisierung einer Initiative
Rettung des Remis
Passive oder aktive Verteidigung
die Entwicklung von Gegenspiel
aber auch sonst nur stiefmütterlich behandelte Fragen wie die der Verteidigung gegen den Minoritätsangriff. Einem der findigsten und zähesten Verteidiger unter den Weltmeistern, Tigran Petrosjan, ist ein eigenes Kapitel gewidmet, zudem ist die deutsche Ausgabe um ein neues Kapitel mit aktuellen Beispielen und Testaufgaben erweitert worden. Die Übungen richten sich an versierte Vereinsspieler, bei der ernsthaften Beschäftigung mit diesen „Herausforderungen“ winkt als Lohn, die eigenen Fähigkeiten in der Verteidigung erheblich verbessert und gefestigt zu haben. Nur derjenige, der auch die Verteidigung beherrscht und bis zum Partieende nicht aus den Augen verliert, wird letztlich beim Kampf am Brett reüssieren!
Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.
Der internationale Meister Merijn van Delft (1979) lebt in Hamburg und arbeitet als Schachautor und Trainer. Seine Erfahrungen hat er zusammen mit seinem Vater Karel in Developing Chess Talent festgehalten.
262 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im Mai 2017
Verteidigung - Ein Testbuch
Endlich ist das 2010 bei Russel Enterprises, Milford (USA), erschienene Buch „Chess Cafe Puzzle Book 3“ ins Deutsche übersetzt worden. Der Joachim-Beyer-Verlag legte es als Karsten Müller „Verteidigung“ auf.
Dass bei vielen Spielern Defizite bei der Verteidigung zu sehen sind, war für den Autor Dr. Karsten Müller – Großmeister und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – eigentliche Motivation zum Schreiben dieses Werkes. Sollten auch Sie das Gefühl haben, ihre Verteidigungsfähigkeiten verbessern zu müssen, so kommt dieses Buch gerade recht. Der Autor wagt einen breiten Ansatz und geht umfassend auf Verteidigungen ein.
Nach dem einleitenden Kapitel über Prinzipien und Methoden des Verteidigens unterteilt er den zu behandelnden Stoff in die Kapitel „Gegen Königsangriff verteidigen“ (25 Seiten), „Gegen Initiative kämpfen“ (15 Seiten), „Dauerschach“ (3 Seiten), „Patt“ (10 Seiten), „Richtiger Abtausch“ (13 Seiten), „Qualitätsopfer“ (22 Seiten), „Gegen Minoritätsangriff verteidigen“ (9 Seiten) und „Schlechte Endspiele“ (15 Seiten). Dem großartigen Verteidigungskünstler Tigran Petrosjan ist ein separates Kapitel gewidmet.
Durchgängig erläutert der Autor das zu Behandelnde anhand von per Diagramm dargebotenen Stellungen aus Großmeisterpartien und erläutert die Verteidigungsressourcen ausführlich. Jedes Kapitel beschließen umfangreiche Übungsaufgaben, die im Index gründlich gelöst werden. So ist schon bei der Durcharbeitung des Stoffes aktive Mitarbeit angesagt.
Den Erläuterungsteil schließt Kapitel 11 mit 24 Aufgaben als Aufwärmübung für die abschließenden Tests ab. In Kapitel 12 kann der Leser seine Fortschritte auf dem Gebiet der Verteidigung anhand von 16 Tests zu je 8 Testaufgaben bewerten. Fazit: Ein mitarbeitsorientiertes Werk, mit dem der Leser zweifellos seine Fähigkeiten in der Verteidigung entscheidend verbessert.
Rezension"Karsten Müller - Verteidigung" ist eine bemerkenswerte Neuerscheinung aus dem laufenden Jahr 2016, die schon im Untertitel verdeutlicht, was sie will. "Teste und verbessere deine Fähigkeiten in der Verteidigung" ist die Aufforderung an den Leser. Das Werk ist eine Übersetzung des 2010 in englischer Sprache von Russell Enterprises herausgegebenen Buches "Chess Cafe Puzzle Book 3". Die deutsche Ausgabe ist dabei allerdings um das Kapitel 13 erweitert worden, das neue Verteidigungsbeispiele enthält und damit eine Aktualisierung des Stoffes erreicht. Auch wenn der deutsche Spitzenspieler und Experte der Verteidigungskunst im Schach Karsten Müller alleine im Titel vorkommt, handelt es sich doch um eine Koproduktion des Autorenduos Karsten Müller und Merijen van Delft. Es hat aber wohl eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung zwischen beiden gegeben. Während Müller für die ausgewählten Stellungen und Analysen ganz überwiegend den Hut aufhatte, war van Delft, in Hamburg lebender IM, vor allem für das geschriebene Wort zuständig. Sie betonen im Vorwort, dass "Karsten Müller - Verteidigung" dennoch eine echte Gemeinschaftsarbeit ist, weil beide Autoren alle Inhalte Punkt für Punkt durchgegangen sind. Eine der wichtigsten Voraussetzungen des Spielers, sich gut in der Partie zu verteidigen, bezeichnen die Verfasser schon auf den ersten Seiten. Er muss Spaß an der Verteidigung haben, nur dann findet er mit der richtigen Einstellung den richtigen Weg auf dem Brett. Unabhängig davon, ob man "heroisch" eine Verluststellung zu retten hat oder "alltäglich" defensive Techniken einsetzen muss - der Spieler muss die richtige Einstellung verkörpern, um sich am Brett als leistungsstarker Verteidiger beweisen zu können. In der Rangliste der Möglichkeiten, sich zu einem besseren Verteidiger zu entwickeln, sehen die Autoren das Spielen schlechterer Stellungen gegen stärkere Gegner mit der anschließenden Analyse vorne. Dann aber kommt bereits das Erlernen der Verteidigungsstrategien mit anschließenden Lösungsaufgaben und Tests. Und genau hier hakt "Karsten Müller - Verteidigung" ein. Das Werk ist in 13 Kapitel gegliedert. Man könnte auch von deren 14 sprechen, denn es gibt noch einen umfangreichen Lösungsteil im Anschluss, der nicht als Kapitel mitgezählt worden ist. Die Stoffvermittlung beginnt mit grundlegenden Techniken im Kapitel 1, in der Folge spezialisiert sie sich dann in den Kapiteln 2 bis 9. Eine Sonderstellung nimmt das Kapitel 10 ein, in dem die Verteidigungskunst des früheren Weltmeisters Tigran Petrosjan ins Scheinwerferlicht genommen wird. Der Darstellung der Verteidigungstechniken folgen Übungen und Tests. Die Lösungen darauf sind am Ende des Buches zu finden, zwischen ihnen und den Tests ist noch die Erweiterung der deutschen Ausgabe eingeordnet worden, wie schon erwähnt als Kapitel 13. Auf die Kapitelüberschriften reduziert sieht das Inhaltsverzeichnis hinsichtlich der Kernbereiche wie folgt aus: 1. Prinzipien und Methoden des Verteidigens 2. Gegen einen Königsangriff verteidigen 3. Gegen die Initiative kämpfen 4. Dauerschach 5. Patt 6. Der richtige Abtausch 7. Qualitätsopfer 8. Gegen den Minoritätsangriff verteidigen 9. Schlechtere Endspiele verteidigen 10. Der großartige Tigran Petrosjan 11. Einfache Aufgaben 12. Tests 13. Verteidigungsbeispiele. Die einzelnen Theoriekapitel sind identisch aufgebaut. Einer kurzen Einführung in die jeweilige Thematik folgt die Darstellung des zu behandelnden Verteidigungsmanövers anhand von Diagrammen und Partiefragmenten. Zumeist unterteilt sich der Stoff weiter und zwar in mehrere Elemente der Verteidigungstechnik, die dann entsprechend in Unterpunkten behandelt werden. Auch zu diesen findet der Leser regelmäßig wieder eine zumindest kurze Einführung vor, bevor die Autoren dann nach dem beschriebenen Muster fortfahren. Die Art und Weise, wie die Mittel der Verteidigung erörtert werden, halte ich für mustergültig. Die Autoren arbeiten mit kleinen Portionen, erklären und erläutern so gut wie alles, was stattfindet. Sie erreichen bei dem Spieler, der intensiv auf das Werk eingeht, ganz sicher die Entwicklung eines Spaßgefühls im Umgang mit der Verteidigungspflicht, neben der für mich unzweifelhaft eintretenden Verbesserung des Leistungsvermögens. Zu den maßgeblichen Prinzipien des Buches gehört der extensive Einsatz von Aufgaben, die der Leser lösen soll. Sie sind zu den einzelnen Themen innerhalb der Kapitel, als einfache Aufgaben im Kapitel 11 und als Tests im Kapitel 12 zu finden. Die Autoren handeln hierdurch intensiv nach einem Aphorismus von Konfuzius: "Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich." Soweit diese Aufgaben innerhalb der einzelnen Kapitel gestellt werden, tragen sie unmittelbar zum Lernen des aktuell behandelten Stoffes bei. Der Leser konsumiert nicht nur die Ausführungen, sondern hat die daraus gewonnenen Erkenntnisse sogleich anzuwenden, wobei er wie in seiner eigenen Partie Lösungen sucht, verwirft oder anwendet und dabei die Qualität seiner Analysen an Erfolg oder Misserfolg messen kann. Gerade die zuvor schon genannten Tests, die weit vorgerückt im Werk verortet sind und das gesamte Stoffgebiet umfassen, haben es in sich. Der Leser soll sich jeweils eine Stunde lang mit ihnen beschäftigen und möglichst eine Schachuhr dabei einsetzen, um ein Partie-Feeling zu erzeugen. Je nach seinem Lösungserfolg darf er sich Punkte gutschreiben, die schließlich mit ihrer Summe darüber entscheiden, ob er noch einmal von vorne anfangen sollte, den Weltmeister herausfordern bzw. Stufen zwischen diesen beiden Extremen für sich reklamieren darf. Auch dieses Leistungsregister beweist, dass "Karsten Müller - Verteidigung" die Vermittlung von Spaß an der "Arbeit" zu einem Hauptanliegen erklärt hat. Ganz zum Schluss gibt es noch ein Quellenverzeichnis und zwei Fotos von den Autoren. Das Buch hat einen festen Einband, ist gebunden und hält als besonderen Pfiff ein Lesebändchen bereit, so dass man immer weiß, wo es zum nächsten Lernhäppchen weitergeht. Fazit: "Karsten Müller - Verteidigung" ist ein ausgezeichnetes Lehr- und Testbuch zur Verteidigung im Schach. Der Leser, der das Werk konzentriert durcharbeitet und diszipliniert die an ihn gerichteten Aufgaben löst, wird seine Spielstärke zweifellos heben. Der Spieler soll Freude an der Verteidigung zu entwickeln lernen, das Buch hilft ihm dabei.Uwe Bekemann, Oktober 2016, (Fernschachpost BDF und Rochade Europa)
Im Schach strategisch spielen bedeutet, langfristige Ziele zu planen und diese möglichst auch innerhalb einer begrenzten Partiephase zu erreichen. Das strategische Spiel unterscheidet sich damit im Wesen vom Kombinationsspiel, das die Umsetzung kurzfristiger Zielsetzungen mit taktischen Mitteln betreibt. Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Strategie in kleinen Schritten, die meist taktischer Natur sind, zum Erfolg geführt wird. Strategisches und taktisches Vorgehen sind daher eng mit- einander verwoben und nicht scharf voneinander zu trennen. Bekanntlich gilt: Alle guten Züge haben einen strategischen Zweck, und überwiegend weisen sie zugleich taktische Elemente auf.Dies ist der vierte und krönende Schlussband von Karsten Müllers Reihe zu Lehr- und Übungsbüchern, die sich dem Mittel- und Endspiel widmen. Thematisch nahe verwandt mit dem vorhergehenden Band „Positionsspiel“, will dieses Werk weitere Schwerpunkte im Bereich der strategischen Spielführung setzen und wiederum den Leser anleiten, sich anhand zahlreicher Übungs- und Testaufgaben zu verbessern und zu vervollkommnen. Zu den Kernthemen der Autoren gehören Prophylaxe, der richtige Abtausch, Domination, Verwertung eines Vorteils, u.a.. Fraglos richtet sich dieser Trainingskurs an fortgeschrittene Spieler, die bereits auf grundlegende strategische Kenntnisse zurückgreifen können, die aber auch bereit sind, durch eine gewissenhafte Selbstschulung an ihren Fähigkeiten zu arbeiten und diese optimal zu entwickeln. Der so trainierte Spieler wird sicherlich im Prozess der strategischen Entscheidungsfindung am Brett merkliche Fortschritte erkennen lassen und durch die Wahl der jeweils richtigen Strategie seine Erfolgsquote allmählich steigern können.
Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.Alexander Markgraf ist Internationaler Meister (2011) und spielt in der 1. Bundesliga für den SV Werder Bremen, zudem ist er als Schachtrainer aktiv.
284 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im Dezember 2017
In diesem Jahr ist im Joachim-Beyer-Verlag mit Müller/Markgraf „Karsten Müller – Schachstrategie“ – Teste und verbessere deine strategischen Fähigkeiten der vierte und letzte Band aus Karsten Müllers Reihe zu Lehr- und Übungsbüchern erschienen, der sich mit dem Mittel- und Endspiel beschäftigt. Er schließt sich wohltuend an die hohe Qualität der drei Vorgänger an.
Das Werk richtet sich ausschließlich an den fortgeschrittenen Spieler und ist bestens geeignet, die auch auf höherem Spielniveau immer wieder anzutreffenden Lücken auf dem Gebiet der Schachstrategie zu schließen.
Den angebotenen Lernstoff bereiten die Autoren in sechs Kapiteln auf. Aus Sicht der Lerntechnik als sehr vorteilhaft wird empfunden, dass Schachstrategie nicht nur an exzellenten und kompetent besprochenen Beispielen erklärt wird. Genauso nützlich sind die in die einzelnen Kapitel eingebauten 32 Übungen. Diese regen den Leser zu aktiver Teilnahme an und tragen zur Vertiefung des Lernstoffes bei.
In Kapitel 1 gehen die Autoren anhand von 20 Beispielen auf das weite Feld der Prophylaxe ein. Hier wird der Leser lernen, nicht nur über eigene Pläne nachzudenken, sondern denen des Gegners dieselbe Bedeutung beizumessen. Kapitel 2 erläutert das Prinzip der zwei Schwächen und zeigt, wie eine zweite Schwäche erzeugt und ausgenutzt wird. In den Kapiteln 3 bis 6 nehmen sich die Autoren der strategischen Themen „Der richtige Abtausch“ (15 Beispiele), „Domination“ (17 Beispiele), „Nichts überstürzen“ (8 Beispiele) und „Verwertung eines Vorteils“ (15 Beispiele) an.
Das Werk ist nicht nur als Lehrbuch, sondern auch als Testbuch konzipiert. Die Autoren bieten 14 Tests mit je 8 Aufgaben an und raten, diese innerhalb einer Bedenkzeit von jeweils einer Stunde „vom Blatt“ zu lösen. So vorgegangen kann der Leser seine „positionelle Elo-Zahl“ ermitteln.
Fazit: Ein exzellentes Übungs- und Testbuch, dass mit Sicherheit die strategischen Fähigkeiten des Lesers verbessert
Rezension von Jörg Palitzsch im Dezember 2017
Der Niederländer Max Euwe, von 1935 bis 1937 fünfter Schachweltmeister, hatte eine ganz eigene Meinung über Strategie und Taktik: Strategie braucht Denken, Taktik braucht Beobachtung, so seine Erklärung. Im militärischen Sinne ist Taktik die lokale, also begrenzte Planung, während die Strategie das große Ganze im Auge hat und die globale Planung darstellt. Großmeister Dr. Karsten Müller hat sich in einer Buchreihe im Joachim Beyer Verlag neben der Verteidigung und dem Positionsspiel bereits der Schachtaktik gewidmet und nun mit Co-Autor und dem Internationalen Meister Alexander Markgraf ein Test- und Übungsbuch über die Schachstrategie vorgelegt.
In sechs aufschlussreichen Kapiteln zeigt Karsten Müller Wege, wie man die eigenen strategischen Fähigkeiten Zug um Zug verbessern kann. Dem schließt sich ein 110-seitiger Trainingskurs inklusive Lösungen an, der sich an fortgeschrittene Spieler richtet.
Ein Schlüsselbegriff des Buches ist „Prophylaxe“. Müller erklärt damit eine Spielweise für alle Bereiche auf dem Schachbrett, in der sich Vorbeugung und Verhinderung ergänzen. Wenn dieses Konzept sorgfältig angewandt wird, kann die Zahl taktischer Versehen, die am Ende in eine Verlustpartie führen, beachtlich reduziert werden. Für den Schachspieler – und dies bedeutet einen Schritt zur Selbstdisziplinierung – muss dabei nicht nur die Beobachtung der eigenen Spielweise im Mittelpunkt stehen, gleichrangig erfordert die Prophylaxe auch eine gleichrangige Beobachtung des Gegners. Dazu gehört das vollkommene Verständnis für den Stellungstyp und die beidseitigen Pläne. „Zum Beispiel sollte der Besitzer des Läuferpaares sich dessen bewusst sein, dass der gegnerischer Hauptplan in der ,Halbierung' des Paares besteht“, erklärt Müller. Auch bei bestimmten Bauernstrukturen sei es wichtig zu wissen, welche Figuren abgetauscht und welche behalten werden sollten. Etwa zu Verwendung für einen Vorposten, so ein weiteres Beispiel Müllers.
Nun kann man sich in der Theorie vieles vornehmen, was in emotionalen Spielphasen schnell wieder vergessen wird. Schon allein der Gedanke, über den nächsten oder übernächsten Zug des Gegners nachzudenken, wird in der Regel von der Vorstellung der eigene Spielführung überdeckt, wenn nicht gar verdrängt. Karten Müllers Buch „Schachstrategie“ übt eine andere Sichtweise ein und führt vom Weg der bloßen Taktik in ganz unterschiedlichen Spielphasen zu einer umfangreicheren Spielstrategie am Brett.
Vom theoretischen Konzept aus beschreibt der Großmeister zunächst das Prinzip der „zwei Schwächen“. Gemeint sind damit Bauern oder Felder, die, etwa in der Eröffnungsphase, nicht mehr von Bauern verteidigt werden können. Eine Schwäche allein sei in der Regel noch nicht von Belang, als „bedenklich“ stuft der Autor allerdings schon zwei oder gar einen schwachen Farbkomplex ein. Geht man die Lehrbeispiele und die zahlreichen Partiebeispiele durch, wird sehr schnell klar, dass man vor allem in der Verteidigung nicht an allen Fronten präsent sein kann und deshalb die von Müller beschriebene Prophylaxe von Anfang an um so wichtiger ist. Langfristige Manöver könnten nur bewerkstelligt werden, wenn der Gegner kein effektives Gegenspiel hat, so Karsten Müller.
Ein weites Feld nimmt das Kapitel über den richtigen Figurenabtausch ein. Müller stellt dazu Richtlinien auf, die in ihrer Ausführlichkeit dem Schachnovize wie dem Schachmeister dienlich sind. So profitiert beim Abtausch immer eine Seite am Brett mehr als die andere. Im Eifer des Gefechts sollte man darauf achten, dass man natürlich selbst der Profiteur ist. Figuren sollte man nicht automatisch abtauschen. Wenn aber doch abgetauscht wird, sei es wichtig, was danach noch auf dem Brett steht.
Wohin ein Springer getrieben werden kann, wird im Kapitel „Domination“ beschrieben. Die Figur hat, trotz ihrer Wendigkeit auf dem Brett, mitunter doch Probleme, von einem Punkt zum anderen zu kommen. Strategisches Vorgehen bedeutet jedoch, dass man vielmehr bestrebt sein sollte, den Bewegungsspielraum der Figuren des Gegners so einzuengen, bis sie völlig dominiert werden. Der Springer, so der Autor, ist jene Figur, die mit einer guten Strategie am meisten darunter zu leiden hat. In einem weiteren Kapiteln warnt Autor Müller vor überstürztem Handeln, etwas wenn der Gegner keinerlei nennenswertes Gegenspiel mehr aufzuweisen hat. Im letzten Kapitel wird anhand von 15 Partien nicht nur die Verwertung eines Vorteils aufgezeichnet, es fließen auch alle vorherigen Strategien nochmals ein.
Fazit: Das Buch „Schachstrategie“ von Karsten Müller und Alexander Markgraf ist mehr als ein Lehrbuch. Mit einem umfangreichen Testteil kann man die strategischen Lehrstücke der Partien aus den einzelnen Kapiteln vertiefen und sich somit selbst trainieren. Der Erfolg wird sich einstellen. Spätestens dann, wenn man sich vom kleinteiligen Taktiker zu einem Strategen mit Überblick entwickelt hat.
Rezension von Rolf Raschka für EKZ-Bibliothekservice im Juni 2017
Das nach Karsten Müllers "Schachtaktik", "Verteidigung" und "Positionsspiel" vierte Lehr- und Übungsbuch des Großmeisters und renommierten Trainers überzeugt wieder durch eine klare und übersichtliche Aufmachung. Es behandelt anhand von Meisterpartien vorbeugende Maßnahmen gegen gegnerische Pläne, Erzeugen von Schwächen, richtiges Abtauschen und anderes. Jedem Kapitel sind Übungen zugeordnet, und am Schluss folgen Testaufgaben, um die eigene Spielstärke zu bestimmen. Die Lösungen für Aufgaben und Tests werden ausführlich erläutert. Das für ehrgeizige (Vereins-)Spieler gedachte, inhaltlich dem "Positionsspiel" verwandte Buch ist neben den Vorgängern … sehr zu empfehlen!
Mittels QR Codes können Sie bei jedem Diagramm die Stellung direkt in Ihr Smartphone holen und losanalysieren oder spielen je nach Bedarf. Das umständliche und fehlerbehaftete Eingeben per Hand entfällt und Sie können das Erlernte gleich testen und ausprobieren, so dass die analoge und digitale Welt direkt ineinander übergehen. Dies ist das letzte Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem Bremer Schachtrainer und Analytiker FM Claus Dieter Meyer (1946-2020) und GM Dr. Karsten Müller. C.D.Meyer wollte zum Abschluss noch ein Werk über Endspiele bringen. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Matt, Patt, Zugzwang und Turmendspiele. Der Fokus liegt auf Beispielen, in denen Magie mit Lehrreichem verbunden wird, so dass auch viele Faustregeln und fast noch wichtiger Ausnahmen gebracht werden. "Claus Dieter Meyer und Dr. Karsten Müller nehmen den Leser mit auf eine fantastische Reise. Nicht zum Mittelpunkt der Erde und auch zu den Sternen soll es nicht gehen. Das Ziel der Expedition sind magische Momente in Schachendspielen. Begleiten Sie den König von Luis Engel beim Marsch über das halbe Brett. Bewundern Sie die Eleganz eines Magnus Carlsen mit ungleichfarbigen Läufern. Bestaunen Sie den Blackout eines Siliziummonsters gegen einen Artgenossen. C. D. Meyer hat sich in seiner unnachahmlichen Art auf die Suche nach diesen Beispielen begeben. Seit Beginn seiner Trainerlaufbahn trieb ihn die Lust am Entdecken von Pointen, die Freude am Erforschen tiefer Zugfolgen und die Suche nach der Wahrheit in scheinbar aussichtsloser Lage an. In das vorliegende Werk flossen neueste Partien aus seinem Umkreis genauso ein, wie die Partien der Weltmeister. Studien nehmen gleichberechtigt Platz neben ungeschliffenen Diamanten aus der Oberliga. Allen Beispielen gemeinsam ist jedoch der aufblitzende Funke, die originelle Idee, ja manchmal eine Kaskade von glänzenden Manövern. Eingefangen von C. D. Meyer und zu Papier gebracht von Dr. Karsten Müller....Für alle Spieler, Lernenden und Trainer sei das Buch als wertvolle Materialsammlung und als unterhaltsame Lektüre empfohlen." Aus dem Vorwort von Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler
234 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im November 2021
"Magische Endspiele“ von Claus Dieter Meyer und Karsten Müller, 2020 im Joachim Beyer Verlag erschienen, ist unabhängig vom Inhalt ein besonderes Werk, denn bei ihm handelt es sich um die letzte Zusammenarbeit der beiden Autoren. Claus Dieter Meyer, FIDE-Meister, Trainer und Autor, ist 2020 verstorben.
Das Werk ist quasi die Buch gewordene DVD „Magische Schachendspiele“ von ChessBase, aber in einer neuen und um neue Beispiele erweiterten Fassung. Eine interessante und für mich neue Idee in einem Schachbuch ist die Ergänzung jedes abgebildeten Endspiels um einen QR-Code. Scannt man diesen ein, lädt sich automatisch eine elektronische Variante des Endspiels, die man dann sogleich am Bildschirm nachspielen und analysieren kann. Die Dateien liegen auf einem ChessBase-Server. Diese Funktion lässt sich spielend einfach nutzen und erlaubt eine besonders bequeme Arbeit mit „Magische Endspiele“. Auf dem Handy war mir persönlich die Darstellung zwar zu klein, aber mit dem Einsatz eines Tablets war auch dieses Problem gelöst.
Was sind „magische Endspiele“, was also heißt „magisch“ in diesem Zusammenhang? Allgemein steht der Begriff u.a. für geheimnisvolle, zauberische, Faszination ausübende und Anziehungskraft ausstrahlende Dinge. Und genau solche Endspiele werden in diesem Buch behandelt. Sie sind besonders, warten oft mit überraschenden Lösungswegen auf und stellen erhebliche Anforderungen an die Kompetenz des Lesers, wenn er denn zunächst selbst das richtige Vorgehen herausfinden möchte. Jedes Beispiel gibt zunächst die Quelle an, der es entstammt. Zumeist handelt es sich um Stellungen aus dem Turnierschach, überwiegend unter Spitzenspielern ausgetragen. Allerdings gibt es auch eine Computerpartie und mehrere Studien. Von Ausnahmen abgesehen handelt es sich um junge Beispiele.
Nach dem anschließenden und schon erwähnten QR-Code zeigt ein Diagramm die jeweilige Ausgangsstellung, ergänzt um die Angabe der am Zug befindlichen Seite. Wer sich selbst an der Stellung versuchen möchte, sollte den nachfolgenden Text, der sich – in Einzelfällen sehr intensiv – mit den Geheimnissen dieses Endspiels befasst, abdecken.
Das Werk ist in 12 Kapitel unterteilt. Die ersten 9 Kapitel ordnen die Endspiele nach Themen, so u.a. Matt, Patt, Zugzwang, der richtige Abtausch, um die ersten 4 zu nennen. Kapitel 10 enthält einen persönlichen Nachruf von Karsten Müller auf Claus Dieter Meyer, Kapitel 11 insgesamt 16 an den Leser gerichtete Endspielaufgaben und Kapitel 12 die Lösungen darauf.
In erster Linie sehe ich in „Magische Endspiele“ ein Werk, das dem Leser die Schönheit des Schachspiels in der letzten Phase der Partie, das Überraschende im Spiel und teilweise sogar die Unberechenbarkeit seiner Facetten zeigt. Sein Unterhaltungswert ist enorm. Daneben aber erfährt der Leser auch immer wieder Hinweise, die ihn bei der Schulung seiner Endspielfertigkeiten unterstützen. Diese sind regelmäßig nicht dogmatisch dargestellt, wie man es aus reinen Lehrbüchern kennt, sondern eher erzählend. Ein Beispiel aus dem Kapitel 7, „Springer gegen Läufer“, dazu: „Wenn der Springer die Kontrolle hat und ein Powerplay auf der Felderfarbe aufziehen kann, die der Läufer nicht kontrolliert, dann hat er sehr gute Gewinnchancen (…)“.
Etliche praxisorientierte Ratschläge helfen als roter Faden bei der Orientierung im eigenen Endspiel. Auch hierzu ein konkretes Beispiel: „Diese [Anmerkung: gemeint ist die Abwicklung ins Bauernendspiel] sollte stets sehr genau überlegt werden, denn Bauernendspiele haben nur eine sehr geringe Remis-Tendenz.“
„Magische Endspiele“ ist, wie beschrieben, kein Lehrbuch zum Endspiel im klassischen Sinn. Die Charakterisierung als Werk, das dem Leser als Trainingsgrundlage zum angewandten Endspielwissen dienen kann, scheint mir zutreffend zu sein.
Fazit: „Magische Endspiele“ ist ein höchst unterhaltsames Buch mit ausgewählten Endspielen, die sich von der Masse abheben. Wer sich darin vertieft, wird viele „magische“ Endspiellösungen erleben, die zugleich die Spielstärke zu verbessern helfen. Zugleich hält es die Erinnerung an Claus Dieter Meyer aufrecht, einem sehr prominenten und geschätzten Trainer und Autor.
Teste und verbessere Deine positionellen Fähigkeiten
Das Positionsspiel unterscheidet sich grundlegend vom Kombinationsspiel, das durch taktische Manöver einen schnellen Materialgewinn oder das Matt anvisiert. Das Positionsspiel zielt hingegen darauf ab, die Stellung allmählich zu verbessern, bis diese für einen entscheidenden Schlag reif ist. Bei dieser Schritt-für-Schritt-Strategie ist in der Regel keine präzise Berechnung oder abschließende Bewertung der Abspiele möglich. Zudem besteht oft eine Wahl zwischen verschiedenen gesunden Fortsetzungen, die dem Spieler eine schwierige Entscheidung abverlangt. Meist kann diese Entscheidung nur aufgrund eines tiefen Verständnisses des Stellungsspiels getroffen werden, zuweilen lediglich intuitiv aus einem Positionsgefühl, das erst durch eine mehrjährige Spielpraxis ausgebildet und erworben werden muss.
Das vorliegende Werk will die Fähigkeiten des Spielers im Stellungsspiel verbessern, den Positionsblick schärfen und helfen, ein Gefühl für die richtigen strategischen Entscheidungen zu entwickeln. Zu diesem Zweck präsentiert der Autor eine Vielzahl von sorgfältig ausgewählten, instruktiven Übungs- und Testaufgaben. Der Leser ist aufgefordert, sich mit diesen intensiv zu befassen und die Lösungen zu erarbeiten, die nachstehend im Buch angegeben werden (häufig weiter ausgeführt bis zum Partieende). Zahlreiche dem Positionsspiel zugehörigen Motive werden thematisiert: Schlechte Läufer, Domination, Unterminierung, Prophylaxe, Blockade, positionelle Qualitätsopfer, Farbkomplex-Schwächen, u.a.m. Sicherlich richtet sich dieses Trainingsprogramm an den fortgeschrittenen Spieler, der bereits auf ein solides Grundwissen zurückgreifen kann. Wer dieses Training seriös absolviert hat, wird im Kampf am Brett merklich besser gewappnet sein bei der Konfrontation mit positionellen Problemstellungen, deren Bewältigung für eine erfolgreiche Spielführung unabdingbar ist.
Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.354 Seiten, gebunden, mit Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Gerd Schowalter im März 2017
Der Hamburger Großmeister Karsten Müller ist promovierter Mathematiker und erfolgreicher Autor. Er gilt nicht nur als Endspielexperte, sondern er wagt sich auch an andere Themen des königlichen Spiels heran, etwa an Schachtaktik und hier an das Positionsspiel. Das grundsolide Werk aus dem renommierten Beyer Verlag ist auf 354 Seiten ein beachtenswertes Lehrbuch für fortgeschrittene Vereinsspieler. Es ist seit 2017 auf dem deutschen Buchmarkt. Es war aber schon im Jahre 2008 in Amerika bei Russels Enterprise, Milford in englischer Sprache, unter dem Titel „Chess Cafe Puzzle Book 2“ erschienen.
Es beginnt mit einem kurzen Vorwort von Susan Polgar. Es folgt ein weiteres Vorwort des Autors, bevor er mit einer ausführlichen Einleitung seine Absichten erklärt, wie der Schachfreund das Werk am besten nutzen soll. Er weist darauf hin, dass es viel mehr Taktikbücher gibt als Bücher, die sich auf positionelle Aufgaben und Übungen konzentrieren. Warum ist das so? Er gibt darauf die Antwort, die er mit Gevatter Computer begründet. Dieses nicht mehr wegzudenkende technische Hilfsmittel kann Lösungen auf Korrektheit und Einzigartigkeit präzise überprüfen. Hingegen können positionelle Übungen durch verschiedene Computer-Programme in ihren Lösungen sehr unterschiedlich bewertet werden. Das ist jedoch bei taktischen Aufgaben nicht der Fall. Daher ist es bei positionellen Problemen schwierig, genau die einzige Lösung zu finden. Der Großmeister ist daher großzügig, wenn er bei den Tests der Übungen stets erwähnt, wenn er auch alternative Züge für das Erreichen von Punkten anerkennt. Er ist der Ansicht, dass der gewissenhafte Leser durch das Buch sein Positionsspiel verbessern und seine Spielstärke heben kann. Er soll durchaus seine Intuition nutzen um klare Beurteilungen herbeizuführen.
Den Leser erwarten zwei Teile des Buches. Im ersten Teil geht es auf 88 Seiten um 14 unterschiedliche Motive. Dazu gehören u. a. „Blockade, gute und schlechte Läufer, Vorposten, Stellungsöffnung, Verbesserung der Figurenstellung, Schaffung einer zweiten Front, positionelles Qualitätsopfer, Vereinfachung“ usw. Zu jedem Motiv gibt es ca. fünf Übungsaufgaben.
Im zweiten Teil finden sich auf weiteren 90 Seiten 21 Tests mit unterschiedlichen Testaufgaben, die vom Diagramm gelöst werden sollten. Dafür sollte man sich jeweils zwei Stunden Zeit lassen. Weiterhin empfiehlt der Großmeister, man sollte nur einen Test pro Tag durchführen und die eigene Lösung schriftlich festhalten. Die Hinweise unter den sauber abgedruckten Diagrammen haben klare Fragenstellungen, geben aber wenige Ratschläge zum Knobeln.
Der Schlussteil nimmt fast die Hälfte des Buches ein. Er bringt die Lösungen mit angemessener Beschreibung und Ansage der erreichten Punkte. Diese werden in sog. Positionelle Elopunkte umgerechnet. Der Autor mahnt aber selbst, dass die erreichte „positionelle Elozahl“ mit Vorsicht zu genießen sei, da auch die Taktik im Schach eine extrem wichtige Rolle spielen würde.
Fazit: In gewohnt gewissenhafter Weise legt unser Hamburger Großmeister ein weiteres Lehrbuch vor, das den lernwilligen Schachfreund weiterbringen will. Seine Aufgaben sind wiederholt überprüft, auch von dem skandinavischen Meister Jacob Aagaard. Leicht sind sie allerdings nicht; man muss sich schon in die Materie reinbeißen! Das ganze Buch ist professionell gestaltet. Es hat ein hilfreiches Lesebändchen. (Vielleicht hätte man noch ein zweites dazubinden können, um das Blättern nach der Lösung zu erleichtern.)
Wer dieses Werk gewissenhaft durcharbeitet, kann gewiss seine Spielstärke heben. So gesehen, kann es nur empfohlen werden!
Rezension von Heinz Däubler im Januar 2017
Eröffnungs- und Taktikbücher gibt es wie Sand am Meer. Viel seltener trifft man Bücher an, die das Positionsspiel zum Gegenstand haben.
Ein solches hat der Joachim Beyer Verlag mit Karsten Müller – „Positionsspiel“ Anfang des Jahres auf den Markt gebracht.
In für den Verlag bekannt guter Buchqualität hat sich der Autor – deutscher Großmeister und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – mit dem Werk zum Ziel gesetzt, das Stellungsspiel des fortgeschrittenen Vereinsspielers zu verbessern, seinen Positionsblick zu schärfen und so ein Gefühl für die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen. Dies wird mit Sicherheit die Spielstärke des Lesers verbessern.
Das Werk untergliedert sich in zwei Hauptteile.
Teil 1: Der erste mit 88 Seiten eher knapp ausgefallene Teil ist der Beschreibung und Erklärung von 14 strategischen Motiven, wie zum Beispiel „gute/schlechte Läufer, Domination, Vorposten, Unterminierung, Blockade, Prophylaxe, zweite Front, Vereinfachung, Schwächen“, um nur einige zu nennen, gewidmet. Jedem Motiv sind circa fünf Übungsaufgaben angefügt. Als Quelle der Motive und Übungen dienen per Diagramm übersichtlich angebotene Partiestellungen zumeist aus der Großmeisterpraxis.
Teil 2 des Werks ist auf 90 Seiten 21 praxisnahen Tests mit jeweils 16 gemischten Testaufgaben gewidmet. Auch diese werden per Diagramm angeboten. Der Autor empfiehlt, nur einen Test pro Tag zu absolvieren und sich dafür rund zwei Stunden Zeit zu gönnen. Im letzten Abschnitt des Buches sind auf 170 Seiten die ausführlich kommentierten Lösungen der Übungs- und Testaufgaben zu finden. Als Test-Bewertungshilfe rechnet der Autor die Punktausbeute des Lesers in „positionelle Elopunkte“ um.
Fazit: Ein praxisnahes Testbuch zur Verbesserung der positionellen Fähigkeiten und jedem aufstrebenden Vereinsspieler zu empfehlen!
Teste und verbessere Deine taktischen Fähigkeiten
Unter den Übungs- und Testbüchern nimmt GM Karsten Müllers Schachtaktik einen hervorragenden Platz ein, wie man aus dem Erfolg der englischen Erstauflage ableiten darf. Das nun erstmals in deutscher Übersetzung erhältliche Werk versammelt insgesamt 565 Denksport- aufgaben aus dem Bereich der Taktik, wobei sämtliche Phasen der Schachpartie berücksichtigt werden. Der erste Teil des Buchs stellt alle erdenklichen Elemente und Motive der Schachtaktik in kurzer Form vor und verknüpft diese jeweils mit einer Reihe von lehrreichen Übungen, die sich vornehmlich an fortgeschrittene Anfänger richten. Der zweite Teil bietet Testaufgaben variierender Schwierigkeit, die den ambitionierten Vereinsspieler bis hin zum Meister ansprechen. Die Beispiele sind überwiegend der zeitgenössischen Turnierpraxis entnommen und befinden sich häufig auf großmeisterlichem Niveau. Kurze Hinweise (Lösungshilfen) zu den Tests werden in einem separaten Kapitel angeboten. Zwischen den beiden Hauptteilen des Buchs präsentiert der Autor außerdem eine kleine Auswahl der schönsten Kombinationen der Schachgeschichte sowie einige taktische „Perlen“ aus jüngeren Turnieren. Da die Taktik ein essentielles Element des Spiels darstellt, ohne die ein Erfolg nicht möglich ist, erscheint deren Einübung und Verinnerlichung von überragender Bedeutung für jeden aufstrebenden Spieler. Diesem wird durch das vorliegende Buch eine wertvolle Hilfe an die Hand gegeben, um sich auf jegliche Herausforderung taktischer Natur vorzubereiten. Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.Unter den zahlreichen Publikationen zählen „Bobby Fischer“ (New In Chess) und die 14-teilige DVD-Reihe „Schachendspiele“ (ChessBase), sowie die Co-Produktion mit Frank Lamprecht „Grundlagen der Schachendspiele“ (Gambit) als Belege seiner erfolgreichen Schaffenskraft.
268 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im Mai 2016
"Karsten Müller - Schachtaktik", eine deutsche Übersetzung der englischsprachigen Originalausgabe (USA) "Chess Cafe Puzzles Book 1" aus dem Jahre 2004, zählt zu jenen Werken, die mich ganz schnell von ihrer Qualität überzeugt haben. Verfasser ist der deutsche Großmeister Karsten Müller, was bereits der Buchtitel unschwer erkennen lässt.
Das Konzept hinter diesem Buch ist ausgezeichnet durchdacht. Zunächst werden die Elemente der Schachtaktik, vom Grundreihenmatt bis zum Zwischenzug, einzeln vorgestellt. Sie werden anhand von Beispielen entsprechend erläutert. Gleich im Anschluss hat der Leser die Gelegenheit, das frisch Erlernte beim Lösen von Aufgaben anzuwenden. Hierzu bekommt er Ausgangsstellungen via Diagramm angeboten, ergänzt um Hinweise zur Lösung. Ob er richtig liegt, kann er feststellen, wenn er den Bereich mit den gesammelten Lösungen hinten im Buch aufschlägt. Die Beispiele stammen überwiegend aus der Zeit unmittelbar vor dem Erscheinungsjahr der Originalausgabe. Müller hat daneben aber auch eindrucksvolle Fragmente aus historischen Partien verwendet. Grundsätzlich ist es ohne große Bedeutung, ob die Partie, aus der die jeweilige Wendung stammt, aktuell gespielt worden ist oder aus früheren Zeiten stammt. Allein für den erfahrenen Spieler mag dies von einem gewissen Interesse sein, da ihm ältere Beispiele vielleicht schon früher mal begegnet sein können.
Zurück zum Konzept: Sobald alle Taktikelemente vorgestellt sind, stößt der Leser auf einen Aufgabenteil, in dem er für eine Lösung alle einzelnen erlernten Methoden anwenden muss. Die Steigerung zu den vorherigen Aufgaben liegt somit darin, dass er das passende Element zunächst identifizieren muss, um die Lösung zu finden.
Besondere taktische Anforderungen ergeben sich für den Spieler im Zusammenhang mit dem Endspiel, mit Eröffnungsfallen und generell mit der Verteidigung. Dem tragen entsprechende weitere Abschnitte im Werk Rechnung.
Ein Lehr- und Trainingswerk ist nur so gut, wie es den Leser bei der Stange halten kann. Dies weiß auch Karsten Müller. So hat er auch unterhaltsame bzw. den Leser animierende Inhalte eingebaut. Hierzu zählen "Die zehn schönsten Kombinationen" sowie "Taktische Perlen aus aktuellen Turnieren". Vor allem aber kann sich der Leser auf umfangreiche Tests freuen, an denen er sich abschließend beweisen kann. Die einzelnen Aufgaben unterliegen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Tests bestehen aus 16 Teilaufgaben, die in einem Zug und ohne Brett gelöst werden sollen. Aus Zeitgründen kann das Pensum auch gestückelt werden. Müller gibt die aufzuwendende Zeit vor und trifft Regelungen zum Punktesystem.
Mit Ausnahme der besonders schwierigen Aufgaben kann sich der Leser Hinweise zur Lösung holen, indem er in eine entsprechende Sammlung vorblättert. Dann aber werden ihm zugleich Punkte abgezogen. Dies stachelt den Ehrgeiz an. Auf den letzten Buchseiten findet der Leser die Eingruppierung seiner Leistung anhand einer Punktetabelle.
Der aufstrebende Spieler, der "Karsten Müller - Schachtaktik" konsequent und diszipliniert - vielleicht auch mehrfach - durcharbeitet, wird zweifellos deutlich an Spielstärke gewinnen.
Mit seinem robusten Einband und seiner qualifizierten Bindung wird das Werk auch einer intensiven Nutzung standhalten. Das Lesebändchen ist ein besonderer Service, der die Arbeit mit ihm noch ein Quäntchen angenehmer macht.
Fazit: "Karsten Müller - Schachtaktik" ist ein ausgezeichnetes Lehr- und Trainingsbuch zur Schachtaktik. Für den Spieler etwas jenseits der reinen Anfangsgründe bis tief in den Bereich der Klubspieler hinein ist es eine klare Empfehlung.
Mit einem Werk wie diesem kann man übrigens auch nichts falsch machen, wenn man ein Schachbuch verschenken möchte und hierfür einen "Allrounder" sucht.
Rezension von Heinz Däubler im März 2016
Karsten Müller – Schachtaktik Ein Testbuch
Wieder ist es dem Joachim-Beyer-Verlag gelungen, dem geneigten Leser mit dem in diesem Jahr erschienenen Karsten Müller „Schachtaktik“ ein äußerst bemerkenswertes Buch anzubieten.
Mit dem Werk begibt sich der Autor – seit 1998 GM, anerkannter Endspielexperte und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – auf für ihn eher ungewohntes Terrain. Dass er die Aufgabe „Taktik“ dennoch hervorragend gemeistert hat, zeigt schon der Aufbau des Werkes, für dessen Inhalt sich der Autor im Wesentlichen aus der Großmeisterpraxis der Jahre 2000 bis 2003 bedient hat.
Im ersten Block, der zunächst 233 der insgesamt 565 Aufgaben umfasst, ordnet er Taktikstellungen systematisch 20 verschiedenen Taktikmotiven zu. Diese Vorgehensweise hilft dem Lernenden, den Blick für bestimmte Kombinationsmuster am Brett zu schärfen. Es schließen sich 100 „einfache“ Aufgaben ohne Motivzuordnung an, die derjenige Leser meistern wird, der den ersten Block aufmerksam durchgearbeitet hat.
Der zweite Block ist 160 Testaufgaben gewidmet, mit denen der Leser seinen Fortschritt bei der Lösung von Taktikaufgaben testen kann. Dabei empfiehlt der Autor, täglich 16 Aufgaben ohne Brett zu lösen. Die Aufgaben sind nicht klassifiziert und variieren im Schwierigkeitsgrad. Ein vom Autor vorgeschlagenes Bewertungssystem erlaubt die ungefähre elomäßige Einordnung des Lernerfolges.
Zwischen die beiden Hauptblöcke hat der Autor 38 Endspiele, 9 Eröffnungsfallen und 20 Beispiele zum Thema „Finde die Verteidigung“ eingeschoben. Die zehn schönsten Kombinationen der Schachgeschichte sowie fünf Partien mit taktischen Perlen runden das Werk trefflich ab.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Taktikwerk und bestens geeignet, das taktische Gespür des Lernenden nicht unwesentlich weiterzuentwickeln.
Rezension von Rolf Raschka im Mai 2016
Der als Endspielexperte bekannt gewordene Großmeister Karsten Müller legt ein hervorragendes Trainingsbuch für starke, ehrgeizige (Vereins-)Spieler vor, die ihre taktischen Fähigkeiten in allen Phasen des Spiels verbessern wollen. In 405 meist aus modernen Großmeisterpartien stammenden, unterschiedlich schwierigen Übungsaufgaben wird der Blick für taktische Motive in der Eröffnung, im Mittel- und Endspiel geschärft. Anhand von weiteren 160 Testaufgaben lässt sich anschließend die taktische Stärke bestimmen. Im Anhang finden sich zu allen Aufgaben die Lösungen. "Schachtaktik" ist auch angesichts der guten Ausstattung mit deutlichen Stellungsdiagrammen und angenehmem Schriftbild nachdrücklich zu empfehlen.
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die Königsindische Verteidigung typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich Königsindische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen die weißen
Bauern auf c4, d4 und e4 mit dem Vorstoß e7-e5 (und nicht c7-c5) angegriffen
werden – bzw. solche, die aus dieser Grundstruktur her- vorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise Aufstiegskandidat, Abstiegskandidat,
Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung, einziger Zug – aber auch Scherzartikel und
dergleichen mehr.
168 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Januar 2025
In
„Typisch Königsindisch“, im Jahr 2024 im Joachim Beyer Verlag
erschienen, hat sich GM Karsten Müller mit der Königsindischen
Verteidigung das nächste Schwergewicht in der Eröffnungslandschaft
vorgenommen, für das er dem Leser, dem Untertitel des Buches
entsprechend, ein effektives Mittelspieltraining anbietet. Es geht
also nicht um eine Darstellung der Eröffnungstheorie zu diesem
System, sondern um die Spielführung in den Stellungen, die
typischerweise aus ihm entstehen. Müller deckt dabei die Stellungen
mit weißen Bauern auf c4, d4 und e4 ab, soweit Schwarz auf den
Gegenstoß e7-e5 setzt, sowie daraus entstehende Positionen. Der
Bereich der Königsindischen Verteidigung mit einem schwarzen Vorstoß
c7-c5 wird nicht behandelt.
Auf
den Buchseiten 10 bis 12 findet der Leser 12 Diagramme mit den
behandelten Bauernstrukturen.
Müller
vermittelt sein Knowhow methodisch, indem er dem Leser 100 Aufgaben
stellt, die er über ein Diagramm zur Ausgangsstellung und eine
Fragestellung definiert. Diese Fragestellungen können sehr konkret
sein, beispielsweise „Ist 19.Kh1 oder 19.Le3 besser?“, aber im
Gegenteil auch ganz unbestimmt wie beispielsweise „Wie holt Schwarz
am meisten aus seiner aktiven Stellung heraus?“. Diese beiden
Beispiele zeigen zugleich auf, dass „Typisch Königsindisch“
unabhängig davon, ob man sich für das Spiel mit Schwarz oder mit
Weiß rüsten möchte, gezielt genutzt werden kann.
Die
Fragestellungen sind kategorisiert, so dass die Aufgaben entsprechend
blockweise abgebildet sind. Dies gibt dem Leser nicht nur Hinweise,
in welche Richtung er denken kann, sondern dient auch einer
abwechslungsreichen und unterhaltsamen Darbietung, worauf der
Rückentext aufmerksam macht. Beispiele für diese Kategorien sind:
Konkrete Frage, Kandidaten, Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung?,
Abstiegskandidat etc.
In
Klammern hinter diesen Kategorienamen erfährt der Leser, ab welcher
Seite er die Lösungen der aktuellen Aufgaben erfährt. Diese sind
gesammelt ab Seite 40 abgebildet und sehr ausführlich gehalten. Da
alle Aufgaben praktischen Partien entnommen sind, werden die Lösungen
anhand dieser Partien präsentiert. Die Züge bis zur
Aufgabenstellung sind abgebildet, so dass der Leser auch erkennen
kann, wie es zur zu behandelnden Stellung gekommen ist. Sobald die
Lösung vollständig ist, endet die Betrachtung der jeweiligen
Partie.
Karsten
Müller legt nicht fest, ab welcher Kragenweite eines Spielers das
Buch geeignet ist. So gibt er jedem den Rat, die Aufgabenstellungen
ernsthaft zu behandeln, die Arbeit aber nicht zur Folter werden zu
lassen. Wenn man sich von einer Aufgabe überfordert sieht, soll man
die Lösung aufschlagen und das Werk zu einem Lehrbuch
umzufunktionieren.
Alle
Aufgaben sind mit einem QR-Code versehen. Diesen kann der Leser mit
Smartphone oder Tablet einscannen und der Lösung dann online bei
Chessbase folgen.
Fazit:
"Typisch Königsindisch" ermöglicht als Praxisbuch ein
gezieltes Mittelspieltraining für beide Farben und für bestimmte
Stellungsmuster, die aus der Königsindischen Verteidigung entstehen.
Die Methodik ist darauf ausgerichtet, den Leser zunächst mit
Aufgabenstellungen arbeiten zu lassen, für die im Anschluss
Musterlösungen gegeben werden. Das Werk kann auch als Lehrbuch
genutzt werden, soweit sich der Leser von Aufgaben überfordert
sieht.
Entsprechend
möchte ich es dem Spieler ab Klubniveau empfehlen.
Das
Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma
Schachversand Ullrich (www.schachversand-ullrich.de) zur Verfügung
gestellt.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Dezember 2024
In
seinem Buch „Typisch Königsindisch - Effektives
Mittelspieltraining“ widmet sich der renommierte Großmeister und
Schachautor Dr. Karsten Müller einer der spannendsten und
dynamischsten Bauernstrukturen, die im Königsindischen
Verteidigungssystem auftreten: die weißen Bauern auf c4, d4 und e4,
die durch den schwarzen Vorstoß ...e5 herausgefordert werden. Müller
bleibt seiner bewährten Methodik treu und führt die Leser durch ein
thematisch fokussiertes Mittelspieltraining, das tiefes
Positionsverständnis mit praxisorientierter Schacharbeit verbindet.
Die
Gliederung bietet einen didaktischen Aufbau, der besonders für
Vereinsspieler und ambitionierte Amateure geeignet ist. Müller
erklärt die Grundidee der Bauernkette c4-d4-e4 und die typischen
Pläne auf beiden Seiten. Dabei wird deutlich, dass das Verständnis
dieser Struktur der Schlüssel zu erfolgreichem Spiel gegen
Königsindisch ist – oder für Schwarz, um das Maximum aus diesem
aggressiven System herauszuholen. Der zentrale Bestandteil des Buches
ist die Untersuchung des Zuges ...e5, der eine hohe Spannung in der
Stellung erzeugt. Müller analysiert typische Reaktionen wie den
Abtausch auf e5, das Überspielen des Springers nach d5 oder das
Ignorieren des Bauernvorstoßes zugunsten langfristiger
Entwicklungspläne.
Die
Stellungen werden in verschiedene Typen unterteilt. Offene Zentren:
Nach einem schnellen Dxe5 entstehen dynamische Stellungen mit
taktischen Möglichkeiten. Zu jedem Stellungstyp bietet Müller
tiefgehende Analysen und erläutert typische Strategien:
Figurenplatzierung, Angriffspunkte, und wie die Dynamik der Stellung
ausgenutzt werden kann. Schwarz-Spieler lernen, den Druck am
Königsflügel zu verstärken, während Weiß-Spieler erfahren, wie
sie das Zentrum kontrollieren und Gegenspiel am Damenflügel
einleiten können.
Ein
besonderes Merkmal des Buches ist die Sammlung von insgesamt 100
Trainingsaufgaben, die aus praktischen Partien stammen und jeweils
mit einem QR-Code versehen sind. Müller fordert die Leser auf,
aktive Entscheidungen zu treffen und ermutigt zur Reflexion, indem er
typische Fehler und Denkansätze analysiert.
Sein Schreibstil
ist klar, didaktisch und zugänglich. Wie in seinen vorherigen
Büchern der Reihe – „Typisch Sizilianisch“, „Typisch
Damengambit“ und „Typisch Französisch“ – steht die
systematische Vermittlung von Stellungsplänen im Vordergrund. Er
erklärt nicht nur die Züge, sondern auch die dahinterstehenden
Ideen, was das Buch sowohl für Spieler, die Königsindisch lernen
wollen, als auch für Gegner dieses Systems nützlich macht.
Die
Diagramme sind übersichtlich gestaltet, und die Anmerkungen zu den
Partien präzise. Müller gelingt es, komplexe Stellungen
verständlich aufzubereiten, ohne dabei die Tiefe zu opfern.
Das
Buch richtet sich an Spieler mit einer Spielstärke ab etwa 1600 Elo,
die ihr Mittelspielverständnis verbessern möchten. Die gründliche
Analyse der Königsindischen Bauernstruktur ist sowohl für Liebhaber
der Eröffnung als auch für ihre Gegner von großem Wert.
„Typisch
Königsindisch - Effektives Mittelspieltraining“ ist ein weiteres
Werk von Karsten Müller, das sich nahtlos in seine „Typisch“-Reihe
einfügt. Es bietet eine perfekte Mischung aus strategischem
Verständnis und praktischen Tipps, die für jeden Schachspieler von
Nutzen sind, der sich mit den Dynamiken des Königsindischen
Mittelspiels auseinandersetzen möchte. Eine Empfehlung für alle,
die ihre Fähigkeiten in der Königsindischen Verteidigung vertiefen
oder sich besser darauf vorbereiten möchten. Sollte man auf größere
Schwierigkeiten stoßen, so der Autor augenzwinkernd, soll man sich
einfach die Freiheit nehmen, das Testbuch in ein Lehrbuch
umzuwandeln.
Rezension
von Stefan Liebig im November 2024
Wer
sich mit Schacheröffnungen beschäftigt, hat die Qual der Wahl, wenn
es um passende Lehrbücher geht. Doch was, wenn man sich nicht nur
mit den Eröffnungszügen, sondern auch mit der Mittelspielstrategie
befassen möchte, die nach bestimmten Eröffnungen entsteht? Genau
hier setzt der Autor an: Statt allgemeine Mittelspielkonzepte zu
behandeln, konzentriert er sich auf die Königsindische Verteidigung
und die daraus resultierenden typischen Mittelspielstellungen. Das
Buch bietet eine präzise Sammlung von 100 Übungen, die sich
speziell mit den strategischen Mitteln dieser Eröffnung befassen.
Dabei wird der Leser mit Situationen konfrontiert, in denen die
weißen Bauern auf c4, d4 und e4 stehen und der zentrale Vorstoß
e7-e5 eine Schlüsselrolle spielt.
Die
Übungen sind in abwechslungsreiche Themen unterteilt, wie
„Aufstiegskandidat“, „Abstiegskandidat“, „Gewaltmaßnahme“
oder „Druckteigerung“. Diese Herangehensweise macht das Lernen
nicht nur effektiv, sondern auch unterhaltsam. Abgerundet wird das
Ganze durch humorvolle „Scherzartikel“, die das Lernen
auflockern.
Trotz
des Spaßes ist das Buch aber ein Arbeitsbuch, das den Leser aktiv
fordert. Es beginnt mit einer kurzen Einführung und führt dann in
die 100 Aufgaben, die allesamt aus der Königsindischen Verteidigung
stammen. Besonders hilfreich ist es, die Partien ab dem ersten Zug
nachzuspielen, bis hin zur kritischen Mittelspielstellung. So lässt
sich der Übergang aus der Eröffnung in das Mittelspiel direkt
nachvollziehen.
Die
Auswahl der Partien ist hervorragend, und Müller kommentiert
präzise, was dem Leser hilft, ein klares Bild der typischen
Mittelspielpläne zu erhalten. Dieses Arbeitsbuch richtet sich an
Spieler, die sich auf die Königsindische Verteidigung spezialisieren
oder ihre Mittelspielstrategie in dieser Eröffnung vertiefen
möchten. Es ist eine lohnende Lektüre für ambitionierte
Clubspieler und fortgeschrittene Turnierspieler, die von den klar
strukturierten Übungen und der tiefgehenden Analyse profitieren
werden.
Rezension
von Christian Hoethe im August 2024
Großmeister
Karsten Müller setzt seine Reihe der "typischen"
Mittelspielbücher fort und ist nach Französisch, Sizilianisch und
dem Damengambit nun beim faszinierenden Königsinder angekommen.
Auch bei dieser Neuerscheinung handelt es sich um ein
Arbeitsbuch, das den Leser konkret fordert. Der Hamburger Großmeister
setzt auch diesmal ein fortgeschrittenes Spielverständnis
voraus.
Nach einer kurzen Einleitung springt der Autor direkt in
die 100 (!) Aufgaben, die es zu lösen gilt. Dass die besprochenen
Stellungen allesamt dem Königsinder entspringen, sollte dabei
selbsterklärend sein.
Besonders gefällt mir, dass man die
Partien am Brett direkt vom ersten Zug bis zur kritischen
Mittelspielstellung nachspielen kann! Das empfinde ich bis heute als
ideal, muss man so nicht immer wieder mühselig die jeweiligen
Stellungen aufbauen, sondern erfährt auch gleichzeitig etwas über
die Eröffnungsvariante, die zum Diagramm führte. So kann man
beispielsweise das eigene Repertoire teilweise daran orientieren, wie
gut man das jeweilige Mittelspiel zu behandeln verstand.
Die
Auswahl der Partien gefällt mir erneut ausgesprochen gut: Karsten
Müller kommentiert auf den Punkt und verschafft seiner Leserschaft
einen guten Eindruck über die typischen Mittelspiel-Pläne. Genau
das, was man von einem spezialisierten Mittelspielbuch erwartet! Man
merkt es dem Hamburger Großmeister an: er möchte seinen "Schülern"
etwas vermitteln, das im Idealfall noch deren Spielstärke steigert.
Fazit: Auch "Typisch Königsindisch" ist
ein weiteres instruktives Buch dieser Reihe, das hält, was der Titel
verspricht. Was kommt wohl als nächstes? Typisch Nimzo-Indisch,
Spanisch, Grünfeld-Indisch?
22,80 €*
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