In diesem kompakten Lehrbuch beleuchtet der englische Großmeister Daniel King '10 goldene Faustregeln' des Schachspiels. Es ist für Anfänger gedacht, die nicht viel mehr kennen als die Grundregeln und die sich in geraffter und trotzdem aussagekräftiger Form veranschaulichen lassen möchten, welche wichtigen Grundsätze der Spielführung in den drei Partiephasen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel zu beachten sind.Die Lehrinhalte werden ansprechend und unterhaltsam dargeboten, und da die äußerst nützlichen Merksätze anhand von Beispielen und Übungen illustriert werden, ist sichergestellt, dass der Leser sie sich dauerhaft ins Gedächtnis einprägen kann. Entsprechend sollte er alsbald die Motivation verspüren, das Erlernte in eigenen Partien erfolgreich zu erproben.Den Verzicht auf tiefschürfende theoretische Erklärungen wird der Einsteiger sicherlich dankbar zur Kenntnis nehmen. Mit diesem Buch erhält er ein zwar solides, aber keinesfalls überfrachtetes Fundament, das entsprechend leicht ausbaufähig ist. Bei gegebenem Interesse kann es als Sprungbrett zur Beschäftigung mit vertiefenden Werken der Schachliteratur dienen.Daniel J. King (*1963) ist ein britischer Großmeister, Schachtrainer und -autor, der über 25 Jahre Berufsspieler war und sein Land bei vielen hochrangigen internationalen Anlässen vertreten hat. Obwohl er seit 2010 nicht mehr als Schachprofi aktiv ist, ist er dem Schach intensiv verbunden geblieben, und zwar als TV-Moderator, Live-Kommentator (insbesondere bei der Internet-Übertragung von Schachturnieren), freiberuflicher Journalist und Kolumnist sowie Autor zahlreicher Schachbücher und -videos.132 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im März 2021
Der britische Großmeister, Schachtrainer und -autor Daniel King richtet sich in seinem Buch „Wie man im Schach gewinnt – 10 goldene Faustregeln“ an Anfänger, die lediglich die Grundregeln kennen. Sie sollen anhand der überschaubaren Faustregeln in die Lage versetzt werden, die Grundsätze der Spielführung in den Phasen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel zu erlernen. Der Autor bewerkstelligt dies lobenswerterweise mit einfachen und leicht verständlichen Beispielen, die ganz auf Einsteiger ausgerichtet sind. So geht es nach der Erklärung der Schachnotation sehr zügig zu jenen Regeln, die sich auch der ein oder andere Schachspieler wieder einmal vor Augen führen kann, weil man oft im Glauben ist, in jeder Phase des Spiels das Richtige zu tun. „Eröffne mit dem Zentrumsbauern“, „Bringe deine Figuren ins Spiel“ und „Rochiere so schnell wie möglich“ ist Kings Rezeptur für eine erfolgreiche Eröffnung. Im Mittelspiel hält er die Ratschläge parat, nach Beute Ausschau zu halten, sorgfältig über den letzten Zug des Gegners nachzudenken, auf taktische Schläge zu achten und den König anzugreifen. Für das Endspiel muss man sich, so King, mit einfachen Mattführungen vertraut machen, versuchen eine neue Dame zu beschaffen und schließlich den König aktiv einsetzen. Jeder der drei Spielphasen sind kurze und knappe Einführungen vorangestellt, insgesamt 50 Diagramme sowie Beispiele aus Partien, über das ganze Buch verteilt, regen dazu an, sich in die Aufgaben und Problemstellungen zu vertiefen.
Die Ratschläge möchte der Autor nicht ausschließlich als Handreichung für Einsteiger verstanden wissen. Für erfahrene Spieler seien sie so etwas wie eine „zweite Haut“, auf die man sich eher verlassen könne, als auf weitverzweigte und auswendig gelernte Varianten. Auch seien sie ein solides Fundament, von dem man aus sein Spiel Schritt für Schritt verbessern könne. Ziel sei es auch, dass seine Ratschläge im Gedächtnis bleiben, deshalb sollte man die Themen sorgsam und nicht ad hoc durcharbeiten.
Fazit: Daniel King hat ein übersichtliches Lehrbuch vorgelegt, räumt aber auch richtigerweise ein, dass es für die Praxis keinen Ersatz gibt. Befolgt man seine Ratschläge, kann diese Praxis jedoch von Erfolg gekrönt werden.
Rezension von Uwe Bekemann im Dezember 2015Der Buchmarkt gibt einiges her, wenn es um die Einführung ins Schachspiel geht. Zu den Werken, die seit etlichen Jahren das besondere Vertrauen des Marktes genießen, zählt "Wie man im Schach gewinnt" von Daniel King. Der Schachverlag Ullrich hat diesen Klassiker jüngst in dessen 10. Auflage als Imprint im Joachim Beyer Verlag herausgegeben. Der Untertitel "10 goldene Faustregeln" deutet bereits an, wie der britische GM und frühere Schachprofi King seine Arbeit organisiert hat. Bevor wir darauf eingehen, ist eine Klärung des Begriffes "Faustregel" angebracht. Der Duden sagt dazu: "grob gefasste, einfache Regel, nach der man sich meist ungefähr richten kann". 10 dieser Regeln nutzt King also als Ordnungselement zur Gestaltung seines Buches. Im Wesentlichen ist das Buch in drei Teile gegliedert, die nach den Partiephasen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel betitelt sind. Zur Eröffnung und zum Endspiel behandelt King jeweils drei Faustregeln, für das Mittelspiel deren vier. Zur Veranschaulichung, was man sich unter einer Faustregel im Werk vorstellen kann, gebe ich drei Beispiele dazu. Eröffnung: Rochiere so schnell wie möglich (Regel 3) Mittelspiel: Achte auf taktische Schläge (Regel 6) Endspiel: Kenne die einfachen Mattführungen (Regel 8). Für jede Regel hält das Buch ein eigenes Kapitel bereit. Bereits auf den ersten Buchseiten macht King darauf aufmerksam, dass sich der Spieler nicht sklavisch an eine Regel halten soll. Dann aber, wenn er nichts Besseres sieht, gibt sie ihm eine Orientierung, wie er in seiner Partie spielen sollte. Das Einstiegsniveau ist zu jedem Thema sehr niedrig. King holt den Leser ab, der gerade mal weiß, wie man die Figuren zieht. "Wie man im Schach gewinnt" ist damit ein absolutes Anfängerbuch. Dabei stellt es sich auch auf typische Anfängerfehler ein und korrigiert diese. Der Leser wird dabei mit den logischen Prinzipien des Schachspiels vertraut gemacht, er lernt also verstandesmäßig und nicht durch ein Einprägen von Grundsätzen. Ein Beispiel dazu: Das Werk gibt dem Anfänger die Empfehlung, mit einem zentralen Bauern zu eröffnen. Auf dieser Basis gibt King in der Folge als Antworten mehrere Zugalternativen an. Eine davon ist vernünftig, die anderen sind typische Anfängerfehler. Nachdem der Leser sich für eine Möglichkeit entschieden hat, klärt King die Lage auf. Er erläutert, was den "richtigen" Zug dieses Werturteil erhalten lässt und was jeweils gegen die Alternativen spricht. Schritt für Schritt erhält der Leser damit ein Grund-Knowhow, das ihm auf einem noch niedrigen Spielniveau richtiges Handeln erlernen und falsches Handeln vermeiden lässt. Sobald die zehn Kapitel durchgearbeitet sind, wird der Spieler eine Partie sinnvoll führen können. Den Adressaten des Werkes verorte ich nicht nur, wie oben schon erwähnt, beim gerade erst regelkundigen Schachfreund. King dürfte in erster Linie junge Menschen im Auge gehabt haben, die er im Werk duzt. Auch wenn das ursprüngliche Manuskript in Englisch verfasst worden ist, was eine Erklärung für die fehlende Unterscheidung nach Sie und Du sein könnte, gibt die einfache Sprache im Buch weitere Anhaltspunkte auf eine Ausrichtung auf die Jugend. Zu erwähnen bleibt noch, dass "Wie man im Schach gewinnt" den Leser auch mit Übungsaufgaben versorgt, die sowohl über die Kapitel verteilt als auch in einem eigenständigen Bereich im hinteren Teil des Werkes zu finden sind. Die Lösungen dazu sind recht ausführlich und ebenfalls auf den letzten Seiten zu finden. Am Rande erfährt der Leser noch das eine oder andere allgemein Wissenswerte zum Schach, beispielsweise die Erklärung, was ein Gambit ist. Fazit: "Wie man im Schach gewinnt" ist ein qualifiziertes Einsteigerwerk. Es ist didaktisch gut aufgebaut, zu seinen besonderen Stärken zählt die sehr auf die Bedürfnisse des Anfängers ausgerichtete Art der Erläuterungen. Wer einem jungen Menschen ein Buch schenken möchte, das diesem auf angenehme Weise das Schachspiel qualifiziert beibringt und Lust auf mehr macht, macht mit diesem Werk alles richtig.
Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der "synthetischen" Methode
Das neue Grundlagenwerk für fortgeschrittene Spieler, die sich die Methode
eines Großmeisters zu eigen machen möchten. Auf seinem Weg wird der Leser nicht
geschont, aber immer wohlwollend begleitet.
Aus dem Vorwort von Loek van Wely: „Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens."
Aus dem Inhalt:
– „Synthetisches" Herangehen an eine Stellung im Unterschied zum
„analytischen"
– Die verschiedenen Gangarten – „energisches" und „umsichtiges" Spiel
– Was kann ich mit einem Zug alles anstellen? – die Rangfolge der
Zug-Wirkungen
– Der „Plan der Stellung" – Lageplan und Spielplan – die Bedeutung der
Initiative
– Objektive, intersubjektive und subjektive Stellungsbewertung
– Der Masterplan zum Partiegewinn
– Beachten und Einschränken der gegnerischen Möglichkeiten, präventives
Spiel
– Variantenberechnung und Kandidatenzugfindung, „Befragen" der
Stellung
– Tipps zur Schachpsychologie, zur Zeiteinteilung und zum erfolgreichen
Training
– Das richtige Vorgehen bei der Arbeit an den Eröffnungen
310 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Stefan Löffler im Juni 2024
GESETZE
DES GEPFLEGTEN SCHACHS
Wer
je ein Erklärvideo gesehen hat, in dem ein schachlich unbeleckter
YouTuber fröhlich davor warnt, dass der Bishop die Queen pinnt, hat
sich vermutlich gefragt, ob sich Tausende vor ihm das ebenfalls als
Realsatire reingezogen haben. Jedenfalls tut es gut, wenn ein
Schacherklärer sprachlich Sorgfalt walten lässt und dennoch frisch
formuliert. Bei Frank Holzke überrascht das nicht, denn er
engagierte
sich einige Jahre im Verein Deutsche Sprache. Der promovierte Jurist
hat seine Tätigkeit als Richter am Düsseldorfer Verwaltungsgericht
2015 beendet und sich danach noch einmal damit befasst, wie er es
eigentlich zum Großmeister gebracht hatte. Inwieweit ist er den
Lehrsätzen früherer Koryphäen gefolgt? Was hilft wirklich bei der
Suche nach dem richtigen Zug?
Seine
Erkenntnisse hat er in einem Lehrbuch für Fortgeschrittene
zusammengefasst. Ein erfahrener Trainer, dem ich „von
der
Stellung zum Zug“ weitergab, um eine Zweitmeinung einzuholen,
nannte es „eines der zehn oder zwanzig interessantesten
Schachbücher, die ich gelesen habe“. Der Trainer war verblüfft,
wie tiefe Einblicke Holzke in sein Schachdenken zulässt.
Normalerweise
schreiben Profis mit einer Distanz, die Rückschlüsse auf ihre
Vorlieben und Schwächen erschwert. Doch Holzke schreibt nicht als
Profi, sondern auf der Suche nach Wahrheit.
„Synthetische
Methode“ klingt ungewohnt, aber man sollte sich davon nicht
abschrecken lassen. Gemeint ist, dass sie das Ganze der Stellung
erfasst, statt ihre Details isoliert, also analytisch, zu betrachten.
Im Großen und Ganzen argumentiert Holzke deutlich und mit gesundem
Menschenverstand. Der richtige Zug kann für ihn durchaus der sein,
der besser zu einem Spieler und seiner Spielweise passt. Hilfreich
wirken seine Hinweise, wie man besser erfasst, was der Gegner will.
Ganz praxisorientiert gibt er Empfehlungen zur Eröffnungswahl und
zur Arbeit mit dem Computer. Bei der Computeranalyse entdeckt man
schon mal, wie man eine Stellung viel einfacher gewinnen konnte statt
unter späterer Mithilfe des Gegners. Holzke verpackt das nicht, wie
es viele Autoren machen, in Aufgaben. Am Brett sagt einem ja auch
niemand: Hallo, hier geht etwas!
Rezension
von Uwe Bekemann im Oktober 2023
Was
ist die „synthetische Methode“, um von der Stellung zum Zug zu
kommen? Was ist anders als beim „analytischen“ Vorgehen, wenn der
Spieler sich ihrer bedient?
Großmeister
Frank Holzke stellt in seinem Buch „Von der Stellung zum Zug“,
Untertitel „Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der
„synthetischen“ Methode, die Zugfindung nach der ‚synthetischen‘
Methode“ vor. Das Werk ist 2023 im Joachim Beyer Verlag erschienen.
Zunächst
einmal geht es thematisch darum, einen guten Zug zu machen, immer und
immer wieder in jeder sich neu ergebenden Stellung. Das ist nun noch
nicht etwas bahnbrechend Neues. Und wenn dieses Vorhaben gelingt,
wird man Erfolg haben. Oder wie Holzke einen nicht namentlich
genannten Großmeister zitiert: „Immer wenn ich dran bin, mache ich
einen fürchterlich starken Zug, und das 40 Mal hintereinander. Das
halten die wenigsten aus!“ Für mich, und dies trotz einer
jahrzehntelangen Erfahrung, ist die von Frank Holzke intensiv und
quasi Schritt für Schritt dargestellte „synthetische“ Methode
der Zugfindung Neuland, und vermutlich wird dies auch auf viele
andere erfahrene Schachfreunde zutreffen.
Wie
lassen sich gute Züge klassifizieren? Sie sind daran erkennbar,
dass
sie allein oder mit Folgezügen zum Matt führen,
einen
Materialvorteil einbringen,
eine
günstige Transformation erlauben,
zu
einer günstigen Veränderung der Bauernstellung führen oder
ohne
Transformation eine Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
herbeiführen.
Matt
und Materialgewinn können taktisch oder „technisch“ realisiert
werden. Transformationen können taktisch oder positionell erreicht
werden, z.B. mittels einer „petite combinaison“, Abtausch, Opfer,
Bauernhebel etc. Die Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
ist positionell oder technisch möglich.
Wie
lassen sich gute Züge finden? Mit Schachverständnis und Knowhow.
Und dies bringt der fortgeschrittene Spieler mit und der
fortgeschrittene Spieler in spe erarbeitet es sich noch.
Wenn
der Spieler sein Zugrecht optimal ausnutzt, also einen Zug mit hohem
Wirkungserfolg spielt, lässt sich dies mit einem gedanklichen Wert
von 1 rechnerisch beschreiben. Zugrecht und mit dem Zug erreichter
Erfolg stimmen optimal überein. Es gibt aber auch eine gegenteilige
Situation, in der dem Spieler nur ein gedanklicher Wert von -1
eröffnet ist. In diesem Fall ist das Zugrecht nachteilig, weil der
nächste Zug die Partie verlieren lässt. Dies ist beispielsweise in
einer Zugzwangstellung der Fall, wenn der Spieler beispielsweise in
einem Bauernendspiel die Opposition der Könige aufgeben und dem
Gegner die Bauernumwandlung einräumen muss. Zwischen diesen beiden
Werten ergibt sich eine Spannbreite, die als Hilfsmittel zur
Bewertung zur Verfügung steht.
Holzke
hat seine Arbeit in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, „Richtig
spielen“, enthält sieben Kapitel und zwei Anhänge. Da diese einen
Rückschluss auch auf die Systematik des Buches wie die „synthetische
Methode“ erlauben, bilde ich sie nachstehend ab.
Kapitel
1: Spiele gute Züge
Kapitel
2: Nutze den Zug
Kapitel
3: Folge dem Plan
Kapitel
4: Beachte den Gegner
Kapitel
5: Berechne die Varianten
Kapitel
6: Finde die Kandidaten
Kapitel
7: Befrage die Stellung
Anhang
1: Schachpsychologie
Anhang
2: Zeiteinteilung
Der
zweite Teil widmet sich dem Thema „Richtig trainieren“. Er
enthält drei Kapitel mit den Schwerpunkten Computereinsatz und
qualifiziertes Erlernen von Eröffnungen.
Die
von Holzke intensiv beschriebene synthetische Methode eröffnet die
Chance auf eine hochinteressante Erweiterung des
Schachverständnisses. Damit der Leser „Von der Stellung zum Zug“
richtig für sich nutzen kann, braucht er bereits ein fundiertes
Schachwissen. Entsprechend richtet sich das Werk an den
„fortgeschrittenen“ Spieler. Dies kann nach meiner Einschätzung
sowohl der Elo-starke Spieler wie auch der mäßig starke sein, der
aufgrund seiner Erfahrung dem Stoff folgen kann, auch wenn er bisher
seine Wissens-PS noch nicht so richtig auf die Kette bringen konnte.
Frank
Holzke ist im beruflichen Leben Jurist. Dies merkt man seiner Sprache
an. Im Buch formuliert er logisch direkt, präzise und ohne milde
Umschreibungen. Mir gefällt dieser ehrliche Stil, auch wenn er
manchmal entlarvend direkt ist. Wenn man als Leser beispielsweise vor
Augen geführt bekommt, dass eine viel gehörte Begründung für eine
bestimmte Zugwahl seitens eines schwächeren Spielers meist nur eine
Ausrede ist und eine gewisse Faulheit kaschieren soll, kann dies
innerlich empören, sollte es aber nicht. Frank Holzke ist von der
Logik des Juristen konditioniert und spricht die Dinge genau so an
und aus.
Fazit:
„Von der Stellung zum Zug“ ist eine echte Bereicherung. Das Werk
stellt die „synthetische“ Methode zur Zugauswahl vor, beschreibt
sie und führt den Leser intensiv in sie ein. Der Leser braucht
Spielstärke und/oder Erfahrung, um umfassend von ihm profitieren zu
können.
Rezension
von Stefan Liebig im September 2023
Im
Vorwort schreibt der niederländische Großmeister Loek van Wely:
„Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens.“ Er selbst spricht da aus Erfahrung und verrät,
jahrelang an der Seite Holzkes in Mannschaftskämpfen angetreten zu
sein, ohne von dessen „synthetischer Methode“, mit der er zu
guten Zügen gelangen will, gewusst zu haben. Offenbar teilt van Wely
diesen Ansatz zwar nicht komplett, bedauert aber, dass sich die
beiden früher nie darüber ausgetauscht haben. Im Buch „Von der
Stellung zum Zug“ gibt Holzke nun einen umfangreichen Einblick in
seine Technik, die er auch als Trainer erfolgreich anwendet.
Holzke
stellt seine synthetische Methode der analytischen entgegen. Sie
basiert in erster Linie auf der für jeden Zug erforderlichen Suche
nach einem guten Zug – wohlgemerkt: nicht um jeden Preis dem besten
Zug. Das klingt selbstverständlich, Holzke erklärt aber
ausführlich, warum es das in der Praxis oftmals nicht ist.
Grundsätzlich unterscheidet er im ersten Teil des Buches die
positionsabhängigen Gangarten „energisch“ und „umsichtig“,
seziert die Begriffe „Tempo“ und „Plan“, fordert zum Beachten
von Gegnern, Varianten und Kandidaten sowie zur Befragung der
Stellung auf. Im Anhang des ersten Teils folgt eine Betrachtung der
Themen Schachpsychologie und Zeiteinteilung, bevor der zweite Teil
„Richtig trainieren“ mit den Kapiteln „Steigere dein Können“,
„Verwende
den Rechner“ und „Lerne Eröffnungen richtig“ das Buch
abschließt.
Erstaunlich
die Konsequenz mit der er immer das Ziel „mattsetzen“ anspricht.
Denn seine Grundthese lautet: Es gibt nur gewonnene, ausgeglichene
und verlorene Stellungen. Eine Stellungsbewertung wie „leichter
Vorteil“ hält er dementsprechend für unsinnig. Vieles weitere
erscheint nicht ganz so revolutionär wie es angekündigt wird,
dennoch ist das Buch als Lehrbuch absolut empfehlenswert. Denn
insbesondere die unzähligen Fragen, die in den sehr übersichtlichen
Kapiteln gestellt werden, dienen natürlich zum einen der Lösung der
gestellten Aufgabe, vor allem aber sind sie wertvolle Hinweise,
welche Fragen man sich während einer Partie immer wieder stellen
sollte.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
Eine
überaus interessante Neuerscheinung aus dem Joachim Beyer Verlag ist
der Titel „Von der Stellung zum Zug“ - Lehrbuch für
fortgeschrittene Spieler nach der 'synthetischen' Methode von GM Dr.
Frank Holzke
Den
Namen Frank Holzke hatte ich zuvor im Zusammenhang mit Schach zwar
schon gehört, aber dennoch habe ich mich bei Wikipedia genauer
informiert. Holzke, Jahrgang 1971, ist Jurist, wurde 1997 IM und 2008
GM. 1988 schlug er bei einem Simultan Garri Kasparow und hat mit dem
oben genannten Titel – jedenfalls soweit ich es erkennen kann –
sein nunmehr erstes Schachbuch geschrieben.
Gleich
im Vorwort erklärt der Autor, was unter der "synthetischen
Methode" zu verstehen ist:
"Dieses
Buch will dazu anleiten, richtig Schach zu spielen. (...) Die
synthetische Methode ist flexibel, indem sie nur einen Rahmen
vorgibt, den der Spieler nach seinen Fähigkeiten und Neigungen
ausfüllen kann."
Das
klingt doch schon einmal sehr vielversprechend! Wobei ich mich an
dieser Stelle (vielleicht ja zu Unrecht) bevormundet fühle und mich
etwas an dem Wort "richtig" reibe, wo meiner Meinung nach
"besser" die glücklichere Wortwahl gewesen wäre.
Ein
Blick in das Inhaltsverzeichnis bestätigt die auf dem Titel doch
recht hoch angesetzten Ambitionen, eben Literatur für
"fortgeschrittene Spieler". In zwei großen Abschnitten
befasst sich GM Holzke mit den Themen "Richtig spielen"
sowie "Richtig trainieren".
Die
Unterkapitel sind dabei unter anderem wie folgt betitelt: Folge dem
Plan – Beachte den Gegner – Berechne die Varianten – Finde die
Kandidaten. Außerdem geht es um Schachpsychologie und
Zeiteinteilung, um den Umgang mit dem Rechner, das richtige Lernen
von Eröffnungen und letztlich das Steigern des eigenen Könnens.
Etwas
zu häufig für meinen Geschmack ist dabei vom "richtigen"
bzw. "falschen" (Lernen, Spielen, Trainieren) die Rede –
mutmaßlich kommt hier neben dem Großmeister auch der Jurist Holzke
zum Vorschein.
Davon
abgesehen, ist die Partienauswahl schlichtweg vortrefflich zu nennen:
Eben weil die Beispiele zum größten Teil seiner eigenen Praxis
entstammen, vermag Holzke dabei auch die besten Einsichten zu
vermitteln. Für mich besonders aufschlussreich waren es Partien wie
Holzke – Vuckovic, in der es dem Autor hervorragend gelingt zu
erklären, warum er von einem schematischen Vorgehen am Damenflügel
abgesehen und sich stattdessen dem Königsflügel zugewandt hat.
Auch
Holzke – Howell als Beispiel zum '5-Stufen-Programm' sowie Holzke –
Pähtz empfand ich als lehrreich und überaus ehrlich, wenn Holzke
freimütig am Ende eingesteht: „Sie (Elisabeth) hatte viel mehr
gesehen (und verstanden) als ich, aber am Ende hat sie verloren!
Manchmal geht es im Schach – wie ja überhaupt im Leben –
ziemlich ungerecht zu.“ (S. 225)
Insbesondere
nach dieser philosophischen Äußerung hatte ich mir zumindest einen
kleinen Einblick in das Thema der Schachpsychologie gewünscht.
Fündig wurde ich dazu jedoch nur im ersten Kapitel, wo GM Holzke
sich zu Fragen des persönlichen Stils bei der Zugwahl äußert und
seinen Lesern tatsächlich rät: „Vergessen Sie einfach den
'Stil'!“ (S. 14).
Dass
er dabei gerade dem menschlichen Faktor (seit Lars Bo Hansen, Alex
Yermolinsky, Wjatscheslaw Eingorn, Karsten Müller und Luis Engel
besonders im Rampenlicht der Schachpsychologie) kaum bis keinerlei
Beachtung schenkt, empfand ich im Folgenden dann doch als
überraschend.
Selbst
im Kapitel 'Beachte den Gegner' reduziert Holzke den Gegner als
wesentlichen Faktor lediglich auf die Vorkommnisse auf dem
Schachbrett. Sind es doch nicht selten Emotionen wie „Hochgefühl,
Angst, Hass, Gleichgültigkeit, Langeweile, Verzweiflung“
(Yermolinsky), die unsere Zugwahl auch während einer Partie
beeinflussen und oft zu Fehlentscheidungen oder Zeitnot führen.
Probleme, die jeder Schachspieler kennt. Probleme, für deren Lösung
sich Leser hilfreiche Empfehlungen von fachkundigen Autoren erhoffen.
Großmeister
Lars Bo Hansen, Initiator des Spielertypen-Modells, widerspricht der
These zur empfohlenen Ignoranz des Stils dabei bekanntlich deutlich
im Kapitel 'The opponents: The role of the human factor in chess"
seines bahnbrechenden Werkes 'Foundations of chess strategy': "The
right choice of plan in a given strategic position should not only be
determined by purely chess reasons. (...) The style and personality
of the combatants should be included in the decision process as well"
(Seite 21 ff.)
Die
Großmeister Karsten Müller und Luis Engel haben das Modell
aufgegriffen und es den deutschsprachigen Schachspielern zugänglich
und verständlich gemacht.
Auch
GM Yermolinsky schrieb bereits 2002 in dem Kapitel 'Wenn Gefühle
regieren': „Ein starker GM erzählte mir einmal, dass wir (...)
während einer Partie in etwa 90 Prozent aller Stellungen zufällig
wissen, berechnen oder auf eine andere Art und Weise herausfinden,
was der beste Zug ist. Das bedeutet, dass man bei einer
durchschnittlichen Partielänge von 50 Zügen fünfmal nicht weiß,
was man spielen soll! Da fängt der interessanteste, aber auch
schwierige Teil an. Er sagte ebenfalls, dass diese Momente für den
Stil und die Persönlichkeit eines Schachspielers sehr
charakteristisch seien.“ (Der Weg zur Verbesserung im Schach, S.
12)
Ebenso
positioniert sich GM Eingorn, der im Kapitel 'Individualität und
Stil' seines lesenswerten Buches 'Entscheidungsfindung am
Schachbrett' schreibt: „Bisher ist es niemandem gelungen, Schach zu
einer Wissenschaft zu machen, oder anders gesagt, eine Methode
aufzuzeigen, wie man mit einem ausreichenden Grad an Exaktheit in
einer beliebigen Stellung den besten Zug finden kann. Sollte dies
wirklich geschehen, wird das Spiel an sich seinen Sinn verlieren.“
(S. 19).
Wer
liegt also richtig? Und ist richtig auch wichtig? Wie so oft denke
ich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, also nicht im
Schwarz-Weiß-Denken, sondern in der Grauzone. Gerade in der
Vielschichtigkeit, der Unterschiedlichkeit liegt doch der Reiz der
verschiedenen Spielstile und Vorlieben!
Vor
allem jedoch bestärken solch unterschiedliche Denkweisen die
Notwendigkeit ihrer Vertiefung und Diskussion und bekräftigen einen
in der Erkenntnis, dass man wahrhaftig jeden kritisch hinterfragen
sollte, der einem seine Methode als die richtige
empfiehlt!
Mein
einziger kleiner persönlicher Kritikpunkt: Bei Partien, deren
Besprechung um den 20. Zug herum beginnt, hätte ich mir gewünscht,
dass die Anfangszüge der Partie mitgeliefert werden. Max Euwe hat
das in seinem Buch 'Das Mittelspiel' so gehandhabt, andere Autoren
tun es ebenso. Vielleicht verspreche ich mir davon, eine
interessante Eröffnungsvariante kennenzulernen, die ich selbst
einmal ausprobieren möchte, vielleicht bin ich auch einfach zu
bequem, um die Stellung aufzubauen, und würde lieber spielerisch zur
Ausgangsstellung gelangen.
Fazit:
In jedem Fall ein sehr interessantes Lehrbuch für fortgeschrittene
Spieler, das zum Reflektieren anregt! Hier gibt ein Großmeister
tiefe und ehrliche Einblicke in seinen Denk- und Zugauswahlprozess
sowie wertvolle Hilfestellungen für das nächste Turnier bzw. das
Training!
Wenn du eine Schachpartie spielst, schickst du deine Figuren sozusagen
auf ein gedankliches Schlachtfeld – und zwar selbstverständlich mit dem
Ziel, den Kampf zu gewinnen. Dabei leuchtet es ein, dass deine
Siegchancen umso größer sind, je besser du mit den Eigenschaften jeder
einzelnen Figur vertraut bist.In diesem Buch nehmen dich die von
Schach begeisterten Kinder Mara, Jona, Judit, Paul und Garri auf eine
Reise zur „fantastischen Schachfamilie" mit, wobei man wohl darauf
wetten kann, dass du von ihrer Begeisterung für das ‚Spiel der Könige'
angesteckt wirst!Dabei stellen sich Bauer, Springer, Läufer, Turm,
Dame und König der Reihe nach vor und verraten dir ihre Stärken und
Schwächen in jeder Spielphase (Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel). So
wirst du lernen, sie in deinen Partien von Beginn an bestens
einzusetzen, und kannst außerdem deinen taktischen Scharfblick deutlich
verbessern. Auch geben die Figuren dir gezielte und sehr nützliche Tipps
und bieten dir die Möglichkeit, zu jedem Thema passende und lehrreiche
Aufgaben zu lösen. So kannst du dir auf unterhaltsame Art Wissen und
Können aneignen, das aus dir in nicht allzu ferner Zukunft bestimmt
einen starken Schachspieler bzw. eine starke Schachspielerin machen
wird.Und sollten Eltern oder Großeltern Spaß daran haben, gemeinsam
mit ihren Kindern bzw. Enkelkindern Schach zu lernen, dann ist das Buch
auch für diesen Zweck bestens geeignet. Darüber hinaus bietet es
Schachvereinen ein ideales Lehrmittel für den Nachwuchs und auch Schulen
können auf die eine oder andere Weise davon profitieren.
264 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Zwar hat der bekannte Schachmeister und -schriftsteller Kurt Richter (1900-1969) viele interessante Schachbücher veröffentlicht, aber sein Frühwerk „Mein erstes Schachbuch" gehört eindeutig zu den beliebtesten Lehrbüchern im deutschsprachigen Raum, weil es ebenso unterhaltsam wie lehrreich geschrieben ist.
Grund genug dafür, dass der bekannte Schachautor und -trainer, FIDE-Meister Jerzy Konikowski, dieses Buch für wert befand, es komplett zu überarbeiten und auf einen insgesamt aktuelleren Stand zu bringen. So wurden Übungsaufgaben und Kurzpartien neu aufgenommen und einige Kapitel durch die Hinzufügung aktueller und lehrreicher Beispiele „aufgefrischt". Autor und Verleger hoffen, dass dies alles ganz im Sinne Kurt Richters gewesen wäre, damit auch kommende Generationen noch viel Freude an seinem Werk haben werden.
Das Hauptziel des Buches besteht erklärtermaßen darin, die faszinierende Schönheit des Schachspiels von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, um den Leser ganz gewiss zur weiteren Beschäftigung mit dem „Königlichen Spiel" anzuregen.
304 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im März 2019
Wenn 50 Jahre nach dem Tod des Autors sein Werk in weiteren Auflagen erscheint, muss es von hoher Qualität sein. Dies ist bei dem in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag erschienenen Kurt Richter/Jerzy Konikowski „Mein erstes Schachbuch“ ohne Zweifel der Fall. Der Umfang des Werks ist nach Kurt Richters Tod 1969 mit der Bearbeitung von IM Rudolf Teschner (bis 9. Auflage 1979) und danach von FM Jerzy Konikowski immer weiter angewachsen. Doch trägt es auch heute noch der Intention Kurt Richters Rechnung, für den es galt, „die im Schach liegenden Schönheiten von vielen Seiten zu beleuchten und so zur weiteren Beschäftigung mit dem königlichen Spiel anzuregen“.
Logisch aufgebaut
Das Werk ist logisch aufgebaut. Zunächst wird das Handwerkszeug erklärt, Brett, Figuren und die Grundregeln des Spiels, dem sich die erste Übungseinheit mit 46 leichten Matt- und Gewinnaufgaben nebst Lösung anschließt. Der nächste Abschnitt ist den drei Phasen des Schachspiels, der Eröffnung sowie dem Mittel- und Endspiel gewidmet, dem sich abermals 46 Übungsaufgaben nebst Lösung anschließen.
Diesem folgen 60 kommentierte Kurzpartien mit maximal 25 Zügen, die mit überraschenden Kombinationsmotiven aufwarten. Im nachfolgenden Schachlexikon erfährt der Leser alles Wissenswerte aus dem Bereich des Schachs von A bis Z, bevor der Autor auf das Kunstschach, hier im Wesentlichen auf das Schachproblem, und die Studie eingeht. Es schließt sich der dritte Übungsgang an.
Großes Können
Ein geschichtlicher Überblick mit viertem Übungsgang rundet das Werk trefflich ab. Hier werden die besten Meister einer jeder Schachepoche, angefangen vom Franzosen Philidor bis hin zu allen Weltmeistern einschließlich der Fide-Weltmeister von Steinitz bis Carlsen, vorgestellt, wobei mindestens eine ihrer Partien von deren großem Können zeugt.
Fazit: Ein hervorragendes Werk, das dem fortgeschrittenen Anfänger die Schönheit des Schachspiels näherbringt und zum Spiel anregt.
Ullrich: Schach - die Regeln
Die Kenntnis der Grundregeln des Schachs stellt die fundamentale
Voraussetzung zum eigentlichen Erlernen des Spiels dar. Die vorliegende kleine
Regelkunde präsentiert in leicht verständlicher Form die wichtigsten
Spielgesetze für den Anfänger, die er sich in 1 bis 2 Stunden aneignen kann und
die er benötigt, um sich auch in der weiterführenden Literatur zurechtzufinden.
Natürlich sind ebenso die drei Besonderheiten des Schachspiels – die Rochade,
der En-passant-Schlag und die Bauernumwandlung – hinreichend berücksichtigt,
denn diese führen unter Anfängern besonders häufig zu Diskussionen. Sämtliche
Regeln werden mittels einfacher Stellungen verdeutlicht. Außerdem werden einige
der wichtigsten taktischen Kniffe und Motive anhand eingängiger Beispiele
vorgestellt, sie mögen ein zusätzlicher Anreiz sein, sich ausgiebiger mit den
Feinheiten des Schachspiels zu befassen.
Dieses Buch eignet sich nicht nur als Lernhilfe, sondern auch als kleines
Nachschlagewerk zur Regelkunde und sollte daher in keinem Bücherregal oder
Bibliothek fehlen.
40 Seiten, kartoniert
Man verrät nichts Neues mit der Feststellung, dass die meisten Spieler bei
Weitem lieber angreifen, als sich zu verteidigen. Auch ist es nicht
verwunderlich, dass sich verschiedenste Autoren schon seit mehr als einem
Jahrhundert in etlichen Büchern dem populären Thema 'Angriff' gewidmet haben.
In diesem Buch versucht der Autor nunmehr, die stets wiederkehrenden
Mechanismen des Angriffsspiels so kompakt wie möglich darzustellen, indem er
sich auf eine begrenzte Anzahl wichtiger Motive sowie die Beschreibung typischer
Bausteine der Angriffsstrategie beschränkt. Zur Vertiefung werden zahlreiche
anschauliche und aussagekräftige Faustregeln zu den verschiedenen
Themenbereichen formuliert.
Mit Blick auf die Praxis wird dabei allerdings der Hinweis nicht versäumt,
dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel auswendig zu
kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist, seine
Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es sich um
einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt.
Behandelt werden beispielsweise solch unverzichtbare Themen wie:
'Ungleichfarbige Läufer bevorteilen den Angreifer', 'Abtausch von
Angriffspotenzial vermeiden', 'Typische Angriffsstrukturen', 'Angriff auf einem
schwachen Felderkomplex'. Sodann wird in einem eigens einem der größten
Angriffskünstler aller Zeiten gewidmeten Kapitel Michail Tals diesbezügliches
Genie anhand einiger seiner ebenso markanten wie pointierten Zitate dargestellt
– wie beispielsweise „Zentralisiere und opfere!", "Greift der Gegner eine deiner
Figuren an, greife zwei von ihm an!"
Ein Kapitel zum Mattangriff im Endspiel, ein Blick auf einige
eindrucksvolle Angriffssiege des Autors sowie allerlei themenbezogene Aufgaben
zu den einzelnen Kapiteln runden das Ganze ab. Außerdem ermöglichen praktische
QR-Codes das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein Brett zur
Hand ist.
142 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
"Angriff
- Faustregeln für die Praxis"
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf Angriff und
Verteidigung.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung als
Angriffsziel ausgemacht (beispielsweise eine ungedeckte Figur oder
eine Bauernschwäche) – und schon kann der Angriff losgehen! Wobei
der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den gegnerischen
König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter dem Einsatz
von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger aus dem Weg
geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes beraubt, ins
Freie getrieben und dort im Idealfall mattgesetzt. Ja, so wünscht
man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider häufig anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner stellt sich
unverzüglich als unkooperativer Spielverderber heraus, indem er die
solide Caro Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine". Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern mit der Aussicht
auf einen etwaigen Königsangriff, bloß um nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ja nur gutgemeinten Angriffsabsichten
mit beneidenswerter Leichtigkeit abprallen lässt und sich den vollen
Punkt angelt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis" zu Hilfe, wobei es
ihm darum geht sicherzustellen, dass Ihre (und natürlich auch meine)
Angriffe zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen, sondern dass
man konkret anhand bestimmter „Faustregeln" erkennen kann, wie
erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Die
Themen befassen sich dabei mit einem bunten Mix des taktischen
Einmaleins wie beispielsweise: „Alle Figuren in den Angriff
einbeziehen", „Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial",
„Die Öffnung von Angriffsrouten", „Typische Angriffsmotive"
oder „Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen".
Dabei
beschäftigt sich Großmeister Müller in jedem dieser Oberthemen
detailliert mit vielfältigen Unterkapiteln und liefert einprägsame
Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die Praxis jedes
Angreifers.
So
befasst sich das Thema „Typische Angriffsstrukturen" mit
typischen Methoden beim Angriff mit dem Isolani, mit dem schwarzen
Königsflügelangriff im klassischen Königsinder, dem
königsindischen Angriff aus weißer Perspektive und der Frage, wie
man dem Winawer-Franzosen (1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4) Blößen
zufügen kann, die einen anschließenden Angriff unwiderstehlich
machen.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farb- bzw. Felderkomplex, die Aufrechterhaltung des
Angriffspotenzials sowie die Kernkompetenz von Karsten Müller: das
Endspiel. Teilweise überraschende Mattangriffe in der Schlussphase
runden das Werk auf instruktive Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle eingefleischten
Angriffsspieler und solche, die es werden wollen!
Rezension
von Uwe Bekemann im Juli 2023
Eine
Faustregel besagt, dass man die Entfernung eines Gewitters in
Kilometern ermitteln kann, indem man ab dem Blitz die Sekunden bis
zum Donner zählt und diese durch 3 teilt. Bei der Prüfung, wann und
wie man im Schach seine Kräfte wie einen Blitz in die gegnerische
Stellung einschlagen lassen kann, so dass der Gegenüber wie vom
Donner gerührt auf das Brett starrt, hilft diese Faustregel
natürlich nicht. Dafür gibt es aber etliche andere, die der Spieler
kennen und anzuwenden wissen sollte.
In
seinem Buch „Karsten Müller – Angriff“, 2023 als Erstauflage
im Joachim Beyer Verlag erschienen, stellt der deutsche Großmeister
etliche „Faustregeln für die Praxis“ vor. Er zeigt dabei auf,
wann sie helfen und wann nicht, und wie auf sie gestützt der
Angreifer vorgehen kann.
In
10 Kapiteln, die Überschriften wie „Möglichst alle Figuren in den
Angriff einbeziehen“, „Der Angreifer vermeidet den Abtausch von
Angriffspotenzial“ oder auch „Angriff mit ungleichfarbigen
Läufern“ tragen, bereitet er den Stoff auf. In einer zumeist
kurzen, ausnahmsweise auch etwas längeren Einleitung führt Müller
den Leser in das jeweilige Thema ein. Es folgen mehrere
veranschaulichende Beispiele aus der Praxis, entweder als
vollständige Partie oder als Fragment aufgenommen. Dem schließen
sich vom Leser zu lösende Aufgaben zum im Kapitel behandelten Stoff
und die Lösungen dazu an.
Natürlich
kann Müller in einem rund 140 Seiten umfassenden Buch nur auf
ausgewählte Faustregeln und die Situationen, in denen sie eventuell
angewendet werden können, eingehen. Hierauf macht er auch
ausdrücklich zum 4. Kapitel („Typische Angriffsmotive“)
aufmerksam. „Allein die Fülle der gängigsten Angriffsmotive
bietet offenbar genug Material für ein eigenständiges Buch“,
führt er aus.
„Karsten
Müller – Angriff“ richtet sich meines Erachtens vor allem an den
Spieler auf Klubniveau, der schon Knowhow zur Theorie der
Angriffsführung aufgebaut hat. Diesem sind die Regeln und
Empfehlungen zum Angriff im Schach grundsätzlich bekannt. Diese
werden ihm mittels Faustregeln in Erinnerung gerufen, verbunden mit
einer Schärfung des Verständnisses und des Auges für die Situation
in der eigenen Partie. Müller verbindet in den Beispielen die
Theorie mit der Praxis und benutzt dabei Faustregeln als Brücke.
Unterhaltsam geschrieben ist das Werk nebenbei auch.
Die
Beispiele sind zumeist der Meisterpraxis entnommen, aber nicht nur.
Auf Seite 69 beispielsweise findet sich ein Auszug eines Duells von
Spielern mit der Kragenweite 1532 bzw. 1828. Das gelungene Handeln
nach einer geeigneten Faustregel setzt keine meisterliche
Spielfertigkeit voraus.
Müller
hat eine bei Chessbase erschienene eigene DVD als Grundlage für sein
Buch genutzt. Dies hat die Chance eröffnet, das Buch mit der DVD
online zu verbinden. Zu den Beispielen im Buch wird jeweils ein
QR-Code angeboten. Über diesen wird der Leser ins Onlineangebot
geleitet, wenn er ihn mit Smartphone oder Tablet einscannt, wo er den
Stoff bequem am virtuellen Brett behandeln kann.
Fazit:
„Karsten Müller – Angriff“ ist ein empfehlenswertes Buch, das
wichtige Faustregeln zur Angriffsführung aufgreift und zur Anwendung
in der Praxis aufbereitet. Es richtet sich besonders an den
Klubspieler, der sich schon ein gewisses theoretisches Rüstzeug zum
Thema aufgebaut hat.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen, als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf die Themen
'Angriff' und 'Verteidigung'.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung
ausgemacht oder provoziert – und dann angegriffen. Dies kann
beispielsweise eine ungedeckte Figur oder eine Bauernschwäche sein.
Wobei der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den
gegnerischen König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter
dem Einsatz von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger
aus dem Weg geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes
beraubt, ins Freie genötigt und dort im Idealfall matt gesetzt. Ja,
so wünscht man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider allzu oft anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner mutiert innerhalb
von wenigen Minuten zum größten aller Spielverderber, indem er die
solide Caro-Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine“. Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern in der Hoffnung
auf etwaigen Königsangriff, um allerdings nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ganzen schönen Angriffsabsichten mit
beneidenswerter Leichtigkeit zunichtemacht und den vollen Punkt
einsackt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis“ zur Hilfe. Damit die
Angriffe seiner Leser zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen,
sondern sie anhand bestimmter „Faustregeln“ ganz konkret erkennen
können, wie erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Dabei
befassen sich die Themen mit einer bunten Mischung aus dem taktischen
Einmaleins – wie z.B. „Alle Figuren in den Angriff einbeziehen“,
„Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial“, „Die Öffnung
von Angriffsrouten“, „Typische Angriffsmotive“ oder
„Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen“.
Im
Rahmen dieser Oberthemen beschäftigt sich Großmeister Müller in
vielfältigen Unterkapiteln mit allerlei Details, liefert jeweils
einprägsame Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die
Praxis des Angriffsspielers.
So
befasst er sich beispielsweise beim Thema „Typische
Angriffsstrukturen“ mit charakteristischen Methoden beim Angriff in
Isolani-Stellungen, mit dem schwarzen Königsflügelangriff im
klassischen Königsinder, dem königsindischen Angriff aus weißer
Perspektive und der Frage, wie man dem Winawer-Franzosen Schwächen
zufügen kann, die einem anschließenden Angriff nicht mehr
standhalten.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farbkomplex, die Erhaltung des Angriffspotenzials sowie die
Kernkompetenz von Karsten Müller: das Endspiel. So runden häufig
überraschende Mattangriffe im Endspiel das Werk auf instruktive
Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle Angriffsspieler –
und zwar auch für die zukünftigen!
Schach spielend lernen? Kein Problem! Denn: Schach macht Spaß! Für Kinder jedenfalls ist dieses bezaubernde Buch genau der richtige Wegweiser auf einer spannenden Entdeckungsreise in die Zauberwelt des Königlichen Spiels. Es werden nicht nur die Spielregeln anschaulich erklärt oder die Geheimnisse einer aufgeschriebenen Partie enträtselt, auch im schachtaktischen Teil mit seinen 120 Übungsaufgaben wird es richtig spannend! Dieser Kinder-Ratgeber hält, was er verspricht: zu lernen, schnell matt zu setzen und schwungvoll zu kombinieren, und das immer mit dem dafür nun mal unverzichtbaren Spaß.
163 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2020
Eine direkt Ansprache, Anlehnungen an Comics und eine unkomplizierte Heranführung an die vielen Facetten des Schachspiels zeichnet das Buch „Schach macht Spaß!“ von Bodo Starck aus. Es ist eine bunte Entdeckungsreise durch die zauberhafte Welt des königlichen Spiels, in dem zunächst die Spielregeln anschaulich erklärt werden, gestaltet wurde das Buch von Christian Ewald. Dabei sind auf den Diagrammen einzelne Felder farbig unterlegt, es gibt Pfeile, die die Richtung vorgeben, wobei kleine Tests und Übungen nicht fehlen dürfen. Im schachtaktischen Teil, dem Schwerpunkt des Buches, stehen dann über 100 Übungsaufgaben, die ein einfaches Ziel haben. Sie sollen Kinder in die Lage versetzen, schwungvoll zu kombinieren und schnell matt zu setzen – es zählt durchaus auch das (nötige) Erfolgserlebnis. Und die Übungen sind so vielfältig, wie das Spiel selbst. Es werden nicht nur verschiedene Mattsituationen eingeübt, sondern zum Beispiel auch erklärt was eine Springergabel ist, welche Nachteile gefesselte Figuren haben, was es mit der Figurenlenkung auf sich hat und was Abzugsschach und Doppelschach ist. Alle Lösungen der Aufgaben gibt es am Ende des Buches, dem sich eine kleines Schach-ABC anschließt, bei dem auch ein erfahrener Spieler noch einiges Neues erfahren kann. Ein Schachbuch, das den Anspruch voll erfüllt, kindgerecht und gleichzeitig lehrreich zu sein.
Fazit: Schachbücher für Kinder müssen nicht kindisch sein, sie können auch ein Gewinn für erfahrene Spieler sein. Denn nur wer schon früh beständig übt, kann ein Meister werden.
Rezension von Gerald Berghöfer ",Schach macht Spaß!", dient Kindern, die Schach spielen lernen wollen oder es schon ein wenig können. Im ersten Kapitel werden die Spielregeln und die Notation erläutert: Die Schachsteine und deren Aufstellung, wie die Figuren und Bauern ziehen, die Rochade und andere Ausnahmeregeln, Notation und der Wert der Figuren. Die Kinder lernen selbsttätig die Regeln und danach geht es flott ans Mattsetzen und Kombinieren. Den Schwerpunkt bilden die Kapitel zwei, mit Mattbildern und Opfern, die zu Matt führen, und drei, mit weiteren Kombinationsmotiven. Insgesamt dienen 120 Schachrätsel der Übung, wobei Hinweise an die Eltern gegeben werden, wie sie bei Rätsel, welche dem Kind zu schwierig sind, am besten mit erweiternden Tipps helfen können, um das Kind an die Lösung heranzuführen. Die Mattbilder sind sowohl aus dem Mittelspiel, als auch aus dem Endspiel genommen und bei zuvor bereits geübten Motiven können sogar Rätsel mit Matt in drei Zügen angegangen werden. Dazwischen lernen die Kinder das Schachbrett richtig kennen und im vierten Kapitel sind die Lösungen, sowie ein ",Schach-ABC", mit häufig vorkommenden Ausdrücken im Schach. Äusserst positiv fällt das großzügig gestaltete Layout auf - diese Klarheit bringt Überblick. Dazu kommt noch, dass die von Christian Ewald gestalteten Grafiken einen auflockernden Blickfang darstellen, und dies ist für Kinder ein besonders motivierender Einstieg zu den weiteren Erklärungen. Fazit: Die übersichtliche und verzierende Aufbereitung in Verbindung mit dem Schwerpunkt der Opferkombinationen macht Kindern tatsächlich Spaß und ist somit ein empfehlenswertes Einstiegsbuch in ein sinnvolles Hobby. Neben dem Regelwerk wird auch das Mattsetzen in vielfältiger Weise geübt - sowohl im Mittelspiel, als auch im Endspiel. Die Optik ist bei diesem Buch sehr großzügig, alles sehr übersichtlich
A comprehensive work about the magic world of endgames.
For starters, 100 interesting and instructive examples on important endgame
topics are thoroughly analyzed and extensively commented. Especially those in
which not only many useful rules of thumb are ex- plained and illustrated, but
above all their not uncommon exceptions.
In the chapter 'Practice makes perfect', 100 exercises give the readers the
opportunity to check their previous knowledge and what they have learned in the
first part.
In the following 100 exciting studies, it was ensured that they do not show
any artificial constructs, but positions that could well have come from
practical games and whose solutions are clearly comprehensible.
You can either tackle the given exercises under tournament-like conditions,
or you can use the book as a pure textbook and deal directly with the solutions,
because even with this approach you can enrich your existing knowledge with many
typical endgame motives.
Readers can rest assured that the magic from the realm of endgames will
cast its spell over them and that they will enjoy the fascination of the final
phase of the game.
322 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Schach gilt nach wie vor als der führende Klassiker unter den strategischen Brettspielen und seine Popularität scheint weltweit ungebrochen. In jüngerer Zeit mag zwar die rasante Entwicklung der modernen Computertechnik und deren zweischneidige Auswirkungen auf alle Facetten des Schachspiels kontrovers diskutiert werden. Aber aus den Anwendungen von Schachsoftware und -datenbanken sowie aus den Angeboten des Internets haben sich auch zahlreiche neue Wege schachlicher Betätigung und Unterhaltung ergeben: Erwähnt sei nur das jederzeit mögliche online-Spiel über einen Schachserver oder die Live-Übertragung von hochkarätigen Turnieren mit parallelen Computeranalysen. Verlockende Möglichkeiten, die ein bei vielen latent vorhandenes Interesse am Schach wecken und verstärken könnten. Man darf vermuten, bei einer steigenden Zahl von zwar dem Schach zugeneigten aber des Spiels weitgehend unkundigen Menschen besteht das Bedürfnis, dieses faszinierende Kampfspiel näher kennen zu lernen, seine Regeln und Gesetze zu beherrschen, ein Verständnis für die wesentlichen Aspekte der Spielführung zu gewinnen. Doch oft scheuen sie den ersten Schritt in dem Glauben, dass das Schach ein allzu anspruchsvolles Spiel von hoher Schwierigkeit ist, einer elitären Gruppe von Intellektuellen vorbehalten, das zudem einen ungeheuren zeitlichen Aufwand erfordert. Das vorliegende Buch will dieser weit verbreiteten und abschreckenden Fehleinschätzung entgegenwirken und zeigen, dass zumindest die wesentlichen Grundzüge des Spiels leicht und schnell erlernbar sind. Flüssig im Stil und verständlich in der Form soll es eine Anleitung sein für alle, die sich eine gesunde Grundlage verschaffen wollen und eine solide Spielführung in den verschiedenen Phasen der Partie anstreben. Diesem Zweck dient das sorgfältige ausgesuchte und mit zuverlässigen Erläuterungen versehene Anschauungsmaterial, das auch zahlreiche Partiebeispiele einbezieht. Brinckmanns klassisches Lehrbuch (erstmals erschienen 1936), das nun in der 10. Auflage angeboten wird, kann dem Einsteiger empfohlen werden als ein überschaubarer und trotzdem fundierter Leitfaden zum Erlernen des Schachspiels. Eine Lesehilfe am Leseband korrigiert so manche Sehschwäche.
228 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Februar 2019
Schach ist ein Spiel für jedes Alter. Wenn man allerdings Meisterspieler werden will, sollte man in früher Jugend anfangen. Entdeckt man die Liebe zu diesem Spiel als Erwachsener, gilt es nach dem Erlernen der Regeln, die Feinheiten herauszuarbeiten. Hat man das Glück, das Schachspiel noch als Senior kennenzulernen, bedarf es großer Willenskraft und Ausdauer, sich grundlegendes Wissen anzueignen. Das „Lehrbuch des Schachspiels“ von Alfred Brinkmann erschien erstmals 1936. Kritiker warfen dem 1967 verstorbenen Autor, der am Aufbau des Deutschen Schachbundes mitwirkte, eine sprachliche Nähe zum nationalsozialistischen Gedankengut vor, von dem er sich auch nach Kriegsende nicht deutlich genug distanziert habe.
Bearbeitet und zeitgemäß ergänzt wurde das Buch, von dem inzwischen die 10. Auflage erschienen ist, von Jerzy Konikowski. Der FIDE-Meister, Schachtrainer und Autor polnischer Herkunft hat über 100 Schachbücher geschrieben, die in mehreren Ländern veröffentlicht wurden. Völlig überarbeitet hat er die Eröffnungslehre und mit neuen Partien aus der modernen Turnierpraxis ergänzt. Mittelspiele und Endspiele wurden ebenfalls überarbeitet und durch Beispiele erweitert.
Die Auswahl der 120 Partien für das „Lehrbuch des Schachspiels“ reicht von 1921 bis 1997, das Buch selbst zählt Konikowski zu den besten Grundlagenwerken. Tatsächlich wird kaum etwas ausgelassen, jedes Kapitel wird dem erwachsenen Spieler als auch dem Senior gerecht, vor allem wenn er Anfänger ist. Nach einer allgemeinen Einführung werden Offene und Halboffene, Geschlossene und Halbgeschlossene Spiele erläutert. Nach den Partien zum Thema Mittelspiel wird auch das Endspiel mit vielen Beispielen ausführlich kommentiert. Besonders lehrreich sind die einzelnen Abspielvarianten, die eine intensive Beschäftigung mit den einzelnen Spielverläufen ermöglichen.
Die beigelegte Lesehilfe, kunstvoll in das Lesebändchen verbandelt, kann man leichtfertig als Gimmick abtun. Wer allerdings mit dem eigenen Augenlicht erfährt, wie schnell die Sehkraft ab einem gewissen Alter nachlassen kann, greift beim Studium der Partien gern zu dieser Lupe.
Fazit: Das „Lehrbuch des Schachspiels“ ist eine Mischung aus altbewährtem und aktuellem Material, das für Einsteiger gedacht ist, die sich weiterentwickeln wollen.
Dieser Klassiker unter den Schachlehrbüchern bietet eigentlich alles, was man als Lernender über das königliche Spiel wissen sollte. Dass es sich als schulender Leitfaden eher an Erwachsene richtet, äußert sich sowohl im Aufbau als auch im Stil, die nämlich beide eine gewisse Reife des Lesers voraussetzen.
Nach und nach werden grundlegende Themen wie das Mattsetzen, der Wert der Figuren, das taktische Arsenal und schließlich auch das Positionsspiel behandelt. Alles in allem also eine gute Einführung, die das Fundament dafür liefert, sich eigene Gedanken zu machen und bei Interesse zu vertiefender Literatur zu greifen.
Max Euwe war von 1935 bis 1937 fünfter Schachweltmeister.
Als Präsident des Weltschachbundes (FIDE) leistete er von 1970 bis 1978 einen unermesslichen Beitrag für die Schachwelt – und als Autor vieler Lehrbücher einen nicht minder geringen für die Lernenden aller nachfolgenden Generationen.
252 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2020
Schach von A bis Z
Der Erfolg des 1981 verstorbenen niederländischen Schachspielers und Weltmeisters Max Euwe begeisterte in den dreißiger Jahren nicht nur viele Landsleute für das Schachspiel. Er gilt nach wie vor als der erfolgreichste Niederländer im Schach und schrieb zahlreiche Lehrbücher, sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene, die bis heute vielfach genutzt werden. Dazu zählt auch „Schach von A bis Z“, das den Titel „Ein Schachlehrbuch der Sonderklasse“ im Untertitel trägt. Die holländische Ausgabe des Buches erschien Ende der 1950er Jahre, die deutsche Übersetzung gibt in vielen Neuauflagen dem Leser einen tiefen Einblick ins Schachspiel – und in die publizistische Arbeitsweise von Max Euwe. Er beschrieb die Probleme, Aufgaben und Lösungen des königlichen Spiels nicht als durchgehenden Leitfaden. Er spaltete das Spiel, wie in „Schach von A bis Z“, praktisch in viele einzelne Themen auf und bot jeweils eine tiefergehende Analyse. So erhebt das Buch mit seinen 262 Diagrammen den Anspruch „Eine vollständige Anleitung zum Schachspiel“ zu sein. „Fast unmerklich wird der Anfänger zu einem fortschrittlichen Spieler. Gut gerüstet kann der Leser seine Schachlaufbahn beginnen“, vermerkte Kurt Richter in seinem Geleitwort schon 1958. Max Euwe ergänzte in der dritten Auflage selbst, als Leitsatz habe er „Mach es dem Leser nicht allzu schwer“ ausgewählt. Euwe erkannte auch, dass noch vor einem Jahrhundert alle Schacherkenntnisse in einem Buch zusammengefasst werden konnten, heute benötige man jedoch – etwa zur Eröffnung – ein Vielfaches an Literatur. Transportiert man diese Erkenntnisse in die heutige Zeit, haben diese auch die 9. Auflage nichts von ihrer Aussagekraft und Lernwirkung verloren. In sechs Kapiteln führt das Buch einen Schachspieler an schwierige Themen heran wie den Wert und die Verwendung von Figuren, die Grundlagen des Positionsspiels und Eröffnungen, mit denen man sich, so Euwe, möglichst frühzeitig beschäftigen sollte. Ein kurzer Abriss der Schachweltmeisterschaften runden das Buch ab.
Fazit: Max Euwes Klassiker bietet alles, was man als Schachnovize wissen sollte. Die durchnummerierten Stellungsbilder dieses lesenswerten Buches bilden einen schnellen Einstieg in die einzelnen Probleme.
Rezension von Heinz Däubler im September 2020
Gerade während der Corona-Pandemie könnte man die Zeit nutzen, das Schachspiel zu erlernen.
Zum Studium bietet sich der unlängst im Joachim-Beyer-Verlag erschienene Klassiker Max Euwe „Schach von A bis Z“ an. Der Untertitel „Ein Schachlehrbuch der Sonderklasse“ übertreibt nicht. Doch setzen Aufbau und Stil eine gewisse Reife des Lesers voraus, weshalb es den Erwachsenen anspricht.
Dem Anfänger wird alles Nötige geboten: Es schildert Brett und Figuren und deren Wert, das Mattsetzen, beschreibt Positions- und Kombinationsspiel und steigt in Eröffnungen ein.
Fazit: Für den Lernenden sehr nützlich!
Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien ist eine Sammlung von Partien aus dem Kinder- und Jugendschach. Dabei hat sich der Autor ausschließlich auf Material aus dem Bereich der ‚Offenen Spiele' beschränkt, also auf Partien, die mit den Zügen 1.e4 e5 eröffnet werden. Selbstredend gibt es hier keine perfekten Partien auf höchstem Niveau zu sehen, sondern nur solche, in denen sich der Leser selbst wiederfinden kann.
Es werden typische Fehler und verfehlte Pläne gezeigt, wie sie speziell in Partien von Lernenden häufig vorkommen. Durch die Beschäftigung mit diesen Partien kann sich der Leser viele Rückschläge in eigenen Partien ersparen. Außerdem kann er anhand der zahlreichen in diesem Buch enthaltenen Übungsaufgaben seine taktischen Fähigkeiten verbessern, kann spannende Angriffsideen kennenlernen und eine allgemeine Verbesserung seiner Spielstärke anstreben, die ihn in die Lage versetzt, die Fehler quasi anderen zu überlassen.
Die Partien sind nach Eröffnungen geordnet und in jedem Kapitel finden sich Beispiele von Spielern unterschiedlicher Spielstärke. Entsprechend kann der Leser nachvollziehen, wie sich der Umgang mit den jeweiligen Varianten mit zunehmender Spielstärke verbessert. Er erhält nicht nur die Möglichkeit, sich mit den diversen Stellungsproblemen und den entscheidenden Kombinationen eingehend selbst zu beschäftigen, sondern er wird auch dazu ermutigt. Am Ende jeder Partie gibt es auf den Punkt gebrachte Merksätze, damit er sich die wesentlichsten darin behandelten Dinge leichter einprägen kann. Im Zusammenhang mit den am Ende jedes Kapitels aufgeführten Konzepten bietet dies viele Anhaltspunkte zur sicheren Orientierung in eigenen Partien.
Außerdem finden sich auch einige der erfolgreichsten Eröffnungsideen sowie verschiedene trickreiche Ansätze, mit denen die Schüler des Autors viele Medaillen und Titel bei nationalen und internationalen Kinder- und Jugend- Meisterschaften gewonnen haben. Diese kann der Leser selbst anwenden, oder er kann das Spiel von Gegnern parieren, die eben diese Ideen und Ansätze gegen ihn anzuwenden versuchen. Einige Partien von stärkeren Jugendspielern und auch ein paar vom Autor selbst gespielte vermitteln einen Eindruck davon, was auch auf höherem Spielniveau noch funktionieren – oder was unter Umständen von starken Spielern widerlegt werden kann.
Der Autor trägt den Titel ‚Internationaler Meister' und ist ein staatlich geprüfter und renommierter Schachtrainer, der seit mehr als 20 Jahren einige der besten Jugendspieler Österreichs betreut und trainiert.
232 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Juni 2022
Schach altersgerecht zu vermitteln, ist keine leichte Aufgabe. Kinder und Jugendliche in der heutigen Zeit der Medienüberflutung längere Zeit für etwas zu begeistern, bedarf Verständnis und die Fähigkeit zu begeistern gleichermaßen. Gerd Schnider, Internationaler Meister und staatlich geprüfter Schachtrainer hat mit dem Buch „Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien“ ein wohlgeordnetes Werk vorgelegt, das jungen Schachspielerinnen und Spielern Partien bietet, die dem Niveau, sprich der Spielstärke des Lernenden entsprechen. Es sind nicht die großen Weltmeisterpartien, sondern vielmehr Schüler- und Jugendpartien, die mit ganz unterschiedlichen Spielstärken bei Turnieren unter der Betreuung des Autors gespielt wurden. Darin liegt der Schlüssel des Erfolges. Schnider hebt nicht den erhobenen pädagogischen Zeigefinger, er ist vielmehr sachkundiger Begleiter seiner Schüler. Er vermittelt in seinen Lehrstunden exakte Problemstellungen, die auch mal mit einem saloppen Spruch aufgelöst werden. Das Buch vermittelt diesen sprichwörtlich spielerischen Ansatz sehr gut, stellt Spielerinnen und Spieler mit Fotos vor, was für die Lernenden eine Nähe zu den Partien herstellt. Die doch kurzen Darstellungen mit Diagrammen und Kommentierungen sind dabei überschaubar, verlieren sich nicht in zig Varianten des Abspiels – auch dies kommt jüngeren Schachspielern entgegen. Dienlich ist ebenso die Konzentration auf die „Offenen Spiele“, die mit e4-e5 eröffnet werden, und in die Italienische Eröffnung, Schottisch, das Vierspringerspiel und Spanisch münden. Jeder dieser Eröffnungen werden die Vorteile vorangestellt und interessante Stellungen hinzugefügt, deren Aufgabenstellungen man selbst lösen muss. Eingestreut sind unter der Überschrift „3 Dinge zum Merken“ sehr viele Tipps, die sich auf die einzelnen Kapitel beziehen. Dadurch kann sich ein Lernerfolg einstellen, sofern sie sich jüngere Spieler zu Herzen nehmen und sich damit nicht, und diese Gefahr besteht durchaus, überfrachtet fühlen.
Fazit: Das Buch „Lehrreiche Kinder- und Jugendpartien“ vermittelt Spielspaß und Wissen gleichermaßen. Jüngere Spieler können damit Fehler vermeiden und die eigene Spielstärke schärfen.
It's not revealing anything new that most players prefer to attack rather
than defend. It's also not surprising that various authors have devoted a number
of books to the popular topic of 'attack' for more than a century.
In this book, the author tries to present the constantly recurring
mechanisms of attacking play as compactly as possible by limiting himself to a
few important motives and describing typical elements of the attacking strategy.
Numerous clear and meaningful rules of thumb are formulated for the in-depth
study of the various subject areas.
With regard to practical play, however, the point is not neglected that in
chess it's not so important to know this or that rule by heart, but rather to
train your intuition to recognize as reliably as possible in which case you are
dealing with a rule and in which case with an exception.
Among the topics discussed are, for example, such indispensable as:
'Opposite-colored bishops favor the attacker', 'The attacker should not exchange
attack potential', 'Typical attack structures', 'Attack on a complex of weak
squares'.
One of the chapters is devoted to Mikhail Tal, one of the greatest
attacking artists of all time, whose genius in this regard is illustrated by
reference to some of his striking and pointed quotes – such as 'Centralize and
sacrifice', 'If the opponent attacks one of your pieces, attack two of
his!'
And last but not least there's a chapter on the mating attack in the
endgame, a look at some of the author's impressive attacking victories and all
sorts of topic-related exercises for the individual chapters. In addition,
practical QR codes enable you to replay the game directly on your smartphone if
there's no board at hand.
140 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Since there is already so much literature about Magnus Carlsen, one wonders
why the author added yet another book. – Because he found it extremely
interesting to look at the strategic play of a genius through the lens of the
so-called 'model of the four types of players'. And as a result, he actually
managed to illustrate both the outstanding strengths and the universality of the
16th world champion.
But even if the reader isn't necessarily interested in this approach, he
might as well consider the book an extremely useful 'textbook on strategy' given
how instructive Magnus Carlsen's games are. Because according to his style, he
masters many strategically indispensable and effective methods (for example
active prophylaxis, strategic pressure play, etc.) like no other.
In order to go deeper, the author has formulated numerous clear and
meaningful rules of thumb on the various topics. However, he does not fail to
point out that in chess, knowing this or that rule by heart is not the most
important thing. Rather, it's crucial to train your intuition to recognize as
reliably as possible when you are dealing with a standard case and when with an
exception. And since Magnus Carlsen's skills can also be described as absolutely
brilliant in this respect, it goes without saying that any reader who delves a
little deeper into Carlsen's games can learn a great deal about the subtleties
of chess from one of the greatest players of all time
Each chapter is rounded off with topic-related exercises. And practical QR
codes make it easier to work directly on your smartphone whenever there's no
board at hand.
156 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Der Autor wendet sich mit seinem Werk vornehmlich an Amateure und Vereinsspieler (bis ca. 2000 DWZ), die ihre Spielstärke durch ein gezieltes und effektives Training verbessern möchten. Hierzu bedient er sich eines unkonventionellen Ansatzes, der teilweise auch ungewohnte Begrifflichkeiten einsetzt. Dem Leser wird damit ein innovatives Denkmodell vorgelegt, das auf ein schnelles Erfassen der materiellen und positionellen Merkmale einer Stellung ausgerichtet ist. Ein Modell, das ein umfängliches Regelwerk entbehrlich machen soll und sich auf das Wesentliche konzentriert, nämlich auf intensive Übungen des Sehens und des eigenständigen Denkens. Die Lösungen zu Schlüsselfragen ‒ wie solche zur Mustererkennung und zum Auffinden starker Züge ‒ werden anhand von gut ausgewählten Übungsaufgaben trainiert und verinnerlicht. Bei all dem schreitet der Autor ‒ ausgehend von einfachen Anfängen ‒ sukzessive zu schwierigeren und schließlich recht anspruchsvollen Inhalten fort, die eine eingehende Mitarbeit des Lesers verlangen. Wer ihm auf diesem Weg standhaft folgt, wird erfahren, wie sich sein eigenes Potenzial in Bezug auf Kampfkraft und Spielstärke entwickelt.
Patrick Karcher (Paderborn) ist ein starker Amateur und Vereinsspieler, der durch seine hier propagierte Trainingsmethode selbst innerhalb kurzer Zeit von der Kategorie A auf die Stufe eines Meisteranwärters gestiegen ist. Das Studium seines Buchs wird auch Ihnen den Weg zu einem tieferen Schachverständnis ebnen.
Dem Buch „DWZ Plus“ wurde eine große Ehrung zuteil. Denn das Werk wurde auf der Webseite die-besten-aller-zeiten.de in der Rubrik Bücher > Hobby & Freizeit > Schachbücher in die Liste der 35 besten Schachbücher aller Zeiten aufgenommen. Eine hohe Auszeichnung, neben Büchern von Nimzowitsch „Mein System“ oder Tarrasch „Das Schachspiel“ genannt zu werden. Grundlagen für diese Liste sind Expertenempfehlungen, Verkaufszahlen und Lesermeinungen. "Diese Lehrbücher und Bestseller besitzen teilweise Kult-Charakter gehören nach Ansicht vieler Schachprofis einfach in das Regal jedes wirklich ambitionierten Turnier- bzw. Hobbyspielers" - so ein Zitat der Webseite entnommen.
188 Seiten, gebunden, Verlag Joachim Beyer
Rezension:
"DWZ-Plus" mit dem Untertitel "Talent wird überschätzt" von Patrick Karcher ist ein Buch, das sich nicht über einen oberflächlichen Blick in sein Wesen schauen lässt. Diese Neuerscheinung des Joachim Beyer Verlags, Imprint des Schachverlags Ullrich, erinnert mich sowohl an das Leitbild "fördern und fordern" aus unserem Sozialsystem als auch an Robinson Crusoe, der auf sich gestellt mit unorthodoxen Methoden seine komplexe Umwelt meistern musste.Um das Werk anständig rezensieren zu können, musste ich es komplett konzentriert durchgehen und ausschnittweise in allen Teilbereichen im Sinne des Buches vertieft damit arbeiten. Die Erkenntnisse, die ich dabei gewonnen habe, möchte ich in der Form einer Aufzählung voranstellen.In erster Linie gibt "DWZ-Plus" dem Leser Mittel und Methoden an die Hand, um die Komplexität des Schachspiels in der Partie aufzulösen.Das damit verbundene Denkmodell ist Neuland, der Leser muss es erlernen und sich dabei neue Sichtweisen aneignen. Zugleich wird er gefordert, indem er neue Begriffe und die Gründe für deren Einführung erlernen muss."DWZ-Plus" ist in meinen Augen weniger ein Einsteigerbuch für den noch völlig unkundigen Schachinteressierten, wenngleich es auch dies sein soll und dem Einsteiger zweifellos das Spiel erlernen lässt, mehr aber das Rezept für den Spieler, der schon einiges drauf hat und sich unorthodox sowie ohne viel neue Literatur verbessern will.Das Buch wird seine höchste Wirkung für den Spieler dann entfalten, wenn er mit einem herkömmlichen Schachbrett und nicht nur am Bildschirm mit ihm arbeitet.Um das Schachspiel weniger komplex für den Leser zu machen, arbeitet Karcher mit Rechenmitteln und Mustern. So führt er im Bereich der statischen Stellungsbewertung die Kavve-Bilanz ein (besser zu merken mit dem Begriff "Kaffee-Bilanz", um nicht - nach den humorigen Worten des Autors - mit einer zukünftigen Rechtschreibung des Wortes umgehen zu müssen). Er spielt somit immer wieder scherzhaft auf den Kaffee als Getränk an, obwohl dieser nicht wirklich etwas mit der vermittelten Methode zu tun hat. Vielmehr arbeitet er mit einer vergleichenden Bilanz "korrespondierender" eigener und gegnerischer Figuren. Die Buchstaben des Kunstwortes "Kavve" stehen für Kontrolle, Angriff, Verteidigung, Verstellung und "Eremit" (Bezeichnung quasi zur Einbeziehung des Potenzials von Einzelfiguren).Anhand von Diagrammstellungen und einer jeweiligen Auflistung von darauf abgebildeten Stellungsmustern versucht Karcher den Leser in die Lage zu versetzen, genau diese in der eigenen Partie wiederzuerkennen, um dann die daraus zu ziehenden Schlüsse parat zu haben. Diesen Ansatz des Buches finde ich ebenso wie die "Kavve-Bilanz" ausgesprochen gut, sehe hier aber zugleich auch den deutlichsten Hinweis darauf, dass der schon etwas kundige Leser von den ihm Buch eröffneten Wegen mehr als ein Neuling profitieren kann. Bei der Auflistung der besonderen Merkmale einer Stellung, die der Leser über Muster zu erkennen lernen soll, handelt es sich nämlich um genau solche, die das Positionsspiel ausmachen, von offenen Linien über Bauernstrukturen bis zur Königssicherheit. In diesem Bereich entwickelt sich "DWZ-Plus" vor allem zu einem sehr praxisbezogenen Trainingsbuch.Das von Karcher eingeführte Denkmodell verknüpft statische und dynamische Elemente. Ich vermute mal, dass es seine zunächst etwas checklistenhaft wirkende Funktion, die zu Beginn sicher sehr hilfreich ist, auf Dauer verlieren wird, weil die damit angestrebten Denkprozesse in Fleisch und Blut übergehen werden. Die Auseinandersetzung mit neuen Begrifflichkeiten mag zunächst etwas beschwerlich sein, deren Zahl aber ist niedrig.Das Inhaltsverzeichnis ist zu umfangreich, als dass ich es in der Rezension vollständig abbilden könnte. Bei Interesse verweise ich auf die hierzu im Internet verfügbaren Informationen. Für die Oberpunkte daraus aber besteht Raum. Diese sind:- Basiswissen für den Kampfeinsatz- Stellungsbeurteilung- Kampfplan- Höhentrainingslager- Spielverlauf- Hornberger Schlussakkord.Sie werden erkennen, dass Sie sich nicht zu allen Überschriften vorstellen können, was die Leser darunter erwartet. Ein paar Worte dazu am Beispiel des "Höhentrainingslagers": Karcher hat einen sehr unterhaltsamen, humorvollen und Bilder im Kopf des Lesers erzeugenden Schreibstil. Zum genannten Punkt zieht er die Verhältnisse eines Bewegungssportlers heran, um Vergleiche zum nach oben strebenden Schachspieler herzustellen, der sich eben in seiner Wertungszahl entwickeln möchte. Um es auf den Punkt zu bringen: "DWZ-Plus" ist vieles, zweierlei aber nicht - langweilig und unverständlich.Noch ein Hinweis zum Stil: Das Werk ist mit unzähligen Textkästchen gespickt, die sich aufgrund eines dunklen Hintergrundes besonders gut vom allgemeinen Textbild abheben. Darin findet der Leser Übungen, Hinweise, Regeln etc. Ihm werden die Arbeit mit dem Buch und auch das Erlernen grundsätzlicher Aspekte einfacher gemacht. Insgesamt gesehen ist "DWZ-Plus" von Textpassagen dominiert. Der Leser wird geführt und angeleitet und von Analyseketten vollständig verschont. Teilweise sieht das Werk nicht wie ein Schachbuch aus, wenn man sich die Diagramme wegdenkt.Wer ist Patrick Karcher und was befähigt ihn, ein Schachbuch zu schreiben? Patrick Karcher ist Amateurspieler aus Paderborn mit 2047 DWZ und 2110 Elo. Er spielt bei Rochade Kuppenheim, auf deren Website er unter dem Titel "DWZ Plus" eine Rubrik mit einer ähnlichen Motivation wie jener zum Buch führt. Ein offenkundig hohes Schachverständnis und quasi im Selbsttest bestätigte Methoden befähigen ihn, ein Schachbuch zu schreiben. Wer "DWZ-Plus" durchgearbeitet hat, wie die Frage nicht mehr stellen.Fazit: "DWZ-Plus" ist ein empfehlenswertes Trainingsbuch besonders für den schon im Bereich des Klubspielers agierenden Lesers. Es eignet sich auch als Einführungsbuch für denjenigen Interessenten, der mit weniger üblichen Methoden schnell und systematisch ins Spiel eingeführt werden möchte.Für den Spieler etwa auf Klubniveau, der mit seinen Leistungen und Erfolgen nicht so recht zufrieden ist, ist "DWZ-Plus" der Weg für eine unorthodoxe und praxisbezogene Steigerung der Fähigkeiten am Brett.Der Autor siedelt den angesprochenen Leserkreis bei bis zu DWZ 2000 an, was eine angemessene Größe sein dürfte.
Uwe Bekemann, Februar 2015
Buch des Informatikers Karcher bietet „innovative Denkmodelle“
Von SAP lernen heißt siegen lernen. Nun hat der Walldorfer Konzern bis dato kein Schachprogramm auf den Markt gebracht – aber ein Beispiel zur Verbesserung der Spielstärke hat sich auf Umwegen durch die Software-Schmiede doch ergeben: Der Wirtschaftsinformatiker Patrick Karcher orientierte sich an seinem Denkmodell für das komplexe Spiel auf den 64 Feldern an „meinen Erfahrungen mit der Abbildung komplexer Softwaresysteme bei SAP“. Diese verein- fachten Regeln mündeten erst in beliebte Lektionen auf der populären Webseite der Rochade Kuppenheim, die täglich fast 5000 Besucher verzeichnet. Nachdem mehrere Fans sich nach einer „Zusammenfassung erkundigten“, schritt der Verbandsligaspieler zur Tat und begeisterte den Joachim Beyer Verlag für sein Werk „DWZ-Plus – Talent wird überschätzt“ . Der letzte verbliebene große deutsche Schachbuch-Verlag fand Gefallen an den „innovativen Denkmodellen“. Der gebürtige Gaggenauer, der beim SK Ottenau schon mit sechs Jahren erstmals ans Brett ging, bediene sich eines „ungewöhnlichen Ansatzes, der teilweise auch ungewohnte Begrifflichkeiten einsetzt“, heißt es zutreffend im Klappentext.
Mit dem „Lesebuch“, das ellenlange Varianten vermeidet und lieber anhand von Diagrammen Prinzipielles vermittelt, soll der passable Vereinsspieler auf ein höheres Niveau gehoben werden – in Richtung einer Deutschen Wertungszahl (DWZ) von 2000. Die Ratschläge klingen zuweilen banal und wiederholen sich – was aber den Vorteil hat, dass sie sich in die Gehirnwindungen fressen. So sind sie im Bedarfsfall in der Partie parat. Das Konzept geht wohl auf: In der Schachbuch-Bestseller-Liste findet sich das neue Werk in den Top 30 und unter „Allgemeinbildung“ in den Top 100.Dass Karchers Leitlinien durchaus sinnvoll sind, zeigt sich in Blitzpartien gegen ihn: Oft wähnt man sich auf der Siegerstraße und denkt, „gleich gibt er auf“ – doch der IT-Projektleiter bei der Schweizerischen Post findet dann immer noch einen Zug, um dem Kontrahenten weiter Widerstand zu bieten. Der Rivale stolpert so zuweilen noch. Deshalb ist es auch keine Überraschung, dass der 35-jährige Autor seine Spielstärke – ungeachtet einer langen Schachpause – dank Beherzigung seiner eigenen Lehre zuletzt um stolze 150 DWZ auf 2047 steigerte.Auch wenn Karcher propagiert, dass „Talent überschätzt wird“, verrät der Murgtäler dieses bei seinem Sieg über den nominell deutlich stärkeren Konstantin Tkachuk. Das nachstehende Duell beim Paderborner Schachtürken-Cup anno 2013 kommentiert er wie folgt:.
W: Karcher S: Tkachuk
1.c4 g6 2.g3 Lg7 3.Lg2 d6 4.Sc3 e5 5.d3 f5 6.Sf3 Sf6 7.0–0 c6 8.c5!?
Weiß wirft mit diesem energischen Vorgehen gegen das schwarze Bauernzentrum dem gegnerischen Spieler bereits sehr früh den Fehdehandschuh hin. e4!? Schwarz nimmt den Fehdehandschuh auf und kontert den Bauernangriff mit einem Gegenangriff auf den weißen Springer.9.dxe4 fxe4 10.Sg5 d5 Schwarz hat das Zentrum besetzt und Raumvorteil, Weiß dafür Entwicklungsvorsprung. 11.f3 Sprengung des schwarzen Zentrums, um in einem offenen Schlagabtausch den Entwicklungsvorsprung auszunutzen. h6 Angriff auf den aktiv postierten Springer. 12.fxe4!? Zeigt keine Scheu vor Verwicklungen. 12.Sh3 exf3 13.exf3 0–0. De7 Zu scharfem Spiel führt ebenfalls hxg5 13.Lxg5 (13.exd5 ergibt durch Zugumstellung die gleiche Variante) De7! 14.exd5 Dxc5+ 15.e3. 13.e5 Ist objektiv nicht der stärkste Zug, dafür weiterhin sehr aktiv. 13.Sh3 Dxc5+ 14.e3 Lxh3 15.Lxh3 0–0 gibt Weiß die besseren Chancen. Dxc5+? Ein Fehler. Nötig ist Sg4! 14.e3 Sg4 15.Sce4! Nun hängen gleich beide Springer, doch Weiß hat die Konstellation tiefer durchblickt als sein Gegner. dxe4 16.Sxe4 Dxe5 17.Sd6+ Ke7 18.Sxc8+ Eliminiert den Verteidiger des Springers g4 mit Schachgebot. 18.Tf7+ Ke6 19.Dxg4+ Kxd6 20.Dxg6+ Kc5+– ist ein zweiter Gewinnweg. Txc8 19.Dxg4 Weiß steht mit dem Läuferpaar gegen die offene schwarze Königsstellung deutlich überlegen. Sa6! Verteidigt sich zäh. 20.Lh3 Aktiviert den weißfeldrigen Läufer und droht mit der Dame ein Matt auf d7. Sc5 Verbessert die Springerstellung und deckt das Feld d7. 21.e4 Die Verstellung des Läufers c1 wird aufgehoben und damit sein Wirkungsgrad erhöht. 21.Ld2! Dxb2 22.Lb4 beendet das Spiel noch schneller. Dd4+ Dxe4? wäre nun ein Fehler: 22.Dxe4+ Sxe4 23.Te1! 22.Kh1 Tf8 23.Lf4 Tad8 24.Dxg6 Df6 25.Ld6+! Abzugsangriff auf die schwarze Dame. Dxd6 26.Dxg7+ Ke8 27.Txf8+ 27.Tad1! beendet die Partie sofort: Txf1+ (Dxd1 28.Dxf8 matt) 28.Txf1 Droht Df7 matt. Der schwarze König entkommt nicht mehr: De7 29.Dg8+ Df8 30.Dxf8 matt. Dxf8 28.De5+ Doppelangriff auf König e8 und Springer c5. De7 Vermeidet die sofortige Niederlage. 29.Dh5+ Kf8! Df7? 30.Dxc5 Df3+ 31.Lg2 Td1+ 32.Txd1 Dxd1+ 33.Dg1! rettet Schwarz auch nicht. 30.Dxh6+ und Schwarz kann aufgeben. 1:0.
Hartmut Metz, März 2015
Dieses Lehrbuch für Fortgeschrittene wurde für Kinder geschrieben, die bereits die Gangart der Figuren kennen und über das Mattsetzen und einfache Endspiele im Bilde sind. Wie der erste Band, der Kinder ohne Vorkenntnisse ins Schach einführt, ist es wegen des klaren Aufbaus besonders zum Selbststudium geeignet. Es leistet auch in Schachgruppen gute
Dienste.
Markus Spindler weiß als Trainer von Kindergruppen, dass man Kinder nicht unterschätzen soll und Ihnen nach dem Motto „Spielend lernen!" auch Schwieriges vermitteln kann. Er macht mit Mittelspiel und Eröffnung bekannt und schildert, wie es beim Turnierschach zugeht und wie man sich auf Wettbewerbe vorbereitet. Als Vorbilder dienen eine Menge Partien, die 10-jährige aus der Trainingsgruppe des Autors bei Landesmeisterschaften gespielt haben – nicht immer fehlerlos, aber mit viel Phantasie und Begeisterung.
Rezension von Gerald BerghöferFür das Folgebuch für Fortgeschrittene gilt im Wesentlichen das Gleiche wie für das Anfängerbuch, wobei nun folgende Themen abgedeckt werden: Das Finden eines Planes, das Positionsspiel, die Taktik, Eröffnungstheorie und Eröffnungsrepertoire, die Schachuhr, Vorbereitung auf den Schachwettkampf, Lehrpartien, Testpartien, um herauszufinden, wie gut man schon ist, sowie die Lösungen für die Übungen beider Bände. Fazit:Auch der Band für Fortgeschrittene bietet geballtes, aber verständlich beschriebenes Schach-Know-How, diesmal ausführlich für Mittelspiel und Eröffnung.
131 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Geeignet für Kinder und Jugendliche zum Unterrichten in Gruppen und zum Selbstlernen.Spielen wir eine Partie Schach?Eine wunderbare Frage. Warum? Das wird nur der richtig einzuschätzen wissen, der in die jahrtausendealten Geheimnisse des königlichen Spieles eingedrungen ist, der sich hat bezaubern lassen von der inneren Logik, dem Ideenreichtum, aber auch der Schönheit des Schachspiels. In unserer heutigen Zeit, wo Fernseher und DVD-Spieler, Computer und HiFi-Anlagen das gesellige Beisammensein immer mehr in den Hintergrund drängen, wo Mensch-ärgere-dich-nicht und Domino sich anhören wie Begriffe aus Urzeiten, hat sich das Schach allgemeine Beliebtheit bewahrt. Denn es ist durch seine einmalige Kombination aus Elementen der Wissenschaft, des Sportes und der Kunst mit keinem anderen Spiel vergleichbar. Nicht ohne Grund werden die Stimmen immer lauter, die fordern, Schach als Schulfach aufzunehmen, denn es dürfte neben Latein eine einmalige Schule der Logik sein. Spielend lernen. Nicht ohne Grund auch erfreut sich das Spiel als Wettkampfsport steigender Beliebtheit. Waren die Weltmeisterschaftskämpfe noch vor 30 Jahren eine Veranstaltung, von der nur unverbesserliche Fans Notiz nahmen, so haben sie sich heute zu einem sportlichen Großereignis gemausert, werden auf der Straße ausdiskutiert, und so mancher Fan von Topalow ist dem Herzinfarkt nahe, wenn Anand wieder einmal in letzter Sekunde noch das Steuer herumreißt. Aber auch die Nichtweltmeister stehen nicht mehr außerhalb der Öffentlichkeit. Bereits die zehnjährigen Kinder tragen Landesmeisterschaften aus, für die Zwölfjährigen gibt es die erste Europameisterschaft, und nicht selten ist der Jugendweltmeister bald ein Anwärter auf den Schachthron der alten Herren.Bis dahin braucht es viel Übung und Geduld. Doch muss man diese auch z.B. für Mathematik aufbringen, was den meisten keinen Spaß macht. Beim Schach aber ist das alles verbunden mit der Freude am Spiel, dem Stolz über eine gewonnene Partie und dem Spaß mit der Mannschaft. Und wie Wissenschaftler herausgefunden haben, schult dieses Spiel unsere mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten genauso wie eine Mathematikstunde. Das sind schon eine ganze Menge Vorteile, doch hat das Schach noch anderes zu bieten. Vor allem scheint mir nämlich wichtig, dass Schach, gerade wenn man es in einem Klub wettkampfmäßig betreibt, uns Spaß, Unterhaltung, Zusammenhalt im Team vermittelt. Eine gut aufeinander eingespielte Mannschaft geht durch dick und dünn und wird gewiss nicht nur Schach zusammen spielen, sondern auch gemeinsame Urlaubsfahrten unternehmen, zusammen Feten feiern und vieles andere. Wie gut ist es heute, wo wir immer mehr Freizeit haben, wenn wir auch wissen, wie wir diese sinnvoll ausnutzen können.Ich selbst arbeite schon einige Jahre als Trainer von Kindergruppen, und viele, die mit mir geübt haben und durch die Lande gefahren sind, sind dieser Sportart noch heute treu. Mancher hat in der Zwischenzeit andere Interessen, noch nie aber habe ich jemanden getroffen, der mir sagte, dass er gar nicht mehr spiele und traurig sei, sich jemals damit beschäftigt zu haben.Im Schach, wie in vielen anderen Sportarten auch, fangen die Kinder immer früher an zu üben. Nicht selten gibt es bereits Kindergärten, die das königliche Spiel in ihr Förderprogramm aufgenommen haben. Diejenigen, die auf den Siegespodesten ganz oben stehen, haben oft mit sechs oder gar fünf Jahren ihre ersten Partien gespielt, ja selbst mit vier Jahren ist ein Kind durchaus in der Lage, die Regeln des Spieles zu begreifen und zu trainieren. Früh übt sich ...Und so habe ich dieses Lehrbuch in erster Linie für Kinder geschrieben. In meinen Trainingsstunden ist mir immer wieder negativ aufgefallen, dass kein Buch, kein Übungsmaterial zu haben war, welches wirklich für Kinder gemacht ist und den spezifischen Ansprüchen, die man an ein solches Lehrwerk stellen muss, gerecht wird. Anfängerlehrbücher, wie man sie überall zu kaufen bekommt, gehen generell davon aus, dass der Leser ein potentieller Weltmeister ist, dem eigentlich alles klar ist und dem man deshalb nach 20 Einführungsseiten gleich ein paar Weltmeisterpartien vorsetzen kann, da er daraus den höchsten Nutzen zieht. Ein solches Lehrbuch aber ist für ein methodisch aufgebautes Training völlig unbrauchbar, im Mathematikunterricht der ersten Klasse stehen auch keine Logarithmen oder Integrale auf dem Lehrplan, obwohl der Schüler daraus mehr lernen könnte als aus der Frage, wie viel 1 + 1 ist. So habe ich mich also aus meinen eigenen Erfahrungen heraus bemüht, dieses Buch so zu gestalten, dass es für Kinder einen optimalen Lerneffekt verspricht. Es ist zum Selbststudium geeignet, kann als Trainingsunterlage in der Schachgruppe im Klub oder auch in der Schulschachgruppe verwendet werden. In allen Varianten, kommentierten Partien und angegebenen Regeln habe ich mich gemüht, das Niveau zu wahren, welches so weit über dem des Anfängers steht, dass er maximalen Nutzen daraus ziehen kann. Um hier eine grobe Einschätzung zu geben: Jeder bis zum Niveau des Deutschen Meisters in der Altersklasse 12 sollte dieses Buch mit Gewinn lesen können. Und wenn ich es auch speziell für Kinder geschrieben habe, so halte ich es doch auch für eine sehr gute Einstiegshilfe für ältere Jahrgänge, die sich mit diesem Spiel beschäftigen wollen.Am Schluss jedes Kapitels habe ich Kontrollfragen angefügt, damit jeder sein Wissen testen kann. Wer das vorangegangene Kapitel gelesen hat, sollte meistenteils keine unüberwindlichen Schwierigkeiten damit haben. Ich habe bewusst darauf verzichtet, die Lösungen mit anzugeben, da das aus meiner Sicht zu schnell dazu verführt, einfach nachzuschlagen. Wer eine besonders knifflige Frage erwischt hat, der kann sich damit bestimmt an Eltern, Geschwister oder Trainer wenden.Damit nicht jeder gleich nachschlägt, befinden sich die Lösungen zu den Kontrollfragen am Ende des Zweiten Bandes.Dann können wir uns also ins Vergnügen stürzen. Wir werden viel erfahren über unser Schachheer. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass viele Begriffe zwar aus dem Kriegsgeschehen stammen, aber nicht zu Gewalt und Unrecht aufrufen, sondern dass im Gegenteil das Schachspiel ein einzigartiges Beispiel dafür ist, wie man einen Kampf auf Leben und Tod auch friedlich führen kann auf dem Brett.Manchem wird das Buch beim Durchblättern vielleicht als zu schwer erscheinen. Kann denn ein sechsjähriges Kind so etwas überhaupt verstehen? Dazu möchte ich sagen, dass wir unsere Kinder oftmals unterschätzen. Im übrigen ist dieses Buch eine Zusammenfassung von Wissen, mit der über einen längeren Zeitraum hinweg gearbeitet werden soll. Das tiefere Verständnis vieler Regeln und Begriffe wird sich erst im praktischen Üben herausbilden. Auch dazu sind vielfältige Hinweise gegeben.Sicher hätte man manches weglassen können. Das aber ist der Fehler vieler Lehrbücher, die mit dem Argument, das verstünde ein Kind sowieso nicht, für das Gesamtverständnis wichtige Details unterschlagen. Ich glaube vielmehr, dass ein Kind sehr viel verstehen kann, wenn es Interesse an der Sache hat und man sie ihm richtig erklärt! Das hat meine langjährige Tätigkeit als Schachtrainer gezeigt. Die Erfolge mancher Trainer, die innerhalb eines Jahres aus Anfängern Sieger nationaler Kindermeisterschaften machen, zeigen deutlich, was für Möglichkeiten in unseren Kindern stecken. Wir sollten sie zu wecken suchen!
120 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2020
Schachbücher für Kinder
Die Wissenschaftler sind sich einig: Die unendlichen Möglichkeiten des ältesten Spieles der Welt hilft Kindern bei dem Erkennen von Talenten sowie Begabungen, fördert das Sozialverhalten, die Sprachentwicklung, das Selbstbewusstsein, das logische Denken und die Kommunikation. Während es eine Flut von Schachbüchern für ältere Spieler aller Klassen gibt, sind Lehrbücher für Kinder weniger verbreitet. An diese Bücher werden erhöhte Anforderungen gestellt, sie müssen die komplexe Schach-Welt kurzweilig erklären, damit Kinder aufmerksam bleiben und nicht die Lust am Spiel verlieren. Ein kleiner Überblick.
Der Autor Markus Spindler hat die Erfahrung gemacht, dass für Kinder kein Übungsmaterial zu haben war, welches wirklich für die jüngere Altersklassen gemacht ist und den spezifischen Ansprüchen auch gerecht wird. In seinem „Schachlehrbuch für Kinder, Anfänger“ erklärt er in einer einfachen und verständlichen Sprache, durch Diagramme und Kommentare zu den Partien den Einstieg in das Schachspiel. Es ist ein Buch zum Selbststudium, es kann als Trainingsunterlage im Schachclub als auch in einer Schulschachgruppe verwendet werden. Spindler gibt Einblicke und Hinweise in viele Regeln und Begriffe, mit denen Kinder beim ersten praktischen Üben am Schachbrett konfrontiert werden. Wichtig ist auch der Hinweis, dass sich dies alles an eine Altersklasse bis 12 Jahren richtet, wobei das Buch auch eine Einstiegshilfe für ältere Jahrgänge sein kann. Erklärtes Ziel ist es, bei Kindern Interesse für Schach zu wecken und dies gelingt dem Autor fast spielerisch. Bei allem gibt es einen kleinen Haken. Am Schluss jedes Kapitels sind Kontrollfragen angefügt, die das erworbene Wissen vertiefen sollen. Die Lösungen dafür befinden sich allerdings am Ende des zweiten Bandes, welches sich an fortgeschrittene Kinder richtet. Dem Erwerb des Folgebuches steht jedoch nichts im Wege, weil beide Bücher eine Lerneinheit bilden.
Fazit: Schachbücher für Kinder müssen nicht kindisch sein, sie können auch ein Gewinn für erfahrene Spieler sein. Denn nur wer schon früh beständig übt, kann ein Meister werden.
Im Schach spielt der Faktor Zeit eine wichtige, mitunter sogar entscheidende Rolle. Ein geschickter Umgang mit der zur Verfügung stehenden Bedenkzeit ist für den Erfolg des ambitionierten Turnierschachspielers daher essenziell.
Nebst einer umfassenden und detaillierten Darstellung der Entwicklung der Zeitmessung widmet sich dieses Buch in aller Ausführlichkeit der intelligenten Verwaltung der Zeit im Schach. Von der Eröffnung bis zur gefürchteten Zeitnotphase werden sämtliche die Bedenkzeit betreffenden Aspekte einer Partie beleuchtet. Den Besonderheiten des Blitz- und Rapidschach wird dabei Rechnung getragen.
Der Leser erfährt bei der Lektüre viel Wissenswertes über berühmte Spieler und ihre manchmal höchst eigentümliche Beziehung zur Bedenkzeit. Vor allem aber stellt dieses Werk dem Interessierten einen Leitfaden, geeignete Methoden und jede Menge Tipps zur optimalen Nutzung des Zeitguthabens zur Verfügung.
88 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im März 2021
Der Publizist Otto Galo glaubt, in der Politik sei es wie im Schach: In Zeitnot gelingen einem selten die besten Züge. Tatsächlich ist Schach das schnellste Spiel der Welt, weil man in jeder Sekunde Tausende von Gedanken ordnen muss. Wie schnell man dabei auf eine zeitraubende Bahn geraten kann, hat der Schweizer Autor Jean-Marc Horber in seinem unterhaltsamen Buch „Zeit im Schach“ kurzweilig und angereichert mit viel wissenswerten Fakten beschrieben. Ein Stück weit war die Arbeit auch eine Art Selbsttherapie, denn Horber hatte immer wieder die Schwierigkeit, die ihm zur Verfügung stehende Bedenkzeit richtig einzuteilen. Und damit teilt er das Schicksal Tauender Schachspieler.
Nach Vorwort und Einleitung erfährt der Leser alles über Zeitbeschränkung sowie über die Geschichte der Schachuhr von den ersten Zeitmessungen bis zur Digitaluhr. Es gibt eine Liste über die Bedenkzeiten und die Entwicklung der Schachuhren mit Modellfotos sowie einen Überblick über die heutigen Regelungen. Horber gelingt es mühelos, Überlegungen wie „Zeit versus Qualität“ und „Schnelles Schach? Langsames Schach“ gegenüberzustellen und interessante Schlüsse daraus zu ziehen. Sein Fazit: Egal wo und in welcher Geschwindigkeit Schach gespielt wird, das Spiel der Könige habe es in der heutigen schnelllebigen Welt gar nicht nötig, mit anderen Sportarten verglichen zu werden: „Schach ist Schach und wird uns alle überleben“, ist sich der Autor sicher.
Im zweiten Teil geht es um Zeitmanagement, und Horber gibt eine ganze Reihe nützlicher Tipps. Zur Einteilung der Bedenkzeit, zur Zeitverwaltung in der Eröffnung und zu Methoden der Optimierung. An dieser Stelle hat das Buch einen echten Mehrwert, weil es nicht die Theorie, sondern die Praxis im Auge hat. Außerdem gibt es jedem Schachspieler auch leicht verständlich nicht nur Anleitungen zur Effizienz, sondern auch zum Pragmatismus, zur Intuition und zum Umgang mit der Zeitnot. Im Kern rät der Autor zur Gelassenheit. In Panik zu verfallen sei vor allem bei Blitzpartien definitiv fehl am Platz, denn man benötige in schwierigen Situationen am Schachbrett die gesamte Geistesgegenwart, um sich zu behaupten. Wobei Horber auch einräumt: „Leichter gesagt als getan“ – bei erhöhtem Pulsschlag, Aufregung und Nervosität.
Fazit: Mit Zeitproblemen im Schach kann man geschickt umgehen. Das Buch von Jean-Marc Horber gibt eine Fülle von Anregungen dazu.
Together with his longtime trainer Matthias Krallmann, GM Matthias Blübaum describes his path from his early youth to the title of European champion. According to his own statement, he particularly benefited from the 'Group of Princes' of the German Chess Federation, which was founded in 2008 by national youth coach IM Bernd Vökler. In this actually not so long journey of an outstanding young talent to the German top player, the reader is not only taken along, but he can also learn a lot for his own practice 'on the way' and is offered all kinds of instructive tips and tricks. In his foreword, IM Bernd Vökler writes: "...a special highlight has been achieved: Renowned endgame guru, Dr. Karsten Müller, dissects selected endgames by Matthias Blübaum ... A double delight for the reader! – In the next part, a look into the treasury of every grandmaster is granted, namely into his opening repertoire. Matthias Krallmann notes that even former world champion Alexander Khalifman once praised Matthias' complete and self-contained repertoire. – The following chapter offers some of Matthias Blübaum's games against the top stars of the scene, annotated by himself. It's mouth-watering! – At the end, the reader is once again challenged himself. The big tactics test invites you to puzzle and calculate. Matthias Krallmann and Matthias Blübaum don't offer easy reading! Typically East Westphalian, labour-intensive, exhausting, honest and straight – the portrait of the chess worker, the chess grandmaster, the chess practitioner Matthias Blübaum. You don't become number one in Germany in a sprint, but in a marathon!"304 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Ein Leitfaden für Anfänger des königlichen Spiels10 Fotos Grundlagenwerk für Anfänger geeignetSchach gilt als das vollkommenste Brettspiel, das wir kennen. Phantasie, strategisches Geschick und taktisches Einfühlungs-vermögen sind erforderlich, um eine gute Partie Schach spielen zu können. Diese Eigenschaften werden neben dem gründlichen Erlernen der Spielregeln durch dieses Buch geweckt und geschult. Nicht langatmige theoretische Erläuterungen sondern praktisches Nachspielen ausgesuchter Lehrbeispiele in zusammenhängenden Spielabläufen machen dem Anfänger jeden Alters die tiefgründigen Gedankengänge der Figurenbewegung auf den 64 Feldern leicht verständlich.Schachspielen ist in jedem Alter für Körper und Geist eine erstaunliche Bereicherung; denn Beherrschung, Konzentration, Einfallsreichtum und Kreativität werden weiterentwickelt und gestärkt. Immer mehr Kinder lernen deshalb auch in der Schule Schach, überall in Deutschland entstehen neue Schachgruppen. Nach Aussage der Deutschen Schulschachstiftung haben wissenschaftliche Studien bewiesen, dass schachspielende Kinder besser denken können, weil Schach die Konzentration, Intelligenz und das räumliche Wahrnehmungsvermögen erhöht, und sie Denkstrukturen aufbauen lernen. Aber auch für Menschen bis ins hohe Alter ist das Training dieser Eigenschaften unerlässlich; sie werden beim Schachspiel besonders intensiv und nachhaltig gefördert und erhalten so den Geist beweglich und frisch.Der Autor:Günter Lossa spielte mit dem Schachclub 1868 Bamberg mehr als 15 Jahre in der höchsten Spielklasse und errang mit diesem die Deutsche Meisterschaft im Jahre 1966. Er ist als Autor, Mitherausgeber, Lektor und Gestalter zahlreicher Schachbücher, langjähriger Schriftleiter einer Schachzeitung, jahrzehntelanger Dozent an der Volkshochschule und in Schachvereinen, tätig gewesen.108 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Geheimnisse des Großmeisterschachs aus der Feder eines der weltbesten Schachautoren, des britischen Großmeisters John Nunn, lässt den Leser teilhaben an der Entwicklung eines Schachprofis vom Anfänger bis zum Internationalen Meister und schließlich Spitzengroßmeister. Dem unterhaltsamen autobiografischen Teil sind zahlreiche Partiebeispiele aus der eigenen Turnierpraxis zur Seite gestellt: Eine Auswahl von 24 sehr ausführlich und tiefgründig kommentierten Partien aus dem Zeitraum 1974 bis 1985, ergänzt um eine Reihe kurz kommentierter Partien und Partiefragmente, illustriert seine steil verlaufende Schachkarriere und gestattet faszinierende Einblicke in die großmeisterliche Gedankenwelt. Das grundsätzlich anspruchsvolle Werk ist im bekannt klaren und verständlichen Stil des Autors geschrieben und lässt daher ein Studium auch für Leser zu, die keine höheren Meistergrade erzielt haben.
Diese großartige Partiesammlung, die bereits anlässlich ihrer Erstausgabe (1997) als richtungsweisend herausgestellt wurde, liegt nun in einer 2., neu durchgesehenen und korrigierten Auflage vor. Die Leserschaft ist am Zug, ihr die weiterhin gebührende Anerkennung zu erweisen.
Dr. John Nunn (*1955), GM 1978, gehörte Ende der 1980er Jahre zu den Top 10 der Weltrangliste und hat als Schachbuchautor einen hervorragenden Ruf erlangt. Im Jahre 1997 beendete er seine aktive Turnierlaufbahn, blieb der Schachwelt aber als Autor und Publizist erhalten. Herausragend sind seit jeher seine Fähigkeiten im Lösen von Schachproblemen, hier konnte er dreimal (2004, 2007 und 2010) den Weltmeistertitel erringen, und noch in diesem Jahr (2015) wurde er mit minimalem Rückstand Mannschafts-Vize-WM sowie erstmals, als nunmehr 60-jähriger, Senioren-Weltmeister.
344 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im März 2016
Der Buchtitel „Geheimnisse des Großmeisterschachs“ zählt zu jenen, denen es besonders gelungen ist, meine auf den Inhalt des Werkes gerichteten Erwartungen komplett auf eine falsche Fährte zu locken. Ich kannte es bisher noch nicht, auch wenn es mit seiner Erstausgabe bereits 1997 auf den Markt gekommen und nun mit einer überarbeiteten und korrigierten neuen Auflage aus dem Jahre 2015 wieder verfügbar ist. Sein Verfasser ist John Nunn, früherer Weltklasse-Großmeister und Autor mehrerer sehr renommierter Schachbücher, erschienen ist die neue Ausgabe als Imprint des Schachverlags Ullrich im Joachim Beyer Verlag.
Die Erstausgabe von 1997 basierte ihrerseits auf dem 1987 in englischer Sprache erschienenen Vorgänger „Secrets of Grandmaster Play“.
Hatte ich erwartet, eine Art Lehrbuch der Schachstrategie und / oder –taktik für den gehobenen Anspruch in die Hände bekommen zu haben, so ist es mehr ein autobiografisches Werk John Nunns mit der zentralen Schwertpunktsetzung auf kommentierte Partien, gewissermaßen somit auch eine Partiensammlung. Stehen lassen kann ich aber das Prädikat „für den gehobenen Anspruch“, denn dieser bestätigt sich in 24 sehr ausführlich, der Rückentext spricht darüber hinaus von tiefgründig, kommentierten Partien. Diese Zahl der behandelten Praxisbeispiele ist zu ergänzen um viele weitere kommentierte Partien und Partiefragmente, die weniger intensiv behandelt werden.
„Geheimnisse des Großmeisterschachs“ ist in vier Kapitel mit den folgenden Überschriften gegliedert:
1. Frühe Jahre 1955 – 73
2. Internationaler Meister 1974 – 76
3. Großmeister 1977 – 81
4. Berufsspieler 1981 – 85.
Wie unschwer zu erkennen ist, hat Nunn die Chronologie in seinem Leben zur ordnenden Richtschnur seines Buches gewählt. So beginnen seine autobiografischen Erzählungen mit seinem Geburtsjahr 1955. Er räumt ein, dass er hierbei natürlich auf fremde Erinnerungen und Aussagen zurückgreifen muss, was mich zumindest etwas mehr überrascht hat als wenn diese Aussage aus der Feder eines anderen Autoren gekommen wäre. Nunn hat sein Genie immerhin schon in sehr jungen Lebensjahren unter Beweis gestellt, wenn auch nicht im Schach so auffällig wie in der Mathematik. Ein Mathematik-Studium hat er bereits im Alter von 15 Jahren in Oxford aufgenommen und mit 18 abgeschlossen, was ihn zum jüngsten Absolventen seit ca. 300 Jahren machte.
Schon mit den ersten Zeilen, also jenen, die nicht auf seinen eigenen Erinnerungen basieren, wird erkennbar, dass Nunn es nicht an Humor mangeln lässt. Sein älterer Bruder ging mit der Gelegenheit seiner Geburt opportunistisch um, indem sie ihm die Gelegenheit zur Frage bot, ob er da nicht eine Eiskreme erhalten könne. Der Witz bleibt durchgehend britisch dezent, selbst wenn es mal etwas derbere Sachverhalte zu schildern gibt. Sehr schön ist beispielsweise an späterer Stelle auch die Schilderung, warum Nunn nach einer Erfahrung nie wieder irische Spieler unterschätzt hat, auch nicht im Zusammenhang mit dem Genuss von Alkohol.
Beginnend mit den frühen Jahren seiner Karriere zeigt Nunn seinen Karriereverlauf nach, spricht Erfolge wie Misserfolge und wichtige Stationen an. Dabei lässt er immer wieder auch Passagen zur Zeitgeschichte einfließen, konzentriert auf Aspekte des Schachspiels, beispielsweise zur Jugendförderung, zur damaligen Spiel-und Turniersituation in England und manches mehr. Im weiteren Verlauf des Werkes fügen sich die (auto-)biografischen Ausführungen vor allem zwischen den schon erwähnten 24 besonders ausführlich kommentierten Partien ein.
Diese sind ab dem 2. Kapitel im Buch zu finden. Die Beispiele aus der Jugend sind ebenfalls grundsätzlich mit Erläuterungen im Werk abgebildet, aber eben mit reduzierten Kommentaren und Analysen. Diese zweite Kategorie von Partien ist optisch jeweils dadurch gekennzeichnet, dass sie von einem Textrahmen umfasst ist. Der Leser kann die Partien somit auf den ersten Blick erkennen und damit dann auch den Erzählungstext nach einer Partieunterbrechung immer wieder sofort aufnehmen. Die 24 „Gala-Partien“ sind nicht entsprechend gekennzeichnet. Auch bei diesen aber hat sich der Verlag etwas einfallen lassen, um dem Leser den Umgang mit den Partien zu erleichtern. Die Hauptzüge sind durch Fettdruck hervorgehoben. Sobald Analysen über einen schmalen Umfang hinausgehen, werden sie im Schriftbild abgesetzt. Zudem arbeitet das Werk dann mit einer geringeren Textgröße. Initialzüge innerhalb der Varianten sind ebenfalls durch Fettdruck kenntlich gemacht.
Mit diesen Maßnahmen hat es der Verlag erreicht, dass man als Leser ohne bemerkenswerte Probleme immer genau weiß, wo man sich in einer Partie befindet, insbesondere nicht irrtümlich eine Nebenvariante als Partiefortgang annimmt.
In seinem Vorwort zur neuen Auflage rät Dr. Ralf Binnewirtz dem Leser, sich bei den 24 ausführlich kommentierten Partien das herauszuziehen, was für ihn relevant und machbar ist. Diesen Hinweis halte ich für den Leser wichtig, der noch keine erhebliche Spielstärke entwickelt hat. Die kommentierten Partien sind anspruchsvoll, sie dürften das Verständnis des noch recht ungeübten Lesers überfordern.
Abgeschlossen wird das Werk durch Verzeichnisse der Gegner in den Buchpartien und der zur Ausführung gelangten Eröffnungen.
Fazit: „Geheimnisse des Großmeisterschachs“ ist eine gelungene Mischung aus Autobiografie und Partiensammlung „von und mit“ John Nunn. Sie ist zugleich unterhaltsam und eine Einladung an den Leser, über anspruchsvoll kommentierte Partien sein eigenes Schachverständnis zu qualifizieren.
Das Buch ist eine durchgesehene und korrigierte Fassung der Erstauflage aus dem Jahre 1997.
Spielstile im Schach sind ein wichtiges und entsprechend oft diskutiertes Thema. GM Dr. Karsten Müller und GM Luis Engel greifen ein auf 4 Spielertypen beruhendes Modell von GM Lars Bo Hansen auf – und zwar 'Aktivspieler', 'Pragmatiker', 'Theoretiker' und sogenannte 'Reflektoren'. Deren jeweilige Stärken und Schwächen werden anhand vieler Beispiele erläutert und durch zahlreiche Aufgaben ergänzt, anhand derer der Leser versuchen kann, sich dem einen oder anderen Spielertypus zuzuordnen.
„Im Rahmen der Vorbereitung auf meinen nächsten Gegner ... spielen immer wieder bestimmte Charakterzüge eine Rolle, die ich diesem Spieler zuzuordnen versuche. ... Hier kann es hilfreich und zeitsparend sein, beispielsweise durch gespielte Eröffnungen Rückschlüsse auf den Spielertypus und damit auch auf Stärken und Schwächen zu ziehen – oder über bekannte Spielereigenschaften Hinweise auf die Wahrscheinlichkeit betreffs der Wahl bestimmter Eröffnungsvarianten zu bekommen.
Diese und zahlreiche weitere Überlegungen werden in dem vorliegenden Buch gebündelt und systematisch dargestellt. Die Einteilung in vier prototypische Spielernaturen ist ausgesprochen hilfreich bei der Beantwortung von Fragen, die nicht nur die Partievorbereitung betreffen, sondern beispielsweise auch die Bestimmung der eigenen Charakteristik als Schachspieler. Darüber hinaus gibt das Werk Amateuren und Schachinteressierten einen hilfreichen Leitfaden an die Hand, um sich ein eigenes Bild von diesem oder jenem Spieler machen zu können."
(Auszüge aus dem Vorwort von GM Vincent Keymer)
248 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im Februar 2021
Im Jahr 2005 stellte Großmeister Lars Bo Hansen in seinem beachtenswerten Buch „Foundations of Chess Strategy“ sein Konzept der „Spielertypen“ vor. Darin unterteilte er Schachspieler in sogenannte Aktivspieler, Reflektoren, Pragmatiker und Theoretiker. Er beschäftigte sich damit als Erster intensiv mit der Frage, wie sehr der individuelle Spielstil Einfluss auf unsere Entscheidungsfindungen am Brett hat.
Hansen nannte das „The role of the human factor in chess“ und forderte seine Leser auf, den eigenen Schachstil anhand persönlicher Charakteristika und Vorlieben analog seiner Vorgaben zu definieren. Diese Eigenschaften wurden entsprechend der jeweiligen Spielertypen in den Kapiteln mit konkretem Inhalt gefüllt, so dass man sich letztlich selbst einem bestimmten Spielertyp zuordnen konnte. Ich fand dies damals durchaus aufschlussreich und hilfreich.
Dieses schachtheoretisch und -philosophisch vernachlässigte Thema interessiert mich seitdem weit mehr als so manche Eröffnungsvariante oder Mittelspielkombination.
Deshalb nahm ich mit Begeisterung zur Kenntnis, dass sich die Großmeister Dr. Karsten Müller und Luis Engel dieser Thematik in ihrem neuen Buch „Spielertypen – Ihre Stärken und Schwächen“ aus dem Joachim Beyer Verlag intensiv annahmen.
Müller und Engel greifen das 2005 von Hansen vorgestellte Konzept auf und erweitern es umfangreich anhand zahlreicher Beispiele aus dem Schaffen solcher Schwergewichte wie Tal, Kasparow, Carlsen, Kramnik, Anand usw. Denn sobald ich selbst erkannt habe, welcher Spielertyp ich bin, möchte ich doch schließlich auch wissen:
– welches sind die Stärken und Schwächen der jeweiligen Spielertypen?
– wie und gegen wen hebe ich die Stärken besonders hervor bzw. wie kaschiere ich die Schwächen am besten?
– wie spiele ich idealerweise gegen Vertreter anderer Stile oder gar gegen Vertreter des eigenen?
– wie konzentriere ich mich stärker auf meine Stärken und werde insgesamt zu einem schachlichen „Allrounder“?
Es sind insbesondere diese Fragen, die Müller und Engel zum Herzstück ihrer Arbeit machen.
Hier finden sich detailliert zahlreiche Stärken und Schwächen der einzelnen Spielertypen. Seien es beispielsweise anhand von Beispielen untermauerte Thesen wie „Aktivspieler rechnen gut bzw. wertschätzen Initiative höher als strukturelle Schwächen“ als auch solche für das Spiel gegen den jeweiligen Spielertypus bzw. für dessen relative Verteidigungs- und Endspielschwächen, wie dies zum Beispiel in der Partie zweier Aktivspieler Polgar-Anand zur Geltung kam.
Ich bin mir nach langem Zaudern noch immer unsicher, wie thesenkräftigend es ist, in einem Buch, das gerade die verschiedensten Spielweisen und Herangehensweisen thematisiert, Aufgaben zu stellen, die nur eine einzige, nicht Spielertyp-individuelle Lösung verlangen.
Widerspricht das nicht dem eigentlichen Thema des Buches? Und bedeutet das nicht, es gäbe nur den einen richtigen Weg, wenn man gerade aufzeigen möchte, wie unterschiedlich die Wege doch sein können, die zum selben Ziel bzw. Sieg führen sollen?
Natürlich verstehe ich die Absicht der Autoren dahinter: es ermöglicht es beispielsweise einem Pragmatiker, sich in die Denkweise eines Theoretikers hinein zu versetzen und sich dessen Herangehensweise anzueignen. Andererseits suggeriert eine Aufgabenstellung wie „Tal entkorkte 16. Dd4 - War das korrekt?“ (auf Seite 18), dass es eben doch nur eine richtige Lösung – und zwar unabhängig vom Spielertyp – gibt. Dies mag natürlich auf reine Taktikaufgaben zutreffen, gibt jetzt aber nicht Aufschluss darüber, wie unterschiedlich Fischer, Euwe und Botwinnik beispielsweise dieselbe Mittel- oder Endspielstellung behandeln würden. Hier wäre es womöglich interessant gewesen zu erfahren, wie unterschiedlich unsere Autoren Müller und Engel – je nach persönlichen Vorlieben und Spielertyp – eine identische Stellung gegen CM-, IM- oder GM-Gegnerschaft behandeln würden. Würden sie hier unterschiedlich vorgehen und woran würden sie sich orientieren? Eine für mich durchaus interessante Fragestellung.
Ich erinnere mich an eine Aussage des großen Einstein-Freundes Emanuel Lasker, der, auf einen eher fragwürdigen und letztlich doch zum Sieg führenden Zug angesprochen, weise antwortete: „Gegen Schlechter wäre dieser Zug ein grober Fehler gewesen, gegen Tarrasch allerdings war es der richtige.“ Zeigt nicht insbesondere diese Aussage anschaulich, wie man den konkreten Spielertyp des Gegners am besten ins Kalkül einbezieht und schließlich bekämpft?
Vielleicht hätte ich mir auch ein paar derartiger Beispiele wie jenes von Lasker gewünscht als Taktikaufgaben, aber das ist eine persönliche Präferenz.
Immerhin hat mich das Buch – wie zuvor schon das von Hansen – wieder sehr dazu inspiriert, mich auch mehr mit derartigen inhaltlichen, ja fast hochgradig schachphilosophischen Fragestellungen abseits von Eröffnung, Mittel- und Endspiel auseinander zu setzen.
Last, but not least ein kurzer Verbesserungsvorschlag für eine mögliche nächste Auflage:
Das für meinen Geschmack zu knapp gehaltene Inhaltsverzeichnis finde ich etwas verwirrend. Dafür ein Beispiel: Das Kapitel 1 beschäftigt sich mit "Aktivspielern", weitere Unterkapitel finden sich hier nicht gelistet. Liest man sich dann jedoch schließlich in das entsprechende Kapitel ein, finden sich hier doch Unterkapitel wie „1.1 Hyperaktiv-Spieler“, „1.2 Aktivspieler“ mit weiteren Unterkapiteln wie „C) Initiative für strukturelle Schwächen“, die man doch gern im Inhaltsverzeichnis aufgeführt gesehen hätte.
Ähnliches gilt für die Struktur der einzelnen Kapitel. So finden sich auf Seite 11 die „Stärken“ der Aktivspieler, auf Seite 19 der Punkt „1.2 Aktivspieler“ mit A) Opfer für den direkten Königsangriff und auf Seite 43 erneut ein „A) Stärken von Aktivspielern“. Hier wäre es sicherlich möglich gewesen, die Stärken und Schwächen in einem Kapitel zusammenzufassen und dies im Inhaltsverzeichnis entsprechend zu listen, damit sich der Leser einfacher orientieren kann.
Von dieser Kleinigkeit abgesehen: Insgesamt ein tolles Buch zu einer sträflich vernachlässigten Thematik, von dem ich problemlos noch zahlreiche Folgebände studieren könnte! Im Gegensatz zu Jonathan Rowson´s „Die sieben Todsünden des Schachspielers“ jedoch – wie Großmeister Sadler seinerzeit kritisierte – nicht nur rein theoretisch-philosophischer Natur, sondern vorliegend mit einer starken praktischen Komponente, die es jedoch selbständig zu ergründen gilt!
Nach Munzerts „Schachpsychologie“, Webbs „Schach für Tiger“ und oben genannten Titel von Rowson endlich wieder ein deutschsprachiges Buch, das sich der menschlich-psychologischen Komponente widmet und sich nicht nur auf die reinen Züge beschränkt. Müller und Engel erklären anschaulich, warum welcher Spieler(typ) auch zu welcher Vorgehensweise tendieren würde und welches die diesbezüglichen Vor- und Nachteile in der konkreten Spielsituation sein können.
Ich denke, wem daran gelegen ist, sein Spiel auf allen Ebenen runder im Sinne von „vollkommener“ zu gestalten, sollte zu dem neuen Buch von GM Müller und Engel greifen. Hier findet sich sowohl das theoretische Rüstzeug, mit dem man seinen eigenen Stil auch schachphilosophisch auf Effizienz hinterfragen kann und sicherlich die eine oder andere vorhandene Schwäche auf der spielpraktischen Ebene in eine Spielertypische Stärke verwandeln zu können! Und ich bin mir sicher, diese Anschaffung lohnt sich weit mehr als der Blick in die neueste Eröffnungsmonographie!
Rezension von von Dariusz Gorzinski im Dezember 2020
Inspiriert durch das 2005 erschienene und bereits vergriffene Buch von Lars Bo Hansen „Foundations of Chess Strategy“, haben Karsten Müller und Luis Engel uns Schachspielern mit dem vorliegenden Werk „Spielertypen im Schach – Ihre Stärken und Schwächen“ ein Werkzeug in die Hand gelegt, das es uns erleichtert, strategische Entscheidungen zu treffen.
Lars Bo Hansen nutzt bereits weit entwickelte Elemente aus der Wirtschaftsstrategie, die er auf das Schach überträgt. Er geht davon aus, dass es in einer Partie nicht nur einen einzigen Plan gibt, sondern eine Kette von aufeinanderfolgenden Plänen, bei denen auch die Reaktionen des Gegners berücksichtigt werden müssen. In seinem Modell möchte er diese Abhängigkeit daher so gering wie möglich halten, indem er die Faktoren „äußere Randbedingungen (environmental factors)“, „Materialverhältnisse“, „Spielereigenschaften (the human factor)“, „Stellungsbewertung (positional factors)“ und „Initiative“ charakterisiert, welche seiner Meinung nach die Schachstrategie formen.
Anders als bei Lars Bo Hansen, haben Karsten Müller und Luis Engel das Thema „human factor“ aus dem Komplex des Strategiemanagements isoliert und diesem ein eigenständiges Buch mit dem Titel „Spielertypen im Schach“ gewidmet, um so die Bedeutung der Thematik nochmals besonders hervorzuheben. Während Lars Bo Hansen die Rolle der vier Spielertypen anhand von vielen Partien diskutiert, gehen Karsten Müller und Luis Engel einen Schritt weiter und binden den Leser aktiv in den Prozess mit ein. Anhand von Aufgaben wird dieser nicht nur dazu ermuntert, das Verständnis des Gelernten zu überprüfen, um selbst Spieler charakterisieren zu können, sondern vielmehr erhält er die Möglichkeit, beim Lösen der Aufgaben seine eigenen Sympathien oder Antipathien sowie eventuelle Stärken und Schwächen für bestimmte Partiesituationen zu erkennen und sich durch diese Reflektion entsprechend einem oder vielleicht sogar mehreren Spielertypen zuzuordnen. Die so gewonnene Erkenntnis kann dann entweder als Vorbereitung auf den nächsten Gegner oder als Trainingsmotivation zur Korrektur der eigenen Schwächen bestens genutzt werden.
Wie ich finde, haben die Autoren uns Amateurspielern mit dem vorliegenden Werk Zugang zu einem Thema verschafft, das uns bisher eher selten vor Augen geführt worden ist.
Die Fans von Karsten Müller müssen zum Kauf dieses Buch wohl kaum überredet werden. Es ist wie immer ein Muss! Sonst ist die Lücke im Regal zu sehr sichtbar.
Luis Engel als Co-Autor und junger GM (der sich übrigens zu dem Spielertypus Pragmatiker zählt) erhält hier eine Möglichkeit, Einblicke in seine bisheriges schachliches Schaffen zu gewähren. Die Analysen und die Aktualität seiner Partien bzw. Fragmente verleihen dem Thema Frische und stellen den Bezug zur Praxis her. Auf weitere herausragende Leistungen von Luis kann man gespannt sein.
Und sollte der eine oder andere Leser an der Theorie der Spielertypen Zweifel hegen, so kann das Buch trotzdem als kurzweilige Lektüre empfohlen werden, zumal es in gewohnter Müllerscher Qualität viele Beispiele zum Thema „Elemente der Schachstrategie“ bietet – wie z.B. intuitive Opfer, Variantenberechnung, Dominanz und Restriktionsmethoden und viele mehr.
Zusammengefasst: Alle Daumen hoch (5/5) und Kaufempfehlung!!
Rezension von Jörg Palitzsch im Dezember 2020
Es ist Gold wert, wenn man weiß, was für ein Spielertyp der jeweilige Gegner ist. Herausfinden kann man dies durch das Studium seiner Partien und durch Beobachtungen im Wettkampf. In dem aufschlussreichen Buch „Spielertypen – Ihre Stärken und Schwächen“ stellt das Autorenduo GM Karsten Müller und GM Luis Engel vier Spielertypen mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen vor. Dem Leser eröffnen sich dadurch ganz unterschiedliche Zugänge, wobei die Autoren darauf hinweisen, ein gewisses „Schubladendenken“ gelegentlich überbetont zu haben, weil dies zu klareren Bildern führt. In vier Kapiteln werden die Spielertypen vorgestellt, auf die man in der Schachgeschichte immer wieder stößt: Aktivspieler, Theoretiker, Reflektoren und Pragmatiker. Aufschlussreich wird nicht nur beschrieben, wie es bezüglich ihrer Risikobereitschaft, ihrer Trainingsoptionen und Eröffnungsvorlieben aussieht, sondern auch, wie man als ihr Gegner auf sie eingehen sollte. Auch einem „Ausreißer“ widmen sich die Autoren - dem jungen Hyperaktiv-Spieler Michail Tal, der seine spannende Spielweise auf einfache Formeln brachte wie z.B.: „Greift der Gegner eine deiner Figuren an, so greife zwei von seinen an!“
Ganz anders die Theoretiker, zu denen in dem Buch Wilhelm Steinitz, Michail Botwinnik und Wladimir Kramnik gezählt werden. Sie sehen Schach als konkretes Spiel an, in dem ausschließlich Varianten berechnet werden. Ein Einwand bleibt allerdings: Keine Theorie ist auf Dauer ganz überzeugend, denn sonst würde das Königliche Spiel ja auf einen Teil der Mathematik reduziert.Im Unterschied dazu stehen die sogenannten Reflektoren (oder „Nachdenker“) wie etwa Weltmeister Magnus Carlsen und Ex-Weltmeister Anatoli Karpow. Sie zeichnet ein tiefes Spielverständnis aus, gepaart mit einem Gespür für Harmonie und Koordination. Ihre Hauptschwäche besteht darin, dass der Gegner sie mit dynamischem Spiel konfrontieren kann, dem zu begegnen viel Zeit kostet. Bleiben Pragmatiker wie Bobby Fischer, die von Anfang an auf konkretes Spiel aus sind und dieses schon in der Eröffnungsphase strategisch vorantreiben.
Mit Partieausschnitten und vom Leser zu lösenden Aufgaben werden die einzelnen Spielertypen weiter charakterisiert und vertiefend dargestellt.
Fazit: Das Werk „Spielertypen“ ist für jeden Leser wirklich wertvoll, egal in welchem Typus er sich selber wiederfindet. Es ist ein nützliches Lehrbuch zur Erweiterung des eigenen Spektrums.
Anatoli Karpow (*1951)m der zwölfte Schach-Weltmeister von 1975 bis 1985 und FIDE-Weltmeister von 1993 bis 1999, hat den Ruf eines überragenden Positionsspielers. Seine Erfolge sind legendär, so hat er in seiner glanzvollen Laufbahn den einsamen Rekord von über 100 Turniersiegen erzielt und zudem neun Mal den Schach-Oscar als bester Spieler eines Jahres entgegengenommen. Karpows Schachschule präsentiert eine Auswahl von Partien und Partiefragmenten, die teilweise der eigenen Turnierpraxis entstammen und alle lehrbuchhaften Charakter tragen. Sämtliche Phasen der Schachpartie werden beleuchtet, wobei der Autor eine ausgewogene Mischung von strategischen und taktischen Elementen angestrebt hat. Dass ein gewisses Übergewicht bei der Eröffnungsbehandlung liegt, ist der wachsenden Bedeutung dieses Partieabschnitts geschuldet. Von den eingehenden Kommentaren und Analysen Karpows werden zweifellos Spieler unterschiedlichster Stärke profitieren können.
116 Seiten, gebunden, Verlag Joachim Beyer
Sein Weg zum EuropameistertitelGemeinsam mit seinem langjährigen Trainer Matthias Krallmann schildert GM Matthias Blübaum seinen Weg von der frühen Jugendzeit bis zum Europameistertitel. Dabei hat er laut eigener Aussage besonders von der ‚Prinzengruppe' des Deutschen Schachbunds profitiert, die 2008 von Bundesnachswuchstrainer IM Bernd Vökler ins Leben gerufen wurde. Bei dieser eigentlich gar nicht so langen Reise eines herausragenden jungen Talents zum deutschen Spitzenspieler wird der Leser nicht nur mitgenommen, sondern er kann ‚unterwegs' auch vieles für seine eigene Praxis lernen und bekommt allerlei didaktische Tipps und Kniffe geboten.
Zu alldem heißt es im Vorwort von IM Bernd Vökler:
„... ein besonderer Clou gelungen. Der Endspiel-Guru, Dr. Karsten Müller, seziert die Endspiele von Matthias Blübaum. Ein doppelter Genuss für den Leser! – Im nächsten Abschnitt wird dann Einblick in die Schatzkammer eines jeden Großmeisters gewährt – nämlich in sein Eröffnungs-Repertoire. Matthias Krallmann merkt an, dass selbst Exweltmeister Khalifman das komplette und in sich geschlossene Repertoire von Matthias Blübaum einst ausdrücklich gelobt hat. – Es folgen kommentierte Partien gegen die Topstars der Szene: Das Kapitel ist zum Zunge schnalzen! – Und zum guten Schluss muss der Leser selbst ran. Der große Taktiktest lädt zum Knobeln und Rechnen ein.
Matthias Krallmann und Matthias Blübaum liefern keine leichte Kost! Typisch ostwestfälisch, arbeitsintensiv, anstrengend, ehrlich und gerade – das Portrait des Schacharbeiters, des Schachgroßmeisters, des Schachpraktikers Matthias Blübaum. Der Weg zur Nummer eins in Deutschland ist kein Sprint, sondern ein Marathon!"
308 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Raymund Stolze im August 2022
Wenn man Lektor und/oder Autor ist, dann sind faire Rezensionen wahrlich nicht leicht. Wichtig ist ganz sicherlich, dass es unbedingt zu vermeiden ist, sein eigenes noch nicht geschriebenes Buch zum vorliegenden Thema zu, Maßstab zu machen, was ja die Lektüre sicher herausfordern kann.
In jedem Fall sollte spürbar sein, dass der Rezensent eine echte Beziehung zum Stoff hat. Fehlt diese, dann geht einem ein Verriss leicht von der Hand und findet sogar bei den Lesern Beifall. Aber ein solches Herangehen, sich quasi auf Kosten anderer zu profilieren, finde ich mehr als unfair.
Hauptautoren des Mitte Juli im Joachim Beyer Verlag erschienenen Bandes Schachtraining mit Matthias Blübaum – Sein Weg zum Europameistertitel sind Matthias Blübaum und sein langjähriger Trainer Matthias Krallmann.
Klar ist, dass die schachsportliche Entwicklung des inzwischen 25-jährige Großmeister im Mittelpunkt steht, die er mit Platz 1 bei der EM 2022 im slowenischen Terma Cadez vorerst krönte. Er war bislang in der Chronik dieser Titelkämpfe der erste deutsche Schachspieler, dem dies gelungen ist.
Der Titel signalisiert dem Leser, dass er chronologisch diesen für das Schach hierzulande keineswegs typischen Aufstieg verfolgen kann. Das ist auch insofern interessant, weil es ganz persönliche Einblicke in eine zehn Jahre andauernde Zusammenarbeit zwischen Matthias Blübaum und seinem Trainer gibt, die 2017 plötzlich endete. Hier wäre es fraglos interessant gewesen, von seinem Schützling zu erfahren, was ihn beeinflusst hat, nach fünf erfolgreichen Jahren Werder Bremen zu verlassen und zu den SF Deizisau zu wechseln. Mag sein, dass Matthias dazu keine Aussage machen wollte und konnte, weil er eine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben hat.
Dass Matthias Krallmann zwischen 2005 und 2015 ein sehr gutes Schachtraining geleistet hat, beweist die Bilanz. Begonnen hat alles mit einer DWZ von 1385, zehn Jahre später war Matthias Blübaum bei 2632 angelangt im Ergebnis von ca. 600 Trainingsstunden am Brett und Computer. „Ich kann mich an keine einzige Erinnern, in der er keine Lust auf Schach gehabt hätte“, wird der Trainer zurückblicken.
Unbedingt erwähnt werden muss, dass die vom Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler ins Leben gerufene „Prinzengruppe“ des Deutschen Schachbundes ihn leistungssportlich enorm gefördert hat, zu der ja auch Rasmus Svane, Dennis Wagner und Alexander Donchenko gehörten. Sie alle haben das vorgegebene ehrgeizige Ziel erreicht, den Großmeistertitel verliehen zu bekommen.
Ein sehr gutes Schachbuch lebt selbstverständlich von seinem Partinteil. Und der ist ziemlich umfangreich. So werden im ersten Kapitel 66 Partien und Partiefragmente von Matthias Krallmann vorgestellt, in denen alle wichtigen Themen behandelt werden, die in praktischen Partien anzutreffen sind wie beispielsweise Königsangriff, Materialopfer, Leichtfigurenkampf, Figurenaktivität, Bauernführung, Kombinationen und Endspiele. In Kapitel 4 kommentiert dann Matthias Blühbaum fünf eigene Gewinnpartien, darunter gegen Exweltmeister Wladimir Kramnik und den WM-Herausforderer Jan Nepomjaschtschi. In Kapitel 7 schließlich sind Blübaum und Krallmann das Kommentatorenduo von EM-Partien 2022. Vielleicht wäre es hier ratsamer gewesen, zumindest die Reihenfolge einzuhalten und das alles entscheidende Remis in Runde 11 gegen Ivan Saric deshalb wegen der Dramatik an den Schluss zu setzen.
Konzeptionell gelungen finde ich, dass das Autorenteam mit den Kapiteln Endspieltraining (II), Matthias Blühbaums Eröffnungsvarianten (III) und Dem großen Taktiktest (V) in die für den gebürtigen Lemgoer typische Spielweise tiefere Einblicke gibt. Unbestritten ist das Endspieltraining - dafür konnte vom Autorenduo Großmeister Karsten Müller gewonnen werden - das beste Trainingsmaterial, weil es sehr gut gegliedert ist und dazu einen Aufgabenteil enthält. Das trifft nicht ganz so auf die Eröffnungsvarianten zu. Hier wäre es sicherlich übersichtlicher gewesen, wenn man zwei Teile als Ausgangspunkt genommen hätte, beispielsweise: Matthias mit Weiß Geschlossene Eröffnungen/Katalanisch (E04) mit Weiß 1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sf3 Sf6 4. g3; Matthiasmit Schwarz Halboffene Eröffnungen/Französisch (C11) nach 1. e4 e6 2. d4 d5 3. exd5 exd5 4.Sf3 Sc6 (C01); 1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Sf6 4. e5 Sfd7 5. f4 c5 6. Sf3 Sc6 7. Le3 Le7 (7...a6 8. Dd2 b5) 8. Dd2 sowie Geschlossene Eröffnungen/Slawisch (D12) nach 1. c4 c6 2. Sf3 d5 3. e3 Sf6 4. d4 Lf5 bzw. Halbslawisch (D48) nach 1.d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4. Sf3 Sbd7 usw. Sehr zu loben ist jedoch zweifellos das den erwähnten Eröffnungen zugeordneten Partiematerial.
Ein anregenden Baustein in einem guten Schachbuch sind sicherlich Textbeiträge. Die steuert im konkreten Fall Matthias Krallmann auch mit Interviews bei, wobei das so mit dem Vater seines Schützlings besonders hervorzuheben ist. Vielleicht wäre Krallmanns Überlegungen „10 Jahre Schachtraining mit Matthias Blübaum – eine Bilanz“ von seinem Schutzbefohlenen „10 Jahre Schachtraining mit Matthias Krallmann – meine Bilanz“ eine originelle Antwort gewesen.
Sein Vorwort „Matthias Blübaum – Primus inter Pares“ beendet Bernd Vökler, der seit zwei Jahrzehnten Bundesnachwuchstrainer ist, wie folgt:
„Ernest Hemingway schrieb einmal:‘Ein klassisches Werk ist ein Buch, das die Leute loben, aber nie lesen.‘ – In diesem Sinne hoffe ich für das Autorenduo, dass das Buch kein Klassiker wird, sondern dass es eifrig gelesen, bearbeitet und studiert werden möge.“
Diesem Urteil kann ich in jedem Fall zustimmen, denn das Portrait des Schacharbeiters, Schachgroßmeisters und Schachpraktikers Matthias Blübaum ist zu empfehlen!
Rezension von Christian Hoethe im Juli 2022
Sechs Jahre ist es her als der Salzgitter-Schachverein im Juni 2016 die vierte Auflage seines Schnellturniers im Helios Klinikum gab, das stets gut organisiert und besucht wurde - und konstant einhundert Teilnehmer anlockte.
In der vierten Runde bescherte mir die Auslosung den relativ frisch gebackenen, 19jährigen Großmeister Matthias Blübaum mit den weißen Figuren. Nach seinem üblichen Eröffnungszug 1. d4 landeten wir recht zügig in einem h3-Benoni. Die Stellung blieb bis zum 20. Zug recht ausgeglichen bis mein junger Gegner seine Dame optimistisch für 2 Türme und einen Bauern gab.
In der Folge erhielt ich zu meiner eigenen Überraschung eine überaus aktive Stellung und konnte mit meinen Türmen über die offene a-Linie auf die zweite Reihe gelangen. Just jedoch als ich die Chance zu einem Remis mittels Dauerschach bekam, haderte ich und wollte mehr. Großmeister Jonathan Rowson nennt es "Wollen", andere nennen es "Größenwahn". Und so kam es wie es kommen musste: der Punkt ging verdientermaßen an Matthias Blübaum, der das Turnier letztlich auch mit 7,5 aus 9 gewann. Ich landete mit 6,5 Punkten immerhin u.a. mit GM Epishin auf den geteilten 7. bis 11. Platz und war alles andere als unzufrieden.
Das war meine durchaus prägende Begegnung mit der heutigen deutschen Nummer 1, deren Karriere ich seitdem mit einer gewissen Faszination verfolge.
Entsprechend groß war deshalb auch meine Begeisterung als ich hörte, dass der renommierte Joachim Beyer Verlag ein Buch über den schachlichen Werdegang des neuen Europameisters 2022 mit dem Titel "Schachtraining mit Matthias Blübaum - sein Weg zum Europameistertitel" herausgeben würde.
Zusammen mit seinem langjährigen Trainer Matthias Krallmann und dem Endspiel-Experten Karsten Müller zeichnet Blübaum auf mehr als 300 Seiten seinen Weg von der frühen Jugendzeit bis zum Europameistertitel nach. Das ist für mich spannende Lektüre!
Blübaum, der Jahrgang 1997 ist, wurde mit 15 Jahren internationaler Meister und schon 2015, nur knapp drei Jahre später, Großmeister. Nach eigener Aussage profitierte er dabei insbesonders von der sogenannten 'Prinzengruppe' des Deutschen Schachbunds, die 2008 von Bundesnachswuchstrainer IM Bernd Vökler ins Leben gerufen wurde.
Zum Inhalt des Buches schreibt IM Vökler dazu selbst im Vorwort:
"Der Endspiel-Guru, Dr. Karsten Müller, seziert die Endspiele von Matthias Blübaum. Ein doppelter Genuss für den Leser! - Im nächsten Abschnitt wird dann Einblick in die Schatzkammer eines jeden Großmeisters gewährt - nämlich in sein Eröffnungs-Repertoire. Matthias Krallmann merkt an, dass selbst Exweltmeister Khalifman das komplette und in sich geschlossene Repertoire von Matthias Blübaum einst ausdrücklich gelobt hat. - Es folgen kommentierte Partien gegen die Topstars der Szene: Das Kapitel ist zum Zunge schnalzen! - Und zum guten Schluss muss der Leser selbst ran. Der große Taktiktest lädt zum Knobeln und Rechnen ein."
Wem die Partien von GM Blübaum weniger geläufig sind, dem sei gesagt, dass er mit Weiß üblicherweise geschlossene, strategische Systeme bevorzugt.
Im Kapitel zu seinen LIeblingsvarianten finden sich u.a. die Gligoric-Variante gegen Königsindisch, der Nimzo-Inder mit 4. e3 und frühem Ld2, sowie natürlich auch Katalanisch. Mit Schwarz verteidigt er sich gegen geschlossene Spielweisen üblicherweise klassisch-orthodox, gegen 1. e4 ist er als absoluter Französisch-Experte bekannt, spielt gern aber auch Caro Kann und in letzter Zeit auch Russisch.
Ich muss gestehen, dass mich dieses Kapitel zum Eröffnungsrepertoire besonders brennend interessiert hat. Hier hätte ich mir trotz der Fülle der Beispiele tatsächlich noch mehr persönlichen Input von Blübaum gewünscht, zum Beispiel warum er welche Stellungstypen bevorzugt, welches seine präferierten Mittelspielideen sind und wie er sich konkret auf seine GM-Kollegen vorbereitet, welche Fragestellungen er dabei berücksichtigt und welchen Stellenwert der Trainer dabei ausfüllt - vielleicht ein Wink für eine zweite Auflage?
Der Klappentext verrät ehrlicherweise, dass die Autoren ihren Lesern keine leichte Kost liefern, sondern das ehrliche Portrait eines reinen Schacharbeiters, des Schachgroßmeisters und Praktikers Matthias Blübaum. Dieser Charakteristik möchte ich mich freimütig ohne Einschränkungen anschließen. Der Taktiktest am Ende des Buches ist umfangreich und hat es in sich! Auch geübte Taktiker werden hier ausreichend gefordert!
Blübaum, dessen Schwestern und Vater selbst starke Verfechter des königlichen Spiels sind, steht nach dem Gewinn des Europameister-Titels vor der gewichtigen Frage, welchen Stellenwert er dem Werdegang zum Mathematiker gegenüber eine möglichen Profi-Schachkarriere einräumen möchte. "Aktuell ist meine Tendenz schon, es zumindest für ein, zwei Jahre einfach zu versuchen als Voll-Profi Schach zu spielen", wird er vom WDR zitiert.
Wollen wir Schachspieler es hoffen! Damit uns schon bald ein Folgeband in Form einer Biographie und noch umfangreicheren Partiensammlung vorliegt - ich bin gespannt!
Insgesamt ein tolles Buch über einen starken und interessanten Spieler, von dem wir zukünftig sicherlich noch sehr viel mehr hören werden!
Rezension von Jörg Palitzsch im Juli 2022
Ein ehrliches Bekenntnis ist für jeden Schachspieler wichtiger, als die Beschreibung von Wolkenkuckucksheimen. Deshalb sollte man sich den Satz, der auf den 1997 in Lemgo geborenen Großmeisters Matthias Blübaum zutrifft, zu Herzen nehmen: „Der Weg zur Nummer eins in Deutschland ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“ Blübaum, ausgestattet mit einer ELO-Zahl von 2674, bekleidet die Spitzenposition in der deutschen Schachrangliste. Er kommt aus einer schachbegeisterten Familie, sein Vater Karl-Ernst hat schon einige Profis besiegt, die älteren Schwestern Bettina und Johanna waren in ihrer Jugend bei den deutschen Mädchenmeisterschaften meist in der Spitzengruppe dabei. So liegt das Schachspiel in der Familie, Vergleiche zur schachbegeisterten Familie von Weltmeister Magnus Carlsen sind durchaus berechtigt. Mit der Aufnahme in die „Prinzengruppe“, die Bundesnachwuchstrainer Bernd Völker ins Leben gerufen hat, entwickelte sich Blübaum schachlich weiter. „Wichtig war, dass innerhalb der Gruppe bis zu den Eltern die Chemie stimmte und für ein gutes Umfeld gesorgt hat“, so Vater Blübaum in einem Interview mit Krallmann.
Sein Wissen in der Vorbereitung, seinen Spielstil, seine Taktik und sein Kombinationsvermögen teilt Matthias Blübaum jetzt mit Lesern des Buches „Schachtraining mit Matthias Blübaum“. Mitautor Karsten Müller nimmt die Endspiele des Großmeisters unter die Lupe, Matthias Krallmann ist langjähriger Trainer Blübaums und steuert Kommentierungen zu Partien bei. Etwa zu einem Spiel aus dem Jahre 2017 gegen Magnus Carlsen bei den Chess Classic Karlsruhe, ein Höhepunkt der Spielerkarriere von Blübaum. Im Vorfeld sprach er über die Partie: „Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes für mich, gegen Magnus Carlsen zu spielen. Ich bin gespannt wie die Partie läuft, und erhoffe mir dadurch zu sehen, wie groß der Spielstärkeunterschied ist.“ Nach 59 Zügen kam es in der Partie zu einem Remis.
Schachtraining mit Matthias Blübaum“ ist ganz auf die Person des Großmeisters zugeschnitten, durch die Kommentierungen Krallmanns erhält man tiefe Einblicke in die Spielweise. Nicht fehlen – und inzwischen zählt es zum Standard eines Schachbuches – ist das Einbeziehen des Lesers über zu lösende Aufgaben. Ein Gewinn für Spieler jeder Stärke.
Schach gilt als das vollkommenste Brettspiel das wir kennen.
Phantasie, strategisches Geschick und taktisches Einfühlungsvermögen sind erforderlich, um eine gute Partie Schach spielen zu können.
Im ersten Teil dieser erweiterten Ausgabe werden diese Eigenschaften neben dem gründlichen Erlernen der Spielregeln geweckt. Nicht langatmige theoretische Erläuterungen sondern praktisches Nachspielen ausgesuchter Lehrbeispiele in zusammenhängenden Spielabläufen machen dem Anfänger jeden Alters die tiefgründigen Gedankengänge der Figurenbewegungen auf den 64 Feldern leicht verständlich.
Im zweiten Teil wird das Auge für gewinnversprechende Wege in der Schachpartie geschult. Anhand ausgewählter Beispiele der wohl schönsten und genialsten Mattangriffe aus der Schachgeschichte wird das Gefühl für Strategie, Taktik und Position vermittelt. Dabei wird der Leser angehalten, den entscheidenden Mattangriff selbst aufzuspüren, bevor ihm das verblüffende Ergebnis verständlich erläutert wird.
Schachspielen ist in jedem Alter für Körper und Geist eine erstaunliche Bereicherung; denn Beherrschung, Konzentration, Einfallsreichtum und Kreativität werden weiterentwickelt und gestärkt. Wissenschaftliche Studien beweisen, dass schachspielende Kinder besser denken können, weil Schach die Konzentration, Intelligenz und das räumliche Wahrnehmungsvermögen erhöht. Aber auch für Menschen bis ins hohe Alter ist das Training dieser Eigenschaften unerlässlich; sie werden beim Schachspiel besonders intensiv und nachhaltig gefördert und erhalten so den Geist beweglich und frisch.
Günter Lossa war zu seiner aktiven Zeit langjähriger Bundesligaspieler des SC 1868 Bamberg, mit dem er auch Deutscher Mannschaftsmeister geworden ist. Später arbeitete er als Chefredakteur bei einer großen deutschen Schachzeitung. In dem hier vorliegenden Buch hat er seine langjährige Erfahrung als Dozent zahlreicher Schachlehrgänge in leicht verständlicher Form einfließen lassen.
194 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im März 2018
Als Schachanfänger ist man neugierig und für jeden Tipp dankbar, der am Brett zu einem Sieg verhilft. Dabei gilt es, Fallstricke zu umgehen, Figuren im Zusammenspiel in die beste Position zu bringen und den Überblick bis zum siegreichen Ende zu behalten. In dritter Auflage ist jetzt neu das Buch „Schach lernen“ von Günter Lossa erscheinen, das sich im Untertitel als Leitfaden für Anfänger anbietet und auf dem Titel zudem den „entscheidenden Zug zum zwingenden Mattangriff“ verspricht.
Autor Günter Lossa, langjähriger Bundesligaspieler und mit dem SC Bamberg Deutscher Meister geworden, bringt nicht nur die Fähigkeit mit, Schach spielerisch zu vermitteln, als Schach-Dozent an der Volkshochschule weiß er auch um die Nöte der Anfänger. Er macht nicht den Fehler, das Brett vollzustellen, sondern erklärt anhand einzelner Figuren, wie diese in den Spielaufbau eingebunden werden können. Der Eröffnung einer Partie widmet er sich genauso intensiv wie der Rochade, der Figurenentwicklung und dem Kampf ums Zentrum. Ein Anfänger, so Lossa, verlange nach einem Wegweiser, der ihm das Zusammenspiel der Figuren aufzeigt und dann in die Lage versetzt, das Kommando zu übernehmen. Diese Schritt für Schritt-Vorgehensweise ist besonders für Anfänger wichtig, die lernen müssen, logische Abläufe, Kombinationen und Taktik in einer Schachpartie unter einen Hut zu bringen.
Im zweiten Teil des Buches geht es ausschließlich darum, wie man den König ins Matt setzt. Nicht unbedingt aufbauend auf dem ersten Teil werden dem fortgeschrittenen Anfänger auf 50 Diagrammen ungewöhnliche Schlusskombinationen von Partien präsentiert, die alle in Mattpositionen münden, die abgefragt werden. Darunter ein kurioser Elf-Züger einer Partie zwischen Richard Reti und Dr. Savielly Grigoriewitsch Tartakower aus dem Jahre 1910 sowie eine Partie, die Alexander Aljechin 1925 in Paris blind gespielt hat. Am Ende des Buches werden die Stellungen aufgelöst.
Fazit: Übung macht den Meister, dies ist auch im Schach so. „Schach lernen“ gibt auf den ersten 115 Seiten das nötige Rüstzeug an die Hand. Die Mattangriffe im zweiten Teil zeigen dem Schachspieler die Kniffe der Meister und dem Anfänger, was auf dem Brett alles möglich ist.
16,80 €*
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