Bargsten: Italienische Eröffnung für Weiß


Produktinformationen "Bargsten: Italienische Eröffnung für Weiß"
Die Italienische Eröffnung ist eine der ältesten Eröffnungen der Schachgeschichte, die bereits im 15ten Jahrhundert erwähnt wurde, aber auch heute noch selbst auf höchster Ebene ein oft gesehener Gast ist, wie zuletzt beim WM-Kampf 2021 zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi.
Zwar hat der Herausforderer diese Partie verloren, aber allein die Anwendung der Italienischen Eröffnung zeigt, dass diese auch auf aller- höchstem Niveau eine ernstzunehmende Waffe ist.
Die Italienische Eröffnung wird von vielen Weißspielern gewählt, um eine gehaltvolle Partie zu bekommen. Die Stellungen sind oft weniger konkret und taktisch als in anderen Eröffnungen, und da sie auch weniger weit ausanalysiert sind, bietet das moderne Italienisch eine gute Mischung aus unerforschten Gebieten und positionellem Verständnis.
Mit diesem Buch verfolgt der Autor das Ziel, Spielern mittlerer Spielstärke die modernen Ideen der Italienischen Eröffnung zu veranschaulichen.
Dabei werden solche Stellungen behandelt, die auf dem „langsamen" Plan von Weiß beruhen, wenn er also einen ruhigen und von positionellen Ideen geprägten Ansatz wählt.
Es wird nicht etwa versucht, dem Leser ein vollständiges Repertoire zu bieten, sondern vielmehr, ihm die Ideen der entstehenden Mittelspielstellungen zu erläutern.
Das Material umfasst vor allem die Systeme 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 h6 6.0–0 d6 7.Te1 a6 8.a4 La7 9.Sbd2 0–0 10.h3 und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 d6 6.0–0 0–0 7.h3 h6 8.Te1 a5, von denen besonders letzteres in der aktuellen Praxis enorm an Popularität gewonnen hat.
123 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im September 2022
Das neue Buch „Italienische Eröffnung für Weiß - Planfindung und strategisches Verständnis“ hinterlässt auf den ersten Blick einen recht indifferenten Eindruck.
Zuerst einmal erfährt man in der Einleitung leider nichts über den Autor und seinen schachlichen Werdegang, was immer schade ist.
Ein Vorwort, das den Autor persönlich greifbarer macht, tut eigentlich jedem Buch gut.
Das Eingangs-Zitat von Bernd Laubsch zu Italienisch-Strukturen mit d3 ist meiner Ansicht nach unglücklich verallgemeinernd und umgangssprachlich gewählt.
Welche Struktur ist schon wirklich leicht zu spielen?
Isolierte Damenbauern, hängende oder rückständige Bauern sehen auch unscheinbar aus, sind es aber keinesfalls.
Auch seine Aussage „Vereinsspieler wissen nicht, was sie tun“ erscheint fragwürdig. – Ich kenne Vereinsspieler mit IM- oder sogar GM-Titel, die sehr wohl wissen, was sie tun.
Die Frage, warum ausgerechnet Bernd Laubsch zitiert wird, bleibt genauso unbeantwortet wie diejenige, wer das eigentlich ist und warum er sich zu schachlichen Belangen äußert. Nun, ich selbst habe dreimal gegen FM Laubsch gespielt und daher sagt mir sein Name natürlich etwas, aber das geht sicher nicht vielen Lesern seines Zitats so und sollte daher erklärt werden.
Obwohl es im Klappentext des Buches heißt, es richte sich an Spieler mittlerer Spielstärke, werden inhaltlich jedoch nur zwei spezifische Italienisch-Varianten thematisiert, die meiner Erfahrung nach so gut wie nie bei Spielern mittlerer Spielstärke aufs Brett kommen: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 h6 6. 0-0 d6 7. Te1 a6 8. a4 La7 9. Sbd2 0-0 10. h3 und 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 d6 6. 0-0 0-0 7. h3 h6 8. Te1 a5
Mir stellt sich die Frage, warum sich der Autor auf die genannten Varianten beschränkt und nicht lieber ein reines Mittelspielbuch zu Italienisch-Strukturen mit c3 und d3 herausgebracht hat.
Meiner Meinung nach hätte das durchaus Sinn ergeben.
Letztlich ist Justus Bargsten ungeachtet der obigen Kritikpunkte tatsächlich ein ziemlich gutes Mittelspielbuch zu Italienisch gelungen. Die Beschreibung der unterschiedlichen Pläne ist didaktisch gut gemeistert, die Partiekommentierung ist wunderbar ausführlich und geizt nicht mit guten Erklärungen und Zusammenfassungen. Auch wird man nicht etwa von alternativen Varianten erschlagen.
Am Ende jedes Kapitels gibt es zudem jeweils ein Fazit, in dem das zuvor Thematisierte prägnant resümiert wird.
Justus Bargsten hat recht gut gezeigt, welches Potenzial als Autor in ihm steckt.
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2022
Eine der ältesten und beliebtesten Eröffnungen, die es im Schach gibt, ist die „Italienische Eröffnung“, benannt nach dem Herkunftsland des Schachmeisters Gioachino Greco, dem bedeutendsten Schachspieler und -theoretiker des 17. Jahrhunderts.
Sie beginnt mit den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4.
Die Eröffnung wird von vielen Spielern mit den weißen Figuren gespielt, um im weiteren Verlauf eine gehaltvolle Partie zu erreichen.
Autor Justus Bargsten (Jahrgang 2001) richtet sein Buch „Italienische Eröffnung für Weiß“ an Spieler mit einer DWZ von 1800 bis 2000, er selbst hat ein Rating von über 2100.
Behandelt werden Stellungen, die auf einem „langsamen“ Plan von Weiß beruhen und sich nicht an einem der vielen Gambits wie etwa dem Evans-Gambit nach 3… Lc5 4. b4 versuchen.
Gewählt wurden ein von positionellen Ideen geprägter Ansatz, auch soll nicht versucht werden, dem Leser ein vollständiges Repertoire an die Hand zu geben. Er soll vielmehr in die entstehenden Mittelspielstellungen geführt werden.
Dabei ist die einfache und klare Figurenentwicklung von Italienisch eine gut brauchbare Eröffnung für Einsteiger.
An diesem Punkt setzt Justus Bargsten an, er bietet Pläne an, etwa, wenn der schwarze Bauer auf a6 und der Läufer früh auf e6 gezogen wird. Um das strategische Verständnis zu schärfen, sind entsprechende Partien und Aufgaben aufgeführt.
Hilfreich ist immer ein Fazit des Autors, das sich jeder Partie anschließt.
Dabei werden im Prinzip drei Schwerpunktthemen abgebildet: Das Spiel am Damenflügel, das Spiel im Zentrum und das Spiel am Königsflügel. Anhand der schwarzen Systeme legt der Autor fest, unter welchen Bedingungen Weiß sein Spiel in die eine oder andere Richtung lenken kann. Dies ist ein echter Mehrwert. Nicht nur für Spieler, die die Italienische Eröffnung bevorzugen, sondern auch für Spieler, die diese Eröffnung in ihr Repertoire aufnehmen wollen.
Justus Bargsten hat sich in seinem Buch in ein Eröffnung-Thema vertieft, ohne es zu überladen. Er zeigt, wie kleine Veränderungen sehr schnell zu Veränderungen eines ganzen Stellungsbildes führen können und bietet zum Gegensteuern Lösungen an. Und bei allem zeigt er, dass die Italienische Eröffnung eine ernstzunehmende Waffe ist. Es bleibt abzuwarten, wie er das nächste Schachthema angeht.
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