In der Eröffnung entscheidet sich, welche Richtung die Partie nehmen wird. Da dieser Teil des Kampfes entsprechend wichtig ist und der Erfolg von einer guten Eröffnungsvorbereitung abhängt, ist die Beschäftigung damit ein entscheidender Schritt zum Erfolg.
Der Aufbau eines individuellen Eröffnungsrepertoires erfordert viel Informationsmaterial zur Auswahl der passenden Varianten. Um Arbeitsaufwand und Zeit zu sparen, kann man mit Hilfe gezielter Schachliteratur vorgehen – wie zum Beispiel mit diesem Schnellkurs.
Der Autor hat sich bemüht, alle wichtigen Eröffnungen objektiv und ohne besondere Rücksichtnahme auf Modetrends darzustellen. Und zwar, wie allgemein üblich, auf der Grundlage der allgemeinen Turnierpraxis, ergänzt durch viele eigene Analysen sowie durch die von bekannten Theoretikern. Man kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass jeder Leser die von ihm bevorzugten Eröffnungen nach dem Studium dieses Buches verständiger behandelt und dafür mit entsprechenden Wettkampferfolgen belohnt wird.
Der Autor, FIDE-Meister Jerzy Konikowski, ist ein anerkannter Trainer und Schachtheoretiker. Seine zahlreichen Fachbücher und Artikel wurden in mehrere Sprachen übersetzt und in vielen Ländern veröffentlicht.
Diesem Buch wurde eine große Ehrung zuteil. Denn das Werk wurde auf der Webseite die-besten-aller-zeiten.de in der Rubrik Bücher > Hobby & Freizeit > Schachbücher in die Liste der 35 besten Schachbücher aller Zeiten aufgenommen. Eine hohe Auszeichnung, neben den Büchern von Nimzowitsch „Mein System“ oder Tarrasch „Das Schachspiel“ genannt zu werden. Grundlagen für diese Liste sind Expertenempfehlungen, Verkaufszahlen und Lesermeinungen. „Diese Lehrbücher und Bestseller besitzen teilweise Kult-Charakter gehören nach Ansicht vieler Schachprofis einfach in das Regal jedes wirklich ambitionierten Turnier- bzw. Hobbyspielers“ – so ein Zitat, der Webseite entnommen. 368 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2020
In der Eröffnung liegt in den meisten Fällen der Erfolg einer Partie verborgen. Wer hier nachlässig ist oder sich nicht genügend mit dem zur Verfügung stehenden Repertoire beschäftigt hat, der kann den ungünstigen Verlauf einer Partie nur im Mittel-und Endspiel zu seinen Gunsten drehen. Mit seinem Buch „Schnellkurs der Schacheröffnungen“ präsentiert der Autor und FIDE-Meister Jerzy Konikowski über 50 Eröffnungen für offene, halboffene und geschlossene Spiele. Einige davon, wie etwa die Sizilianische Verteidigung, die Holländische und Englische Eröffnung werden mit tiefergehenden Varianten angereichert, die dem Spieler brauchbare Alternativen aufzeigen. Dem Autor gelingt es dabei, Eröffnungen auf der Grundlage der allgemeinen Spielpraxis zu erläutern, so hat man bei künftigen Partien zumindest die richtigen Entscheidungshilfen an der Hand.
„Ohne überzeugendes Spiel in der Eröffnung wird man im Schach keinen Erfolg haben“, schreibt Anatoli Karpow im Vorwort zu siebten Auflage des Buches – und er ergänzt: „Komfort und Aktualität sind dem Leser von heute genau so wichtig wie ein fundamentaler Wissensspeicher.“ Konikowski kommt diesem Wissensspeicher mit seinen über 200 praktischen Beispielen sehr nahe, weil er, von der Eröffnungstheorie aus betrachtet, eine komplettes Bild vom Ablauf einer Schachpartie bietet. Sprich, der Autor zählt nicht nur die Eröffnungen auf, sondern führt den Spieler durch die Varianten, in denen auch auf zurückliegende Partien verwiesen wird, bis hin zum Mittelspiel. Konikowski schärft somit den Blick für die langfristige Strategie am Schachbrett, zeigt Wege zu einer starken Entwicklung und Gegenangriffe. Dabei lässt er auch das Ungewohnte nicht außer Acht. Etwa die Orang-Utan-Eröffnung mit 1.b2 – b4, auch als Eröffnungskatastrophe befürchtet, oder die Van-Greet-Eröffnung mit b1- c3, der ungewöhnliche „Linksspringer“. Wer noch tiefer in Eröffnungen und weitere Schachthemen einsteigen will, dem steht ein umfangreiches Literaturverzeichnis mit Büchern des Autors zur Verfügung.
Fazit: Die Analyse der Eröffnungen und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen sind ein Gewinn für Schachspieler, die ihr Repertoire vom ersten Zug an auf ein stabiles Fundament stellen wollen.
Das vorliegende Werk des erfolgreichen Autorengespanns Jussupow und Dworezki wendet sich an Spieler, die die Anfangsgründe des Schachs hinter sich gelassen haben und sich vertiefend dem Thema Eröffnungsbehandlung widmen möchten. Effektives Eröffnungstraining fällt allerdings nicht in die Kategorie der üblichen Eröffnungsmonografien. Vielmehr zielt es darauf ab, allgemeine Prinzipien und Methoden des Eröffnungskampfes darzustellen, die effektive Bewältigung schachlicher Arbeit aufzuzeigen, Hilfestellung beim Aufbau eines Eröffnungsrepertoires und bei der Erarbeitung von Neuerungen zu geben und der Stoff anhand von Beispielen und Übungen verinnerlicht. Die Autoren wollen nicht zum mechanischen Erlernen von Varianten anregen, sondern zum eigenständigen Studium von Eröffnungssituationen und -problemen, zur kreativen Analyse der vom Leser bevorzugten Systeme. Dies ist ihrem erklärten zentralen Anliegen untergeordnet, den geistigen Reichtum des Schachspiels zu vermitteln und die Entwicklung der Schachkultur zu fördern. Die Autoren lassen den Leser an ihren großmeisterlichen Gedankengängen teilhaben, und in ihren Kommentaren zeigen sie ein ausgewogenes Verhältnis von verbalen Erläuterungen und untermauernden, aber nicht ausufernden Varianten. Effektives Eröffnungstraining bietet damit eine empfehlenswerte Vorbereitung auf eine nachfolgende Spezialisierung mit Hilfe von Monografien und (heute verbreiteten) elektronischen Datenbanken.
Artur Jussupow (*1960), Weltklasse-Großmeister russischer Herkunft, lebt seit 1991 in Deutschland und hat sich zunehmend als Autor anspruchsvoller Schachbücher und als Trainer (Jussupow Schachakademie in Weißenhorn) betätigt.
Mark Dworezki (*1947 †2016), russischer Internationaler Meister, bedeutender Schachautor und Trainer (u.a. von Jussupow), führte 1990-92 gemeinsam mit Jussupow eine Schule für junge Schachspieler in Moskau. Effektives Eröffnungstraining basiert auf Trainingslehrgängen an dieser Schule.
268 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2021
Schon in der Einführung machen die Autoren Artur Jussupow und Mark Dworetski deutlich, um was es geht. Der Schlüssel zum Erfolg am Schachbrett liege nicht im mechanischen Behalten von Eröffnungsdaten, sondern in der Aneignung des geistigen Reichtums des Schachspiels und im Wachsen einer Schachkultur. Wie diese Kultur in einem selbst wachsen kann, ist in dem Buch „Effektives Eröffnungstraining“ nachzulesen, das jetzt im Joachim Beyer Verlag in der 7. Auflage vorliegt. Von universeller Bedeutung bei der Vermittlung von Schachwissen sei die Weitergabe allgemeiner Ideen, Methoden und Mittel der Kampfesführung, das Aufzeigen rationeller Wege der schachlichen Arbeit, der Formen, um sich die nötigen Informationen anzueignen sowie die Mängelanalyse im Spiel der Schüler und die Hilfestellung bei der Überwindung, so die Autoren. All diese Punkte erfüllt dieses Buch, fokussiert auf die Eröffnung, auf eine vielfältige Weise. Über die Prinzipen des Schachspiels in der Eröffnung wie Logik, Überraschungen, Lösung von Problemen und praktischen Übungen, wird der Leser an den Aufbau eines Eröffnungsrepertoires herangeführt. Dabei kommen auch andere Autoren und Schachmeister zu Wort, die nochmals andere Sichtweisen eröffnen. Darunter Juri Rasuwajew, der auf die Informationslawine in der Schachwelt blickt. „Die noch vor hundert Jahren beängstigende Ausgangsstellung hat ihr unschuldiges Geheimnis verloren“, so der Schachgroßmeister und Historiker. Boris Zlotnik bietet einen Streifzug durch neue Eröffnungen, die stets aus zwei Quellen stammen. Zum einen direkt in einer Turnierpartie geboren oder zuhause im Analysierstübchen gefunden. Alexej Kosikow schließt sich mit seiner „alten Liebe“, der Französischen Verteidigung und dem Zug g7-g5 an und der internationale Meister Wladimir Wulfson begibt sich auf Eröffnungssuche. In einem weiteren Teil findet dieses Buch unter dem Kapiteltitel „Die Anfangszüge als Teil des Ganzen“ seinen inneren Kern, blickt über den Beginn einer Partie hinaus – auf die Probleme des Mittelspiels, auf die Verbindung zwischen Eröffnung und Endspiel und die Spurensuche einer ganzen Partie. Fazit: Das Buch ist nicht nur ein Wegweiser durch den Auftakt einer Partie, sondern ebenso höchst unterhaltsam.
Rezension von Uwe Bekemann im Januar 2016
Wieder neu auf dem Markt verfügbar ist "Effektives Eröffnungstraining" von Arthur Jussupow und Mark Dworetzki. Dieses Werk aus dem Joachim Beyer Verlag, erschienen als Imprint des Schachverlag Ullrich, richtet sich an den fortgeschrittenen Spieler und will diesem im Kern dabei helfen, ein eigenes Verständnis zur Eröffnungsbehandlung zu entwickeln. Im Ergebnis soll er befähigt werden, losgelöst von eingepaukten Variantenketten die richtigen Entscheidungen am Brett zu treffen. Richtig heißt in diesem Sinne systemgerecht, situationsgerecht und auch kreativ. Der Käufer erhält das Buch nunmehr in einer 6. überarbeiteten Auflage aus dem Erscheinungsjahr 2015.
Gewissermaßen ist "Effektives Eröffnungstraining" ein Patchwork-Produkt, denn es besteht aus zahlreichen, grundsätzlich eigenständigen Beiträgen, die erst durch die Einbindung in die ordnende Struktur des Buches einen inhaltlichen Zusammenhang entwickeln. Die Beiträge stammen aus Vorlesungen an der Schachschule der beiden genannten Buchautoren wie auch aus Artikeln, die dem mit dem Buch verfolgten Zweck dienen und thematisch passen. Diese Artikel stammen teilweise aus der Feder anderer Verfasser, beispielsweise von Dolmatow und Rasuwajew.
Das Buch ist in fünf Teile gegliedert. Insgesamt 16 Artikel sind darunter eingebunden. Die genannten fünf Teile tragen die folgenden Überschriften:
- Allgemeine Prinzipien des Spiels in der Eröffnung
- Aufbau eines Eröffnungsrepertoires
- Neue Züge
- Die Anfangszüge als Teil des Ganzen
- Über die Kreativität unserer Schüler.
Der erste Teil dient besonders dem Ausbau des Schachverständnisses, während die Teile 2 und 3 dem Aufbau eines eigenen, und zwar zum Spieler passenden Repertoires dienen. Weiterhin geht es dabei um die Entwicklung neuer, überraschender Züge und das Einstellen auf einen nächsten Gegner bzw. die Vorbereitung auf ein Turnier. Der vierte Teil widmet sich ganzheitlichen Aspekten der Eröffnungsbehandlung, insbesondere den Einflüssen der Eröffnung auf die Stellungen im Mittelspiel und auch im Endspiel. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Spieler in diesen beiden Phasen der Partie das erhält, was er mit seinen Aufbauentscheidungen in der Eröffnung prägestaltet hat.
Die einzelnen Beiträge sind eine Mischung aus viel Text in der Form von Erklärungen und Erläuterungen, analysierten und kommentierten Partien und Partiefragmenten, Übungen und teilweise Lehrsätzen. Als Ganzes ist das Werk als Schulungs- und Trainingsbuch so qualifiziert, wie die Namen Jussupow und Dworetzki, als Lehrmeister der Spitzenklasse bekannt, dies versprechen. Es ist aktuell, auch wenn in einem Beitrag auf einen zukünftigen Einfluss von Spitzen-Engines auf die Eröffnungsentwicklung hingewiesen wird, der inzwischen längst Realität geworden ist.
Das Buch ist robust, es wird in einer gebundenen Form und mit einem festen Einband ausgeliefert. Ein Lesebändchen, das dem Leser beim Markieren der aktuell von ihm erreichten Seite hilft, ist das I-Tüpfelchen auf einen sehr guten Gesamteindruck.
Fazit: "Effektives Eröffnungstraining" ist ein qualifiziertes Schulungs- und Trainingsbuch für den fortgeschrittenen Spieler. Es vermittelt Eröffnungsverständnis, nicht aber auswendig zu lernende Varianten. Im Ergebnis macht es den Leser selbstständiger und präpariert ihn für die Eröffnungsbehandlung "off road".
Rezension von Frank Große im November 2005 "Der Schlüssel zum Erfolg liegt nicht im mechanischen Behalten der Eröffnungsdaten, sondern im Aneignen des geistigen Reichtums des Schachspiels, im Wachsen der Schachkultur.", verkündigt das Werk im Vorwort. Die Rezension verrät, wie die Autoren den Weg zum Schlüssel vermitteln.Die mir hier vorliegende 4. Auflage eines Klassikers der allgemeinen Eröffnungsliteratur weiß sofort durch den Einband zu gefallen - ein positives Kennzeichen für viele Neuauflagen im Beyer Verlag. Das Autorenteam, um den in Deutschland sehr bekannten GM Artur Jussupow und Trainer Mark Dworezki hat sich mit diesem Werk die Aufgabe gestellt Spielern, die über das Einsteiger-Niveau hinausgewachsen sind (wie auch der Zusatz "für Fortgeschrittene" im Titel verrät) einen Ratgeber zur effektiven Eröffnungsbetrachtung zur Seite zu geben.Vornweg sei gesagt, dass das Buch sich von der herkömmlichen, monographienhaftigen Art der Eröffnungsbücher unterscheidet, in dem es weder eine Monographie darstellt, noch eine "Werbebroschüre" für die "perfekte" Eröffnung sein möchte. Der Weg für den ambitionierten Spieler zur Horizonterweiterung seines Eröffnungswissens führt über die folgenden Teile des Buches:I)Allgemeine Prinzipien des Spiels in der EröffnungLogik in der EröffnungÜberraschungen in der EröffnungenSchöpferische Lösung irrationaler ProblemePraktische ÜbungMit knapp 100 Seiten wird diesem Teil die meiste Aufmerksamkeit geschenkt.II)Formierung des EröffnungsrepertoiresVorbereitung auf eine PartieSie haben recht, Msr. Labourdonnais!III)Wie Eröffnungsneuerungen geboren werden!"Eröffnungssuche"IV)Probleme des MittelspielsVerbindung zwischen Eröffnung und EndspielAuf den Spuren einer PartieV)Über das Schöpfertum unserer SchülerWie die Überschriften verraten, handelt es sich in diesem Werk um eine systematische Sammlung von Vorträgen, die das Trainingskonzept der beiden Autoren im Bereich der Eröffnungen abdecken. Zur Verdeutlichung dienen zahlreiche ausführlich kommentierte Partien (meist mit Beteiligung der Autoren) aus dem Zeitraum der 80er bis Anfang der 90er. Die Kommentare beinhalten selten ellenlange Varianten, sondern versuchen verbal zu erläutern und Alternativen mit kurzen Zugfolgen zu verdeutlichen. Manche Kommentare waren mir zu "prägnant". Aufgrund des Niveaus der (meisterlichen) Partien ist das Werk aus meiner Sicht nicht für Spieler, die gerade die Züge gelernt haben geeignet! Wer im Buch einen Hinweis á la "Französisch - ein Leben lang" oder derartiges sucht wird nicht fündig, den Eröffnungscharakteristik, eigener Geschmack und persönliche Stärken sollen bei der Wahl des Repertoires in gesundem Verhältnis stehen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Buch ausser zur "Königsindischen Verteidigung im Anzug" kein Augenmerk auf bestimmte Eröffnungen legt. Anzumerken sei noch, dass keine auf Großmeisterebene als "ungesund" geltende Systeme/Partien Einzug in die Partienauswahl gefunden haben, was wiederum für das Niveau der Kapitel spricht ...Im Aufsatz zur Formierung des Eröffnungsrepertoires hätte ich mir speziellere Methoden und Herangehensweisen, z.B. zur Erkennung der eigenen Stärken/Schwächen gewünscht ~ hier fehlt mir etwas "Detailtiefe". Dadurch, dass das Buch nicht im Zeitalter der Computer seine erste Auflage erfahren hat, wirkt der Hinweis eine Eröffnungskartei zu führen etwas altbacken. Nicht jeder Spieler ist heutzutage ein perfekter Computeranwender und weiß die Arbeit mittels Datenbanken etc. gewinnbringend einzusetzen. In diesem Punkt muss das Buch entsprechend passen.Fazit: Insgesamt hat mir das Buch einige Einsichten fernab vom spezifischen Wissen diverser Eröffnungsmonographien vermittelt und versucht eine Lücke zwischen den herkömmlichen Prinzipien der Eröffnung und der Spezialisierung und Arbeit mit dem Beginn der Schachpartie zu schließen, was in vielen Teilen gelingt. Mit dem Werk ist die Thematik aber meiner Meinung nach noch längst nicht erschöpft! Der Leser hat nach der Lektüre aber die analytische Arbeit noch vor sich - die Beiträge haben aber zur Verbesserung des Schachverständnisses beigetragen. Als positiv habe ich auch die "Info-Zeile" am unteren Seitenrand empfunden, welche die aktuell besprochene Partie als Information bereithält. Für Bücher, welche primär die Analyse von Partien zum Inhalt haben eine nachahmenswerte Gestaltungsmethode. Sehr vermisst habe ich Namens-, Partien- und Eröffnungsregister!
Rezension von Heinz Däubler im Dezember 2015
Eine Erfolgsgeschichte geht weiter: In 6. Auflage ist in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag Arthur Jussupow/Mark Dworetski „Effektives Eröffnungstraining für Fortgeschrittene“ erschienen. Die Autoren des Werkes garantieren hohe Qualität. Das Gespann bilden der ehemalige WM-Kandidat und Leiter einer bekannten Schachschule Jussupow, noch heute für die SG Solingen in der 1. Bundesliga am Brett, und sein früherer Trainer, IM Dworetski.
Wie der Titel des Buches andeutet, liegt das Schwergewicht auf dem Eröffnungstraining. Grundlage sind Vorlesungen, die die Autoren und auch andere hochkarätige Mitarbeiter in den Seminaren der Schachschule gehalten haben. Wohltuend und nützlich für den Lernenden ist, dass nicht Eröffnungen technisch abgehandelt werden. Credo der Autoren: Der Erfolg am Schachbrett liegt nicht im mechanischen Auswendiglernen bestimmter Eröffnungen. Diese Intention ist am Aufbau des Werkes deutlich sichtbar. In vier Teilabschnitten werden „Allgemeine Prinzipien des Spiels in der Eröffnung“, Aufbau eines Eröffnungsrepertoires“, „Neue Züge“ und „Anfangszüge als Teil des Ganzen“ angeboten. Ein letzter Abschnitt handelt von der Kreativität ihrer Schachschüler. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Werk, dass die Eröffnung einer Partie nicht isoliert von Mittel- und Endspiel zu betrachten ist. So werden fast durchgängig die besprochen Eröffnungsfragen anhand von Partien aus der Großmeisterpraxis, zumeist solcher aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterlegt. Hervorzuheben ist die klare Gliederung des Werkes durch Balkenüber- und -unterschriften.
Fazit: Ein Werk, das dem fortgeschrittenen Lernenden bei seinem Eröffnungstraining von großem Nutzen sein wird. Sehr empfehlenswert!
„Fallen“ im Schach entziehen sich einer präzisen Definition. Überwiegend handelt es sich um attraktive Abspiele taktischer Natur, die zunächst ungefährlich und häufig verführerisch erscheinen, da sie gutes Spiel oder gar Vorteil versprechen. Doch infolge einer kleinen Unachtsamkeit münden diese schnell in eine mehr oder minder große Katastrophe, zumindest materiell oder positionell nachteilig für das „Opfer“. Fallen gelten zweifellos als besonders reizvoll, wenn sie den Gegner mit List und Tücke ins Verderben locken. Und auch die Schadenfreude, angeblich die schönste aller Freuden, mag unterschwellig dazu beitragen, dass Fallenspielerei im Schach und insbesondere in der Eröffnung vom Betrachter mit einem spezifischen Vergnügen wahrgenommen wird.
Der Autor und nachfolgende Bearbeiter haben für dieses Buch insgesamt 234 Fallen zusammengetragen, geordnet nach Eröffnungen, ausführlich kommentiert und aktualisiert sowie mit gelegentlichen Denksportaufgaben angereichert, und ein einleitendes Kapitel mit weiteren Beispielen vermittelt die Grundgedanken des Fallenspiels. Der Leser erhält hierdurch einen Überblick über die wichtigsten Eröffnungen mit dem Augenmerk auf die Gefahren, die in Gestalt von verborgenen Fallstricken allgegenwärtig lauern können, die er aber nach eingehender Lektüre des Buchs sicher erkennen und umgehen wird, wenn er ihnen am Brett begegnet.
Der Schachmeister Eugène Snosko-Borowski (1884-1954) war ein in Paris lebender Exilrusse, der nach der Russischen Revolution nach Frankreich ausgewandert war und in Deutschland insbesondere durch seine Bücher bekannt geworden ist. Diese waren vornehmlich auf den Vereinsspieler zugeschnitten, sowie in einem gefälligen und flüssigen Stil geschrieben, was ihnen eine außergewöhnliche Popularität verlieh. Zu seinen beliebtesten Werken gehört nach wie vor So darfst Du nicht Schach spielen (in unserem Verlag erhältlich). Aber auch das nun in der 18. Auflage (!) vorliegende Werk über Eröffnungsfallen (deutsche Erstausgabe 1939) ist ein unverwüstlicher Klassiker und hat schon viele Generationen von Schachspielern begeistert.
Diesem wurde eine große Ehrung zuteil. Denn das Werk wurde auf der Webseite die-besten-aller-zeiten.de in der Rubrik Bücher > Hobby & Freizeit > Schachbücher in die Liste der 35 besten Schachbücher aller Zeiten aufgenommen. Eine hohe Auszeichnung, neben den Büchern von Nimzowitsch „Mein System“ oder Tarrasch „Das Schachspiel“ genannt zu werden. Grundlagen für diese Liste sind Expertenempfehlungen, Verkaufszahlen und Lesermeinungen. „Diese Lehrbücher und Bestseller besitzen teilweise Kult-Charakter gehören nach Ansicht vieler Schachprofis einfach in das Regal jedes wirklich ambitionierten Turnier- bzw. Hobbyspielers“ – so ein Zitat, der Webseite entnommen.
136 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2021
Eröffnungsfallen am Schachbrett
Für wen ist dieses Buch gedacht?
"Eröffnungsfallen am Schachbrett“ richtet sich an Vereinsspieler, die ihre Praxis erweitern wollen. Die Beispiele in dem Buch sollen den Gegner mit List und Tücke ins Verderben locken, hierzu gibt es einen Überblick über die gängigen Eröffnungen mit Blick auf die Gefahren von Fallen.Wer ist der Autor?
Eugéne Snosko-Borowski lebte von 1884 bis 1954. Hervorgehoben werden in der Schachliteratur seine Siege über den herausragenden Spieler und Weltmeister José Raúl Capablanca. Snosko-Borowski nahm am Russisch-Japanischen Krieg, sowie am Ersten Weltkrieg teil. Im Zuge der Russischen Revolution schloß er sich der Weißen Armee an und floh 1920 nach Paris. Seine beste historische Elo-Zahl war 2613 im Dezember 1914.
Welche Bücher hat Snosko-Borowski geschrieben?
Dazu zählen unter anderem „Entwicklungswege der Schachpartie“, „Das Mittelspiel im Schach“, „So darfst du nicht Schach spielen“, „Wie man ein brillanter Schachspieler wird“ und „Wie man Schachendspiele spielt“.
Was wird in „Eröffnungsfallen am Schachbrett“ geboten?
Zunächst einmal ein auffälliges Cover. Vor den weißen Figuren tut sich in den davor liegenden Feldern der Boden auf und Flammen züngeln hervor. Damit wird die Fallen-Thematik visuell umgesetzt. Inhaltlich lässt der Autor Unsinnigkeiten und Spielereien wie 1. g4? e5 2.f3?? Dame h4 matt schnell hinter sich und präsentiert Gefahren im Anfangsstadium einer Partie, deren Ziele nicht nur Verwicklungen sind, die zu einem schnellen Kontersieg führen können. Snosko-Borowski gibt ebenso Hinweise, die zu einem Materialgewinn oder Wendungen führen können, die schließlich zum Sieg führen. „Matt ist nicht die einzige Absicht, die ein Spieler verfolgen kann“, heißt es in dem Buch.
Welche konkreten Beispiele werden behandelt?
Der Autor und nachfolgende Bearbeiter haben insgesamt 234 Fallen zusammengetragen, nach Eröffnungen geordnet, aktualisiert und mit einleitenden Anmerkungen eröffnet. Dabei werden Offene Spiele, Halboffene Spiele, Geschlossene Spiele und Moderne Eröffnungen abgedeckt. Zwölf Positionsfallen ergänzen das Portfolio.
Fazit: Die Eröffnungsfallen helfen, einen Gegner zu besiegen. Über 50 eingestreute Fragen mit Antworten zum Thema runden das kurzweilige Buch ab.
Rezension:
Wenn ein Schachbuch in einer 17. Auflage erscheint, dann muss es gut sein. Und historische Wurzeln muss es auch haben, denn die vorherigen Auflagen werden sich nicht nur innerhalb von ein paar Wochen verkauft haben. Und so ist es auch bei „Eröffnungsfallen am Schachbrett“ von Eugéne Snosko-Borowski, dessen erste deutsche Auflage im Jahre 1939 auf den Markt gekommen ist. Neu erschienen ist es im Joachim Beyer Verlag als Imprint des Schachverlag Ullrich.Was ist eine Falle, was ist keine, sondern vom Gegner einfach nur schlecht gespielt? Um diese Frage beantworten zu können, muss zunächst eine Definition des Begriffes „Falle“ her. Der Rückentext des Werkes gibt sie uns. Danach handelt es sich bei Fallen überwiegend „um attraktive Abspiele taktischer Natur, die zunächst ungefährlich und häufig verführerisch erscheinen, da sie gutes Spiel oder gar Vorteil versprechen. Doch infolge einer kleinen Unachtsamkeit münden diese schnell in eine mehr oder minder große Katastrophe, zumindest materiell oder positionell nachteilig für das ‚Opfer’“.In „Eröffnungsfallen am Schachbrett“ haben der Autor des Urwerkes und Bearbeiter nachfolgender Ausgaben insgesamt 234 solcher Fallen zusammengetragen. Sie sind eröffnungsthematisch sortiert und werden jeweils mit ihrer vollen Zugfolge dargestellt. Die Darstellung entspricht also dem Anfang einer kommentierten Partie, denn der Leser bekommt natürlich über die reine Zugfolge hinaus auch noch Hinweise, Erklärungen und kurze Analysevarianten. Unregelmäßig eingestreut findet er zudem noch insgesamt 53 Fragen im Text, deren Beantwortung ihm zu einem besseren Verstehen verhelfen soll und für die er die Lösungen gesammelt am Ende des Buches findet.Unterteilt ist das Werk in sechs Teile mit den folgenden Überschriften:I. Grundgedanken einiger FallenII. Offene SpieleIII. Halboffene SpieleIV. Geschlossene SpieleV. Moderne EröffnungenVI. Positionsfallen.Im 1. Teil werden einfache theoretische Hinweise gegeben, die für eine Reihe von Fallen Gültigkeit besitzen. So wird das Manöver eines Dameschachs von h4 bzw. h5 aus erläutert oder die Schwäche des Feldes f2 bzw. f7 thematisiert.Unter „Moderne Eröffnungen“ im 5. Teil fallen vor allem die Indischen Verteidigungen. Im 6. Teil werden unter „Positionsfallen“ solche Abspiele behandelt, die auf positionelle Konsequenzen abzielen, beispielsweise auf das Aussperren einer gegnerischen Figur vom Spiel.Eröffnungsfallen sind auch deshalb attraktiv, weil sie einen schnellen Vorteil in der Partie versprechen. Sie zu kennen heißt sie bei Gelegenheit einsetzen zu können, heißt aber auch sie vermeiden zu können, wenn der Gegner sie anstrebt.Sicherlich wäre es eine naive Vorstellung, die allesamt im Buch vorgestellten Fallen auswendig lernen zu können, um zu schnellen Siegen zu kommen. Soweit sie aber nach dem eigenen Repertoire des Spielers eine praktische Relevanz besitzen, also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in seiner Partie auf das Brett kommen können, sollte er sich sehr wohl als aktiv wie auch passiv Beteiligter gut damit auskennen.
„Eröffnungsfallen am Schachbrett“ hat auch einen hohen Unterhaltungswert. Es ist locker geschrieben, enthält zu den oben genannten Teilen wie auch zu einzelnen Eröffnungen wie einzelnen Fallen selbst zusätzlich textliche Informationen und bedient auch noch eine uns Menschen implementierte Art der Freude, die Schadenfreude. Hier kann man sie ausleben, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Das Buch ist in der bekannt guten technischen Qualität des Verlages gefertigt worden. Ein fester Einband wird auch dann noch standhalten, wenn es hunderte Male aus dem Regal gezogen worden ist. Es gibt eine anspruchsvolle Bindung und auch ein Lesebändchen fehlt nicht. Druck und Papier sind „top“.
Fazit: „Eröffnungsfallen am Schachbrett“ ist ein Klassiker, der in seiner 17. Auflage neu auf den Markt gekommen ist. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Buch in das Regal jedes Turnierspielers gehört, und soweit die darin abgebildeten Eröffnungsfallen in seinem Repertoire liegen, gehört deren ausreichende Kenntnis in seinen Kopf.Natürlich kann ich dieses Werk zum Kauf empfehlen.
Uwe Bekemann, Januar 2015
Ein Hauptproblem jedes 1.e4–Spielers ist das grundsolide 1...e5. Dagegen gilt Spanisch als Hauptantwort, aber ein Nachteil ist, dass Schwarz viele verschiedene Konzepte zur Verfügung stehen, was zu einem großen Theorieberg führt, der ständig weiter wächst.Die Autoren Karsten Müller und Georgios Souleidis schlagen mit der Italienischen Eröffnung mit c3 und d3 einen alternativen Weg ein, der eine ähnlich Grundstrategie verfolgt, aber weniger Gegenoptionen zulässt und daher bei vielen Clubspielern sehr beliebt ist. Das ist allerdings keine Überraschung, denn es handelt sich um eine sehr natürliche Eröffnung mit viel Tradition. Weiß entwickelt auf sehr natürliche Weise seine Figuren, bringt schnell seinen König in Sicherheit und kämpft von Beginn an um das Zentrum. Das sind die basalen Regeln fast jeder Eröffnung und das sind die Regeln, die Schachtrainer ihren Schützlingen beibringen sollten. Doch die weiße Strategie ist sogar so nachhaltig, dass immer mehr starke Spieler zu ihr greifen. Selbst Weltmeister Magnus Carlsen hat sie in sein Repertoire aufgenommen.Neben dem theoretischen Teil, der ein weißes Komplettrepertoire nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 bietet, haben die Autoren noch viele lehrreiche Musterpartien analysiert, taktische und strategische Aufgaben eingebaut, typische Endspiele unter die Lupe genommen und explizite Antworten auf die Vorschläge in aktuellen Schwarzrepertoirebüchern ausgearbeitet. AutorenGroßmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet. Georgios Souleidis (1972) ist ein Internationaler Meister aus Hamburg, der als Schachtrainer und Autor arbeitet und schon lange erfolgreich Italienisch spielt.
280 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2019
Die Stellung auf dem Buch-Cover „Italienisch mit c3 und d3“ zeigt auf einen Blick, worum es geht. Nach 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 und 3. Lf1-c4 ist die Startstellung erreicht, wobei die Italienische Partie durch den Zug Lf8-c5 vervollständigt wird. Von dieser Stellung aus, so die Autoren, Großmeister Karsten Müller und Internationaler Meister Georgios Souleidis, wird alles weitere entwickelt – im Mittelpunkt stehen die weißen Folgezüge c3 und d3.
„Solide und giftig“ heißt es im Untertitel des Buches. Solide, weil immer mehr Spieler erkannt hätten, dass sie mit Weiß eine Eröffnung finden müssen, wo die Pläne einfach und trotzdem harmonisch sind, schreibt der 25-jährige Schachgroßmeister Anish Giri im Vorwort. Giftig, weil der weiße Läufer anstatt 3. c4 auf b5 zwar direkt mehr Druck ausübt, Schwarz in dieser Eröffnungsphase aber deutlich mehr Auswahl hat, so die Autoren. Die Italienische Partie mit c3 und d3, um später d4 folgen zu lassen, bewahre dagegen für Weiß die Initiative und sei für Schwarz nicht einfach zu handhaben.
Über c3 und d3 gibt es unterschiedliche Auffassungen. Während Paul Keres, einer der stärksten Spieler des 20. Jahrhunderts, d2-d3 als ruhigste Forstsetzung (giuoco pianissimo) bezeichnete, die Schwarz vor die wenigsten Problem stellt, sah Schachtheoretiker Siegbert Tarrasch c2-c3 als starke Drohung für das Zentrum. Ein Sieg-Garant ist c3 und d3 nicht, wie die Partie zwischen dem damals amtierenden Weltmeister Garri Kasparow und dem französischen Schachgroßmeister Joël Lautier 1994 beim Turnier von Linares zeigt. Kasparow (Weiß) verlor die Partie in 29 Zügen und hatte 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–c4 Lf8–c5 4. c2–c3 Sg8–f6 5. d2–d3 gespielt.
Gleichwohl eine Ausnahme, weil sich die Grundzüge der Italienischen Partie seit den späten 1970er Jahren rapide entwickelt haben, so die Autoren. Das Buch bietet dann auch zahlreiche Nebenvariante, Alternativen, Springertransfers sowie strategische Aufgaben und Taktikaufgaben an, die sich aus c3 und d3 ergeben.
Fazit: Von wegen giuoco pianissimo. Italienisch mit c3 und d3 kann sich zu einem scharfen Schwert entwickeln, weil es Schwarz von Beginn an weniger Gegenoptionen zulässt. Das Buch zeigt die Wege dahin.
Rezension von Heinz Däubler im September 2017
Hochaktuell
Italienisch mit c3 und d3
Eine beachtliche Renaissance erlebt die Italienische Eröffnung in der jüngsten Großmeisterpraxis. So bekommt das vor kurzem im Joachim-Beyer-Verlag erschienene hochaktuelle Eröffnungsbuch Karsten Müller/Georgios Souleidis „Italienisch mit c3 und d3 – solide und giftig!“ eine besondere Bedeutung, nicht nur deshalb, weil Weltmeister Magnus Carlsen diese Eröffnung in sein Repertoire aufgenommen hat.
Die Autoren – GM Karsten Müller, der bereits mit einer ganzen Reihe erstklassiger Schachbücher in Erscheinung getreten ist und IM Georgios Souleidis, Schachtrainer, Autor und schon lange erfolgreich Italienisch spielend – bieten ein weißes Komplett-Repertoire für die Eröffnungszüge 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 an, wobei sie die Variante 3…Sf6 4.Sg5 des Zweispringerspiels ausklammern. Ausgehend von der Stammvariante 3…Lc5 4.c3 Sf6 5.d3 d6 6.0-0 0-0 7.Sbd2 a6 8.Lb3 La7 9.h3 h6 10.Te1 Te8 11.Sf1 Le6 12.Sg3 Dd7 13.Lc2 d5 werden Zug für Zug Abweichungen unter die Lupe genommen. So werden in Kapitel 1 und 2 Nebenvarianten im 3. und 4. Zug untersucht. Kapitel 3 befasst sich mit dem Zweispringerspiel ohne 4.Sg5. Frühes …d5 wird in Kapitel 4 behandelt. Kapitel 5 hat die Alternativen …Lg4, …f5 und …a5 zum Gegenstand. Der Springerentwicklung nach g6 und h5 gehen Kapitel 6 und 7 nach. Größeren Raum nimmt …Le6 in Kapitel 8 ein. Kapitel 9 zeigt weiße Alternativen wie 2.Lc4, verzögerte Rochade und frühes a4 auf. In Kapitel 10 gehen die Autoren kurz auf das Schwarz-Repertoire verschiedener Autoren ein. 26 strategische Partien und 59 strategische und taktische Aufgaben und deren Lösung beschließen das hochinteressante Werk, zu dessen besserer Übersichtlichkeit aber Gliederungshinweise in den Kopfzeilen nützlich gewesen wären. Kritikpunkt: Strategische Partien und Aufgaben zeigen fast ausschließlich Weißsiege, obwohl Datenbanken eine weiße Italienisch-Erfolgsquote von nur etwa 60 Prozent zeigen.
Fazit: Ein „Must-have“ für den ambitionierten Klubspieler.
Die
Italienische Eröffnung ist eine der ältesten Eröffnungen der Schachgeschichte,
die bereits im 15ten Jahrhundert erwähnt wurde, aber auch heute noch selbst auf
höchster Ebene ein oft gesehener Gast ist, wie zuletzt beim WM-Kampf 2021
zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi.
Zwar hat der
Herausforderer diese Partie verloren, aber allein die Anwendung der
Italienischen Eröffnung zeigt, dass diese auch auf aller- höchstem Niveau eine
ernstzunehmende Waffe ist.
Die
Italienische Eröffnung wird von vielen Weißspielern gewählt, um eine
gehaltvolle Partie zu bekommen. Die Stellungen sind oft weniger konkret und
taktisch als in anderen Eröffnungen, und da sie auch weniger weit ausanalysiert
sind, bietet das moderne Italienisch eine gute Mischung aus unerforschten
Gebieten und positionellem Verständnis.
Mit diesem
Buch verfolgt der Autor das Ziel, Spielern mittlerer Spielstärke die modernen
Ideen der Italienischen Eröffnung zu veranschaulichen.
Dabei werden
solche Stellungen behandelt, die auf dem „langsamen" Plan von Weiß
beruhen, wenn er also einen ruhigen und von positionellen Ideen geprägten
Ansatz wählt.
Es wird nicht
etwa versucht, dem Leser ein vollständiges Repertoire zu bieten, sondern
vielmehr, ihm die Ideen der entstehenden Mittelspielstellungen zu erläutern.
Das Material
umfasst vor allem die Systeme 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 h6
6.0–0 d6 7.Te1 a6 8.a4 La7 9.Sbd2 0–0 10.h3 und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6
4.d3 Lc5 5.c3 d6 6.0–0 0–0 7.h3 h6 8.Te1 a5, von denen besonders letzteres in
der aktuellen Praxis enorm an Popularität gewonnen hat.
123 Seiten,
kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im September 2022
Das neue Buch
„Italienische Eröffnung für Weiß - Planfindung und strategisches Verständnis“
hinterlässt auf den ersten Blick einen recht indifferenten Eindruck.
Zuerst einmal
erfährt man in der Einleitung leider nichts über den Autor und seinen
schachlichen Werdegang, was immer schade ist.
Ein Vorwort,
das den Autor persönlich greifbarer macht, tut eigentlich jedem Buch gut.
Das
Eingangs-Zitat von Bernd Laubsch zu Italienisch-Strukturen mit d3 ist meiner
Ansicht nach unglücklich verallgemeinernd und umgangssprachlich gewählt.
Welche Struktur
ist schon wirklich leicht zu spielen?
Isolierte
Damenbauern, hängende oder rückständige Bauern sehen auch unscheinbar aus, sind
es aber keinesfalls.
Auch seine
Aussage „Vereinsspieler wissen nicht, was sie tun“ erscheint fragwürdig. – Ich
kenne Vereinsspieler mit IM- oder sogar GM-Titel, die sehr wohl wissen, was sie
tun.
Die Frage,
warum ausgerechnet Bernd Laubsch zitiert wird, bleibt genauso unbeantwortet wie
diejenige, wer das eigentlich ist und warum er sich zu schachlichen Belangen
äußert. Nun, ich selbst habe dreimal gegen FM Laubsch gespielt und daher sagt
mir sein Name natürlich etwas, aber das geht sicher nicht vielen Lesern seines
Zitats so und sollte daher erklärt werden.
Obwohl es im
Klappentext des Buches heißt, es richte sich an Spieler mittlerer Spielstärke,
werden inhaltlich jedoch nur zwei spezifische Italienisch-Varianten
thematisiert, die meiner Erfahrung nach so gut wie nie bei Spielern mittlerer
Spielstärke aufs Brett kommen: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3
h6 6. 0-0 d6 7. Te1 a6 8. a4 La7 9. Sbd2 0-0 10. h3 und 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3.
Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 d6 6. 0-0 0-0 7. h3 h6 8. Te1 a5
Mir stellt sich
die Frage, warum sich der Autor auf die genannten Varianten beschränkt und
nicht lieber ein reines Mittelspielbuch zu Italienisch-Strukturen mit c3 und d3
herausgebracht hat.
Meiner Meinung
nach hätte das durchaus Sinn ergeben.
Letztlich ist
Justus Bargsten ungeachtet der obigen Kritikpunkte tatsächlich ein ziemlich
gutes Mittelspielbuch zu Italienisch gelungen. Die Beschreibung der
unterschiedlichen Pläne ist didaktisch gut gemeistert, die Partiekommentierung
ist wunderbar ausführlich und geizt nicht mit guten Erklärungen und
Zusammenfassungen. Auch wird man nicht etwa von alternativen Varianten
erschlagen.
Am Ende jedes
Kapitels gibt es zudem jeweils ein Fazit, in dem das zuvor Thematisierte
prägnant resümiert wird.
Justus Bargsten
hat recht gut gezeigt, welches Potenzial als Autor in ihm steckt.
Rezension
von Jörg Palitzsch im August 2022
Eine der
ältesten und beliebtesten Eröffnungen, die es im Schach gibt, ist die
„Italienische Eröffnung“, benannt nach dem Herkunftsland des Schachmeisters
Gioachino Greco, dem bedeutendsten Schachspieler und -theoretiker des 17.
Jahrhunderts.
Sie beginnt mit
den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4.
Die Eröffnung
wird von vielen Spielern mit den weißen Figuren gespielt, um im weiteren
Verlauf eine gehaltvolle Partie zu erreichen.
Autor Justus
Bargsten (Jahrgang 2001) richtet sein Buch „Italienische Eröffnung für Weiß“ an
Spieler mit einer DWZ von 1800 bis 2000, er selbst hat ein Rating von über
2100.
Behandelt
werden Stellungen, die auf einem „langsamen“ Plan von Weiß beruhen und sich
nicht an einem der vielen Gambits wie etwa dem Evans-Gambit nach 3… Lc5 4. b4
versuchen.
Gewählt wurden
ein von positionellen Ideen geprägter Ansatz, auch soll nicht versucht werden,
dem Leser ein vollständiges Repertoire an die Hand zu geben. Er soll vielmehr
in die entstehenden Mittelspielstellungen geführt werden.
Dabei ist die
einfache und klare Figurenentwicklung von Italienisch eine gut brauchbare
Eröffnung für Einsteiger.
An diesem Punkt
setzt Justus Bargsten an, er bietet Pläne an, etwa, wenn der schwarze Bauer auf
a6 und der Läufer früh auf e6 gezogen wird. Um das strategische Verständnis zu
schärfen, sind entsprechende Partien und Aufgaben aufgeführt.
Hilfreich ist
immer ein Fazit des Autors, das sich jeder Partie anschließt.
Dabei werden im
Prinzip drei Schwerpunktthemen abgebildet: Das Spiel am Damenflügel, das Spiel
im Zentrum und das Spiel am Königsflügel. Anhand der schwarzen Systeme legt der
Autor fest, unter welchen Bedingungen Weiß sein Spiel in die eine oder andere Richtung
lenken kann. Dies ist ein echter Mehrwert. Nicht nur für Spieler, die die
Italienische Eröffnung bevorzugen, sondern auch für Spieler, die diese
Eröffnung in ihr Repertoire aufnehmen wollen.
Justus Bargsten
hat sich in seinem Buch in ein Eröffnung-Thema vertieft, ohne es zu überladen.
Er zeigt, wie kleine Veränderungen sehr schnell zu Veränderungen eines ganzen
Stellungsbildes führen können und bietet zum Gegensteuern Lösungen an. Und bei
allem zeigt er, dass die Italienische Eröffnung eine ernstzunehmende Waffe ist.
Es bleibt abzuwarten, wie er das nächste Schachthema angeht.
Dieses Buch enthält ein Eröffnungsrepertoire mit 60 Varianten, in
denen sich für den Repertoirespieler Möglichkeiten zu einem raschen
Gewinn ergeben, mindestens aber zu spürbarem Vorteil. Der Fokus des
Repertoires liegt auf den von den Gegnern am häufigsten gespielten
Varianten und dort auf Zügen, die zwar häufig gespielt werden, die aber
trotzdem mehr oder weniger große Fehler sind. Die weitaus meisten dieser
Varianten sind nicht in den gängigen Fallensammlungen enthalten. Schon
das macht den Text zu einem Gewinn für den Leser.
Die erwähnten Fehler werden von stärkeren Spielern mit Elo über
2000 nicht oder kaum gemacht, aber die Datenbanken zeigen, dass sie im
Klubspielerbereich deutlich häufiger vorkommen. Dies hat der Autor in
seiner Turnierpraxis mit über 1000 Turnierpartien in den letzten 20
Jahren bestätigt gefunden. Es zeigt sich, dass geeignete Stellungen eher
in aggressiven Varianten vorkommen. Daher empfiehlt das Repertoire für
Weiß die offenen Eröffnungen 1.e4 mit 35 Varianten. Für den
Schwarzspieler bietet das Repertoire chancenreiche Antworten gegen 1.e4
im Marshall-Gambit 1...d5 2.exd5 Sf6 oder gegen 1.d4 im Winawer-Gambit
1...d5 2.c4 c6 3.Sc3 e5 und in anderen, insgesamt 25 Varianten. In allen
Varianten ergeben sich bei der Widerlegung der Fehler attraktive
Kombinationen, mit denen der Leser auch seine taktischen Fähigkeiten
üben kann.
Der Wert dieses Buches liegt in der vorteilhaften Auswertung von
Partie-Datenbanken mit Hilfe der Schach-Engine Stockfish und in der
geschickten Fokussierung auf die häufigsten gegnerischen Züge. Das so
entstandene Repertoire hat mit 60 Varianten eine überschaubare Größe und
ermöglicht es dem Repertoirespieler dennoch, für ein Maximum an
Eröffnungsstellungen gut vorbereitet zu sein.
172 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
Der
Autor Thomas Mack liefert mit „Wege zu raschem Gewinn“ ein
ambitioniertes Werk, das sich an Schachspieler richtet, die nicht nur
ihre Eröffnungskompetenzen verbessern, sondern auch gezielt auf
schnellen Vorteil oder direkten Sieg ausgerichtete Strategien
verfolgen möchten. Mit Hilfe von Stockfish und Datenbankanalysen hat
der Autor 60 Eröffnungsvarianten ausgewählt, die er als besonders
erfolgversprechend einstuft – sei es durch taktische Fallen,
positionelle Überlegenheit oder überraschende Wendungen.
Das
Buch ist klar in zwei Hauptteile gegliedert: ein Repertoire für Weiß
und eines für Schwarz. Diese Gliederung erleichtert dem Leser den
Zugang zu den relevanten Abschnitten, je nachdem, welche Farben er
spielen möchte.
Der
Weißspielende wird mit einem fokussierten 1.e4-Repertoire
ausgestattet, das insgesamt 35 Varianten umfasst. Mack setzt hierbei
auf offene Spiele, die auf schnelle Initiative und dynamisches Spiel
abzielen. Neben bekannten Eröffnungen werden auch seltenere
Varianten beleuchtet, die häufig unterschätzt werden. Die
präsentierten Ideen sind darauf ausgelegt, Gegner frühzeitig aus
der Theorie zu bringen und taktische Chancen zu eröffnen.
Für
Schwarz hat Mack 25 Varianten vorbereitet, die gezielt auf aktives
Gegenspiel ausgerichtet sind: Gegen 1.e4 wird das Marshall-Gambit
empfohlen, das für seine scharfen und unausgeglichenen Stellungen
bekannt ist. Mack erklärt präzise, wie Schwarz Druck aufbauen und
gleichzeitig dynamische Chancen nutzen kann. Gegen 1.d4 wird das
Winawer-Gambit vorgeschlagen – eine überraschende Wahl, die viele
Gegner unvorbereitet treffen dürfte. Auch hier liegt der Fokus auf
aktivem Gegenspiel und taktischen Möglichkeiten.
Das
Buch richtet sich vor allem an Vereinsspieler und ambitionierte
Amateure, die regelmäßig gegen Gegner antreten, die weniger tief in
den Feinheiten der Theorie stecken. Die Varianten sind so konzipiert,
dass sie nicht nur in Blitz- und Schnellschachpartien, sondern auch
in längeren Formaten ihre Wirkung entfalten können.
Die
Stärken liegen in der Praxisorientierung. Die Varianten wurden nicht
nur auf ihre theoretische Plausibilität, sondern auch auf ihre
praktische Anwendbarkeit hin überprüft. Mack demonstriert, wie
diese Eröffnungen in realen Partien zu raschem Erfolg führen
können. Dank der engen Zusammenarbeit mit der Engine
Stockfish sind die vorgeschlagenen Varianten auf dem neuesten Stand
der Theorie. Das Buch bietet darüber hinaus sowohl aggressive
als auch positionelle Optionen, wodurch Spieler mit unterschiedlichen
Stilpräferenzen angesprochen werden.
Mit 60 Varianten
verlangt das Buch von den Lesern ein erhebliches Maß an
Lernbereitschaft. Für Spieler, die lieber mit wenigen Hauptlinien
arbeiten, könnte dies eine Herausforderung sein. Und da
viele der vorgeschlagenen Varianten auf taktischen Schärfen beruhen,
könnten sie gegen sehr gut vorbereitete Gegner riskant sein.
„Wege
zu raschem Gewinn“ klingt wie eine Verheißung. Das Buch ist bei
allem aber ein herausragendes Eröffnungsbuch, das eine erfrischend
offensive Herangehensweise an das Schachspiel bietet. Es ist ideal
für Spieler, die bereit sind, Risiken einzugehen, um schnelle
Vorteile zu erzielen. Mit 60 detailliert analysierten Varianten
liefert Thomas Mack ein umfassendes und durchdachtes Repertoire, das
sowohl für Weiß- als auch für Schwarzspieler zahlreiche neue
Möglichkeiten eröffnet. Wer sich auf das intensive Studium dieser
Eröffnungen einlässt, wird mit kreativen und effektiven Ideen
belohnt – und möglicherweise mit einer höheren Gewinnquote am
Brett.
Rezension
von Stefan Liebig im Oktober 2024
In
Thomas Macks „Wege zu raschem Gewinn“ erwartet die Leser ein
umfassendes Eröffnungsrepertoire mit beeindruckenden 60 Varianten,
die dem Repertoirespieler eine hervorragende Chance auf rasche
Gewinne oder zumindest spürbare Vorteile bieten. Der Fokus liegt auf
den am häufigsten gespielten Eröffnungen der Gegner und
konzentriert sich dabei auf Züge, die zwar oft gespielt werden,
jedoch mehr oder weniger gravierende Fehler enthalten. Viele dieser
Varianten sind nicht in den üblichen Fallensammlungen
zu finden, was das Buch zu einem wertvollen Gewinn für jeden
Schachenthusiasten macht.
Die
im Buch erwähnten Fehler sind im Allgemeinen von stärkeren Spielern
mit einem Elo über 2000 kaum zu erwarten, jedoch zeigen Datenbanken,
dass sie im Bereich der Klubspieler deutlich häufiger auftreten. Der
Autor hat dies in seiner eigenen beeindruckenden Turnierpraxis mit
über 1 000 Partien in den letzten zwei Jahrzehnten bestätigt. Es
zeigt sich, dass besonders in aggressiven Varianten geeignete
Stellungen häufiger vorkommen. Daher empfiehlt das Repertoire für
Weiß die offenen Eröffnungen mit 1.e4 und 35 abwechslungsreichen
Varianten. Für Schwarz gibt es chancenreiche Antworten gegen 1.e4 im
Marshall-Gambit (1...d5 2.exd5 Sf6) oder gegen 1.d4 im Winawer-Gambit
(1...d5 2.c4 c6 3.Sc3 e5), sowie in anderen, insgesamt 25 Varianten.
In
allen diesen spannenden Abspielen ergeben sich bei der Widerlegung
der Fehler attraktive Kombinationen, die dem Leser helfen, seine
taktischen Fähigkeiten spielerisch zu verbessern. Der wahre Wert
dieses Buches liegt in der Auswertung von Partiedatenbanken mithilfe
der leistungsstarken Engine Stockfish. Durch die geschickte
Fokussierung auf die häufigsten Züge der Gegner wird ein
praktisches Repertoire geschaffen, das mit 60 klar strukturierten
Varianten eine überschaubare Größe hat und dennoch dafür sorgt,
dass der Repertoirespieler bestens vorbereitet in die Partie geht.
Der
Autor wählt einen wirklich interessanten Ansatz und bringt so ein
komplettes Repertoire in einem relativ dünnen Buch unter. Die
übersichtliche Anordnung macht es zudem zu einem praktischen,
schnell einsetzbaren Nachschlagewerk.
Überarbeitete und ergänzte Auflage 2020 „1.d4 siegt!“ stellt ein in sich geschlossenes Repertoire bereit, das den Spieler mit Weiß nach seinem Doppelschritt mit dem Damenbauern auf jede plausible Antwort des Gegners qualifiziert reagieren lässt. Unsere Autoren haben ihre Empfehlungen so ausgesucht, dass der Leser den Weiten der Eröffnungstheorie ausweichen kann. Die im Werk aufgenommenen Linien erlauben Weiß ein initiatives und aktives Spiel. Zumeist versprechen sie zudem einen Eröffnungsvorteil. „1.d4 siegt!“ bietet: – Aussichtsreiche Systeme und Varianten abseits der Theoriefülle– Darstellung und Erörterung von Ideen und Plänen– Erkenntnisse aus aktuellen Turnieren, auch im Fernschach– Ausgewählte kommentierte Partien zur Praxisschulung. Nach „Königsgambit – richtig gespielt“ (2012), „Italienische Partie – richtig gespielt“ (2013) und „1.e4 siegt!“ (2013) ist dies das vierte gemeinsame Werk des Autorenduos Konikowski/Bekemann. Konikowski ist FIDE-Meister und als Autor einer großen Zahl exzellenter Eröffnungsbücher bekannt. Bekemann ist Nationaler Fernschachmeister (Bronze), PR-Manager des Deutschen Fernschachbundes e.V. und Autor von Gambitbüchern. 432 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2020
Wer den soliden Auftakt einer Partie bevorzugt, der zieht d2-d4, und bewegt sich damit in der Gruppe der Geschlossenen Spiele. Die Öffnung der Linien erfolgt meist später – oder gar nicht. Die zahlreichen Vorteile dieser Eröffnung beschreiben das Autorenduo Jerzy Konikowski, FIDE-Meister, und Uwe Bekemann, Nationaler Fernschachmeister und Autor von Gambitbüchern, in ihrem überarbeiteten und ergänzten Buch „1. d4 siegt!“. Mit d2-d4 werden aussichtsreiche Varianten abseits der Theoriefülle geboten und sollen den Spieler mit Weiß letztendlich in die Lage versetzen, die heute kaum noch überschaubare Fülle der theoretischen Eröffnungen „links liegen zu lassen“, heißt es im Vorwort.
Glaubt man einer Internet-Statistik, ist die Verbreitung der Geschlossenen Spiele mit der Eröffnung d2-d4 und der Antwort d7-d5 Schwankungen unterworfen. Von 1901 bis 1935 wurden 28 Prozent der Partien damit begonnen, von 1935 bis 1998 nur noch 15 Prozent. Der Eröffnungszug d2-d4 bei den Geschlossenen Spielen lag im ersten Zeitraum – ohne die Antwort d7-d5 – bei 16 Prozent, im zweiten Zeitraum bei 23 Prozent. Was dem Inhalt des Buches entgegenkommt.
So haben sich die Autoren auf Wege konzentriert, die von Weiß als Anziehenden bestimmt werden und den Gegner überraschen. Dieser wird, so das Ziel, aus seiner Komfortzone gezogen und findet sich in einem ungewöhnlichen Eröffnungsbereich wieder in dem er nicht heimisch ist – d2-d4 dagegen sehr wohl. Konikowski und Bekemann haben dafür insgesamt 51 Partien gesichtet und bewertet, die sich auf 64 Seiten niederschlagen. Darunter auch Fernschachpartien, wo der Erfolg sehr stark von der Wahl einer aussichtsreichen Eröffnung abhängt.
Wie schnell man sich mit der Antwort von Schwarz mit d5 auf den ersten weißen Zug d4 Vorteile erspielen kann, zeigen Abspielbeispiele, unter anderem der Slawischen-, als auch der Tschigorin-Verteidigung. Die von den Autoren angesprochenen „Wege“ münden für Weiß in ein aktives und entwicklungsstarkes Spiel. Weitere Beispiele sind unter anderem das Budapester Gambit und Wolga Gambit, bei denen Schwarz auf d4 mit Sf6 antwortet.
Fazit: Wer sich auf 1. d4 einlässt, findet in diesem Buch eine Fülle von Anregungen. Man sollte sich allerdings Zeit dafür nehmen. Viel Zeit.
Überarbeitete und ergänzte Auflage 2020
1. e4 siegt! – ein selbstbewusster und viel versprechender Buchtitel! Er steht konsequent für den Inhalt des Werkes. Weiß beginnt die Partie mit 1. e4 und spielt zielstrebig auf einen Eröffnungsvorteil. Mit 1. e4 wählt Weiß nicht nur den beliebtesten Anfangszug schlechthin, er verschafft sich damit auch beste Aussichten auf den Erhalt der Initiative und auf ein kombinationsreiches Spiel. Auf nahezu allen Wegen, die Schwarz danach einschlägt, liegt eine Fülle an Theorie vor. Einem sehr guten Reiseführer gleich führt „1. e4 siegt!“ den Leser durch das Gelände, stets darauf bedacht, ihn zugleich an die besten Plätze zu geleiten und dabei den Massentourismus zu meiden. Die Vorteile sind vielgestaltig: Dem Leser wird ein sorgfältig ausgewähltes und recherchiertes Komplettrepertoire an die Hand gegeben, aus der Sicht von Weiß geschrieben und auch für Schwarz von Nutzen. Die aufgenommenen Varianten versprechen vollwertiges Spiel und zumeist einen Eröffnungsvorteil. Sie liegen abseits der Modeströmungen, gehen deshalb der Theorieflut aus dem Weg und versprechen einen Überraschungseffekt. Das Repertoire bricht mit herkömmlichen Tabus. Es scheut auch nicht eine Abkehr von „eisernen Regeln“ des Schachs. Wenn beispielsweise ein guter Grund dafür spricht, die Dame frühzeitig in den Kampf zu führen, dann ist genau dies auch die Empfehlung der Autoren. Ein besonderer Hinweis gilt den insgesamt 78 Partien im Buch. Diese sind sehr sorgfältig ausgesucht worden. Entscheidend für die Auswahl war weniger das Jahr, in dem sie gespielt wurden, als der Gewinn, den der Leser aus ihnen ziehen kann. Wenn beispielsweise in einer älteren Partie ein markanter Fehlgriff zum Verlust führte, so wird vor allem dies lehrreich sein für den Leser. Wer „historische“ Fehler kennt, kann gleichartige Fehler in den eigenen Partien vermeiden. Das Werk enthält daher besonders instruktive Partien aus allen Epochen. Jerzy Konikowski ist FIDE-Meister und als Autor einer großen Zahl exzellenter Eröffnungsbücher bekannt. Bekemann ist Nationaler Fernschachmeister (Bronze), PR-Manager des Deutschen Fernschachbundes e.V. und Autor von diversen Gambitbüchern.
288 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im November 2020
Neben ihrem Buch über den Eröffnungszug d2-d4 hat sich das Autorenduo Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann unter dem Titel „1. e4 siegt!“ mit dem Eröffnungszug des Königsbauern beschäftigt. Die erweiterte und überarbeitete Ausgabe bietet in 13 Kapiteln insgesamt 83 Partien, in denen nach e2-e4 von Schwarz mit einer fast unüberschaubaren Palette von Möglichkeiten ganz unterschiedliche Antworten gegeben werden können.
Die Autoren greifen in ihrem Vorwort auf ein sehr bildhaftes Beispiel zurück, warum e2-e4 nicht nur ein guter, sondern der am weitest verbreiteten Eröffnungszug ist. Er sei das passende Teil im Besteck des Spielers, der die Chance auf das offene und kombinationsreiche Spiel sucht. Und es sei der Schuss, der dem Torwart beim Elfmeter eine Parade abverlangt - „den 1. e2-e4 trifft immer“.
Bei allem gebührendem Respekt – wenn es nur so einfach wäre wie im Buchtitel versprochen. Der Zug e4, und dies wird bei der Lektüre des Buches sehr deutlich, ist vielmehr wie ein erster Schritt in ein großes Schach-Abenteuer, bei dem man aber auch nicht weiß, wie es endet. Um diese Ungewissheit in allen Varianten auszuräumen, haben die Autoren allen Fleiß an den Tag gelegt, um den passionierten Schachspieler durch das Dickicht zu führen.
Dazu gibt es bereits in der Einführung zu allen 13 Kapiteln kurze Erklärungen, die von der Sizilianischen Verteidigung mit c5, über die Aljechin-Verteidigung mit dem Springerzug auf f6 bis zur „Anrempelung“ des weißen Bauern auf e4 durch den Zug von Schwarz mit d7-d5 reichen. Die Skandinavische Verteidigung, die erstmals von dem Spanier Luis Lucena im Jahr 1497 empfohlen wurde. Ergänzend dazu gibt es Erklärungen zu ungewöhnlichen Zügen, die auf e2-e4 folgen. Zum Beispiel a7-a6, der in der frühen Eröffnung bei Weiß zu unüberlegten Handlungen führen kann. Ebenso wie der schwarze Zug b7-b6 (Owen-Eröffnung), der in der Folge den Läufer von c8 auf b7 nach sich zieht und so die Diagonale a8 bis h1 ins Visier nimmt. Die kurzen Erklärungen in der Einführung machen es dem versierten Schachspiel einfach, sich in den längeren Kapitelthemen zu vertiefen, in denen er noch Schwächen hat.
Fazit: Mit dem Buch wird dem Leser ein umfangreiches Spektrum an die Hand gegeben, um mit e2-e4 zum Erfolg zu kommen. Und es bietet auch Schwarz viele nützliche Vorschläge.
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die Königsindische Verteidigung typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich Königsindische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen die weißen
Bauern auf c4, d4 und e4 mit dem Vorstoß e7-e5 (und nicht c7-c5) angegriffen
werden – bzw. solche, die aus dieser Grundstruktur her- vorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise Aufstiegskandidat, Abstiegskandidat,
Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung, einziger Zug – aber auch Scherzartikel und
dergleichen mehr.
168 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Stefan Liebig im November 2024
Wer
sich mit Schacheröffnungen beschäftigt, hat die Qual der Wahl, wenn
es um passende Lehrbücher geht. Doch was, wenn man sich nicht nur
mit den Eröffnungszügen, sondern auch mit der Mittelspielstrategie
befassen möchte, die nach bestimmten Eröffnungen entsteht? Genau
hier setzt der Autor an: Statt allgemeine Mittelspielkonzepte zu
behandeln, konzentriert er sich auf die Königsindische Verteidigung
und die daraus resultierenden typischen Mittelspielstellungen. Das
Buch bietet eine präzise Sammlung von 100 Übungen, die sich
speziell mit den strategischen Mitteln dieser Eröffnung befassen.
Dabei wird der Leser mit Situationen konfrontiert, in denen die
weißen Bauern auf c4, d4 und e4 stehen und der zentrale Vorstoß
e7-e5 eine Schlüsselrolle spielt.
Die
Übungen sind in abwechslungsreiche Themen unterteilt, wie
„Aufstiegskandidat“, „Abstiegskandidat“, „Gewaltmaßnahme“
oder „Druckteigerung“. Diese Herangehensweise macht das Lernen
nicht nur effektiv, sondern auch unterhaltsam. Abgerundet wird das
Ganze durch humorvolle „Scherzartikel“, die das Lernen
auflockern.
Trotz
des Spaßes ist das Buch aber ein Arbeitsbuch, das den Leser aktiv
fordert. Es beginnt mit einer kurzen Einführung und führt dann in
die 100 Aufgaben, die allesamt aus der Königsindischen Verteidigung
stammen. Besonders hilfreich ist es, die Partien ab dem ersten Zug
nachzuspielen, bis hin zur kritischen Mittelspielstellung. So lässt
sich der Übergang aus der Eröffnung in das Mittelspiel direkt
nachvollziehen.
Die
Auswahl der Partien ist hervorragend, und Müller kommentiert
präzise, was dem Leser hilft, ein klares Bild der typischen
Mittelspielpläne zu erhalten. Dieses Arbeitsbuch richtet sich an
Spieler, die sich auf die Königsindische Verteidigung spezialisieren
oder ihre Mittelspielstrategie in dieser Eröffnung vertiefen
möchten. Es ist eine lohnende Lektüre für ambitionierte
Clubspieler und fortgeschrittene Turnierspieler, die von den klar
strukturierten Übungen und der tiefgehenden Analyse profitieren
werden.
Rezension
von Christian Hoethe im August 2024
Großmeister
Karsten Müller setzt seine Reihe der "typischen"
Mittelspielbücher fort und ist nach Französisch, Sizilianisch und
dem Damengambit nun beim faszinierenden Königsinder angekommen.
Auch bei dieser Neuerscheinung handelt es sich um ein
Arbeitsbuch, das den Leser konkret fordert. Der Hamburger Großmeister
setzt auch diesmal ein fortgeschrittenes Spielverständnis
voraus.
Nach einer kurzen Einleitung springt der Autor direkt in
die 100 (!) Aufgaben, die es zu lösen gilt. Dass die besprochenen
Stellungen allesamt dem Königsinder entspringen, sollte dabei
selbsterklärend sein.
Besonders gefällt mir, dass man die
Partien am Brett direkt vom ersten Zug bis zur kritischen
Mittelspielstellung nachspielen kann! Das empfinde ich bis heute als
ideal, muss man so nicht immer wieder mühselig die jeweiligen
Stellungen aufbauen, sondern erfährt auch gleichzeitig etwas über
die Eröffnungsvariante, die zum Diagramm führte. So kann man
beispielsweise das eigene Repertoire teilweise daran orientieren, wie
gut man das jeweilige Mittelspiel zu behandeln verstand.
Die
Auswahl der Partien gefällt mir erneut ausgesprochen gut: Karsten
Müller kommentiert auf den Punkt und verschafft seiner Leserschaft
einen guten Eindruck über die typischen Mittelspiel-Pläne. Genau
das, was man von einem spezialisierten Mittelspielbuch erwartet! Man
merkt es dem Hamburger Großmeister an: er möchte seinen "Schülern"
etwas vermitteln, das im Idealfall noch deren Spielstärke steigert.
Fazit: Auch "Typisch Königsindisch" ist
ein weiteres instruktives Buch dieser Reihe, das hält, was der Titel
verspricht. Was kommt wohl als nächstes? Typisch Nimzo-Indisch,
Spanisch, Grünfeld-Indisch?
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die ‚Französische Verteidigung' typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich französische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen den weißen
Bauern auf d4 und e5 schwarze auf d5 und e6 gegenüberstehen – bzw. solche, die
aus dieser Grundstruktur hervorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die mehr als 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise ‚Aufstiegskandidat', ‚Abstiegskandidat',
‚Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung', ‚einziger Zug' – aber auch
‚Scherzartikel' und dergleichen mehr.
192 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Jörg Palitzsch im November 2024
Großmeister
Karsten Müller, bekannt als einer der renommiertesten Schachautoren,
widmet sich in seinem Buch „Typisch Französisch“ dem speziellen
Aspekt des effektiven Mittelspieltrainings. Das Werk richtet sich an
ambitionierte Vereinsspieler und Fortgeschrittene, die ihr
strategisches Verständnis für typische Mittelspielstellungen
vertiefen möchten.
Das Buch konzentriert sich auf Stellungen,
die aus der Französischen Verteidigung entstehen. Insbesondere
beleuchtet es Szenarien, bei denen weiße Bauern auf d4 und e5
schwarzen Bauern auf d5 und e6 gegenüberstehen. Diese Stellungen
bieten ein reichhaltiges Terrain für strategische Überlegungen und
Pläne. Müller legt den Fokus darauf, diese strategischen Feinheiten
durch praktische Übungsaufgaben zu vermitteln.
Das Werk enthält
110 Übungsaufgaben, die mit einem QR-Code versehen sind. Unterteilt
sind die Aufgaben unter anderem in die Themen „Aufstiegs- und
Abstiegskandidaten“, „Einziger Zug“ und „Scherzartikel“.
Die QR-Codes bieten dem Leser die Möglichkeit, die Stellungen
digital nachzuspielen, was die Interaktivität und den praktischen
Nutzen des Buches enorm erhöht. Die Lösungen zu den Aufgaben sind
detailliert und reich an Diagrammen, was sowohl das Verständnis
erleichtert als auch das Lernen effizienter macht.
Müller setzt
auf eine didaktisch durchdachte Methodik. Jede Aufgabe zielt darauf
ab, den Leser dazu zu bringen, die spezifischen Ideen und Pläne der
jeweiligen Stellung zu erkennen und anzuwenden. Dabei werden typische
Themen behandelt wie die Kontrolle wichtiger Felder, insbesondere des
Zentrums, Angriffe auf Schwächen im Lager des Gegners, wie etwa die
Bauernstruktur, Ideen zur Figurenaktivierung und zahlreiche taktische
Möglichkeiten. Durch die Bandbreite der Aufgaben fördert Müller
ein tiefgehendes Verständnis für die Dynamik dieser spezifischen
Stellungstypen.
Die Stärken des Buches liegen in seiner
praktischen Handhabung. Die Übungsaufgaben machen das Buch zu
einem aktiven Trainingstool. Leser können ihr Wissen nicht nur
passiv aufnehmen, sondern direkt anwenden. Hilfreich ist die digitale
Unterstützung. Die QR-Codes sind ein modernes und nützliches
Feature, das die Verbindung zwischen traditionellem Buchformat und
digitalem Lernen herstellt. Die ausführlichen Lösungen mit
zahlreichen Diagrammen helfen dabei, Fehler zu analysieren und die
korrekten Pläne zu verstehen.
„Typisch Französisch -
Effektives Mittelspieltraining“ setzt voraus, dass der Leser
bereits ein gewisses Grundverständnis mitbringt muss. Die Aufgaben
sind anspruchsvoll und erfordern ein fortgeschrittenes Niveau.
Anfänger könnten sich davon etwas überfordert fühlen. Trotz
dieser kleinen Schwächen ist „Typisch Französisch - Effektives
Mittelspieltraining“ ein hervorragend konzipiertes Buch, das den
Leser auf praktische und interaktive Weise an die Feinheiten
typischer Mittelspielstellungen heranführt. Großmeister Karsten
Müller gelingt es, mit seiner klaren und präzisen Darstellung
sowohl strategisches Verständnis als auch taktisches Geschick zu
fördern. Die Kombination aus modernen digitalen Tools und
traditionellen Lehrmethoden macht es zu einem Vorzeigewerk im Bereich
des Schachtrainings.
Rezension
von Uwe Bekemann im Juni 2024
Mit
„Typisch Französisch“ hat der Joachim Beyer Verlag jüngst das
dritte Werk aus der Feder von GM Karsten Müller in der Buchreihe
„Effektives Mittelspieltraining“ vorgelegt. Nach der
Sizilianischen Verteidigung und dem Damengambit geht es mit der
Französischen Verteidigung um ein weiteres Schwergewicht in der
Eröffnungslandschaft, für dessen Mittelspielbehandlung Müller den
Leser präparieren will.
Alles
im Werk dreht sich um die Mittelspielführung in Stellungen, bei
denen die weißen Bauern auf d4 und e5 sowie die schwarzen auf d5 und
e6 stehen sowie um Stellungen, die aus dieser Struktur entstanden
sind. Schon auf den ersten Buchseiten werden dem Leser insgesamt 16
Diagramme präsentiert, die ihm die Bauernformationen aufzeigen, die
in der Folge jeweils das Gerüst der Stellungen bilden.
Wie
seine beiden Vorgänger ist „Typisch Französisch“ ein
Arbeitsbuch, das den Leser zunächst zum eigenen Denken und Handeln
anhält. Dieser soll gezielt und angeleitet Probleme zur
Mittelspielführung lösen, so wie es auch seine Aufgabe in der
eigenen Partie wäre. Im Unterschied zum Praxisduell werden ihm die
Probleme in dieser simulierten Spielsituation allerdings aufgezeigt.
Er lernt bzw. trainiert seine Fähigkeiten, indem er sich tief mit
den verschiedensten Brettsituationen auseinandersetzt und seine
Ergebnisse mit den vom Autor angegebenen vergleicht und diese dabei
verinnerlicht.
Auf
den Seiten 16 bis 44 stellen sich dem Leser insgesamt 110
Übungsaufgaben. Die Lösungen sind ab Seite 45 abgebildet. Für jede
Aufgabe wird die Ausgangsstellung über ein Diagramm festgelegt.
Dieses wird begleitet von einem QR-Code und natürlich der Nummer,
unter der die Aufgabe und hinten die zugehörige Lösung geführt
werden. Die meisten Aufgaben sind so gestaltet, dass der Leser die
Antwort auf eine ganz konkrete Fragestellung zu ermitteln hat. Diese
kann einen ganz spezifischen Aspekt aufgreifen, z.B. nach dem Muster
„wie schmeckt eigentlich der Bauer auf d4?“, aber auch einen
offenen Charakter haben, z.B. „wie kann Schwarz die aufkeimende
weiße Initiative am Damenflügel eindämmen?“. Daneben gibt es in
geringerer Anzahl auch Aufgaben, zu denen der Leser über die Angabe,
welche Seite am Zug ist, kaum zusätzlich etwas erfährt. In diesen
Fällen muss er quasi zunächst das Problem finden, bevor er es lösen
kann.
Den
genannten QR-Code kann der Leser einscannen, wenn er die Aufgaben
online lösen möchte.
Die
Lösungen präsentiert Müller mittels der vollständig abgebildeten
110 Partien, denen die Aufgaben als Ausgangsstellung entnommen sind.
Diese sind so ausführlich kommentiert und hinsichtlich der
erwarteten Lösung so gut erläutert, dass sie auch vom weniger
erfahrenen Spieler gut nachvollzogen werden können. Auf welcher
Buchseite die Lösung zu einer Aufgabenstellung zu finden ist, wird
jeweils oben auf den Aufgabenseiten angegeben. So ist ein gezieltes
Aufschlagen einfach möglich.
Persönlich
sprechen mich solche Bücher zur Theorie und Praxis im Schach
besonders an, die sich nicht als reines Sachbuch verstehen und
deshalb meinen, mit einer nüchternen und phantasielosen Sprache
daherkommen zu müssen. Und genau deshalb macht die „Arbeit“ mit
einem Werk wie "Typisch Französisch" zusätzlich Spaß.
Karsten Müller ist ein Meister auch der Erzählkunst in seinen
Darstellungen zum Schach. Ein paar Zitate gefällig?
-
In der Urform des vergifteten Bauern auf d4 – quasi dessen
Kindergarten-Version – geht es ja um ein Abzugsmotiv des Läufers
d3. Und wenn dieses wie im vorliegenden Fall nicht gegeben ist, muss
man halt zusätzlich abklären, ob die taktischen Umstände nicht die
Schaffung des tödlichen Motivs ermöglichen (Seite 50).
-
Es ist leicht nachzuempfinden, dass seine Majestät sich in der
Residenz im Ostteil seines Reiches nicht mehr recht wohlfühlte und
dass ihr ein Tapetenwechsel geraten erscheint. Da allerdings nicht
nur fünf tatendurstige Angreifer in diesen Bereich schauen, (…)
(Seite 95).
-
Gäbe es einen Preis für den misslungensten Franzosen, so dürfte
der Schwarzspieler sich berechtigte Hoffnungen machen, diesen
zugesprochen zu bekommen und ihn dann daheim auszustellen – gleich
neben den Skalps von solchen Giganten wie Larsen, Euwe und sogar
Botwinnik, die er diesen in der Tat einmal abgeknöpft bzw.
abgetrennt hatte (Seite 106).
Die
Partien, denen die Aufgabenstellungen entnommen sind, entstammen
nicht allesamt aus der Meisterpraxis, sondern auch aus
tieferklassigen Veranstaltungen. Sie sind nach Eignung ausgewählt
worden, nicht unbedingt nach den Meriten der Spieler auf der höchsten
Bühne.
Bisweilen
geht Müller in den Erläuterungen auch darauf ein, was der
„gefühllose Computer“ von einer Stellung hält. Die menschliche
Komponente gibt aber auch dann den Ausschlag.
Die
Frage, über welche Spielstärke der Leser verfügen sollte, um gut
mit dem Werk arbeiten zu können, kann ich genauso wie zum
Vorgängerband zum Damengambit beantworten. Nach meiner Einschätzung
sollte ab dem einfachen Klubspieler jeder damit zurechtkommen. In
seinem Vorwort geht Müller darauf ein und zeigt auf, wie schwierig
es ist, ein Aufgabenbuch wie das vorliegende in eine Verbindung mit
Kategorien der Spielstärke zu bringen. Er rät: "… ganz
gleich welche Spielstärke Sie auf die Matte bringen. Nehmen Sie die
Beschäftigung mit jeder einzelnen Aufgabe ernst, aber lassen Sie
diese auf keinen Fall in Folter ausarten! Sobald Sie auf allzu große
Hindernisse oder Widerstände stoßen, schlagen Sie einfach die
Lösung auf und funktionieren Sie das Testbuch in ein Lehrbuch um."
Fazit:
„Typisch Französisch“ erlaubt als Praxisbuch ein gezieltes
Mittelspieltraining für Stellungen, die aus der Französischen
Verteidigung entstehen. Die gestellten Aufgaben sind vielseitig, die
Lösungen darauf sehr instruktiv. Wer die Französische Verteidigung
im Repertoire hat oder sie darin aufzunehmen gedenkt, wird von diesem
Buch profitieren können. Einen Mehrwert verspricht es auch dem
Spieler mit Weiß, der sich gegen das gegnerische Spiel gut
präparieren möchte.
Rezension
von Stefan Liebig im April 2024
Betrachtet
man das aktuelle Kandidatenturnier und auch viele andere prominente
Turnierschauplätze, springen einem nicht gerade die Französisch
oder Englisch eröffneten Partien ins Auge. Doch immerhin wählte der
indische Jungstar Praggnanandhaa überraschend die französische
Verteidigung, um gegen die Nummer 2 der Welt, Fabiano Caruana, zu
bestehen. Die Partie endete Remis. Ob die beiden WM-Aspiranten zuvor
das gerade im Joachim Beyer Verlag erschienene Buch „Typisch
Französisch“ von Karsten Müller durchgearbeitet haben, mag man
bezweifeln, doch sicher wird das Buch den dieser klassischen
Verteidigung zugetanen Spielern viele neue Anregungen liefern.
Während
zahlreiche Lehrbücher die Eröffnung behandeln, bleiben die
spezifischen Strategien für das Mittelspiel oft unberücksichtigt.
Die Wahl der richtigen Mittelspielstrategie ist für jeden
Schachspieler von großer Bedeutung, daher hauchte der Verlag der
Mittelspielserie der 1980er-Jahre wieder Leben ein. Nach Sizilianisch
und Damengambit untersucht Müller nun Französisch. Er bietet eine
umfassende Darstellung der Mittelspielstrategien, die sich aus der
französischen Verteidigung ergeben. Er erläutert die typischen
Stellungen, die aus dieser Eröffnung resultieren, und bietet
detaillierte Analysen sowie praktische Übungen.
Das
Buch beginnt mit einer Einführung in die Mittelspielstrategie und
stellt die wichtigsten Themen vor, die im Zusammenhang mit der
französischen Verteidigung stehen. Anschließend folgen über 100
Übungen, die dem Leser helfen, die Strategien aktiv zu
verinnerlichen und anzuwenden. Mitdenken ist für den Leser dabei
unabdingbar! Müller präsentiert vollständige Partien, die typische
Mittelspielpläne und -motive veranschaulichen, und erklärt jeden
Zug sowie mögliche Alternativen ausführlich.
Die
praxisorientierte Herangehensweise und die Fokussierung auf das
Wesentliche machen das Buch zu einem wertvollen Lehrmittel für jeden
Schachspieler, der sein Verständnis für das Mittelspiel vertiefen
möchte. Durch die Möglichkeit, die Partien direkt nachzuspielen,
wird das Lernen zusätzlich erleichtert und effektiver gestaltet. Es
ist ein unverzichtbares Buch für jeden Französischspieler, der
seine Fähigkeiten im Mittelspiel verbessern möchte.
Rezension von Christian Hoethe im April
2024
Großmeister Karsten Müller ist zurück! Nach seinen
Mittelspielbüchern "Typisch Sizilianisch" und "Typisch Damengambit" widmet er
sich diesmal der "wundervollen französischen Verteidigung" (John
Watson)!
Wie es
Lothar Nikolaiczuk bereits in den frühen 90er Jahren in der Reihe "Gezielte
Mittelspielstrategie" tat, richtet sich das Buch Müllers gezielt an die Anhänger
der jeweiligen Eröffnung, hier: der französischen
Verteidigung.
Viele
Mittelspielbücher versuchen, der Vielzahl ihrer Leser gerecht zu werden und
bieten daher einen bunten Mix der unterschiedlichsten Mittelspiel-Formationen.
Letztlich fallen dann vielleicht 6 bis 8 Beispiele auf das eigene
Eröffnungsrepertoire ab, wohingegen die meisten Musterpartien aus anderen
Eröffnungen entstanden sind - Eröffnungen, die man womöglich niemals
spielt.
Großmeister Müller widmet sich an die "Spezialisten"
einer jeweiligen Eröffnung. Aber Achtung: wer inhaltlich eher leichte Kost und
kurzfristige Unterhaltung erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt! Denn
bereits unmittelbar nach der Einleitung geht es auf Seite 16 mit den 110 (!)
Aufgaben los.
Spätestens hier wird klar, dass der Leser ein
Arbeitsbuch in den Händen hält, das ihn konkret zum Mitdenken anregt, ihn aktiv
fordert, statt passiv berieselt.
Wie in
den vorangegangenen Mittelspiel-Büchern merkt man es dem Hamburger Großmeister
an: er möchte konkretes Wissen vermitteln, wiederkehrende, typische
Mittelspielmotive aufzeigen und seinen "Schülern" dabei helfen, ihre Spielstärke
zu steigern und sehend auf ihre nächste Französisch-Partie vorbereitet zu
sein.
Von
Seite 45 bis 189 gibt es dann die vollständigen (!) 110 Partien zu den
vorangegangenen Aufgaben mit ausführlichen Erklärungen an den kritischen
Stellen. Auch mögliche Nebenlösungen bespricht GM Müller ausführlich und zeigt
instruktiv auf, warum welcher Weg gewählt wurde oder hätte gewählt werden
sollen.
Wie
schon bei "Typisch Damengambit" und "Typisch Sizilianisch" gefällt mir besonders
die Tatsache, dass die Partien nicht erst an der kritischen Mittelspielstellung
beginnen. Vielmehr kann man alle Züge, die zur jeweiligen Fragestellung führen,
am Brett oder Smartphone mittels QR-Code direkt nachspielen, ohne mühsam die
jeweilige Diagrammstellung nachstellen zu
müssen.
Auch die
Partienauswahl hat mir gefallen: Müller schafft einen schönen Mix der möglichen
und typischen Mittelspiel-Pläne der üblichen Französisch-Abspiele - Vorstoß-,
Tarrasch- und 3. Sc3-Variante - und kommentiert aufs Wesentliche konzentriert.
So sieht effektives Mittelspieltraining tatsächlich
aus!
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise fürs Damengambit typische Mittelspielstrategie lernen will,
der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem ausschließlich das Damengambit
behandelt wird. Dabei geht es allerdings in diesem Buch zunächst nur um die
'Abtauschvariante' – genauer gesagt: um Stellungen vom Typ 'Karlsbader Struktur'
mit weißen Bauern auf d4 und e3 gegenüber schwarzen auf c6 und d5, die typisch
für die allermeisten Systeme ist, die aus der Abtauschvariante
hervorgehen.
Besondere Erwähnung verdient noch die Tatsache, dass die 120 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise:
– Aufstiegskandidat
– Abstiegskandidat
– Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung
– einziger Zug
und dergleichen mehr.
178 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Februar 2024
Der
Buchtitel „Typisch Damengambit“ mag auf den ersten Blick auf ein
neues Eröffnungswerk hindeuten. Diese Neuerscheinung aus der Feder
von GM Karsten Müller ist aber dem Mittelspieltraining zugewendet,
wie der Untertitel „Effektives Mittelspieltraining“ bestätigt.
Speziell geht es um das Mittelspieltraining von Stellungen, die aus
der Abtauschvariante des Damengambits entstanden sind. Erschienen ist
dieses neue Buch 2023 im Joachim Beyer Verlag.
Im
Kern geht es um 120 an den Leser gerichtete Aufgabenstellungen und
die Besprechung der Lösungen darauf. Die Aufgaben werden anhand
eines Diagramms, das die Ausgangsstellung anzeigt, und zumeist einer
konkret formulierten Frage gestellt. Diese Fragen sind sehr
vielgestaltig. Mal ist zu prüfen, ob ein konkretes Bauernopfer
korrekt ist, dann ist eine Standardverteidigung als Antwort auf einen
bestimmten Zug zu finden oder auch zu prüfen, welcher einzige Zug
einen Schaden gerade noch in Grenzen hält. Diese Vielseitigkeit in
den Aufgabenstellungen ist Garant dafür, dass die Arbeit mit dem
Werk nicht eintönig oder gar langweilig wird.
Nur
ausnahmsweise erfährt der Leser nicht mehr als die Partei am Zug. In
diesen Fällen einer komplett offenen Herangehensweise ist der Leser
fast auf sich allein gestellt und muss ohne einen konkreten Hinweis
zur Natur der gesuchten Lösung ans Werk gehen. Einen kleinen Hinweis
bekommt er aber doch auch dann, und zwar in der Form der Zuordnung
der Aufgabe zu einem bestimmten Aufgabengebiet. Müller hat
Kategorien wie „Konkrete Frage“, „Kandidaten“.
„Drucksteigerung oder konkrete Aktion?“ oder beispielsweise auch
„Einziger Zug“ geschaffen.
Zu
jeder Aufgabenstellung ist ein QR-Code abgebildet. Wenn der Leser
diesen einscannt, wird er zu einem Online-Angebot von Chessbase
geführt. Er landet dann bei der Partie, aus der die Aufgabenstellung
entnommen ist. Abgebildet sind die Partiezüge mit Varianten, ohne
aber die Texterläuterungen in den Lösungen im Buch.
Den
Lösungsteil im Buch findet der Leser en block unmittelbar im
Anschluss an die Aufgabenstellungen. Diese sind so ausführlich
gehalten, dass sie auch vom weniger erfahrenen Spieler gut
nachvollzogen werden können. Auf welcher Buchseite die Lösung zu
einer Aufgabenstellung zu finden ist, wird jeweils als
„Seitenkorridor“ die Aufgabenstellungen ergänzend angegeben. So
ist ein gezieltes Aufschlagen einfach möglich.
Das
Buch konzentriert sich auf die Stellungen vom Typ „Karlsbader
Struktur“. Diese werden unmittelbar vor dem Aufgabenteil anhand von
Diagrammen veranschaulicht.
Über
welche Spielstärke sollte der Leser verfügen, um gut mit dem Werk
arbeiten zu können? Nach meiner Einschätzung sollte ab dem
einfachen Klubspieler jeder damit zurechtkommen. In seinem Vorwort
geht Müller darauf ein und zeigt auf, wie schwierig es ist, ein
Aufgabenbuch wie das vorliegende in eine Verbindung mit Kategorien
der Spielstärke zu bringen. Er rät: „… ganz gleich welche
Spielstärke Sie auf die Matte bringen. Nehmen Sie die Beschäftigung
mit jeder einzelnen Aufgabe ernst, aber lassen Sie diese auf keinen
Fall in Folter ausarten! Sobald Sie auf allzu große Hindernisse oder
Widerstände stoßen, schlagen Sie einfach die Lösung auf und
funktionieren Sie das Testbuch in ein Lehrbuch um.“
Der
Rat passt!
Fazit:
„Typisch Damengambit“ ist ein Buch, das eine Lücke in der
Schachliteratur füllt. Es erlaubt ein gezieltes Mittelspieltraining
ganz speziell für Stellungsmuster („Karlsbader Struktur“), die
aus der Abtauschvariante des Damengambits entstehen.
Die
Vielseitigkeit der Aufgabenstellungen garantiert, dass keine
Langeweile aufkommen kann.
Ich
kann das Werk jedem Spieler empfehlen, der sich mindestens dem
Leistungsniveau des einfachen Klubspielers zuordnet.
Rezension von Christian Koschetzki im
September 2023
Wer kennt das nicht? Man kauft sich ein Buch
oder eine DVD über eine vielversprechende Eröffnung, um damit einen
Wissensvorsprung gegenüber Anderen zu bekommen, und stellt bei
näherer Betrachtung des Mediums fest, dass es nicht auf die
Bedürfnisse Einzelner eingeht und dermaßen mit Analysen
überfrachtet ist, dass man beim Durcharbeiten den Wald vor lauter
Variantenbäumen nicht mehr sieht. Hinzu kommt, dass das Gelernte
gelegentlich nicht in der Turnierpraxis angewendet werden kann, da es
andere Varianten bzw. verschiedene Übergänge in andere Eröffnungen
gibt.
Wer dies bis jetzt geglaubt hatte, wird im Buch
von Dr. Karsten Müller „Typisch Damengambit - Abtauschvariante -
Effektives Mittelspieltraining“ - eines anderen belehrt. Der Autor
hat es im Laufe seiner Schachkarriere zu einer Vielzahl von Büchern
gebracht, insbesondere hat er sich als weltbester Endspielexperte
hervorgetan.
Warum sollte man aber ein Buch, welches sich
mit den Gegebenheiten der Eröffnung bis hinein ins Mittelspiel
beschäftigt, überhaupt in Erwägung ziehen, wenn es von einem
Endspielexperten stammt? Die Antwort liegt auf der Hand, da das
Endspielwissen das Fundament für jede Eröffnung und jedes
Mittelspiel bildet. Insoweit war ich sehr gespannt, was mich in dem
Buch erwartete.
Es erschien in der 1. Auflage im August 2023 im
Joachim Beyer Verlag und enthält auf 178 Seiten neben den 120
Aufgaben eine Vielzahl von zusätzlichen Nuancen. So werden die
Bauernstrukturen in dem Buch behandelt, zu denen die Abtauschvariante
im Damengambit führen kann.
Aufbauend auf der Karlsbader Bauernstruktur
werden zu den einzelnen 120 Übungen Verständnisfragen gestellt, die
mit abwechslungsreicher und unterhaltsamer Veranschaulichung
dargeboten werden. Damit stellt das Buch neben einem üblichen
Lehrbuch ein Übungsbuch dar, um somit einen tiefgreifenden Einblick
in die komplexen Mittelspielstrukturen und die strategischen
Mittelspielpläne zu vermitteln.
Damit schließt Karsten Müller das Vakuum
zwischen Eröffnung und Mittelspiel für das Damengambit – ganz
ähnlich, wie er in seinem Buch „Magie der Schachtaktik“ als
Pionier die Transformation von Vorteilen erläutert. Man darf also
gespannt sein, ob Dr. Karsten Müller auch weitere Eröffnungen mit
den dazugehörigen Mittelspielplänen verzahnt, was zu einem Unikum
in der Schachliteratur führt. Zielsetzung ist hier, nicht nur dem
Clubspieler, sondern auch den Amateuren etwas Handfestes an die Hand
zu geben.
Gut gelungen ist der Hinweis im Vorwort, dass
dieses Buch nicht an ein gewisses Spektrum der Spielstärke gekoppelt
ist, sondern durch den Fleiß jedes Einzelnen ein größtmöglicher
Nutzen erreichbar ist. Insoweit animiert der Autor den Leser, den
Wert seiner Spielstärke durch eigene Fleißarbeit zu steigern.
Da das Buch gut strukturiert aufgebaut ist,
erhält der Leser in den 120 Übungen alle wesentlichen Informationen
zur Abtauschvariante des Damengambits. Dabei sind die Aufgaben sehr
sorgfältig ausgewählt, wie man es von Dr. Karsten Müller auch
nicht anders gewöhnt ist. Der Erfolg der Lektüre in der
Turnierpraxis hängt vom Verständnis des Lesers ab, insoweit wird
ihm auch nicht „vorgegaukelt“, es sei an eine bestimmte
Zielgruppe gerichtet. Von daher eine lohnenswerte Lektüre.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
In
den letzten Monaten hatte ich vermehrt die Gelegenheit, wieder ein
paar intensivere Blicke in Schachbücher zu werfen. Dabei stach die
Neuerscheinung "Typisch Damengambit (Abtauschvariante) –
Effektives Mittelspieltraining" aus der Feder von
Großmeister Karsten Müller doch heraus.
Wie
das? Zuerst einmal, weil es – typisch für GM Müller! – wieder
einmal ein Arbeitsbuch ist und den Leser konkret
fordert. Schachbücher, die ihren Lesern abverlangen, sich aktiv
einzubringen, sind relativ selten geworden im Vergleich zu
Partiensammlungen, mit denen sich der Leser eher "bespaßen"
lassen kann. Man merkt es dem Hamburger Großmeister an: Er ist
wahrhaftig daran interessiert, seinen Schülern etwas zu vermitteln,
etwas, das bleibenden Wert besitzt und im Idealfall noch die
Spielstärke steigert. Diese Absicht allein ist schon bemerkenswert!
Nach
dem Sizilianer konzentriert sich Müller bei der Partieauswahl –
wie der Titel offenbart – diesmal ausschließlich auf
Mittelspiel-Stellungen, die aus der Abtauschvariante des orthodoxen
Damengambits entstanden sind. Ähnlich wie Lothar Nikolaiczuk in der
90er-Jahre Reihe "Gezielte Mittelspielstrategie", richtet
sich der Autor gezielt an Anhänger einer ganz bestimmten Eröffnung,
in diesem Band des Damengambits – ganz gleich, ob sie diese
Eröffnung mit Weiß oder Schwarz spielen!
Warum
das Sinn macht und den Trainingserfolg intensiviert, erklärt der
Großmeister sowohl im Vorwort als auch auf dem Klappentext. Auf
den Punkt gebracht: Eingefleischte 1. e4-Spieler müssen sich nicht
mit Mittelspielstrukturen auseinandersetzen, die aus 1.
d4-Eröffnungen entstanden sind und umgekehrt.
Das
Inhaltsverzeichnis ist dabei bewusst nüchtern gehalten und gibt dem
Leser keinerlei Hinweise (wie beispielsweise 'Minoritätsangriff')
bezüglich der richtigen Antworten auf die 120 Fragen zu entsprechend
vielen Partiebeispielen.
Was
mir insbesondere gefällt, ist die Tatsache, dass die Partien nicht
erst ab der kritischen Mittelspielstellung gezeigt werden, wie es ja
in anderen Büchern häufig der Fall ist. Vielmehr kann man die Züge,
die zur jeweiligen Fragestellung führen, am Brett direkt
nachspielen! Das gefiel mir schon in Euwe´s "Mittelspiel"
und das finde ich bis heute ideal.
Die
Partienauswahl hat mir dabei ebenso gut gefallen: Müller
schafft einen idealen Mix der möglichen und typischen
Mittelspiel-Pläne und kommentiert dabei wohlwollend ausführlich.
Selbst, wer nicht unbedingt aktiv an der Beantwortung der Fragen
interessiert ist, sondern nur "einfach so" Partien aus der
Damengambit-Abtauschvariante nachspielen möchte, kommt nicht daran
vorbei, aus jeder Partie unbewusst doch etwas zu lernen . Und was
kann man sich mehr von einem spezialisierten Mittelspielbuch wie
diesem erhoffen?
Fazit:
Meiner Meinung nach ein wirklich gutes Mittelspielbuch von
Karsten Müller, denn der Titel "Effektives
Mittelspieltraining" hält definitiv, was er verspricht!
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind? Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann. Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert: Wer beispielsweise Sizilianische Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem ausschließlich Sizilianer behandelt werden. Dabei geht es allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen vom Typ 'offener Sizilianer' – und zwar um solche mit dem aus den Bauern d6 und e6 bestehenden 'kleinen Zentrum', das für die allermeisten sizilianischen Systeme typisch ist..
Besondere Erwähnung verdient noch die Tatsache, dass die über 150 Übungen zwecks abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen zugeordnet wurden – beispielsweise 'Aufstiegskandidat', 'Abstiegskandidat', 'Gewaltmaßnahme oder Druck- steigerung' und dergleichen mehr.
162 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im Dezember 2022
Als
jemand, der schon immer gern von einer Eröffnung zur nächsten
wechselte, um frische Stellungen aufs Brett zu bekommen, hatte ich
stets einen "soft spot" für die legendäre Sizilianische
Verteidigung. Eine Eröffnung, die Schwarz die statistisch besten
Siegeschancen verspricht, dem Anziehenden frühe Vereinfachungen
vorenthält und die spannende strategische wie taktische
Mittelspielpläne enthält, ist einfach zu gut, um wahr zu sein! Auch
die kämpferischsten Weltmeister wie Fischer, Kasparow und Carlsen
haben auch den Sizilianer in ihrem Arsenal.
Seine
große Popularität ist dafür verantwortlich, dass der Sizilianer
auch literarisch so beliebt ist wie keine andere Eröffnung. Aber
wirklich gleichermaßen fesselnde wie instruktive Bücher zum
Sizilianer sind leider selten. Spontan fallen mir Polugajewskis zwei
Bände "Im sizilianischen Labyrinth" ein, Ksieskis
"Sizilianisch mit e6 und d6 - Mittelspielpraxis", Zellers
"Sizilianisch im Geiste des Igels" und erneut Polugajewskis
"Sicilian Love".
Großmeister
Karsten Müller hat sich der Aufgabe gestellt, ein weiteres Buch zur
sizilianischen Mittelspielpraxis herauszubringen, das sich allerdings
doch wesentlich von den vorgenannten Werken unterscheidet.
Analog
der Reihe "Gezielte Mittelspielstrategie" aus den frühen
90er Jahren von Lothar Nikolaiczuk richtet sich das Buch Müllers
gezielt an Fans einer konkreten Eröffnung, hier: der Sizilianischen
Verteidigung. Gegenüber herkömmlichen Mittelspielbüchern hat das
den enormen Vorteil, dass man sich ausschließlich "einer großen
Sache" widmet und keinen unnötigen Ballast anhäuft, der aus
Eröffnungen entsteht, die man womöglich gar nicht im eigenen
Repertoire hat.
Im
Gegensatz zu den vorgenannten Werken jedoch ist Müllers Buch nicht
nur vorwiegend "einfaches" Lesevergnügen. Denn wie gleich
zu Beginn der Lektüre klar wird, handelt es sich um ein intensives
Arbeitsbuch zur Sizilianischen Verteidigung mit mehr als 150
Aufgaben, die aus dem offenen Sizilianer entstanden sind
Wer
sich mit Schwarz mit Sizilianisch verteidigt oder mit Weiß 1. e4
spielt und entsprechend häufig auf 1...c5 trifft, der ist nach dem
Studium dieses neuen Titels aus der Feder von GM Karsten Müller sehr
viel besser mit typisch sizilianischen Mittelspielverfahren
vertraut!
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in
zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese
Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für ein Buch zur
„Englischen Eröffnung" zusammenzustellen begonnen haben. Mit Voranschreiten
ihrer Arbeit stellten sie fest, dass so viel aufzunehmen und zu erläutern war,
dass nicht alles in einem einzigen Werk unterzubringen war. Deshalb entschieden
sie sich zu einer Aufteilung auf zwei Bände.
Dieser Band 1 widmet sich der „Symmetrievariante", die von dem Zugpaar
c2-c4 und c7-c5 gekennzeichnet wird. Diese wird in einer Einleitung und sechs
sich anschließenden Kapiteln vorgestellt, die getreu dem Leitfaden dieser
Buchreihe „lesen – verstehen – spielen" gestaltet sind. Die jeweiligen
Eröffnungswege werden ausführlich erläutert, wobei die Autoren einen besonderen
Wert auf die Darstellung der Ideen und Pläne gelegt haben, denen sie folgen. Der
Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Eröffnung richtig zu verstehen und
diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen in einer eigenen Partie
abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit
er für das Verständnis wichtig ist.
Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es
ihm ein Leichtes sein, die Symmetrievariante mit den weißen wie mit den
schwarzen Steinen sinnvoll anzuwenden. Das Werk bietet zugleich die eine oder
andere neue Idee an, die auch einen erfahrenen Spielpartner überraschen kann und
interessante, unterhaltsame wie auch spannende Duelle verspricht.
Die rechnerische Korrektheit der behandelten Varianten haben die Autoren
mit leistungsstarken Engines überprüft.
192 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Stefan Liebig im April 2024
Das
Buch zur Englischen Eröffnung aus der beliebten Serie „lesen –
verstehen – spielen“ entstand aus der Frage, wie Schachspieler,
die noch mit ihrem Eröffnungsrepertoire kämpfen, unterstützt
werden können. Die Autoren beschlossen im Laufe der Recherchen, das
umfangreiche Material in zwei Bände aufzuteilen. Der gerade
veröffentlichte Band 1 fokussiert sich auf die „Symmetrievariante“
mit den ersten Zügen c2-c4 und c7-c5. In einer Einführung und sechs
Kapiteln werden die Eröffnungswege ausführlich erläutert, wobei
ein Schwerpunkt auf Ideen und Plänen liegt. Leser sollen die
Eröffnung begreifen, nicht bloß Zugfolgen memorieren. Die Autoren
präsentieren zudem neue Ideen, die selbst erfahrene Spieler
überraschen können. Die Varianten wurden mittels leistungsstarker
Engines überprüft. Dieses Buch ist besonders für fortgeschrittene
Einsteiger geeignet, die an geschlossenen Eröffnungen interessiert
sind. Die klare Abgrenzung zwischen Varianten und verbalen
Erläuterungen macht das Buch empfehlenswert.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein Buch, das für den Bereich der Damenbauernspiele Erklärungen und Anleitungen gibt und nicht auf ein Studium von Varianten setzt.
Mit diesem Werk verschafft sich der Leser den Zugang zu heutzutage sehr populären Systemen wie u.a. dem Trompowsky-Angriff und dem Londoner System, zu Überraschungswaffen wie beispielsweise der Weressow-Eröffnung und auch zu Spielweisen wie dem Blackmar-Diemer-Gambit, die aufgrund einer langjährigen treuen Anhängerschaft eine ganz eigene Aura umgibt.
Die Hauptsysteme werden jeweils in einem der 11 Kapitel im Buch vorgestellt, die getreu dem Leitfaden dieser Buchreihe „lesen – verstehen – spielen" gestaltet sind.
Die Eröffnungen werden ausführlich erläutert, wobei die Autoren einen besonderen Wert auf die Darstellung der Ideen und Pläne gelegt haben, denen sie folgen. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Eröffnung richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen in einer eigenen Partie abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit er für das Verständnis wichtig ist.
Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es ihm ein Leichtes sein, die behandelten Damenbauernspiele mit den weißen wie mit den schwarzen Steinen sinnvoll anzuwenden. Das Werk bietet zugleich die eine oder andere neue Idee an, die auch einen erfahrenen Spielpartner überraschen kann und interessante, unterhaltsame wie auch spannende Duelle verspricht.
352 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Oktober 2022
Der Trompowsky-Angriff ist eine dynamisch komplexe Eröffnung mit vielen taktischen Möglichkeiten. Durch asymmetrische Bauernstrukturen und Ungleichgewichte stehen beiden Seiten eine Vielzahl von taktischen Ideen zur Verfügung. Es ist vor allem eine perfekte Eröffnung für Spieler, die es vorziehen, strategisch vorzugehen.
Der Trompowsky-Angriff ist ein System, das in dem Buch „Eröffnungen Damenbauernspiele, lesen – verstehen – spielen“ vorgestellt wird. Darüber hinaus haben die Autoren, der FIDE-Meister Jerzy Konikowski und Schachbuchautor Uwe Bekemann, noch Überraschungswaffen wie die Weressow-Eröffnung im Köcher, die nach den Zügen 1. d2–d4 d7–d5 2. Sb1–c3 Sg8–f6 3. Lc1–g5 entsteht. Außerdem gibt es auf 30 Seiten einen Einblick in das Blackmar-Diemer Gambit mit komplexen Varianten nach 1. d2–d4 d7–d5 2. e2–e4 d5xe4 3. Sb1–c3 Sg8–f6 und 4. f2–f3 e4xf3.
Das Buch widmet sich somit allen Eröffnungen, in denen Weiß mit d2-d4 beginnt und damit die Kontrolle über die Felder c5 und e5 übernimmt – ohne bald den Zug c2-c4 folgen zu lassen.
Diese „Damenbauernspiele“ sind für Anfänger gedacht, die eine erste Basisausstattung ihrer Eröffnungen brauchen. Das Buch richtet sich ebenso an erfahrene Spieler, die bei den Eröffnungen noch Defizite sehen und diese – mit einem begrenzten Aufwand – schnell aufarbeiten wollen. Uns schließlich zielt das Buch auch auf sogenannte Freizeitspieler ab, die nach der Eröffnung eine Stellung auf dem Brett haben wollen, aus der sich eine spannende Partie ergibt.
Die Autoren bringen dies einem mit reichhaltig kommentierten und mit Diagrammen ausgestatteten Partien näher, stellen ebenso ausführlich Abspiel-Varianten vor und bieten immer wieder Zusammenfassungen, die zum Innehalten und Überprüfung der Stellung dienen. Konikowski und Bekemann raten an, die jeweiligen Kapitel von vorne durchzuarbeiten, um so das Wissen stetig zu erweitern. Hinzu kommt: Wenn es sich anbot, gibt es auch Spielmöglichkeiten, die noch nicht so oft auf Turnierbühnen gespielt wurden, ein weiterer Gewinn für Spieler, die damit ihre Gegner in die Ecke zwingen können. Freilich hat dieses Buch seinen Preis – die Zeit. Man kann dieses Buch abarbeiten, noch besser ist es aber, behutsam durchzuarbeiten.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren dieses Buch über das Damengambit geschrieben haben.Herausgekommen ist ein Werk, das nach 1.d4 d5 2.c4 ein facettenreiches System sehr unterschiedlicher Spielweisen, die teilweise zu den beliebtesten im Turniergeschehen zählen, von Grund auf erklärt. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit dies nicht ganz offensichtlich ist. Der Leser erhält die Chance, die Theorie des Damengambits ohne besondere Vorkenntnisse richtig zu verstehen, um so gut in seine praktische Partie zu kommen und erfolgreich ein interessantes und unterhaltsames Schach zu spielen.Zugleich geben unsere Autoren dem Leser ein Grundrepertoire für Weiß und für Schwarz an die Hand, das die wichtigsten Linien des Damengambits inklusive der Slawischen Verteidigung enthält.Sie haben dieses Buch mit dem Ehrgeiz geschrieben, Ratgeber für beide Seiten zu sein. Auf ihre Empfehlungen gestützt finden deshalb Weiß und Schwarz in gleicher Qualität ihre Wege ins Mittelspiel.Jerzy Konikowski ist FIDE-Meister und als Autor einer großen Zahl exzellenter Eröffnungsbücher bekannt.Uwe Bekemann ist Nationaler Fernschachmeister (Bronze), Correspondence Chess Master (ICCF) und ebenfalls mehrfacher Buchautor.320 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Gerd Schowalter im Oktober 2020
Das Damengambit, eine der häufigsten Schacheröffnungen, ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Es fand bereits in der Göttinger Handschrift Erwähnung und wurde auch von den Meistern G. C. Polerio und A. Salvio (Italien) und dem Syrer Ph. Stamma schon früh praktiziert. Es gibt eine Fülle von theoretischem Material darüber. Jetzt haben sich die beiden bekannten Autoren Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann in diesem Jahr damit befasst.
In aller Bescheidenheit wollen sie sich an „den unerfahrenen und noch weniger spielstarken Schachfreund“ wenden. Damit meinen sie auch den Anfänger, der gerade die Schachregeln gelernt hat und den Spieler mit etwas Erfahrung, der mit geringem Aufwand seine Eröffnungskenntnisse verbessern möchte. Sie erwähnen auch den Freizeitspieler, der mit einer ordentlich gespielten Eröffnung einfache Stellungen erreichen und schlichtweg unterhaltsame Partien spielen könnte.
Vor einer umfassenden Einführung (S. 14- 41) findet man die obligatorische Zeichenerklärung und ein professionelles Vorwort. Ebenso werden diverse Bauernstrukturen vorgestellt, wie sie im Damengambit vorkommen. Dann erst folgen 18 gut strukturierte Kapitel. Ich nenne explizit das erste und längste mit folgenden Abspielen der Slawischen Verteidigung: Winawer- Gambit, Slawisches Gambit, Abtauschvariante, die Fortsetzung 4...) dxc4 und das Botwinnik- System.
Die folgenden 17 Kapitel sind nicht so umfangreich, weisen aber jeweils eine gekonnte Zusammenfassung für den Leser auf. Erklärt werden auch die Namen anderer Erfinder und Orte, wie beispielsweise Albins Gegengambit, Tarrasch-Verteidigung, Ragosin- Verteidigung, Moskauer Variante, Cambridge- Springs-Verteidigung usw. Das Bemühen, an manchen Orten die Lage für Schwarz und Weiß zu erörtern, kann gefallen. Da aber keine kompletten Partien aufgenommen wurden, entfällt leider auch das Personenverzeichnis.
Fazit: „Eröffnungen Damengambit lesen – verstehen -spielen“ ist ein umfassendes Werk über eine der häufigsten Eröffnungen. Am Ende gibt es ein Quellenverzeichnis, aber leider keine Zuordnung zu den praktizierenden Meistern. Somit gibt es auch kein wünschenswertes Personenverzeichnis. Ansonsten kann man sich über die kompakte und solide Aufmachung des stabilen Buches erfreuen.
Rezension von Jörg Palitzsch im September 2020
Die Grundidee des Damengambits ist es, nach der Hauptzugfolge 1. d2–d4 d7–d5 2. c2–c4, den weißen c-Bauern gegen den etwas stärkeren schwarzen d-Bauern zu tauschen und sich mit nachfolgendem e2–e4 eine Bauernmajorität im Zentrum zu verschaffen. Der Bauer c4 ist ungedeckt und kann geschlagen werden. Diese Vorgehensweise ist bei vielen Schachspielern beliebt, wobei das kenntnisreiche Autorenduo Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann in ihrem Buch „Eröffnungen Damengambit“ die Möglichkeiten des Gambits in seiner großen Bandbreite auffächert.
Dabei richtet sich das Buch ausdrücklich nicht an den Schachprofi. Sondern gezielt an Anfänger, die die Regeln sicher beherrschen, an Spieler mit etwas Erfahrung, die mit einem begrenzten Aufwand ihr Eröffnungsrepertoire verbessern wollen, und schließlich an Freizeitspieler, die über Eröffnungen Stellungen erreichen wollen, aus denen sie heraus interessante und unterhaltsame Partien spielen können. Die Autoren führen zunächst auf 27 Seiten in das Thema ein, behandeln kurz einzelne Varianten – die in weiteren Kapiteln vertieft werden – stellen Zugumstellungen, Zugalternativen und Zugentwicklungen vor. Anschließend gliedert sich das Buch in zwei Schwerpunktkapitel auf: in die Slawische Verteidigung und das Angenommene Damengambit. Mit der Erläuterung weiterer Varianten, einer klassischen und modernen Form der Lasker-Verteidigung, einer verbesserten Tarrasch-Verteidigung und der ungewöhnlichen Westphalia-Variante sind die Autoren durchaus auf Nebenwegen des Damengambits unterwegs, liefern dem Nicht-Profi damit jedoch viele Hinweise für eine alternative Spielführung, die sich nach der Hauptzugfolge ergibt. Hilfreich sind auch die Zusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels, die historischen Einschübe lesenswert. Für geeignete Situationen habe man nach vielversprechenden Ideen gesucht, die noch nicht so oft in einer praktischen Partie ausgespielt wurden, so das Autorenteam. Ziel: Gut vorbereitete Überraschungen erhöhen die Chancen und steigern den Spielspaß am Schachbrett.
Fazit: Wer seinen Gegner nach einer sehr gängigen Eröffnung aus dem Konzept bringen will, bekommt mit diesem Buch, egal ob mit weißen oder schwarzen Figuren, das nötige Werkzeug an die Hand.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein Werk, das die Königsindische Verteidigung von Grund auf erklärt. Diese Eröffnung wird von vielen Schachfreunden als „Perle der geschlossenen Spiele" bezeichnet. Unsere Autoren leiten den Leser an, diese anspruchsvolle Verteidigung gut und erfolgreich zu spielen, ohne dass er in ein tiefes Studium der Varianten eintreten müsste.
Mit diesem Buch erhält der Schachfreund eine Grundlage, die einen auf ihn zugeschnittenen leichten Einstieg in das schwierige und umfassende Umfeld der Eröffnungstheorie ermöglicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob er sich wenig oder noch gar nicht mit der Eröffnungstheorie des Schachspiels befasst hat.
Die hinter den einzelnen Systemen der Königsindischen Verteidigung stehenden Ideen und Pläne werden ausführlich erklärt. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Spielweise richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen abzuspulen. Selbst einzelne Züge werden nach Sinn und Zweck erläutert, soweit diese nicht ganz offensichtlich sind.
Mit den Kenntnissen aus diesem Buch wird es dem Leser leicht fallen, gut in seine praktische Partie zu kommen, um auf dieser Grundlage interessantes, unterhaltsames und Erfolg versprechendes Schach zu spielen.
Zugleich geben die Autoren dem Leser ein Grundrepertoire für Weiß und für Schwarz an die Hand, das die wichtigsten Systeme und Varianten der Königsindischen Verteidigung enthält.
280 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Gerd Schowalter im September 2019
Jerzy Konikowski/ Uwe Bekemann: Eröffnungen. Königsindische Verteidigung, J. Beyer Verlag
Die beiden bekannten Autoren legen erneut ein beachtliches Eröffnungsbuch vor. Es ergänzt ihre Reihe: lesen - verstehen - spielen, in der z. B. auch „Offene Spiele“ erschienen ist, um die „Perle der geschlossenen Spiele“. Das ist die Königsindische Verteidigung. Seit sich der russische Großmeister E. Geller vor fast 40 Jahren mit einem Standardwerk hervortat gab es zahlreiche weitere „Königsindisch-Bücher“, die die Entwicklung in dieser soliden Verteidigung, die dem Nachziehenden späten, aber erfolgreichen Ausgleich und Gegenchancen verspricht, weiter verfolgt haben. Was ist nun neu an diesem Werk?
Nun, die Autoren wollen für Schachspieler jeder Leistungsstärke Grundlagen schaffen, um diese geschlossene Eröffnung mit ihren diversen Systemen zu verstehen. Das bewirken sie, wie im Vorwort erläutert, durch „allerhöchsten Wert auf die Darstellung der Ideen und Pläne, die sich mit der Eröffnung verbinden, gelegt“ zu haben. Der Leser soll die einzelnen Spielweisen verstehen lernen, und das sowohl aus Sicht des Schwarz- als auch des Weißspielers. Sie nennen drei Ziele ihrer umfassenden Arbeit:
– einen Überblick schaffen über das facettenreiche System, das sich hinter der Eröffnung, die oft als „Königsinder“ bezeichnet wird,
– sie wollen zeigen, wie sie ihr Buch auf geschickte Weise strukturiert haben,
– sie veranschaulichen, wie sie ihre Ausführungen zu den verwandten vorhandenen Spielweisen dargestellt haben.
Dazu dient eine gut 20-seitige Einführung mit sauberen Diagrammen, guten Vorschlägen und Tipps für die Praxis. Die folgenden 20 Kapitel umfassen die verschiedensten Systeme mit klaren Darstellungen und geschickten Erläuterungen. Die leserfreundliche Bearbeitung gipfelt in jeweiligen Zusammenfassungen am Ende eines jeden Kapitels. So zeigt sich hier natürlich kein Lesebuch, sondern ein anspruchsvolles Lehrbuch, das Schachfreunde jeder Kategorie immer mal wieder zur Hand nehmen werden.
Fazit: Der Beyer Verlag hat sich wieder mal um das deutsche Schach verdient gemacht. Die beiden renommierten Autoren haben äußerst gründliche Arbeit geleistet, um dem lernwilligen Schachfreund weiterzuhelfen. Der übersichtlich gestaltete Lehrstoff lädt zum Erfolgversprechenden Studium bei.
Kurz: Freundliche Empfehlung!
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2019
Die Königsindische Verteidigung wurde schon Ende des Neunzehnten Jahrhunderts gespielt aber erst Anfang des Zwanzigsten Jahrhunderts populär, als man sie in den Komplex der Indischen Verteidigungen einordnete. Dabei besetzt Schwarz das Zentrum nicht mit Bauern, sondern versucht es mit Figuren zu beherrschen. Die Züge 1. d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4. e4 d6 leiten diese Verteidigung ein. Zu den frühesten Verfechtern dieser Verteidigung gehörten Richard Réti und Max Euwe. Nach 1945 erhielt die Königsindische Verteidigung starke Impulse von sowjetischen Meistern wie David Bronstein und Efim Geller. Die Autoren Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann gehen in ihrem Buch „Eröffnungen, Königsindische Verteidigung“ weit in die Varianten-Tiefe. In 20. Kapiteln werden Fortsetzungen und Spielweisen abgearbeitet, die die komplexe Wirkung dieser Verteidigung aufzeigen. Die Fülle an Möglichkeiten bedarf eines intensiven Studiums der Eröffnung, wobei das Autorenduo sich davon hat leiten lassen, was ein Einsteiger braucht. So ist das Buch für Anfänger geschrieben, die die Grundzüge einer geordneten Spielführung kennen, für Spieler mit etwas Erfahrung, die mit einem begrenzten Aufwand ihr Eröffnungsrepertoire verbessern wollen und für Freizeitspieler, die über die Eröffnung eine Stellung erreichen wollen, aus der sie heraus ein unterhaltsames Spiel vor sich haben.
Dieser Anspruch wird in den einzelnen Kapiteln mit Abspielvarianten erfüllt, hinzu kommen Zusammenfassungen, in denen die erreichten Stellungen bewertet und hilfreiche Tipps für den weiteren Spielverlauf gegeben werden. So ermöglicht das Buch einen leichten Einstieg in eine doch schwierige Materie, deren Reichtum sich allerdings durch die Darstellung und Kommentierung nach und nach zeigt. Ziel ist es auch, den an der Königsindischen Verteidigung interessierten Schachspieler so weit zu bringen, Zugfolgen nicht abzuspulen, sondern diese Eröffnung mit ihrem ganzen Repertoire zu verinnerlichen.
Fazit: Dem Autorenteam Konikowski/Bekemann ist es (erneut) gelungen, ein doch etwas schwierigeres Schach-Thema so aufzuarbeiten, dass auch das Interesse eines unbefangenen Spielers geweckt wird, und seine Erkenntnisse in der Praxis verwerten kann.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein Buch, das für den Bereich der mit 1.e4 c5 beginnenden Sizilianischen Verteidigung Erklärungen und Anleitungen gibt und nicht auf ein Studium von Varianten setzt. Mit diesem Buch erhält der Schachfreund ein Werk, das einen auf ihn zugeschnittenen leichten Einstieg in das schwierige und umfassende Umfeld der Eröffnungstheorie ermöglicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob er sich wenig oder noch gar nicht mit der Eröffnungstheorie des Schachspiels befasst hat. Die hinter den einzelnen Systemen der Sizilianischen Verteidigung stehenden Ideen und Pläne werden ausführlich erklärt. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Spielweise richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit dies nicht ganz offensichtlich ist. Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es ihm leichtfallen, gut in seine praktische Partie zu kommen und ein interessantes, unterhaltsames wie auch den Erfolg versprechendes Schach zu spielen. Zugleich geben die Autoren dem Leser ein Grundrepertoire für Weiß und für Schwarz an die Hand, das die wichtigsten Linien der Sizilianischen Verteidigung enthält.
160 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Rolf Raschka (für EKZ Bibliotheksservice) im August 2017
Die sizilianische Eröffnung, in der Schwarz auf e2-e4 mit c7-c5 antwortet, ist sowohl bei Vereinsspielern als auch bei Großmeistern sehr beliebt. Deshalb erscheint es für ausgebaute Schachbestände sinnvoll, nach allgemeiner Eröffnungs-Literatur wie Konikowskis "Schnellkurs der Schacheröffnungen"oder auch "Eröffnung offene Spiele" ein Buch über Sizilianisch einzustellen .... Die Zielgruppe sind ehrgeizige Spieler, die ihr Eröffnungs-Repertoire verbessern wollen. Das wie "Eröffnung offene Spiele" solide aufgemachte, mit deutlichen Stellungsdiagrammen und Lesefädchen ausgestattete Buch kann auch ohne den Vorläufer empfohlen werden, das Preis-Leistungsverhältnis ist gut!
Rezension von Heinz Däubler im Juli 2017
Im Joachim-Beyer-Verlag ist mit Jerzy Konikowski/Uwe Bekemann „Eröffnungen, Sizilianische Verteidigung“ das zweite Werk aus der Reihe „Lesen, Verstehen, Spielen“ erschienen. Der Ansatz des bewährten Autorenpaares ist gleich geblieben. Adressat ist der die Regeln sicher beherrschende Anfänger, der erfahrenere Spieler mit Defiziten in der Eröffnung sowie Freizeitspieler, die besseres Schach spielen wollen. Gegenstand des Werkes ist die häufig gespielte Eröffnung „Sizilianisch“, die durch das Zugpaar 1.e4 c5 gekennzeichnet ist.
Eine einleitende Einführung lenkt didaktisch vorteilhaft nicht nur auf diese Eröffnung hin. Sie dient auch sehr nützlich als Orientierungshilfe. Die Übersichtlichkeit wird noch dadurch gesteigert wird, dass die Balkenüberschrift jeder Seite Kapitel und behandelten Stoff benennt.
Die ersten der 31 Kapitel sind den weniger gebräuchlichen Sizilianisch-Abspielen wie Alapin-Variante, Morra-Gambit, Grand-Prix-Angriff und der geschlossenen Variante gewidmet. Mit zunehmender Bedeutung steigt auch die Kapitelzahl. So behandeln die Kapitel 5 bis 14 die Paulsen-Variante, die Kalaschnikow-Variante, die Löwenthal-Variante, die Sweschnikow-Variante, den Richter-Rauser-Angriff, die Sosin-Variante, das Boleslawski-System, den Maroczy-Angriff, das Scheveninger-System und die Drachenvariante. Von Kapitel 15 an werden die verschiedenen Abspiele der Najdorf-Variante untersucht.
Bei einem derart breit aufgestellten Werk versteht es sich von selbst, dass die Autoren auf Tiefgang verzichten und sich im Wesentlichen auf Hauptvarianten beschränken. Herausgekommen ist ein reines Eröffnungsbuch, das – der Intention entsprechend – vollständig auf praxisorientierte Unterlegung durch Turnierpartien verzichtet. Immerhin bietet das Buch eine wertende Zusammenfassung an jedem Kapitelende.
Fazit: Ein Überblick über „Sizilianisch“ und nützlich für den Anfänger und ungeübten Fortgeschrittenen.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein
Buch, das für den Bereich der Halboffenen Spiele wie beispielsweise die Französische Verteidigung und die Caro-Kann-Verteidigung Erklärungen und Anleitungen gibt und nicht auf ein Studium von Varianten setzt.
Mit diesem Buch erhält der Schachfreund ein Werk, das einen auf ihn zugeschnittenen leichten Einstieg in das schwierige und umfassende Umfeld der Eröffnungstheorie ermöglicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob er sich wenig oder noch gar nicht mit der Eröffnungstheorie des Schachspiels befasst hat.
Die hinter den einzelnen Eröffnungen und Spielweisen stehenden Ideen und Pläne werden ausführlich erklärt. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Eröffnung richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit er für das Verständnis wichtig ist.
Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es ihm ein Leichtes sein, gut in seine praktische
Partie zu kommen und ein interessantes, unterhaltsames wie auch den Erfolg versprechendes Schach spielen zu können.
Das zugleich vorgestellte Repertoire deckt die anerkannten bzw. als spielbar geltenden Eröffnungen im Bereich der „Halboffenen Spiele" (ohne die Sizilianische Verteidigung, die in einem eigenen Band behandelt wird) ab und bietet zugleich die eine oder andere neue Idee an, die auch einen erfahrenen Spielpartner überraschen kann.
256 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im August 2018In diesem Jahr ist im Joachim-Beyer-Verlag mit Jerzy Konikowski/Uwe Bekemann „Eröffnungen, Halboffene Spiele“ein weiteres Werk aus der Serie „Lesen, Verstehen, Spielen“ erschienen.
Das Buch richtet sich an erfahrenere Spieler mit Defiziten in der Eröffnung sowie an Freizeitspieler, die einfach besser Schach spielen wollen. Gegenstand des Werkes sind diejenigen Eröffnungen, bei denen Weiß mit 1.e4 beginnt und Schwarz nicht mit e5 oder c5 antwortet.
Eine einleitende Einführung lenkt didaktisch vorteilhaft auf die Eröffnungen hin. Sie dient auch nützlich als Orientierungshilfe, die aufzeigt, in welchen Kapiteln die Eröffnungen zu finden sind. Eine gute Übersichtlichkeit des Werkes wird durch Balkenüberschriften auf jeder Seite erreicht.
Die versierten Autoren handeln die halboffenen Spiele in sieben Kapiteln ab. So werden der Reihe nach auf 55 Seiten die Französische Verteidigung (1.e4 e6 2.d4 d5), hier besonders die Abspiele 3.e5, 3.Sc3, 3.Sd2, auf 75 Seiten die Caro-Kann-Verteidigung (1.e4 c6) mit den Abspielen 2.Sc3, 3.e5, 3.exd5, 3.f3, 4…Lf5, 4…Sd7 und 4…Sf6, auf 29 Seiten die Pirc-Verteidigung (1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 g6) mit den Abspielen 4.f4 und 4.Le3, auf 10 Seiten die Moderne Verteidigung (1.e4 g6), auf 35 Seiten die Skandinavische Verteidigung (1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3) mit den Abspielen 3…Dd8 und 3…Dd6, auf 22 Seiten die Aljechin-Verteidigung (1.e4 Sf6 mit den Abspielen 4.Sf3 und 4.exd6 und auf 18 Seiten die Nimzowitsch-Verteidigung (1.e4 Sc6 2.d4) mit den Abspielen 2…d5 und 2…e5 behandelt. Bei dem breit aufgestellten Werk versteht es sich von selbst, dass sich die Autoren imWesentlichen auf Hauptvarianten beschränken. Der Leser erhält ein reines Eröffnungsbuch, das durchgängig auf Unterlegung durch Turnierpartien verzichtet. Sehr nützlich erscheint die wertende Zusammenfassung an jedem Abspielende.
Fazit: Ein guter Überblick über die halboffenen Spiele und nützlich für ungeübte Fortgeschrittene und für Hobbyspieler.
Rezension von Jörg Palitzsch im Juli 2018
Jerzy Konikowski, Uwe Bekemann, Eröffnungen - Halboffene Spiele
Jeder Schachspieler ist schon einmal an den Punkt gekommen, wo ihn sein Eröffnungsvokabular verlassen hat, er in eine unübersichtliche Stellung geraten ist und die Partie letztendlich verloren ging. Jeder Schachspieler weiß auch, welche Gefahren die Eröffnungszüge des Gegners in sich bergen, wenn man nicht die richtige Antwort parat hat und damit die Partie im Grunde verloren gibt.
Um sich vor solchen Überraschungen zu schützen, kann man sich bei der Eröffnung auf die Halboffenen Spiele stützen. In einer Neuerscheinung des Joachim Beyer Verlages vermitteln die Autoren Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann viel Wissen über diese Eröffnungen, die dem Schachspieler einen leichten Einstieg in die Materie bieten, ohne ihn mit trockener Theorie zu überfrachten. Das Buch selbst fügt sich als dritter Teil in zwei bereits erschienene Schachbücher ein, in dem das Autorenduo die Sizilianische Verteidigung und die Offenen Spiele bei den Eröffnungen beleuchtet hat. Beide Bücher kommen ebenfalls aus dem Joachim Beyer Verlag.
Die aufgeführten Beispiele geben dem Nachspielenden einen tiefen Einblick in die zahlreichen Möglichkeiten der Halboffenen Spiele, die ein Merkmal prägt. Sie alle beginnen mit dem Zug e2-e4, Schwarz antwortet aber nicht mit e7-e5. Der Grund: Schon immer galt im modernen Schach der rasche Angriff auf den König als Leitmotiv. Hauptziel eines Angriffs war und ist der schwächste Punkt in der unmittelbaren Nähe des Königs, das Feld f7. Mit e4 sind alle Angriffsbemühungen von Weiß von Anfang an auf diesen Schwachpunkt ausgerichtet. Folgt dann 1...e5, sorgt der weiße Königsläufer, gezogen von f1 auf c4, für eine erste Unruhe.
Die Verbreitung und Hinwendung zu den Halboffenen Eröffnungen ist im Vergleich, etwa zu den Offenen Spielen, damit begründet, dass Schwarz mehr Möglichkeiten hat eine frühe Überrumpelung abzuweisen. Das Autorenduo Konikowski und Bekemann führt den Schachspieler dann auch bedarfsorientiert an diese Eröffnungsvarianten heran. Das Buch richtet sich an Anfänger, die die Grundzüge einer geordneten Spielführung kennen und eine erste Basis-Ausstattung für Eröffnungen benötigen. Ein weiteres Ziel sind Spieler mit etwas Erfahrung, die aber Defizite in der Eröffnung haben und dieses Manko schnell ausgleichen möchten. Und schließlich richtet sich das Buch „Eröffnungen, Halboffene Spiele, lesen-verstehen-spielen“ an Freizeitspieler, die über praktikable Eröffnungen hinaus Stellungen erreichen wollen, aus denen heraus sie ein interessantes Mittelspiel anschließen können.
Nachvollziehen kann man dies anhand von sieben Kapiteln, die sich mit den Eröffnungen der Halboffenen Spiele befassen: Die Französische Verteidigung, eine Antwort auf den ungezähmten Angriffsstil der letzten Jahrhunderte und deren Ziel darin besteht, dass weiße Zentrum zu einem günstigen Zeitpunkt zu sprengen. Die Caro-Kann-Verteidigung, die Weltmeister Michail Botwinnik wahrlich weltmeisterlich beherrschte, sowie die Pirc-Verteidigung, die Schwarz in dem im Buch dargestellten Abspiel gute Konterchancen bietet. Ein weiteres Kapitel ist dem Königsfianchetto gewidmet, das von den Autoren als eine „elastische Spielweise“ beschrieben wird. Hinzu kommt die Skandinavische Verteidigung, die am Damenflügel – mit Plan – für Schwarz gute Perspektiven ermöglicht. Ebenso die schwarze Aljechin-Verteidigung, die nach dem Aufbau eines weißen Bauernzentrum beginnt, genau dieses anzugreifen, und die Nimzowitsch-Verteidigung, in der sich Schwarz einmauert und den Gegner trotzdem noch überraschen kann.
„Lesen-verstehen-spielen“ lautet der Untertitel des Buches – und genau an diese drei Steps sollte man sich halten. Die Landschaft der Eröffnungen zeigt sich auf dem Schachbrett als weites Feld, in dem die Halboffenen Spiele neben den Offenen Spielen, den Geschlossenen Spielen, den Indischen Verteidigungen sowie den weniger bekannten Flankenspielen in Konkurrenz stehen.
Deshalb wird in dem Buch größter Wert auf die Darstellung von Ideen und Pläne gelegt, die sich mit einer Eröffnung verbinden. In den Hauptvarianten wird im Grundsatz jeder Zug erklärt, der für das Verständnis der jeweiligen Eröffnung nötig ist. „Unsere Leser sollen wissen, warum sie einen Zug spielen und warum gerade dieser gerade jetzt angezeigt ist“, heißt es im Vorwort. Nur so könne der Schachspieler eine Eröffnung mit Sinn und Verstand spielen.
Fazit: Was auf den ersten Blick wie ein Lehrbuch für Schach-Meister aussieht, entpuppt sich beim zweiten Blick auch als Handlungsanweisung für Schach-Novizen. Dabei sind die Halboffenen Spiele nicht Jedermanns Sache, zumal sie in ihren Hauptvarianten nur durch Übung zum Erfolg führen. Das Buch von Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann, beide erfahrene Schachspieler und -autoren, öffnet vor allem in den dargestellten Abspielen den Blick für Neues. Dem Meister und dem Novizen.
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für dieses Buch zusammengestellt und ihre Arbeit begonnen haben. Herausgekommen ist ein Buch, das für den Bereich der mit 1.e4 e5 beginnenden Spiele Erklärungen und Anleitungen gibt und nicht auf ein Studium von Varianten setzt.
Mit diesem Buch erhält der Schachfreund ein Werk, das einen auf ihn zugeschnittenen leichten Einstieg in das schwierige und umfassende Umfeld der Eröffnungstheorie ermöglicht. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob er sich wenig oder noch gar nicht mit der Eröffnungstheorie des Schachspiels befasst hat.
Die hinter den einzelnen Eröffnungen und Spielweisen stehenden Ideen und Pläne werden ausführlich erklärt. Der Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Eröffnung richtig zu verstehen und diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, wenn diese nicht ganz offensichtlich ist.
Mit den Kenntnissen, die sich sicher der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es ihm ein Leichtes gut in seine praktische Partie zu kommen und ein interessantes, unterhaltsames wie auch den Erfolg versprechendes Schach spielen zu können.
Das zugleich vorgestellte Repertoire deckt die anerkannten bzw. als spielbar geltenden Eröffnungen im Bereich der „Offenen Spiele“ ab.
168 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Mai 2021
„Stückeschreiben ist wie Schach: Bei der Eröffnung ist man frei; dann bekommt die Partie ihre eigene Logik“, so der Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt. Ob dies nach einer Eröffnung tatsächlich so ist, kann man bezweifeln, wenn man das Lehrbuch „Eröffnungen – Offene Spiele“ jetzt in der zweiten Auflage erschienen, zur Hand nimmt.Das Autorenduo Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann hat sich in insgesamt 19 Kapitel jeweils einer ganz bestimmten Eröffnung gewidmet, was allein schon einen guten Grundstock für den Auftakt einer Partie bedeutet. Im Mittelpunkt stehen die Offenen Spiele, die auf beiden Seiten mit dem e-Bauern beginnen. Dies schränkt das Themenfeld allerdings nicht ein, werden dem Schachspieler doch genügend Spielideen und –pläne an die Hand gegeben, um die richtige Figur in dem frühen Stadium zu ziehen. Das Buch richtet sich ausdrücklich an Anfänger, Spieler mit etwas Erfahrung und Freizeitspieler – und dies ist gut so. Es sind genau jene Schachspieler, die nach einigen Misserfolgen, die ihre Ursachen all zu oft in der Eröffnungsphase haben, sich enttäuscht wieder vom Königlichen Spiel abwenden.Es ist ein Verdienst der Autoren, jenen Spielern zu helfen, die noch auf der Suche sind, die unsicher sind, die sich grundlegende Spielzüge aneignen wollen. Egal, ob es sich um ein Mittelgambit handelt, in dem Weiß zum Auftakt energisch den gegnerischen Bauern auf e5 mit einem schnellen Vorstoß über d4 unter Druck setzt, oder die Spanische Partie, die nach e4 e5, Springer jeweils auf f3 und c6, sowie weißer Läufer auf b 5 aufs Brett kommt. Dazu gibt es sieben Abspielvarianten, die, wie alle Partien, Verteidigungen und Varianten sehr ausführlich dargestellt werden. Die Autoren verweisen ausdrücklich darauf, dass für die Eröffnungen alles aufgenommen wurde, was anerkannt ist und als spielbar gilt. Dabei wurden auch ausgetretene Pfade verlassen, die dem Schachspieler neue Horizonte eröffnen und für Überraschungen am Schachbrett sorgen. Fazit: „Eröffnungen – Offene Spiele“ ist nicht überladen und bleibt mit der Eingrenzung auf die Offenen Spiele konzentriert beim Thema. Eine zielgenau Hilfe für jeden Schachspieler.
Rezension von Heinz Däubler im Oktober 2017
Im Joachim-Beyer-Verlag ist mit Jerzy Konikowski/Uwe Bekemann „Eröffnungen, Offene Spiele“ das erste Werk aus der Reihe „Lesen, Verstehen, Spielen“ erschienen. Das Buch richtet sich nicht nur an den die Regeln sicher beherrschenden Anfänger, sondern auch an erfahrenere Spieler mit Defiziten in der Eröffnung und an Freizeitspieler, die einfach besseres Schach spielen wollen. Gegenstand sind diejenigen Eröffnungen, die sich nach dem Zugpaar 1.e4 e5 ergeben können.
Eine einleitende Einführung lenkt didaktisch vorteilhaft auf die Eröffnungen hin. Sie dient auch sehr nützlich als Orientierungshilfe, zeigt sie doch auf, in welchen Kapiteln die jeweiligen Eröffnungen zu finden sind. Die Übersichtlichkeit wird durch eine Balkenüberschrift auf jeder Seite verbessert.
Die Autoren geben in 19 Kapiteln Einblick in die offenen Spiele. So werden der Reihe nach das Mittelspiel (2.d4), das Nordische Gambit (2.d4 exd4 3.c3), das Läuferspiel (2.Lc4), die Alapin-Eröffnung (2.Se2), das Königsgambit (2.f4), die Wiener Partie (2.Sc3), die PhilidorVerteidigung (2.Sf3 d6), das Lettische Gambit (2.Sf3 f5), das Mittelgambit im Nachzug (2.Sf3 d5), Russisch (2.Sf3 Sf6), das Dreispringerspiel (2.Sf3 Sc6 3.Sc3), das Vierspringerspiel (2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6), die Ponziani-Eröffnung (2.Sf3 Sc6 3.c3), Schottisch (2.Sf3 Sc6 3.d4), das Zweispringerspiel im Nachzug (2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6), Italienisch (2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5), das Evans-Gambit (2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.b4), die Ungarische Partie (2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Le7) und Spanisch (2.Sf3 Sc6 3.Lb5) vorgestellt.
Bei einem derart breit aufgestellten Werk versteht es sich von selbst, dass die Autoren auf Tiefgang verzichten und sich im Wesentlichen auf Hauptvarianten beschränken. Sie erhalten ein reines Eröffnungsbuch, das auf praxisorientierte Unterlegung durch Turnierpartien verzichtet. Doch sehr nützlich ist eine wertende Zusammenfassung an jedem Kapitelende.
Fazit: Ein Überblick über die offenen Spiele und nützlich für Anfänger und ungeübte Fortgeschrittene.
Rezension von Klaus im August 2016
Kürzlich ist im Joachim Beyer Verlag eine interessante Zusammenfassung zu den Offenen Spielen mit dem Untertitel „lesen-verstehen- spielen“ erschienen.
Das eingespielte Autoren Duo Jerzy Konikowski und Uwe Bekemann hat es sich bei ihrer neuen Publikation zur Aufgabe gemacht, dem interessierten Leser auf wenig Raum möglichst viel Grundlegendes über die offenen Spiele an die Hand zu geben. Als Ziel haben sich die beiden Autoren nach eigener Aussage gesteckt, „eine Basisausstattung zur Welt der Eröffnungen“ für regelfeste Anfänger und Freizeitspieler zu liefern.
Und genau diese Intention lösen die beiden sehr überzeugend ein, denn das im Untertitel aufgeführte Wort „Verstehen “ wird in diesem Werk im wahrsten Sinne des Wortes großgeschrieben. Konikowski und Bekemann zeigen nämlich nicht nur Varianten, sondern erklären sehr ausführlich und zudem in gut verständlicher Textform.
In insgesamt 19 Kapiteln werden sämtliche offenen Eröffnungen abgehandelt, wobei die spanische Verteidigung mit sieben Abspielen naturgemäß am umfangreichsten vertreten ist.
Dass auf gut 160 Seiten nicht jede Variante tief dargelegt werden kann, liegt sicher auf der Hand, aber was die absoluten Grundlagen angeht, so leisten die Autoren Bemerkenswertes. Häufig beginnen nach einem kurzen geschichtlichen Exkurs die ausführlichen Hinweise bereits im zweiten oder dritten Zug und den Abschluss bildet zu jedem Abspiel jeweils eine kurze Zusammenfassung.Trotz der Fülle des Stoffes verliert man nie den Überblick und besonders sympathisch wirken die häufig eingestreuten Tipps, denen man – ganz im Vertrauen auf das erfahrene Autorenduo – gerne folgen wird.
Neben all den genannten Vorteilen lädt auch die äußere Aufmachung zur Beschäftigung mit diesem empfehlenswerten Buch ein, denn Aufmachung, Druck, das sehr handliche Format und last not least ein praktisches Lesebändchen lassen auch für den Bücherästheten keine Wünsche offen.
Dieses zudem preisgünstige Werk eignet sich ausgezeichnet zum Selbststudium, doch auch für Übungsleiter und Schulschachgruppenleiter kann es ein wertvoller Ideengeber sein.
Rezension von Rolf Raschka im Juli 2016
In den offenen Spielen beginnt die Partie mit den Bauernschritten „e2 - e4“ und „e7 - e5“, woraus sich wichtige Eröffnungen entwickeln. Einige haben die Autoren schon tiefschürfend in „Italienische Partie - richtig gespielt“ und „Königsgambit - richtig gespielt“ behandelt. Jetzt bieten sie Vereinsmitgliedern und lernwilligen Hobbyspielern gut verständliche, besonders auf allgemeine Prinzipien hinweisende Analysen von 19 offenen Eröffnungen. Am meisten Raum nimmt die sehr verbreitete „Spanische Partie“ mit ihren Varianten ein.
Das didaktisch gelungene Werk erfreut durch eine für den moderaten Preis, gute Ausstattung mit deutlichen Stellungsdiagrammen, klarer Textgestaltung und Lesefädchen.
Viel zu oft gehen Schachpartien bereits in der Eröffnung verloren, weil eine Seite in eine zumeist taktisch – manchmal aber auch positionell geartete Falle gerät. Hier wollte der Autor (ein ehemaliger Trainer der polnischen Nationalmannschaft und jahrzehntelanger erfolgreicher Bundesligaspieler) getreu dem Motto „Vorbeugen ist besser als heilen!" Abhilfe schaffen. So hat er im Laufe vieler Jahre über 200 Kurzpartien zusammengestellt, um daran solche „Eröffnungsreinfälle" mitsamt ihrer Vorgeschichte zu demonstrieren.
Im ersten Teil zeigen 200 Diagramme den jeweiligen kritischen Punkt einer Partie, an der der Leser die richtige Entscheidung zu treffen hat. So kann er die intuitive Einschätzung von Stellungsbildern sowie die Analyse der anfallenden Varianten schulen. Zusätzlich wird es den Übenden verschiedenster Spielstärke mittels eines Punktesystems ermöglicht, ihre taktischen Fähigkeiten selbst zu bewerten.
Im zweiten Teil finden sich sämtliche Partien mit der richtigen Fortsetzung sowie einer ausführlichen Diskussion der jeweiligen Alternativen.
FIDE-Meister Jerzy Konikowski,
Trainer der polnischen Nationalmannschaft von 1978 bis 1981 und Inhaber der A-Trainer-Lizenz des DSB, spielte mehrere Jahre erfolgreich in der Bundesliga. Seine zahlreichen Veröffentlichungen in Büchern und Zeitschriften befassen sich vorwiegend mit dem Bereich der Schacheröffnungen.
244 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Gambit-Eröffnungen bieten seit Jahrhunderten ein Experimentierfeld für unternehmungslustige und wagemutige Spieler, die bereit sind, in der Anfangsphase der Partie materielle Zugeständnisse zu machen, um dafür einen wie immer gearteten positionellen Vorteil einzutauschen. Auch wenn manche Gambits den Höhepunkt ihrer Popularität lange überschritten haben und die meisten aufgrund verbesserter Verteidigungstechnik keine Schrecken mehr in den Turniersälen verbreiten, so haben doch einige nicht an Aktualität eingebüßt, und erfindungsreiche Meister werden nicht müde, neue Gambits zu kreieren und praktisch zu erproben.Der vorliegende Band des russischen Autorengespanns ist in zwei Teile gegliedert. Der erste gibt in alphabetischer Reihung einen Überblick über nahezu alle bekannten Gambits, jedes wird mit einer knappen Zusammenfassung inklusive ein bis zwei Kurzpartien vorgestellt. Dieser Teil, der lexikalischen Charakter trägt, wird als Nachschlage- und Orientierungswerk nützliche Dienste leisten. Der zweite Teil behandelt eine Reihe von modernen Gambitideen, die in zeitgenössischen Turnieren eingesetzt wurden. Hier wird der Leser auf ausführliche Analysen der Autoren treffen, die ihm eine tiefere Auseinandersetzung mit der Theorie dieser Eröffnungen gestatten. Die aktuelle Zweitauflage des Buchs wurde von Uwe Bekemann überarbeitet und ergänzt.Juri S. Rasuwajew (1945-2012) war ein bekannter russischer Schach-Großmeister (GM seit 1976), Theoretiker, Trainer und Autor. Insbesondere in den 1980er Jahren bestritt er eine Reihe von Turnieren in Deutschland und spielte auch in der Schach-Bundesliga. Er erzielte 4 Remisen gegen Robert Hübner beim Match „UdSSR – Rest der Welt“ in London 1984. Anatoli Mazukewitsch (*1938, Smolensk) ist ein russischer Schachmeister, Journalist und Autor, der mehr als 50 Schachbücher verfasste, wovon etliche auch in deutscher Übersetzung erschienen sind.
160 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension:
"Wenn Sie gewinnen wollen, fürchten Sie sich nicht, das Gleichgewicht zu zerstören. Mehr noch, lernen Sie, es zu tun!", Michail Tal.Das Buch des russischen Autorenduos aus dem Beyer-Verlag wurde durch den Nationalen Fernschach-Meister (Bronze) Uwe Bekemann für diese 2. Auflage überarbeitet und aktualisiert und kommt in gewohnt guter Aufmachung und Übersichtlichkeit als Hardcover-Ausgabe daher. Der Textanteil ist in allen Kapiteln recht hoch, sodass man mit den Partien und Analysen nicht allein gelassen wird.Gegliedert ist das Buch in zwei unterschiedliche Teile. Der 1. Teil "Enzyklopädie der Gambits" beinhaltet 57 Gambits, die alphabetisch geordnet sind; von Albins Gegengambit bis zum Wolgagambit. In Wirklichkeit sind es 56, da das Lwow-Gambit auch als Tennison-Gambit ein zusätzliches Kapitel erhielt. Jedes Gambit wird mit 1-2 Kurzpartien und einer knappen historischen Einführung dargestellt; aufgelockert durch ein Bild/Zeichnung des Namensgebers. Kurzschlüsse statt Hauptvarianten kennzeichnen die Partien, von denen viele bereits nach ca. 10 Zügen ihr taktisches Ende finden.Im 2. Teil "Moderne Gambitideen" (Seite 82-159) werden 14 weitere Gambits vorgestellt. Der Aljechin-Chatard-Angriff in der Französischen Verteidigung, das Estrin-Gambit (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Lc5 4.d4), das Rubinstein-Gambit (1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Sc3 Sf6 4.Lb5 Sd4), das Marshall-Gambit in der Spanischen Eröffnung und das Rasuwajew-Gambit (hierbei wird der weiße h-Bauer in einer Variante des Damengambits geopfert) werden dabei am ausführlichsten besprochen. Diese sind gut strukturiert aufgemacht und der historische Werdegang wird an Hand von spannenden und hochwertigen Partien und Analysen bis zum aktuellen Theoriestand dargestellt. Der Verlauf einiger Partien gipfelt in überraschenden Damenopfern.Fazit: Bei ca. 160 bekannten Gambits fehlen m.E. doch ein paar, um den 1. Teil als enzyklopädisch zu bezeichnen. Trotzdem kann der Gambit-Neuling einen Einblick und ein Gefühl für die Gefährlichkeit der dargestellten Eröffnungen bekommen.Vor allem die fünf ausführlicher behandelten Gambits aus Teil 2 machen Lust darauf diese Eröffnungen in Turnierpartien auszuprobieren. So macht Schach Spaß und Glanzpartien scheinen in der Luft zu liegen.Weniger ist manchmal mehr. IMHO würde ich lieber auf verschiedene Gambits aus Teil 1 verzichten, zu Gunsten von mehr ausführlicheren in Teil 2.
CM Manfred Herbold, Juni 2015
Die Französische Verteidigung (1.e4 e6), die erstmals in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts merklich ins Blickfeld der Schachgemeinde geriet, zählt bis heute zu den wichtigsten und populärsten Eröffnungen im Schach. Der Autor des vorliegenden Buchs, der deutsche Großmeister Wolfgang Uhlmann, ist ein weltweit angesehener Französisch-Experte, der diese Eröffnung über seine gesamte Schachkarriere praktisch erprobt und ihre Theorie bereichert hat. Eine Auswahl von 76 überwiegend eigenen Partien dokumentiert die beachtlichen Erfolge, die er als Schwarzspieler mit seiner Lieblingseröffnung erzielt hat, häufig gegen stärkste Gegnerschaft. Dabei erhält der Leser mit den eröffnungstheoretischen Ausführungen, die in die Partiekommentare integriert sind, eine fundierte Anleitung zur Behandlung dieser Eröffnung. Es ist nicht Uhlmanns Anliegen, eine lückenlose Darstellung von Systemen und Varianten zu liefern, vielmehr stehen Stellungsbeurteilung und Planfindung im Vordergrund. Zugleich wird in dieser Zusammenstellung der Werdegang nachvollziehbar, den der Autor mit seinen bevorzugten Französisch-Varianten genommen hat.
Uhlmanns Werk liegt nun in der 4. aktualisierten und ergänzten Auflage vor. Insbesondere hat der Autor fünf neue Partien von anderen Französisch-Spezialisten aus jüngerer Zeit aufgenommen.
Der Dresdner IGM Wolfgang Uhlmann (geb. 1935) war von 1958 bis 1989 der stärkste Spieler der DDR und nahm an 11 Schacholympiaden teil (10-mal am Spitzenbrett). Zu seiner besten Zeit gehörte er zur erweiterten Weltspitze und feierte herausragende Erfolge in vielen nationalen und internationalen Turnieren. Nicht zuletzt war er auch als Bundesligaspieler aktiv und ist als Autor zahlreicher Veröffentlichungen hervorgetreten.
198 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Die Réti-Eröffnung wird über die Züge 1. Sg1-f3 d7-d5 2. c2-c4 eingeleitet, soweit sie nicht unter Zugumstellungen auf dem Brett entsteht. Sie führt das Spiel regelmäßig in ruhige und positionell geprägte Stellungen und vermeidet frühe und taktisch dominierte Schlagabtäusche. Damit ist sie eine ideale Wahl für den Spieler, der seine Fähigkeiten besonders im Positionsspiel sieht und vor frühen taktischen Überraschungen geschützt sein möchte.
Mit der Réti-Eröffnung geht der Spieler mit Weiß zahlreichen Eröffnungssystemen aus dem Weg, sodass er einen großen Einfluss auf die Partieentwicklung nehmen kann. Über Zugumstellungen können allerdings andere Eröffnungen erreicht werden, die Kenntnis der Übergänge ist – für beide Seiten – wichtig.
Dieses Werk richtet sich besonders an den Amateurspieler, dem es ein System mit den folgenden Vorzügen anbietet:
- Leicht zu erlernen, indem es sich an zentralen Ideen und allgemeinen Aufbauplänen orientiert und lange Variantenketten nicht auswendig gelernt werden müssen.
- Aufbau eines Spezialwissens durch Konzentration auf bestimmte Fortsetzungen.
- Solides Stellungsspiel ab der Mittelspielphase und Schutz vor den schon erwähnten scharfen taktischen Überraschungen.
- Nach Möglichkeit neue und noch nicht ausgetretene Zugpfade, die dem Spieler im Wissen auch einem erfahrenen Gegner gegenüber Chancengleichheit gewähren und Raum für die Erprobung neuer Ideen geben.
Unsere Autoren haben dieses Buch unter dem Anspruch geschrieben, gleichermaßen für den Spieler mit Weiß wie mit Schwarz die besten Varianten zu finden, die den beschriebenen Kriterien entsprechen. Auf dieses Buch gestützt finden deshalb beide Seiten in gleicher Qualität ihre Wege ins Mittelspiel.
Alle Empfehlungen und im Werk aufgezeigten Pläne basieren auf sorgfältigen Erwägungen, die sich auch den Erkenntnissen aus der Praxis bedienen, nicht nur in den Duellen am Brett, sondern auch auf der Bühne des Fernschachspiels. Analysen, die zumeist durch den Einsatz moderner Spitzen-Engines überprüft worden sind, ergänzen die Beispiele aus dem praktischen Spiel.
324 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im September 2022Wirkliche Eröffnungsbücher sind heutzutage leider eine Rarität geworden. Und damit meine ich keine Repertoire-Bücher, sondern old-school -Eröffnungsbücher, die dem Leser eine Komplett-Übersicht über eine bestimmte Eröffnung geben,. Warum ist das so? Weil das Eröffnungsstudium in digitaler Form heute womöglich einfacher ist? Aber trifft das wirklich zu? Wenn ich mich durch den gesamten Eröffnungsbaum eines Computerprogramms quälen muss, macht das nicht unbedingt Spaß und ist an Trockenheit kaum zu überbieten. Dagegen ist für mich das Lernen mit einem greifbaren Eröffnungsbuch gar nicht mal so unspannend. Wenn es gut ist, erklärt es, warum welche Variante gut oder schlecht ist. Und wenn man sogar seltene Nebenvarianten findet, die den Gegner womöglich überraschen könnten, der Hauptvariante aber nur in puncto Popularität nachstehen, ist es richtig gut! Mehr oder weniger gute Repertoire-Bücher gibt es dagegen wie Sand am Meer. Deshalb verdient jeder Autor, der sich an eine Eröffnungs-Monographie wagt, heutzutage schon einmal per se meinen Respekt! Eine tolle Aufgabe, eine schwierige, ja, manchmal ziemlich undankbare Aufgabe, die sich gut und gern schon einmal über Jahre hinziehen kann. Alle Achtung, wenn dann noch etwas von Wert dabei herauskommt! Besonders eine Variante, die jahrzehntelang als gut für Weiß galt und die in diversen Eröffnungs-Monographien (u.a. von Marin, Davies, Kosten) empfohlen wurde, wird hier einer dringend nötigen Aktualisierung unterzogen:1.Sf3 d5 2.c4 c6 3.g3 Sf6 4.Lg2 Lf5 5.cxd5 cxd5 6.Db3 stöt auf die moderne Engine-Erwiderung 6...Sc6! 7.Dxb7 Ld7 8.Db3 e5! und Schwarz steht dank des Bauernopfers besser entwickelt und zum Angriff bereit. In meiner Datenbank holt Schwarz nach 6...Sc6 satte 60 Prozent, Remispartien nicht eingerechnet. Weiß mag dem kritischen Test mit 7.d3 ausweichen, aber wozu dann überhaupt inkonsequent auf b7 losgehen?IM Breutigam schlägt auf seiner Réti-DVD als Alternative 7.0-0 vor, findet aber nach 7...e5 für Weiß auch nur Ausgleich. Großmeister Bologan weicht dem Abspiel auf seiner DVD gänzlich und offenbar wohlwissend aus und empfiehlt stattdessen 5.0-0, um erst auf d5 zu tauschen, wenn Schwarz e7-e6 gezogen hat. Dies wiederum kann jedoch mit einem erneut kritischen Bauernopfer auf c4 verbunden sein, etwas, das nicht jedem Anziehenden zu solch frühem Zeitpunkt passen wird. Es verwundert, dass so viele zeitgenössische Eröffnungsautoren dieses Abspiel für Weiß auch noch nach 2015 empfohlen haben, als bereits mehr als deutlich wurde Black is okay , wie Adorjan es auszudrücken pflegte. Aus der Perspektive des Jahres 2022 ist es einfach, Folgendes festzustellen: Meines Wissens nach nicht enthalten ist die Spielweise 1.Sf3 d5 2.c4 d4 3.b4 g5!?, die gemä meiner Datenbank unter Großmeistern 2015 erstmals gehäuft (nämlich 7 mal) gespielt wurde und die damit in die Finalisierungsphase des Buches fiel. Neue Engine-Entdeckungen prasseln seit geraumer Zeit und regelmäig auf uns ein, kaum ein Superturnier, das nicht die neuesten Computerzüge thematisiert. Jedes Buch kann nur den bis dato aktuellen Stand widerspiegeln. Insofern hat Réti-Eröffnung - richtig gespielt den Stand der Zeit gut zusammengefasst. Schussfolgerungen zu jeder Variante erleichtern es dem Leser, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Besonders gefallen hat mir zudem, dass die Autoren aktuelle mit historischen Partien zum Réti-System kombinieren. So finden sich sowohl Partien von Kramnik, Rapport und Carlsen als auch von Capablanca, Botwinnik und natürlich von Réti selbst in dem Buch. Ausführliche 315 Seiten und das angenehme Hardcover aus dem Joachim Beyer-Verlag machen diesen Titel abrundend zu einem sehr guten Referenzwerk zur Réti-Eröffnung.
Rezension von Heinz Däubler im Januar 2018
Im Joachim-Beyer-Verlag ist mit Jerzy Konikowski/Uwe Bekemann „Reti-Eröffnung…richtig gespielt“ ein umfangreiches Werk erschienen. Es hat mit der Réti-Eröffnung – gekennzeichnet durch die Züge 1.Sf3 d5 2.c4 – eine auch heute noch sehr populäre Eröffnung zum Gegenstand, die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts von den jungen Wilden um Richard Réti und Aaron Nimzowitsch eingeführt wurde.
Profitieren wird von diesem Werk in erster Linie derjenige Partiespieler, der einen ruhigen, positionellen Spielaufbau liebt und gerne taktische Überraschungen meidet. Es richtet sich an Weiß- und Schwarzspieler. Absicht der Autoren ist es, dem Amateurspieler den Aufbau eines Spezialwissens durch Konzentration auf bestimmte Fortsetzungen anzubieten, der sich an zentralen Ideen und allgemeinen Aufbauplänen orientiert. Es kann konstatiert werden, dass dies den Autoren gut gelungen ist.
Die vorangestellte Einführung dient der Orientierung und bietet bereits einen Streifzug durch die behandelte Materie. Bevor die Autoren wesentliche Abspiele der Réti-Eröffnung untersuchen, machen sie in den beiden ersten Kapiteln einen Abstecher in die Abweichungen 2.g3 und 2.b3, bevor sie sich von Kapitel 3 an die sich nach 1.Sf3 d5 2.c4 ergebenden Varianten vornehmen. Kapitel 3 bis 5 haben die Entgegnungen 2…d4, 2…e6 und 2…dxc4 zum Gegenstand, wobei Kapitel 3 (1.Sf3 d5 2.c4 d4) wegen seiner praktischen Bedeutung und der relativ hohen schwarzen Erfolgsquote mit 48 Seiten besonders viel Raum einnimmt. Die Kapitel 6 bis 11 nehmen sich den nach 2…c6 ergebenden Abspielen an.
Was sonst noch gefällt:
- Hinweise auf Turnierpartien in allen Abspielen.
- fleißige und gründliche Partierecherche.
- Variantenkontrolle durch Spitzen-Engines.
- Wertende Zusammenfassung nach jedem Abspiel.
- 28 kommentierte Partiebeispiele aus der Turnierpraxis 1923 - 2015.
Vor etwa einem Jahrzehnt wurde das Londoner System fast ausschließlich unter Amateuren gespielt. Doch hat sich in den vergangenen Jahren viel ereignet und es hat sogar eine Art Durchbruch auf höchstem Niveau gegeben! Denn immerhin hat kein Geringerer als Weltmeister Magnus Carlsen eine solche Vorliebe für das Londoner System entwickelt, dass er es auch in wichtigen Partien einsetzt und damit eine Reihe schöner Siege erzielen konnte. Und er ist bei Weitem nicht der einzige Top-Spieler, da auch Kramnik, Grischuk und andere es in ihr Repertoire aufgenommen haben. Der absolute Guru des Londoner Systems ist und bleibt jedoch GM Gata Kamsky. Er vertraut ihm und wendet es sozusagen seit seiner Kindheit an, und er sieht keinen Grund, daran etwas zu ändern. Mittlerweile ist das Londoner System aus seinem Schattendasein hervorgetreten, so dass der Überraschungsfaktor etwas an Bedeutung verloren hat. Jedoch hat diese zunehmende Bekanntheit keinen Einfluss auf seineallgemeine Zuverlässigkeit gehabt, denn all seine Vorteile sind erhalten geblieben: – Es ist leicht zu erlernen – Es ist äußerst solide – Es wird oft unterschätzt – Es führt zu interessanten Stellungen – Es lässt Raum für eigene Ideen Vor allem aufgrund der Qualität von Computeranalysen hat sich die Eröffnungstheorie des Londoner Systems enorm weiterentwickelt. So sind in fast jedem Kapitel Verbesserungen zu finden, die nur auf eine Chance warten, in der Praxis ausprobiert zu werden!
Buch, 186 Seiten, gebunden mit Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Dezember 2019
Marcus Schmücker - Das Londoner System - richtig gespielt
Das Londoner System (LS) ist derzeit stark in Mode. Autor Marcus Schmücker verweist in seinem Buch „Das Londoner System...richtig gespielt“ darauf hin, das es unter anderem Weltmeister Magnus Carlsen anwendet. Er gewann damit bei den Tata-Steel-Schachturnieren Anfang 2016 gegen Jewgeni Tomaschewski und ein Jahr später gegen Wesley So. Allerdings ist in der Einleitung der zweiten Auflage des Buches auch zu lesen, dass sich in den letzten Jahren sehr viel in Bezug auf das LS getan habe, schon allein wegen des Einsatzes von Computern. Schmücker war sehr schnell klar, dass es für die Neuauflage mit der Beseitigung einiger Fehler nicht getan ist. So gibt es um 80 Prozent neues Material, was für den Spieler des Londoner Systems dementsprechend viele Neuheiten mit sich bringt.
Das Buch wird diesen Neuheiten durchaus gerecht. Den das LS hat zuverlässige Vorteile, die Schachspieler, die weniger überraschen, aber dafür solide und ruhig gewinnen wollen, sehr schätzen. Das System ist leicht zu erlernen, wird dabei unverständlicherweise oft unterschätzt, es führt zu interessanten Stellungen und lässt Raum, um eigene Ideen am Brett umsetzen zu können.
Das Hauptmerkmal des Londoner Systems ist nach dem Aufbau von Weiß mit d4, e3 und Sf3 (mit der Kontrolle des Schlüsselfeldes e5) der Läuferzug f4. Dies ermöglicht eine maximale Kontrolle über die schwarzen Felder. Zudem löst Weiß das Problem des „schlechten“ Läufers, indem er ihn vor die Bauernkette stellt. Dann kann Weiß, wenn Schwarz nichts entgegensetzt, auch seine restlichen Leichtfiguren entwickeln. Nach diesen Grundgerüsten zeigt das Buch in 14 Kapiteln auf, wie das Eröffnungssystem gewinnbringend weitergeführt werden kann. Dazu gibt es viel Text und Diagramme, ergänzt durch fast unzählige Haupt- und Nebenvarianten. Weitere Varianten sind hell- und mittelgrau unterlegt, was eine noch tiefer gehende Analyse ermöglicht. Deutlich wird – das LS kann wie ein Bunker aufgebaut werden, besonders, wenn man sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Schwarz kann dem nur mit einem frühen Vorstoß von c7 nach c5 begegnen.
Fazit: Wer dem Londoner System folgt, dem wird in diesem Buch das nötige Handwerksmaterial an die Hand gegeben. Wenn man seine Hausaufgaben auch für das Mittelspiel gemacht hat, kann sich Schwarz nur noch ins Endspiel retten.
22,80 €*
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