Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien ist eine Sammlung von Partien aus dem Kinder- und Jugendschach. Dabei hat sich der Autor ausschließlich auf Material aus dem Bereich der ‚Offenen Spiele' beschränkt, also auf Partien, die mit den Zügen 1.e4 e5 eröffnet werden. Selbstredend gibt es hier keine perfekten Partien auf höchstem Niveau zu sehen, sondern nur solche, in denen sich der Leser selbst wiederfinden kann.
Es werden typische Fehler und verfehlte Pläne gezeigt, wie sie speziell in Partien von Lernenden häufig vorkommen. Durch die Beschäftigung mit diesen Partien kann sich der Leser viele Rückschläge in eigenen Partien ersparen. Außerdem kann er anhand der zahlreichen in diesem Buch enthaltenen Übungsaufgaben seine taktischen Fähigkeiten verbessern, kann spannende Angriffsideen kennenlernen und eine allgemeine Verbesserung seiner Spielstärke anstreben, die ihn in die Lage versetzt, die Fehler quasi anderen zu überlassen.
Die Partien sind nach Eröffnungen geordnet und in jedem Kapitel finden sich Beispiele von Spielern unterschiedlicher Spielstärke. Entsprechend kann der Leser nachvollziehen, wie sich der Umgang mit den jeweiligen Varianten mit zunehmender Spielstärke verbessert. Er erhält nicht nur die Möglichkeit, sich mit den diversen Stellungsproblemen und den entscheidenden Kombinationen eingehend selbst zu beschäftigen, sondern er wird auch dazu ermutigt. Am Ende jeder Partie gibt es auf den Punkt gebrachte Merksätze, damit er sich die wesentlichsten darin behandelten Dinge leichter einprägen kann. Im Zusammenhang mit den am Ende jedes Kapitels aufgeführten Konzepten bietet dies viele Anhaltspunkte zur sicheren Orientierung in eigenen Partien.
Außerdem finden sich auch einige der erfolgreichsten Eröffnungsideen sowie verschiedene trickreiche Ansätze, mit denen die Schüler des Autors viele Medaillen und Titel bei nationalen und internationalen Kinder- und Jugend- Meisterschaften gewonnen haben. Diese kann der Leser selbst anwenden, oder er kann das Spiel von Gegnern parieren, die eben diese Ideen und Ansätze gegen ihn anzuwenden versuchen. Einige Partien von stärkeren Jugendspielern und auch ein paar vom Autor selbst gespielte vermitteln einen Eindruck davon, was auch auf höherem Spielniveau noch funktionieren – oder was unter Umständen von starken Spielern widerlegt werden kann.
Der Autor trägt den Titel ‚Internationaler Meister' und ist ein staatlich geprüfter und renommierter Schachtrainer, der seit mehr als 20 Jahren einige der besten Jugendspieler Österreichs betreut und trainiert.
232 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2022
Schach altersgerecht zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Kinder und Jugendliche in der heutigen Zeit der Medienüberflutung längere Zeit für etwas zu begeistern, bedarf Verständnis und die Fähigkeit zu begeistern gleichermaßen. Gerd Schnider, Internationaler Meister und staatlich geprüfter Schachtrainer hat mit dem Buch „Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien“ (Joachim Beyer Verlag, 232 Seiten, kartoniert, 27,80 Euro) ein wohlgeordnetes Werk vorgelegt, das jungen Schachspielerinnen und Spielern Partien bietet, die dem Niveau, sprich der Spielstärke des Lernenden entsprechen. Es sind nicht die großen Weltmeisterpartien, sondern vielmehr Schüler- und Jugendpartien, die mit ganz unterschiedlichen Spielstärken bei Turnieren unter der Betreuung des Autors gespielt wurden. Darin liegt der Schlüssel des Erfolges. Schnider hebt nicht den erhobenen pädagogischen Zeigefinger, er ist vielmehr sachkundiger Begleiter seiner Schüler. Er vermittelt in seinen Lehrstunden exakte Problemstellungen, die auch mal mit einem saloppen Spruch aufgelöst werden. Das Buch vermittelt diesen sprichwörtlich spielerischen Ansatz sehr gut, stellt Spielerinnen und Spieler mit Fotos vor, was für die Lernenden eine Nähe zu den Partien herstellt. Die doch kurzen Darstellungen mit Diagrammen und Kommentierungen sind dabei überschaubar, verlieren sich nicht in zig Varianten des Abspiels – auch dies kommt jüngeren Schachspielern entgegen. Dienlich ist ebenso die Konzentration auf die „Offenen Spiele“, die mit e4-e5 eröffnet werden, und in die Italienische Eröffnung, Schottisch, das Vierspringerspiel und Spanisch münden. Jeder dieser Eröffnungen werden die Vorteile vorangestellt und interessante Stellungen hinzugefügt, deren Aufgabenstellungen man selbst lösen muss. Eingestreut sind unter der Überschrift „3 Dinge zum Merken“ sehr viele Tipps, die sich auf die einzelnen Kapitel beziehen. Dadurch kann sich ein Lernerfolg einstellen, sofern sie sich jüngere Spieler zu Herzen nehmen und sich damit nicht, und diese Gefahr besteht durchaus, überfrachtet fühlen.
Fazit: Das Buch „Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien“ vermittelt Spielspaß und Wissen gleichermaßen. Jüngere Spieler können damit Fehler vermeiden und die eigene Spielstärke schärfen.
Spindler: Schachlehrbuch für Kinder – Fortgeschrittene
Dieses Lehrbuch für Fortgeschrittene wurde für Kinder geschrieben, die bereits die Gangart der Figuren kennen und über das Mattsetzen und einfache Endspiele im Bilde sind. Wie der erste Band, der Kinder ohne Vorkenntnisse ins Schach einführt, ist es wegen des klaren Aufbaus besonders zum Selbststudium geeignet. Es leistet auch in Schachgruppen gute
Dienste.
Markus Spindler weiß als Trainer von Kindergruppen, dass man Kinder nicht unterschätzen soll und Ihnen nach dem Motto „Spielend lernen!" auch Schwieriges vermitteln kann. Er macht mit Mittelspiel und Eröffnung bekannt und schildert, wie es beim Turnierschach zugeht und wie man sich auf Wettbewerbe vorbereitet. Als Vorbilder dienen eine Menge Partien, die 10-jährige aus der Trainingsgruppe des Autors bei Landesmeisterschaften gespielt haben – nicht immer fehlerlos, aber mit viel Phantasie und Begeisterung.
Rezension von Gerald BerghöferFür das Folgebuch für Fortgeschrittene gilt im Wesentlichen das Gleiche wie für das Anfängerbuch, wobei nun folgende Themen abgedeckt werden: Das Finden eines Planes, das Positionsspiel, die Taktik, Eröffnungstheorie und Eröffnungsrepertoire, die Schachuhr, Vorbereitung auf den Schachwettkampf, Lehrpartien, Testpartien, um herauszufinden, wie gut man schon ist, sowie die Lösungen für die Übungen beider Bände. Fazit:Auch der Band für Fortgeschrittene bietet geballtes, aber verständlich beschriebenes Schach-Know-How, diesmal ausführlich für Mittelspiel und Eröffnung.
131 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Der Autor wendet sich mit seinem Werk vornehmlich an Amateure und Vereinsspieler (bis ca. 2000 DWZ), die ihre Spielstärke durch ein gezieltes und effektives Training verbessern möchten. Hierzu bedient er sich eines unkonventionellen Ansatzes, der teilweise auch ungewohnte Begrifflichkeiten einsetzt. Dem Leser wird damit ein innovatives Denkmodell vorgelegt, das auf ein schnelles Erfassen der materiellen und positionellen Merkmale einer Stellung ausgerichtet ist. Ein Modell, das ein umfängliches Regelwerk entbehrlich machen soll und sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich auf intensive Übungen des Sehens und des eigenständigen Denkens. Die Lösungen zu Schlüsselfragen ‒ wie solche zur Mustererkennung und zum Auffinden starker Züge ‒ werden anhand von gut ausgewählten Übungsaufgaben trainiert und verinnerlicht. Bei all dem schreitet der Autor ‒ ausgehend von einfachen Anfängen ‒ sukzessive zu schwierigeren und schließlich recht anspruchsvollen Inhalten fort, die eine eingehende Mitarbeit des Lesers verlangen. Wer ihm auf diesem Weg standhaft folgt, wird erfahren, wie sich sein eigenes Potenzial in Bezug auf Kampfkraft und Spielstärke entwickelt.
Patrick Karcher (Paderborn) ist ein starker Amateur und Vereinsspieler, der durch seine hier propagierte Trainingsmethode selbst innerhalb kurzer Zeit von der Kategorie A auf die Stufe eines Meisteranwärters gestiegen ist. Das Studium seines Buchs wird auch Ihnen den Weg zu einem tieferen Schachverständnis ebnen.
Dem Buch „DWZ Plus“ wurde eine große Ehrung zuteil. Denn das Werk wurde auf der Webseite die-besten-aller-zeiten.de in der Rubrik Bücher > Hobby & Freizeit > Schachbücher in die Liste der 35 besten Schachbücher aller Zeiten aufgenommen. Eine hohe Auszeichnung, neben Büchern von Nimzowitsch „Mein System“ oder Tarrasch „Das Schachspiel“ genannt zu werden. Grundlagen für diese Liste sind Expertenempfehlungen, Verkaufszahlen und Lesermeinungen. "Diese Lehrbücher und Bestseller besitzen teilweise Kult-Charakter gehören nach Ansicht vieler Schachprofis einfach in das Regal jedes wirklich ambitionierten Turnier- bzw. Hobbyspielers" - so ein Zitat der Webseite entnommen.
188 Seiten, gebunden
Rezension:
"DWZ-Plus" mit dem Untertitel "Talent wird überschätzt" von Patrick Karcher ist ein Buch, das sich nicht über einen oberflächlichen Blick in sein Wesen schauen lässt. Diese Neuerscheinung des Joachim Beyer Verlags, Imprint des Schachverlags Ullrich, erinnert mich sowohl an das Leitbild "fördern und fordern" aus unserem Sozialsystem als auch an Robinson Crusoe, der auf sich gestellt mit unorthodoxen Methoden seine komplexe Umwelt meistern musste.Um das Werk anständig rezensieren zu können, musste ich es komplett konzentriert durchgehen und ausschnittweise in allen Teilbereichen im Sinne des Buches vertieft damit arbeiten. Die Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe, möchte ich in der Form einer Aufzählung voranstellen.1. In erster Linie gibt "DWZ-Plus" dem Leser Mittel und Methoden an die Hand, um die Komplexität des Schachspiels in der Partie aufzulösen.2. Das damit verbundene Denkmodell ist Neuland, der Leser muss es erlernen und sich dabei neue Sichtweisen aneignen. Zugleich wird er gefordert, indem er neue Begriffe und die Gründe für deren Einführung erlernen muss.3. "DWZ-Plus" ist in meinen Augen weniger ein Einsteigerbuch für den noch völlig unkundigen Schachinteressierten, wenngleich es auch dies sein soll und dem Einsteiger zweifellos das Spiel erlernen lässt, mehr aber das Rezept für den Spieler, der schon einiges drauf hat und sich unorthodox sowie ohne viel neue Literatur verbessern will.4. Das Buch wird seine höchste Wirkung für den Spieler dann entfalten, wenn er mit einem herkömmlichen Schachbrett und nicht nur am Bildschirm mit ihm arbeitet.Um das Schachspiel weniger komplex für den Leser zu machen, arbeitet Karcher mit Rechenmitteln und Mustern. So führt er im Bereich der statischen Stellungsbewertung die Kavve-Bilanz ein (besser zu merken mit dem Begriff "Kaffee-Bilanz", um nicht - nach den humorigen Worten des Autors - mit einer zukünftigen Rechtschreibung des Wortes umgehen zu müssen). Er spielt somit immer wieder scherzhaft auf den Kaffee als Getränk an, obwohl dieser nicht wirklich etwas mit der vermittelten Methode zu tun hat. Vielmehr arbeitet er mit einer vergleichenden Bilanz "korrespondierender" eigener und gegnerischer Figuren. Die Buchstaben des Kunstwortes "Kavve" stehen für Kontrolle, Angriff, Verteidigung, Verstellung und "Eremit" (Bezeichnung quasi zur Einbeziehung des Potenzials von Einzelfiguren).Anhand von Diagrammstellungen und einer jeweiligen Auflistung von darauf abgebildeten Stellungsmustern versucht Karcher den Leser in die Lage zu versetzen, genau diese in der eigenen Partie wiederzuerkennen, um dann die daraus zu ziehenden Schlüsse parat zu haben. Diesen Ansatz des Buches finde ich ebenso wie die "Kavve-Bilanz" ausgesprochen gut, sehe hier aber zugleich auch den deutlichsten Hinweis darauf, dass der schon etwas kundige Leser von den ihm Buch eröffneten Wegen mehr als ein Neuling profitieren kann. Bei der Auflistung der besonderen Merkmale einer Stellung, die der Leser über Muster zu erkennen lernen soll, handelt es sich nämlich um genau solche, die das Positionsspiel ausmachen, von offenen Linien über Bauernstrukturen bis zur Königssicherheit. In diesem Bereich entwickelt sich "DWZ-Plus" vor allem zu einem sehr praxisbezogenen Trainingsbuch.Das von Karcher eingeführte Denkmodell verknüpft statische und dynamische Elemente. Ich vermute mal, dass es seine zunächst etwas checklistenhaft wirkende Funktion, die zu Beginn sicher sehr hilfreich ist, auf Dauer verlieren wird, weil die damit angestrebten Denkprozesse in Fleisch und Blut übergehen werden. Die Auseinandersetzung mit neuen Begrifflichkeiten mag zunächst etwas beschwerlich sein, deren Zahl aber ist niedrig.Das Inhaltsverzeichnis ist zu umfangreich, als dass ich es in der Rezension vollständig abbilden könnte. Bei Interesse verweise ich auf die hierzu im Internet verfügbaren Informationen. Für die Oberpunkte daraus aber besteht Raum. Diese sind:- Basiswissen für den Kampfeinsatz- Stellungsbeurteilung- Kampfplan- Höhentrainingslager- Spielverlauf- Hornberger Schlussakkord.Sie werden erkennen, dass Sie sich nicht zu allen Überschriften vorstellen können, was die Leser darunter erwartet. Ein paar Worte dazu am Beispiel des "Höhentrainingslagers": Karcher hat einen sehr unterhaltsamen, humorvollen und Bilder im Kopf des Lesers erzeugenden Schreibstil. Zum genannten Punkt zieht er die Verhältnisse eines Bewegungssportlers heran, um Vergleiche zum nach oben strebenden Schachspieler herzustellen, der sich eben in seiner Wertungszahl entwickeln möchte. Um es auf den Punkt zu bringen: "DWZ-Plus" ist vieles, zweierlei aber nicht - langweilig und unverständlich.Noch ein Hinweis zum Stil: Das Werk ist mit unzähligen Textkästchen gespickt, die sich aufgrund eines dunklen Hintergrundes besonders gut vom allgemeinen Textbild abheben. Darin findet der Leser Übungen, Hinweise, Regeln etc. Ihm werden die Arbeit mit dem Buch und auch das Erlernen grundsätzlicher Aspekte einfacher gemacht. Insgesamt gesehen ist "DWZ-Plus" von Textpassagen dominiert. Der Leser wird geführt und angeleitet und von Analyseketten vollständig verschont. Teilweise sieht das Werk nicht wie ein Schachbuch aus, wenn man sich die Diagramme wegdenkt.Wer ist Patrick Karcher und was befähigt ihn, ein Schachbuch zu schreiben? Patrick Karcher ist Amateurspieler aus Paderborn mit 2047 DWZ und 2110 Elo. Er spielt bei Rochade Kuppenheim, auf deren Website er unter dem Titel "DWZ Plus" eine Rubrik mit einer ähnlichen Motivation wie jener zum Buch führt. Ein offenkundig hohes Schachverständnis und quasi im Selbsttest bestätigte Methoden befähigen ihn, ein Schachbuch zu schreiben. Wer "DWZ-Plus" durchgearbeitet hat, wie die Frage nicht mehr stellen.Die Verarbeitung des Buches ist verlagstypisch ausgezeichnet. Fester Einband, qualifizierte Bindung, sauberer Druck auf hochwertigem Papier - alles passt.Fazit: "DWZ-Plus" ist ein empfehlenswertes Trainingsbuch besonders für den schon im Bereich des Klubspielers agierenden Lesers. Es eignet sich auch als Einführungsbuch für denjenigen Interessenten, der mit weniger üblichen Methoden schnell und systematisch ins Spiel eingeführt werden möchte.Für den Spieler etwa auf Klubniveau, der mit seinen Leistungen und Erfolgen nicht so recht zufrieden ist, ist "DWZ-Plus" der Weg für eine unorthodoxe und praxisbezogene Steigerung der Fähigkeiten am Brett.Der Autor siedelt den angesprochenen Leserkreis bei bis zu DWZ 2000 an, was eine angemessene Größe sein dürfte.
Uwe Bekemann, Februar 2015
Talent wird überschätzt
Buch des Informatikers Karcher bietet „innovative Denkmodelle“
Von SAP lernen heißt siegen lernen. Nun hat der Walldorfer Konzern bis dato kein Schachprogramm auf den Markt gebracht – aber ein Beispiel zur Ver- besserung der Spielstärke hat sich auf Umwegen durch die Software-Schmiede doch ergeben: Der Wirt- schaftsinformatiker Patrick Karcher orientierte sich an seinem Denkmodell für das komplexe Spiel auf den 64 Feldern an „meinen Erfahrungen mit der Abbildung komplexer Softwaresysteme bei SAP“. Diese verein- fachten Regeln mündeten erst in beliebte Lektionen auf der populären Webseite der Rochade Kuppenheim, die täglich fast 5000 Besucher verzeichnet. Nachdem mehrere Fans sich nach einer „Zusammenfassung erkundigten“, schritt der Verbandsligaspieler zur Tat und begeisterte den Joachim Beyer Verlag für sein Werk „DWZ-Plus – Talent wird überschätzt“ (188 Seiten, 22,80 Euro). Der letzte verbliebene große deutsche Schachbuch-Verlag fand Gefallen an den „innovativen Denkmodellen“. Der gebürtige Gaggenauer, der beim SK Ottenau schon mit sechs Jahren erstmals ans Brett ging, bediene sich eines „ungewöhnlichen Ansatzes, der teilweise auch ungewohnte Begrifflichkeiten einsetzt“, heißt es zutreffend im Klappentext.
Mit dem „Lesebuch“, das ellenlange Varianten vermeidet und lieber anhand von Diagrammen Prinzipielles vermittelt, soll der passable Vereinsspieler auf ein höheres Niveau gehoben werden – in Richtung einer Deutschen Wertungszahl (DWZ) von 2 000. Die Ratschläge klingen zuweilen banal und wiederholen sich – was aber den Vorteil hat, dass sie sich in die Gehirnwindungen fressen. So sind sie im Bedarfsfall in der Partie parat. Das Konzept geht wohl auf: In der Schachbuch-Bestseller-Liste findet sich das neue Werk in den Top 30 und unter „Allgemeinbildung“ in den Top 100.Dass Karchers Leitlinien durchaus sinnvoll sind, zeigt sich in Blitzpartien gegen ihn: Oft wähnt man sich auf der Siegerstraße und denkt, „gleich gibt er auf“ – doch der IT-Projektleiter bei der Schweizerischen Post findet dann immer noch einen Zug, um dem Kontrahenten weiter Widerstand zu bieten. Der Rivale stolpert so zuweilen noch. Deshalb ist es auch keine Überraschung, dass der 35-jährige Autor seine Spielstärke – ungeachtet einer langen Schachpause – dank Beherzigung seiner eigenen Lehre zuletzt um stolze 150 DWZ auf 2047 steigerte.Auch wenn Karcher propagiert, dass „Talent überschätzt wird“, verrät der Murgtäler dieses bei seinem Sieg über den nominell deutlich stärkeren Konstantin Tkachuk. Das nachstehende Duell beim Paderborner Schachtürken-Cup anno 2013 kommentiert er wie folgt:.
W: Karcher S: Tkachuk
1.c4 g6 2.g3 Lg7 3.Lg2 d6 4.Sc3 e5 5.d3 f5 6.Sf3 Sf6 7.0–0 c6 8.c5!?
Weiß wirft mit diesem energischen Vorgehen gegen das schwarze Bauernzentrum dem gegnerischen Spieler bereits sehr früh den Fehdehandschuh hin. e4!? Schwarz nimmt den Fehdehandschuh auf und kontert den Bauernangriff mit einem Gegenangriff auf den weißen Springer. 9.dxe4 fxe4 10.Sg5 d5 Schwarz hat das Zentrum besetzt und Raumvorteil, Weiß dafür Entwicklungsvorsprung. 11.f3 Sprengung des schwarzen Zentrums, um in einem offenen Schlagabtausch den Entwicklungsvorsprung auszunutzen. h6 Angriff auf den aktiv postierten Springer. 12.fxe4!? Zeigt keine Scheu vor Verwicklungen. 12.Sh3 exf3 13.exf3 0–0. De7 Zu scharfem Spiel führt ebenfalls hxg5 13.Lxg5 (13.exd5 ergibt durch Zugumstellung die gleiche Variante) De7! 14.exd5 Dxc5+ 15.e3. 13.e5 Ist objektiv nicht der stärkste Zug, dafür weiterhin sehr aktiv. 13.Sh3 Dxc5+ 14.e3 Lxh3 15.Lxh3 0–0 gibt Weiß die besseren Chancen. Dxc5+? Ein Fehler. Nötig ist Sg4! 14.e3 Sg4 15.Sce4! Nun hängen gleich beide Springer, doch Weiß hat die Konstellation tiefer durchblickt als sein Gegner. dxe4 16.Sxe4 Dxe5 17.Sd6+ Ke7 18.Sxc8+ Eliminiert den Verteidiger des Springers g4 mit Schachgebot. 18.Tf7+ Ke6 19.Dxg4+ Kxd6 20.Dxg6+ Kc5+– ist ein zweiter Gewinnweg. Txc8 19.Dxg4 Weiß steht mit dem Läuferpaar gegen die offene schwarze Königsstellung deutlich überlegen. Sa6! Verteidigt sich zäh. 20.Lh3 Aktiviert den weißfeldrigen Läufer und droht mit der Dame ein Matt auf d7. Sc5 Verbessert die Springerstellung und deckt das Feld d7. 21.e4 Die Verstellung des Läufers c1 wird aufgehoben und damit sein Wirkungsgrad erhöht. 21.Ld2! Dxb2 22.Lb4 beendet das Spiel noch schneller. Dd4+ Dxe4? wäre nun ein Fehler: 22.Dxe4+ Sxe4 23.Te1! 22.Kh1 Tf8 23.Lf4 Tad8 24.Dxg6 Df6 25.Ld6+! Abzugsangriff auf die schwarze Dame. Dxd6 26.Dxg7+ Ke8 27.Txf8+ 27.Tad1! beendet die Partie sofort: Txf1+ (Dxd1 28.Dxf8 matt) 28.Txf1 Droht Df7 matt. Der schwarze König entkommt nicht mehr: De7 29.Dg8+ Df8 30.Dxf8 matt. Dxf8 28.De5+ Doppelangriff auf König e8 und Springer c5. De7 Vermeidet die sofortige Niederlage. 29.Dh5+ Kf8! Df7? 30.Dxc5 Df3+ 31.Lg2 Td1+ 32.Txd1 Dxd1+ 33.Dg1! rettet Schwarz auch nicht. 30.Dxh6+ und Schwarz kann aufgeben. 1:0.
Hartmut Metz, März 2015
Die Verteidigungskunst hat in der Schachliteratur generell weniger Aufmerksamkeit erfahren als das Angriffsspiel.
Die Autoren haben sich in diesem Buch der Verteidigung in besonderer Weise angenommen, indem sie den Leser nicht nur anhand instruktiver Beispiele in die einzelnen Themen einführen, sondern ihn gleichzeitig motivieren, als Löser von ausgewählten Übungen und Denksportauf- gaben an die „Grenzen seiner Komfortzone“ zu gehen. Zu den behandelten Themen gehören:
Prinzipien und Methoden des Verteidigers
Verteidigung gegen einen Königsangriff
Neutralisierung einer Initiative
Rettung des Remis
Passive oder aktive Verteidigung
die Entwicklung von Gegenspiel
aber auch sonst nur stiefmütterlich behandelte Fragen wie die der Verteidigung gegen den Minoritätsangriff. Einem der findigsten und zähesten Verteidiger unter den Weltmeistern, Tigran Petrosjan, ist ein eigenes Kapitel gewidmet, zudem ist die deutsche Ausgabe um ein neues Kapitel mit aktuellen Beispielen und Testaufgaben erweitert worden. Die Übungen richten sich an versierte Vereinsspieler, bei der ernsthaften Beschäftigung mit diesen „Herausforderungen“ winkt als Lohn, die eigenen Fähigkeiten in der Verteidigung erheblich verbessert und gefestigt zu haben. Nur derjenige, der auch die Verteidigung beherrscht und bis zum Partieende nicht aus den Augen verliert, wird letztlich beim Kampf am Brett reüssieren!
Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.
Der internationale Meister Merijn van Delft (1979) lebt in Hamburg und arbeitet als Schachautor und Trainer. Seine Erfahrungen hat er zusammen mit seinem Vater Karel in Developing Chess Talent festgehalten.
Buch, 260 Seiten, gebunden, mit Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im Mai 2017
Verteidigung - Ein Testbuch
Endlich ist das 2010 bei Russel Enterprises, Milford (USA), erschienene Buch „Chess Cafe Puzzle Book 3“ ins Deutsche übersetzt worden. Der Joachim-Beyer-Verlag legte es als Karsten Müller „Verteidigung“ (gebunden mit Lesebändchen, 260 Seiten, Euro 22,80) auf.
Dass bei vielen Spielern Defizite bei der Verteidigung zu sehen sind, war für den Autor Dr. Karsten Müller – Großmeister und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – eigentliche Motivation zum Schreiben dieses Werkes. Sollten auch Sie das Gefühl haben, ihre Verteidigungsfähigkeiten verbessern zu müssen, so kommt dieses Buch gerade recht. Der Autor wagt einen breiten Ansatz und geht umfassend auf Verteidigungen ein.
Nach dem einleitenden Kapitel über Prinzipien und Methoden des Verteidigens unterteilt er den zu behandelnden Stoff in die Kapitel „Gegen Königsangriff verteidigen“ (25 Seiten), „Gegen Initiative kämpfen“ (15 Seiten), „Dauerschach“ (3 Seiten), „Patt“ (10 Seiten), „Richtiger Abtausch“ (13 Seiten), „Qualitätsopfer“ (22 Seiten), „Gegen Minoritätsangriff verteidigen“ (9 Seiten) und „Schlechte Endspiele“ (15 Seiten). Dem großartigen Verteidigungskünstler Tigran Petrosjan ist ein separates Kapitel gewidmet.
Durchgängig erläutert der Autor das zu Behandelnde anhand von per Diagramm dargebotenen Stellungen aus Großmeisterpartien und erläutert die Verteidigungsressourcen ausführlich. Jedes Kapitel beschließen umfangreiche Übungsaufgaben, die im Index gründlich gelöst werden. So ist schon bei der Durcharbeitung des Stoffes aktive Mitarbeit angesagt.
Den Erläuterungsteil schließt Kapitel 11 mit 24 Aufgaben als Aufwärmübung für die abschließenden Tests ab. In Kapitel 12 kann der Leser seine Fortschritte auf dem Gebiet der Verteidigung anhand von 16 Tests zu je 8 Testaufgaben bewerten. Fazit: Ein mitarbeitsorientiertes Werk, mit dem der Leser zweifellos seine Fähigkeiten in der Verteidigung entscheidend verbessert.
Rezension"Karsten Müller - Verteidigung" ist eine bemerkenswerte Neuerscheinung aus dem laufenden Jahr 2016, die schon im Untertitel verdeutlicht, was sie will. "Teste und verbessere deine Fähigkeiten in der Verteidigung" ist die Aufforderung an den Leser. Das Werk ist eine Übersetzung des 2010 in englischer Sprache von Russell Enterprises herausgegebenen Buches "Chess Cafe Puzzle Book 3". Die deutsche Ausgabe ist dabei allerdings um das Kapitel 13 erweitert worden, das neue Verteidigungsbeispiele enthält und damit eine Aktualisierung des Stoffes erreicht. Auch wenn der deutsche Spitzenspieler und Experte der Verteidigungskunst im Schach Karsten Müller alleine im Titel vorkommt, handelt es sich doch um eine Koproduktion des Autorenduos Karsten Müller und Merijen van Delft. Es hat aber wohl eine unterschiedliche Schwerpunktsetzung zwischen beiden gegeben. Während Müller für die ausgewählten Stellungen und Analysen ganz überwiegend den Hut aufhatte, war van Delft, in Hamburg lebender IM, vor allem für das geschriebene Wort zuständig. Sie betonen im Vorwort, dass "Karsten Müller - Verteidigung" dennoch eine echte Gemeinschaftsarbeit ist, weil beide Autoren alle Inhalte Punkt für Punkt durchgegangen sind. Eine der wichtigsten Voraussetzungen des Spielers, sich gut in der Partie zu verteidigen, bezeichnen die Verfasser schon auf den ersten Seiten. Er muss Spaß an der Verteidigung haben, nur dann findet er mit der richtigen Einstellung den richtigen Weg auf dem Brett. Unabhängig davon, ob man "heroisch" eine Verluststellung zu retten hat oder "alltäglich" defensive Techniken einsetzen muss - der Spieler muss die richtige Einstellung verkörpern, um sich am Brett als leistungsstarker Verteidiger beweisen zu können. In der Rangliste der Möglichkeiten, sich zu einem besseren Verteidiger zu entwickeln, sehen die Autoren das Spielen schlechterer Stellungen gegen stärkere Gegner mit der anschließenden Analyse vorne. Dann aber kommt bereits das Erlernen der Verteidigungsstrategien mit anschließenden Lösungsaufgaben und Tests. Und genau hier hakt "Karsten Müller - Verteidigung" ein. Das Werk ist in 13 Kapitel gegliedert. Man könnte auch von deren 14 sprechen, denn es gibt noch einen umfangreichen Lösungsteil im Anschluss, der nicht als Kapitel mitgezählt worden ist. Die Stoffvermittlung beginnt mit grundlegenden Techniken im Kapitel 1, in der Folge spezialisiert sie sich dann in den Kapiteln 2 bis 9. Eine Sonderstellung nimmt das Kapitel 10 ein, in dem die Verteidigungskunst des früheren Weltmeisters Tigran Petrosjan ins Scheinwerferlicht genommen wird. Der Darstellung der Verteidigungstechniken folgen Übungen und Tests. Die Lösungen darauf sind am Ende des Buches zu finden, zwischen ihnen und den Tests ist noch die Erweiterung der deutschen Ausgabe eingeordnet worden, wie schon erwähnt als Kapitel 13. Auf die Kapitelüberschriften reduziert sieht das Inhaltsverzeichnis hinsichtlich der Kernbereiche wie folgt aus: 1. Prinzipien und Methoden des Verteidigens 2. Gegen einen Königsangriff verteidigen 3. Gegen die Initiative kämpfen 4. Dauerschach 5. Patt 6. Der richtige Abtausch 7. Qualitätsopfer 8. Gegen den Minoritätsangriff verteidigen 9. Schlechtere Endspiele verteidigen 10. Der großartige Tigran Petrosjan 11. Einfache Aufgaben 12. Tests 13. Verteidigungsbeispiele. Die einzelnen Theoriekapitel sind identisch aufgebaut. Einer kurzen Einführung in die jeweilige Thematik folgt die Darstellung des zu behandelnden Verteidigungsmanövers anhand von Diagrammen und Partiefragmenten. Zumeist unterteilt sich der Stoff weiter und zwar in mehrere Elemente der Verteidigungstechnik, die dann entsprechend in Unterpunkten behandelt werden. Auch zu diesen findet der Leser regelmäßig wieder eine zumindest kurze Einführung vor, bevor die Autoren dann nach dem beschriebenen Muster fortfahren. Die Art und Weise, wie die Mittel der Verteidigung erörtert werden, halte ich für mustergültig. Die Autoren arbeiten mit kleinen Portionen, erklären und erläutern so gut wie alles, was stattfindet. Sie erreichen bei dem Spieler, der intensiv auf das Werk eingeht, ganz sicher die Entwicklung eines Spaßgefühls im Umgang mit der Verteidigungspflicht, neben der für mich unzweifelhaft eintretenden Verbesserung des Leistungsvermögens. Zu den maßgeblichen Prinzipien des Buches gehört der extensive Einsatz von Aufgaben, die der Leser lösen soll. Sie sind zu den einzelnen Themen innerhalb der Kapitel, als einfache Aufgaben im Kapitel 11 und als Tests im Kapitel 12 zu finden. Die Autoren handeln hierdurch intensiv nach einem Aphorismus von Konfuzius: "Was du mir sagst, das vergesse ich. Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich." Soweit diese Aufgaben innerhalb der einzelnen Kapitel gestellt werden, tragen sie unmittelbar zum Lernen des aktuell behandelten Stoffes bei. Der Leser konsumiert nicht nur die Ausführungen, sondern hat die daraus gewonnenen Erkenntnisse sogleich anzuwenden, wobei er wie in seiner eigenen Partie Lösungen sucht, verwirft oder anwendet und dabei die Qualität seiner Analysen an Erfolg oder Misserfolg messen kann. Gerade die zuvor schon genannten Tests, die weit vorgerückt im Werk verortet sind und das gesamte Stoffgebiet umfassen, haben es in sich. Der Leser soll sich jeweils eine Stunde lang mit ihnen beschäftigen und möglichst eine Schachuhr dabei einsetzen, um ein Partie-Feeling zu erzeugen. Je nach seinem Lösungserfolg darf er sich Punkte gutschreiben, die schließlich mit ihrer Summe darüber entscheiden, ob er noch einmal von vorne anfangen sollte, den Weltmeister herausfordern bzw. Stufen zwischen diesen beiden Extremen für sich reklamieren darf. Auch dieses Leistungsregister beweist, dass "Karsten Müller - Verteidigung" die Vermittlung von Spaß an der "Arbeit" zu einem Hauptanliegen erklärt hat. Ganz zum Schluss gibt es noch ein Quellenverzeichnis und zwei Fotos von den Autoren. Das Buch hat einen festen Einband, ist gebunden und hält als besonderen Pfiff ein Lesebändchen bereit, so dass man immer weiß, wo es zum nächsten Lernhäppchen weitergeht. Fazit: "Karsten Müller - Verteidigung" ist ein ausgezeichnetes Lehr- und Testbuch zur Verteidigung im Schach. Der Leser, der das Werk konzentriert durcharbeitet und diszipliniert die an ihn gerichteten Aufgaben löst, wird seine Spielstärke zweifellos heben. Der Spieler soll Freude an der Verteidigung zu entwickeln lernen, das Buch hilft ihm dabei.Uwe Bekemann, Oktober 2016, (Fernschachpost BDF und Rochade Europa)
Ein Schachanfänger hat unglaublich viel zu lernen – aber was und wo anfangen? Der Autor hat in diesem Buch 365 kleine Aufgaben zusammengestellt, die dem Anfänger solches Wissen vermitteln. Fallen, Endspiele, Kombinationen, Techniken, Ratschläge und Faustregeln, oft mit einer Frage verbunden, vermitteln leicht und spielerisch Kenntnisse, ohne die Kinder zu überfordern. Da alle Bereiche des Spiels angesprochen werden, kommt Langeweile gar nicht erst auf. Zudem kann schon bald das eine oder andere Erlernte in der Praxis angewendet werden, stets die beste Motivation für einen Lernenden!
Viele Aufgaben stammen aus Kinder- und Jugendwettkämpfen, wodurch ein guter Praxisbezug gesichert ist.
Zugleich zeigen die Stellungen aus anderen Ländern und internationalen Wettkämpfen, dass überall auf der Welt Kinder gerne Schach spielen und auf ihrem Weg zur Verbesserung mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie die jungen Leser dieses Buches. Schach ist weltumspannend und überwindet alle Unterschiede wie Armut und Reichtum, Herkunft, Sprache oder Hautfarbe.
Jeden Tag eine kleine Lehr- und Trainingseinheit führt nicht nur zu einer Menge von breit gestreutem Wissen, sondern ist auch ein Einstieg in ein regelmäßiges Training, das im Schach wie in jedem anderen Sport auch unentbehrlich ist, um sich zu verbessern und Erfolge zu erreichen. Es zeigt dem jungen Leser, dass man mit Ausdauer und regelmäßigem Arbeiten seine Ziele und Wünsche – und das nicht nur im Schachspiel – erreichen kann, und das oft einfacher als gedacht!
128 Seiten, kartoniert
Capablanca: Letzte Schachlektionen
José Raúl Capablanca (1888-1942) war wohl das größte Naturtalent in der Geschichte des Schachs. Schon als 12-Jähriger wurde er in einem Wettkampf gegen Juan Corzo y Príncipe Landesmeister von Kuba, den Weltmeistertitel errang er 21 Jahre später gegen den großen Emanuel Lasker. Gerühmt wurde sein brillanter, kristallklarer Positionsstil, seine Partien gewann er scheinbar mühelos, die Leichtigkeit und Perfektion seines Spiels haben seinen Nimbus als Schachgenie weltweit verbreitet und sind bis heute legendär. Wenig zugetan war er dem Schreiben, obwohl er auch auf diesem Gebiet ein außergewöhnliches Talent besaß, wie aus der Schilderung seiner letzten Ehefrau Olga hervorgeht. Daher ist sein schachliterarischer Nachlass vergleichsweise klein geblieben. Die nun vorliegende vierte (erstmals überarbeitete) deutsche Auflage seiner Letzten Schachlektionen, ursprünglich eine Reihe von Rundfunkvorträgen Capablancas, gibt dem Anfänger ein fundamentales Rüstzeug an die Hand, um im Kampf am Brett zu bestehen und die verschiedenen Phasen der Partie erfolgreich zu gestalten. Wertvolle Tipps und Richtlinien werden durch eingängige Beispiele aus Theorie und Praxis veranschaulicht, so dass dieses kurze Vademekum des Schachs auch für fortgeschrittene Spieler geeignet ist, um Vergessenes und Verschüttetes wieder aufzufrischen.
80 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Nunn: Geheimnisse des Großmeisterschachs
Geheimnisse des Großmeisterschachs aus der Feder eines der weltbesten Schachautoren, des britischen Großmeisters John Nunn, lässt den Leser teilhaben an der Entwicklung eines Schachprofis vom Anfänger bis zum Internationalen Meister und schließlich Spitzengroßmeister. Dem unterhaltsamen autobiografischen Teil sind zahlreiche Partiebeispiele aus der eigenen Turnierpraxis zur Seite gestellt: Eine Auswahl von 24 sehr ausführlich und tiefgründig kommentierten Partien aus dem Zeitraum 1974 bis 1985, ergänzt um eine Reihe kurz kommentierter Partien und Partiefragmente, illustriert seine steil verlaufende Schachkarriere und gestattet faszinierende Einblicke in die großmeisterliche Gedankenwelt. Das grundsätzlich anspruchsvolle Werk ist im bekannt klaren und verständlichen Stil des Autors geschrieben und lässt daher ein Studium auch für Leser zu, die keine höheren Meistergrade erzielt haben.
Diese großartige Partiesammlung, die bereits anlässlich ihrer Erstausgabe (1997) als richtungsweisend herausgestellt wurde, liegt nun in einer 2., neu durchgesehenen und korrigierten Auflage vor. Die Leserschaft ist am Zug, ihr die weiterhin gebührende Anerkennung zu erweisen.
Dr. John Nunn (*1955), GM 1978, gehörte Ende der 1980er Jahre zu den Top 10 der Weltrangliste und hat als Schachbuchautor einen hervorragenden Ruf erlangt. Im Jahre 1997 beendete er seine aktive Turnierlaufbahn, blieb der Schachwelt aber als Autor und Publizist erhalten.
Herausragend sind seit jeher seine Fähigkeiten im Lösen von Schachproblemen, hier konnte er dreimal (2004, 2007 und 2010) den Weltmeistertitel erringen, und noch in diesem Jahr (2015) wurde er mit minimalem Rückstand Mannschafts-Vize-WM sowie erstmals, als nunmehr 60-jähriger, Senioren-Weltmeister.
344 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im März 2016
Der Buchtitel „Geheimnisse des Großmeisterschachs“ zählt zu jenen, denen es besonders gelungen ist, meine auf den Inhalt des Werkes gerichteten Erwartungen komplett auf eine falsche Fährte zu locken. Ich kannte es bisher noch nicht, auch wenn es mit seiner Erstausgabe bereits 1997 auf den Markt gekommen und nun mit einer überarbeiteten und korrigierten neuen Auflage aus dem Jahre 2015 wieder verfügbar ist. Sein Verfasser ist John Nunn, früherer Weltklasse-Großmeister und Autor mehrerer sehr renommierter Schachbücher, erschienen ist die neue Ausgabe als Imprint des Schachverlags Ullrich im Joachim Beyer Verlag.
Die Erstausgabe von 1997 basierte ihrerseits auf dem 1987 in englischer Sprache erschienenen Vorgänger „Secrets of Grandmaster Play“.
Hatte ich erwartet, eine Art Lehrbuch der Schachstrategie und / oder –taktik für den gehobenen Anspruch in die Hände bekommen zu haben, so ist es mehr ein autobiografisches Werk John Nunns mit der zentralen Schwertpunktsetzung auf kommentierte Partien, gewissermaßen somit auch eine Partiensammlung. Stehen lassen kann ich aber das Prädikat „für den gehobenen Anspruch“, denn dieser bestätigt sich in 24 sehr ausführlich, der Rückentext spricht darüber hinaus von tiefgründig, kommentierten Partien. Diese Zahl der behandelten Praxisbeispiele ist zu ergänzen um viele weitere kommentierte Partien und Partiefragmente, die weniger intensiv behandelt werden.
„Geheimnisse des Großmeisterschachs“ ist in vier Kapitel mit den folgenden Überschriften gegliedert:
1. Frühe Jahre 1955 – 73
2. Internationaler Meister 1974 – 76
3. Großmeister 1977 – 81
4. Berufsspieler 1981 – 85.
Wie unschwer zu erkennen ist, hat Nunn die Chronologie in seinem Leben zur ordnenden Richtschnur seines Buches gewählt. So beginnen seine autobiografischen Erzählungen mit seinem Geburtsjahr 1955. Er räumt ein, dass er hierbei natürlich auf fremde Erinnerungen und Aussagen zurückgreifen muss, was mich zumindest etwas mehr überrascht hat als wenn diese Aussage aus der Feder eines anderen Autoren gekommen wäre. Nunn hat sein Genie immerhin schon in sehr jungen Lebensjahren unter Beweis gestellt, wenn auch nicht im Schach so auffällig wie in der Mathematik. Ein Mathematik-Studium hat er bereits im Alter von 15 Jahren in Oxford aufgenommen und mit 18 abgeschlossen, was ihn zum jüngsten Absolventen seit ca. 300 Jahren machte.
Schon mit den ersten Zeilen, also jenen, die nicht auf seinen eigenen Erinnerungen basieren, wird erkennbar, dass Nunn es nicht an Humor mangeln lässt. Sein älterer Bruder ging mit der Gelegenheit seiner Geburt opportunistisch um, indem sie ihm die Gelegenheit zur Frage bot, ob er da nicht eine Eiskreme erhalten könne. Der Witz bleibt durchgehend britisch dezent, selbst wenn es mal etwas derbere Sachverhalte zu schildern gibt. Sehr schön ist beispielsweise an späterer Stelle auch die Schilderung, warum Nunn nach einer Erfahrung nie wieder irische Spieler unterschätzt hat, auch nicht im Zusammenhang mit dem Genuss von Alkohol.
Beginnend mit den frühen Jahren seiner Karriere zeigt Nunn seinen Karriereverlauf nach, spricht Erfolge wie Misserfolge und wichtige Stationen an. Dabei lässt er immer wieder auch Passagen zur Zeitgeschichte einfließen, konzentriert auf Aspekte des Schachspiels, beispielsweise zur Jugendförderung, zur damaligen Spiel-und Turniersituation in England und manches mehr. Im weiteren Verlauf des Werkes fügen sich die (auto-)biografischen Ausführungen vor allem zwischen den schon erwähnten 24 besonders ausführlich kommentierten Partien ein.
Diese sind ab dem 2. Kapitel im Buch zu finden. Die Beispiele aus der Jugend sind ebenfalls grundsätzlich mit Erläuterungen im Werk abgebildet, aber eben mit reduzierten Kommentaren und Analysen. Diese zweite Kategorie von Partien ist optisch jeweils dadurch gekennzeichnet, dass sie von einem Textrahmen umfasst ist. Der Leser kann die Partien somit auf den ersten Blick erkennen und damit dann auch den Erzählungstext nach einer Partieunterbrechung immer wieder sofort aufnehmen. Die 24 „Gala-Partien“ sind nicht entsprechend gekennzeichnet. Auch bei diesen aber hat sich der Verlag etwas einfallen lassen, um dem Leser den Umgang mit den Partien zu erleichtern. Die Hauptzüge sind durch Fettdruck hervorgehoben. Sobald Analysen über einen schmalen Umfang hinausgehen, werden sie im Schriftbild abgesetzt. Zudem arbeitet das Werk dann mit einer geringeren Textgröße. Initialzüge innerhalb der Varianten sind ebenfalls durch Fettdruck kenntlich gemacht.
Mit diesen Maßnahmen hat es der Verlag erreicht, dass man als Leser ohne bemerkenswerte Probleme immer genau weiß, wo man sich in einer Partie befindet, insbesondere nicht irrtümlich eine Nebenvariante als Partiefortgang annimmt.
In seinem Vorwort zur neuen Auflage rät Dr. Ralf Binnewirtz dem Leser, sich bei den 24 ausführlich kommentierten Partien das herauszuziehen, was für ihn relevant und machbar ist. Diesen Hinweis halte ich für den Leser wichtig, der noch keine erhebliche Spielstärke entwickelt hat. Die kommentierten Partien sind anspruchsvoll, sie dürften das Verständnis des noch recht ungeübten Lesers überfordern.
Abgeschlossen wird das Werk durch Verzeichnisse der Gegner in den Buchpartien und der zur Ausführung gelangten Eröffnungen.
Fazit: „Geheimnisse des Großmeisterschachs“ ist eine gelungene Mischung aus Autobiografie und Partiensammlung „von und mit“ John Nunn. Sie ist zugleich unterhaltsam und eine Einladung an den Leser, über anspruchsvoll kommentierte Partien sein eigenes Schachverständnis zu qualifizieren.
Das Buch ist eine durchgesehene und korrigierte Fassung der Erstauflage aus dem Jahre 1997.
SCHACHANALYTIK befasst sich mit der objektiven Bewertung von Spielstellungen und daraus gewonnenen theoretischen Kenntnissen für die Behandlung der darauf folgender Spielabläufe. Sie umfasst alle Vorgänge von der Eröffnung über das Mittelspiel bis zum Endspiel und erläutert die ständige Umwandlung mit wechselndem Wert der Elemente Raum, Kraft und Zeit. Hierbei wurden zahlreiche unklare Positionen geklärt und fehlerhafte Abwicklungen bereits publizierter Partiepositionen berichtigt.Die umfassende Darstellung schachlicher Vorgänge ist auf Spielpositionen, die aus der Ausgangsstellung hervorgehen, beschränkt und verzichtet auf konstruierte Ausnahmefälle. Sie ist nach substanziellen Erfordernissen geordnet und systematisch und übersichtlich gegliedert. Alle Bewertungen und Abfolgen unterliegen strengen erkenntnistheoretischen Bedingungen und basieren auf der exakten Bewertung der Steine und ihren Wirkungsgrad in der jeweiligen Position.Die behandelten Partiestellungen sind typisch für das jeweils behandelte Thema, wobei auch die historische Entwicklung beachtet wurde. SCHACHANALYTIK ist somit nicht nur ein Nachschlagewerk für geübte Schachspieler, sondern auch ein Lehr- und Handbuch für Übungsleiter in den Vereinen.
348 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Euwe: Urteil und Plan im Schach
Urteil und Plan im Schach richtet sein Augenmerk auf einen besonders wichtigen Moment im Verlauf der Partie: wenn nach vollendeter Entwicklung der Übergang von der Eröffnung ins Mittelspiel ansteht und der Spieler einen stellungsgemäßen Plan für das weitere Vorgehen entwickeln muss. Eine solche Planung ist gekoppelt an eine genaue Stellungsbeurteilung: Erst wenn der Spieler die charakteristischen Merkmale seiner Position erfasst hat, kann er einen korrekten strategischen Plan entwerfen, der im Einklang mit der Stellung die Partie folgerichtig fortsetzt. Natürlich ist diese Erkenntnis nicht neu, sie basiert auf der Positionslehre des ersten Weltmeisters, Wilhelm Steinitz. Max Euwe hat die Thematik für zeitgenössische Leser ausführlich aufbereitet und zahllosen aufstrebenden Spielern erstmals gezeigt, wie sich die wesentlichen Denkprozesse der Meister inhaltlich darstellen. Urteil und Plan im Schach zählt zu Euwes besten Werken und gilt als zeitloser Klassiker von unverminderter Gültigkeit.Der Holländer Machgielis (Max) Euwe (1901–1981), fünfter Weltmeister der Schachgeschichte (1935–37), hat vor allem durch eine enorme schachliterarische Leistung nachhaltig gewirkt und zur Popularisierung des Schachs beigetragen. Seine Publikationen zeichnen sich durch eine didaktisch geschickte und anschauliche Darstellung aus und sie decken alle Phasen der Partie ab, zudem tragen die hervorragenden analytischen Fähigkeiten Euwes wesentlich zur Qualität seiner Werke bei. Dieses Standardlehrbuch zum planvollen Spiel liegt nun – nahezu 60 Jahre nach der deutschen Erstausgabe (1956) – in der 6. Auflage vor. Auch dem heutigen schachlichen Nachwuchs wird es den Weg weisen, zur rechten Zeit Urteil und Plan walten zu lassen.
184 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension:
In einer 6. Auflage 2015 neu im Handel verfügbar ist der Schachbuch-Klassiker "Urteil und Plan" von Max Euwe. Das Werk ist als Imprint des Schachverlag Ullrich im Joachim Beyer Verlag erschienen. "Urteil und Plan" gilt als eines der besten Bücher Max Euwes, des 5. Weltmeisters in der Schachgeschichte. In seiner 1. Auflage aus dem Jahre 1956 umfasste es neun Abschnitte, deren Inhalte ich etwas weiter unten bezeichne. Nach dem Tode Euwes, aber mit seiner Genehmigung, ist ein zehnter Abschnitt hinzugekommen, der von Kurt Richter verfasst worden ist und "Fünf erläuternde Partien" enthält.Wenn man - vor allem junge - Spielerinnen und Spieler, die zwar schon regelkundig sind, aber noch keine Erfahrung gesammelt haben, am Schachbrett beobachtet, so stellt man oft ein Phänomen fest: Die Hand des am Zug befindlichen Kontrahenten kreist über dem Schachbrett wie ein Geier am Himmel über der Savanne. Unentschlossen tendiert sie mal zur einen und dann wieder zu einer anderen Figur. Die Hand ist ein Indikator der Gedanken, denn so, wie sie sich verhält, läuft gerade auch der Gedankenprozess ab. Das Spiel bleibt planlos, die Merkmale der Stellung werden unzureichend erkannt und zur Basis der kommenden Entscheidungen gemacht.Genau hier setzt "Urteil und Plan" an. Es ist ein Lehr- und für den erfahrenen Spieler auch ein Trainingsbuch zum praktischen Positionsspiel. Ich möchte das Werk als einen Praxiskurs bezeichnen, der nicht nur Kenntnisse zur Spielführung, vor allem im Mittelspiel, verschafft, sondern Struktur in das Spiel des Lesers bringt und ihm die Chance gibt, Intuition zu entwickeln.Ich möchte ein zweites Phänomen ansprechen, diesmal auf das Fernschachspiel bezogen.Aus dem Fernschach sind heute Computer als Hilfsmittel nicht mehr wegzudenken, sie gehören schlicht dazu. Sofern es ausnahmsweise keine ausdrücklichen Be-schränkungen gibt, gilt dies vorneweg auch für die Engines, also die Programme, die aus einer Stellung heraus die besten Züge und Zugfolgen zu errechnen versuchen.Zu den modernen Herausforderungen an den Fernschachspieler zählt heute der möglichst effektive und effiziente Einsatz seiner Engine oder Engines. Die Methode, den Computer in einer einfachen Stellungsanalyse brutal alles durchrechnen zu lassen, stößt sehr schnell in verschiedener Hinsicht an ihre Grenzen. Der so handelnde Spieler wird spielerisch nicht weiterkommen und es werden ihm auch größere Erfolge verwehrt bleiben. Aber warum ist dies so? Das ist so, weil er nicht nach dem Prinzip Urteil und Plan handelt. Er setzt sein Hilfsmittel, die Engine, nicht so qualifiziert und wirksam ein wie seine klüger handelnden Mitbewerber, er wird tendenziell hinter diesen zurückbleiben.Das Buch "Urteil und Plan" orientiert sich am folgenden Prinzip: Es werden Beispiele aus der Praxis durchgegangen, um bestimmte darin erreichte Stellungen auf ihre besonderen Merkmale, von Euwe auch als "Fingerzeige" bezeichnet, zu untersuchen, um nach deren Feststellung den richtigen Plan für das weitere Vorgehen abzuleiten. Der Leser erlernt und vertieft, wie man Schach planvoll spielt, wie man die stellungsgerechten Urteile und Entscheidungen trifft und er prägt sich automatisch nach und nach Stellungs- und Vorgehensmuster ein, die ihm im Laufe der Zeit vermehrt ein intuitives Handeln ermöglichen werden.Die "geierähnlich" kreisende Hand des Spielers wird weichen, der Fernschachspieler wird seine Engine auf bestimmte Züge ansetzen und viele andere dabei ausblenden, somit sein Hilfsmittel Engine viel effektiver und effizienter einsetzen.Das markanteste Beispiel für diese Variante meiner Ausführungen habe ich auf Seite 71 f. gefunden. Hier macht Euwe den Leser zunächst intensiv mit dem Beispiel der Betrachtung vertraut, bis er zur kritischen Stellung kommt. Diese untersucht er nach den Kriterien des Positionsspiels und kommt auf sieben zu berücksichtigende Besonderheiten. Er stellt dann die Frage, ob aus einem materiellen Standpunkt heraus ein bestimmter gegnerischer Zug für den am Zug befindlichen Spieler eine Bedrohung ist. Die Stellung ist komplex, die Antwort nicht leicht. Auf einem analytischen Weg stellt er dann fest, dass der geprüfte Zug eine Bedrohung ist, der Spieler also etwas dagegen tun muss. Und nun kommt die Aussage, die den interessierten Fernschachspieler aufhorchen lassen sollte: "(…) diese Erkenntnis macht es bereits überflüssig, Züge wie Ta8-c8 oder b6-b5 zu erwägen." In diesem Fall bleiben nur vier Bauernzüge als spielbar übrig. Wenn ich mich nicht verzählt habe, stehen in der fraglichen Stellung 38 regelgerechte Züge zur Verfügung. Der mit Urteil und Plan handelnde Fernschachspieler blendet 34 Züge aus und setzt seine Engine auf die vier Züge an, die eventuell helfen können, nutzt deren Kapazitäten optimal. Der Spieler mit der "brutalen Rechenmethode" aber wird nur einen Bruchteil dieses Nutzens ziehen können, da sich die Engine auch an auszuschließenden Zügen abarbeitet, und dieser Effekt verstärkt bzw. potenziert sich mit dem Fortgang einer Zugfolge.Die Themen in den schon erwähnten ursprünglichen Buchkapiteln, hier "Abschnitte" genannt, ergeben sich aus dem folgenden Überblick, der sich an das Inhaltsverzeichnis anlehnt:Abschnitt I: Forciertes Matt oder großer materieller VorteilAbschnitt II: Die Bauernmehrheit auf dem DamenflügelAbschnitt III: Der Angriff auf dem DamenflügelAbschnitt IV: Springer gegen schlechten LäuferAbschnitt V: Die Schwächung der KönigsstellungAbschnitt VI: Der Angriff auf die feindliche KönigsstellungAbschnitt VII: Schwache BauernAbschnitt VIII: Starke FelderAbschnitt IX: Offene LinienUnd hinzu kommt, wie oben schon angemerkt, Abschnitt X: Fünf erläuternde Partien, von Kurt Richter.Euwe ist ein Meister des Schreibens. Er versteht es ausgezeichnet, alles so einfach, klar und nachvollziehbar zu erklären, dass man als Leser das Gefühl hat, sich gerade mit einer der einfachsten Sachen der Welt zu befassen. Ich stelle seine Kunst des Erklärens auf eine Stufe mit jener von Mark Dvoretski, wenn ich einen aktuellen meisterlich schreibenden Autor zum Vergleich heranziehen darf."Urteil und Plan" ist "kein Buch für eine Nacht". Dieses Werk verlangt ein Studium. Der Leser muss Zeit investieren, um den richtigen Nutzen aus ihm ziehen zu können. Und meines Erachtens verlangt es nach Wiederholung, es sollte also mehrfach durchgearbeitet werden. Die dafür aufzubringende Disziplin wird durch den unterhaltsamen Schreibstil Euwes gestützt.Fazit: "Urteil und Plan" ist ein heute wie schon früher ausgezeichnetes Buch zum praktischen Positionsspiel. Es ist zugleich das Bindeglied zwischen Theoriewerken, die sich den verschiedenen Methoden des Positionsspiels widmen, und der praktischen Partie des Lesers.Jeder Spieler unterhalb des Meisterlevels wird von diesem Werk profitieren, wenn er ernsthaft damit arbeitet. Der Fernschachspieler, der die vorgestellte Methode richtig auslegt und anwendet, wird zudem zu einem besseren und vor allem wirkungsvolleren Einsatz seiner Engine als Hilfsmittel in seiner Partie kommen.Für mich ist "Urteil und Plan" eine klare Empfehlung für jeden Spieler, der die ersten Anfangsgründe gerade hinter sich gelassen hat und noch nicht zum Meisterspieler geworden ist.
Uwe Bekemann, Juli 2015
Alexander Koblenz, der langjährige Trainer und Vertraute von Michail Tal (WM 1960-61), präsentiert in diesem Buch einen Schachkurs in 16 Lektionen, den er seinerzeit in Riga abgehalten hat. Er widmet sich thematisch der Mittelspielstrategie und -taktik sowie ausgewählten Endspielfragen, die in Partien und Partiefragmenten erläutert werden. Der Kurs integriert zwölf Übungseinheiten mit je sechs Aufgaben, die mit keiner spezifischen Forderung verknüpft und selbstständig vom Leser zu meistern sind; die zugehörigen Lösungen sind jeweils den einzelnen „Praktikumsteilen" nachgestellt.
Die ursprüngliche Arbeit von Koblenz (deutsche Erstausgabe 1967) wurde später ergänzt mit Beispielen aus der jüngeren Praxis sowie mit einem Interview, das Koblenz 1990 gegeben hat. Ein gleichfalls hinzugefügtes abschließendes Kapitel über die „Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit" beleuchtet die letzte große Hängepartie bei WM-Kämpfen (Kasparow ‒ Karpow 1990).
Dieses inzwischen klassisch zu nennende Trainingsbuch empfiehlt sich aufgrund des Schwierigkeitsgrads der Übungen vor allem aufstrebenden Spielern, die die Anfangsgründe des Schachs hinter sich gelassen haben.
284 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
In seinem Grundlagenwerk, das mit gutem Recht als Klassiker bezeichnet werden darf, führt uns der Autor die Vielfältigkeit des Themas Verteidigung vor Augen. Zunächst wirft er einen genaueren Blick auf deren Unterformen wie z.B. die passive Verteidigung im Kontrast zur aktiven Version. Sodann weckt er des Lesers Neugier herauszufinden, was sich hinter der automatischen Verteidigung verbergen mag - der wissenschaftlichen – oder gar der philosophischen.
Auch untersucht er den interessanten Aspekt, inwiefern die Belange der Verteidigung bei großen Meistern der Vergangenheit wie beispielsweise Wilhelm Steinitz, Siegbert Tarrasch und Emanuel Lasker stilprägend waren.
Und für die gründliche Kommentierung der zahlreichen Beispiele aus Meisterpartien werden eigens neue Begriffe geprägt – z.B. Leukopenie und Melanpenie für eine weißfeldrige bzw. schwarzfeldrige Schwächung ganzer Felderkomplexe. Oder es werden Begriffe verwandt, die eigentlich gar nicht in der Schachsprache zu Hause sind, wenn z.B. veranschaulicht werden soll, worin der Unterschied besteht, ob eine Bauernschwäche gedeckt – oder betreut wird.
Alles in allem ein Lesegenuss aus einer Zeit, in der es einem Autor nicht allein um die schachlichen Inhalte ging, sondern in der ihm auch deren sprachliche Darbietung am Herzen lag.
172 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Oktober 2018
„Die Kunst der Verteidigung“ war das erste Buch des österreichischen Schachmeisters und Schachjournalisten Hans Kmoch, es ist 1927 erschienen. Im Joachim Beyer Verlag liegt jetzt die sechste Auflage vor (172 Seiten, broschiert, 19,80 Euro). Das Buch hält für den Schachspieler auch heute noch viele An- und Einsichten als Grundlagen bereit, die helfen können, einen Spielverlauf in der Phase der Verteidigung positiv zu beeinflussen.
Kmoch vertrat im Erscheinungsjahr 1927 sein Land bei der Schacholympiade. Als Schachprofi war er immer auch für Zeitungen tätig. So berichtete er für Publikationen auf der ganzen Welt über die internationale Schachszene. 1933 erschien sein Buch „Rubinstein gewinnt“, ein Jahr zuvor war er mit seiner jüdischen Frau zunächst in die Niederlande übergesiedelt. Danach führte ihn sein Weg nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA, wo er 1973 in New York starb.
Hans Kmoch hat sich tiefschürfende Gedanken über die Verteidigung gemacht, die dem Buch auf neun Seiten vorangestellt sind. „Als Beweggrund der menschlichen Handlungen lässt sich viel häufiger die Verteidigung als der Angriff feststellen, immer wieder deshalb, weil die Verteidigung aus Zwang, der Angriff aus Freiwilligkeit entspringt.“ Würde Kmoch heute leben, würde er der Freiwilligkeit beim Angriff vielleicht noch die Bosheit hinzufügen.
Anders beim Schachspiel: Kmoch schreibt, dass die meisten Schachspieler für den Angriff schwärmen und dies sei auch leicht zu erklären. Ein Mensch, der in seinem Leben vielleicht nur selten einmal wirklich etwas wagen dürfe, könne auf dem Schachbrett ein wütender Angreifer werden und seine Angriffslust hemmungslos austoben. Daher komme es, dass die Verteidigung im Schachkampf vernachlässigt wird und in der Entwicklung zurückgeblieben ist.
Mit einer ganzen Reihe von bekannten Namen, darunter Partien von Steinitz, Tarrasch und Lasker, bringt Kmoch dem Leser das Thema Verteidigung näher. Dies geht bis zur wissenschaftlichen Betrachtungen, wo Begriffe wie „Schein-offene-Linie“, „Verwaisung“ und „Widder“ erklärt werden.
Fazit: Hans Kmochs Buch ist kein Lehrbuch im klassischen Sinne. Wer sich für Schachhistorie interessiert, kann vieles entdecken. Die etwas antiquierte Sprache ist dabei überhaupt kein Hindernis, sondern macht einen besonderen Reiz aus.
Schwerfiguren (Dame, Türme) spielen infolge ihrer hohen Wirkungskraft meist eine dominierende Rolle in der Schachpartie. Die Türme übernehmen diese Rolle überwiegend im Mittelspiel, wenn sie nach der Eröffnung mit einiger Verzögerung ins Spielgeschehen eingreifen können. Die Führung der Türme in dieser Partiephase, wo zudem oft eine knifflige Wahl bezüglich ihrer Aufstellung ansteht, gehört daher zu den essenziellen Themen des Buches. Im Kampf der „Schwergewichte“ wird der Leser mit den vielfältigen typischen Motiven, Methoden und Spielsituationen vertraut gemacht, hierbei stellt das harmonische Zusammenwirken der Schwerfiguren untereinander sowie mit den anderen „leichteren“ Figuren ein übergeordnetes, zentrales Anliegen des Autors dar. Erfolg oder Misserfolg in der Partie sind in der Regel an die richtige (oder falsche) Strategie und Taktik der Schwerfigurenführung geknüpft! Der Autor behandelt diese in der Literatur eher selten berücksichtigte Thematik in strukturierter Weise und veranschaulicht sie anhand zahlreicher Beispiele und Meisterpartien (1. Teil: „Schwerfiguren in Aktion“). Ein nachfolgender zweiter Teil mit 60 Übungsaufgaben (begleitet von spezifischen Fragestellungen) und anschließenden Lösungen sollen den Leser zu eigenen Denksport-Aktivitäten ermutigen. Die nun nach nahezu drei Jahrzehnten vorgelegte Neuauflage wurde von Lothar Nikolaiczuk gründlich überarbeitet.
128 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Brunthaler: Mein System - Easy
Das 1925 erschienene Werk "Mein System" des Weltklassespielers Aaron Nimzowitsch ist eines der grundlegendsten und berühmtesten Bücher der Schachliteratur überhaupt. Viele angehende Schachmeister und Großmeister haben es studiert und äußern sich lobend über Nimzowitschs Werk.
Das Originalwerk ist durch seine umständliche, heute veraltete Sprache, zu wenige Diagramme und auch durch den Disput Nimzowitschs mit seinen Kritikern, auf den er intensiv einging, heute eine schwere Kost.
Daher versucht das vorliegende Buch, die wesentlichen Inhalte von Nimzowitschs "System" in eine moderne, klarverständliche Sprache zu bringen, mit 238 Diagrammen und einer größeren Schrift die Les- und Nutzbarkeit zu verbessern und dem Leser mit einem gestrafften Text unnötige Zeitaufwand zu ersparen.
Wer sich für die Person Aaron Nimzowitschs speziell und für Schachhistorie allgemein interessiert, wird gewiss das Originalwerk oder seine nur geringfügig bearbeiteten aktuellen Fassungen wählen.
Wer dagegen wissen will, was Nimzowitschs System beinhaltet und was man davon für das eigene Schachspiel und dessen Verbesserung aufgreifen kann, für den ist dieses überarbeitete und stark redigierte Buch gedacht.
160 Seiten, kartoniert, Schachverlag Ullrich
Buchbesprechung aus "Rochade Europa" 3/07:
Der aus Riga stammende Aaron Nimzowitsch und sein großer Antipode Dr. Siegbert Tarrasch waren im frühen 20. Jahrhundert die großen Lehrmeister der Schachwelt. Während Tarrasch die positionellen Ideen von Steinitz für ein breites Publikum aufbereitet und in höchst dogmatischer Form verfochten hat, wollte Nimzowitsch eine andere Herangehensweise propagieren und brachte 1925/1926 sein klassisches Werk „Mein System“ heraus, bis zum heutigen Tage gewissermaßen die „Bibel des Positionsspielers“, deren Maximen bis auf wenige Ausnahmen immer noch Gültigkeit beanspruchen.
Mittlerweile ist der Schlachtenlärm der Nimzowitsch-Tarrasch-Auseinandersetzung lange verklungen, die Schachwelt hat längst die Wahrheiten beider Lehren assimiliert und die Überspitzungen der Vergessenheit anheimfallen lassen. Das ursprüngliche Werk „Mein System“ ist ziemlich umfangreich geraten – wiewohl es vor kurzem in voller Pracht neu herausgegeben wurde -, da es die Synthese von fünf Einzellieferungen darstellte.
So kam der äußerst rührige Schach-Autor Heinz Brunthaler – bekannt geworden vor allem durch seine zahlreichen Trainingshefte mit Taktik-Aufgaben – auf die Idee, Nimzowitschs Klassiker von allfälligem alten Ballast zu befreien und das Ganze in einer auf das Wesentliche abgespeckten Form zu überarbeiten und neu herauszubringen.
Der Autor hat (bis auf drei) die zahlreichen Beispielpartien weggelassen, auch innerhalb der einzelnen Kapitel Kürzungen vorgenommen und alles in eine zeitgemäße Sprache übertragen. Auf diese Weise hat er eine Verschlankung des Umfanges auf etwa ein Drittel erreicht, natürlich bei vollem Erhalt der Kernaussagen.
Hier der Inhalt in Kurzfassung:
1. Teil: Die Elemente (S. 13-95): Zentrum und Entwicklung, die offene Turmlinie, die 7. und 8. Reihe, der Freibauer, der Abtausch, die Elemente der Endspielstrategie, der gefesselte Stein, der Abzug, die Bauernkette. In letzterem Kapitel hat Brunthaler den damaligen Disput über den Wert des Zuges 3.e5 in der Französischen Verteidigung fast gänzlich weggelassen (hier fungierte damals Alapin als Haupt-Widersacher Nimzowitschs), da er aus heutiger Sicht obsolet ist.
2. Teil: Das Positionsspiel (S. 96-144): Prophylaxe, Doppelbauer und Hemmung, der isolierte Damenbauer und seine Nachkommenschaft, Läufer und Läuferpaar, starke Punkte überdecken und schwache Bauern loswerden, Lavieren und der Angriff auf beiden Flügeln.
Im Anhang (S. 145-156) listet der Verfasser etwa 60 Partien und Partiefragmente auf, die er aus dem Originaltext gestrichen hat. Sodann führt er die drei Partien vor, welche er übernommen hat, und zwar Gregory – Nimzowitsch, Allrussisches Meisterturnier 1913 (Stammpartie des ideellen Damengambits), Spielmann – Nimzowitsch, San Sebastian 1911 (Stammpartie zur These von der relativen Ungefährlichkeit der Bauernwalze), und Nimzowitsch – Spielmann (Stammpartie zur Verquickung des „Opfers“ mit „Blockadetendenzen“), San Sebastian 1912.
Abschließend referiert der Autor in einem kleinen Abriss nach Art einer Kurzbiografie über Leben und Werk von Aaron Nimzowitsch (1886-1935), welcher in den 1920er Jahren zur absoluten Weltspitze gezählt werden musste (S. 157 f).
Drei Schlussbemerkungen seien noch gestattet:
1) Zu Nimzowitsch: Auch er (und nicht nur Tarrasch) war ein Dogmatiker und schoss zuweilen über das Ziel hinaus. So hat die Praxis etwa seine Lehre von der Überdeckung starker Punkte nicht bestätigen können – sie stand ja auch im Gegensatz zum Lasker’schen Postulat der Ökonomie der Kräfte, welches Nimzowitsch zweifellos bekannt gewesen ist,
Das Dogma vom Angriff auf die Basis einer Bauernkette ist ebenfalls relativiert worden: auch eine Attacke auf deren Spitze macht oftmals Sinn. Cum grano salis erscheint generell jedoch „Mein System“ noch erstaunlich aktuell!
2) Zu Brunthaler: Zunächst zeigte sich der Rezensent skeptisch über das Konzept des Buches, vor allem das „easy“ schien ihm eher schwer verdaulich. Mit fortschreitender Lektüre habe ich mich jedoch vom Saulus zum Paulus gewandelt, da die Neufassung wirklich viel besser in die Gegenwart passt und das Verständnis der Hauptaussagen durch die kompakte Form tatsächlich erleichtert wird.
Daher kann ich das Studium des Buches jedem „lernbegierigen Adepten“ (O-Ton Nimzowitsch) zur Verbesserung seines Positionsspiels guten Gewissens nur wärmstens empfehlen.
Und doch – als unverbesserlicher Nostalgiker trauere ich schon ein bisschen der unnachahmlichen Diktion des Lehrmeisters nach, vor allem den Spitzen gegen Tarrasch und gegen die legendären „mittelmäßig begabten Kritiker“....
3) Last not least zum Preis: Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Buches – im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Produkten – erscheint sehr gut!
Dr. W. Schweizer
Buchsprechung von Martin Rieger Juni 2007Aaron Nimzowitsch veröffentlichte 1925 ein Buch das die Schachwelt veränderte. Dort war von Prophylaxe, Hemmung, Unterlassungssünden und weiteren sonderbaren Begriffen die Rede. Doch das Buch das Nimzowitsch schrieb, war keineswegs sonderbar, eher neuartig für die damalige Zeit. In unserer heutigen Zeit gilt „Mein System“ nach wie als eines der bemerkenswertesten Bücher das jemals geschrieben worden ist im Bereich des Schachs. Eigentlich jeder starke Spieler hat das Buch bereits einmal gelesen oder zumindest davon gehört. Das Werk gehört unzweifelhaft zu den absoluten Klassikern, Kramnik hat nach eigenen Angaben daraus das positionelle Schach gelernt. Erst vor kurzem wurde das Buch neu herausgebracht, also stellt sich der Leser sicher die Frage, wieso es jetzt eine gänzlich neue Version davon geben soll. Die Antwort gibt der Autor Heinz Brunthaler in seinem Vorwort selbst:
„Nach 80 Jahren ist es an der Zeit, dieses Lehrbuch den Lernenden von heute und den Umständen der heutigen Zeit anzupassen. Niemand würde heute ein 80 Jahres altes Schulbuch verwenden, auch wenn es seinerzeit und über einen langen Zeitraum hinweg noch so hervorragend und wegweisend war. Bücher sind für Menschen da, nicht Menschen für Bücher! Auch ein so wertvolles Lehrbuch wie "Mein System" muss irgendwann den aktuellen Erfordernissen angepasst werden und der Bearbeiter hofft, dass ihm dies gelungen ist und es somit vielen Schachfreunden einfacher gemacht wird, die Grundlagen der Thesen und Ideen Aaron Nimzowitschs besser zu lernen und zu verstehen und für ihr eigenes Spiel nutzbar zu machen.“
Die Zielsetzung des Autors ist also klar umrissen, einen Klassiker lesbarer, einfacher, verständlicher zu gestalten. Nach Durchsicht des Buches ist es meiner Meinung nach dem Autor sogar sehr gut gelungen! Brunthaler präsentiert in sauberer übersichtlicher Form die einzelnen Thesen und Abschnitte in äußerst lehrreicher Form. Die wichtigsten Änderungen zum Original in Kurzform:
-Diskussionen zu Theoriefragen wurden ebenso entfernt wie die Auseinandersetzungen des Autors mit seinen damaligen Kontrahenten, u.a. Albin oder Dr.Tarrasch.
-Passagen des Autors in der "Ich-Form" wurden abgeändert mit Ausnahme der von ihm kommentierten Stammpartien im Anhang.
- Durch größere Schrift und eine große Anzahl von Diagrammen wurden die Lesbarkeit und das Nachspielen erheblich erleichtert.
Zum Inhalt:In Teil 1 geht es um die Elemente, sprich Zentrum und Entwicklung, Abtausch mit nachfolgendem Tempogewinn, das Liquidieren, nachfolgende Entwicklung oder nachfolgende Befreiung, die offene Turmlinie, die 7. und 8.Reihe, der Freibauer, den Abtausch und die Elemente der Endspiel-Strategie.
Teil 2 geht auf das Positionsspiel näher ein, unter anderem mit den Kapiteln Doppelbauer und Hemmung, der isolierte Damenbauer, Läufer und Läuferpaar und Lavieren und der Angriff auf beiden Flügeln. Am Ende folgen noch drei Partien von Nimzowitsch sowie eine Liste der Partien im Originalwerk. Aaron Nimzowitsch - Leben und Werk - Eine Kurzbiographie, rundet das Werk ab.
Fazit:Der Autor Heinz Brunthaler schreibt in seinem Vorwort folgendes: „Sicher wird der ein oder andere Schachfreund dieses Vorgehen ablehnen oder er wird es sogar als eine Art "Sakrileg" betrachten.“ Zugegeben, anfangs dachte ich genauso. In unserer heutigen „schneller, weiter, höher“ Gesellschaft ist für Tiefgründiges selten Platz, alles muss in komprimierter, möglichst einfacher Form griffbereit sein. Hat man es früher mitleidig belächelt wenn etwa ein „Mobby Dick“ neu herausgebracht wurde mit nur einem Drittel des ursprüngliches Seitenumfangs, so verschlug es mir schon etwas die Sprache als ich in einer Buchhandlung „Die Bibel in 60 Minuten“ erblickte! Der nächste Schritt wird dann wahrscheinlich der gesamte Brockhaus in 5 Minuten sein. Ich war also schon etwas skeptisch beim Anblick von „Mein System-Easy“, wie sich herausstellte völlig unbegründet. Brunthaler hat das Werk nicht verhunzt oder dergleichen, ganz im Gegenteil! Er hat das Buch sorgfältig rundum erneuert unter Berücksichtigung der Kernaussagen von Nimzowitsch. Damit wird auch so mancher, bisher „abgeschreckter“ Schachfreund mit Nimzowitsch und seinem „System“ gerne Bekanntschaft schließen und so seinem eigenen Schach neue Impulse geben können. Absolut empfehlenswert!
Martin Rieger
Während die Schachwelt ihr Interesse zumeist auf die Großmeister und Weltmeister von heute konzentriert, richtet der Italiener Franco Zaninotto (ein FIDE-Meister und erfahrener Schachtrainer) sein Hauptaugenmerk auf die Altersgruppe, aus der die Großmeister und Weltmeister von morgen hervorgehen werden – nämlich die der Schüler und Jugendlichen bis zum Höchstalter von 14 Jahren.
Dabei besteht der wichtigste pädagogische Ansatz in dem Gedanken, dass sein Buch besonders dann einen idealen Lernanreiz bietet, wenn es in die Hände von Lesern eben dieser Altersgruppe gelegt wird, weil es ja das Argument entkräftet, welches bei der Arbeit mit üblicher Schachliteratur ins Feld geführt werden mag – nämlich: „Na klar, sind die alle so gut, denn das sind ja alles alte Hasen!"
Und damit nicht nur die Allerjüngsten, sondern durchaus auch alle anderen Altersgruppen jede Menge lernen können, hat der Autor seinem Streifzug durch die weltweit hochrangigsten Meisterschaften für Mädchen und Jungen von U6 bis U14 die äußere Form eines komprimierten Lehrbuchs gegeben, in dem alles grundlegend Wissenswerte aus den Bereichen Strategie und Taktik anhand interessanter Partiebeispiele besprochen wird.
Und zur Abrundung des Ganzen werden fast einhundert Übungsbeispiele zu den behandelten Themen geboten, anhand derer jeder Leser – ganz gleich, ob alt oder jung – seine Fortschritte überprüfen kann.
208 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Gerd Schowalter im Januar 2019
Der rege Beyer-Verlag hat im Jahr 2018 das Buch „So kämpfen die Jüngsten“ herausgebracht. Was soll man sich darunter vorstellen? Nach der Gründung selbständiger Organisationen der Schachjugend, ein Stück weiteren Jugendwahns oder Berichte über Jugendmeisterschaften? Schon beim ersten Durchblättern des Werkes wird man total überrascht, wie der italienische FIDE-Meister und erfahrene Schachtrainer ein stimmiges Konzept verwirklicht. Er stellt Wettkampfpartien der Allerjüngsten vor. Das sind Jungen und Mädchen, die von unter acht Jahren (U 8) bis unter 14 Jahren (U 14) in Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften aktiv gewesen sind. Und wie aktiv sie waren! Da begegnen uns Namen wie Davaakhuu Munkhzul (U 10, Mädchen-WM, Mongolei), Magdalena Harazinska (U 12, Mädchen-WM, Polen) oder Rameshbabu Praggnanandhaa (U 10, Jungen-WM, Indien). Müssen wir uns diese Namen merken, weil sie die Weltmeister von morgen oder übermorgen sein werden? Das ist schon möglich, wenn wir auf die unglaublich hohen ELO- Zahlen der Protagonisten schauen! Da gibt es U 14-Jugendliche mit 2490 ELO oder U 10-Spieler mit 2133 ELO aus Asien, USA, Russland usw. Man muss bis auf Seite 115 oder 134 blättern, bis man den einzigen Jugendspieler aus Deutschland trifft: Vincent Keymer, unser Hoffnungsträger aus Rheinhessen, der bei der Jugend-WM U 12 in Batumi/Georgien 2016 schon mit 2402 ELO geführt wurde. Wie er kämpfen kann, hat er bei nationalen und internationalen Turnieren im vergangenen Jahr eindrucksvoll bewiesen. Im Namensverzeichnis am Ende des Buches finde ich keine weiteren Namen aus Deutschland. Aber dieses Lehrbuch kann mithelfen, auch bei uns die Jungen und Mädchen besser zu schulen.
Franco Zaninotto zeigt nicht nur Spiele der Allerjüngsten, er bespricht auch in zwei Hauptteilen mit je fünf Kapiteln Strategie und Taktik in den vorgestellten Partien. Strategie: Kapitel 1: Schwächen, Kapitel 2: Aktives Figurenspiel, Kapitel 3: Stellungsbewertung und Plan, Kapitel 4: Testaufgaben und Kapitel 5: Lösungen.
Taktik: Kapitel 6: Variantenberechnung, Kapitel 7: Angriff, Kapitel 8: Verteidigung, Kapitel 9: Testaufgaben und Kapitel 10: Lösungen.
Der Autor will das königliche Spiel so einfach wie möglich erklären, wie er im Vorwort sagt. Für jugendliche Leser soll es eine echte Herausforderung sein. Aber auch Schachtrainer und alle Lehrenden sollen befähigt werden, bei ihrer Arbeit mit dem Nachwuchs typische Fehler jüngerer Spielerinnen und Spieler zu ermitteln und zu beheben. Dazu ist reichlich Gelegenheit geboten. Denn in allen Kapiteln gibt es wertvolle Tipps und Hinweise zu den verschiedenen Themen.
Im Nachwort fasst der Autor seine bedeutendsten Ratschläge wie folgt zusammen:
Man wiederhole die Übungen mehrere Male. Man übe folgende Herangehensweisen bzw. Techniken gründlich ein:
- prophylaktisches Denken,
- Fehlerkontrolle,
- Berechnungstechnik und kombinatorisches Sehvermögen,
- korrekter Umgang mit der Bedenkzeit (Zeit-Management).
Der Streifzug durch die wichtigsten Jugendmeisterschaften der Welt und Europas ergibt durch die übersichtliche Gestaltung der Themen, der Testaufgaben und ihrer Lösungsbesprechungen ein gelungenes Lehrbuch. Für die Jugend U 10, also Kinder im Grundschulalter, ist es jedoch m. E. eine zu große Herausforderung, die unbedingt nach einem guten Trainer verlangt. So richtet sich das Buch hauptsächlich an Schachlehrer und -trainer, aber auch an alle lernwilligen Vereinsspieler.
Zaninottos Buch, vom deutschen Meister Lothar Nikolaiczuk souverän aus dem Englischen übersetzt, hat nur wenige kleine Druckfehler bei Präpositionen, kann ansonsten aber überzeugen. Vielleicht könnte er bei einer Neuauflage die Diagramme mit „Schwarz am Zug“ so drucken lassen, dass der Leser auch dann den direkten Blick auf die Stellung hat, also die 8. Reihe unten, was andere Werke schon praktiziert haben.
Fazit: „So kämpfen die Jüngsten“ ist ein Lehrbuch für alle lernwilligen Schachfreunde. Für Kinder unter zehn Jahren, sie spielen auch schon Welt- und Europameisterschaften, ist es allerdings zum Selbststudium m. E. noch zu schwierig. Sie sind noch auf einen guten Trainer angewiesen. Denn gerade für Schachlehrer und -trainer ist es eine sehr willkommene Hilfe beim Schachunterricht. Und jeder ehrgeizige und lernwillige Schachfreund wird viele Anregungen erhalten und bei gewissenhaftem Durcharbeiten seine Spielstärke anwachsen lassen. Daher: uneingeschränkt empfehlenswert!
Rezension von Heinz Däubler im Mai 2018
In diesem Jahr ist im Joachim-Beyer-Verlag mit Franco Zaninotto „So kämpfen die Jüngsten – Ein lehrreicher Streifzug durch die Jugendmeisterschaften der letzten Jahre" – (broschürt, 207 Seiten, Euro 19,80) ein äußerst bemerkenswertes Buch erschienen. Bemerkenswert in erster Linie deshalb, weil es ausschließlich Partien der Allerjüngsten (U6 bis U14) enthält, die meisten von Jugendweltmeisterschaften, und sich an Nachwuchsspieler/innen richtet. Bemerkenswert aber auch, weil die Aufbereitung der Partien lehrbuchmäßig gestaltet ist.
Der Autor – ein Fide-Meister und erfahrener Schachtrainer – hat den Inhalt der besprochenen Partien in „Strategie“ und „Taktik“ zweigeteilt, wobei jeder Teil fünf Kapitel enthält. Die ersten drei behandeln jeweils bestimmte Themen. In Teil 1 sind dies in Kapitel 1 auf 18 Seiten mit zehn Partien die „Schwächen“, in Kapitel 2 auf 17 Seiten mit elf Partien das „Aktive Figurenspiel“ und in Kapitel 3 auf 21 Seiten mit acht Partien „Stellungsbewertung und Plan“.
In Teil 2 befasst sich Kapitel 6 auf 11 Seiten mit fünf Partien mit der „Variantenberechnung“, Kapitel 7 auf 13 Seiten mit 11 Partien mit dem „Angriff“ und Kapitel 8 auf 16 Seiten mit 16 Partien mit der „Verteidigung“. Beide Teile schließen mit Testaufgaben (40 in Teil 1 und 50 in Teil 2) und deren Lösungen ab. Hier kann der Leser seinen Lernfortschritt überprüfen.
Lernpädagogisch wertvoll hat der Autor in die Kommentierung einer jeden Partie Fragen eingestreut, die den Leser zu aktiver Mitarbeit zwingen.
Was sonst noch gefällt:
- Sehr gute Übersichtlichkeit durch Kapitelüberschriften auf jeder Seite
- Grundsätzliche Erläuterungen zu Beginn eines jeden Kapitels
- Graue Unterlegung von in die Partien eingefügten besonders bedeutsamen Erläuterungen und Lehrsätzen
- Wertvolle Hinweise über Bedenkzeitmanagement und Fehlerkontrolle
- Reichliche Ausstattung mit Diagrammen.
Fazit: Ein Lehrwerk, aus dem nicht nur Jugendspieler, sondern Erwachsene und Übungsleiter gleichermaßen großen Nutzen ziehen.
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2018
Wer sein Schachspiel verbessern will, findet zum Selbstunterricht vielfältige Partien, die auf den Spielen der alte Meister basieren. Jugendliche, etwa im Schachverein, zeigen mitunter wenig Interesse, sich mit diesen Partien zu beschäftigen. Dies mag einer der Gründe für den italienischen FIDE-Meister und Schachtrainer Franco Zaninotto sein, anders an diese Aufgabenstellung heranzugehen. Sein pädagogischer Ansatz ist, das Training des Schachspiels auf eine Altersgruppe, nämlich bis 14 Jahren, zu beschränken.
In dem Buch „So kämpfen die Jungen“ (Joachim Beyer Verlag, kartoniert, 210 Seiten, 19,80 Euro) begibt sich Zaninotto deshalb auf einen Streifzug durch die Jugendmeisterschaften der letzten Jahre und es wird bei der Lektüre deutlich, das auch junge Schachspieler im Dreiklang von Strategie, Taktik und Fantasie in der Lage sind, anspruchsvolle Partien durchzuspielen. Den jungen Lesern schlägt der Autor vor, sein Buch als Herausforderung zu sehen. „Alles dreht sich hauptsächlich um Schwächen, und oft hat ein Spieler all die damit zusammenhängenden Faktoren theoretisch verstanden, aber es hapert an der praktischen Ausnutzung“, schreibt er in seinem Vorwort.
Mit vier Grundsätzen gibt der Schachlehrer die Richtung für junge Spieler vor, die, ganz nebenbei, auch für ältere Spieler gelten können: Prophylaktisches Denken, Kontrolle der Fehler, Berechnungstechnik und kombinatorisches Sehvermögen sowie der korrekte Umgang mit der Bedenkzeit. Der Aufbau des Buches führt den jungen Spieler behutsam an die Probleme heran, wobei im ersten Teil die Strategie abgedeckt wird. Kapitelinhalte sind Schwächen, aktives Figurenspiel, Bewertung der Stellung und die Entwicklung eines Plans. Im zweiten Teil geht es unter dem Kapitel Taktik und die Variantenberechnung, sowie den Angriff und die Verteidigung. Kein Lehrbuch ohne Kontrolle: Jedem der beiden Teile sind rund 100 Testaufgaben und Lösungen angefügt. Der Autor führt verständlich in die Kapitel ein und streut grau unterlegte Merksätze in die kommentierten Partientexte.
Fazit: Die Menge an Aufgaben mag die Zielleserschaft, Spieler bis 14 Jahren, zunächst etwas abschrecken. Tatsächlich muss man das Buch nicht chronologisch abarbeiten, man kann sich auch ein Schwerpunktthema heraussuchen. Und dies ist auch für Spieler über 14 interessant.
Frank Oltmans "79 Schachlektionen" sind für den fortgeschrittenen Anfänger bis hin zum Vereinsspieler gedacht. Aber auch Jugendliche und Jugendtrainer können die Lektionen für ihre eigene Arbeit verwenden und so ohne großen Aufwand das Training bereichern.
Neben Grundlagen die das Eröffnungsspiel prägen, gibt dieses Buch auch Einblicke in das Mittelspiel. Ebenfalls kommt die Einführung in die Schachstrategie nicht zu kurz und es werden viele Motive der Schachtaktik an konkreten Beispielen anschaulich dargestellt. Zahlreiche kommentierte Kurzpartien vertiefen das Gelernte und helfen so schwache Züge und die daraus resultierenden Fehler zu vermeiden. Abgerundet wird der Themenbereich durch wichtige und häufig vorkommende Endspiele.
So macht das Schachtraining Spaß, denn es wird abwechslungsreicher und unterhaltsamer und das Gelernte prägt sich gut und dauerhaft ein. Jeder Leser wird in diesem Buch etwas Neues, Interessantes und Nützliches finden, das zur Verbesserung seiner eigenen Spielstärke führt.
Einleitung
Dieses Buch ist sowohl für Autodidakten als auch für Trainer gedacht. Unerfahrene Spieler wissen noch sehr wenig über Technik und Methoden des Schachspiels in allen Partiephasen und durch diesen Mangel an Kenntnissen verlieren sie meistens ihre Partien. Darum wird hier ein breites Spektrum an Themen angeboten, damit möglichst schnell etwas Wissen über alle Phasen der Partie vermittelt werden kann. Was nützt es, wenn man sich nur mit Endspiel befasst und schon in der Eröffnung verliert? Oder nur Eröffnungen studiert und nach gutem Start im Mittel- und Endspiel grobe Fehler macht? Außerdem ist ein breitgefächertes Training interessanter und abwechslungsreicher als ein einseitig ausgerichtetes – und das hilft auch, einfacher zu lernen und besser zu behalten, denn was interessiert und Spaß macht, ist keine lästige Aufgabe und fällt somit viel leichter.
Lesern, die noch sehr wenig Schacherfahrung haben, sollten möglichst mit den ersten Lektionen beginnen, da diese etwas leichter sind und die taktischen Momente, die in ihnen erklärt werden, Basiswissen darstellen. Für Leser mit etwas mehr Schacherfahrung dagegen spielt die Reihenfolge, in der die Lektionen angeschaut werden, keine besondere Rolle. Jeder kann sich entweder ihn interessierende Themen herauspicken oder das Buch von Anfang bis Ende durcharbeiten, wie es ihm beliebt oder seine Zeit und Möglichkeiten zulassen.
Für Trainer sei empfohlen, zu jedem Trainingstag ein Thema anzubieten. Ist nur wenig Zeit übrig, dann eben nur ein Minitraining von vielleicht 10 Minuten, für die umfangreicheren Themen sollte man zumindest eine halbe bis eine Unterrichtsstunde einplanen. Die Schüler sollten nach jedem Trainingstag das Gefühl haben, wieder etwas Neues gelernt zu haben und wieder ein Stück weiter gekommen zu sein. Das hält ihr Interesse am Schach und ihre Motivation sich zu verbessern wach.
Es empfiehlt sich außerdem, nach einigen Wochen einige Fragen zu den zuvor behandelten Themen zu stellen oder eine der Aufgaben zu wiederholen, damit nicht alles Erlernte schnell wieder vergessen wird. Jeder Pädagoge weiß um die Wichtigkeit der Lernkontrolle und das Wiederholung unerlässlich ist.
Optimal ist natürlich, wenn sich ein praktischer Bezug zum Lernstoff herstellen lässt. Verliert einer der Schüler z. B. eine Endspielstellung oder eine taktische Position und Sie können danach eine entsprechende Lektion auswählen und vorführen, wird sein Interesse wie auch das seiner Kameraden wesentlich größer sein als das normalerweise der Fall wäre.
128 Seiten, kartoniert, Schachverlag Ullrich
Rezension:
Was macht man, wen es draußen schneit wie verrückt und sogar der Hund sich vor dem Gassigehen drückt indem er sich still und heimlich unterm warmen Sofa versteckt? Man liest ein gutes Buch oder schreibt darüber! Also genau die richtige Zeit für Frank Oltmans „79 Schachlektionen“. Der Schachverlag Ullrich, bekannt für qualitativ hochwertige Schachbücher, hat sich in letzter Zeit schwerpunktmäßig auf Trainingsbücher im Bereich Taktik, Strategie und Endspiel konzentriert. Sehr lobenswert finde ich dabei, dass es nicht immer gleich ein GM als Autor sein muss, oft können langjährige Trainer im Jugendbereich Lerninhalte besser vermitteln als so manch hoch dekorierte Großmeister, die allzu oft nur ihren Namen für ein Buchprojekt vergolden lassen, die tatsächliche Arbeit verrichtet in vielen Fällen ein Ghostwriter. Frank Oltman hat bereits einige Erfahrungen auf dem Gebiet des Schachtrainings und als Schachbuchautor. Die 79 Schachlektionen sind laut Buchrücken für den fortgeschrittenen Anfänger bis hin zum Vereinsspieler gedacht, auch Jugendtrainer können das Werk ohne großen Aufwand für ein eigenes Training verwenden. Dem kann ich nichts hinzufügen.Um was geht es genau?Um 79 Schachlektionen die unterschiedlicher kaum sein können. Angefangen von Eröffnungsfeinheiten über Mittelspielstrategien bis hin zu elementaren Endspielen. Jede Schachlektion beinhaltet entweder eine Stellung oder eine ganze Partie, je nach vorgegebenem Thema. Der Unterhaltungswert steigt durch die gezielt chaotische Reihenfolge der einzelnen Themen, Eröffnungen wechseln sich ab mit Endspielen, dazwischen immer wieder mal interessante Mittelspiele oder auch schachpsychologische Aspekte, so wird es nie langweilig und man brennt darauf, sofort das nächste Kapitel zu verschlingen. Erfreulicherweise verfügt der Autor über einen unterhaltsamen Schreibstil und lockert durch zahlreiche Texte das Trainingsmaterial vortrefflich auf. Die einzelnen Lektionen tragen Überschriften wie zum Beispiel „Der russische Reinfall“, „Das Eröffnungsrezept des Apothekers“ oder „Zu kompliziert gedacht, vom Gegner ausgelacht“. Alleine der Blick ins Verzeichnis macht Appetit auf dieses prima Buch und mit Sicherheit legt man es erst wieder aus der Hand, wenn man damit fertig ist! So erging es zumindest mir, beim Blick aus dem Fenster und der Frage meiner Frau, ob ich wohl mal kurz mit dem Hund rausgehen könnte, erwiderte ich nicht ganz wahrheitsgemäß, dass ich noch unbedingt dieses Buch zu Ende lesen müsste und ob sie nicht mit dem Hund...Nun ja, ich habe es auch ein zweites Mal sehr gerne gelesen und das nicht nur wegen des regen Schneefalls draußen.Uneingeschränkt zu empfehlen!Martin Rieger, November 2007
Die "79 Schachlektionen bieten viel Nützliches für den fortgeschrittenen Nachwachsspieler und den Jugendtrainer. Auf unterhaltsame Weise werden Übungen aus allen Partie-Phasen angeboten, ein Test rundet das Ganze ab. Damit liegt das Werk vom Charakter her zwischen den wohlbekannten Glossen Helmut Pflegers aus dem Zeit-Magazin oder Kurt Richters und den reinen Aufgaben-Sammlungen Heinz Brunthalers die beim gleichen Verlag erschienen sind. Dank des angemessenen Preises brauchbar für alle Schachbestände.
Wolfgang Franz, EKZ-Informationsdienst, Februar 2008
Euwe & Meiden: Meister gegen Meister
Meister gegen Meister ist der dritte Band einer längst klassisch zu nennenden Trilogie, die mit den beiden ersten Bänden Meister gegen Amateur und Amateur wird Meister ein grundlegendes Lehrwerk der gehobenen Partieführung im Schach darstellt. Der hier vorliegende Band enthält die ursprünglichen 25 Partien aus dem Zeitraum 1970-75 sowie 5 ergänzende Partien aus den Jahren 2008-2010.
Das Buch richtet sich an interessierte Schachspieler, die sich durch das Studium hochklassiger und trefflich kommentierter Meisterpartien weiterentwickeln wollen: im Hinblick auf die strategische Behandlung aller Partiephasen, die schachliche Technik, die Ausnutzung von Fehlern, wie sie für Meister spezifisch erscheinen, und auch bezüglich der psychologischen Spielführung. Jede Partie ist mit einer ausgesuchten Thematik verknüpft, behandelt aber zugleich viele weitere Themen und Motive, die in der Partie zwangsläufig auftauchen. Bei den Eröffnungen stehen die strategischen Grundprinzipien im Vordergrund, die keinem signifikanten Wandel unterworfen sind. Der Leser erhält damit einen Einblick in meisterliche Spiel- und Denkweisen über den gesamten Partieverlauf, gleichzeitig werden ihm die Unterschiede zu amateurhaftem Spiel aufgezeigt.
Die in diesem Buch verwendeten Beispielpartien wurden von den Autoren didaktisch auf höchsten Niveau aufbereitet und mögen als Grundlage für ein weiterführendes Studium dienen, das den Aufstieg zum Meister anvisiert.
258 Seiten, gebunden, Joachim Beyer VerlagRezension von Martin Huber vom Borromäusverein:In 25 Partien wird der Leser an die Denkweise eines Schachmeisters herangeführt. Zu Beginn einer jeden Partie werden Begriffe oder Spielweisen erklärt, die eine wichtige Rolle spielen werden. Gut ist die Erläuterung der Ideen, die hinter den gewählten Schacheröffnungen stecken. Die Schachpartien sind ausführlich kommentiert. Viel Wert wird auf die Erläuterung mit Worten gelegt. Konkrete Variantenberechnungen werden zwar auch durchgeführt, sind aber zum allgemeinen Verständnis der Partien nicht erforderlich. Somit kann auch ein weniger geübter Schachspieler etwas lernen. Angenehm ist die große Anzahl von Diagrammen, die eine Übersicht über den Spielfortgang geben. - Dieses Buch ist eine gute Ergänzung zum Buch Meister gegen Amateuer, das in gleicher Konzeption Verlustpartien eines Amateurs gegen einen Schachmeister beleuchtet. Die hier analysierten Partien wurden zwar allesamt in den Jahren 1971-1974 gespielt und sind damit nicht mehr aktuell. Insgesamt ist das Buch aber sehr zu empfehlen, da es einen Klassiker der Schachliteratur darstellt und einen guten Einstieg in die anspruchsvollen Strategien der Schachmeister bietet.Martin HuberDieser Klassiker aus dem Jahre 1981 geht mittlerweile in die dritte Auflage und das nicht ohne Grund. Das Autorengespann Euwe/Meiden stellt in diesem Buch 25 ausgewählte Meisterpartien aus dem Zeitraum 1970 bis 1975 vor, all diese Partien dienen als Anschauungsmaterial für breitgefächerte schachspezifische Themen wie zum Beispiel dem direkten Königsangriff, dem isolierten Bauern oder Ausnutzung kleiner Vorteile zum Sieg, kurzum, alles was ein guter Schachspieler an Technik und notwendigem Rüstzeug für eine erfolgreiche Schachpartie benötigt. Jede einzelne Partie wird also unter dem Gesichtspunkt eines bestimmten Themas vorgestellt, ausreichend kommentiert und erläutert. Ziel des Buches ist nach Aussage der Autoren, dass durch eingehendes Studium der Partien die eigene Technik verbessert wird. Bei der dargebotenen Themenvielfalt ist für jeden etwas dabei, die richtigen Schlüsse muss aber jeder selbst daraus ziehen. Euwe und Meiden helfen dem Leser aber das ganze Buch hindurch mit wertvollen Kommentaren und Hinweisen auf die richtige Spur zu kommen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sein allgemeines Verständnis vom Schachspiel vertiefen will, allerdings sollte der Leser bereits einiges an Erfahrung mitbringen (ab ca. 1600 DWZ).
Martin Rieger
Schach gilt als ein Kampfspiel, das zu 99% aus Taktik besteht – so ein verbreitetes und wohl auch legitimes Zitat. Denn nahezu jeder Zug in einer Schachpartie ist mit taktischen Elementen oder Motiven verknüpft. Folgerichtig ist das ständige Trainieren der Taktik auf hohem Niveau unverzichtbar für ambitionierte Spieler, die sich im Turnierkampf behaupten und dort Erfolg haben wollen.
Das vorliegende Trainingswerk beabsichtigt keineswegs die Vermittlung fundamentalen Taktikwissens. Vielmehr richtet es sich an fortgeschrittene Spieler, die sich intensiv mit komplizierten und tiefgründigen taktischen Themen befassen wollen, um ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu optimieren. Die ausgewählten Beispiele und Übungen zu Angriffstechniken und Transformationen sind teilweise so komplex, dass zur Wahrheitsfindung langwierige und im Kampf am Brett nicht mehr kalkulierbare Analysen erforderlich sind. In solchen Fällen gewinnen die im Untertitel genannten Qualitäten „Intuition, Fantasie & Präzision" zunehmend an Bedeutung. Es ist das ausdrückliche Anliegen der Autoren, diese Fertigkeiten beim Leser zu entwickeln und so weit wie möglich zu vervollkommnen. Dieser Lernprozess wird angefacht durch die Freude an kreativen und brillanten taktischen Ideen sowie durch die Erwartung an resultierende Erkenntnisgewinne. Ein fortgeschrittenes Studium der Taktik, das Ihnen zahlreiche magische Stunden verspricht!
Claus Dieter Meyer, geboren 1946 in Bremen, FIDE-Meister (1983), ist ein bekannter Schachjournalist und -autor. Er spielte für die Schachabteilung des SV Werder Bremen und war deren langjähriger hauptamtlicher Schachtrainer.
Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres" ausgezeichnet.
384 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Gerald Jung im September 2018
Jetzt erschien dann das prächtige Werk im Joachim-Beyer-Verlag, zugleich einen neuen Zugriff auf den Leser bildend. Im funkelnden und bisweilen auch blendenden Kosmos der Schachliteratur ist „Mittelspiel“ ja eher dasjenige Feld (die „neutrale Zone“ ?!), auf dem relativ zu Eröffnung oder Endspiel sehr vieles noch lückenhaft, unstrukturiert oder gar schwach präsentiert wird. Genau diese „Mittelspiel-Lücke“ bearbeiten Müller und Meyer nun bereits zwei Jahrzehnte akribisch im Projekt miteinander. Der Leser bekommt keine gestopfte Textwüste, nein, jede Seite atmet in angenehm platz-lassendem Layout. Alle Diagramme tragen ausführliche Informationen und nicht nur im Aufgabenteil ist stets genügend Raum für eigene Bleistift-Notizen. Die Themen werden detailliert entwickelt und mit dem angenehmen Bezug „aus der Praxis – für die Praxis“, besser noch „aus dem Training – für die eigenen Studien und für eigene Trainingsprojekte“ präsentiert. Das vorliegende Werk arbeitet intensiv bestimmte Mittelspiel-Themen ab wie „Angriff mit Dame + Springer“ oder „Angriffe bei ungleichfarbigen Läufern“. Präsentiert werden allerdings auch thematisch passende und faszinierende Beispiele der Meister Aljechin, Tal, Kasparow, Anand und Carlsen, die sich sogar als separates Buch im Buch lesen, bestaunen und genießen lassen.
Mir persönlich ist das am Besten erscheinende Kapitel der seminaristische Abschnitt über Abtauschfragen und Transformationen (Transformationen & Abtäusche), hier, in diesem schwierigen Komplex liegt der Hauptfokus des „MoCT"-Projekts. Mit der Verwendung einerseits großmeisterlicher Arbeitsproben als auch andererseits von Amateurpartien aus dem Vereinsleben erreicht dieses unverzichtbare Trainings-Kompendium eine fundierte und besondere Authentizität.
Deutlich wird dem interessierten Leser: die beiden DVDs sind der zugängliche Gold-Speicher mit einer mehrfachen Material- und Beispiel-Fülle; die Bücher (und hier ganz klar das jetzt nagelneu erschienene in bester Manier) hingegen sind gefällige Einstiege in das Gesamtprojekt, sind täglich nutzbare Anlässe für das eigene Tätigwerden im Selbststudium unseres tiefgründigen Brettspieles oder für die Vorbereitung auf eigene Turnierpartien.
Rezension von Dr. Klaus Robert Münch im Oktober 2018
Betr. Anmerkungen zu:
Claus Dieter Meyer und Karsten Müller, Magie der Schachtaktik – Intuition, Fantasie & Präzision, Eltmann 2018 (Joachim Bayer Verlag) (ISBN 978-3-95920-072-1)
A. Vorbemerkungen
Im Jahr 2002 erschien von beiden Autoren das Buch The Magic of Chess Tactics. Chess Discourses: Practice and Analysis, A Training Book for Advanced Players bei Russell Enterprises, Milford (USA). Man könnte – so die eine oder andere kritische Stimme – meinen, jetzt sei davon eine Übertragung ins Deutsche erschienen. Dem ist aber nicht so! Fast durchweg handelt es sich um andere, neuere Beispiele aus der Turnier- und Großmeisterpraxis der vergangenen Jahre.
So findet man z. B. beim Vergleich der jeweiligen Inhalte des „Allerweltskapitels“ über Fesselungen (Pins) vor allem hochwertiges Material aus den letzten sieben Jahren, aber zu Recht keine auf Anfänger ausgerichteten Elementarbeispiele.
Im neuen Buch geht es den beiden Autoren, nach ihrer eigenen Aussage, darum, eine Auswahl und Ergänzung der vor rund fünf Jahren auf der außerordentlich kompakten und facettenreichen ChessBase-DVD Magic of Chess Tactics 2 erschienenen anspruchsvollen Beispiele in Buchform zu präsentieren. Diese zurückhaltende Formulierung ist untertrieben und ehrt beide Autoren ob ihrer Bescheidenheit. Bei ihrer neuen Buchpublikation handelt es sich um weit mehr als nur um die Transformation dieser DVD in eine gedruckte Fassung. Der Leser findet darin auch wesentlich mehr als nur etliche zusätzliche Beispiele, wie die Autoren fast selbstverleugnend meinen.
B. Lesegenuss bei der Lektüre
Das Buch bietet vielfältige Beispiele mit tief durchdachten taktischen und positionellen Wendungen aus der modernen Meisterpraxis. Beim Lesen kommt dabei einfach Freude auf, beispielsweise bei der Partie Adly – Cordes (S. 26 ff.) zum königsindischen Angriff.
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(Schwarz am Zug)
Man wird an den flotten Angriffssieg von Wasjukow gegen Uhlmann (Berlin 1962) erinnert:
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(Schwarz am Zug)
Dass bei einem solchen Buch auch einige herausragende historische taktische Leistungen nicht fehlen dürfen, ist nahezu eine Selbstverständlichkeit. So findet sich auf S. 152 f. der in der Literatur vielfach zitierte Angriffssieg Aljechins (über die h-Linie) aus einer Simultanpartie gegen Van Mindeno.
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(Schwarz am Zug)
Dieses Beispiel ist nicht nur sehr instruktiv, sondern beim Nachvollzug auch insofern reizvoll, als in vielen Publikationen lediglich Aljechins Analysen ungeprüft rekapituliert werden. Diese sind jedoch ergänzungs- bzw. verbesserungsbedürftig. Wie Meyer und Müller nachweisen, hätte Van Mindeno nicht verlieren müssen, sondern sogar gewinnen können. Nicht zuletzt ist diese Partie gutes Übungsmaterial zum Thema verpasste Gelegenheiten bzw. Kandidatenzüge.
Mit Rotlewi – Rubinstein ist ein weiteres Beispiel (auf S. 183 f.) aus dem Fundus klassischer Partien angesprochen, das in einem Taktikbuch einfach nicht fehlen darf.
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(Schwarz am Zug)
Hierzu ließe sich für historisch interessierte Leser allenfalls noch ergänzen, dass es mit Marshall – Schlechter (Ostende 1907) farbvertauscht eine beinahe identische Vorläuferpartie gibt.
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(Weiß am Zug)
Im Unterschied zu Rotlewi – Rubinstein steht der Läufer auf a2 statt auf b3, was unerheblich ist, und der Turm bereits auf c1 statt auf a1, wodurch sich die schwarzen Verteidigungschancen erhöhen, allerdings nicht entscheidend. Weiß gewann in einer Weise, die alternativ auch Rubinstein zur Verfügung gestanden hätte.
C. Sicht des Trainers
Ein wichtiger Gesichtspunkt ist für mich die Betrachtung eines Schachbuchs durch die Brille des Trainers. Hier bietet das neue Buch von Meyer und Dr. Müller eine ganze Menge hervorragender Partie- und Stellungsbeispiele. Auf einige sei im Folgenden hingewiesen:
aa) Gleich das erste Kapitel behandelt mit dem Zusammenwirken von Dame und Springer im Angriff ein Thema, das für die Praxis immer relevant sein kann. Leider finden sich dazu in der Literatur bislang eher verstreute sporadische Beispiele, aber keine 30seitige Abhandlung mit instruktiven modernen Beispielen, wie bei Meyer/Müller. (Nur einige davon sind von der angeführten DVD übernommen.)
bb) Zum wichtigen Thema Transformation (Abwicklung) wird auf S. 217 f. die Endphase der Partie Sokolov – Iwantschuk (Wijk aan Zee 2006) aufbereitet,
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(Schwarz am Zug)
die in dem bekannten Bauernendspiel Fahrni - Alapin kulminiert.
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(Weiß am Zug)
Iwantschuks Stellungsverwertung taugt auf instruktive Weise dazu, die heute vielfach vertretene Auffassung„gute Endspielkenntnisse sind nicht so wichtig, denn die meisten Partien werden heutzutage vorher kombinatorisch im Mittelspiel entschieden“ ad absurdum zu führen. Für das Training handelt es sich zudem um ein wichtiges Beispiel, mit dem man die erfolgreiche Anwendung von Grundlagenkenntnissen in der modernen Großmeisterpraxis illustrieren kann.
cc) Im letzten aufgegriffenen Beispiel (S. 272) ist die Endphase der Partie Basta – Sarapu (Olympiade Melbourne 1956) angesprochen.
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(Schwarz am Zug)
Das wenig bekannte Beispiel zeigt auf, wie durch ein überraschendes Vorziehen des rückständigen d-Bauern eine Stellung taktisch aussichtsreich zum Explodieren gebracht und letztlich erfolgreich transformiert werden kann. Ein sehenswertes frühes Beispiel zu dieser Thematik!
D. Resümee
Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein Genuss ist, das Buch zu lesen. Die modernen Hilfsmittel Bildschirm und Partiendatei mit Datenbankprogramm und Engine machen da vergleichsweise viel weniger Spaß, auch wenn man diese Medien für analytische Zwecke vielfach gut einsetzen kann.
Angesichts knapper Zeit für organisiertes Training könnte und sollte das Buch bei vorwärts strebenden Spielern im Eigenstudium zum Einsatz gelangen. Intuition, kombinatorische Fantasie und Präzision bei der Umsetzung lassen sich damit trefflich schulen und verbessern.
Das Buch vermag nicht zuletzt demjenigen Trainer, der sich nicht auf seinen bisherigen Beispielen ausruhen will, eine wertvolle Bereicherung zu sein. Nicht zuletzt lässt sich mit neueren Beispielen die Aufmerksamkeit junger Talente stärker wecken als mit bekanntem Alten.
Insgesamt handelt es sich einfach um ein tolles Buch, das ich bei meinen Schachbüchern in die Rubrik „Best Books“ einsortiert habe.
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2018
Claus Dieter Meyer, Karsten Müller
Magie der Schachtaktik - Intuition, Fantasie & Präzision
Über die Taktik im Schachspiel haben sich viele kluge Köpfe Gedanken gemacht. Max Euwe, Weltmeister von 1935 bis 1973, brachte es auf eine einfache Formel: „Strategie braucht Denken, Taktik braucht Beobachtung.“ Savielly Grigoriewitsch Tartakower, polnisch-französischer Schachmeister, der in die Schachgeschichte mit der nach ihm benannten Tartakower-Variante eingegangen ist, sagte: „Taktik ist zu wissen, was zu tun ist, wenn es etwas zu tun gibt. Strategie ist zu wissen was zu tun ist, wenn es nichts zu tun gibt.“
In dem Buch „Magie der Schachtaktik – Intuition, Fantasie & Präzision (Joachim Beyer Verlag, 324 Seiten, 23 Abbildungen, Lesebändchen, gebundene Ausgabe, 29,80 Euro ) werden diese Denkansätze über Beobachtung und die Techniken des Angriffs, die auf dem Studium der Taktik beruhen, zusammengeführt. Die Autoren Claus Dieter Meyer (FIDE-Meister) und Großmeister Dr. Karsten Müller bauen dabei auf ihr Werk „The Magic of Chess Tactics“ auf, haben spezielle Spielabläufe für das Training zusammengestellt, gegliedert und erweitert, vor allem um Taktikbeispiele der Weltmeister Aljechin, Tal, Kasparow, Anand und Carlsen. Ergänzend dazu werden die Themen Dame und Springer im Angriff, der Springer im Angriff, dargestellt als eine „Monsterkrake“ auf d5, Fesselung und der Angriff mit ungleichfarbigen Läufern hervorgehoben.
Folgt man diesem üppig ausgestatteten Trainingsbuch, kommt dem Springer aus taktischer Sicht eine entscheidende Rolle auf dem Schachbrett zu, die in gut einem Drittel des Buches ausgeleuchtet wird. Der Springer begünstige aufgrund seiner Gangart Verwicklungen und der gekonnte Umgang mit ihm zähle zu den schwierigsten Aufgaben für einen Schachspieler. Auf engem Raum sehr wendig, sorge er, vor allem im Mittelspiel, für unliebsame Überraschungen, während er im Endspiel dem Läufer auch unterlegen sein kann, heißt es im Kapitel „Der Springer im Angriff“.
Wie ein roter Faden zieht sich der Begriff „Transformation“ durch das Buch. Für einen Schachspieler, der seine Züge lediglich als Abfolge von Fragen und Antworten, von Aktion und Reaktion versteht, mag die komplette Umwandlung der eigenen Partie, hin zum Gewinn, ein schwieriges Unterfangen sein. Die Aufgabenstellung ist komplex: Die Einschätzung des Zusammenspiels der eigenen Figurenstärke, die Bewertung der eigenen Stellung, der angestrebte Abtausch, die Stellung des Gegners, sowie die Gesamtkomposition soll sich in ein Bild transformieren, in dem sich die einzelnen Komponenten auf dem Schachbrett auflösen und in ein taktisches Manöver münden.
Genau an diesem Punkt setzt die im Buchtitel angesprochene Magie an, wobei die Autoren keine Zauberlehrlinge sind. Meyer und Müller beschreiben die Transformation einer Partie als eine einschneidende Veränderung auf dem Brett, die dem Charakter des Kampfes, der Pläne und Ideen des Spieler eine neue Richtung geben. Dies kann durch einzelne Spielzüge ausgelöst werden. Etwa beim Materialtausch, bei der Umwandlung von Bauern, bei einer Veränderung der Bauernstruktur, beim Öffnen oder Schließen von Linie, Reihen und Diagonalen, beim Materialopfer und schließlich bei den Übergängen von der Eröffnung ins Mittelspiel hin zum Endspiel.
Transformation, im Sinne von Taktik, bringt eine Veränderung der Komponenten Stärke, Raum und Zeit mit sich, die einer beträchtlichen schachlichen Kompetenz bedarf. Die Autoren führen den russischen Großmeister und Schriftsteller Alexander Suetin ins Feld, der Umgestaltungen keineswegs als willkürlich bezeichnete. „Sie liegen vielmehr im Wesen der Strategie und Taktik des Schachkampfes.“
So zählt die Transformation einer Stellung zu den schwierigsten Aufgaben im Schach. Im letzten Teil des Buches bekommt der Spieler dann Ratschläge an die Hand, um sich der Thematik grundlegend zu nähern. Beim Abtausch gelte etwa, dass man selbst mehr davon profitiere als der Gegner. Eine Erkenntnis, die ein erfolgreiches Handeln nach sich ziehen kann, ist auch, dass die Springer nach statischer Kontrolle, die Läufer aber nach Dynamik streben. Wenn man statische Vorteile hat, so der Rat der Autoren, sollte man Komplikationen meiden und durch Manövrieren die Stellung verstärken, bis sie reif für die Transformationen eines Vorteils in einen anderen ist. Wenn man statisch im Nachteil ist, sollte man Dynamik anstreben. Die Beispiele, wie dies praktisch umgesetzt werden kann, sind mannigfaltig und werden mit Analysen und Kommentaren untermauert. Vielleicht schafft man dann auch Feuerwerke der Transformationen, wie sie, voller Überraschungen, in zwei Partien beschrieben werden. Darunter ein Materialopfer, das zu einer Angriffschance wird. Die radikalste Transformation. Und die schönste.
Fazit: „Magie der Schachtaktik“ ist kein Zauberbuch. Um die richtigen Erkenntnisse, vor allem im Bezug auf die Transformation, zu ziehen, bedarf es vieler Übungsstunden. Das Buch mit seinen Lehrbeispielen und Partien ist dafür der richtige Begleiter.
Amateur wird Meister ist der erste Band der längst als Klassiker geltenden Euwe/Meiden-Trilogie, die aufgrund der hervorragenden Sachkompetenz der Autoren und der didaktischen Qualität im Aufbau des Werks eine hohe Popularität erlangt hat. In einem einleitenden Kapitel werden die wesentlichen Unterschiede zwischen amateurhaftem und meisterlichem Spiel aufgezeigt und die Aspekte der Spielführung diskutiert, die auf Seiten des Amateurs der Verbesserung bedürfen, will dieser den Rang eines Meisters erreichen. Es folgen 25 ausführlich und sorgfältig kommentierte Partien zwischen einem jeweils anonymen Amateur und Meister in der Weise, dass die Spielstärke des Amateurs sukzessive zunimmt, bis er in den letzten drei Partien – zum Meisteranwärter gereift – den Meister bezwingen kann. Bezüglich der aufgenommenen Eröffnungen haben die Autoren eine geschickte Auswahl getroffen, wobei jegliche eröffnungstheoretische Überfrachtung bei der Kommentierung vermieden wird. Besonders eingehend erörtert wird die kritische Übergangsphase von der Eröffnung ins Mittelspiel, da hier anhand von adäquaten Strategien die Weichen gestellt werden für den weiteren Partieverlauf, und weil Amateure an diesem Punkt oft merkliche Schwächen in der korrekten Planfindung erkennen lassen.Die Zielgruppe der aufstrebenden Amateure verfügt hiermit über ein Lehrbuch der schachlichen Spielführung, das alle Partiephasen einbezieht und dabei einen instruktiven Einblick in die Gedankenwelt des Meisters gewährt. Gewiss wird die nun vorliegende 9. durchgesehene und korrigierte Auflage auch der heutigen Generation junger Schachspieler ein solides Fundament an die Hand geben, um die weitere Entwicklung zur Meisterschaft anzugehen und abzuschließen.
260 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Der zweite Band der beliebten, längst als klassisch geltenden Euwe/Meiden-Trilogie liegt nun in der 9. Auflage vor. Anhand von 25 ausführlich erläuterten Partien zwischen unbekannten Kontrahenten, lediglich spezifiziert als Meister und Amateur, geben die Autoren eine grundlegende Einweisung zur Führung einer Schachpartie. Einzig fundamentale Vorkenntnisse von gängigen taktischen Motiven werden vorausgesetzt. Jeder Partie ist eine Einführung vorangestellt, die eine Zusammenfassung der dort auftretenden, thematisch relevanten Aspekte liefert. In den Partien selbst werden vorrangig die charakteristischen, in allen Phasen auftauchenden Fehler des Amateurs und deren Ausnutzung durch den Meister diskutiert. Häufig beruhen diese Fehler auf einem mangelhaften Verständnis strategischer Zusammenhänge, aber auch auf taktischen Unzulänglichkeiten oder unzureichenden eröffnungstheoretischen Kenntnissen. Bei den letzteren stehen die unveränderten allgemeinen Prinzipien der Eröffnung im Blickfeld und nicht etwa ständig wechselnde Modeströmungen.
Dieses wegweisende Lehrbuch des Schachspiels richtet sich an fortgeschrittene Anfänger und Vereinsspieler, die noch keine Meisterstärke erlangt haben, aber durch die Aneignung meisterhafter Denkweisen und Spielstrategien den Grundstein für eigene Fortschritte legen wollen. Eine graduelle Steigerung dieser Zielsetzung wird in den beiden Nachfolgebänden der Trilogie realisiert. Die didaktisch gelungene Umsetzung, insbesondere die Ausgewogenheit von leicht verständlichen Textkommentaren und analysierten Varianten ist sicher dafür verantwortlich, dass dieses instruktive Werk über Generationen eine umfängliche Leserschaft angezogen und begeistert hat.
212 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Strategie und Taktik im Schachspiel
Der Angriff, das aktive Vorgehen gegen ein bestimmtes Ziel, und die Verteidigung, die die Abwehr eines Angriffs vorsieht, sind fundamentale Elemente der Spielführung im Schach, die sich gegenseitig bedingen. Dieses Buch stellt zunächst die verschiedenen Waffen des Angreifers vor und die kritischen Stellungsmerkmale, die es vorab zu erkennen und zu beurteilen gilt, will man einen Angriff positionsgerecht einleiten. Auf dieser Grundlage werden der strategische Aufbau und die Methoden der taktischen Realisierung des Angriffs behandelt, dies stets anhand von didaktisch ansprechenden und ausführlich kommentierten Partien. Ein abschließender Exkurs widmet sich den Möglichkeiten und Techniken der erfolgreichen Verteidigung, die häufig auf der Nutzung verborgener Ressourcen beruht. Dieser vom Verfasser so genannte „Lehrgang des Sehens“ vermittelt dem aufstrebenden Spieler die wesentlichen strategischen und taktischen Grundlagen, um im Wechselspiel von Angriff und Verteidigung stellungsgemäß vorzugehen und damit sein Spiel erfolgreich zu gestalten. Der Österreicher Hans Müller (1896?1971) war beruflich ein Multitalent, dazu ein hervorragender Sportler in diversen Disziplinen (Florettfechten, Tennis, Skisport). Seine vielseitigen Interessen hinderten ihn allerdings daran, sich ausschließlich dem Schach zu widmen, so blieb der 1950 verliehene IM-Titel die höchste Stufe auf seiner Erfolgsleiter. Seine größten Turniererfolge fielen in den Zeitraum 1933 bis 1944, einen späten Turniersieg konnte er noch 1954 feiern. Zudem war er sehr erfolgreich im Fernschach sowie als Simultanspieler, und er besaß einen ausgezeichneten Ruf als Theoretiker ? seine große Eröffnungskartothek hat er über Jahrzehnte aktuell gehalten. Beachtlichen Fleiß zeigte er überdies als Autor, zwischen 1928 und 1970 erschienen 15 Schachbücher aus seiner Feder, weitere Broschüren nicht einbezogen. Angriff und Verteidigung (Erstauflage 1960) ist seinem Spätwerk zuzurechnen.
226 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im August 2015
Seit mehr als fünf Jahrzehnten behauptet sich das Werk „Angriff und Verteidigung“ (Untertitel: Strategie und Taktik im Schachspiel) in der Welt der Schachliteratur. Seine Erstausgabe datiert aus dem Jahr 1960, nunmehr ist die 5. Auflage herausgekommen. Diese ist gegenüber der 4. Auflage aus 2006 unverändert geblieben, während jene rein sprachlich von Dr. Ralf Binnewirtz an die Ausdrucksweise unserer Zeit angepasst worden war. Erschienen ist die neue Ausgabe als Imprint des Schachverlags Ullrich im Joachim Beyer Verlag.
„Angriff und Verteidigung“ richtet sich besonders an den Spieler, der noch keine erhebliche Spielstärke im Schach aufgebaut hat. So möchte ich den Adressatenkreis in erster Linie in der Spanne vom gesichert Regelkundigen bis irgendwo in ein mäßiges Klubniveau hinein verorten. Für die sich hier einordnenden Spieler ist das Werk eine sehr systematische gestaltete Quelle, um sich grundlegende Kenntnisse zur Angriffsführung wie auch zur Verteidigung anzueignen, und ein Hilfsmittel, um deren Einsatz in der eigenen Partie zu erlernen. Für stärkere Spieler kann das Buch eine gute Trainingsgrundlage sein.Mit rund 180 Seiten liegt der thematische Schwerpunkt eindeutig beim Angriffsspiel, während sich Müller der Verteidigung auf etwas mehr als 30 Seiten widmet.Was man sich unter den Inhalten des Werkes vorzustellen hat, wird sehr konkret über das Inhaltsverzeichnis deutlich. Aus Platzgründen kann ich es in dieser Besprechung allerdings nicht vollständig aufnehmen. Ich reduziere die Einträge angemessen und zeige Stellen der Auslassung mit „(…)“ an. Also:VorbemerkungVom Wesen des AngriffsStrategie des KönigsangriffsSonstige Ratschläge für den AngreiferWann ist der König gefährdet?Die Waffen des AngreifersDie DrohungDas OpferDie Kombination(...)Von der Stellungskontrolle zur KombinationZur Psychologie des AngreifersIst die Angriffstechnik erlernbar?(...)FelderschwächenWie entstehen FelderschwächenWie werden Felderschwächen ausgenutzt?(...)Der VertikalangriffDer aufgerissene KönigsflügelUngeschwächter Königsflügel(...)Opfer auf h7Opfer auf f7Wie ein Angriff entstehtDer positioneile KönigsangriffBauernstellung und AngriffsplanDie Gefahren der PassivitätDie Verteidigung(...)Unzureichende VerteidigungZweckmäßige Verteidigung(...) Ich finde, dass eine Passage aus dem Rückentext sehr anschaulich beschreibt, was „Angriff und Verteidigung“ leistet.Zitat: „Dieser vom Verfasser so genannte "Lehrgang des Sehens" vermittelt dem aufstrebenden Spieler die wesentlichen strategischen und taktischen Grundlagen, um im Wechselspiel von Angriff und Verteidigung stellungsgemäß vorzugehen und damit sein Spiel erfolgreich zu gestalten.“Der 1971 verstorbene Autor Hans Müller war ein österreichischer Schachspieler, der den IM-Titel besaß. Einen besonderen Namen aber hat er sich als Schachbuchautor gemacht. „Angriff und Verteidigung“ zählt neben „Botwinnik lehrt Schach“ zu seinen bekanntesten Arbeiten.Das Alter des diesem Buch zugrundeliegenden Manuskriptes spielt so gut wie keine Rolle, von vielleicht wenigen Randaspekten abgesehen. Die Materie ist weitgehend zeitlos. Ihre Beherrschung ist heute wie damals eine unabdingbare Voraussetzung, um Erfolg im Schach zu haben.Fazit: Angriff und Verteidigung ist auch in seiner 5. Auflage ein für den aufstrebenden Spieler sehr wertvolles Buch zum – wie schon der Untertitel sagt – Erlernen und Verstehen sehr wichtiger Elemente der Strategie und der Taktik im Schach.
Der österreichische Berufsschachmeister Rudolf Spielmann (1883-1942) pflegte einen wagemutigen Angriffsstil, der in zahlreichen brillanten, mit einfallsreichen Opfern gewürzten Partien zu Tage trat. Als „letzter Ritter des Königsgambits“ (so seinerzeit apostrophiert von Tartakower) sah Spielmann die Schönheit des Schachs im Kombinationsspiel verwirklicht, vor allem im intuitiven, nicht vollständig berechenbaren Opfer, das beim Schachpublikum durchweg Bewunderung auslöst. Schach mit Kunst gleichzusetzen gehörte zu Spielmanns Credo, und auch wenn er aufgrund seines aggressiv-riskanten Stils manch herbe Niederlage einstecken musste, im Zenit seiner Schachlaufbahn der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zählte er zur Elite der 10 weltbesten Spieler. Das vorliegende Buch, 1935 in erster Auflage erschienen, gilt als das beste seines (quantitativ bescheidenen) schach-literarischen Werks. Spielmann klassifiziert darin erstmals die verschiedenen Arten der Opfer und illustriert diese anhand von 37 eigenen Partien mit ausführlichen Kommentaren. (Die zweite Auflage von 1982 wurde noch um zwei neuere Partien zum Thema ergänzt.) Zweifellos wird in diesem Klassiker das Bemühen Spielmanns spürbar, seine Schachmeisterkollegen wieder für die Kunst des „wahren“ Opferspiels zu begeistern, eine Kunst, die sich in der Euphorie der hypermodernen Bewegung mehr und mehr verflüchtigt hatte. Ob der heutige Leser wohl geneigt ist, sich vom „einsamen Romantiker“ Spielmann inspirieren zu lassen, um den feindlichen König im direkten Opferangriff zu erlegen? Der Beifall der Kiebitze wäre ihm gewiss!
128 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Dezember 2018
„Wenn das Mächtige, das uns regiert, ein großes Opfer heischt, wir bringen's doch.
Mit blutendem Gefühl, der Not zuletzt“. Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste um das Wesen eines Opfers, das beim Schach im Kombinationsspiel und mit Taktik im Mittelspiel zum Tragen kommt. Opfer im Schachspiel sind spektakulär. Je höher der Wert einer Figur ist, umso spannender wird es. Taktische Bauernopfer kommen dabei häufiger vor, das Damenopfer bleibt stets etwas ganz Besonderes. Das Buch „Richtig opfern“ des 1942 in Stockholm verstorbenen österreichischen Schachmeisters Rudolf Spielmann, zählt eine ganze Reihe von Schachopfern auf, beschreibt die Voraussetzungen, die Ziele und ihre Umsetzung.
Auch Spielmann sah, wie Goethe, im Opfer etwa Erhabenes, es sei ein heiliger, ja heidnischer Begriff. Im Schachspiel, das man gerne als Abbild des Lebens betrachte, bringe man dem Opfer ähnliche Gefühle entgegen. Man könne dieser Macht nicht widerstehen, den die Begeisterung für ein Opfer liege in der Natur des Menschen, schrieb Spielmann 1935, als die erste Auflage von „Richtig opfern“ erschien. Der pathetische Tonfall mag nicht mehr in die heutige Zeit passen. Aber der Reiz, auf dem Brett ein Opfer zu bringen um den Sieg zu erringen, ist für Turnierspieler ungebrochen. Und Spielmann reizt das Opferthema aus wie kaum ein anderer Autor, der sich diesen Kombinationen gewidmet hat.
Die Opferarten sind mannigfaltig und in ihrer Logik ein unentbehrliches Kampfmittel. Spielmann zählt mit dem Stellungsopfer, dem Nutz- und Mattopfer zunächst drei Arten von Scheinopfern auf, bei denen der Spieler kein Wagnis auf sich nehmen würde. Nach einer Reihe von Zwangszügen erobere man das investierte Material mit Vorteilen entweder wieder zurück, oder aber man setzt den Gegner matt.
Die „wirklichen Opfer“, so schreibt Spielmann, sind der wissenschaftlichen Erfassung dagegen viel schwerer zugänglich als die „scheinbaren“ Opfer. Nur dem Begabten und Mutigen werde sich ihr Geheimnis offenbaren. Er zählt insgesamt acht Unterteilung von Opferarten auf, die vom Entwicklungsopfer über das Linienopfer bis zum Jagdopfer reichen. Vertieft werden diese an 38 Partien.
Fazit: Richtig opfern ist eine Kunst. Das Buch von Rudolf Spielmann ist ein Leitfaden für den Einsteiger und den Profispieler.
Mednis: Wie wird man ein guter Turnierspieler
Edmar Mednis (1937-2002) war ein US-amerikanischer Großmeister lettischer Herkunft, der sich als Autor zahlreicher tiefgreifender Schachbücher sowie als Kolumnist in „Chess Life“ mit ungezählten Beiträgen einen Namen gemacht hat und zudem als ausgewiesener Experte im Endspiel galt.
Das vorliegende Werk, erstmals 1991 unter dem Titel „How to be a complete tournament player“ publiziert, wendet sich an den noch unfertigen Turnierspieler, der sein schachliches Niveau durch ein effektives und zielgerichtetes Training verbessern möchte und Fortschritte durch eine sorgfältige Vor- und Nachbereitung (Analyse) der Partien anstrebt. Das Buch kann daher als Trainingsleitfaden dienen, der dem Leser mit vielen konkreten Ratschlägen den Weg zum Erfolg aufzeigt. Selbstredend gehört hierzu die Auswahl und Erweiterung eines auf den Spieler abgestimmten Eröffnungsrepertoires, wobei der Autor z.B. auch den wirkungsvollen Einsatz von verfeinerten Zugumstellungen diskutiert. Die Möglichkeiten der spezifischen Vorbereitung auf Partie und Gegner, das turniertaktische Verhalten am Brett, die Vermeidung unrealistischer Ziele, das Vorgehen bei Zeitnot oder bei einer (heutzutage seltenen) Vertagung der Partie sind wesentliche Inhalte des Buchs. Die nun erschienene vierte Auflage wurde leicht überarbeitet und hinsichtlich der Literaturempfehlungen aktualisiert. Die technische Revolution durch den Computer, die auch das Schach längst tiefgreifend verändert hat, wurde durch entsprechende Anmerkungen und Hinweise berücksichtigt, so dass das Buch auch für den heutigen Turnierspieler eine Quelle hilfreicher Informationen und Anregungen darstellt.
124 Seiten, gebunden, Verlag Joachim Beyer
Kostjew: Schachbuch für die Meister von Übermorgen
Das Buch ist ein Lehr- und Trainingswerk und beinhaltet 35 Lektionen zu Themen wie beispielsweise Königsangriff, Zentrumsbehandlung, Stellungsbewertung und zielorientierte Planfassung, sowie zu den Grundprinzipien des Endspiels. Darüber hinaus bietet es einen Einblick in die Schachgeschichte vom Anbeginn bis in die Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts. Das Werk ist ideal für das Selbststudium von Spielern mittleren Niveaus, aber durchaus auch als Lehrbuch für den fortgeschrittenen Schachunterricht geeignet.
Alexander Kostjew war lange Zeit Leiter der Schachschule am Moskauer Pionierspalast und darf somit als berufener Experte angesehen werden, wenn es darum geht, Einblicke in die Funktionsweise der legendären sowjetischen Schachschule zu vermitteln. Dabei werden nicht etwa irgendwelche geheimen Erfolgsrezepte verraten, denn solche gab es nicht. Wohl jedoch eine effektive und zielgerichtete Systematik und eine konsequente und flächendeckende Suche nach Talenten. Denn allein so war es möglich, eine derartige Vormachtstellung im Schach zu erreichen, dass man den Rest der Welt zum Wettkampf herausfordern – und nahezu mühelos besiegen konnte.
172 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im Juli 2016
Der Joachim-Beyer-Verlag ist bekannt dafür, methodisch gute, doch vergriffene Schachliteratur neu aufzulegen. So ist in diesem Jahr mit Alexander Kostjew „Schachbuch für Meister von Übermorgen“ Ein Lehr- und Trainingswerk (gebunden mit Lesebändchen, 170 Seiten, Euro 19,80) als 4. überarbeitete Auflage erschienen, die es verdient hat, dem Leser wieder präsentiert zu werden.
Dass das Übungsmaterial auf dem Stand des Jahres 1987 stehen geblieben ist, einer Zeit, in der die Sowjetunion noch existierte und die sowjetische Schachspielkunst einen herausragenden Stellenwert besaß, kann dabei ohne weiteres verschmerzt werden. Der junge Nachwuchsspieler mittlerer Spielstärke – an diesen wendet sich das Schachbuch – wird dennoch aus ihm großen Nutzen ziehen. Noch heute kann er vom Wissen des Autors profitieren, der lange Zeit Leiter der Schachschule am Moskauer Pionierspalast war und als solcher intime Einblicke in die Funktionsweise sowjetischer Schachschulen gewährt.
Das Werk ist zweigeteilt. Teil I vermittelt in 34 Kapiteln auf gut 100 Seiten die Bausteine des methodischen Schachunterrichts. Dabei wird ein erster Schwerpunkt (10 Kapitel) auf verschiedenartige Endspiele gelegt. Für den Lernenden wichtig wird ein weiteres Spotlight auf Methoden und Elemente der Stellungsbewertung und deren praktische Anwendung gerichtet (9 Kapitel). Auch gefällt, dass jedes Kapitel mit einer Übungsaufgabe abschließt, die im Anhang gelöst wird.
Ein II. Teil beleuchtet auf 50 Seiten in 30 Kapiteln die Geschichte des modernen Schachs von seinen Anfängen im 15. Jahrhundert bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhundert. Dabei wird jeder wichtige Protagonist mit mindestens einer Partie vorgestellt. Allerdings ist zu bedauern, dass ein Blick auf westliche Koryphäen wie Paul Morphy und Bobby Fischer unterlassen wurde.
Fazit: Dennoch dem jungen, noch unerfahrenen Schachfreund als nützliches Lehr- und Trainingswerk uneingeschränkt zu empfehlen.
Rezension von Uwe Bekemann im November 2016
Das „Schachbuch für Meister von übermorgen“ von Alexander Kostjew ist, wie es auch sein Untertitel aussagt, ein Lehr- und Trainingsbuch. Der Autor war zu Sowjetzeiten Leiter der Schachschule am Moskauer Pionierspalast. In einer auf vier Jahre angelegten Ausbildung umfasst der hier behandelte Stoff das zweite Jahr.
Das Werk besteht aus zwei Teilen, die jeweils 34 bzw. 30 Kapitel beinhalten. Anders als im Unterricht der Schule, in dem aus beiden Teilen eine Unterrichtseinheit zusammengestellt war, sind hier die „Bausteine des methodischen Schachunterrichts“ (Teil 1) und die Darstellungen zur „Schachgeschichte“ (Teil 2) voneinander getrennt. In meinen Augen macht dies für ein Buch wie dieses Sinn, denn der Leser kann sich auf einen Bereich konzentrieren.
Wenn ich hier vom Leser spreche, meine ich grundsätzlich zwei besondere Adressaten. Dies ist einerseits der autodidaktisch arbeitende Spieler, der seine Spielstärke heben und zusätzlich auch grundlegende Informationen über die Entwicklung des Schachspiels erhalten möchte. In meinen Augen spricht das Werk dabei besonders den regelfesten Anfänger bis in den Bereich des einfachen Klubspielers an, aber auch den reinen Freizeitspieler, der gelegentlich mit einem Freund eine unterhaltsame Partie spielen möchte. Andererseits zähle ich den Schachlehrer- und –trainer dazu, der beispielsweise im Jugendbereich tätig ist. Dieser bekommt quasi fertige Lektionen an die Hand, die er ohne besondere Anpassungen einsetzen kann.
Zu beachten ist, dass nicht alles zum Schulungsinhalt gehört, was der Schachspieler grundsätzlich beherrschen sollte. Beispielsweise fehlt eine besondere Behandlung der Eröffnungen. Da sich das Werk auf ein einzelnes Ausbildungsjahr konzentriert, bietet es auch den Stoff gerade für dieses an. Hierzu zählen Belange des Positionsspiels, taktische Manöver und auch zur Endspielbehandlung. Diese werden schrittweise und dabei sehr anschaulich und nachvollziehbar dargestellt, so dass dem – durchaus auch jungen – Leser das Verstehen leicht gemacht wird.
Die Besprechung erfolgt anhand von Partien und an mittels eines Diagramms eingeführten Partiefragmenten.
Die Kapitel des zweiten Teils im Werk, also jene zur Schachgeschichte, sind ähnlich aufgebaut. Auch sie sind ein Mix aus Schach und Texten, wobei jeweils bereits die Überschrift anzeigt, welche Station der Schachgeschichte bzw. welches spezifische Ereignis vorgestellt wird.
Besonders derjenige, der allein mit dem „Schachbuch für Meister von übermorgen“ arbeitet und sich nicht immer leicht dazu motivieren kann, wird sich über die unterhaltsame Art der Stoffvermittlung freuen. Es macht Spaß, sich mit ihm zu beschäftigen. Hierfür sorgen auch 34 über das Buch verteilte Aufgaben, die Kostjew an den Leser richtet. Die Lösungen hierauf findet er am Buchende.
Fazit: Das „Schachbuch für Meister von übermorgen“ ist eine Empfehlung für den Anfänger bis zum Klubspieler sowie für den Freizeitspieler und auch für den Schachlehrer und –trainer ist es geeignet. Es bietet dem Leser neben allgemeinen Infos zum Schachspiel und zu dessen Geschichte wichtige Ausschnitte aus dem Spektrum an, was er für ein erfolgreiches Spiel zu beherrschen lernen sollte.
Wer ein Geschenk für einen Schachfreund sucht, der zum beschriebenen Adressatenkreis des Werkes zählt, macht beim Kauf des „Schachbuch für Meister von übermorgen“ ebenfalls alles richtig.Uwe Bekemann für Fernschachpost BdF und Rochade Europa
Teste und verbessere Deine taktischen Fähigkeiten
Unter den Übungs- und Testbüchern nimmt GM Karsten Müllers Schachtaktik einen hervorragenden Platz ein, wie man aus dem Erfolg der englischen Erstauflage ableiten darf. Das nun erstmals in deutscher Übersetzung erhältliche Werk versammelt insgesamt 565 Denksport- aufgaben aus dem Bereich der Taktik, wobei sämtliche Phasen der Schachpartie berücksichtigt werden. Der erste Teil des Buchs stellt alle erdenklichen Elemente und Motive der Schachtaktik in kurzer Form vor und verknüpft diese jeweils mit einer Reihe von lehrreichen Übungen, die sich vornehmlich an fortgeschrittene Anfänger richten. Der zweite Teil bietet Testaufgaben variierender Schwierigkeit, die den ambitionierten Vereinsspieler bis hin zum Meister ansprechen. Die Beispiele sind überwiegend der zeitgenössischen Turnierpraxis entnommen und befinden sich häufig auf großmeisterlichem Niveau. Kurze Hinweise (Lösungshilfen) zu den Tests werden in einem separaten Kapitel angeboten. Zwischen den beiden Hauptteilen des Buchs präsentiert der Autor außerdem eine kleine Auswahl der schönsten Kombinationen der Schachgeschichte sowie einige taktische „Perlen“ aus jüngeren Turnieren. Da die Taktik ein essentielles Element des Spiels darstellt, ohne die ein Erfolg nicht möglich ist, erscheint deren Einübung und Verinnerlichung von überragender Bedeutung für jeden aufstrebenden Spieler. Diesem wird durch das vorliegende Buch eine wertvolle Hilfe an die Hand gegeben, um sich auf jegliche Herausforderung taktischer Natur vorzubereiten. Großmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet.Unter den zahlreichen Publikationen zählen „Bobby Fischer“ (New In Chess) und die 14-teilige DVD-Reihe „Schachendspiele“ (ChessBase), sowie die Co-Produktion mit Frank Lamprecht „Grundlagen der Schachendspiele“ (Gambit) als Belege seiner erfolgreichen Schaffenskraft.
268 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im Mai 2016
"Karsten Müller - Schachtaktik", eine deutsche Übersetzung der englischsprachigen Originalausgabe (USA) "Chess Cafe Puzzles Book 1" aus dem Jahre 2004, zählt zu jenen Werken, die mich ganz schnell von ihrer Qualität überzeugt haben. Verfasser ist der deutsche Großmeister Karsten Müller, was bereits der Buchtitel unschwer erkennen lässt.
Das Konzept hinter diesem Buch ist ausgezeichnet durchdacht. Zunächst werden die Elemente der Schachtaktik, vom Grundreihenmatt bis zum Zwischenzug, einzeln vorgestellt. Sie werden anhand von Beispielen entsprechend erläutert. Gleich im Anschluss hat der Leser die Gelegenheit, das frisch Erlernte beim Lösen von Aufgaben anzuwenden. Hierzu bekommt er Ausgangsstellungen via Diagramm angeboten, ergänzt um Hinweise zur Lösung. Ob er richtig liegt, kann er feststellen, wenn er den Bereich mit den gesammelten Lösungen hinten im Buch aufschlägt. Die Beispiele stammen überwiegend aus der Zeit unmittelbar vor dem Erscheinungsjahr der Originalausgabe. Müller hat daneben aber auch eindrucksvolle Fragmente aus historischen Partien verwendet. Grundsätzlich ist es ohne große Bedeutung, ob die Partie, aus der die jeweilige Wendung stammt, aktuell gespielt worden ist oder aus früheren Zeiten stammt. Allein für den erfahrenen Spieler mag dies von einem gewissen Interesse sein, da ihm ältere Beispiele vielleicht schon früher mal begegnet sein können.
Zurück zum Konzept: Sobald alle Taktikelemente vorgestellt sind, stößt der Leser auf einen Aufgabenteil, in dem er für eine Lösung alle einzelnen erlernten Methoden anwenden muss. Die Steigerung zu den vorherigen Aufgaben liegt somit darin, dass er das passende Element zunächst identifizieren muss, um die Lösung zu finden.
Besondere taktische Anforderungen ergeben sich für den Spieler im Zusammenhang mit dem Endspiel, mit Eröffnungsfallen und generell mit der Verteidigung. Dem tragen entsprechende weitere Abschnitte im Werk Rechnung.
Ein Lehr- und Trainingswerk ist nur so gut, wie es den Leser bei der Stange halten kann. Dies weiß auch Karsten Müller. So hat er auch unterhaltsame bzw. den Leser animierende Inhalte eingebaut. Hierzu zählen "Die zehn schönsten Kombinationen" sowie "Taktische Perlen aus aktuellen Turnieren". Vor allem aber kann sich der Leser auf umfangreiche Tests freuen, an denen er sich abschließend beweisen kann. Die einzelnen Aufgaben unterliegen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Tests bestehen aus 16 Teilaufgaben, die in einem Zug und ohne Brett gelöst werden sollen. Aus Zeitgründen kann das Pensum auch gestückelt werden. Müller gibt die aufzuwendende Zeit vor und trifft Regelungen zum Punktesystem.
Mit Ausnahme der besonders schwierigen Aufgaben kann sich der Leser Hinweise zur Lösung holen, indem er in eine entsprechende Sammlung vorblättert. Dann aber werden ihm zugleich Punkte abgezogen. Dies stachelt den Ehrgeiz an. Auf den letzten Buchseiten findet der Leser die Eingruppierung seiner Leistung anhand einer Punktetabelle.
Der aufstrebende Spieler, der "Karsten Müller - Schachtaktik" konsequent und diszipliniert - vielleicht auch mehrfach - durcharbeitet, wird zweifellos deutlich an Spielstärke gewinnen.
Mit seinem robusten Einband und seiner qualifizierten Bindung wird das Werk auch einer intensiven Nutzung standhalten. Das Lesebändchen ist ein besonderer Service, der die Arbeit mit ihm noch ein Quäntchen angenehmer macht.
Fazit: "Karsten Müller - Schachtaktik" ist ein ausgezeichnetes Lehr- und Trainingsbuch zur Schachtaktik. Für den Spieler etwas jenseits der reinen Anfangsgründe bis tief in den Bereich der Klubspieler hinein ist es eine klare Empfehlung.
Mit einem Werk wie diesem kann man übrigens auch nichts falsch machen, wenn man ein Schachbuch verschenken möchte und hierfür einen "Allrounder" sucht.
Rezension von Heinz Däubler im März 2016
Karsten Müller – Schachtaktik Ein Testbuch
Wieder ist es dem Joachim-Beyer-Verlag gelungen, dem geneigten Leser mit dem in diesem Jahr erschienenen Karsten Müller „Schachtaktik“ (gebunden mit Lesebändchen, 268 Seiten, Euro 22,80) ein äußerst bemerkenswertes Buch anzubieten.
Mit dem Werk begibt sich der Autor – seit 1998 GM, anerkannter Endspielexperte und 2007 vom Deutschen Schachbund als „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet – auf für ihn eher ungewohntes Terrain. Dass er die Aufgabe „Taktik“ dennoch hervorragend gemeistert hat, zeigt schon der Aufbau des Werkes, für dessen Inhalt sich der Autor im Wesentlichen aus der Großmeisterpraxis der Jahre 2000 bis 2003 bedient hat.
Im ersten Block, der zunächst 233 der insgesamt 565 Aufgaben umfasst, ordnet er Taktikstellungen systematisch 20 verschiedenen Taktikmotiven zu. Diese Vorgehensweise hilft dem Lernenden, den Blick für bestimmte Kombinationsmuster am Brett zu schärfen. Es schließen sich 100 „einfache“ Aufgaben ohne Motivzuordnung an, die derjenige Leser meistern wird, der den ersten Block aufmerksam durchgearbeitet hat.
Der zweite Block ist 160 Testaufgaben gewidmet, mit denen der Leser seinen Fortschritt bei der Lösung von Taktikaufgaben testen kann. Dabei empfiehlt der Autor, täglich 16 Aufgaben ohne Brett zu lösen. Die Aufgaben sind nicht klassifiziert und variieren im Schwierigkeitsgrad. Ein vom Autor vorgeschlagenes Bewertungssystem erlaubt die ungefähre elomäßige Einordnung des Lernerfolges.
Zwischen die beiden Hauptblöcke hat der Autor 38 Endspiele, 9 Eröffnungsfallen und 20 Beispiele zum Thema „Finde die Verteidigung“ eingeschoben. Die zehn schönsten Kombinationen der Schachgeschichte sowie fünf Partien mit taktischen Perlen runden das Werk trefflich ab.
Fazit: Ein ausgezeichnetes Taktikwerk und bestens geeignet, das taktische Gespür des Lernenden nicht unwesentlich weiterzuentwickeln.
Rezension von Rolf Raschka im Mai 2016
Der als Endspielexperte bekannt gewordene Großmeister Karsten Müller legt ein hervorragendes Trainingsbuch für starke, ehrgeizige (Vereins-)Spieler vor, die ihre taktischen Fähigkeiten in allen Phasen des Spiels verbessern wollen. In 405 meist aus modernen Großmeisterpartien stammenden, unterschiedlich schwierigen Übungsaufgaben wird der Blick für taktische Motive in der Eröffnung, im Mittel- und Endspiel geschärft. Anhand von weiteren 160 Testaufgaben lässt sich anschließend die taktische Stärke bestimmen. Im Anhang finden sich zu allen Aufgaben die Lösungen. "Schachtaktik" ist auch angesichts der guten Ausstattung mit deutlichen Stellungsdiagrammen und angenehmem Schriftbild nachdrücklich zu empfehlen.
24,80 €*
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