Da die Schachweltmeister natürlich in allen Bereichen des Spiels herausragen, kann man von ihrem Können am meisten lernen, und es versteht sich von selbst, dass das Endspiel diesbezüglich keine Ausnahme bildet. Ganz gleich, ob sie renommierte Taktiker oder hervorragende Positionsspieler waren – ganz gleich, ob sie ihre Eröffnungen in aller Tiefe analysierten oder diese eher intuitiv spielten: Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass einer von ihnen den höchsten Titel hätte erlangen können, wenn er nicht auch die Endspielphase weltmeisterlich beherrscht hätte.
Und um seinen Lesern zu ermöglichen, von den Weltmeistern zu lernen, hat der Autor sein Augenmerk vorneweg auf deren individuell gegebene Spezialgebiete gerichtet – wie z.B. auf Steinitz' gekonnten Umgang mit dem Läuferpaar, Laskers Verteidigungskunst, Capablancas Einsatz des Königs, Aljechins Angriffskunst in der 4. Partiephase, Euwes geschickte Nutzung von Freibauern, Botwinniks eiserne Logik und weitsichtige Strategie, Smyslows minutiöse Turmendspiele und Tals Magie, die oft auch im Endspiel zauberhaft zum Zuge kam.
Darüber hinaus werden allerlei „immergrüne Klassiker" der einzelnen Spieler geboten, von denen einige dank aktueller Analysen in neuem Licht erscheinen. Auch erhält der Leser die optimale Trainingsmöglichkeit, sich anhand zahlreicher Aufgaben in die Lage der Weltmeister zu versetzen und selbst nach Lösungen zu suchen. Da am Rande auch auf das Modell der 4 Spielertypen eingegangen wird (Aktivspieler, Pragmatiker, Theoretiker und Reflektor), können zusätzlich Aufschlüsse über die Bedeutung dieses Themas speziell im Endspiel erlangt werden.
Und in diesem Sinne spricht der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort die Einladung aus, sich mit den herausragendsten Endspielleistungen der Weltmeister nicht einfach nur zu beschäftigen, sondern diese durchaus auch zu genießen.
Mittels QR Codes bei jedem Diagramm können Sie die Stellung direkt auf Ihr Smartphone holen und diese analysieren oder nachspielen, je nach Bedarf. Das umständliche und fehlerbehaftete Eingeben per Hand entfällt und die analoge und digitale Welt gehen direkt ineinander über.
234 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Thorsten Kammer im Februar 2022
Auf 226 Seiten stellt GM Karsten Müller die Endspielkunst der ersten acht Weltmeister vor. Dabei bezieht er die Terminologie der Spielertypen (siehe dazu Karsten Müller & Luis Engel: Spielertypen im Schach) mit ein, was eine zumindest für mich neue Sichtweise auf das wichtige, aber oft zu theoriebelastete Thema Endspiele wirft. Der Aufbau der Kapitel, die in der historischen Reihenfolge der Weltmeister angeordnet ist, ist identisch. Das erleichtert die Orientierung, so dass der Leser nach kurzer Zeit weiß, wo er Endspielanalysen (tlw. auch ganze Partien mit Schwerpunkt auf dem Übergang ins oder das Endspiel) sowie die Aufgaben (die sich mittels der im Buch vorhandenen QR-Codes auch auf Smartphones laden lassen) findet.
Das Buch ist kein Lesebuch, das man als Bettlektüre nutzen kann. Es ist ein sehr gut aufgebautes Schachbuch, das man von vorne nach hinten durcharbeiten sollte. Wenn man den Wunsch hat zwischen den Weltmeistern „zu springen“, so ist das möglich, aber dazu muss man die Endspielbegriffe, die Karsten Müller benutzt, kennen und verstanden haben. Diese sind so anschaulich erklärt, dass fortgeschrittene Spieler diese leicht verstehen und verinnerlichen können. In meiner Arbeit als Schachtrainer mit einer DWZ knapp unter 2.000 erleichtern es diese Fachbegriffe ungemein, wenn man sich an ihnen orientieren kann, ein Musterbeispiel ist der „Chamäleon-Läufer“.
Die Kapitel sind nach Weltmeistern geordnet, aber es gelingt Karsten Müller auch themenbezogene Zusammenhänge darzustellen. Das Thema Läuferpaar im Endspiel wurde aus meiner Sicht noch nie so gut beleuchtet, wie beim ersten Weltmeister Steinitz. Dabei sind es nicht nur die ausgesuchten Beispiele, die nachvollziehbaren Erläuterungen, sondern auch der Bezug zu den Spielertypen die es einfach machen als Leser motiviert zu bleiben und das Buch nicht gleicht wieder in die Ecke zu stellen. Ich habe nicht nur kurzfristig etwas aufgenommen, sondern auch verinnerlicht, so dass es auch die Qualität der eigenen Partien angehoben hat.
Noch ein Wort zu der Tiefe der Analysen. Für Vereinsspieler ist es die richtige Mischung, weder wird man mit Varianten überfrachtet noch wird man alleine gelassen. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn das Ende der Varianten immer mit einer Stellungsbewertung abgeschlossen würde.
Gibt es Kritikpunkte? Ich denke es ist jammern auf höchstem Niveau, aber ich hätte mir persönlich ein Glossar zu den Endspielbegriffen gewünscht und auch eine Übersicht über die Themen (z.B. wie in Bent Larsens: Alle Figuren greifen an).
Zusammenfassend eine klare Kaufempfehlung für Vereinsspieler und ambitionierte Hobbyspieler, die in das Endspieluniversum eintauchen wollen. Vor allem für (Jugend-) Trainer gibt es eine Vielzahl von Anregungen, die man gut in das Training einbauen kann.
Rezension von Christian Koschetzki im November 2021Die zwei Schachbücher „Die Endspielkunst der Weltmeister“ in der 1. Auflage 2021 von Dr. Karsten Müller erschienen in 2021 im Joachim Beyer Verlag.Es werden dem Leser alle 16 Schachweltmeister seit 1886 bis heute zum Thema Endspiel nähergebracht.Beide Bücher sind zu jedem der 16 Weltmeister in zwei Abschnitte gegliedert. Der 1. Abschnitt handelt von den besonderen Fertigkeiten im Endspiel. Darüber hinaus werden mehrere Aufgaben präsentiert. Der 2. Abschnitt handelt von den Klassikern in ihren Partien oder Endspiel, ebenfalls versehen mit mehreren Aufgaben. Der Verfasser hält die Anreicherung der Endspiele mit zusätzlichen Aufgaben für nützlich und erforderlich, um so den geneigten Leser mitzunehmen und ihn zur aktiven Mitarbeit zu inspirieren.Des Weiteren sind die Aufgabenstellungen und die Buchgliederungen durch zwei Vorbemerkungen hinsichtlich ihres Spielertypen benannt.Dr. Karsten Müller greift damit auf sein 2020 erschienenes Beyer Buch „Spielertypen“ zusammen mit Luis Engel zurück, wo vier Spielertypen benannt werden, der Aktivspieler, der Theoretiker, der Reflektor und der Pragmatiker mit ihren jeweiligen Stärke- und Schwächeprofilen.Wer die Bücher von Dr. Karsten Müller kennt, weiß, dass der Aufbau seiner Bücher in diesem „Stil“ erfolgt. Somit bleibt er seinem Stil treu.Die Bücher können als Trainingsbücher gut verwendet werden. Der Leser erfährt alles Wesentliche über die 16 Weltmeister in diesem komplexen Themenbereich „Endspiel“.Interessant erscheint der Aspekt, dass jeder Weltmeister unterschiedlich in seiner Spielweise war. So sind neben Taktikern und sehr guten Strategen auch PositionsspielerWeltmeister Wilhelm Steinitz:Der 1. Weltmeister hat bis zum heutigen Tage gültige Prinzipien der Strategie und des Positionsspiels formuliert, welche er in den Schachmagazinen „The Field“ und dem „Chess Magazine“ den Lesern preisgibt.Seine Theorien basierten auf der Selbstverteidigung des Königs, dem Läuferpaar und der Kunst der Bauernführung aufgrund der Steinitzschen Restriktionsmethode.Der Leser erhält zu zwei Beispielen einen Gesamteindruck zur Spiel- und Denkweise des 1. Weltmeisters, angereichert mit zahlreichen Partien und Aufgaben.Weltmeister Emanuel Lasker:Der 2. Weltmeister galt als Pragmatiker und Kämpfer, so wurde für ihn der Bereich der aktiven Turmverteidigung dargestellt.Lasker legte mehr Wert auf das Endspiel als die Eröffnung, dort war er unübertroffen.Weltmeister Jose Raul CapablancaDer 3. Weltmeister war als Reflektor bekannt, der besonders in dem strategischen Endspiel mit aktivem König seine Spielstärken besaß.Die gezeigten Partien behandeln nicht nur die technischen, sondern auch strategischen Endspiele.Weltmeister Alexander AljechinEr war als Aktivspieler bekannt und wurde als Angriffsgenie bezeichnet. Daneben galt er als Virtuose in den Endspielen, die in einem Königsangriff endeten.Weiterhin wird in dem Buch der Themenkomplex Umwandlung in eine neue Dame und Dame und Turm gegen Dame und Turm ihm gewidmet.Weltmeister Max EuweSein Spielstil entsprach dem Pragmatiker. Ein Augenmerk bildet die beherrschende Rolle von Freibauern im Endspiel.Aufgezeigt werden u. a. Klassiker aus seinem WM-Kampf.Weltmeister Michail BotwinnikEr galt als Theoretiker. Sein Spielstil wird als logisch und systemhaft beschrieben. Daneben galt er als Strategieexperte.Beispielhaft wird das Endspiel Turm und Springer gegen Turm und Springer aufgezeigt.Weltmeister Wassili SmyslowEr galt als Reflektor und als Endspielvirtuose.Vorgestellt werden einige seiner tiefsinnigen Turmendspiele.Weltmeister Michail TalEr galt als Hyperaktivspieler, er galt als glänzender Taktiker. Durch seine Angriffskunst hat er viele Schachspieler verzaubert.Dr. Müller stellt ihn in seinen Spielen unter den Magischen Endspielen vor.Weltmeister Tigran PetrosjanAls Reflektor prägte er seinen eigenen Spielstil, der prophylaktischer Natur war.Der Auswahl von Partien zu Qualitätsopfer und dem Spiel Turm und Springer gegen Turm und Läufer verleihen diesem Virtuosen seine weltmeisterlichen Stärken.Weltmeister Boris SpasskiAls Aktivspieler bekannt werden in dem Buch Beispiele zum Thema Initiative zuteil. Sein Angriffskunst galt als sehr scharf, denen er auch bereits in der Eröffnung nach Initiative Rechnung trug.Weltmeister Robert James FischerDem spektakulärsten Weltmeister wird als Spielertypus Pragmatiker das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer als Kapitel gewidmet.Weltmeister Anatoli KarpowDem zurecht zugesagten Spielertypus Reflektor werden seine Vorzugsthemen Figurendominanz und Restriktionsmethode anhand von Beispielen vorgestellt.Weltmeister Garri KasparowDer neben Emanuel Lasker längste Weltmeister der Welt galt als Angriffsspieler. Seine Partiebeispiele beziehen sich zurecht auf den aktiven Part im Endspiel sowie den Königsangriff.Weltmeister Wladimir KramnikEr gehört dem Spielertypus Theoretiker an. Seine Feinheiten lagen in strategischen Endspielen.Umso interessanter die Partienauswahl Powerplay auf einem Felder- oder Farbkomplex, in den die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden.Weltmeister Viswanathan AnandEr gilt als Aktivspieler, so dass Partiebeispiele zum Thema „Aktivität und Initiative“ ausgewählt wurde.Weltmeister Magnus CarlsenAls Spielertyp ist er als Reflektor eingeordnet. Als Endspielspezialthemen wurden gleichfarbige Turm und Läufer gegen Turm und Läufer ausgewählt, wo die Koordination der Figuren von entscheidender Bedeutung ist.Fazit:Die beiden Bücher sind sehr zu empfehlen, da sie die Spielertypen der 16 Weltmeister anhand ihrer Endspielqualitäten beurteilen.Bislang sind in dieser Kombination keine weiteren Bücher auf dem Markt, die die Weltmeister aus diesem Glanz beleuchten.Gerade für einen schnellen Einstieg und als Trainingsmethode eignen sich die beiden Bände, die mit zahlreichen Beispielen facettiert sind.Dr. Müller hat auf eine einzigartige und sehenswerte Weise es geschafft, dass man sich als Leser wie der Weltmeister fühlt. Seine enormen Fachkenntnisse und sein Verständnis für die Partienauswahl und die Aufgaben führen für jeden Spieler unterschiedlichster Spielstärke zu einem Mehrwert.
Rezension von Christian Hoethe im August 2021
"Der renommierte Endspiel-Experte GM Karsten Müller widmet sich in seiner neuen zweibändigen Reihe der "Endspielkunst der Weltmeister" und deren individuellen Endspiel-Vorlieben und besonderen -stärken.
Dabei befasst sich der erste Band detailliert zum Beispiel mit Steinitz´ gekonnten Umgang mit dem Läuferpaar, Laskers Verteidigungskunst, Capablancas Vorliebe für den Einsatz des Königs, Aljechins Angriffskunst im Endspiel, Euwes Nutzung von Freibauern, Botwinniks eiserner Logik und Strategie, Smyslows hochpräzise Behandlung von Turmendspielen und Tals Endspiel-Magie.
Im zweiten Band konzentriert sich Müller dann auf Petrosians Gespür für den richtigen Abtausch, Spasskis Spiel mit der Initiative, Fischers Präzision im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer, Karpows Dominanz und Restriktion, Kasparows Angriffe gegen den gegnerischen König, Kramniks Powerplay, Anands Druckspiel sowie Carlsens Technik in Endspielen mit Türmen und gleichfarbigen Läufern.
Was mir in der Darstellung dabei besonders gefallen hat, ist, dass jeder Weltmeister eine Kurzvorstellung inklusive Vita und seiner wichtigsten schachlichen Meilensteine bekommt. Anschließend erfolgt die Einteilung des jeweiligen Weltmeisters in den "Spielertyp", sprich in "Aktivspieler", "Theoretiker", "Reflektoren" und "Pragmatiker". Eine Erklärung dieser Spielertypen findet sich gleich hinter dem Geleitwort von GM Mihail Marin.
Wer sich genauer mit dieser interessanten Thematik beschäftigen möchte, findet in dem Buch "Spielertypen" von Müller und Engel, das ich an anderer Stelle lobend rezensierte, umfangreichen Input. Großmeister Lars Bo Hansen war übrigens der erste, der sich schachliterarisch mit dieser Thematik in seinem 2005 erschienenen Buch "Foundations of Chess Strategy" beschäftigte.
Hochgradig interessant für mich ist insbesondere die Endspielstärke derjenigen Weltmeister, die ich noch während ihrer aktiven Zeit miterleben durfte. Wusste ich doch um die Endspielstärke von Capablanca, Petrosian, Fischer, Karpow und natürlich Carlsen und kannte ich das eine oder andere Beispiel von Steinitz, und Smyslow aus Endspielbüchern und Biographien, so wurde ich an anderer Stelle vielfach überrascht.
Besonders mein früheres Idol Kasparow ist nun nicht gerade bekannt für filigrane Endspieltechnik, sondern durch seine Eröffnungsbehandlung, vehemmente Mittelspielkombinationen und Angriffsspiel. Natürlich wird man ohne starkes Endspielkönnen nicht Weltmeister, aber wie stark Kasparow in dieser Partiephase wirklich war - wenn seine Gegner es denn erreichten! - das wurde mir erst durch dieses Buch bewusst. Müllers Partiebeispiele von Kasparow gegen Lutz aus Bled 2002, Polgar aus Dos Hermanas 1996 sowie gegen Kamsky in New York 1994 haben mir besonders imponiert.
Ganz ähnlich ging es mir mit den Beispielen zu Lasker, Euwe, Tal und besonders Spasski übrigens! Natürlich war letzterer Ende der 50er und in den 60er Jahren ein schachliches Energiebündel, aber die Partiebeispiele gegen den Endspielexperten Kortschnoi aus Tiflis 1959, gegen Cramling aus London 1996, Ivanovic aus Niksic 1983 und Judit Polgar aus Budapest 1993 sind wahrhaftig faszinierend!
Selbiges trifft auf die meisten vorgestellten Beispiele zu, von denen mich persönlich neben den genannten besonders die Partien von Capablanca, Lasker, Smyslow sowie Karpow und natürlich dem modernen Endspiel-Mozart Carlsen gefesselt haben!
So beinhalten beide Bände eine Fülle wunderschön instruktiver Endspiel-Behandlungen für das eigene Studium und die eigene Endspiel-Datenbank, wie man sie sich besser kaum wünschen kann.
Rudolf Spielmann wird gerne mit dem folgenden Satz zitiert: "Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Magier und das Endspiel wie eine Maschine".
Ich gebe zu, dass mich diese Aussage lange Zeit im Hinblick auf das Endspiel deprimiert hat, klang es für mich doch so als gäbe es im Endspiel wenig Möglichkeit, seinen individuellen "Touch" einzubringen. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch eine Aussage Kotows, der schrieb, manche Stellungen müsse jeder Spieler auf dieselbe Weise spielen.
Ich bin sehr froh, dass Großmeister Karsten Müller einmal mehr eine Lanze für die Individualität auch im Endspiel gebrochen hat!
Schließen möchte ich diese Rezension mit einem Zitat von Großmeister Mihail Marin aus dem Geleitwort: "Das bloße Lesen von Schachbüchern macht nicht automatisch stärker. Auch wenn man diese während des Schlafs unters Kissen legt, wird dieser Effekt nicht erreicht. Vielmehr sollte ein gutes Schachbuch dem Leser einen zuverlässigen Ausgangspunkt für eigenständige Denkarbeit und eigenständiges Analysieren bieten."
Genau dies ist Karsten Müller einmal mehr gelungen!"
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2021
Autor Karsten Müller sagte 2015 in einem Interview, Endspiele würden schon ein bisschen unterschätzt. In der Regel befasse man sich mit Eröffnungen und kombinatorischen Wendungen. Für einen normalen Turnierspieler komme danach nicht mehr viel.
In seinem umfangreichen zweibändigen Werk „Die Endspielkunst der Weltmeister“ (Joachim Beyer Verlag, jeweils 228 Seiten, gebunden mit Lesebändchen für je 29,80 Euro) wirkt er mit allem, was die Schachwelt aufbietet, gegen eine Verfestigung dieser Einstellung. Der Autor greift dabei nicht auf das Mittelmaß zurück, sondern hat sich an den Weltmeistern abgearbeitet. Im ersten Band von Wilhelm Steinitz bis Michail Tal, im zweiten Band von Tigran Petrosjan bis Magnus Carlsen. Müller ist der Fülle an Informationen mit System begegnet. Jeder Weltmeister hat ein Kapitel erhalten, vorangestellt sind ein ganzseitiges Foto und ein kurzer Einleitungstext. Dies macht es dem Suchenden leicht, verleiht den beiden Büchern jedoch auch ein wenig den Anstrich eines Nachschlagewerkes.
Taucht man dann tiefer in die Thematik Endspiele ein, wird dieser Eindruck schnell weggewischt. Zu individuell sind die Weltmeister, jeder in seiner Zeit verhaftet, jeder mit ganz eigenen Vorlieben und Fähigkeiten in einer der schwierigsten Spielphasen, über die sich schon unzählige Schachspieler Gedanken gemacht haben. Etwa der Österreicher Rudolf Spielmann, der eine Anleitung aufstellte. „Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Zauberer und das Endspiel wie eine Maschine.“ Oder wie Stephan Gerzadowicz, der einen fast philosophischen Grundgedanken prägte, „Aus Eröffnungen lernt man Eröffnungen, aus dem Endspiel lernt man Schach.“ Nur – wenn es so einfach wäre.
Müllers Bücher zeigen dann auch sehr schnell, wie unterschiedlich die Weltmeister veranlagt sind und teilt sie in vier Spieltypen ein. In Aktivspieler wie Alexander Aljechin und Viswanathan Anand, Theoretiker wie Wilhelm Steinitz und Wladimir Kramnik, die Reflektoren José Rául Capablanca und Magnus Carlsen, sowie die Pragmatiker, zu denen der Autor Bobby Fischer und Emanuel Lasker zählt. Obwohl diese Einteilung eine Sequenzierung darstellt, nimmt das Endspiel einen privilegierten Platz ein, so der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort zu beiden Bänden. Im Endspiel sollte man Marin zufolge analytische Ausgrabungen vornehmen, wenn man kleine Teile der universellen schachlichen Wahrheit entdecken will, denn angesichts des reduzierten Figurenbestandes könne man sich auf die Ergebnisse der eigene Analyse am ehesten verlassen.
Exakt an diesem Punkt setzt der Autor an und nimmt den Leser ganz praktisch an die Hand, um mit ihm in die große Welt der figurenreduzierten Endspiele einzutreten. Anhand von einzelnen Partien kann man lernen, wie Steinitz sein Läuferpaar einsetzte, wie das Königsspiel von Capablanca gemeistert wurde und wie präzise Fischer im Endspiel agierte. Ergänzend dazu gibt es zu jeder Partie einen QR-Code, der eine weitere Vertiefung ermöglicht. Um nicht nur nachzuspielen sind an jedem Kapitelende Aufgaben gestellt – ebenfalls mit einem QR-Code versehen –, die die spielerischen Stärken eines jeden Weltmeisters aufgreifen. Bei Max Euwe ist es der Freibauer, bei Wassili Smyslow die Präzision und bei Boris Spasski seine meisterliche Initiative. Abgerundet wird dies mit Schach-Klassikern von Anatoli Karpow, Garri Kasparow und Magnus Carlsen, bei dem der Autor das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Läufer mit gleichfarbigen Läufern ausgewählt hat. Apropos Carlsen: Karsten Müller ist sich sicher, da der Norweger ein typischer Reflektor-Spieltyp ist, dass das Ende seiner Regentschaft zum aktuellen Zeitpunkt nicht absehbar ist.
Mit den nachspielbaren Partien sowie den Aufgaben, denen sich die Lösungen unmittelbar anschließen, fügen sich an dieser Stelle die Ansprüche, Lern- und Trainingsbuch zu sein zusammen. Wobei man anhand der Fülle von Beispielen durchaus die Qual der Wahl hat. Gleichwohl kann man sich als Schachspieler an jedem der einzelnen Weltmeister orientieren, die in punkto Endspiel auch für jeden Spieler etwas bereit halten. So können die eigenen Schwächen ausgeglichen, im besten Fall zu einer Stärke umgemünzt werden.
Im Endspiel, so Mihail Marin, gehe es weniger um abstrakte Themen, und da in dieser Phase viele Partien entschieden werden, bieten die beiden Bände Spielern aller Klassen einen wesentlichen Lern- und Trainingsbereich. Will man sich nicht auf ein Training einlassen, bieten sie auch genügend Stoff, um sich mit den Endspielsituationen der Weltmeister einfach nur gut zu unterhalten.
Fazit: Die vielfältigen Möglichkeiten der Bände „Die Endspielkunst der Weltmeister“, unter anderem mit der Einsatzfähigkeit von QR-Codes, macht sie auch für jüngere Schachspieler interessant. Von Weltmeistern lernen, heißt siegen lernen.
Mittels QR Codes bei jedem Diagramm können Sie die Stellung direkt auf Ihr Smartphone holen und diese analysieren oder nachspielen, je nach Bedarf. Das umständliche und fehlerbehaftete Eingeben per Hand entfällt und die analoge und digitale Welt gehen direkt ineinander über.
Da die Schachweltmeister natürlich in allen Bereichen des Spiels herausragen, kann man von ihrem Können am meisten lernen, und es versteht sich von selbst, dass das Endspiel diesbezüglich keine Ausnahme bildet. Ganz gleich, ob sie renommierte Taktiker oder hervorragende Positionsspieler waren – ganz gleich, ob sie ihre Eröffnungen in aller Tiefe analysierten oder diese eher intuitiv spielten: Es ist vollkommen ausgeschlossen, dass einer von ihnen den höchsten Titel hätte erlangen können, wenn er nicht auch die Endspielphase weltmeisterlich beherrscht hätte.
Und um seinen Lesern zu ermöglichen, von den Weltmeistern zu lernen, hat der Autor sein Augenmerk vorneweg auf deren individuell gegebene Spezialgebiete gerichtet – wie z.B. auf Petrosjans untrügliches Gespür in Fragen des richtigen Abtauschs, auf Spasskis Umgang mit der Initiative, Fischers Präzision in dem nach ihm benannten 'Fischer-Endspiel' mit 'Turm + Läufer gegen Turm + Springer', auf Karpows Dominanz- und Restriktionsmethoden, Kasparows Königsangriffe bei reduziertem Material, Kramniks strategisches Powerplay, auf Anands nicht nachlassendes aktives Druckspiel und – last but not least – Carlsens Technik in dem nach ihm benannten 'Carlsen-Endspiel' mit Türmen und gleichfarbigen Läufern.
Darüber hinaus werden allerlei „immergrüne Klassiker" der einzelnen Spieler geboten, von denen einige dank aktueller Analysen in neuem Licht erscheinen. Auch erhält der Leser die optimale Trainingsmöglichkeit, sich anhand zahlreicher Aufgaben in die Lage der Weltmeister zu versetzen und selbst nach Lösungen zu suchen. Da am Rande auch auf das Modell der 4 Spielertypen eingegangen wird, können zusätzlich Aufschlüsse über die Bedeutung dieses Themas speziell im Endspiel erlangt werden.
Und in diesem Sinne spricht der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort die Einladung aus, sich mit den herausragendsten Endspielleistungen der Weltmeister nicht einfach nur zu beschäftigen, sondern diese durchaus auch zu genießen.
234 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Koschetzki im November 2021Die zwei Schachbücher „Die Endspielkunst der Weltmeister“ in der 1. Auflage 2021 von Dr. Karsten Müller erschienen in 2021 im Joachim Beyer Verlag.Es werden dem Leser alle 16 Schachweltmeister seit 1886 bis heute zum Thema Endspiel nähergebracht.Beide Bücher sind zu jedem der 16 Weltmeister in zwei Abschnitte gegliedert. Der 1. Abschnitt handelt von den besonderen Fertigkeiten im Endspiel. Darüber hinaus werden mehrere Aufgaben präsentiert. Der 2. Abschnitt handelt von den Klassikern in ihren Partien oder Endspiel, ebenfalls versehen mit mehreren Aufgaben. Der Verfasser hält die Anreicherung der Endspiele mit zusätzlichen Aufgaben für nützlich und erforderlich, um so den geneigten Leser mitzunehmen und ihn zur aktiven Mitarbeit zu inspirieren.Des Weiteren sind die Aufgabenstellungen und die Buchgliederungen durch zwei Vorbemerkungen hinsichtlich ihres Spielertypen benannt.Dr. Karsten Müller greift damit auf sein 2020 erschienenes Beyer Buch „Spielertypen“ zusammen mit Luis Engel zurück, wo vier Spielertypen benannt werden, der Aktivspieler, der Theoretiker, der Reflektor und der Pragmatiker mit ihren jeweiligen Stärke- und Schwächeprofilen.Wer die Bücher von Dr. Karsten Müller kennt, weiß, dass der Aufbau seiner Bücher in diesem „Stil“ erfolgt. Somit bleibt er seinem Stil treu.Die Bücher können als Trainingsbücher gut verwendet werden. Der Leser erfährt alles Wesentliche über die 16 Weltmeister in diesem komplexen Themenbereich „Endspiel“.Interessant erscheint der Aspekt, dass jeder Weltmeister unterschiedlich in seiner Spielweise war. So sind neben Taktikern und sehr guten Strategen auch PositionsspielerWeltmeister Wilhelm Steinitz:Der 1. Weltmeister hat bis zum heutigen Tage gültige Prinzipien der Strategie und des Positionsspiels formuliert, welche er in den Schachmagazinen „The Field“ und dem „Chess Magazine“ den Lesern preisgibt.Seine Theorien basierten auf der Selbstverteidigung des Königs, dem Läuferpaar und der Kunst der Bauernführung aufgrund der Steinitzschen Restriktionsmethode.Der Leser erhält zu zwei Beispielen einen Gesamteindruck zur Spiel- und Denkweise des 1. Weltmeisters, angereichert mit zahlreichen Partien und Aufgaben.Weltmeister Emanuel Lasker:Der 2. Weltmeister galt als Pragmatiker und Kämpfer, so wurde für ihn der Bereich der aktiven Turmverteidigung dargestellt.Lasker legte mehr Wert auf das Endspiel als die Eröffnung, dort war er unübertroffen.Weltmeister Jose Raul CapablancaDer 3. Weltmeister war als Reflektor bekannt, der besonders in dem strategischen Endspiel mit aktivem König seine Spielstärken besaß.Die gezeigten Partien behandeln nicht nur die technischen, sondern auch strategischen Endspiele.Weltmeister Alexander AljechinEr war als Aktivspieler bekannt und wurde als Angriffsgenie bezeichnet. Daneben galt er als Virtuose in den Endspielen, die in einem Königsangriff endeten.Weiterhin wird in dem Buch der Themenkomplex Umwandlung in eine neue Dame und Dame und Turm gegen Dame und Turm ihm gewidmet.Weltmeister Max EuweSein Spielstil entsprach dem Pragmatiker. Ein Augenmerk bildet die beherrschende Rolle von Freibauern im Endspiel.Aufgezeigt werden u. a. Klassiker aus seinem WM-Kampf.Weltmeister Michail BotwinnikEr galt als Theoretiker. Sein Spielstil wird als logisch und systemhaft beschrieben. Daneben galt er als Strategieexperte.Beispielhaft wird das Endspiel Turm und Springer gegen Turm und Springer aufgezeigt.Weltmeister Wassili SmyslowEr galt als Reflektor und als Endspielvirtuose.Vorgestellt werden einige seiner tiefsinnigen Turmendspiele.Weltmeister Michail TalEr galt als Hyperaktivspieler, er galt als glänzender Taktiker. Durch seine Angriffskunst hat er viele Schachspieler verzaubert.Dr. Müller stellt ihn in seinen Spielen unter den Magischen Endspielen vor.Weltmeister Tigran PetrosjanAls Reflektor prägte er seinen eigenen Spielstil, der prophylaktischer Natur war.Der Auswahl von Partien zu Qualitätsopfer und dem Spiel Turm und Springer gegen Turm und Läufer verleihen diesem Virtuosen seine weltmeisterlichen Stärken.Weltmeister Boris SpasskiAls Aktivspieler bekannt werden in dem Buch Beispiele zum Thema Initiative zuteil. Sein Angriffskunst galt als sehr scharf, denen er auch bereits in der Eröffnung nach Initiative Rechnung trug.Weltmeister Robert James FischerDem spektakulärsten Weltmeister wird als Spielertypus Pragmatiker das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer als Kapitel gewidmet.Weltmeister Anatoli KarpowDem zurecht zugesagten Spielertypus Reflektor werden seine Vorzugsthemen Figurendominanz und Restriktionsmethode anhand von Beispielen vorgestellt.Weltmeister Garri KasparowDer neben Emanuel Lasker längste Weltmeister der Welt galt als Angriffsspieler. Seine Partiebeispiele beziehen sich zurecht auf den aktiven Part im Endspiel sowie den Königsangriff.Weltmeister Wladimir KramnikEr gehört dem Spielertypus Theoretiker an. Seine Feinheiten lagen in strategischen Endspielen.Umso interessanter die Partienauswahl Powerplay auf einem Felder- oder Farbkomplex, in den die Schwächen des Gegners ausgenutzt werden.Weltmeister Viswanathan AnandEr gilt als Aktivspieler, so dass Partiebeispiele zum Thema „Aktivität und Initiative“ ausgewählt wurde.Weltmeister Magnus CarlsenAls Spielertyp ist er als Reflektor eingeordnet. Als Endspielspezialthemen wurden gleichfarbige Turm und Läufer gegen Turm und Läufer ausgewählt, wo die Koordination der Figuren von entscheidender Bedeutung ist.Fazit:Die beiden Bücher sind sehr zu empfehlen, da sie die Spielertypen der 16 Weltmeister anhand ihrer Endspielqualitäten beurteilen.Bislang sind in dieser Kombination keine weiteren Bücher auf dem Markt, die die Weltmeister aus diesem Glanz beleuchten.Gerade für einen schnellen Einstieg und als Trainingsmethode eignen sich die beiden Bände, die mit zahlreichen Beispielen facettiert sind.Dr. Müller hat auf eine einzigartige und sehenswerte Weise es geschafft, dass man sich als Leser wie der Weltmeister fühlt. Seine enormen Fachkenntnisse und sein Verständnis für die Partienauswahl und die Aufgaben führen für jeden Spieler unterschiedlichster Spielstärke zu einem Mehrwert.
Rezension von Christian Hoethe im August 2021
"Der renommierte Endspiel-Experte GM Karsten Müller widmet sich in seiner neuen zweibändigen Reihe der "Endspielkunst der Weltmeister" und deren individuellen Endspiel-Vorlieben und besonderen -stärken.
Dabei befasst sich der erste Band detailliert zum Beispiel mit Steinitz´ gekonnten Umgang mit dem Läuferpaar, Laskers Verteidigungskunst, Capablancas Vorliebe für den Einsatz des Königs, Aljechins Angriffskunst im Endspiel, Euwes Nutzung von Freibauern, Botwinniks eiserner Logik und Strategie, Smyslows hochpräzise Behandlung von Turmendspielen und Tals Endspiel-Magie.
Im zweiten Band konzentriert sich Müller dann auf Petrosians Gespür für den richtigen Abtausch, Spasskis Spiel mit der Initiative, Fischers Präzision im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer, Karpows Dominanz und Restriktion, Kasparows Angriffe gegen den gegnerischen König, Kramniks Powerplay, Anands Druckspiel sowie Carlsens Technik in Endspielen mit Türmen und gleichfarbigen Läufern.
Was mir in der Darstellung dabei besonders gefallen hat, ist, dass jeder Weltmeister eine Kurzvorstellung inklusive Vita und seiner wichtigsten schachlichen Meilensteine bekommt. Anschließend erfolgt die Einteilung des jeweiligen Weltmeisters in den "Spielertyp", sprich in "Aktivspieler", "Theoretiker", "Reflektoren" und "Pragmatiker". Eine Erklärung dieser Spielertypen findet sich gleich hinter dem Geleitwort von GM Mihail Marin.
Wer sich genauer mit dieser interessanten Thematik beschäftigen möchte, findet in dem Buch "Spielertypen" von Müller und Engel, das ich an anderer Stelle lobend rezensierte, umfangreichen Input. Großmeister Lars Bo Hansen war übrigens der erste, der sich schachliterarisch mit dieser Thematik in seinem 2005 erschienenen Buch "Foundations of Chess Strategy" beschäftigte.
Hochgradig interessant für mich ist insbesondere die Endspielstärke derjenigen Weltmeister, die ich noch während ihrer aktiven Zeit miterleben durfte. Wusste ich doch um die Endspielstärke von Capablanca, Petrosian, Fischer, Karpow und natürlich Carlsen und kannte ich das eine oder andere Beispiel von Steinitz, und Smyslow aus Endspielbüchern und Biographien, so wurde ich an anderer Stelle vielfach überrascht.
Besonders mein früheres Idol Kasparow ist nun nicht gerade bekannt für filigrane Endspieltechnik, sondern durch seine Eröffnungsbehandlung, vehemmente Mittelspielkombinationen und Angriffsspiel. Natürlich wird man ohne starkes Endspielkönnen nicht Weltmeister, aber wie stark Kasparow in dieser Partiephase wirklich war - wenn seine Gegner es denn erreichten! - das wurde mir erst durch dieses Buch bewusst. Müllers Partiebeispiele von Kasparow gegen Lutz aus Bled 2002, Polgar aus Dos Hermanas 1996 sowie gegen Kamsky in New York 1994 haben mir besonders imponiert.
Ganz ähnlich ging es mir mit den Beispielen zu Lasker, Euwe, Tal und besonders Spasski übrigens! Natürlich war letzterer Ende der 50er und in den 60er Jahren ein schachliches Energiebündel, aber die Partiebeispiele gegen den Endspielexperten Kortschnoi aus Tiflis 1959, gegen Cramling aus London 1996, Ivanovic aus Niksic 1983 und Judit Polgar aus Budapest 1993 sind wahrhaftig faszinierend!
Selbiges trifft auf die meisten vorgestellten Beispiele zu, von denen mich persönlich neben den genannten besonders die Partien von Capablanca, Lasker, Smyslow sowie Karpow und natürlich dem modernen Endspiel-Mozart Carlsen gefesselt haben!
So beinhalten beide Bände eine Fülle wunderschön instruktiver Endspiel-Behandlungen für das eigene Studium und die eigene Endspiel-Datenbank, wie man sie sich besser kaum wünschen kann.
Rudolf Spielmann wird gerne mit dem folgenden Satz zitiert: "Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Magier und das Endspiel wie eine Maschine".
Ich gebe zu, dass mich diese Aussage lange Zeit im Hinblick auf das Endspiel deprimiert hat, klang es für mich doch so als gäbe es im Endspiel wenig Möglichkeit, seinen individuellen "Touch" einzubringen. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch eine Aussage Kotows, der schrieb, manche Stellungen müsse jeder Spieler auf dieselbe Weise spielen.
Ich bin sehr froh, dass Großmeister Karsten Müller einmal mehr eine Lanze für die Individualität auch im Endspiel gebrochen hat!
Schließen möchte ich diese Rezension mit einem Zitat von Großmeister Mihail Marin aus dem Geleitwort: "Das bloße Lesen von Schachbüchern macht nicht automatisch stärker. Auch wenn man diese während des Schlafs unters Kissen legt, wird dieser Effekt nicht erreicht. Vielmehr sollte ein gutes Schachbuch dem Leser einen zuverlässigen Ausgangspunkt für eigenständige Denkarbeit und eigenständiges Analysieren bieten."
Genau dies ist Karsten Müller einmal mehr gelungen!"
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2021
Autor Karsten Müller sagte 2015 in einem Interview, Endspiele würden schon ein bisschen unterschätzt. In der Regel befasse man sich mit Eröffnungen und kombinatorischen Wendungen. Für einen normalen Turnierspieler komme danach nicht mehr viel.
In seinem umfangreichen zweibändigen Werk „Die Endspielkunst der Weltmeister“ (Joachim Beyer Verlag, jeweils 228 Seiten, gebunden mit Lesebändchen für je 29,80 Euro) wirkt er mit allem, was die Schachwelt aufbietet, gegen eine Verfestigung dieser Einstellung. Der Autor greift dabei nicht auf das Mittelmaß zurück, sondern hat sich an den Weltmeistern abgearbeitet. Im ersten Band von Wilhelm Steinitz bis Michail Tal, im zweiten Band von Tigran Petrosjan bis Magnus Carlsen. Müller ist der Fülle an Informationen mit System begegnet. Jeder Weltmeister hat ein Kapitel erhalten, vorangestellt sind ein ganzseitiges Foto und ein kurzer Einleitungstext. Dies macht es dem Suchenden leicht, verleiht den beiden Büchern jedoch auch ein wenig den Anstrich eines Nachschlagewerkes.
Taucht man dann tiefer in die Thematik Endspiele ein, wird dieser Eindruck schnell weggewischt. Zu individuell sind die Weltmeister, jeder in seiner Zeit verhaftet, jeder mit ganz eigenen Vorlieben und Fähigkeiten in einer der schwierigsten Spielphasen, über die sich schon unzählige Schachspieler Gedanken gemacht haben. Etwa der Österreicher Rudolf Spielmann, der eine Anleitung aufstellte. „Spiele die Eröffnung wie ein Buch, das Mittelspiel wie ein Zauberer und das Endspiel wie eine Maschine.“ Oder wie Stephan Gerzadowicz, der einen fast philosophischen Grundgedanken prägte, „Aus Eröffnungen lernt man Eröffnungen, aus dem Endspiel lernt man Schach.“ Nur – wenn es so einfach wäre.
Müllers Bücher zeigen dann auch sehr schnell, wie unterschiedlich die Weltmeister veranlagt sind und teilt sie in vier Spieltypen ein. In Aktivspieler wie Alexander Aljechin und Viswanathan Anand, Theoretiker wie Wilhelm Steinitz und Wladimir Kramnik, die Reflektoren José Rául Capablanca und Magnus Carlsen, sowie die Pragmatiker, zu denen der Autor Bobby Fischer und Emanuel Lasker zählt. Obwohl diese Einteilung eine Sequenzierung darstellt, nimmt das Endspiel einen privilegierten Platz ein, so der rumänische Großmeister und Endspielexperte Mihail Marin in seinem Geleitwort zu beiden Bänden. Im Endspiel sollte man Marin zufolge analytische Ausgrabungen vornehmen, wenn man kleine Teile der universellen schachlichen Wahrheit entdecken will, denn angesichts des reduzierten Figurenbestandes könne man sich auf die Ergebnisse der eigene Analyse am ehesten verlassen.
Exakt an diesem Punkt setzt der Autor an und nimmt den Leser ganz praktisch an die Hand, um mit ihm in die große Welt der figurenreduzierten Endspiele einzutreten. Anhand von einzelnen Partien kann man lernen, wie Steinitz sein Läuferpaar einsetzte, wie das Königsspiel von Capablanca gemeistert wurde und wie präzise Fischer im Endspiel agierte. Ergänzend dazu gibt es zu jeder Partie einen QR-Code, der eine weitere Vertiefung ermöglicht. Um nicht nur nachzuspielen sind an jedem Kapitelende Aufgaben gestellt – ebenfalls mit einem QR-Code versehen –, die die spielerischen Stärken eines jeden Weltmeisters aufgreifen. Bei Max Euwe ist es der Freibauer, bei Wassili Smyslow die Präzision und bei Boris Spasski seine meisterliche Initiative. Abgerundet wird dies mit Schach-Klassikern von Anatoli Karpow, Garri Kasparow und Magnus Carlsen, bei dem der Autor das Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Läufer mit gleichfarbigen Läufern ausgewählt hat. Apropos Carlsen: Karsten Müller ist sich sicher, da der Norweger ein typischer Reflektor-Spieltyp ist, dass das Ende seiner Regentschaft zum aktuellen Zeitpunkt nicht absehbar ist.
Mit den nachspielbaren Partien sowie den Aufgaben, denen sich die Lösungen unmittelbar anschließen, fügen sich an dieser Stelle die Ansprüche, Lern- und Trainingsbuch zu sein zusammen. Wobei man anhand der Fülle von Beispielen durchaus die Qual der Wahl hat. Gleichwohl kann man sich als Schachspieler an jedem der einzelnen Weltmeister orientieren, die in punkto Endspiel auch für jeden Spieler etwas bereit halten. So können die eigenen Schwächen ausgeglichen, im besten Fall zu einer Stärke umgemünzt werden.
Im Endspiel, so Mihail Marin, gehe es weniger um abstrakte Themen, und da in dieser Phase viele Partien entschieden werden, bieten die beiden Bände Spielern aller Klassen einen wesentlichen Lern- und Trainingsbereich. Will man sich nicht auf ein Training einlassen, bieten sie auch genügend Stoff, um sich mit den Endspielsituationen der Weltmeister einfach nur gut zu unterhalten.
Fazit: Die vielfältigen Möglichkeiten der Bände „Die Endspielkunst der Weltmeister“, unter anderem mit der Einsatzfähigkeit von QR-Codes, macht sie auch für jüngere Schachspieler interessant. Von Weltmeistern lernen, heißt siegen lernen.
Es gibt wohl keinen anderen Spieler, der die Schachwelt in so vielen Bereichen und derart einschneidend verändert hat – wie Robert James Fischer, für den sich unter den Schachspielern der Welt der Name Bobby Fischer eingebürgert hat.
Von seinen spektakulären Erfolgen sind besonders seine geradezu deklassierenden Siege gegen gleich drei sowjetische Großmeister Anfang der Siebziger hervorzuheben, eine Art Wachablösung im Kampf um den Weltmeistertitel, den die Sowjets seit mehr als zwei Jahrzehnten quasi abonniert hatten. Dies löste einen weltweiten Schach-Boom aus, obwohl es genauer heißen muss: Es löste einen Schach-Boom speziell in der westlichen Welt aus, denn in der Sowjetunion mit Millionen von Vereinsspielern war ein solcher Boom ja offenbar kaum noch erforderlich.
Viele Spieler aller Klassen haben wegen der damaligen Ereignisse rund um Bobby Fischer überhaupt erst mit dem königlichen Spiel begonnen. Seine Partien sind legendär, und da sie natürlich schon in etlichen Werken ausgiebig analysiert und ausführlich kommentiert wurden, liegt die Frage nahe: Was soll ein weiteres Buch da überhaupt noch bringen?
Der Hamburger Großmeister Karsten Müller hat die seiner Meinung nach 60 in- struktivsten Partien Bobby Fischers ausgewählt und diese einmal mit verschiedenen neueren Engines geprüft. Dabei sind ihm zwar zahlreiche Fehler in den alten Analysen aufgefallen, aber Bobbys Partien strahlen ungeachtet dessen immer noch im alten Glanz oder sogar noch heller. Denn selbst der strenge Blick von Spitzen-Programmen stößt nur selten auf Fehler, und entsprechend kann jeder Leser mehr denn je aus diesen Partien lernen, um seine eigene Spielstärke erfolgsorientiert zu verbessern.
Nicht allein die zahlreichen im Buch gebotenen Fotos von fast allen Gegnern Fischers versetzen den Leser zurück in ‚alte Schachzeiten' sondern auch die in vielen Partien eingefügten Zitate. So erhalten selbst jüngere Spieler einen guten Eindruck davon, wie es in der Schachwelt zuging, als es beispielsweise noch Hängepartien gab und kein Spieler sich vor der Analyse drücken konnte, indem er diesen Job einfach an seinen Computer delegiert.232 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im September 2022
Den meisten Schachspielern ist Fischers Klassiker „Meine 60 denkwürdigen Partien“ natürlich ein Begriff. – Wozu braucht es also ein Buch, das auf den ersten flüchtigen Blick nur eine Wiederholung dessen darstellt? Als definitiver Fan von Fischers Spielweise muss ich gestehen, dass ich mich genau das fragte, als mir das Buch vorlag. Fasziniert war ich sogleich, als ich das Vorwort Karsten Müllers las und er dort dieselbe Frage stellte und sie direkt selbst beantwortete.
Dabei hat sich der bekannte Hamburger Großmeister und Autor Dr. Karsten Müller nicht nur die Mühe gemacht, das gesamte Schaffen Fischers neu zu beleuchten und die seiner Meinung nach 60 instruktivsten Partien des ehemaligen Weltmeisters einer kritischen Analyse zu unterziehen. Dabei hat er, unterstützt von den modernsten Computer-Engines der Welt, bemerkenswerte Entdeckungen zutage gefördert und interessante Schlussfolgerungen gezogen, die er mit seinen Lesern und allen Fischer-Fans teilen möchte.
Vielmehr bestand die erweitere Absicht des Autors auch darin, den Leser - frei nach Vidmar - in „goldene Schachzeiten“ zurückzuversetzen, in eine Zeit, in der Hängepartien üblich waren und sich kein Spieler mit einer Engine bewaffnet vor einer eigenständigen Analyse drücken konnte. All dies gelingt ihm anhand der zahlreichen im Buch enthaltenen Fotos überraschend gut, darunter nicht nur viele unbekannte Aufnahmen von Fischer selbst, sondern auch insbesondere von seinen durchweg namhaften Gegner. Ich muss gestehen, dass mir diese Art der schachhistorischen Nostalgie und persönlichen Note überaus gefallen hat.
Dieser Eindruck verstärkte sich zusätzlich beim Lesen des Geleitwortes von Großmeister Dr. Robert Hübner, das sich einerseits kurz mit dem „Mythos Fischer“, aber auch mit der Partienauswahl und -kommentierung durch Karsten Müller befasst. Die Entscheidung Karsten Müllers für ein „reines Schachbuch“ über Fischer wird dabei zu Recht als Kompliment Hübners an den Autor ausgedrückt.
Wer sich nun die Frage stellt, wie groß die Anzahl der Partien-Überschneidungen zu Fischers „Meine 60 denkwürdigen Partien“ ist, kann sich entspannt zurücklehnen, denn es gibt nur 16 derartige Fälle. Die übrigen 44 Partien hielt Karsten Müller aus anderen Gründen für instruktiver, zumal Fischers Werk auch im Jahr 1967 endet und Müller somit aus einem anderen Fundus auszuwählen vermochte.
Die Partiekommentare bleiben in der überwiegenden Zahl der Fälle angenehm auf das Wesentliche reduziert, so dass der rote Faden des Spielgeschehens nie verlorengeht und der Leser sich hervorragend von Müller durch die Partien geleitet fühlt.
Das Buch aus dem renommierten Joachim Beyer Verlag macht dank seiner Übersichtlichkeit und dem Hardcover einen sehr hochwertigen Eindruck. Wer sich einzelne oder gar alle Partien „to go“, sprich unterwegs, ansehen möchte, vermag dies anhand der QR-Codes, die sich über jeder Partie befinden.
Etwas schade und damit der einzige Kritikpunkt von mir ist, dass sich aufgrund des Druckbildes vereinzelt leere Seiten im Buch finden. Hier wären ggf. Kurzbiographien ausgewählter Fischer-Gegner möglich gewesen. Vielleicht ist das eine Anregung für die Zweitauflage?
Insgesamt ein ebenso gutes wie überraschendes Buch zu Fischer, das mit einer leichten und angenehmen nostalgischen Note daherkommt!
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2022
Bobby Fischer war und ist eine Projektionsfläche und regt immer noch dazu an, sich mit ihm zu beschäftigen. 2014 kam der Film „Baueropfer – Spiel der Könige“ in die Kinos, Thema war der Kampf um die Weltmeisterschaft 1972 in Reykjavik, und im Knesebek-Verlag erschien jüngst eine Graphic Novel unter dem Titel „Bobby Fischer, Eine Schachlegende zwischen Genie und Wahnsinn“. Auch in zahlreichen Büchern steht Fischer im Mittelpunkt, er selbst hat unter anderem Lehrbücher veröffentlicht und das Werk „Meine 60 denkwürdigen Partien“ von 1957 bis 1967, noch vor seinem Sturm auf die WM-Krone.
Mit seinem Buch „Bobby Fischer, 60 beste Partien“ (Joachim Beyer Verlag, gebundene Ausgabe, 232 Seiten, Lesebändchen, zahlreiche Fotos) hat Schachgroßmeister und Autor Karsten Müller nun ein weiteres Werk dem Fischer-Universum hinzugefügt. Er hat 60 der instruktivsten Partien Fischers ausgewählt und mit verschiedenen neueren Engines geprüft, heißt es im Vorwort. Dabei seien zwar Fehler in alten Analysen aufgefallen, aber Fischers Partien würden ungeachtet dessen immer noch im alten Glanz oder noch heller strahlen. Denn selbst der strenge Blick von Spitzen-Programmen sei nur selten auf Fehler gestoßen, dementsprechend könne jeder Leser aus diesen Partien lernen, um seine eigene Spielstärke zu verbessern. Hilfreich sind QR-Codes, mit denen man jede der Partien, die von 1963 bis 1992 reichen, auf das Handy holen und nachspielen kann. Sieben der Partien sind aus dem Jahre 1972 gegen Boris Spasski in Reykjavik und sechs gegen Spasski von 1992 in Sveti Stefan/Belgrad.
Im Geleitwort betont Schachgroßmeister Robert Hübner, Müllers Arbeit sei vorzüglich dazu geeignet, einen ersten Zugang zu Fischers Meisterschaften zu gewinnen. Die Kommentare sind kurz und knapp gehalten, die wichtigsten Angaben der Rechner mitgeteilt und man wird nicht durch eine Unmenge von Varianten abgelenkt. Gleichwohl gibt es an einigen Stellen eine vertiefte Analyse, mit denen man die Gedankengänge hinter der Zügen nachverfolgen kann. Ein zusätzliches Plus sind die im Buch verteilten, rund 50 zum Teil ganzseitigen Fotos von Fischers Gegnern. Dazu kommen Zitate, die Fischers Spiel kommentieren. Dies lässt eine große Schachepoche mehr als erahnen, im Zusammenspiel mit den Partien kann man sich in eine Schachwelt vertiefen, die mit ihren Protagonisten und Bobby Fischer an der Spitze bis heute von ihrer Faszination nichts eingebüßt hat.
Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien ist eine Sammlung von Partien aus dem Kinder- und Jugendschach. Dabei hat sich der Autor ausschließlich auf Material aus dem Bereich der ‚Offenen Spiele' beschränkt, also auf Partien, die mit den Zügen 1.e4 e5 eröffnet werden. Selbstredend gibt es hier keine perfekten Partien auf höchstem Niveau zu sehen, sondern nur solche, in denen sich der Leser selbst wiederfinden kann.
Es werden typische Fehler und verfehlte Pläne gezeigt, wie sie speziell in Partien von Lernenden häufig vorkommen. Durch die Beschäftigung mit diesen Partien kann sich der Leser viele Rückschläge in eigenen Partien ersparen. Außerdem kann er anhand der zahlreichen in diesem Buch enthaltenen Übungsaufgaben seine taktischen Fähigkeiten verbessern, kann spannende Angriffsideen kennenlernen und eine allgemeine Verbesserung seiner Spielstärke anstreben, die ihn in die Lage versetzt, die Fehler quasi anderen zu überlassen.
Die Partien sind nach Eröffnungen geordnet und in jedem Kapitel finden sich Beispiele von Spielern unterschiedlicher Spielstärke. Entsprechend kann der Leser nachvollziehen, wie sich der Umgang mit den jeweiligen Varianten mit zunehmender Spielstärke verbessert. Er erhält nicht nur die Möglichkeit, sich mit den diversen Stellungsproblemen und den entscheidenden Kombinationen eingehend selbst zu beschäftigen, sondern er wird auch dazu ermutigt. Am Ende jeder Partie gibt es auf den Punkt gebrachte Merksätze, damit er sich die wesentlichsten darin behandelten Dinge leichter einprägen kann. Im Zusammenhang mit den am Ende jedes Kapitels aufgeführten Konzepten bietet dies viele Anhaltspunkte zur sicheren Orientierung in eigenen Partien.
Außerdem finden sich auch einige der erfolgreichsten Eröffnungsideen sowie verschiedene trickreiche Ansätze, mit denen die Schüler des Autors viele Medaillen und Titel bei nationalen und internationalen Kinder- und Jugend- Meisterschaften gewonnen haben. Diese kann der Leser selbst anwenden, oder er kann das Spiel von Gegnern parieren, die eben diese Ideen und Ansätze gegen ihn anzuwenden versuchen. Einige Partien von stärkeren Jugendspielern und auch ein paar vom Autor selbst gespielte vermitteln einen Eindruck davon, was auch auf höherem Spielniveau noch funktionieren – oder was unter Umständen von starken Spielern widerlegt werden kann.
Der Autor trägt den Titel ‚Internationaler Meister' und ist ein staatlich geprüfter und renommierter Schachtrainer, der seit mehr als 20 Jahren einige der besten Jugendspieler Österreichs betreut und trainiert.
232 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2022
Schach altersgerecht zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Kinder und Jugendliche in der heutigen Zeit der Medienüberflutung längere Zeit für etwas zu begeistern, bedarf Verständnis und die Fähigkeit zu begeistern gleichermaßen. Gerd Schnider, Internationaler Meister und staatlich geprüfter Schachtrainer hat mit dem Buch „Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien“ (Joachim Beyer Verlag, 232 Seiten, kartoniert, 27,80 Euro) ein wohlgeordnetes Werk vorgelegt, das jungen Schachspielerinnen und Spielern Partien bietet, die dem Niveau, sprich der Spielstärke des Lernenden entsprechen. Es sind nicht die großen Weltmeisterpartien, sondern vielmehr Schüler- und Jugendpartien, die mit ganz unterschiedlichen Spielstärken bei Turnieren unter der Betreuung des Autors gespielt wurden. Darin liegt der Schlüssel des Erfolges. Schnider hebt nicht den erhobenen pädagogischen Zeigefinger, er ist vielmehr sachkundiger Begleiter seiner Schüler. Er vermittelt in seinen Lehrstunden exakte Problemstellungen, die auch mal mit einem saloppen Spruch aufgelöst werden. Das Buch vermittelt diesen sprichwörtlich spielerischen Ansatz sehr gut, stellt Spielerinnen und Spieler mit Fotos vor, was für die Lernenden eine Nähe zu den Partien herstellt. Die doch kurzen Darstellungen mit Diagrammen und Kommentierungen sind dabei überschaubar, verlieren sich nicht in zig Varianten des Abspiels – auch dies kommt jüngeren Schachspielern entgegen. Dienlich ist ebenso die Konzentration auf die „Offenen Spiele“, die mit e4-e5 eröffnet werden, und in die Italienische Eröffnung, Schottisch, das Vierspringerspiel und Spanisch münden. Jeder dieser Eröffnungen werden die Vorteile vorangestellt und interessante Stellungen hinzugefügt, deren Aufgabenstellungen man selbst lösen muss. Eingestreut sind unter der Überschrift „3 Dinge zum Merken“ sehr viele Tipps, die sich auf die einzelnen Kapitel beziehen. Dadurch kann sich ein Lernerfolg einstellen, sofern sie sich jüngere Spieler zu Herzen nehmen und sich damit nicht, und diese Gefahr besteht durchaus, überfrachtet fühlen.
Fazit: Das Buch „Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien“ vermittelt Spielspaß und Wissen gleichermaßen. Jüngere Spieler können damit Fehler vermeiden und die eigene Spielstärke schärfen.
Das vorliegende Werk des erfolgreichen Autorengespanns Jussupow und Dworezki wendet sich an Spieler, die die Anfangsgründe des Schachs hinter sich gelassen haben und sich vertiefend dem Thema Eröffnungsbehandlung widmen möchten. Effektives Eröffnungstraining fällt allerdings nicht in die Kategorie der üblichen Eröffnungsmonografien. Vielmehr zielt es darauf ab, allgemeine Prinzipien und Methoden des Eröffnungskampfes darzustellen, die effektive Bewältigung schachlicher Arbeit aufzuzeigen, Hilfestellung beim Aufbau eines Eröffnungsrepertoires und bei der Erarbeitung von Neuerungen zu geben und der Stoff anhand von Beispielen und Übungen verinnerlicht. Die Autoren wollen nicht zum mechanischen Erlernen von Varianten anregen, sondern zum eigenständigen Studium von Eröffnungssituationen und -problemen, zur kreativen Analyse der vom Leser bevorzugten Systeme. Dies ist ihrem erklärten zentralen Anliegen untergeordnet, den geistigen Reichtum des Schachspiels zu vermitteln und die Entwicklung der Schachkultur zu fördern. Die Autoren lassen den Leser an ihren großmeisterlichen Gedankengängen teilhaben, und in ihren Kommentaren zeigen sie ein ausgewogenes Verhältnis von verbalen Erläuterungen und untermauernden, aber nicht ausufernden Varianten. Effektives Eröffnungstraining bietet damit eine empfehlenswerte Vorbereitung auf eine nachfolgende Spezialisierung mit Hilfe von Monografien und (heute verbreiteten) elektronischen Datenbanken.
Artur Jussupow (*1960), Weltklasse-Großmeister russischer Herkunft, lebt seit 1991 in Deutschland und hat sich zunehmend als Autor anspruchsvoller Schachbücher und als Trainer (Jussupow Schachakademie in Weißenhorn) betätigt.
Mark Dworezki (*1947 †2016), russischer Internationaler Meister, bedeutender Schachautor und Trainer (u.a. von Jussupow), führte 1990-92 gemeinsam mit Jussupow eine Schule für junge Schachspieler in Moskau. Effektives Eröffnungstraining basiert auf Trainingslehrgängen an dieser Schule.
268 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2021
Schon in der Einführung machen die Autoren Artur Jussupow und Mark Dworetski deutlich, um was es geht. Der Schlüssel zum Erfolg am Schachbrett liege nicht im mechanischen Behalten von Eröffnungsdaten, sondern in der Aneignung des geistigen Reichtums des Schachspiels und im Wachsen einer Schachkultur. Wie diese Kultur in einem selbst wachsen kann, ist in dem Buch „Effektives Eröffnungstraining“ (268 Seiten, gebunden, Lesebändchen, 24,80 Euro) nachzulesen, das jetzt im Joachim Beyer Verlag in der 7. Auflage vorliegt. Von universeller Bedeutung bei der Vermittlung von Schachwissen sei die Weitergabe allgemeiner Ideen, Methoden und Mittel der Kampfesführung, das Aufzeigen rationeller Wege der schachlichen Arbeit, der Formen, um sich die nötigen Informationen anzueignen sowie die Mängelanalyse im Spiel der Schüler und die Hilfestellung bei der Überwindung, so die Autoren. All diese Punkte erfüllt dieses Buch, fokussiert auf die Eröffnung, auf eine vielfältige Weise. Über die Prinzipen des Schachspiels in der Eröffnung wie Logik, Überraschungen, Lösung von Problemen und praktischen Übungen, wird der Leser an den Aufbau eines Eröffnungsrepertoires herangeführt. Dabei kommen auch andere Autoren und Schachmeister zu Wort, die nochmals andere Sichtweisen eröffnen. Darunter Juri Rasuwajew, der auf die Informationslawine in der Schachwelt blickt. „Die noch vor hundert Jahren beängstigende Ausgangsstellung hat ihr unschuldiges Geheimnis verloren“, so der Schachgroßmeister und Historiker. Boris Zlotnik bietet einen Streifzug durch neue Eröffnungen, die stets aus zwei Quellen stammen. Zum einen direkt in einer Turnierpartie geboren oder zuhause im Analysierstübchen gefunden. Alexej Kosikow schließt sich mit seiner „alten Liebe“, der Französischen Verteidigung und dem Zug g7-g5 an und der internationale Meister Wladimir Wulfson begibt sich auf Eröffnungssuche. In einem weiteren Teil findet dieses Buch unter dem Kapiteltitel „Die Anfangszüge als Teil des Ganzen“ seinen inneren Kern, blickt über den Beginn einer Partie hinaus – auf die Probleme des Mittelspiels, auf die Verbindung zwischen Eröffnung und Endspiel und die Spurensuche einer ganzen Partie. Fazit: Das Buch ist nicht nur ein Wegweiser durch den Auftakt einer Partie, sondern ebenso höchst unterhaltsam.
Rezension von Uwe Bekemann im Januar 2016
Wieder neu auf dem Markt verfügbar ist "Effektives Eröffnungstraining" von Arthur Jussupow und Mark Dworetzki. Dieses Werk aus dem Joachim Beyer Verlag, erschienen als Imprint des Schachverlag Ullrich, richtet sich an den fortgeschrittenen Spieler und will diesem im Kern dabei helfen, ein eigenes Verständnis zur Eröffnungsbehandlung zu entwickeln. Im Ergebnis soll er befähigt werden, losgelöst von eingepaukten Variantenketten die richtigen Entscheidungen am Brett zu treffen. Richtig heißt in diesem Sinne systemgerecht, situationsgerecht und auch kreativ. Der Käufer erhält das Buch nunmehr in einer 6. überarbeiteten Auflage aus dem Erscheinungsjahr 2015.
Gewissermaßen ist "Effektives Eröffnungstraining" ein Patchwork-Produkt, denn es besteht aus zahlreichen, grundsätzlich eigenständigen Beiträgen, die erst durch die Einbindung in die ordnende Struktur des Buches einen inhaltlichen Zusammenhang entwickeln. Die Beiträge stammen aus Vorlesungen an der Schachschule der beiden genannten Buchautoren wie auch aus Artikeln, die dem mit dem Buch verfolgten Zweck dienen und thematisch passen. Diese Artikel stammen teilweise aus der Feder anderer Verfasser, beispielsweise von Dolmatow und Rasuwajew.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Insgesamt 16 Artikel sind darunter eingebunden. Die genannten fünf Teile tragen die folgenden Überschriften:
- Allgemeine Prinzipien des Spiels in der Eröffnung
- Aufbau eines Eröffnungsrepertoires
- Neue Züge
- Die Anfangszüge als Teil des Ganzen
- Über die Kreativität unserer Schüler.
Der erste Teil dient besonders dem Ausbau des Schachverständnisses, während die Teile 2 und 3 dem Aufbau eines eigenen, und zwar zum Spieler passenden Repertoires dienen. Weiterhin geht es dabei um die Entwicklung neuer, überraschender Züge und das Einstellen auf einen nächsten Gegner bzw. die Vorbereitung auf ein Turnier. Der vierte Teil widmet sich ganzheitlichen Aspekten der Eröffnungsbehandlung, insbesondere den Einflüssen der Eröffnung auf die Stellungen im Mittelspiel und auch im Endspiel. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Spieler in diesen beiden Phasen der Partie das erhält, was er mit seinen Aufbauentscheidungen in der Eröffnung prägestaltet hat.
Die einzelnen Beiträge sind eine Mischung aus viel Text in der Form von Erklärungen und Erläuterungen, analysierten und kommentierten Partien und Partiefragmenten, Übungen und teilweise Lehrsätzen. Als Ganzes ist das Werk als Schulungs- und Trainingsbuch so qualifiziert, wie die Namen Jussupow und Dworetzki, als Lehrmeister der Spitzenklasse bekannt, dies versprechen. Es ist aktuell, auch wenn in einem Beitrag auf einen zukünftigen Einfluss von Spitzen-Engines auf die Eröffnungsentwicklung hingewiesen wird, der inzwischen längst Realität geworden ist.
Das Buch ist robust, es wird in einer gebundenen Form und mit einem festen Einband ausgeliefert. Ein Lesebändchen, das dem Leser beim Markieren der aktuell von ihm erreichten Seite hilft, ist das I-Tüpfelchen auf einen sehr guten Gesamteindruck.
Fazit: "Effektives Eröffnungstraining" ist ein qualifiziertes Schulungs- und Trainingsbuch für den fortgeschrittenen Spieler. Es vermittelt Eröffnungsverständnis, nicht aber auswendig zu lernende Varianten. Im Ergebnis macht es den Leser selbstständiger und präpariert ihn für die Eröffnungsbehandlung "off road".
Rezension von Frank Große im November 2005 "Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht im mechanischen Behalten der Eröffnungsdaten, sondern im Aneignen des geistigen Reichtums des Schachspiels, im Wachsen der Schachkultur.", verkündigt das Werk im Vorwort. Die Rezension verrät, wie die Autoren den Weg zum Schlüssel vermitteln.Die mir hier vorliegende 4. Auflage eines Klassikers der allgemeinen Eröffnungsliteratur weiß sofort durch den Einband zu gefallen - ein positives Kennzeichen für viele Neuauflagen im Beyer Verlag. Das Autorenteam, um den in Deutschland sehr bekannten GM Artur Jussupow und Trainer Mark Dworezki hat sich mit diesem Werk die Aufgabe gestellt Spielern, die über das Einsteiger-Niveau hinausgewachsen sind (wie auch der Zusatz "für Fortgeschrittene" im Titel verrät) einen Ratgeber zur effektiven Eröffnungsbetrachtung zur Seite zu geben.Vornweg sei gesagt, dass das Buch sich von der herkömmlichen, monographienhaftigen Art der Eröffnungsbücher unterscheidet, in dem es weder eine Monographie darstellt, noch eine "Werbebroschüre" für die "perfekte" Eröffnung sein möchte. Der Weg für den ambitionierten Spieler zur Horizonterweiterung seines Eröffnungswissens führt über die folgenden Teile des Buches:I)Allgemeine Prinzipien des Spiels in der EröffnungLogik in der EröffnungÜberraschungen in der EröffnungenSchöpferische Lösung irrationaler ProblemePraktische ÜbungMit knapp 100 Seiten wird diesem Teil die meiste Aufmerksamkeit geschenkt.II)Formierung des EröffnungsrepertoiresVorbereitung auf eine PartieSie haben recht, Msr. Labourdonnais!III)Wie Eröffnungsneuerungen geboren werden!"Eröffnungssuche"IV)Probleme des MittelspielsVerbindung zwischen Eröffnung und EndspielAuf den Spuren einer PartieV)Über das Schöpfertum unserer SchülerWie die Überschriften verraten, handelt es sich in diesem Werk um eine systematische Sammlung von Vorträgen, die das Trainingskonzept der beiden Autoren im Bereich der Eröffnungen abdecken. Zur Verdeutlichung dienen zahlreiche ausführlich kommentierte Partien (meist mit Beteiligung der Autoren) aus dem Zeitraum der 80er bis Anfang der 90er. Die Kommentare beinhalten selten ellenlange Varianten, sondern versuchen verbal zu erläutern und Alternativen mit kurzen Zugfolgen zu verdeutlichen. Manche Kommentare waren mir zu "prägnant". Aufgrund des Niveaus der (meisterlichen) Partien ist das Werk aus meiner Sicht nicht für Spieler, die gerade die Züge gelernt haben geeignet! Wer im Buch einen Hinweis á la "Französisch - ein Leben lang" oder derartiges sucht wird nicht fündig, den Eröffnungscharakteristik, eigener Geschmack und persönliche Stärken sollen bei der Wahl des Repertoires in gesundem Verhältnis stehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Buch ausser zur "Königsindischen Verteidigung im Anzug" kein Augenmerk auf bestimmte Eröffnungen legt. Anzumerken sei noch, dass keine auf Großmeisterebene als "ungesund" geltende Systeme/Partien Einzug in die Partienauswahl gefunden haben, was wiederum für das Niveau der Kapitel spricht ...Im Aufsatz zur Formierung des Eröffnungsrepertoires hätte ich mir speziellere Methoden und Herangehensweisen, z.B. zur Erkennung der eigenen Stärken/Schwächen gewünscht ~ hier fehlt mir etwas "Detailtiefe". Dadurch, dass das Buch nicht im Zeitalter der Computer seine erste Auflage erfahren hat, wirkt der Hinweis eine Eröffnungskartei zu führen etwas altbacken. Nicht jeder Spieler ist heutzutage ein perfekter Computeranwender und weiß die Arbeit mittels Datenbanken etc. gewinnbringend einzusetzen. In diesem Punkt muss das Buch entsprechend passen.Fazit: Insgesamt hat mir das Buch einige Einsichten fernab vom spezifischen Wissen diverser Eröffnungsmonographien vermittelt und versucht eine Lücke zwischen den herkömmlichen Prinzipien der Eröffnung und der Spezialisierung und Arbeit mit dem Beginn der Schachpartie zu schließen, was in vielen Teilen gelingt. Mit dem Werk ist die Thematik aber meiner Meinung nach noch längst nicht erschöpft! Der Leser hat nach der Lektüre aber die analytische Arbeit noch vor sich - die Beiträge haben aber zur Verbesserung des Schachverständnisses beigetragen. Als positiv habe ich auch die "Info-Zeile" am unteren Seitenrand empfunden, welche die aktuell besprochene Partie als Information bereithält. Für Bücher, welche primär die Analyse von Partien zum Inhalt haben eine nachahmenswerte Gestaltungsmethode. Sehr vermisst habe ich Namens-, Partien- und Eröffnungsregister!
Rezension von Heinz Däubler im Dezember 2015
Eine Erfolgsgeschichte geht weiter: In 6. Auflage ist in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag Arthur Jussupow/Mark Dworetski „Effektives Eröffnungstraining für Fortgeschrittene“ (gebunden mit Lesebändchen, 285 Seiten, Euro 22,80) erschienen. Die Autoren des Werkes garantieren hohe Qualität. Das Gespann bilden der ehemalige WM-Kandidat und Leiter einer bekannten Schachschule Jussupow, noch heute für die SG Solingen in der 1. Bundesliga am Brett, und sein früherer Trainer, IM Dworetski.
Wie der Titel des Buches andeutet, liegt das Schwergewicht auf dem Eröffnungstraining. Grundlage sind Vorlesungen, die die Autoren und auch andere hochkarätige Mitarbeiter in den Seminaren der Schachschule gehalten haben. Wohltuend und nützlich für den Lernenden ist, dass nicht Eröffnungen technisch abgehandelt werden. Credo der Autoren: Der Erfolg am Schachbrett liegt nicht im mechanischen Auswendiglernen bestimmter Eröffnungen. Diese Intention ist am Aufbau des Werkes deutlich sichtbar. In vier Teilabschnitten werden „Allgemeine Prinzipien des Spiels in der Eröffnung“, Aufbau eines Eröffnungsrepertoires“, „Neue Züge“ und „Anfangszüge als Teil des Ganzen“ angeboten. Ein letzter Abschnitt handelt von der Kreativität ihrer Schachschüler. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Werk, dass die Eröffnung einer Partie nicht isoliert von Mittel- und Endspiel zu betrachten ist. So werden fast durchgängig die besprochen Eröffnungsfragen anhand von Partien aus der Großmeisterpraxis, zumeist solcher aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterlegt. Hervorzuheben ist die klare Gliederung des Werkes durch Balkenüber- und -unterschriften.
Fazit: Ein Werk, das dem fortgeschrittenen Lernenden bei seinem Eröffnungstraining von großem Nutzen sein wird. Sehr empfehlenswert!
Da ein jeder Weltmeister zu seiner Zeit der herausragendste Spieler war, liegt es nahe, die verschiedenen Aspekte des königlichen Spiels anhand von 'weltmeisterlichen Partien' zu studieren – und natürlich auch zu genießen. In diesem ersten von zwei Bänden über die weltmeisterliche Kombinationskunst bieten die Autoren (beide anerkannte Experten im Bereich der Schachliteratur) dem Leser vorneweg die Möglichkeit, eine große Anzahl der besten Kombinationen der Weltmeister selbst aufzuspüren – und somit die eigenen taktischen Fähigkeiten zu ermessen bzw. zu verbessern.
Aber damit nicht genug, denn von jedem Weltmeister werden nicht nur taktisch brisante und spektakuläre Beispielpartien gründlich analysiert und verständlich kommentiert, sondern darüber hinaus wird zu jedem einzelnen ein Spezial- gebiet unter die Lupe genommen, auf dem er ganz besondere Leistungen her- vorgebracht hat.
Dies ist bei Steinitz der Umgang mit dem quasi nach ihm benannten 'Steinitz-König' – bei Lasker ist es dessen phänomenale Verteidigungskunst und bei Capablanca die Meisterschaft im Bereich der 'kleinen Kombination' (wobei sich diesbezüglich der französische Begriff 'petite combinaison' in der Schachsprache eingebürgert hat).
Bei Aljechin geht es speziell um seine schneidigen Attacken, bei Euwe – um sein Gespür für dynamische Transformationen, bei Botwinnik – um seine taktischen Lösungen strategischer Probleme, bei Smyslow – um seine Virtuosität auch in taktisch geprägten Endspielen und bei Michail Tal – um seine geradezu magischen taktischen Kunstwerke, mit denen er nicht nur seine Gegner verzauberte, sondern die ganze Schachwelt.
Mittels QR-Codes bei jedem Diagramm können Sie die Stellung direkt auf Ihr Smartphone holen und diese analysieren oder nachspielen.
Band 1 enthält 260 Kombinationen und zahlreiche vollständig kommentierte Beispielpartien.
192 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im August 2022
„Die besten Kombinationen der Weltmeister“ ist ein aus 2 Bänden bestehendes Gesamtwerk der beiden renommierten Autoren Karsten Müller und Jerzy Konikowski. Erschienen ist es 2022 als Imprint des Schachverlags Ullrich im Joachim Beyer Verlag.
Dem Leser dieser Zeilen, bei dem sich jetzt die Erinnerung meldet und anzeigt, etwas Ähnliches erst vor nicht allzu langer Zeit gelesen zu haben, kann zu seinem Gedächtnis gratuliert werden. Tatsächlich weist diese Neuerscheinung verschiedene Parallelen zu „Die Endspielkunst der Weltmeister“ auf, das 2021 im selben Verlag und aus der Feder von GM Karsten Müller erschienen ist. Dies beginnt bereits mit dem Einband, der in seiner Abbildung identisch ist, allerdings mit einem diesmal roten statt blauen Hintergrund. Wer die beiden Bände zur Endspielkunst kennt, wird mehrere damals hervorzuhebende Gestaltungselemente in „Die besten Kombinationen der Weltmeister“ wiedererkennen.
Über die beiden Bände hinweg haben die Autoren allen bisherigen offiziellen Weltmeistern ein eigenes Kapitel gewidmet. Band 1 befasst sich mit den Titelträgern von Wilhelm Steinitz bis Michail Tal, Band 2 von Tigran Petrosjan bis zum amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen. Allen Weltmeistern sind zahlreiche Kombinationen gelungen, deren Nachspielen einerseits ein Genuss ist, die aber andererseits – entsprechend genutzt – auch die Spielstärke des Lesers steigern können. Genau dies ermöglicht „Die besten Kombinationen der Weltmeister“. Jeder Weltmeister war oder ist nicht nur der beste Spieler seiner Zeit allgemein, sondern auch für ganz besondere Fähigkeiten in bestimmten Disziplinen innerhalb von Strategie und Taktik anerkannt. Und auch genau dies greift das neue Werk auf. So geht es beispielsweise bei Alexander Aljechin zusätzlich um seine Fähigkeiten im Rahmen von kombinatorischen Angriffen und bei Bobby Fischer um die kombinatorische Verwertung von Endspielvorteilen.
Die Kapitel sind gleichartig aufgebaut. Zunächst wird der jeweilige Weltmeister auf einer Doppelseite kurz vorgestellt, links mit einem Porträtbild und rechts mit zentralen Informationen zu seiner Person, zu seinen Weltmeisterschaftskämpfen und zum Spielertyp, dem er nach Einschätzung der Autoren zuzurechnen ist. Sie unterscheiden in Aktivspieler, Theoretiker, Reflektoren und Pragmatiker und greifen dabei auf Klassifizierungen zurück, die Karsten Müller und Luis Engel in „Spielertypen“, Joachim Beyer Verlag 2020, herausgearbeitet haben. In den Vorbemerkungen werden diese Spielertypen kurz charakterisiert, so dass auch der Leser, der das genannte Spezialwerk nicht besitzt, die zur Einschätzung erforderlichen Informationen erhält.
Kommentierte Partien mit gelungenen Kombinationen ergänzen diese Vorstellung, wobei die Autoren sowohl aus dem Partienpool des Weltmeisters allgemein ein gelungenes Beispiel ziehen als auch zum jeweiligen Spezialthema ein Juwel anbieten.
Ist der Leser bis hier in den einzelnen Kapiteln eher Konsument des ausgebreiteten Stoffes, wird er in der Folge zum Akteur. Er hat zahlreiche Kombinationsaufgaben zu lösen, die der Praxis des jeweiligen Weltmeisters entnommen sind. Im Bereich der allgemeinen Aufgaben erfährt er dabei nur die Ausgangsstellung über ein entsprechendes Diagramm und wer gewinnt, für welche Seite er also den Kombinationsweg zum Erfolg suchen soll. Die „Spezialaufgaben“ wenden sich, das Stellungsdiagramm ergänzend, mit individuellen und konkreten Aufgabenstellungen an ihn. Die Lösungen auf beide Aufgabenarten schließen das Kapitel ab.
„Die besten Kombinationen der Weltmeister“ wartet in beiden Bänden mit einer Besonderheit auf. Alle Aufgabenstellungen sind mit einem QR-Code versehen, den der Leser mit Smartphone oder Tablet einscannen kann. Er kann dann ins Internet springen und die Aufgabe online lösen bzw. auch nachspielen. Hierzu wird er auf Seiten von Chessbase eingeladen.
Diese Möglichkeit eröffnete auch bereits „Die Endspielkunst der Weltmeister“, so dass sie manchem Leser bereits vertraut sein wird.
Im Lösungsteil arbeiten die Autoren regelmäßig mit einer Mischung aus Varianten und Erläuterungen, wobei der Schwerpunkt auf den Varianten liegt, was bei Aufgaben zu Kombinationen gewissermaßen aber auch auf der Hand liegen dürfte.
Am Ende jedes Buches findet der Leser ein weiteres Kapitel, das sich nicht konkret mit einem Weltmeister befasst. Es trägt jeweils die Überschrift „Kombiniere wie die Weltmeister“, enthält zahlreiche weitere Aufgaben nach dem beschriebenen „allgemeinen“ Muster und möchte praktische Tipps zum Lösen von Kombinationen vermitteln.
Alles in allem kommt jeder Band auf deutlich mehr als 250 Übungsaufgaben. Jeweils über das Buch hinweg können sie ab einer Spielstärke im unteren Klubniveau jeden Spieler erreichen. Zudem kann jeder Leser mit dem Lösen der Aufgaben und dem Durcharbeiten der Lösungen „am Werk wachsen“.
Das Geleitwort in beiden Bänden hat Mihail Marin geschrieben. Es liest sich fast schon wie eine erste Einführung in die Thematik, so substantiell hat er es gestaltet. In beiden Fällen hat er es um die Erörterung eines Beispiels aus der Praxis ergänzt.
Fazit: „Die besten Kombinationen der Weltmeister“ ist ein aus 2 Bänden bestehendes Spezialwerk, das einerseits sehr unterhaltsam und auch informativ ist, andererseits zudem durch das Lösen von Aufgabenstellung die kombinatorischen Fertigkeiten des Lesers stärken wird. Spielstärkemäßig sind jenseits des Anfängers keine Vorgaben zu machen.
Ich kann beide Bände, die natürlich auch einzeln genutzt werden können, ohne Einschränkung zum Kauf empfehlen.
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2022
Emanuel Lasker vermerkte in seinem „Lehrbuch des Schachspiels“ schon 1925: „Auf dem Schachbrett der Meister gilt Lüge und Heuchelei nicht lange. Sie werden vom Wetterstrahl der schöpferischen Kombination getroffen, irgendwann einmal, und können die Tatsache nicht wegdeuteln, wenigstens nicht für lange, und die Sonne der Gerechtigkeit leuchtet hell in den Kämpfen der Schachmeister.“ Nach zwei Bänden über die Endspielkunst der Weltmeister (erschienen im Joachim Beyer Verlag) sind jetzt zwei Nachfolgebände über die besten Kombinationen der Weltmeister erscheinen (Joachim Beyer Verlag, Band 1, 192 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro). Band 1 reicht von Wilhelm Steinitz bis zu Michail Tal und tatsächlich leuchtet die Sonne der Gerechtigkeit hell in den Kämpfen der besten Schachspieler seit Ende des 19. Jahrhunderts. Und es wäre schade, wenn der reiche Schatz, den die Weltmeister hinterlassen haben, in Vergessenheit geriete, wie Großmeister Michail Marin in seiner Einleitung anmerkt.
Vertreten ist auch, wie sollte es anders sein, Emanuel Lasker. Bislang der einzige deutsche Träger des Weltmeistertitels, den er 27 Jahre lang bis 1921 innehatte. Vor allem wird seine zähe Verteidigungskunst unter die Lupe genommen, ein Schachspieler, der weit vorausrechnen und schneidige Angriffe führen konnte. Ihm folgt José Raúl Capablanca, der solide und mit großer Leichtigkeit seine Kombinationen ausführte und sich in strategischen Endspielen profilierte. Weltmeister Alexander Aljechin gilt als Angriffsgenie, Max Euwe war ein hervorragender Theoretiker und Schachautor, Michail Botwinnik, ein Meister der Willensstärke, war in seiner Methodik und Kombination richtungsweisend. Wassili Smyslow, ausgestattet mit einem feinen Gespür für Harmonie und Koordination, sowie Michail Tal, dessen Kombinationen Zauberkräfte nachgesagt werden, runden den ersten Band ab. So werden von jedem Weltmeister bemerkenswerte Kombinationen gezeigt, mit denen man die eigenen taktischen Fähigkeiten verbessern kann, so die Autoren, Großmeister Dr. Karsten Müller und FIDE-Meister Jerzy Konikowski. Dem Leser und vor allem dem Übenden wird viel geboten. Band 1 enthält allein 260 Kombinationen und zahlreiche vollständig kommentierte Beispieldateien. Man kann die Stellungen auch direkt über einen QR-Code auf das Smartphone laden und ist so bei der Analyse und beim Nachspielen unabhängig. Band 2 (Joachim Beyer Verlag, 228 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro) steht mit seinen Inhalten, den Möglichkeiten, die eigene Spielstärke zu festigen und in der Auswahl der Kombinationen Band 1 in nichts nach.
Der Armenier Tigran Petrosjan, ein ausgewiesener Defensivspieler, pflegte einen ganz eigenen Spielstil, der nur durch gelungene Kombinationen zum Erfolg führte. Ganz anders Boris Spasski, der oft die Initiative ergriff und den Gegner mit Angriffskombinationen überrollte. Mit Bobby Fischer zeigte sich ein Weltmeister, der bei immer gleichen Eröffnungen zwar wenig kombinierte, im weiteren Verlauf einer Partie, bis hin zum Endspiel, jedoch mit taktischen Manövern brillierte. Anatoli Karpow dominierte seine Gegner, während sein großer Widersacher Garri Kasparow mit Angriffskombinationen siegte. Mit dem Powerplayer Wladimir Kramnik, dem dynamischen Viswanathan Anand und dem Endspielstrategen Magnus Carlsen rundet sich auf über 400 Seiten das Bild von 16 Weltmeistern, die, jeder zu seiner Zeit, ihre Stärken und ihre großen Talente zu Kombinationen hatten.
Beide Bände streichen diese Fähigkeiten heraus und ordnen die Spieltypen ein. Aktivspieler wie Aljechin und Kasparow, Theoretiker wie Steinitz und Botwinnik, Reflektoren wie Carlsen und Capablanca, sowie Pragmatiker wie Fischer und Euwe. Die Nennung von Stärken und Schwächen der einzelnen Spielertypen dienen auch der Einordnung zur Abschätzung des eigenen Spielertyps – falls man dies noch nicht weiß.
Jedes Kapitel ist in mehrere Abschnitte aufgeteilt. Zum Auftakt gibt es immer ein ganzseitiges Weltmeisterfoto mit einem kurzen biografischen Text. Dem schließt sich ein ausgewähltes Partiebeispiel mit Diagrammen an, das von den Autoren kommentiert wird. Es folgen die Kombinationsaufgaben, die auch gescannt werden können und in der Regel ein erneutes Partiebeispiel, in dem auf die Stärken des jeweiligen Weltmeisters eingegangen wird. Als letzter Teil gibt es Spezialaufgaben, denen sich die Lösungen anschließen. Der Vorteil: Jeder Schachspieler kann, je nach Vorliebe, ein ganz individuelles Weltmeistertraining absolvieren, in dem er seine eigene Stärke vertiefen und sich auch seinen Schwächen widmen kann.
Somit sind die zwei Bände weit mehr als Nachschlagewerke. Die Biografien der Weltmeister zeigen sich zum allergrößten Teil in ihren Kombinationen, die beim Nachspielen Zug um Zug ihre ganzen Schönheiten entfalten. Und in Ergänzung mit den beiden Büchern über die Endspielkunst nach einer Fortsetzung rufen.
Rezension von Christian Koschetzki im Juni 2022
Nachdem sich Karsten Müller erst vor Kurzem ausführlich mit dem Thema „Spielertypen“ und „Endspielkunst der Weltmeister“ auseinandergesetzt hat, erfolgt nun die logische Fortsetzung zum Thema Kombinationen der Weltmeister.
Während zahlreiche Lehr- und Übungsbücher zum Thema „Kombinationen“ erschienen sind, lag mein Fokus mit hoher Erwartung besonders auf den Kombinationen der „Weltmeister“.
Die aus zwei Bänden bestehenden Schachbücher von Karsten Müller und Jerzy Konikowski zum Thema „Die besten Kombinationen der Weltmeister“ aus dem Joachim Beyer Verlag, erschienen in 1. Auflage im Februar 2022, basieren auf den taktischen Fähigkeiten jedes Weltmeisters. Jeder Weltmeister hatte aufgrund seiner Eigenart und unterschiedlichen Spielstils herausragende Kombinationen.
Die Bände enthalten auf insgesamt 420 Seiten Partien, Stellungsbeurteilungen und Spezialaufgaben, die mit Diagrammen und wertvollen Analysen versehen sind. Im Vorwort geht der bekannte Schachautor Michail Marin bereits mit zwei Partien von Fischer auf das Thema Taktik ein. Danach werden Kurz die Spielstile der Weltmeister beleuchtet, so erhält der Leser den notwendigen Background für die weitere Beurteilung der kombinatorischen Fähigkeiten.
Die Autoren laden den Leser dazu ein, neben den kombinatorischen Fähigkeiten der Weltmeister, sich ausführlich mit den 16 Weltmeistern und deren Spielstilen zu beschäftigen. So erfährt der Leser zum Beispiel, dass Laskers Fähigkeiten als Virtuose auf dem Gebiet der Verteidigungskunst lag, Tal seiner Gegner mit phänomenalen Kombinationen verzauberte und Petrosjans Spürsinn auf der genialen Stellungsverwertung nach erfolgtem Qualitätsopfern lag.
Ganz besonders haben mir die die Themen der Weltmeister Euwe mit dem Gespür für dynamische Transformationen und Fischer mit der kombinatorischen Verwertung von Endspielvorteilen gefallen.
Von den Partien hat mir am Meisten die von Botwinnik gegen Capablanca aus dem AVRO Turnier 1938 gefallen.
Die Bände enthalten auch mit dem Thema“ Praktische Tipps zum Lösen von Kombinationen“ Hinweise an die Herangehensweise von Kombinationen.
Neu sind zahlreiche QR-Codes, durch die man mit dem Handy analysieren kann. Dieser schnelle mobile Zugang zu den Schachpartien ermöglicht dem Leser ein bequemes Nachspielen der Varianten und damit ein besseres Verständnis der analysierten Beispiele.
Mein Fazit ist, dass beide Bände zum Lesen sehr empfehlenswert sind. Durch die Kombinationen von Partien, Stellungsbildern und Diagrammen werden neben weiteren Erläuterungen zu den 16 Weltmeistern und deren Charakterisierung ihrer Spielstile auf die Besonderheiten taktischer Elemente ausführlich eingegangen. Der Leser erfährt neben den lehrreichen Kombinationen der Weltmeister weitere Informationen z. B. zu den Themen Transformation von Vorteilen, strategische Endspiele oder dynamische Angriffsmöglichkeiten.
Rezension von Christian Hoethe im Juni 2022
"Die besten Kombinationen der Weltmeister" 1 und 2
Großmeister Karsten Müller kombiniert! Nachdem er sich zuletzt literarisch mit den zwei Bänden "Die Endspielkunst der Weltmeister" seinem Spezialgebiet, dem Endspiel, gewidmet hatte, widmet er sich nun der Taktik und spricht damit eindeutig ein breiteres Publikum an! Wessen Schachspieler-Herz schlägt bei dem Wort "Kombination" nicht automatisch höher?
Zusammen mit dem bekannten Fide-Meister Jerzy Konikowski thematisiert das Autorenduo nun in zwei Bänden und damit insgesamt mehr auf mehr als 400 Seiten "Die besten Kombinationen der Weltmeister".
Dabei geht es in Band 1 um die besten kombinatorischen Leistungen von Steinitz bis Tal - also auch Lasker, Capablanca, Aljechin, Euwe, Botwinnik, Smyslov - während sich Band 2 mit den Weltmeistern Petrosian bis Carlsen und damit auch Spassky, Fischer, Karpov, Kasparov, Kramnik, Anand beschäftigt.
Nach einem überaus lesenswerten und recht ausführlichen Vorwort von Grossmeister Michail Marin geht es ans Eingemachte:
Dabei wird zuerst jeder Weltmeister mit einer Kurzbiographie und einer für ihn und seinen Spielstil bzw. Spielertyp charakteristischen Partie vorgestellt. Dies vermittelt einen guten ersten Gesamteindruck des jeweiligen Schachkönigs.
Anschließend geht es in den doch recht umfangreichen reinen Arbeitsteil des Buches - hier finden sich jeweils über zwanzig Kombinationsaufgaben pro Weltmeister, die zweifellos fortgeschrittene und damit durchaus geübte Kombinationslöser ansprechen.
Besonders gefallen hat mir an dieser Stelle, dass beide Bücher gleichermassen absolute Highlights der Schachgeschichte beinhalten, so beispielsweise meine Lieblingspartien Byrne-Fischer 1956, Karpov-Topalov 1994, Kasparov-Topalov 1999 oder Aronian-Anand 2013.
Nach wie vor einmalig in der Schachliteratur ist meines Wissens nach die Möglichkeit, die Partien und Kombinationen beider Bände allesamt mit Anmerkungen - wenn gewünscht - mittels QR-Code-Scanner einzulesen und parallel am Handy nachzuspielen. Damit entfällt die Notwendigkeit, permanent ein reales Schachbrett dabei zu haben und man kann das Training beispielsweise auch während der Bus- oder Bahnfahrt oder mal zur Abwechslung gemütlich auf der Couch liegend angehen.
Insgesamt zwei gute Bücher zu einem vernachlässigten Thema. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es sich in erster Linie um Arbeitsbücher handelt, die aktive Auseinandersetzung und Mitarbeit voraussetzen.
Da ein jeder Weltmeister zu seiner Zeit der herausragendste Spieler war, liegt es nahe, die verschiedenen Aspekte des königlichen Spiels anhand von 'weltmeisterlichen Partien' zu studieren – und natürlich auch zu genießen. In diesem zweiten Band über die weltmeisterliche Kombinationskunst bieten die Autoren (beide anerkannte Experten im Bereich der Schachliteratur) dem Leser vorneweg die Möglichkeit, eine große Anzahl der besten Kombinationen der Weltmeister selbst aufzuspüren – und somit die eigenen taktischen Fähigkeiten zu ermessen bzw. zu verbessern.
Aber damit nicht genug, denn von jedem Weltmeister werden nicht nur taktisch brisante und spektakuläre Beispielpartien gründlich analysiert und verständlich kommentiert, sondern darüber hinaus wird zu jedem einzelnen ein Spezialgebiet unter die Lupe genommen, auf dem er ganz besondere Leistungen hervorgebracht hat.
Als Leser sind Sie also eingeladen, einen genaueren Blick auf Petrosjans tief angelegte Qualitätsopfer zu werfen, auf Spasskis taktisch stets hellwache Angriffskunst und auf Fischers oft kombinatorische Verwertung von Vorteilen im Endspiel. Des Weiteren auf die taktischen Aspekte von Karpows Dominanz- und Restriktions-Methoden, von Kasparows dynamischem Druckspiel, Kramniks positionellem Powerplay, Anands feinem Gespür für Dynamik und – last but not least – auf Magnus Carlsens kombinatorische Krönung seiner exzellenten Endspielstrategie.
Mittels QR-Codes bei jedem Diagramm können Sie die Stellung direkt auf Ihr Smartphone holen und diese analysieren oder nachspielen.
Band 2 enthält 288 Kombinationen und zahlreiche vollständig kommentierte Beispielpartien.
228 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im August 2022
„Die besten Kombinationen der Weltmeister“ ist ein aus 2 Bänden bestehendes Gesamtwerk der beiden renommierten Autoren Karsten Müller und Jerzy Konikowski. Erschienen ist es 2022 als Imprint des Schachverlags Ullrich im Joachim Beyer Verlag.
Dem Leser dieser Zeilen, bei dem sich jetzt die Erinnerung meldet und anzeigt, etwas Ähnliches erst vor nicht allzu langer Zeit gelesen zu haben, kann zu seinem Gedächtnis gratuliert werden. Tatsächlich weist diese Neuerscheinung verschiedene Parallelen zu „Die Endspielkunst der Weltmeister“ auf, das 2021 im selben Verlag und aus der Feder von GM Karsten Müller erschienen ist. Dies beginnt bereits mit dem Einband, der in seiner Abbildung identisch ist, allerdings mit einem diesmal roten statt blauen Hintergrund. Wer die beiden Bände zur Endspielkunst kennt, wird mehrere damals hervorzuhebende Gestaltungselemente in „Die besten Kombinationen der Weltmeister“ wiedererkennen.
Über die beiden Bände hinweg haben die Autoren allen bisherigen offiziellen Weltmeistern ein eigenes Kapitel gewidmet. Band 1 befasst sich mit den Titelträgern von Wilhelm Steinitz bis Michail Tal, Band 2 von Tigran Petrosjan bis zum amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen. Allen Weltmeistern sind zahlreiche Kombinationen gelungen, deren Nachspielen einerseits ein Genuss ist, die aber andererseits – entsprechend genutzt – auch die Spielstärke des Lesers steigern können. Genau dies ermöglicht „Die besten Kombinationen der Weltmeister“. Jeder Weltmeister war oder ist nicht nur der beste Spieler seiner Zeit allgemein, sondern auch für ganz besondere Fähigkeiten in bestimmten Disziplinen innerhalb von Strategie und Taktik anerkannt. Und auch genau dies greift das neue Werk auf. So geht es beispielsweise bei Alexander Aljechin zusätzlich um seine Fähigkeiten im Rahmen von kombinatorischen Angriffen und bei Bobby Fischer um die kombinatorische Verwertung von Endspielvorteilen.
Die Kapitel sind gleichartig aufgebaut. Zunächst wird der jeweilige Weltmeister auf einer Doppelseite kurz vorgestellt, links mit einem Porträtbild und rechts mit zentralen Informationen zu seiner Person, zu seinen Weltmeisterschaftskämpfen und zum Spielertyp, dem er nach Einschätzung der Autoren zuzurechnen ist. Sie unterscheiden in Aktivspieler, Theoretiker, Reflektoren und Pragmatiker und greifen dabei auf Klassifizierungen zurück, die Karsten Müller und Luis Engel in „Spielertypen“, Joachim Beyer Verlag 2020, herausgearbeitet haben. In den Vorbemerkungen werden diese Spielertypen kurz charakterisiert, so dass auch der Leser, der das genannte Spezialwerk nicht besitzt, die zur Einschätzung erforderlichen Informationen erhält.
Kommentierte Partien mit gelungenen Kombinationen ergänzen diese Vorstellung, wobei die Autoren sowohl aus dem Partienpool des Weltmeisters allgemein ein gelungenes Beispiel ziehen als auch zum jeweiligen Spezialthema ein Juwel anbieten.
Ist der Leser bis hier in den einzelnen Kapiteln eher Konsument des ausgebreiteten Stoffes, wird er in der Folge zum Akteur. Er hat zahlreiche Kombinationsaufgaben zu lösen, die der Praxis des jeweiligen Weltmeisters entnommen sind. Im Bereich der allgemeinen Aufgaben erfährt er dabei nur die Ausgangsstellung über ein entsprechendes Diagramm und wer gewinnt, für welche Seite er also den Kombinationsweg zum Erfolg suchen soll. Die „Spezialaufgaben“ wenden sich, das Stellungsdiagramm ergänzend, mit individuellen und konkreten Aufgabenstellungen an ihn. Die Lösungen auf beide Aufgabenarten schließen das Kapitel ab.
„Die besten Kombinationen der Weltmeister“ wartet in beiden Bänden mit einer Besonderheit auf. Alle Aufgabenstellungen sind mit einem QR-Code versehen, den der Leser mit Smartphone oder Tablet einscannen kann. Er kann dann ins Internet springen und die Aufgabe online lösen bzw. auch nachspielen. Hierzu wird er auf Seiten von Chessbase eingeladen.
Diese Möglichkeit eröffnete auch bereits „Die Endspielkunst der Weltmeister“, so dass sie manchem Leser bereits vertraut sein wird.
Im Lösungsteil arbeiten die Autoren regelmäßig mit einer Mischung aus Varianten und Erläuterungen, wobei der Schwerpunkt auf den Varianten liegt, was bei Aufgaben zu Kombinationen gewissermaßen aber auch auf der Hand liegen dürfte.
Am Ende jedes Buches findet der Leser ein weiteres Kapitel, das sich nicht konkret mit einem Weltmeister befasst. Es trägt jeweils die Überschrift „Kombiniere wie die Weltmeister“, enthält zahlreiche weitere Aufgaben nach dem beschriebenen „allgemeinen“ Muster und möchte praktische Tipps zum Lösen von Kombinationen vermitteln.
Alles in allem kommt jeder Band auf deutlich mehr als 250 Übungsaufgaben. Jeweils über das Buch hinweg können sie ab einer Spielstärke im unteren Klubniveau jeden Spieler erreichen. Zudem kann jeder Leser mit dem Lösen der Aufgaben und dem Durcharbeiten der Lösungen „am Werk wachsen“.
Das Geleitwort in beiden Bänden hat Mihail Marin geschrieben. Es liest sich fast schon wie eine erste Einführung in die Thematik, so substantiell hat er es gestaltet. In beiden Fällen hat er es um die Erörterung eines Beispiels aus der Praxis ergänzt.
Fazit: „Die besten Kombinationen der Weltmeister“ ist ein aus 2 Bänden bestehendes Spezialwerk, das einerseits sehr unterhaltsam und auch informativ ist, andererseits zudem durch das Lösen von Aufgabenstellung die kombinatorischen Fertigkeiten des Lesers stärken wird. Spielstärkemäßig sind jenseits des Anfängers keine Vorgaben zu machen.
Ich kann beide Bände, die natürlich auch einzeln genutzt werden können, ohne Einschränkung zum Kauf empfehlen.
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2022
Emanuel Lasker vermerkte in seinem „Lehrbuch des Schachspiels“ schon 1925: „Auf dem Schachbrett der Meister gilt Lüge und Heuchelei nicht lange. Sie werden vom Wetterstrahl der schöpferischen Kombination getroffen, irgendwann einmal, und können die Tatsache nicht wegdeuteln, wenigstens nicht für lange, und die Sonne der Gerechtigkeit leuchtet hell in den Kämpfen der Schachmeister.“ Nach zwei Bänden über die Endspielkunst der Weltmeister (erschienen im Joachim Beyer Verlag) sind jetzt zwei Nachfolgebände über die besten Kombinationen der Weltmeister erscheinen (Joachim Beyer Verlag, Band 1, 192 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro). Band 1 reicht von Wilhelm Steinitz bis zu Michail Tal und tatsächlich leuchtet die Sonne der Gerechtigkeit hell in den Kämpfen der besten Schachspieler seit Ende des 19. Jahrhunderts. Und es wäre schade, wenn der reiche Schatz, den die Weltmeister hinterlassen haben, in Vergessenheit geriete, wie Großmeister Michail Marin in seiner Einleitung anmerkt.
Vertreten ist auch, wie sollte es anders sein, Emanuel Lasker. Bislang der einzige deutsche Träger des Weltmeistertitels, den er 27 Jahre lang bis 1921 innehatte. Vor allem wird seine zähe Verteidigungskunst unter die Lupe genommen, ein Schachspieler, der weit vorausrechnen und schneidige Angriffe führen konnte. Ihm folgt José Raúl Capablanca, der solide und mit großer Leichtigkeit seine Kombinationen ausführte und sich in strategischen Endspielen profilierte. Weltmeister Alexander Aljechin gilt als Angriffsgenie, Max Euwe war ein hervorragender Theoretiker und Schachautor, Michail Botwinnik, ein Meister der Willensstärke, war in seiner Methodik und Kombination richtungsweisend. Wassili Smyslow, ausgestattet mit einem feinen Gespür für Harmonie und Koordination, sowie Michail Tal, dessen Kombinationen Zauberkräfte nachgesagt werden, runden den ersten Band ab. So werden von jedem Weltmeister bemerkenswerte Kombinationen gezeigt, mit denen man die eigenen taktischen Fähigkeiten verbessern kann, so die Autoren, Großmeister Dr. Karsten Müller und FIDE-Meister Jerzy Konikowski. Dem Leser und vor allem dem Übenden wird viel geboten. Band 1 enthält allein 260 Kombinationen und zahlreiche vollständig kommentierte Beispieldateien. Man kann die Stellungen auch direkt über einen QR-Code auf das Smartphone laden und ist so bei der Analyse und beim Nachspielen unabhängig. Band 2 (Joachim Beyer Verlag, 228 Seiten, kartoniert, 29,80 Euro) steht mit seinen Inhalten, den Möglichkeiten, die eigene Spielstärke zu festigen und in der Auswahl der Kombinationen Band 1 in nichts nach.
Der Armenier Tigran Petrosjan, ein ausgewiesener Defensivspieler, pflegte einen ganz eigenen Spielstil, der nur durch gelungene Kombinationen zum Erfolg führte. Ganz anders Boris Spasski, der oft die Initiative ergriff und den Gegner mit Angriffskombinationen überrollte. Mit Bobby Fischer zeigte sich ein Weltmeister, der bei immer gleichen Eröffnungen zwar wenig kombinierte, im weiteren Verlauf einer Partie, bis hin zum Endspiel, jedoch mit taktischen Manövern brillierte. Anatoli Karpow dominierte seine Gegner, während sein großer Widersacher Garri Kasparow mit Angriffskombinationen siegte. Mit dem Powerplayer Wladimir Kramnik, dem dynamischen Viswanathan Anand und dem Endspielstrategen Magnus Carlsen rundet sich auf über 400 Seiten das Bild von 16 Weltmeistern, die, jeder zu seiner Zeit, ihre Stärken und ihre großen Talente zu Kombinationen hatten.
Beide Bände streichen diese Fähigkeiten heraus und ordnen die Spieltypen ein. Aktivspieler wie Aljechin und Kasparow, Theoretiker wie Steinitz und Botwinnik, Reflektoren wie Carlsen und Capablanca, sowie Pragmatiker wie Fischer und Euwe. Die Nennung von Stärken und Schwächen der einzelnen Spielertypen dienen auch der Einordnung zur Abschätzung des eigenen Spielertyps – falls man dies noch nicht weiß.
Jedes Kapitel ist in mehrere Abschnitte aufgeteilt. Zum Auftakt gibt es immer ein ganzseitiges Weltmeisterfoto mit einem kurzen biografischen Text. Dem schließt sich ein ausgewähltes Partiebeispiel mit Diagrammen an, das von den Autoren kommentiert wird. Es folgen die Kombinationsaufgaben, die auch gescannt werden können und in der Regel ein erneutes Partiebeispiel, in dem auf die Stärken des jeweiligen Weltmeisters eingegangen wird. Als letzter Teil gibt es Spezialaufgaben, denen sich die Lösungen anschließen. Der Vorteil: Jeder Schachspieler kann, je nach Vorliebe, ein ganz individuelles Weltmeistertraining absolvieren, in dem er seine eigene Stärke vertiefen und sich auch seinen Schwächen widmen kann.
Somit sind die zwei Bände weit mehr als Nachschlagewerke. Die Biografien der Weltmeister zeigen sich zum allergrößten Teil in ihren Kombinationen, die beim Nachspielen Zug um Zug ihre ganzen Schönheiten entfalten. Und in Ergänzung mit den beiden Büchern über die Endspielkunst nach einer Fortsetzung rufen.
Rezension von Christian Koschetzki im Juni 2022
Nachdem sich Karsten Müller erst vor Kurzem ausführlich mit dem Thema „Spielertypen“ und „Endspielkunst der Weltmeister“ auseinandergesetzt hat, erfolgt nun die logische Fortsetzung zum Thema Kombinationen der Weltmeister.
Während zahlreiche Lehr- und Übungsbücher zum Thema „Kombinationen“ erschienen sind, lag mein Fokus mit hoher Erwartung besonders auf den Kombinationen der „Weltmeister“.
Die aus zwei Bänden bestehenden Schachbücher von Karsten Müller und Jerzy Konikowski zum Thema „Die besten Kombinationen der Weltmeister“ aus dem Joachim Beyer Verlag, erschienen in 1. Auflage im Februar 2022, basieren auf den taktischen Fähigkeiten jedes Weltmeisters. Jeder Weltmeister hatte aufgrund seiner Eigenart und unterschiedlichen Spielstils herausragende Kombinationen.
Die Bände enthalten auf insgesamt 420 Seiten Partien, Stellungsbeurteilungen und Spezialaufgaben, die mit Diagrammen und wertvollen Analysen versehen sind. Im Vorwort geht der bekannte Schachautor Michail Marin bereits mit zwei Partien von Fischer auf das Thema Taktik ein. Danach werden Kurz die Spielstile der Weltmeister beleuchtet, so erhält der Leser den notwendigen Background für die weitere Beurteilung der kombinatorischen Fähigkeiten.
Die Autoren laden den Leser dazu ein, neben den kombinatorischen Fähigkeiten der Weltmeister, sich ausführlich mit den 16 Weltmeistern und deren Spielstilen zu beschäftigen. So erfährt der Leser zum Beispiel, dass Laskers Fähigkeiten als Virtuose auf dem Gebiet der Verteidigungskunst lag, Tal seiner Gegner mit phänomenalen Kombinationen verzauberte und Petrosjans Spürsinn auf der genialen Stellungsverwertung nach erfolgtem Qualitätsopfern lag.
Ganz besonders haben mir die die Themen der Weltmeister Euwe mit dem Gespür für dynamische Transformationen und Fischer mit der kombinatorischen Verwertung von Endspielvorteilen gefallen.
Von den Partien hat mir am Meisten die von Botwinnik gegen Capablanca aus dem AVRO Turnier 1938 gefallen.
Die Bände enthalten auch mit dem Thema“ Praktische Tipps zum Lösen von Kombinationen“ Hinweise an die Herangehensweise von Kombinationen.
Neu sind zahlreiche QR-Codes, durch die man mit dem Handy analysieren kann. Dieser schnelle mobile Zugang zu den Schachpartien ermöglicht dem Leser ein bequemes Nachspielen der Varianten und damit ein besseres Verständnis der analysierten Beispiele.
Mein Fazit ist, dass beide Bände zum Lesen sehr empfehlenswert sind. Durch die Kombinationen von Partien, Stellungsbildern und Diagrammen werden neben weiteren Erläuterungen zu den 16 Weltmeistern und deren Charakterisierung ihrer Spielstile auf die Besonderheiten taktischer Elemente ausführlich eingegangen. Der Leser erfährt neben den lehrreichen Kombinationen der Weltmeister weitere Informationen z. B. zu den Themen Transformation von Vorteilen, strategische Endspiele oder dynamische Angriffsmöglichkeiten.
Rezension von Christian Hoethe im Juni 2022
"Die besten Kombinationen der Weltmeister" 1 und 2
Großmeister Karsten Müller kombiniert! Nachdem er sich zuletzt literarisch mit den zwei Bänden "Die Endspielkunst der Weltmeister" seinem Spezialgebiet, dem Endspiel, gewidmet hatte, widmet er sich nun der Taktik und spricht damit eindeutig ein breiteres Publikum an! Wessen Schachspieler-Herz schlägt bei dem Wort "Kombination" nicht automatisch höher?
Zusammen mit dem bekannten Fide-Meister Jerzy Konikowski thematisiert das Autorenduo nun in zwei Bänden und damit insgesamt mehr auf mehr als 400 Seiten "Die besten Kombinationen der Weltmeister".
Dabei geht es in Band 1 um die besten kombinatorischen Leistungen von Steinitz bis Tal - also auch Lasker, Capablanca, Aljechin, Euwe, Botwinnik, Smyslov - während sich Band 2 mit den Weltmeistern Petrosian bis Carlsen und damit auch Spassky, Fischer, Karpov, Kasparov, Kramnik, Anand beschäftigt.
Nach einem überaus lesenswerten und recht ausführlichen Vorwort von Grossmeister Michail Marin geht es ans Eingemachte:
Dabei wird zuerst jeder Weltmeister mit einer Kurzbiographie und einer für ihn und seinen Spielstil bzw. Spielertyp charakteristischen Partie vorgestellt. Dies vermittelt einen guten ersten Gesamteindruck des jeweiligen Schachkönigs.
Anschließend geht es in den doch recht umfangreichen reinen Arbeitsteil des Buches - hier finden sich jeweils über zwanzig Kombinationsaufgaben pro Weltmeister, die zweifellos fortgeschrittene und damit durchaus geübte Kombinationslöser ansprechen.
Besonders gefallen hat mir an dieser Stelle, dass beide Bücher gleichermassen absolute Highlights der Schachgeschichte beinhalten, so beispielsweise meine Lieblingspartien Byrne-Fischer 1956, Karpov-Topalov 1994, Kasparov-Topalov 1999 oder Aronian-Anand 2013.
Nach wie vor einmalig in der Schachliteratur ist meines Wissens nach die Möglichkeit, die Partien und Kombinationen beider Bände allesamt mit Anmerkungen - wenn gewünscht - mittels QR-Code-Scanner einzulesen und parallel am Handy nachzuspielen. Damit entfällt die Notwendigkeit, permanent ein reales Schachbrett dabei zu haben und man kann das Training beispielsweise auch während der Bus- oder Bahnfahrt oder mal zur Abwechslung gemütlich auf der Couch liegend angehen.
Insgesamt zwei gute Bücher zu einem vernachlässigten Thema. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass es sich in erster Linie um Arbeitsbücher handelt, die aktive Auseinandersetzung und Mitarbeit voraussetzen.
Das Verständnis des Mittelspiels ist von fundamentaler Bedeutung, um nach der Eröffnung stellungsgerechte Pläne zu finden. Oft wird hierfür der Schachcomputer eingeschaltet und die Zugfolge wird einfach übernommen. Dies geschieht vor allem auf Amateurebene. Viel wichtiger ist es jedoch zu verstehen, wie Ideen und Züge ermittelt werden können - und wie Sie daher selbst solche oder bessere Ideen finden können. Dazu werden in diesem Lehrwerk Methoden vermittelt, die Ihnen genau das ermöglichen: den richtigen Plan zu finden. Zunächst jedoch müssen Schwächen in der gegnerischen Stellung ermittelt und festgelegt werden.
Diese Grundlagen werden zunächst anhand von einfachen, instruktiven Beispielen erläutert, so dass im Anschluss daran die komplexeren, rechenintensiven Übungen bearbeitet werden können. Diese Aufgaben sind durchaus anspruchsvoll und die Zielgruppe dafür besteht aus ambitionierten Vereinsspielern.
Der Autor, der Internationale Meister Atila Gajo Figura, ist seit seiner Jugend als Vereinstrainer aktiv. Aktuell ist Atila als Privattrainer verschiedener, sehr talentierter Jugendlicher und leistungsorientierter Spieler aller Altersgruppen aus Deutschland und der Schweiz tätig.
Er war mehrfacher Deutscher Jugendmeister und Berliner Pokalsieger, Berliner Meister 2018, sowie Berliner Meister im Chess 960. Neben weiteren Meistertiteln besitzt er den Titel des Internationalen Meisters, sowie Wettkampferfahrung in der 1. Bundesliga sowie 2. Bundesliga.
Atila hat neben der C-Trainerlizenz des Deutschen Schachbundes auch die B-Trainerlizenz erworben. Zudem hat er sein Masterstudium beendet (Technischer Umweltschutz).
191 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Keine Schachveranstaltung der Welt kann auf eine solch lange und wechselreiche Tradition zurückblicken wie das seit einem ganzen Jahrhundert regelmäßig zum Jahreswechsel stattfindende Turnier im englischen Seebad Hastings.
Wie sich eine solche Tradition herausbilden konnte, zu welch immenser Bedeutung es Hastings in der Welt des Schachs brachte, warum das Turnier selbst in der Zeit des Kalten Krieges als Treffpunkt der Spitzenspieler aus Ost und West diente – all diese Fragen beantworten die Autoren Jürgen Brustkern und Norbert Wallet in diesem Buch.
Es gibt einen historischen Überblick über die äußerst wechselvolle Turniergeschichte und stellt die namhaften Protagonisten mit ihren berühmtesten in Hastings gespielten Partien vor. So wird im Laufe der Lektüre klar, warum dieses Turnier von der Schachwelt mit dem Ehrentitel „das Wimbledon des Schachs" ausgezeichnet wurde.296 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im Juni 2022
Wenn ein Schachturnier eine 100-jährige Tradition aufweist, dann ist es schon allein deshalb ein Leuchtturm in der Schachgeschichte. Wenn es sich dann von bereits eindrucksvollen Anfängen bis zu seiner Blütezeit zu den größten Turnierveranstaltung auf der Welt entwickelt hat, zu dem massenhaft begeisterte Schachspieler und Besucher pilgerten und in dem sich die Schachelite jährlich die Hand gab, dann ist es Hastings. Es ist ein Glücksfall für die Schachwelt, wenn ein Insider, der seit 1977 jedes Jahr als Spieler oder als Besucher vor Ort war, in Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner ein Buch über dieses Turnier schreibt.
Der „Insider“ Jürgen Brustkern und Norbert Wallet haben im Jahr des Hastings-Jubiläums ihr Werk „100 Jahre Schachturniere in Hastings“, Joachim Beyer Verlag 2021, in die Schachwelt gegeben.
Heutzutage ist der Stern von Hastings verblasst, die bedeutendsten Turniere werden anderswo ausgetragen. Dies zeigen die Autoren auch selbst in ihrem etwas melancholischen Schlusswort auf. Sie fragen nach dem Glanz der glorreichen Schachtage und antworten mit „verweht, vergangen, vergessen“. Ich möchte ihnen aber widersprechen, denn vergessen ist er nicht. Untergegangen ist der Stern von Hastings nicht und die Autoren tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass auch die Erinnerung an Duelle auf dem Brett, besonders aber auch an die Geschichten und Geschichtchen drum herum nicht in Vergessenheit geraten.
Das Buch ist informativ und die Autoren haben erkennbar eine große Recherchearbeit geleistet, was übrigens auch das umfangreiche Quellenverzeichnis erkennbar machen. Es widmet sich zunächst den Stationen, die „Hastings“ genommen hat, um zum „Wimbleton des Schachs“ zu werden.
Es lebt aber ganz besonders auch von den Erzählungen zu Personen, von der Beschreibung von Hintergründen, von der packenden Schilderung von Vorkommnissen, guter und schlechter Beziehungen und mehr. Es sind die teilweise einfachen Informationen, die Hastings als Ereignis charakterisieren und sein besonderes Flair erkennbar machen. Zu meinen Lieblingspassagen im Buch gehört die Schilderung, wie John Nunn im Jahr 1987 als Teilnahmebedingung ein beheizbares Hotelzimmer genannt hat, weil er eine schlechte Erfahrung sich nicht wiederholen lassen wollte. Entgegen der Zusicherung kam es anders, wobei auch widrige Umstände eine Rolle spielten. Im Ergebnis musste er sich zunächst mit einem kalten Zimmer zufriedengeben. Nach ein paar Tagen durfte er es gegen ein beheizbares Zimmer eintauschen, das aber ein kleines und fensterloses Loch war. Und auch für die Mahlzeiten stand nur ein unbeheizter Raum zur Verfügung. Verärgert nahm er zukünftig nicht mehr teil, bis er dann aber doch der Anziehungskraft der Veranstaltung wieder erlag.
Auch nett zu lesen ist ein Beispiel aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Karpov und Kortschnoi. Im Turnier 1971/72 spielten beide um den Sieg, Karpov hatte eine Hängepartie zu bestreiten, aus der er den vollen Punkt brauchte. Kortschnoi hatte das Nebenzimmer im Hotel, in dem er seinem Zimmernachbarn deutlich machen wollte, dass ihn seine Hängepartie und seine Analysen nicht interessierten und er sich lieber der Musik hingab. Diese drehte er dann entsprechend voll auf …
Dieses „nette“ Verhältnis wird auch schon mal in Partiekommentaren deutlich, die Brustkern und Wallet nicht selten übernommen haben. Es ist nicht oft zu lesen, dass ein Spieler wie hier Kortschnoi seinen Gegner am Brett als „Bleichgesicht“ tituliert.
Bleiben wir bei Kortschnoi, um auch ein beispielhaftes Wort über den „geschichtlichen“ Informationsgehalt von „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ zu verlieren. Das Werk hält Einträge zur Schachgeschichte in einer hohen Zahl fest. Kortschnois Flucht in die Niederlande, deren Vorbereitung und die Unterstützung durch Schachfreunde sowie die Gründe und die Umstände seiner Übersiedlung in die Schweiz werden beschrieben. Sein beeindruckendes Lebenswerk im Schach bis ins hohe Alter hinein wird ausführlich dargestellt. In Passagen wie diesen hat „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ einen bedeutenden schachhistorischen Wert.
Informationen dieser Art enthält das Werk in Hülle und Fülle. Manche davon, neben den ganz persönlichen Episoden aus der Erinnerung einzelner Spieler, sind das Ergebnis der Insider-Stellung Jürgen Brustkerns und seiner Kontakte.
Aber auch Norbert Wallet hat persönlich erfahrenes Material beigetragen. Sehr nett zu lesen ist ein von ihm mit Dr. Helmut Pfleger geführtes Interview, natürlich über Hastings, Dr. Pflegers persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, Verhältnisse zu Spielern etc.
Die Partien dienen in erster Linie dazu, den Spielern, denen die Autoren einen eigenen Beitrag im Buch gewidmet haben, eine ehrende Referenz zu erweisen und den Leser zugleich zu unterhalten. Daneben aber erfüllen nicht wenige von ihnen auch eine Aufgabe zur historischen Dokumentation. Dies gilt besonders, wenn keine schon früher veröffentlichte Kommentierung nur übernommen worden ist. Von diesen Duellen wären sonst sicher irgendwann etliche in Vergessenheit geraten oder wären nur als eine unter Millionen in Datenbanken verblieben.
Die Autoren haben zur Auswahl der mit Beiträgen hervorzuhebenden Persönlichkeiten Kriterien angewandt, die sich nicht allein an deren Renommee als Spieler orientieren. Sonst hätten bis auf Bobby Fischer alle früheren Weltmeister ein kleines Porträt erhalten müssen, denn alle sind sie dem Ruf nach Hastings gefolgt. Ein wichtiger Punkt für die Entscheidung zur Aufnahme war offenkundig auch die Bedeutung einer Persönlichkeit für Hastings wie auch für das britische Schach.
Textbeiträge, um zahlreiche Fotos ergänzt, und kommentierte Partien sind gekonnt miteinander verzahnt, so dass die Elemente wie aus einem Guss erscheinen. Sprachlich hat das Werk allgemein viel zu bieten. Wer Spaß an gekonnten Formulierungen und einer insgesamt „geschmeidigen“ Sprache hat, wird beim Lesen von „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ auch daran seine Freude haben.
Fide-Meister und Schachtrainer Brustkern ist Pädagoge, Wallet hat u.a. Literaturgeschichte studiert und arbeitet als Journalist. Bekannt geworden ist er auch als Autor von Schach-Artikeln.
Auf den letzten Seiten des Werkes findet der Leser ein Verzeichnis aller Sieger und Nächstplatzierten (Hauptturnier).
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ ist ein gelungenes Werk, das besonders jedem Schachfreund empfohlen werden kann, der sich für Schachhistorie interessiert. Historische Fakten, aber auch Erinnerungen und Erzählungen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz etlicher Spielerpersönlichkeiten, sind von den Autoren akribisch aufgearbeitet und professionell in Buchform gebracht worden.
Rezension von Uwe Bekemann im Juni 2022
Wenn ein Schachturnier eine 100-jährige Tradition aufweist, dann ist es schon allein deshalb ein Leuchtturm in der Schachgeschichte. Wenn es sich dann von bereits eindrucksvollen Anfängen bis zu seiner Blütezeit zu den größten Turnierveranstaltung auf der Welt entwickelt hat, zu dem massenhaft begeisterte Schachspieler und Besucher pilgerten und in dem sich die Schachelite jährlich die Hand gab, dann ist es Hastings. Es ist ein Glücksfall für die Schachwelt, wenn ein Insider, der seit 1977 jedes Jahr als Spieler oder als Besucher vor Ort war, in Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner ein Buch über dieses Turnier schreibt.
Der „Insider“ Jürgen Brustkern und Norbert Wallet haben im Jahr des Hastings-Jubiläums ihr Werk „100 Jahre Schachturniere in Hastings“, Joachim Beyer Verlag 2021, in die Schachwelt gegeben.
Heutzutage ist der Stern von Hastings verblasst, die bedeutendsten Turniere werden anderswo ausgetragen. Dies zeigen die Autoren auch selbst in ihrem etwas melancholischen Schlusswort auf. Sie fragen nach dem Glanz der glorreichen Schachtage und antworten mit „verweht, vergangen, vergessen“. Ich möchte ihnen aber widersprechen, denn vergessen ist er nicht. Untergegangen ist der Stern von Hastings nicht und die Autoren tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass auch die Erinnerung an Duelle auf dem Brett, besonders aber auch an die Geschichten und Geschichtchen drum herum nicht in Vergessenheit geraten.
Das Buch ist informativ und die Autoren haben erkennbar eine große Recherchearbeit geleistet, was übrigens auch das umfangreiche Quellenverzeichnis erkennbar machen. Es widmet sich zunächst den Stationen, die „Hastings“ genommen hat, um zum „Wimbleton des Schachs“ zu werden.
Es lebt aber ganz besonders auch von den Erzählungen zu Personen, von der Beschreibung von Hintergründen, von der packenden Schilderung von Vorkommnissen, guter und schlechter Beziehungen und mehr. Es sind die teilweise einfachen Informationen, die Hastings als Ereignis charakterisieren und sein besonderes Flair erkennbar machen. Zu meinen Lieblingspassagen im Buch gehört die Schilderung, wie John Nunn im Jahr 1987 als Teilnahmebedingung ein beheizbares Hotelzimmer genannt hat, weil er eine schlechte Erfahrung sich nicht wiederholen lassen wollte. Entgegen der Zusicherung kam es anders, wobei auch widrige Umstände eine Rolle spielten. Im Ergebnis musste er sich zunächst mit einem kalten Zimmer zufriedengeben. Nach ein paar Tagen durfte er es gegen ein beheizbares Zimmer eintauschen, das aber ein kleines und fensterloses Loch war. Und auch für die Mahlzeiten stand nur ein unbeheizter Raum zur Verfügung. Verärgert nahm er zukünftig nicht mehr teil, bis er dann aber doch der Anziehungskraft der Veranstaltung wieder erlag.
Auch nett zu lesen ist ein Beispiel aus dem schwierigen Verhältnis zwischen Karpov und Kortschnoi. Im Turnier 1971/72 spielten beide um den Sieg, Karpov hatte eine Hängepartie zu bestreiten, aus der er den vollen Punkt brauchte. Kortschnoi hatte das Nebenzimmer im Hotel, in dem er seinem Zimmernachbarn deutlich machen wollte, dass ihn seine Hängepartie und seine Analysen nicht interessierten und er sich lieber der Musik hingab. Diese drehte er dann entsprechend voll auf …
Dieses „nette“ Verhältnis wird auch schon mal in Partiekommentaren deutlich, die Brustkern und Wallet nicht selten übernommen haben. Es ist nicht oft zu lesen, dass ein Spieler wie hier Kortschnoi seinen Gegner am Brett als „Bleichgesicht“ tituliert.
Bleiben wir bei Kortschnoi, um auch ein beispielhaftes Wort über den „geschichtlichen“ Informationsgehalt von „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ zu verlieren. Das Werk hält Einträge zur Schachgeschichte in einer hohen Zahl fest. Kortschnois Flucht in die Niederlande, deren Vorbereitung und die Unterstützung durch Schachfreunde sowie die Gründe und die Umstände seiner Übersiedlung in die Schweiz werden beschrieben. Sein beeindruckendes Lebenswerk im Schach bis ins hohe Alter hinein wird ausführlich dargestellt. In Passagen wie diesen hat „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ einen bedeutenden schachhistorischen Wert.
Informationen dieser Art enthält das Werk in Hülle und Fülle. Manche davon, neben den ganz persönlichen Episoden aus der Erinnerung einzelner Spieler, sind das Ergebnis der Insider-Stellung Jürgen Brustkerns und seiner Kontakte.
Aber auch Norbert Wallet hat persönlich erfahrenes Material beigetragen. Sehr nett zu lesen ist ein von ihm mit Dr. Helmut Pfleger geführtes Interview, natürlich über Hastings, Dr. Pflegers persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, Verhältnisse zu Spielern etc.
Die Partien dienen in erster Linie dazu, den Spielern, denen die Autoren einen eigenen Beitrag im Buch gewidmet haben, eine ehrende Referenz zu erweisen und den Leser zugleich zu unterhalten. Daneben aber erfüllen nicht wenige von ihnen auch eine Aufgabe zur historischen Dokumentation. Dies gilt besonders, wenn keine schon früher veröffentlichte Kommentierung nur übernommen worden ist. Von diesen Duellen wären sonst sicher irgendwann etliche in Vergessenheit geraten oder wären nur als eine unter Millionen in Datenbanken verblieben.
Die Autoren haben zur Auswahl der mit Beiträgen hervorzuhebenden Persönlichkeiten Kriterien angewandt, die sich nicht allein an deren Renommee als Spieler orientieren. Sonst hätten bis auf Bobby Fischer alle früheren Weltmeister ein kleines Porträt erhalten müssen, denn alle sind sie dem Ruf nach Hastings gefolgt. Ein wichtiger Punkt für die Entscheidung zur Aufnahme war offenkundig auch die Bedeutung einer Persönlichkeit für Hastings wie auch für das britische Schach.
Textbeiträge, um zahlreiche Fotos ergänzt, und kommentierte Partien sind gekonnt miteinander verzahnt, so dass die Elemente wie aus einem Guss erscheinen. Sprachlich hat das Werk allgemein viel zu bieten. Wer Spaß an gekonnten Formulierungen und einer insgesamt „geschmeidigen“ Sprache hat, wird beim Lesen von „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ auch daran seine Freude haben.
Fide-Meister und Schachtrainer Brustkern ist Pädagoge, Wallet hat u.a. Literaturgeschichte studiert und arbeitet als Journalist. Bekannt geworden ist er auch als Autor von Schach-Artikeln.
Auf den letzten Seiten des Werkes findet der Leser ein Verzeichnis aller Sieger und Nächstplatzierten (Hauptturnier).
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ ist ein gelungenes Werk, das besonders jedem Schachfreund empfohlen werden kann, der sich für Schachhistorie interessiert. Historische Fakten, aber auch Erinnerungen und Erzählungen aus dem persönlichen Erfahrungsschatz etlicher Spielerpersönlichkeiten, sind von den Autoren akribisch aufgearbeitet und professionell in Buchform gebracht worden.
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2021
100 Jahre Schachturniere in Hastings
Jürgen Brustkern, Norbert Wallet
Hastings, die Stadt an der östlichen Südküste Englands, hat allerlei Sehenswürdigkeiten: The True Crime Museum, das Museum der lokalen Historie und das Schiffswrack-Museum. Vor allem aber ist Hastings durch das traditionsreichste Schachturnier der Welt bekannt geworden. 1885 erstmals als Superturnier ausgetragen, findet es seit 1919 jährlich statt, nur der Zweite Weltkrieg sorgte für eine Unterbrechung. Alle Schachweltmeister waren bis auf Bobby Fischer an der Südküste, um sich mit den besten Schachspielern zu messen. Viel geschichtlicher Stoff über das Königliche Spiel also, der jetzt in dem Buch „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ (296 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag, Lesebändchen, 39,80 Euro) nachzulesen ist.
Der Untertitel „Wie aus Träumen Traditionen wurden“, hört sich auf den ersten Blick verheißungsvoll an – und die Erwartungen werden mehr als erfüllt. Die Autoren Jürgen Brustkern und Norbert Wallet schlagen die 100 Jahre Hastings wie ein spannendes Geschichtsbuch auf, das auf jeder der fast 300 Seiten einen neuen Aspekt beleuchtet. Brustkern kann getrost als Insider gelten. Seit 1977 fährt der Fide-Master und Schachtrainer jährlich an die englische Küste, um in Hastings mitzuspielen und Artikel über das Turnier zu veröffentlichen. Norbert Wallet ist den Lesern der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten als Hauptstadtkorrespondent bekannt, Schachspieler kennen ihn als kompetenten Autor zahlreicher Schach-Artikel.
Erfreulich ist in den ersten Kapiteln des Buches der Verzicht auf eine Chronologie der Turniere. Die beiden Autoren nähern sich dem Thema Hastings über die Vergangenheit und blicken zunächst auf den Beginn der englischen Turniertradition. Dies erfolgte im Jahr 1851 mit dem ersten Meisterturnier in London. Schon seit Jahren haben damals Schachfans auf ein echtes Spitzentreffen gewartet, eingeladen wurden schließlich 16 Meisterspieler. Die Autoren vermuten, da die Hälfte von ihnen Briten waren, eine Mischung aus organisatorischen (keine hohe Anreisekosten) und sportlichen (viele gute Spieler) Gründen. Adolf Anderssen siegte, ein Triumph für das deutsche Schach. In dem Buch ist nicht nur ein Gedicht nachzulesen, das dem Sieger gewidmet war, sondern auch die von Brustkern kommentierte Notation der „Unsterblichen“ Partie zwischen Anderssen und Lionel Kieseritzky. Sie wurde außerhalb des Wettbewerbs gespielt und ging in die Schachgeschichte ein.
Den Autoren verknüpfen den Aufstieg Hastings als Turnierort mit ökonomischen und politischen Voraussetzungen. Der Langzeit-Erfolg sei mit einer guten Idee verknüpft worden sowie dem Enthusiasmus der Gründerzeit. Nur so konnte die anschließende Turnierfolge auf eine stabile Grundlage gestellt werden, die Jahrzehnte getragen hat.
Beschrieben werden die vielen Verästelungen menschlicher Beziehungen, die hoffnungsvollen Pläne und die Hoffnungen auf Unterstützung, die in Hastings von 5. August bis zum 1. September mit 21 Runden schließlich zu einem ersten Turnierhöhepunkt führten. „Dieses Turnier ist das bedeutendste, das jemals stattgefunden hat, wer aus ihm überlegen als Sieger hervorgeht, muss als stärkster Spieler der Welt anerkannt werden“, zitieren die Autoren den Frankfurter Generalanzeiger. Und weiter: Nach diesem Turnier war Hastings fest auf der Landkarte des internationalen Schachs eingezeichnet und sollte bis auf den heutigen Tag nicht mehr davon verschwinden.
Brustkern und Wallet führen den Leser in den folgenden Kapiteln durch die ganze Geschichte Hastings. Geboten werden nicht nur spannende Partien, sondern auch zahlreiche Fotografien, die einen Eindruck der Turniere geben. Ab Seite 80 erfährt dieses Buch einen Bruch. Beschrieben werden Kämpfer, Künstler und Königsjäger – die Helden von Hastings. Beachtlich, wie die Autoren ihre Charakterstudien treffend überschreiben haben. Milan Vidmar ist der „Schachingenieur aus Slowenien“, Vera Menchik „The Queen of Hastings“. Jaques Mieses avanciert zum „letzten standhaften Schachritter“ und Judit Polgar zur „Princess of Hastings“. Ulf Andersson steigt zum „schwedischen Capablanca“ auf und Bent Larsen ist ein „wunderbar sturer Optimist“. Dazwischengeschoben, fast übersieht man es, gibt es ein vierseitiges Interview mit Großmeister Helmut Pfleger zu lesen, das Norbert Wallet führte. Pfleger war einer der ersten Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Hastings spielten, und der sich wünscht, der alten Glanz des Turniers möge zurückkehren. „Es sollte weltweite Bedeutung haben.“ Nach den mehr als 40 Portraits sind im Anhang die Sieger von Hastings aufgeführt. Ein Literaturverzeichnis mit weiterführenden Publikation runden das lesenswerte Buch ab und führen das Thema weiter.
Fazit: „100 Jahre Schachturniere in Hastings“ fängt die Stimmung des Turniers auf vielseitige Weise ein. Leser, die an Schachhistorie interessiert sind, kommen genauso auf ihre Kosten, wie Leser, die bekannte Partien nachspielen wollen.
Sein Weg zum EuropameistertitelGemeinsam mit seinem langjährigen Trainer Matthias Krallmann schildert GM Matthias Blübaum seinen Weg von der frühen Jugendzeit bis zum Europameistertitel. Dabei hat er laut eigener Aussage besonders von der ‚Prinzengruppe' des Deutschen Schachbunds profitiert, die 2008 von Bundesnachswuchstrainer IM Bernd Vökler ins Leben gerufen wurde. Bei dieser eigentlich gar nicht so langen Reise eines herausragenden jungen Talents zum deutschen Spitzenspieler wird der Leser nicht nur mitgenommen, sondern er kann ‚unterwegs' auch vieles für seine eigene Praxis lernen und bekommt allerlei didaktische Tipps und Kniffe geboten.
Zu alldem heißt es im Vorwort von IM Bernd Vökler:
„... ein besonderer Clou gelungen. Der Endspiel-Guru, Dr. Karsten Müller, seziert die Endspiele von Matthias Blübaum. Ein doppelter Genuss für den Leser! – Im nächsten Abschnitt wird dann Einblick in die Schatzkammer eines jeden Großmeisters gewährt – nämlich in sein Eröffnungs-Repertoire. Matthias Krallmann merkt an, dass selbst Exweltmeister Khalifman das komplette und in sich geschlossene Repertoire von Matthias Blübaum einst ausdrücklich gelobt hat. – Es folgen kommentierte Partien gegen die Topstars der Szene: Das Kapitel ist zum Zunge schnalzen! – Und zum guten Schluss muss der Leser selbst ran. Der große Taktiktest lädt zum Knobeln und Rechnen ein.
Matthias Krallmann und Matthias Blübaum liefern keine leichte Kost! Typisch ostwestfälisch, arbeitsintensiv, anstrengend, ehrlich und gerade – das Portrait des Schacharbeiters, des Schachgroßmeisters, des Schachpraktikers Matthias Blübaum. Der Weg zur Nummer eins in Deutschland ist kein Sprint, sondern ein Marathon!"
308 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Raymund Stolze im August 2022
Wenn man Lektor und/oder Autor ist, dann sind faire Rezensionen wahrlich nicht leicht. Wichtig ist ganz sicherlich, dass es unbedingt zu vermeiden ist, sein eigenes noch nicht geschriebenes Buch zum vorliegenden Thema zu, Maßstab zu machen, was ja die Lektüre sicher herausfordern kann.
In jedem Fall sollte spürbar sein, dass der Rezensent eine echte Beziehung zum Stoff hat. Fehlt diese, dann geht einem ein Verriss leicht von der Hand und findet sogar bei den Lesern Beifall. Aber ein solches Herangehen, sich quasi auf Kosten anderer zu profilieren, finde ich mehr als unfair.
Hauptautoren des Mitte Juli im Joachim Beyer Verlag erschienenen Bandes Schachtraining mit Matthias Blübaum – Sein Weg zum Europameistertitel sind Matthias Blübaum und sein langjähriger Trainer Matthias Krallmann.
Klar ist, dass die schachsportliche Entwicklung des inzwischen 25-jährige Großmeister im Mittelpunkt steht, die er mit Platz 1 bei der EM 2022 im slowenischen Terma Cadez vorerst krönte. Er war bislang in der Chronik dieser Titelkämpfe der erste deutsche Schachspieler, dem dies gelungen ist.
Der Titel signalisiert dem Leser, dass er chronologisch diesen für das Schach hierzulande keineswegs typischen Aufstieg verfolgen kann. Das ist auch insofern interessant, weil es ganz persönliche Einblicke in eine zehn Jahre andauernde Zusammenarbeit zwischen Matthias Blübaum und seinem Trainer gibt, die 2017 plötzlich endete. Hier wäre es fraglos interessant gewesen, von seinem Schützling zu erfahren, was ihn beeinflusst hat, nach fünf erfolgreichen Jahren Werder Bremen zu verlassen und zu den SF Deizisau zu wechseln. Mag sein, dass Matthias dazu keine Aussage machen wollte und konnte, weil er eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben hat.
Dass Matthias Krallmann zwischen 2005 und 2015 ein sehr gutes Schachtraining geleistet hat, beweist die Bilanz. Begonnen hat alles mit einer DWZ von 1385, zehn Jahre später war Matthias Blübaum bei 2632 angelangt im Ergebnis von ca. 600 Trainingsstunden am Brett und Computer. „Ich kann mich an keine einzige Erinnern, in der er keine Lust auf Schach gehabt hätte“, wird der Trainer zurückblicken.
Unbedingt erwähnt werden muss, dass die vom Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler ins Leben gerufene „Prinzengruppe“ des Deutschen Schachbundes ihn leistungssportlich enorm gefördert hat, zu der ja auch Rasmus Svane, Dennis Wagner und Alexander Donchenko gehörten. Sie alle haben das vorgegebene ehrgeizige Ziel erreicht, den Großmeistertitel verliehen zu bekommen.
Ein sehr gutes Schachbuch lebt selbstverständlich von seinem Partinteil. Und der ist ziemlich umfangreich. So werden im ersten Kapitel 66 Partien und Partiefragmente von Matthias Krallmann vorgestellt, in denen alle wichtigen Themen behandelt werden, die in praktischen Partien anzutreffen sind wie beispielsweise Königsangriff, Materialopfer, Leichtfigurenkampf, Figurenaktivität, Bauernführung, Kombinationen und Endspiele. In Kapitel 4 kommentiert dann Matthias Blühbaum fünf eigene Gewinnpartien, darunter gegen Exweltmeister Wladimir Kramnik und den WM-Herausforderer Jan Nepomjaschtschi. In Kapitel 7 schließlich sind Blübaum und Krallmann das Kommentatorenduo von EM-Partien 2022. Vielleicht wäre es hier ratsamer gewesen, zumindest die Reihenfolge einzuhalten und das alles entscheidende Remis in Runde 11 gegen Ivan Saric deshalb wegen der Dramatik an den Schluss zu setzen.
Konzeptionell gelungen finde ich, dass das Autorenteam mit den Kapiteln Endspieltraining (II), Matthias Blühbaums Eröffnungsvarianten (III) und Dem großen Taktiktest (V) in die für den gebürtigen Lemgoer typische Spielweise tiefere Einblicke gibt. Unbestritten ist das Endspieltraining - dafür konnte vom Autorenduo Großmeister Karsten Müller gewonnen werden - das beste Trainingsmaterial, weil es sehr gut gegliedert ist und dazu einen Aufgabenteil enthält. Das trifft nicht ganz so auf die Eröffnungsvarianten zu. Hier wäre es sicherlich übersichtlicher gewesen, wenn man zwei Teile als Ausgangspunkt genommen hätte, beispielsweise: Matthias mit Weiß Geschlossene Eröffnungen/Katalanisch (E04) mit Weiß 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sf3 Sf6 4. g3; Matthiasmit Schwarz Halboffene Eröffnungen/Französisch (C11) nach 1. e4 e6 2. d4 d5 3. exd5 exd5 4.Sf3 Sc6 (C01); 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. e5 Sfd7 5. f4 c5 6. Sf3 Sc6 7. Le3 Le7 (7...a6 8. Dd2 b5) 8. Dd2 sowie Geschlossene Eröffnungen/Slawisch (D12) nach 1. c4 c6 2. Sf3 d5 3. e3 Sf6 4. d4 Lf5 bzw. Halbslawisch (D48) nach 1.d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4. Sf3 Sbd7 usw. Sehr zu loben ist jedoch zweifellos das den erwähnten Eröffnungen zugeordneten Partiematerial.
Ein anregenden Baustein in einem guten Schachbuch sind sicherlich Textbeiträge. Die steuert im konkreten Fall Matthias Krallmann auch mit Interviews bei, wobei das so mit dem Vater seines Schützlings besonders hervorzuheben ist. Vielleicht wäre Krallmanns Überlegungen „10 Jahre Schachtraining mit Matthias Blübaum – eine Bilanz“ von seinem Schutzbefohlenen „10 Jahre Schachtraining mit Matthias Krallmann – meine Bilanz“ eine originelle Antwort gewesen.
Sein Vorwort „Matthias Blübaum – Primus inter Pares“ beendet Bernd Vökler, der seit zwei Jahrzehnten Bundesnachwuchstrainer ist, wie folgt:
„Ernest Hemingway schrieb einmal:‘Ein klassisches Werk ist ein Buch, das die Leute loben, aber nie lesen.‘ – In diesem Sinne hoffe ich für das Autorenduo, dass das Buch kein Klassiker wird, sondern dass es eifrig gelesen, bearbeitet und studiert werden möge.“
Diesem Urteil kann ich in jedem Fall zustimmen, denn das Portrait des Schacharbeiters, Schachgroßmeisters und Schachpraktikers Matthias Blübaum ist zu empfehlen!
Rezension von Christian Hoethe im Juli 2022
Sechs Jahre ist es her als der Salzgitter-Schachverein im Juni 2016 die vierte Auflage seines Schnellturniers im Helios Klinikum gab, das stets gut organisiert und besucht wurde - und konstant einhundert Teilnehmer anlockte.
In der vierten Runde bescherte mir die Auslosung den relativ frisch gebackenen, 19jährigen Großmeister Matthias Blübaum mit den weißen Figuren. Nach seinem üblichen Eröffnungszug 1. d4 landeten wir recht zügig in einem h3-Benoni. Die Stellung blieb bis zum 20. Zug recht ausgeglichen bis mein junger Gegner seine Dame optimistisch für 2 Türme und einen Bauern gab.
In der Folge erhielt ich zu meiner eigenen Überraschung eine überaus aktive Stellung und konnte mit meinen Türmen über die offene a-Linie auf die zweite Reihe gelangen. Just jedoch als ich die Chance zu einem Remis mittels Dauerschach bekam, haderte ich und wollte mehr. Großmeister Jonathan Rowson nennt es "Wollen", andere nennen es "Größenwahn". Und so kam es wie es kommen musste: der Punkt ging verdientermaßen an Matthias Blübaum, der das Turnier letztlich auch mit 7,5 aus 9 gewann. Ich landete mit 6,5 Punkten immerhin u.a. mit GM Epishin auf den geteilten 7. bis 11. Platz und war alles andere als unzufrieden.
Das war meine durchaus prägende Begegnung mit der heutigen deutschen Nummer 1, deren Karriere ich seitdem mit einer gewissen Faszination verfolge.
Entsprechend groß war deshalb auch meine Begeisterung als ich hörte, dass der renommierte Joachim Beyer Verlag ein Buch über den schachlichen Werdegang des neuen Europameisters 2022 mit dem Titel "Schachtraining mit Matthias Blübaum - sein Weg zum Europameistertitel" herausgeben würde.
Zusammen mit seinem langjährigen Trainer Matthias Krallmann und dem Endspiel-Experten Karsten Müller zeichnet Blübaum auf mehr als 300 Seiten seinen Weg von der frühen Jugendzeit bis zum Europameistertitel nach. Das ist für mich spannende Lektüre!
Blübaum, der Jahrgang 1997 ist, wurde mit 15 Jahren internationaler Meister und schon 2015, nur knapp drei Jahre später, Großmeister. Nach eigener Aussage profitierte er dabei insbesonders von der sogenannten 'Prinzengruppe' des Deutschen Schachbunds, die 2008 von Bundesnachswuchstrainer IM Bernd Vökler ins Leben gerufen wurde.
Zum Inhalt des Buches schreibt IM Vökler dazu selbst im Vorwort:
"Der Endspiel-Guru, Dr. Karsten Müller, seziert die Endspiele von Matthias Blübaum. Ein doppelter Genuss für den Leser! - Im nächsten Abschnitt wird dann Einblick in die Schatzkammer eines jeden Großmeisters gewährt - nämlich in sein Eröffnungs-Repertoire. Matthias Krallmann merkt an, dass selbst Exweltmeister Khalifman das komplette und in sich geschlossene Repertoire von Matthias Blübaum einst ausdrücklich gelobt hat. - Es folgen kommentierte Partien gegen die Topstars der Szene: Das Kapitel ist zum Zunge schnalzen! - Und zum guten Schluss muss der Leser selbst ran. Der große Taktiktest lädt zum Knobeln und Rechnen ein."
Wem die Partien von GM Blübaum weniger geläufig sind, dem sei gesagt, dass er mit Weiß üblicherweise geschlossene, strategische Systeme bevorzugt.
Im Kapitel zu seinen LIeblingsvarianten finden sich u.a. die Gligoric-Variante gegen Königsindisch, der Nimzo-Inder mit 4. e3 und frühem Ld2, sowie natürlich auch Katalanisch. Mit Schwarz verteidigt er sich gegen geschlossene Spielweisen üblicherweise klassisch-orthodox, gegen 1. e4 ist er als absoluter Französisch-Experte bekannt, spielt gern aber auch Caro Kann und in letzter Zeit auch Russisch.
Ich muss gestehen, dass mich dieses Kapitel zum Eröffnungsrepertoire besonders brennend interessiert hat. Hier hätte ich mir trotz der Fülle der Beispiele tatsächlich noch mehr persönlichen Input von Blübaum gewünscht, zum Beispiel warum er welche Stellungstypen bevorzugt, welches seine präferierten Mittelspielideen sind und wie er sich konkret auf seine GM-Kollegen vorbereitet, welche Fragestellungen er dabei berücksichtigt und welchen Stellenwert der Trainer dabei ausfüllt - vielleicht ein Wink für eine zweite Auflage?
Der Klappentext verrät ehrlicherweise, dass die Autoren ihren Lesern keine leichte Kost liefern, sondern das ehrliche Portrait eines reinen Schacharbeiters, des Schachgroßmeisters und Praktikers Matthias Blübaum. Dieser Charakteristik möchte ich mich freimütig ohne Einschränkungen anschließen. Der Taktiktest am Ende des Buches ist umfangreich und hat es in sich! Auch geübte Taktiker werden hier ausreichend gefordert!
Blübaum, dessen Schwestern und Vater selbst starke Verfechter des königlichen Spiels sind, steht nach dem Gewinn des Europameister-Titels vor der gewichtigen Frage, welchen Stellenwert er dem Werdegang zum Mathematiker gegenüber eine möglichen Profi-Schachkarriere einräumen möchte. "Aktuell ist meine Tendenz schon, es zumindest für ein, zwei Jahre einfach zu versuchen als Voll-Profi Schach zu spielen", wird er vom WDR zitiert.
Wollen wir Schachspieler es hoffen! Damit uns schon bald ein Folgeband in Form einer Biographie und noch umfangreicheren Partiensammlung vorliegt - ich bin gespannt!
Insgesamt ein tolles Buch über einen starken und interessanten Spieler, von dem wir zukünftig sicherlich noch sehr viel mehr hören werden!
Rezension von Jörg Palitzsch im Juli 2022
Ein ehrliches Bekenntnis ist für jeden Schachspieler wichtiger, als die Beschreibung von Wolkenkuckucksheimen. Deshalb sollte man sich den Satz, der auf den 1997 in Lemgo geborenen Großmeisters Matthias Blübaum zutrifft, zu Herzen nehmen: „Der Weg zur Nummer eins in Deutschland ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“ Blübaum, ausgestattet mit einer ELO-Zahl von 2674, bekleidet die Spitzenposition in der deutschen Schachrangliste. Er kommt aus einer schachbegeisterten Familie, sein Vater Karl-Ernst hat schon einige Profis besiegt, die älteren Schwestern Bettina und Johanna waren in ihrer Jugend bei den deutschen Mädchenmeisterschaften meist in der Spitzengruppe dabei. So liegt das Schachspiel in der Familie, Vergleiche zur schachbegeisterten Familie von Weltmeister Magnus Carlsen sind durchaus berechtigt. Mit der Aufnahme in die „Prinzengruppe“, die Bundesnachwuchstrainer Bernd Völker ins Leben gerufen hat, entwickelte sich Blübaum schachlich weiter. „Wichtig war, dass innerhalb der Gruppe bis zu den Eltern die Chemie stimmte und für ein gutes Umfeld gesorgt hat“, so Vater Blübaum in einem Interview mit Krallmann.
Sein Wissen in der Vorbereitung, seinen Spielstil, seine Taktik und sein Kombinationsvermögen teilt Matthias Blübaum jetzt mit Lesern des Buches „Schachtraining mit Matthias Blübaum“ (Joachim Beyer Verlag, 308 Seiten, kartoniert, mit Abbildungen, 29,80 Euro). Mitautor Karsten Müller nimmt die Endspiele des Großmeisters unter die Lupe, Matthias Krallmann ist langjähriger Trainer Blübaums und steuert Kommentierungen zu Partien bei. Etwa zu einem Spiel aus dem Jahre 2017 gegen Magnus Carlsen bei den Chess Classic Karlsruhe, ein Höhepunkt der Spielerkarriere von Blübaum. Im Vorfeld sprach er über die Partie: „Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes für mich, gegen Magnus Carlsen zu spielen. Ich bin gespannt wie die Partie läuft, und erhoffe mir dadurch zu sehen, wie groß der Spielstärkeunterschied ist.“ Nach 59 Zügen kam es in der Partie zu einem Remis.
Schachtraining mit Matthias Blübaum“ ist ganz auf die Person des Großmeisters zugeschnitten, durch die Kommentierungen Krallmanns erhält man tiefe Einblicke in die Spielweise. Nicht fehlen – und inzwischen zählt es zum Standard eines Schachbuches – ist das Einbeziehen des Lesers über zu lösende Aufgaben. Ein Gewinn für Spieler jeder Stärke.
Fundamentales Schachwissen mit GM Thomas LutherSchachtaktik ist die unentbehrliche Grundlage für jedes Schachtraining und der sicherste und zugleich unterhaltsamste Weg zur Verbesserung im Schach. FIDE Senior Trainer und Großmeister Thomas Luther hat einen Kurs entwickelt, der Einsteigern ins Schachtraining ebenso wie Schachfreunden, die ihre Spielstärke verbessern wollen, systematisch in die Schachtaktik einführt.
Um den Einstieg für noch unerfahrene Schachfreunde zu erleichtern beginnt der Kurs mit einfachen Übungen die helfen, die Wirkungsweise der Figuren besser zu verstehen. Dann folgen die ersten Taktikaufgaben, bei denen es gilt, Matt oder Vorteil in einem und bald auch mehr Zügen zu finden. Weiter geht mit den wichtigsten taktischen Motiven. Das sind der Doppelangriff (Spieß und Gabel), die tückische Springergabel, die Fesselung und wie man ihr entkommt, die Überlastung, der Abzugs- angriff (mit Abzugsschach, Doppelschach und der „Zwickmühle") und einem kleinen Exkurs in die Schachgeschichte, nach dem der Leser an einer Serie 3-zügiger Mattaufgaben zeigen kann, dass er so gut oder besser ist als die Meister der Vergangenheit. Im zweiten Band folgen weitere Motive und eine Einführung in die Schachstrategie.
Alle diese Motive werden ausführlich und leichtverständlich erklärt und der Leser kann an den jeweils folgenden Übungsaufgaben testen, ob er alles verstanden hat. Die Aufgabenblocks sind zweigeteilt. Im ersten Teil findet man einfache Stellungen, die das Prinzip deutlich darstellen. Im zweiten Teil sind die Lösungen länger und manchmal sind vorbereitende Züge nötig, um den taktischen Schlag herbeizuführen.
Lösungsdiagramme zu allen Aufgaben machen es selbst für Ungeübte möglich, fast alles bequem vom Blatt zu lösen. Im Text wie in den Lösungen erhält der Leser viele nützliche Ratschläge für sein Spiel. Auch Leser ohne Vorkenntnisse sollten problemlos ins Training starten können. Schon fortgeschrittene Löser können die einfachen Aufgaben als „Aufwärm-Test" nutzen.
Der Kurs ist für Jung und alt gleichermaßen geeignet - es ist nie zu früh oder zu spät, Schach zu lernen oder sich darin zu verbessern!
318 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Dezember 2021
Der 1969 in Erfurt geborene Großmeister und FIDE Senior Trainer Thomas Luther schlägt in seinem neuen Buch „Einführung in die Elementartaktik“ (Joachim Beyer Verlag, 318 Seiten, kartoniert, 24,80 Euro) einen vertraulichen Ton an, der Leser wird geduzt. Vielleicht ist dies auch nötig, denn der Trainer verlangt viel ab von jenen, an die dieses Buch gerichtet ist. An Schachfreunde, die keine Profis sind, an Anfänger, die zumindest die Grundregeln beherrschen und Endspiele mit Dame oder Turm oder zwei Türme gegen den König kennen, sowie an Hobbyspieler ohne große Spielerfahrung, die sich in der unteren Klubstärke verbessern wollen. Was sich wie Spielerei anhört, die sich um Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel dreht, geht in Wirklichkeit tiefer. Luther fordert von jenen die ihm und seinem Buch folgen wollen, eine gewisse Ernsthaftigkeit und die Fähigkeit zur Analyse ab. Sein Hauptthema ist die die Taktik, der interessanteste Teil des Schachspiels und der, so Luther, am schnellsten zu Ergebnissen führt. Seiner Schätzung nach sind es rund 50 Übungen, die aus einem Novizen allerdings noch keinen Großmeister machen, ihm aber jenes Handwerkszeug an die Hand geben, um öfters zu gewinnen als zuvor. Und der Instrumentenkasten in dem Buch von Thomas Luther ist mit über 300 Seiten prall gefüllt. Es ist freilich ein Arbeitsbuch, ein Übungsbuch, ein Buch, das man bearbeiten muss. Es setzt also im besten Fall einen ambitionierten Leser voraus, wobei der Trainer auch den weniger ambitionierten und die gar nicht wettbewerbsorientierten Leser anspricht. Nach der Einführung in die Notation folgen die ersten Übungen. Die zehn Schachdiagramme sind jeweils auf einer Seite groß abgebildet. Mit beschränktem Material erfährt man etwas über die Wirkungsweise der Figuren, etwa über den gefährlichen Springer. Schnell werden die Themen vertieft, darunter der Gewinnzug, Matt in zwei Zügen, der Doppelangriff, der Springer und seine Gabeln, die Fesselung und der Abzugsangriff – alles unterlegt mit zahlreichen Diagrammen, unter denen man die Lösungen eintragen kann. Eine kleine Geschichte des Schachspiels rundet das gelungene Buch ab. Fazit: Ein großer Vorteil ist die spielerische Art, wie Großmeister Luther in die Elementartaktik einführt. Dies spricht auch jüngere Spieler an, die am Brett taktisch vorankommen wollen.
Fundamentales Schachwissen mit GM Thomas Luther
In diesem Band setzt FIDE Senior Trainer und Großmeister Thomas Luther den Kurs zur Schachtaktik fort, der er mit dem Buch Einführung in die Elementartaktik begonnen hat. Durch einen Test mit 50 Aufgaben aus aller Welt kann der Leser sehen, wo er steht. Dann werden die wichtigsten Taktikmotive fortgesetzt mit der Hin- und Weglenkung, Figuren in der Falle, Röntgen-Angriff sowie Remis- und Mattkombinationen.
Der Kurs umfasst aber nicht nur Taktikmotive, sondern führt auch in die Schachstrategie ein, die ja oft erst die Anwendung von Taktik herbeiführt. Der Leser erhält eine leichtverständliche Einführung in die wichtigsten Elemente der Strategie:
Schwache Felder, rückständige und isolierte Bauern, Doppelbauern, Bauernstrukturen, Bauerndurchbruch, Vorposten, offene Linien und wie man solche schafft, die das Eindringen in die gegnerische Stellung ermöglichen. Besonders der Angriff von Turm oder Türmen auf der 7. oder 8. Reihe ist die Schnittstelle von Taktik und Strategie und wird ausführlich erklärt und mit Aufgaben vertieft.
Diese Verbindung von Taktik und Strategie unterscheidet das Buch von üblichen Taktik-Trainingsbüchern. Der Leser erhält so einen Schnellkurs in die strategischen Elemente, die Nimzowitsch in seinem berühmten Buch „Mein System" formuliert hat und die jeder Schachfreund kennen sollte, der erfolgreich spielen möchte.
Lösungsdiagramme zu allen Aufgaben machen es selbst weniger Geübten leicht, fast alles bequem vom Blatt zu lösen oder zu verfolgen. Im Text wie in den Lösungen erhält der Leser viele nützliche Ratschläge für sein Spiel und unter anderem auch zur Analyse seiner Partien.
313 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Fundamentales Schachwissen mit GM Thomas Luther
In diesem Band von Großmeister und FIDE Senior Trainer Thomas Luther findet der Leser zusätzliches Material zur Unterstützung des Trainings in „Einführung in die Elementartaktik" und „Schachtaktik und Schachstrategie".
Das Buch ist aber auch separat verwendbar für Schachfreunde, die die beiden Lehrbücher nicht gelesen haben oder schon weiter fortgeschritten sind.
Der Autor verwendet eine neue Struktur, die Einsteigern ins Training wie Fortgeschrittenen gleichermaßen etwas bietet.
Die Einsteiger können sich hocharbeiten zu den Aufgaben für Fortgeschrittene.
Die Fortgeschrittenen können die Aufgaben für Einsteiger als „Quick Training" unter Zeitdruck nutzen und danach Aufgaben für ihr Niveau angehen, die sich bis zur „Meisterklasse" steigern.
Aber auch weniger ehrgeizige Schachfreunde können das Buch genießen, sich interessante Aufgaben herauspicken und sich an originellen und cleveren Lösungen erfreuen. Man muss ja nicht immer nur auf Spielstärkesteigerung und Spielerfolg hinarbeiten, sondern kann Schach auch einfach nur mal genießen!
Die Themen der einzelnen Kapitel umfassen ein breites Spektrum. Nicht nur Matt- und Materialvorteil-Aufgaben, auch Taktik im Endspiel, Remisabwicklungen, ein kleiner Ausflug in die Schachgeschichte, die „Klassiker", und auch Kombinationen aus den letzten Jahren warten auf den Leser.
Mit 620 Aufgaben, fast alle mit Lösungsdiagrammen, die auch das Lösen vom Blatt möglich machen und so lästiges Blättern vermeiden helfen, bietet das Übungsbuch für jeden etwas.
355 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2022
Ein Übungsbuch mit 620 Aufgaben ist eine Herausforderung. Es ermöglicht eine stundenlange Beschäftigung mit dem Spiel der Könige und dient weitaus mehr als nur dem Auffrischen von fundamentalem Schachwissen. Das „Übungsbuch der Schachtaktik“ von Thomas Luther (Joachim Beyer Verlag, 355 Seiten, kartoniert, 24,80 Euro) ist die Ergänzung seiner Bücher „Einführung in die Elementartaktik“ als auch „Schachtaktik und Schachstrategie“, beide ebenfalls im Beyer Verlag erschienen. Es richtet sich auch an Spieler, die sich schon mit der Schachtaktik beschäftigt haben, etwa bei Spielen im Internet. Luther macht zudem klar, dass sich das Buch nicht an Anfänger richtet, sondern an Fortgeschrittene. Dementsprechend ist das Übungsbuch aufgebaut. Abgedeckt werden folgende Themen: Taktik im Endspiel, Schach-Geschichte, Matt in bis zu fünf Zügen, Vorteil oder Matt in fünf Zügen, Fesselung und Überlastung in Aktion und alle Arten von Remis. An die Meisterklasse richten sich die Kapitel Vorteil in fünf und mehr Zügen oder überraschende Züge, die Klassiker, Bauernumwandlung, Studien und der lange Weg zum Matt in 6+ Zügen.
Autor Luther, Großmeister und FIDE Senior Trainer, verspricht eine langfristige Stärkung der eigenen Taktik, wenn man sich pro Tag nur mit ein oder zwei Kombinationen beschäftigt. Für eine optimale und schnelle Verbesserung sei es jedoch notwendig, über eine längere Zeit hinweg systematisch zu trainieren. Und wenn man es schafft, bis zu zwei Mal die Woche die rund 30 Kombinationen eines Kapitels zu lösen, sei dies ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Genau an dieser Stelle werden hohe Anforderungen gestellt. Die Verbesserung der eigenen Taktik verspricht mehr Erfolg am Schachbrett, dafür muss man mit diesem Buch jedoch auch etwas tun. Thomas Luther hat dazu durchaus einen gängigen Weg gefunden, um die Fülle an Aufgaben dem übenden Leser, und vor allem dem Anfänger, nahezubringen. So kann man sich über zehn sogenannte Quick-Tests in die Materie einarbeiten, bis man zu den Aufgaben für Fortgeschrittene übergehen kann. Am besten unter Zeitdruck, weil dies die Turniersituation simuliert. Hat man diesen Teil hinter sich, kann man sich an die Master-Class heranwagen. Bis dahin ist es ein hartes Stück Arbeit. Ist man nicht ganz so ehrgeizig, bietet das Buch auch viel spannende Unterhaltung.
Immer wenn sich der Weltmeister im Schach einem Herausforderer zum Kampf um die Krone stellen muss, schaut über den Kreis der Anhänger des königlichen Spiels hinaus die ganze Welt auf dieses Ereignis. So sollte es auch im Dezember 2020 sein, als der Russe Jan Nepomnjaschtschi in Dubai auf den norwegischen Titelinhaber Magnus Carlsen treffen sollte. Die Covid-19-Pandemie setze die Veranstaltung jedoch patt, sie musste in den Herbst 2021 verschoben werden. Ab dem 24. November 2021 wurde das auf 14 reguläre Wettkampfpartien angesetzte Duell dann endlich gestartet.
Für den am Starttag noch 31-jährigen Titelverteidiger war dies bereits der 5. WM-Kampf, sein gleichaltriger Gegner saß erstmals am Brett auf der WM-Bühne. Carlsen ging als Nummer 1 der Weltrangliste und mit einer Elo-Zahl von 2856 als Favorit in das Match. Nepomnjaschtschi nahm die Position 5 ein. Für ihn stand mit 2782 eine um etliche Punkte niedrigere Zahl zu Buche. Dennoch trauten ihm nicht wenige Kenner die Übernahme der Schachkrone zu, denn immerhin war er der einzige Großmeister in der Weltspitze, der eine positive Bilanz gegen Carlsen im klassischen Schach aufwies. Für den Fall, dass die angesetzten 14 Normalpartien zu keiner Entscheidung führen würden, wäre der Sieger in einem Tie-Break aus vier Schnellschach-Partien zu ermitteln, eventuell sogar über weitere Partien im Blitzschach oder als letzte Möglichkeit in einer Armageddon-Partie. Auch in diesen Disziplinen könnte Nepomnjaschtschi eine Chance gegen den Weltmeister haben, wie in mancher Veröffentlichung zu lesen war.
In diesem Buch werden alle Wettkampfpartien ausführlich analysiert und in ebenso unterhaltsamer wie verständlicher Form kommentiert. Zudem werden in vorangestellten Kapiteln die Akteure mit biografischen Skizzen vorgestellt, ergänzt um kommentierte frühere Duelle gegeneinander sowie um Beispiele zu ihrer Endspielführung. Weitere Inhalte wie Interviews und Prognosen zum Kampf runden das Werk ab.170 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Koschetzki im April 2022
Wer kennt Sie nicht – die spannenden WM-Kämpfe der 80er und 90er Jahre zwischen Kasparow und Karpow? Oder auch die fachlich hochwertige Sendereihe von Dr. Helmut Pfleger mit eingehenden Analysen sowie die von ihm geschriebenen WM-Bücher?
Nicht nur darauf zurückblickend, sondern auch unter dem neuen Aspekt des Online-Schachs, haben viele Schachfreunde wohl auch wieder den letzten Weltmeisterschafts-Kampf herbeigesehnt, zumal dem russischen Herausforderer Jan Nepomnjaschtschi speziell aufgrund seiner taktischen Stärke gute Chancen eingeräumt wurden.
Er hatte sich die Herausforderung zu Recht verdient und es wurde spekuliert, ob er es schaffen würde, den amtierenden Weltmeister, mit dem er seit fast 2 Jahrzehnten bestens bekannt ist, zu besiegen. Leider waren bereits die Ereignisse in der 6. Partie entscheidend, denn die Auswirkungen von deren Verlauf führten in der Folge zu einem frühen Ende – und schon nach der 11. Partie zu einem mühelosen Sieg des alten und neuen Weltmeisters Magnus Carlsen.
Das Buch Schach-WM 2021 von Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann unter Mitarbeit von Dr. Karsten Müller (erschienen in der 1. Auflage im Dezember 2021) enthält auf 170 Seiten (mit einer Fülle von Diagrammen) neben den elf gespielten und kommentierten Partien eine Vielzahl von zusätzlichen Informationen und Details.
So gibt es eine historische Einleitung, die einen Überblick über die rund 135-jährige Schachgeschichte von 1886 bis in die Jetztzeit gewährt – vom 1. Weltmeister Wilhelm Steinitz bis zum aktuell 16. Weltmeister Magnus Carlsen.
Auf den folgenden Seiten werden die beiden Kontrahenten in einem auf biografischen Beschreibungen beruhenden Kurz-Portrait vorgestellt – sowie anhand von jeweils fünf Partien, so dass der Leser einen gelungenen Einstieg im Hinblick auf die WM-Partien erhält. In der Folge gehen die Autoren auch auf die zurückliegenden Duelle beider Spieler und ihre Endspielfähigkeiten ein.
Besonders interessant fand ich das 3. Kapitel, das dem Leser die Möglichkeit bietet, anhand von 24 taktischen Stellungen aus den Partien der WM-Protagonisten die eigenen taktischen Fähigkeiten einzustufen.
Somit bietet das Buch dem Leser neben den reinen WM-Ereignissen auch Spaß und Unterhaltung.
Die Autoren scheuen nicht vor dem ausdrücklichen Hinweis zurück, dass konstruktive Kritik erwünscht ist.
Als weiteres Highlight folgt im vierten Kapitel „Prognosen vor dem Kampf“ ein Interview mit Dr. Karsten Müller, in dem er über die Chancen der beiden Kontrahenten Auskunft gibt. Anhand von ausgewählten Endspielen (jeweils fünf von jedem der beiden WM-Kämpfer) erhält der Leser vom weltbesten Endspielexperten fundierte Einblicke in diesen Spielabschnitt.
Weitere Interviews mit dem renommierten rumänischen Großmeister Mihail Marin und dem Präsidenten des Deutschen Schachbundes, Ullrich Krause, runden diesen Teil des Buches ab.
In Kapitel 5 werden die elf WM-Partien analysiert und kommentiert.
Das Buch Schach-WM 2021 ist auch neben der Hauptthematik sehr gut strukturiert. Mittels vieler Zugaben – wie z.B. taktische Aufgaben und Endspielwissen – wird dem Leser viel mehr geboten als nur die Ereignisse rund um die WM. Von daher ist es eine lohnenswerte Lektüre.
Rezension von Christian Hoethe im Februar 2022
Der Weltmeisterschaftskampf zwischen Titelverteidiger Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi ("Nepo") Ende des Jahres 2021 war der sehnlichst erwartete schachliche Höhepunkt für die Millionen Anhänger des königlichen Spiels. Da die Pandemie täglich neue Negativ-Rekorde hinsichtlich Infektionszahlen und Inzidenzen verzeichnete, waren die eigenen Möglichkeiten zur schachliche Partizipation bei Turnieren auf ein Minimum reduziert. Umso sehr freute man sich auf ein spannendes und enges Match um die höchste Krone sowie auf intensive mediale Berichterstattung, um dem trüben Dauergrau des Winter zumindest temporär zu trotzen.
Das neue Buch von Jerzy Konikowski, Uwe Bekemann und Karsten Müller blickt nun zurück auf diesen schachhistorisch in mehrfacher Hinsicht einzigartigen Weltmeisterschafts-Kampf. Es beschränkt sich dabei jedoch nicht nur auf Fotos und die reine Analyse der gespielten Partien oder die schachlichen Interna abseits des Schachbrettes rund um die Weltmeisterschaft.
So befasst sich die Einleitung beispielsweise kurz und prägnant mit allen 15 Weltmeistern vor Carlsen und beschreibt dabei auch Nepos Weg vom Kandidatenturnier zum Herausforderer des Weltmeisters und den jeweiligen Chancen zum Titelgewinn bzw. der -verteidigung.
Im ersten Kapitel werden die Protagonisten dann anhand fünf aktueller Gewinnpartien portraitiert, was mir sehr gut gefallen hat. Hier zeichnen die Autoren ein konkreteres Bild von Nepo und seiner aggressiven Spielweise, den die meisten Schachspieler vor dem Kandidatenturnier wohl nur vage als einen regulären Top 10-Spieler kannten, wohingegen die Partien des Weltmeisters dem Schachkenner naturgemäß geläufiger sind. Dass Nepo dabei in den direkten klassischen Begegnungen mit Carlsen bisher knapp die Nase vorne hatte, verlieh ihm die Aura des Underdogs, der durchaus für eine Überraschung gut sein konnte.
Das zweite Kapitel befasst sich dann mit den vorangegangenen Duellen von Carlsen und Nepo. Dieses Kapitel war für mich, gerade nach dem Ende des WM-Kampfes, besonders interessant. Hier sieht man einen Herausforderer, der zu jeder Zeit ungezügelt aggressiv auf Carlsen zugeht und sich und seinem Spielstil unbeeindruckt treu bliebt.
Im dritten Kapitel kann man sich im Lösen von Kombinationen aus dem Schaffen von Carlsen und Nepo versuchen. Die 24 Aufgaben vermitteln einen recht guten Eindruck der kombinatorischen Fähigkeiten beider Spieler und sind teilweise spektakulär, relativ wenig bekannt und nach meinem Empfinden gut ausgewählt - jedenfalls machen sie durchaus Spaß!
Im vierte Kapitel finden sich dann Interviews mit den Großmeistern Karsten Müller und Mihail Marin sowie dem Präsidenten des Deutschen Schachbundes und Fide-Meister Ullrich Krause zu den Stärken und Schwächen und damit den Chancen beider Spieler. Großmeister Müller befasst sich erwartungsgemäß intensiv mit den Endspielfähigkeiten beider Spieler, wobei mich besonders die Partien Kramnik-Carlsen, Wijk aan Zee 2011 und Carlsen-Caruana, Bilbao 2012 beeindruckt haben. Die Evaluierungen von Großmeister Marin sind gewohnt ausführlich, präzise und gut fundiert. Sein Vergleich von Carlsen mit Fischer ist zweifellos zutreffend, wie viele von Carlsens Gegner mehrfach bestätigt haben. Interessant ist auch seine Feststellung zu Nepos typischer Spielweise in ausgeglichenen Stellungen. Ullrich Krause gibt eine absolut zutreffende Prognose des WM-Matches ab und den von ihm gewünschten Veränderungen in der Schachwelt kann ich nur uneingeschränkt zustimmen!
Das fünfte Kapitel beinhaltet das Herzstück des Buches - die elf kommentierten Partien des WM-Kampfes zwischen Carlsen und Nepo! Hier leben kritische Stellungen neu auf, Fragen zur Eröffnungswahl und -vorbereitung werden fachkundig beantwortet und Endspiele werden fundiert kommentiert, besonders natürlich Carlsens magisch geführtes Rekord-Endspiel über 136 Züge der 6. Partie.
Natürlich gibt es auch spannende Fragen, die die Autoren dieses Buches leider nicht beantworten können, als da wären:
Warum war Nepo kaum vom Spanier wegzubekommen, der ihm nicht auch nur eine einzige realistische Vorteilschance ermöglichte?
Weshalb wechselte ein aggressiver Spieler wie Nepo von seinen Hauptwaffen Sizilianisch Najdorf und Französisch zur ultrasoliden russischen Verteidigung bzw. vom Grünfeld-Inder zum orthodoxen Damengambit gegen Katalanisch?
War diese Spielweise eine Idee seiner Sekundanten oder gar seine eigene?
Aljechin, Spassky und Kasparov mussten im Verlauf ihrer Weltmeisterschaften gegen Capablanca, Petrosjan bzw. Karpow ihre jugendliche Aggressivität auch erst einmal zugunsten einer solideren Spielweise anpassen, um im Match Fuß zu fassen.
Erklären die ungewohnten Mittelspielstellungen seine ungewohnt hohe Fehlerquote und die teils ungewöhnlichen Fehler? Ein Fehler wie 21. ...b5? in der russischen Verteidigung der 8. Partie ist auf WM-Niveau arg selten, aber wann spielt Nepo auch schon einmal Stellungen mit einem König auf f8? Solche Positionen liegen eher Karpow, wie in dessen Match gegen Kamski.
Das Auslassen von 15. b4! und der grobe Bock 27. c5?? in der 9. Partie sind auf GM-Level schon recht unerklärlich, so auch 23. g3?? in der elften und letzten Partie.
Ist der plötzliche Einbruch Nepos nach der 6. Partie wirklich im mentalen Bereich anzusiedeln, nachdem er die ersten fünf Partien so gut mitspielen konnte?
Sind Najdorf und Französisch in Wettkämpfen um die Weltmeisterschaft - wie es Fischer, Kortchnoi und Kasparow erfolgreich spielten - im Engine-Zeitalter nicht mehr praktikabel?
Antworten darauf können nur die Spieler selbst geben - vielleicht in einer eigenen Veröffentlichung ihrer Partien?
Insgesamt haben Konikowski, Bekemann und Müller ein gutes Buch über ein lang erwartetes Match abgeliefert, bei dem man sich des Eindruckes nicht erwehren kann, dass der Herausforderer deutlich unter seinen Möglichkeiten geblieben ist und damit reelle Chancen ausgelassen hat. Dass sich Weltmeister Magnus Carlsen weiterhin konstant auf seinem schachlichen Zenit befindet und ein unerreicht hohes Spielniveau demonstriert, hat diese ohnehin undankbare Aufgabe natürlich deutlich erschwert. Letztlich ist die Dominanz Carlsens auch nach dem Match, z.B. in Wijk aan Zee 2022, unbestreitbar und der Sieg Carlsens gegen Nepo wohl verdient.
Rezension von Jörg Palitzsch im Januar 2022
In diesem Buch gibt es gegen Ende ein Foto von Jan Nepomnjaschtschi, dem unterlegenen Herausforderer von Magnus Carlsen bei der Schach-WM im letzten Jahr in Dubai. Auf diesem Foto lächelt der 31-jährige aus Russland siegessicher in die Kamera – nur entspricht dieses Foto nicht der Realität. Der Großmeister konnte bei der WM Carlsen zwar in den ersten fünf Partien ein Remis abtrotzen, ging dann aber mit 7;5:3,5 Punkten gegen den Norweger unter wie ein Schiff. Das Buch über die Schach-WM 2021 (Joachim Beyer Verlag, 170 Seiten, kartoniert, 23 Euro) zeichnet nicht nur den Kampf um die Schachkrone nach. Es bietet auf den ersten 100 Seiten Porträts und die Duelle der Kontrahenten, sowie Prognosen in Form von Interviews mit den Großmeistern Karsten Müller (der am Buch mitgearbeitet hat) und Mihail Marin, ergänzt durch Ullrich Krause, Präsident des Deutschen Schachbundes. Alle drei räumten Carlsen mehr Chancen ein als Nepomnjaschtschi, was sich letztendlich auch bewahrheitete. Aufschlussreich auch, wie unterschiedlich der Weltmeister eingeschätzt wurde. Müller attestiert Carlsen ein tiefes Schachverständnis, dessen Gespür für Harmonie an das absolute Gehör von Ausnahmemusikern erinnere. Carlsen habe sich als weitsichtiger Stratege und rücksichtsloser Kämper durchgesetzt, so der Befund von Großmeister Marin, während Krause Carlsen als Top-Spieler mit den besten Nerven bezeichnet. Es sind erhellende Interviews, die zum Kern des Buches, dem Titelkampf mit seinen elf Partien hinführen, die ausführlich kommentiert werden. Zu jeder Partie gibt es eine Einleitung und eine Zusammenfassung. Dies ermöglicht es dem Leser, die Wettkämpfe einzuordnen und macht sie verständlich. Im Nachgang fällen die Autoren dann ein eindeutiges Bild. So sei Carlsen gut auf das Match vorberietet gewesen, nach einem langsamen Start sei er richtig in Fahrt gekommen. „Er bewies einmal mehr, dass er weiterhin keinen gleichwertigen Rivalen hat“, ist nachzulesen. Jan Nepomnjaschtschi habe sich weniger vorbereitet gezeigt und konnte die hohen Erwartungen, die man im Vorfeld in ihn gesetzt habe, nicht erfüllen – ein vernichtendes Urteil.Fazit: Da Schach nicht die mediale Aufmerksamkeit wie etwa Fußball erfährt, gibt dieses gelungene WM-Buch Anlass genug, in einen Schach-Wettkampf mit allen Details einzutauchen. Nachvollziehbar und spannend aufgearbeitet.
bestehend aus:
Schachfiguren 2031 im StoffsäckchenStaunton-Form, Vollkunststoff, weiß und schwarz, König 93 mm, mit Filz
Schachplan faltbarweiß mit schwarzen Aufdruck, mittig faltbar, Brettgrösse 490 x 490 mm, Feld 55 mm, verschweißter Weich-PVC mit starker Kartoneinlage
Schachlehrbuch "So lernt man Schach"
Schlüsselanhänger mit Farbemblem
Button mit Schachmotiv
Zwar hat der bekannte Schachmeister und -schriftsteller Kurt Richter (1900-1969) viele interessante Schachbücher veröffentlicht, aber sein Frühwerk „Mein erstes Schachbuch" gehört eindeutig zu den beliebtesten Lehrbüchern im deutschsprachigen Raum, weil es ebenso unterhaltsam wie lehrreich geschrieben ist.
Grund genug dafür, dass der bekannte Schachautor und -trainer, FIDE-Meister Jerzy Konikowski, dieses Buch für wert befand, es komplett zu überarbeiten und auf einen insgesamt aktuelleren Stand zu bringen. So wurden Übungsaufgaben und Kurzpartien neu aufgenommen und einige Kapitel durch die Hinzufügung aktueller und lehrreicher Beispiele „aufgefrischt". Autor und Verleger hoffen, dass dies alles ganz im Sinne Kurt Richters gewesen wäre, damit auch kommende Generationen noch viel Freude an seinem Werk haben werden.
Das Hauptziel des Buches besteht erklärtermaßen darin, die faszinierende Schönheit des Schachspiels von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, um den Leser ganz gewiss zur weiteren Beschäftigung mit dem „Königlichen Spiel" anzuregen.
304 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im März 2019
Wenn 50 Jahre nach dem Tod des Autors sein Werk in 14. Auflage erscheint, muss es von hoher Qualität sein. Dies ist bei dem in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag erschienenen Kurt Richter/Jerzy Konikowski „Mein erstes Schachbuch“ (gebunden mit Lesebändchen, 301 Seiten, Euro 27,80) ohne Zweifel der Fall. Der Umfang des Werks ist nach Kurt Richters Tod 1969 mit der Bearbeitung von IM Rudolf Teschner (bis 9. Auflage 1979) und danach von FM Jerzy Konikowski immer weiter angewachsen. Doch trägt es auch heute noch der Intention Kurt Richters Rechnung, für den es galt, „die im Schach liegenden Schönheiten von vielen Seiten zu beleuchten und so zur weiteren Beschäftigung mit dem königlichen Spiel anzuregen“.
Logisch aufgebaut
Das Werk ist logisch aufgebaut. Zunächst wird das Handwerkszeug erklärt, Brett, Figuren und die Grundregeln des Spiels, dem sich die erste Übungseinheit mit 46 leichten Matt- und Gewinnaufgaben nebst Lösung anschließt. Der nächste Abschnitt ist den drei Phasen des Schachspiels, der Eröffnung sowie dem Mittel- und Endspiel gewidmet, dem sich abermals 46 Übungsaufgaben nebst Lösung anschließen.
Diesem folgen 60 kommentierte Kurzpartien mit maximal 25 Zügen, die mit überraschenden Kombinationsmotiven aufwarten. Im nachfolgenden Schachlexikon erfährt der Leser alles Wissenswerte aus dem Bereich des Schachs von A bis Z, bevor der Autor auf das Kunstschach, hier im Wesentlichen auf das Schachproblem, und die Studie eingeht. Es schließt sich der dritte Übungsgang an.
Großes Können
Ein geschichtlicher Überblick mit viertem Übungsgang rundet das Werk trefflich ab. Hier werden die besten Meister einer jeder Schachepoche, angefangen vom Franzosen Philidor bis hin zu allen Weltmeistern einschließlich der Fide-Weltmeister von Steinitz bis Carlsen, vorgestellt, wobei mindestens eine ihrer Partien von deren großem Können zeugt.
Fazit: Ein hervorragendes Werk, das dem fortgeschrittenen Anfänger die Schönheit des Schachspiels näherbringt und zum Spiel anregt.
bestehend aus:
Schachfiguren Champion im HolzkästchenSchachfiguren der Meister-Klasse ! Staunton-Form, Palisander und Buchsbaum, König 95 mm, mit Filz und doppelter Gewichtseinlage, einteiliger geschnitzter Springer, FIDE-Norm
Schachbrett „Champion“Ein Schachbrett der Meister-Klasse ! Mahagoni- / Ahorn- Intarsie, Feld 55 mm, Brettgrösse 500 x 500 mm, mit Zahlen und Buchstaben, weiße Zierader, rückseitig 4 runde Filzscheiben, Turniermaße
Schachuhr DGT2010 Sonderedition "Schachversand Ullrich"Kunststoffgehäuse rot, FIDE-Gütesiegel, rückseitiger Werbeaufdruck unseres Hauses
64 Begriffe zur Schachstrategie – von A bis Z
Dieses Buch bietet jungen Schachspielerinnen und -spielern einen Einstieg zum Verständnis der wichtigsten strategischen Bausteine des königlichen Spiels. Dabei schlagen didaktisch sorgfältig ausgewählte und übersichtliche Beispiele und Aufgaben eine Brücke zwischen Theorie und Praxis. Insgesamt geht Großmeister Sebastian Bogner ganz neue Wege, um seinen Lesern selbst kompliziertere Lehrinhalte leicht verständlich zu vermitteln.
Sebastian Bogner (*1991 in Pforzheim) ist Schachgroßmeister, lizenzierter FIDE-Schachtrainer und Betriebswirt. Seine größten sportlichen Erfolge sind der Gewinn der deutschen Jugendmeisterschaft U10 (2001) und U16 (2007) sowie der Schweizer Meistertitel (2018). Seine bisher höchste Elo-Zahl ist 2619. Seit 2013 spielt er für die schweizerische Nationalmannschaft und arbeitet als selbstständiger Schachtrainer in Zürich.
188 Seiten, kartoniert, Farbdruck, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im April 2021
Kleines Lexikon der Schachstrategie
Das Design des Frontcovers täuscht. Die Buchstaben des Titels sehen ein wenig nach Kartoffeldruck aus, vielleicht, weil sich das Buch an junge Schachspielerinnen und Schachspieler richtet. Der Autor, der 1991 in Pforzheim geborene Großmeister Sebastian Bogner, findet in allen Beispielen in seinem „Kleinen Lexikon der Schachstrategie“ (Joachim Beyer Verlag, 188 Seiten, kartoniert, Farbdruck, 19,95 Euro) immer den richtigen Ton. Er bietet in alphabetischer Reihenfolge – von Abwartezug bis Zwischenzug – grundlegende Spielbeispiele, die zum Wissensfundus eines jeden Spielers zählen sollten.
Es sind oftmals nicht ganz einfache Aufgaben wie etwa die Lucena-Stellung, eine elementare Situation im Turmendspiel bei der man mit Hilfe des „Brückenbaus“ die Partie gewinnt, oder das Qualitätsopfer, mit dem man bewusst einen Turm gegen eine Leichtfigur tauscht, um für sich einen zusätzlichen Vorteil zu erhalten. Die Aufgaben, jeweils auf der linken Buchseite, werden anhand von farbigen Diagrammen gestellt. Am unteren rechten Eck des Schachbretts ist entweder ein kleiner weißer oder schwarzer Punkt, der vorgibt, mit welcher Farbe man ziehen muss. Ebenso sind die Aufgaben durch Farben als unterschiedliche schwer gekennzeichnet. Blau sind leichte Aufgaben, Gelb mittelschwere und Rot schwere. Ergänzend dazu, und damit stellt der Großmeister den Novizen eine weitere Hilfe zur Verfügung, gibt er Hinweise zur Problemlösung. Bei der Lucena-Stellung heißt es: „Die Brücke wird immer mit dem Turm über die 4. und 5. Reihe gebildet, damit der Bauer umgewandelt werden kann.“ Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es auf Diagrammen weiterführende Aufgaben, die das Problem aufgreifen und nach einer Lösung verlangen. So wird, um beim Beispiel der Lucena-Stellung zu bleiben, ein Gewinnplan von Weiß eingefordert und auch die Frage, wie man mit Weiß eine Gewinnstellung herbeiführen kann muss beantwortet werden. Dazu gibt es, ganz praktisch, neben dem Diagramm genügend Platz, um die Antworten aufzuschreiben – oder sich Notizen zu machen. Dies alles dient der Vertiefung, natürlich darf ein umfangreicher Lösungsteil nicht fehlen.
Fazit: Das Lexikon macht schon allein durch die bunte Aufmachung Lust, sich mit den Aufgaben zu beschäftigen. Gerne schaut man den jüngeren Spielern deshalb beim Aufgaben lösen über die Schultern.
bestehend aus:
Schachfiguren „Bundesliga“ im HolzkästchenStaunton-Form, Buchefiguren natur und braun, König 93mm, mit Filz und Gewichtseinlage, einteiliger geschnitzter Springer, FIDE-Norm
Schachbrett „Bundesliga“Ahorn- / Mahagoni - Intarsie, mit Zahlen und Buchstaben, Brettgrösse ca. 540 x 540 mm, Feld 58 mm, Turniermaße
Schachuhr DGT2010 Sonderedition "Schachversand Ullrich"Kunststoffgehäuse rot, FIDE-Gütesiegel, rückseitiger Werbeaufdruck unseres Hauses
Schachversand Ullrich - Ihr Profishop für Schachartikel und Schachliteratur
Seit nahezu 30 Jahren bieten wir qualitative Schachartikel, nationale und internationale Fachliteratur rund um das Thema Schach an. In unserem Onlineshop finden Sie mehr als 3000 Artikel, angefangen vom Starterset für Anfänger bis hin zu professionellen und hochwertigen Schachbrettern, Spielfiguren und Schachuhren. Auch bieten wir gerade für Schachvereine eine Vielzahl an Clubsets in unterschiedlichen Preislagen an. Individuelle Anfragen sind jederzeit möglich und absolut willkommen.
Ebenfalls finden Sie bei uns eine große Auswahl an Schachliteratur, national und internationaler Art. Die gelisteten Schachbücher haben wir auf Lager vorrätig. So können Sie mit einer kurzen Lieferzeit rechnen. Wünschen Sie einen Titel der nicht gelistet ist, so besorgen wir Ihnen diesen umgehend. Kontaktieren Sie hierzu einfach unseren Support.
Diese Website verwendet Cookies, um eine bestmögliche Erfahrung bieten zu können. Mehr Informationen ...