In diesem kompakten Lehrbuch beleuchtet der englische Großmeister Daniel King '10 goldene Faustregeln' des Schachspiels. Es ist für Anfänger gedacht, die nicht viel mehr kennen als die Grundregeln und die sich in geraffter und trotzdem aussagekräftiger Form veranschaulichen lassen möchten, welche wichtigen Grundsätze der Spielführung in den drei Partiephasen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel zu beachten sind.Die Lehrinhalte werden ansprechend und unterhaltsam dargeboten, und da die äußerst nützlichen Merksätze anhand von Beispielen und Übungen illustriert werden, ist sichergestellt, dass der Leser sie sich dauerhaft ins Gedächtnis einprägen kann. Entsprechend sollte er alsbald die Motivation verspüren, das Erlernte in eigenen Partien erfolgreich zu erproben.Den Verzicht auf tiefschürfende theoretische Erklärungen wird der Einsteiger sicherlich dankbar zur Kenntnis nehmen. Mit diesem Buch erhält er ein zwar solides, aber keinesfalls überfrachtetes Fundament, das entsprechend leicht ausbaufähig ist. Bei gegebenem Interesse kann es als Sprungbrett zur Beschäftigung mit vertiefenden Werken der Schachliteratur dienen.Daniel J. King (*1963) ist ein britischer Großmeister, Schachtrainer und -autor, der über 25 Jahre Berufsspieler war und sein Land bei vielen hochrangigen internationalen Anlässen vertreten hat. Obwohl er seit 2010 nicht mehr als Schachprofi aktiv ist, ist er dem Schach intensiv verbunden geblieben, und zwar als TV-Moderator, Live-Kommentator (insbesondere bei der Internet-Übertragung von Schachturnieren), freiberuflicher Journalist und Kolumnist sowie Autor zahlreicher Schachbücher und -videos.132 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im März 2021
Der britische Großmeister, Schachtrainer und -autor Daniel King richtet sich in seinem Buch „Wie man im Schach gewinnt – 10 goldene Faustregeln“ an Anfänger, die lediglich die Grundregeln kennen. Sie sollen anhand der überschaubaren Faustregeln in die Lage versetzt werden, die Grundsätze der Spielführung in den Phasen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel zu erlernen. Der Autor bewerkstelligt dies lobenswerterweise mit einfachen und leicht verständlichen Beispielen, die ganz auf Einsteiger ausgerichtet sind. So geht es nach der Erklärung der Schachnotation sehr zügig zu jenen Regeln, die sich auch der ein oder andere Schachspieler wieder einmal vor Augen führen kann, weil man oft im Glauben ist, in jeder Phase des Spiels das Richtige zu tun. „Eröffne mit dem Zentrumsbauern“, „Bringe deine Figuren ins Spiel“ und „Rochiere so schnell wie möglich“ ist Kings Rezeptur für eine erfolgreiche Eröffnung. Im Mittelspiel hält er die Ratschläge parat, nach Beute Ausschau zu halten, sorgfältig über den letzten Zug des Gegners nachzudenken, auf taktische Schläge zu achten und den König anzugreifen. Für das Endspiel muss man sich, so King, mit einfachen Mattführungen vertraut machen, versuchen eine neue Dame zu beschaffen und schließlich den König aktiv einsetzen. Jeder der drei Spielphasen sind kurze und knappe Einführungen vorangestellt, insgesamt 50 Diagramme sowie Beispiele aus Partien, über das ganze Buch verteilt, regen dazu an, sich in die Aufgaben und Problemstellungen zu vertiefen.
Die Ratschläge möchte der Autor nicht ausschließlich als Handreichung für Einsteiger verstanden wissen. Für erfahrene Spieler seien sie so etwas wie eine „zweite Haut“, auf die man sich eher verlassen könne, als auf weitverzweigte und auswendig gelernte Varianten. Auch seien sie ein solides Fundament, von dem man aus sein Spiel Schritt für Schritt verbessern könne. Ziel sei es auch, dass seine Ratschläge im Gedächtnis bleiben, deshalb sollte man die Themen sorgsam und nicht ad hoc durcharbeiten.
Fazit: Daniel King hat ein übersichtliches Lehrbuch vorgelegt, räumt aber auch richtigerweise ein, dass es für die Praxis keinen Ersatz gibt. Befolgt man seine Ratschläge, kann diese Praxis jedoch von Erfolg gekrönt werden.
Rezension von Uwe Bekemann im Dezember 2015Der Buchmarkt gibt einiges her, wenn es um die Einführung ins Schachspiel geht. Zu den Werken, die seit etlichen Jahren das besondere Vertrauen des Marktes genießen, zählt "Wie man im Schach gewinnt" von Daniel King. Der Schachverlag Ullrich hat diesen Klassiker jüngst in dessen 10. Auflage als Imprint im Joachim Beyer Verlag herausgegeben. Der Untertitel "10 goldene Faustregeln" deutet bereits an, wie der britische GM und frühere Schachprofi King seine Arbeit organisiert hat. Bevor wir darauf eingehen, ist eine Klärung des Begriffes "Faustregel" angebracht. Der Duden sagt dazu: "grob gefasste, einfache Regel, nach der man sich meist ungefähr richten kann". 10 dieser Regeln nutzt King also als Ordnungselement zur Gestaltung seines Buches. Im Wesentlichen ist das Buch in drei Teile gegliedert, die nach den Partiephasen Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel betitelt sind. Zur Eröffnung und zum Endspiel behandelt King jeweils drei Faustregeln, für das Mittelspiel deren vier. Zur Veranschaulichung, was man sich unter einer Faustregel im Werk vorstellen kann, gebe ich drei Beispiele dazu. Eröffnung: Rochiere so schnell wie möglich (Regel 3) Mittelspiel: Achte auf taktische Schläge (Regel 6) Endspiel: Kenne die einfachen Mattführungen (Regel 8). Für jede Regel hält das Buch ein eigenes Kapitel bereit. Bereits auf den ersten Buchseiten macht King darauf aufmerksam, dass sich der Spieler nicht sklavisch an eine Regel halten soll. Dann aber, wenn er nichts Besseres sieht, gibt sie ihm eine Orientierung, wie er in seiner Partie spielen sollte. Das Einstiegsniveau ist zu jedem Thema sehr niedrig. King holt den Leser ab, der gerade mal weiß, wie man die Figuren zieht. "Wie man im Schach gewinnt" ist damit ein absolutes Anfängerbuch. Dabei stellt es sich auch auf typische Anfängerfehler ein und korrigiert diese. Der Leser wird dabei mit den logischen Prinzipien des Schachspiels vertraut gemacht, er lernt also verstandesmäßig und nicht durch ein Einprägen von Grundsätzen. Ein Beispiel dazu: Das Werk gibt dem Anfänger die Empfehlung, mit einem zentralen Bauern zu eröffnen. Auf dieser Basis gibt King in der Folge als Antworten mehrere Zugalternativen an. Eine davon ist vernünftig, die anderen sind typische Anfängerfehler. Nachdem der Leser sich für eine Möglichkeit entschieden hat, klärt King die Lage auf. Er erläutert, was den "richtigen" Zug dieses Werturteil erhalten lässt und was jeweils gegen die Alternativen spricht. Schritt für Schritt erhält der Leser damit ein Grund-Knowhow, das ihm auf einem noch niedrigen Spielniveau richtiges Handeln erlernen und falsches Handeln vermeiden lässt. Sobald die zehn Kapitel durchgearbeitet sind, wird der Spieler eine Partie sinnvoll führen können. Den Adressaten des Werkes verorte ich nicht nur, wie oben schon erwähnt, beim gerade erst regelkundigen Schachfreund. King dürfte in erster Linie junge Menschen im Auge gehabt haben, die er im Werk duzt. Auch wenn das ursprüngliche Manuskript in Englisch verfasst worden ist, was eine Erklärung für die fehlende Unterscheidung nach Sie und Du sein könnte, gibt die einfache Sprache im Buch weitere Anhaltspunkte auf eine Ausrichtung auf die Jugend. Zu erwähnen bleibt noch, dass "Wie man im Schach gewinnt" den Leser auch mit Übungsaufgaben versorgt, die sowohl über die Kapitel verteilt als auch in einem eigenständigen Bereich im hinteren Teil des Werkes zu finden sind. Die Lösungen dazu sind recht ausführlich und ebenfalls auf den letzten Seiten zu finden. Am Rande erfährt der Leser noch das eine oder andere allgemein Wissenswerte zum Schach, beispielsweise die Erklärung, was ein Gambit ist. Fazit: "Wie man im Schach gewinnt" ist ein qualifiziertes Einsteigerwerk. Es ist didaktisch gut aufgebaut, zu seinen besonderen Stärken zählt die sehr auf die Bedürfnisse des Anfängers ausgerichtete Art der Erläuterungen. Wer einem jungen Menschen ein Buch schenken möchte, das diesem auf angenehme Weise das Schachspiel qualifiziert beibringt und Lust auf mehr macht, macht mit diesem Werk alles richtig.
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die ‚Französische Verteidigung' typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich französische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen den weißen
Bauern auf d4 und e5 schwarze auf d5 und e6 gegenüberstehen – bzw. solche, die
aus dieser Grundstruktur hervorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die mehr als 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise ‚Aufstiegskandidat', ‚Abstiegskandidat',
‚Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung', ‚einziger Zug' – aber auch
‚Scherzartikel' und dergleichen mehr.
192 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Juni 2024
Mit
„Typisch Französisch“ hat der Joachim Beyer Verlag jüngst das
dritte Werk aus der Feder von GM Karsten Müller in der Buchreihe
„Effektives Mittelspieltraining“ vorgelegt. Nach der
Sizilianischen Verteidigung und dem Damengambit geht es mit der
Französischen Verteidigung um ein weiteres Schwergewicht in der
Eröffnungslandschaft, für dessen Mittelspielbehandlung Müller den
Leser präparieren will.
Alles
im Werk dreht sich um die Mittelspielführung in Stellungen, bei
denen die weißen Bauern auf d4 und e5 sowie die schwarzen auf d5 und
e6 stehen sowie um Stellungen, die aus dieser Struktur entstanden
sind. Schon auf den ersten Buchseiten werden dem Leser insgesamt 16
Diagramme präsentiert, die ihm die Bauernformationen aufzeigen, die
in der Folge jeweils das Gerüst der Stellungen bilden.
Wie
seine beiden Vorgänger ist „Typisch Französisch“ ein
Arbeitsbuch, das den Leser zunächst zum eigenen Denken und Handeln
anhält. Dieser soll gezielt und angeleitet Probleme zur
Mittelspielführung lösen, so wie es auch seine Aufgabe in der
eigenen Partie wäre. Im Unterschied zum Praxisduell werden ihm die
Probleme in dieser simulierten Spielsituation allerdings aufgezeigt.
Er lernt bzw. trainiert seine Fähigkeiten, indem er sich tief mit
den verschiedensten Brettsituationen auseinandersetzt und seine
Ergebnisse mit den vom Autor angegebenen vergleicht und diese dabei
verinnerlicht.
Auf
den Seiten 16 bis 44 stellen sich dem Leser insgesamt 110
Übungsaufgaben. Die Lösungen sind ab Seite 45 abgebildet. Für jede
Aufgabe wird die Ausgangsstellung über ein Diagramm festgelegt.
Dieses wird begleitet von einem QR-Code und natürlich der Nummer,
unter der die Aufgabe und hinten die zugehörige Lösung geführt
werden. Die meisten Aufgaben sind so gestaltet, dass der Leser die
Antwort auf eine ganz konkrete Fragestellung zu ermitteln hat. Diese
kann einen ganz spezifischen Aspekt aufgreifen, z.B. nach dem Muster
„wie schmeckt eigentlich der Bauer auf d4?“, aber auch einen
offenen Charakter haben, z.B. „wie kann Schwarz die aufkeimende
weiße Initiative am Damenflügel eindämmen?“. Daneben gibt es in
geringerer Anzahl auch Aufgaben, zu denen der Leser über die Angabe,
welche Seite am Zug ist, kaum zusätzlich etwas erfährt. In diesen
Fällen muss er quasi zunächst das Problem finden, bevor er es lösen
kann.
Den
genannten QR-Code kann der Leser einscannen, wenn er die Aufgaben
online lösen möchte.
Die
Lösungen präsentiert Müller mittels der vollständig abgebildeten
110 Partien, denen die Aufgaben als Ausgangsstellung entnommen sind.
Diese sind so ausführlich kommentiert und hinsichtlich der
erwarteten Lösung so gut erläutert, dass sie auch vom weniger
erfahrenen Spieler gut nachvollzogen werden können. Auf welcher
Buchseite die Lösung zu einer Aufgabenstellung zu finden ist, wird
jeweils oben auf den Aufgabenseiten angegeben. So ist ein gezieltes
Aufschlagen einfach möglich.
Persönlich
sprechen mich solche Bücher zur Theorie und Praxis im Schach
besonders an, die sich nicht als reines Sachbuch verstehen und
deshalb meinen, mit einer nüchternen und phantasielosen Sprache
daherkommen zu müssen. Und genau deshalb macht die „Arbeit“ mit
einem Werk wie "Typisch Französisch" zusätzlich Spaß.
Karsten Müller ist ein Meister auch der Erzählkunst in seinen
Darstellungen zum Schach. Ein paar Zitate gefällig?
-
In der Urform des vergifteten Bauern auf d4 – quasi dessen
Kindergarten-Version – geht es ja um ein Abzugsmotiv des Läufers
d3. Und wenn dieses wie im vorliegenden Fall nicht gegeben ist, muss
man halt zusätzlich abklären, ob die taktischen Umstände nicht die
Schaffung des tödlichen Motivs ermöglichen (Seite 50).
-
Es ist leicht nachzuempfinden, dass seine Majestät sich in der
Residenz im Ostteil seines Reiches nicht mehr recht wohlfühlte und
dass ihr ein Tapetenwechsel geraten erscheint. Da allerdings nicht
nur fünf tatendurstige Angreifer in diesen Bereich schauen, (…)
(Seite 95).
-
Gäbe es einen Preis für den misslungensten Franzosen, so dürfte
der Schwarzspieler sich berechtigte Hoffnungen machen, diesen
zugesprochen zu bekommen und ihn dann daheim auszustellen – gleich
neben den Skalps von solchen Giganten wie Larsen, Euwe und sogar
Botwinnik, die er diesen in der Tat einmal abgeknöpft bzw.
abgetrennt hatte (Seite 106).
Die
Partien, denen die Aufgabenstellungen entnommen sind, entstammen
nicht allesamt aus der Meisterpraxis, sondern auch aus
tieferklassigen Veranstaltungen. Sie sind nach Eignung ausgewählt
worden, nicht unbedingt nach den Meriten der Spieler auf der höchsten
Bühne.
Bisweilen
geht Müller in den Erläuterungen auch darauf ein, was der
„gefühllose Computer“ von einer Stellung hält. Die menschliche
Komponente gibt aber auch dann den Ausschlag.
Die
Frage, über welche Spielstärke der Leser verfügen sollte, um gut
mit dem Werk arbeiten zu können, kann ich genauso wie zum
Vorgängerband zum Damengambit beantworten. Nach meiner Einschätzung
sollte ab dem einfachen Klubspieler jeder damit zurechtkommen. In
seinem Vorwort geht Müller darauf ein und zeigt auf, wie schwierig
es ist, ein Aufgabenbuch wie das vorliegende in eine Verbindung mit
Kategorien der Spielstärke zu bringen. Er rät: "… ganz
gleich welche Spielstärke Sie auf die Matte bringen. Nehmen Sie die
Beschäftigung mit jeder einzelnen Aufgabe ernst, aber lassen Sie
diese auf keinen Fall in Folter ausarten! Sobald Sie auf allzu große
Hindernisse oder Widerstände stoßen, schlagen Sie einfach die
Lösung auf und funktionieren Sie das Testbuch in ein Lehrbuch um."
Fazit:
„Typisch Französisch“ erlaubt als Praxisbuch ein gezieltes
Mittelspieltraining für Stellungen, die aus der Französischen
Verteidigung entstehen. Die gestellten Aufgaben sind vielseitig, die
Lösungen darauf sehr instruktiv. Wer die Französische Verteidigung
im Repertoire hat oder sie darin aufzunehmen gedenkt, wird von diesem
Buch profitieren können. Einen Mehrwert verspricht es auch dem
Spieler mit Weiß, der sich gegen das gegnerische Spiel gut
präparieren möchte.
Rezension
von Stefan Liebig im April 2024
Betrachtet
man das aktuelle Kandidatenturnier und auch viele andere prominente
Turnierschauplätze, springen einem nicht gerade die Französisch
oder Englisch eröffneten Partien ins Auge. Doch immerhin wählte der
indische Jungstar Praggnanandhaa überraschend die französische
Verteidigung, um gegen die Nummer 2 der Welt, Fabiano Caruana, zu
bestehen. Die Partie endete Remis. Ob die beiden WM-Aspiranten zuvor
das gerade im Joachim Beyer Verlag erschienene Buch „Typisch
Französisch“ von Karsten Müller durchgearbeitet haben, mag man
bezweifeln, doch sicher wird das Buch den dieser klassischen
Verteidigung zugetanen Spielern viele neue Anregungen liefern.
Während
zahlreiche Lehrbücher die Eröffnung behandeln, bleiben die
spezifischen Strategien für das Mittelspiel oft unberücksichtigt.
Die Wahl der richtigen Mittelspielstrategie ist für jeden
Schachspieler von großer Bedeutung, daher hauchte der Verlag der
Mittelspielserie der 1980er-Jahre wieder Leben ein. Nach Sizilianisch
und Damengambit untersucht Müller nun Französisch. Er bietet eine
umfassende Darstellung der Mittelspielstrategien, die sich aus der
französischen Verteidigung ergeben. Er erläutert die typischen
Stellungen, die aus dieser Eröffnung resultieren, und bietet
detaillierte Analysen sowie praktische Übungen.
Das
Buch beginnt mit einer Einführung in die Mittelspielstrategie und
stellt die wichtigsten Themen vor, die im Zusammenhang mit der
französischen Verteidigung stehen. Anschließend folgen über 100
Übungen, die dem Leser helfen, die Strategien aktiv zu
verinnerlichen und anzuwenden. Mitdenken ist für den Leser dabei
unabdingbar! Müller präsentiert vollständige Partien, die typische
Mittelspielpläne und -motive veranschaulichen, und erklärt jeden
Zug sowie mögliche Alternativen ausführlich.
Die
praxisorientierte Herangehensweise und die Fokussierung auf das
Wesentliche machen das Buch zu einem wertvollen Lehrmittel für jeden
Schachspieler, der sein Verständnis für das Mittelspiel vertiefen
möchte. Durch die Möglichkeit, die Partien direkt nachzuspielen,
wird das Lernen zusätzlich erleichtert und effektiver gestaltet. Es
ist ein unverzichtbares Buch für jeden Französischspieler, der
seine Fähigkeiten im Mittelspiel verbessern möchte.
Rezension von Christian Hoethe im April
2024
Großmeister Karsten Müller ist zurück! Nach seinen
Mittelspielbüchern "Typisch Sizilianisch" und "Typisch Damengambit" widmet er
sich diesmal der "wundervollen französischen Verteidigung" (John
Watson)!
Wie es
Lothar Nikolaiczuk bereits in den frühen 90er Jahren in der Reihe "Gezielte
Mittelspielstrategie" tat, richtet sich das Buch Müllers gezielt an die Anhänger
der jeweiligen Eröffnung, hier: der französischen
Verteidigung.
Viele
Mittelspielbücher versuchen, der Vielzahl ihrer Leser gerecht zu werden und
bieten daher einen bunten Mix der unterschiedlichsten Mittelspiel-Formationen.
Letztlich fallen dann vielleicht 6 bis 8 Beispiele auf das eigene
Eröffnungsrepertoire ab, wohingegen die meisten Musterpartien aus anderen
Eröffnungen entstanden sind - Eröffnungen, die man womöglich niemals
spielt.
Großmeister Müller widmet sich an die "Spezialisten"
einer jeweiligen Eröffnung. Aber Achtung: wer inhaltlich eher leichte Kost und
kurzfristige Unterhaltung erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt! Denn
bereits unmittelbar nach der Einleitung geht es auf Seite 16 mit den 110 (!)
Aufgaben los.
Spätestens hier wird klar, dass der Leser ein
Arbeitsbuch in den Händen hält, das ihn konkret zum Mitdenken anregt, ihn aktiv
fordert, statt passiv berieselt.
Wie in
den vorangegangenen Mittelspiel-Büchern merkt man es dem Hamburger Großmeister
an: er möchte konkretes Wissen vermitteln, wiederkehrende, typische
Mittelspielmotive aufzeigen und seinen "Schülern" dabei helfen, ihre Spielstärke
zu steigern und sehend auf ihre nächste Französisch-Partie vorbereitet zu
sein.
Von
Seite 45 bis 189 gibt es dann die vollständigen (!) 110 Partien zu den
vorangegangenen Aufgaben mit ausführlichen Erklärungen an den kritischen
Stellen. Auch mögliche Nebenlösungen bespricht GM Müller ausführlich und zeigt
instruktiv auf, warum welcher Weg gewählt wurde oder hätte gewählt werden
sollen.
Wie
schon bei "Typisch Damengambit" und "Typisch Sizilianisch" gefällt mir besonders
die Tatsache, dass die Partien nicht erst an der kritischen Mittelspielstellung
beginnen. Vielmehr kann man alle Züge, die zur jeweiligen Fragestellung führen,
am Brett oder Smartphone mittels QR-Code direkt nachspielen, ohne mühsam die
jeweilige Diagrammstellung nachstellen zu
müssen.
Auch die
Partienauswahl hat mir gefallen: Müller schafft einen schönen Mix der möglichen
und typischen Mittelspiel-Pläne der üblichen Französisch-Abspiele - Vorstoß-,
Tarrasch- und 3. Sc3-Variante - und kommentiert aufs Wesentliche konzentriert.
So sieht effektives Mittelspieltraining tatsächlich
aus!
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise für die Königsindische Verteidigung typische
Mittelspielstrategie lernen will, der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem
ausschließlich Königsindische Mittelspiele behandelt werden. Dabei geht es
allerdings in diesem Buch zunächst nur um Stellungen, bei denen die weißen
Bauern auf c4, d4 und e4 mit dem Vorstoß e7-e5 (und nicht c7-c5) angegriffen
werden – bzw. solche, die aus dieser Grundstruktur her- vorgehen können.
Besondere Erwähnung verdient noch, dass die 100 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise Aufstiegskandidat, Abstiegskandidat,
Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung, einziger Zug – aber auch Scherzartikel und
dergleichen mehr.
168 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im August 2024
Großmeister
Karsten Müller setzt seine Reihe der "typischen"
Mittelspielbücher fort und ist nach Französisch, Sizilianisch und
dem Damengambit nun beim faszinierenden Königsinder angekommen.
Auch bei dieser Neuerscheinung handelt es sich um ein
Arbeitsbuch, das den Leser konkret fordert. Der Hamburger Großmeister
setzt auch diesmal ein fortgeschrittenes Spielverständnis
voraus.
Nach einer kurzen Einleitung springt der Autor direkt in
die 100 (!) Aufgaben, die es zu lösen gilt. Dass die besprochenen
Stellungen allesamt dem Königsinder entspringen, sollte dabei
selbsterklärend sein.
Besonders gefällt mir, dass man die
Partien am Brett direkt vom ersten Zug bis zur kritischen
Mittelspielstellung nachspielen kann! Das empfinde ich bis heute als
ideal, muss man so nicht immer wieder mühselig die jeweiligen
Stellungen aufbauen, sondern erfährt auch gleichzeitig etwas über
die Eröffnungsvariante, die zum Diagramm führte. So kann man
beispielsweise das eigene Repertoire teilweise daran orientieren, wie
gut man das jeweilige Mittelspiel zu behandeln verstand.
Die
Auswahl der Partien gefällt mir erneut ausgesprochen gut: Karsten
Müller kommentiert auf den Punkt und verschafft seiner Leserschaft
einen guten Eindruck über die typischen Mittelspiel-Pläne. Genau
das, was man von einem spezialisierten Mittelspielbuch erwartet! Man
merkt es dem Hamburger Großmeister an: er möchte seinen "Schülern"
etwas vermitteln, das im Idealfall noch deren Spielstärke steigert.
Fazit: Auch "Typisch Königsindisch" ist
ein weiteres instruktives Buch dieser Reihe, das hält, was der Titel
verspricht. Was kommt wohl als nächstes? Typisch Nimzo-Indisch,
Spanisch, Grünfeld-Indisch?
Wer diese oder jene Eröffnung lernen will, kann unter vielen oder gar
Dutzenden von Lehrbüchern auswählen. Aber wie sieht es aus, wenn man sich mit
der Mittelspielstrategie vertraut machen will, die in Stellungen angewendet
werden sollte, die aus genau dieser oder jener Eröffnung hervorgegangen sind?
Oder anders ausgedrückt: in Stellungen, die für diese oder jene Eröffnung
typisch sind.
Natürlich gibt es in jedem Mittelspiel-Lehrbuch die ein oder andere
Stellung, die eindeutig dieser oder jener Eröffnung zugeordnet werden kann.
Allerdings ist deren Zahl verschwindend gering im Umfeld von Stellungen aus all
den anderen Eröffnungen, die dort exemplarisch behandelt werden. Und somit von
lauter Stellungen, deren strategische Behandlung der Leser eigentlich gar nicht
erlernen will.
Ist beispielsweise – so fragt der Autor durchaus begründet – die Behandlung
der Themen Hängebauern und Minoritätsangriff für einen e4-Spieler nicht ebenso
verzichtbar, wie sie für einen d4-Spieler unerlässlich ist? – Warum sollte ein
eingefleischter Anhänger indischer Eröffnungen sich für die strategischen
Feinheiten von Stellungen interessieren, die aus all diesen komplizierten
Damengambit-Systemen resultieren? Und natürlich auch umgekehrt: Was kann ein
Spieler mit all diesen Feinheiten indischer Stellungen anfangen, der um
Fianchetto-Eröffnungen prinzipiell einen großen Bogen macht?
Und genau dieses ebenso auffällige wie verblüffende Vakuum im Bereich der
Mittelspiel-Literatur hat den Autor zu einem Verbesserungsversuch inspiriert:
Wer beispielsweise fürs Damengambit typische Mittelspielstrategie lernen will,
der bekommt ein Lehr- und Übungsbuch, in dem ausschließlich das Damengambit
behandelt wird. Dabei geht es allerdings in diesem Buch zunächst nur um die
'Abtauschvariante' – genauer gesagt: um Stellungen vom Typ 'Karlsbader Struktur'
mit weißen Bauern auf d4 und e3 gegenüber schwarzen auf c6 und d5, die typisch
für die allermeisten Systeme ist, die aus der Abtauschvariante
hervorgehen.
Besondere Erwähnung verdient noch die Tatsache, dass die 120 Übungen zwecks
abwechslungsreicher und entsprechend unterhaltsamer Darbietung bestimmten Themen
zugeordnet wurden – beispielsweise:
– Aufstiegskandidat
– Abstiegskandidat
– Gewaltmaßnahme oder Drucksteigerung
– einziger Zug
und dergleichen mehr.
178 Seiten, kartoniert Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Februar 2024
Der
Buchtitel „Typisch Damengambit“ mag auf den ersten Blick auf ein
neues Eröffnungswerk hindeuten. Diese Neuerscheinung aus der Feder
von GM Karsten Müller ist aber dem Mittelspieltraining zugewendet,
wie der Untertitel „Effektives Mittelspieltraining“ bestätigt.
Speziell geht es um das Mittelspieltraining von Stellungen, die aus
der Abtauschvariante des Damengambits entstanden sind. Erschienen ist
dieses neue Buch 2023 im Joachim Beyer Verlag.
Im
Kern geht es um 120 an den Leser gerichtete Aufgabenstellungen und
die Besprechung der Lösungen darauf. Die Aufgaben werden anhand
eines Diagramms, das die Ausgangsstellung anzeigt, und zumeist einer
konkret formulierten Frage gestellt. Diese Fragen sind sehr
vielgestaltig. Mal ist zu prüfen, ob ein konkretes Bauernopfer
korrekt ist, dann ist eine Standardverteidigung als Antwort auf einen
bestimmten Zug zu finden oder auch zu prüfen, welcher einzige Zug
einen Schaden gerade noch in Grenzen hält. Diese Vielseitigkeit in
den Aufgabenstellungen ist Garant dafür, dass die Arbeit mit dem
Werk nicht eintönig oder gar langweilig wird.
Nur
ausnahmsweise erfährt der Leser nicht mehr als die Partei am Zug. In
diesen Fällen einer komplett offenen Herangehensweise ist der Leser
fast auf sich allein gestellt und muss ohne einen konkreten Hinweis
zur Natur der gesuchten Lösung ans Werk gehen. Einen kleinen Hinweis
bekommt er aber doch auch dann, und zwar in der Form der Zuordnung
der Aufgabe zu einem bestimmten Aufgabengebiet. Müller hat
Kategorien wie „Konkrete Frage“, „Kandidaten“.
„Drucksteigerung oder konkrete Aktion?“ oder beispielsweise auch
„Einziger Zug“ geschaffen.
Zu
jeder Aufgabenstellung ist ein QR-Code abgebildet. Wenn der Leser
diesen einscannt, wird er zu einem Online-Angebot von Chessbase
geführt. Er landet dann bei der Partie, aus der die Aufgabenstellung
entnommen ist. Abgebildet sind die Partiezüge mit Varianten, ohne
aber die Texterläuterungen in den Lösungen im Buch.
Den
Lösungsteil im Buch findet der Leser en block unmittelbar im
Anschluss an die Aufgabenstellungen. Diese sind so ausführlich
gehalten, dass sie auch vom weniger erfahrenen Spieler gut
nachvollzogen werden können. Auf welcher Buchseite die Lösung zu
einer Aufgabenstellung zu finden ist, wird jeweils als
„Seitenkorridor“ die Aufgabenstellungen ergänzend angegeben. So
ist ein gezieltes Aufschlagen einfach möglich.
Das
Buch konzentriert sich auf die Stellungen vom Typ „Karlsbader
Struktur“. Diese werden unmittelbar vor dem Aufgabenteil anhand von
Diagrammen veranschaulicht.
Über
welche Spielstärke sollte der Leser verfügen, um gut mit dem Werk
arbeiten zu können? Nach meiner Einschätzung sollte ab dem
einfachen Klubspieler jeder damit zurechtkommen. In seinem Vorwort
geht Müller darauf ein und zeigt auf, wie schwierig es ist, ein
Aufgabenbuch wie das vorliegende in eine Verbindung mit Kategorien
der Spielstärke zu bringen. Er rät: „… ganz gleich welche
Spielstärke Sie auf die Matte bringen. Nehmen Sie die Beschäftigung
mit jeder einzelnen Aufgabe ernst, aber lassen Sie diese auf keinen
Fall in Folter ausarten! Sobald Sie auf allzu große Hindernisse oder
Widerstände stoßen, schlagen Sie einfach die Lösung auf und
funktionieren Sie das Testbuch in ein Lehrbuch um.“
Der
Rat passt!
Fazit:
„Typisch Damengambit“ ist ein Buch, das eine Lücke in der
Schachliteratur füllt. Es erlaubt ein gezieltes Mittelspieltraining
ganz speziell für Stellungsmuster („Karlsbader Struktur“), die
aus der Abtauschvariante des Damengambits entstehen.
Die
Vielseitigkeit der Aufgabenstellungen garantiert, dass keine
Langeweile aufkommen kann.
Ich
kann das Werk jedem Spieler empfehlen, der sich mindestens dem
Leistungsniveau des einfachen Klubspielers zuordnet.
Rezension von Christian Koschetzki im
September 2023
Wer kennt das nicht? Man kauft sich ein Buch
oder eine DVD über eine vielversprechende Eröffnung, um damit einen
Wissensvorsprung gegenüber Anderen zu bekommen, und stellt bei
näherer Betrachtung des Mediums fest, dass es nicht auf die
Bedürfnisse Einzelner eingeht und dermaßen mit Analysen
überfrachtet ist, dass man beim Durcharbeiten den Wald vor lauter
Variantenbäumen nicht mehr sieht. Hinzu kommt, dass das Gelernte
gelegentlich nicht in der Turnierpraxis angewendet werden kann, da es
andere Varianten bzw. verschiedene Übergänge in andere Eröffnungen
gibt.
Wer dies bis jetzt geglaubt hatte, wird im Buch
von Dr. Karsten Müller „Typisch Damengambit - Abtauschvariante -
Effektives Mittelspieltraining“ - eines anderen belehrt. Der Autor
hat es im Laufe seiner Schachkarriere zu einer Vielzahl von Büchern
gebracht, insbesondere hat er sich als weltbester Endspielexperte
hervorgetan.
Warum sollte man aber ein Buch, welches sich
mit den Gegebenheiten der Eröffnung bis hinein ins Mittelspiel
beschäftigt, überhaupt in Erwägung ziehen, wenn es von einem
Endspielexperten stammt? Die Antwort liegt auf der Hand, da das
Endspielwissen das Fundament für jede Eröffnung und jedes
Mittelspiel bildet. Insoweit war ich sehr gespannt, was mich in dem
Buch erwartete.
Es erschien in der 1. Auflage im August 2023 im
Joachim Beyer Verlag und enthält auf 178 Seiten neben den 120
Aufgaben eine Vielzahl von zusätzlichen Nuancen. So werden die
Bauernstrukturen in dem Buch behandelt, zu denen die Abtauschvariante
im Damengambit führen kann.
Aufbauend auf der Karlsbader Bauernstruktur
werden zu den einzelnen 120 Übungen Verständnisfragen gestellt, die
mit abwechslungsreicher und unterhaltsamer Veranschaulichung
dargeboten werden. Damit stellt das Buch neben einem üblichen
Lehrbuch ein Übungsbuch dar, um somit einen tiefgreifenden Einblick
in die komplexen Mittelspielstrukturen und die strategischen
Mittelspielpläne zu vermitteln.
Damit schließt Karsten Müller das Vakuum
zwischen Eröffnung und Mittelspiel für das Damengambit – ganz
ähnlich, wie er in seinem Buch „Magie der Schachtaktik“ als
Pionier die Transformation von Vorteilen erläutert. Man darf also
gespannt sein, ob Dr. Karsten Müller auch weitere Eröffnungen mit
den dazugehörigen Mittelspielplänen verzahnt, was zu einem Unikum
in der Schachliteratur führt. Zielsetzung ist hier, nicht nur dem
Clubspieler, sondern auch den Amateuren etwas Handfestes an die Hand
zu geben.
Gut gelungen ist der Hinweis im Vorwort, dass
dieses Buch nicht an ein gewisses Spektrum der Spielstärke gekoppelt
ist, sondern durch den Fleiß jedes Einzelnen ein größtmöglicher
Nutzen erreichbar ist. Insoweit animiert der Autor den Leser, den
Wert seiner Spielstärke durch eigene Fleißarbeit zu steigern.
Da das Buch gut strukturiert aufgebaut ist,
erhält der Leser in den 120 Übungen alle wesentlichen Informationen
zur Abtauschvariante des Damengambits. Dabei sind die Aufgaben sehr
sorgfältig ausgewählt, wie man es von Dr. Karsten Müller auch
nicht anders gewöhnt ist. Der Erfolg der Lektüre in der
Turnierpraxis hängt vom Verständnis des Lesers ab, insoweit wird
ihm auch nicht „vorgegaukelt“, es sei an eine bestimmte
Zielgruppe gerichtet. Von daher eine lohnenswerte Lektüre.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
In
den letzten Monaten hatte ich vermehrt die Gelegenheit, wieder ein
paar intensivere Blicke in Schachbücher zu werfen. Dabei stach die
Neuerscheinung "Typisch Damengambit (Abtauschvariante) –
Effektives Mittelspieltraining" aus der Feder von
Großmeister Karsten Müller doch heraus.
Wie
das? Zuerst einmal, weil es – typisch für GM Müller! – wieder
einmal ein Arbeitsbuch ist und den Leser konkret
fordert. Schachbücher, die ihren Lesern abverlangen, sich aktiv
einzubringen, sind relativ selten geworden im Vergleich zu
Partiensammlungen, mit denen sich der Leser eher "bespaßen"
lassen kann. Man merkt es dem Hamburger Großmeister an: Er ist
wahrhaftig daran interessiert, seinen Schülern etwas zu vermitteln,
etwas, das bleibenden Wert besitzt und im Idealfall noch die
Spielstärke steigert. Diese Absicht allein ist schon bemerkenswert!
Nach
dem Sizilianer konzentriert sich Müller bei der Partieauswahl –
wie der Titel offenbart – diesmal ausschließlich auf
Mittelspiel-Stellungen, die aus der Abtauschvariante des orthodoxen
Damengambits entstanden sind. Ähnlich wie Lothar Nikolaiczuk in der
90er-Jahre Reihe "Gezielte Mittelspielstrategie", richtet
sich der Autor gezielt an Anhänger einer ganz bestimmten Eröffnung,
in diesem Band des Damengambits – ganz gleich, ob sie diese
Eröffnung mit Weiß oder Schwarz spielen!
Warum
das Sinn macht und den Trainingserfolg intensiviert, erklärt der
Großmeister sowohl im Vorwort als auch auf dem Klappentext. Auf
den Punkt gebracht: Eingefleischte 1. e4-Spieler müssen sich nicht
mit Mittelspielstrukturen auseinandersetzen, die aus 1.
d4-Eröffnungen entstanden sind und umgekehrt.
Das
Inhaltsverzeichnis ist dabei bewusst nüchtern gehalten und gibt dem
Leser keinerlei Hinweise (wie beispielsweise 'Minoritätsangriff')
bezüglich der richtigen Antworten auf die 120 Fragen zu entsprechend
vielen Partiebeispielen.
Was
mir insbesondere gefällt, ist die Tatsache, dass die Partien nicht
erst ab der kritischen Mittelspielstellung gezeigt werden, wie es ja
in anderen Büchern häufig der Fall ist. Vielmehr kann man die Züge,
die zur jeweiligen Fragestellung führen, am Brett direkt
nachspielen! Das gefiel mir schon in Euwe´s "Mittelspiel"
und das finde ich bis heute ideal.
Die
Partienauswahl hat mir dabei ebenso gut gefallen: Müller
schafft einen idealen Mix der möglichen und typischen
Mittelspiel-Pläne und kommentiert dabei wohlwollend ausführlich.
Selbst, wer nicht unbedingt aktiv an der Beantwortung der Fragen
interessiert ist, sondern nur "einfach so" Partien aus der
Damengambit-Abtauschvariante nachspielen möchte, kommt nicht daran
vorbei, aus jeder Partie unbewusst doch etwas zu lernen . Und was
kann man sich mehr von einem spezialisierten Mittelspielbuch wie
diesem erhoffen?
Fazit:
Meiner Meinung nach ein wirklich gutes Mittelspielbuch von
Karsten Müller, denn der Titel "Effektives
Mittelspieltraining" hält definitiv, was er verspricht!
... und andere Satiren aus dem Leben eines Schachspielers
Was denn? Sie hatten es bisher nicht für möglich gehalten, dass ein vollkommen nüchterner Ex-Weltmeister gegen einen deutlich geringeren Maestro an den Rand einer Niederlage gerät, weil er schon früh in der Eröffnung mal eben die Orientierung verliert, mit welcher Farbe er eigentlich spielt.
Sie hätten Zweifel daran, dass die kürzeste entschiedene Turnierpartie aller Zeiten sofort nach dem ersten Zug von Weiß mit einem Schwarzsieg endete - und zwar nicht etwa, weil der Weißspieler mal eben verstarb oder wegen sonstiger höherer Gewalt das Brett hätte verlassen müssen?
Sie würden es für eine Räuberpistole halten, dass ein Spieler, der bei einem internationalen Turnier Chancen auf den ersten Platz hat, vor der letzten Runde mal eben verhaftet wird, weil er in Verdacht gerät, ein Terrorist zu sein?
Sie könnten es beim besten Willen nicht glauben, dass ausgerechnet ein Schachschriftsteller zwischen der Fertigstellung zweier Bücher mal eben eine kleine Filmkarriere als Kreuzritter in der Sahara einblendet?
Na dann wird es aber allerhöchste Zeit, dass Sie sich bezüglich all dieser und ähnlich unglaublicher Dinge mal eben eines Besseren belehren lassen.
144 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Stefan Liebig im Juni 2020
Lothar Nikolaiczuk ist vielen noch als Spieler bekannt, doch nun widmet er sich viel lieber dem Reisen und dem Schreiben –„denn das ist ortsungebunden“.
Den Spaß, den er beim Schreiben hat, merken die Leser seinen Büchern an. Mit viel Humor und guten Formulierungen erzählt er pointierte Geschichten. Wie zum Beispiel kann es zu einer Notation wie „1. Sf3 0-1“ kommen?
– Wohlgemerkt ist das die komplette und korrekte Notation einer Partie. Wie ist es möglich, kurz vor der letzten Runde verhaftet zu werden und dennoch den Turniersieg einzufahren? Der Autor schildert diese und zehn weitere (wahn-)witzige Geschichten wort- und bildreich. Abgerundet wird das humorvolle Buch durch einen ausführlichen Teil mit analysierten KL-Partien.
KL? Sie fragen, wer oder was KL ist? Lassen Sie sich vom ELO-Schädling überraschen und genießen Sie …
Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der "synthetischen" Methode
Das neue Grundlagenwerk für fortgeschrittene Spieler, die sich die Methode
eines Großmeisters zu eigen machen möchten. Auf seinem Weg wird der Leser nicht
geschont, aber immer wohlwollend begleitet.
Aus dem Vorwort von Loek van Wely: „Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens."
Aus dem Inhalt:
– „Synthetisches" Herangehen an eine Stellung im Unterschied zum
„analytischen"
– Die verschiedenen Gangarten – „energisches" und „umsichtiges" Spiel
– Was kann ich mit einem Zug alles anstellen? – die Rangfolge der
Zug-Wirkungen
– Der „Plan der Stellung" – Lageplan und Spielplan – die Bedeutung der
Initiative
– Objektive, intersubjektive und subjektive Stellungsbewertung
– Der Masterplan zum Partiegewinn
– Beachten und Einschränken der gegnerischen Möglichkeiten, präventives
Spiel
– Variantenberechnung und Kandidatenzugfindung, „Befragen" der
Stellung
– Tipps zur Schachpsychologie, zur Zeiteinteilung und zum erfolgreichen
Training
– Das richtige Vorgehen bei der Arbeit an den Eröffnungen
310 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Stefan Löffler im Juni 2024
GESETZE
DES GEPFLEGTEN SCHACHS
Wer
je ein Erklärvideo gesehen hat, in dem ein schachlich unbeleckter
YouTuber fröhlich davor warnt, dass der Bishop die Queen pinnt, hat
sich vermutlich gefragt, ob sich Tausende vor ihm das ebenfalls als
Realsatire reingezogen haben. Jedenfalls tut es gut, wenn ein
Schacherklärer sprachlich Sorgfalt walten lässt und dennoch frisch
formuliert. Bei Frank Holzke überrascht das nicht, denn er
engagierte
sich einige Jahre im Verein Deutsche Sprache. Der promovierte Jurist
hat seine Tätigkeit als Richter am Düsseldorfer Verwaltungsgericht
2015 beendet und sich danach noch einmal damit befasst, wie er es
eigentlich zum Großmeister gebracht hatte. Inwieweit ist er den
Lehrsätzen früherer Koryphäen gefolgt? Was hilft wirklich bei der
Suche nach dem richtigen Zug?
Seine
Erkenntnisse hat er in einem Lehrbuch für Fortgeschrittene
zusammengefasst. Ein erfahrener Trainer, dem ich „von
der
Stellung zum Zug“ weitergab, um eine Zweitmeinung einzuholen,
nannte es „eines der zehn oder zwanzig interessantesten
Schachbücher, die ich gelesen habe“. Der Trainer war verblüfft,
wie tiefe Einblicke Holzke in sein Schachdenken zulässt.
Normalerweise
schreiben Profis mit einer Distanz, die Rückschlüsse auf ihre
Vorlieben und Schwächen erschwert. Doch Holzke schreibt nicht als
Profi, sondern auf der Suche nach Wahrheit.
„Synthetische
Methode“ klingt ungewohnt, aber man sollte sich davon nicht
abschrecken lassen. Gemeint ist, dass sie das Ganze der Stellung
erfasst, statt ihre Details isoliert, also analytisch, zu betrachten.
Im Großen und Ganzen argumentiert Holzke deutlich und mit gesundem
Menschenverstand. Der richtige Zug kann für ihn durchaus der sein,
der besser zu einem Spieler und seiner Spielweise passt. Hilfreich
wirken seine Hinweise, wie man besser erfasst, was der Gegner will.
Ganz praxisorientiert gibt er Empfehlungen zur Eröffnungswahl und
zur Arbeit mit dem Computer. Bei der Computeranalyse entdeckt man
schon mal, wie man eine Stellung viel einfacher gewinnen konnte statt
unter späterer Mithilfe des Gegners. Holzke verpackt das nicht, wie
es viele Autoren machen, in Aufgaben. Am Brett sagt einem ja auch
niemand: Hallo, hier geht etwas!
Rezension
von Uwe Bekemann im Oktober 2023
Was
ist die „synthetische Methode“, um von der Stellung zum Zug zu
kommen? Was ist anders als beim „analytischen“ Vorgehen, wenn der
Spieler sich ihrer bedient?
Großmeister
Frank Holzke stellt in seinem Buch „Von der Stellung zum Zug“,
Untertitel „Lehrbuch für fortgeschrittene Spieler nach der
„synthetischen“ Methode, die Zugfindung nach der ‚synthetischen‘
Methode“ vor. Das Werk ist 2023 im Joachim Beyer Verlag erschienen.
Zunächst
einmal geht es thematisch darum, einen guten Zug zu machen, immer und
immer wieder in jeder sich neu ergebenden Stellung. Das ist nun noch
nicht etwas bahnbrechend Neues. Und wenn dieses Vorhaben gelingt,
wird man Erfolg haben. Oder wie Holzke einen nicht namentlich
genannten Großmeister zitiert: „Immer wenn ich dran bin, mache ich
einen fürchterlich starken Zug, und das 40 Mal hintereinander. Das
halten die wenigsten aus!“ Für mich, und dies trotz einer
jahrzehntelangen Erfahrung, ist die von Frank Holzke intensiv und
quasi Schritt für Schritt dargestellte „synthetische“ Methode
der Zugfindung Neuland, und vermutlich wird dies auch auf viele
andere erfahrene Schachfreunde zutreffen.
Wie
lassen sich gute Züge klassifizieren? Sie sind daran erkennbar,
dass
sie allein oder mit Folgezügen zum Matt führen,
einen
Materialvorteil einbringen,
eine
günstige Transformation erlauben,
zu
einer günstigen Veränderung der Bauernstellung führen oder
ohne
Transformation eine Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
herbeiführen.
Matt
und Materialgewinn können taktisch oder „technisch“ realisiert
werden. Transformationen können taktisch oder positionell erreicht
werden, z.B. mittels einer „petite combinaison“, Abtausch, Opfer,
Bauernhebel etc. Die Verbesserung der Figuren- oder Bauernstellung
ist positionell oder technisch möglich.
Wie
lassen sich gute Züge finden? Mit Schachverständnis und Knowhow.
Und dies bringt der fortgeschrittene Spieler mit und der
fortgeschrittene Spieler in spe erarbeitet es sich noch.
Wenn
der Spieler sein Zugrecht optimal ausnutzt, also einen Zug mit hohem
Wirkungserfolg spielt, lässt sich dies mit einem gedanklichen Wert
von 1 rechnerisch beschreiben. Zugrecht und mit dem Zug erreichter
Erfolg stimmen optimal überein. Es gibt aber auch eine gegenteilige
Situation, in der dem Spieler nur ein gedanklicher Wert von -1
eröffnet ist. In diesem Fall ist das Zugrecht nachteilig, weil der
nächste Zug die Partie verlieren lässt. Dies ist beispielsweise in
einer Zugzwangstellung der Fall, wenn der Spieler beispielsweise in
einem Bauernendspiel die Opposition der Könige aufgeben und dem
Gegner die Bauernumwandlung einräumen muss. Zwischen diesen beiden
Werten ergibt sich eine Spannbreite, die als Hilfsmittel zur
Bewertung zur Verfügung steht.
Holzke
hat seine Arbeit in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil, „Richtig
spielen“, enthält sieben Kapitel und zwei Anhänge. Da diese einen
Rückschluss auch auf die Systematik des Buches wie die „synthetische
Methode“ erlauben, bilde ich sie nachstehend ab.
Kapitel
1: Spiele gute Züge
Kapitel
2: Nutze den Zug
Kapitel
3: Folge dem Plan
Kapitel
4: Beachte den Gegner
Kapitel
5: Berechne die Varianten
Kapitel
6: Finde die Kandidaten
Kapitel
7: Befrage die Stellung
Anhang
1: Schachpsychologie
Anhang
2: Zeiteinteilung
Der
zweite Teil widmet sich dem Thema „Richtig trainieren“. Er
enthält drei Kapitel mit den Schwerpunkten Computereinsatz und
qualifiziertes Erlernen von Eröffnungen.
Die
von Holzke intensiv beschriebene synthetische Methode eröffnet die
Chance auf eine hochinteressante Erweiterung des
Schachverständnisses. Damit der Leser „Von der Stellung zum Zug“
richtig für sich nutzen kann, braucht er bereits ein fundiertes
Schachwissen. Entsprechend richtet sich das Werk an den
„fortgeschrittenen“ Spieler. Dies kann nach meiner Einschätzung
sowohl der Elo-starke Spieler wie auch der mäßig starke sein, der
aufgrund seiner Erfahrung dem Stoff folgen kann, auch wenn er bisher
seine Wissens-PS noch nicht so richtig auf die Kette bringen konnte.
Frank
Holzke ist im beruflichen Leben Jurist. Dies merkt man seiner Sprache
an. Im Buch formuliert er logisch direkt, präzise und ohne milde
Umschreibungen. Mir gefällt dieser ehrliche Stil, auch wenn er
manchmal entlarvend direkt ist. Wenn man als Leser beispielsweise vor
Augen geführt bekommt, dass eine viel gehörte Begründung für eine
bestimmte Zugwahl seitens eines schwächeren Spielers meist nur eine
Ausrede ist und eine gewisse Faulheit kaschieren soll, kann dies
innerlich empören, sollte es aber nicht. Frank Holzke ist von der
Logik des Juristen konditioniert und spricht die Dinge genau so an
und aus.
Fazit:
„Von der Stellung zum Zug“ ist eine echte Bereicherung. Das Werk
stellt die „synthetische“ Methode zur Zugauswahl vor, beschreibt
sie und führt den Leser intensiv in sie ein. Der Leser braucht
Spielstärke und/oder Erfahrung, um umfassend von ihm profitieren zu
können.
Rezension
von Stefan Liebig im September 2023
Im
Vorwort schreibt der niederländische Großmeister Loek van Wely:
„Gute Schachgrundlagen sind die Basis eines gesunden und langen
Schachlebens.“ Er selbst spricht da aus Erfahrung und verrät,
jahrelang an der Seite Holzkes in Mannschaftskämpfen angetreten zu
sein, ohne von dessen „synthetischer Methode“, mit der er zu
guten Zügen gelangen will, gewusst zu haben. Offenbar teilt van Wely
diesen Ansatz zwar nicht komplett, bedauert aber, dass sich die
beiden früher nie darüber ausgetauscht haben. Im Buch „Von der
Stellung zum Zug“ gibt Holzke nun einen umfangreichen Einblick in
seine Technik, die er auch als Trainer erfolgreich anwendet.
Holzke
stellt seine synthetische Methode der analytischen entgegen. Sie
basiert in erster Linie auf der für jeden Zug erforderlichen Suche
nach einem guten Zug – wohlgemerkt: nicht um jeden Preis dem besten
Zug. Das klingt selbstverständlich, Holzke erklärt aber
ausführlich, warum es das in der Praxis oftmals nicht ist.
Grundsätzlich unterscheidet er im ersten Teil des Buches die
positionsabhängigen Gangarten „energisch“ und „umsichtig“,
seziert die Begriffe „Tempo“ und „Plan“, fordert zum Beachten
von Gegnern, Varianten und Kandidaten sowie zur Befragung der
Stellung auf. Im Anhang des ersten Teils folgt eine Betrachtung der
Themen Schachpsychologie und Zeiteinteilung, bevor der zweite Teil
„Richtig trainieren“ mit den Kapiteln „Steigere dein Können“,
„Verwende
den Rechner“ und „Lerne Eröffnungen richtig“ das Buch
abschließt.
Erstaunlich
die Konsequenz mit der er immer das Ziel „mattsetzen“ anspricht.
Denn seine Grundthese lautet: Es gibt nur gewonnene, ausgeglichene
und verlorene Stellungen. Eine Stellungsbewertung wie „leichter
Vorteil“ hält er dementsprechend für unsinnig. Vieles weitere
erscheint nicht ganz so revolutionär wie es angekündigt wird,
dennoch ist das Buch als Lehrbuch absolut empfehlenswert. Denn
insbesondere die unzähligen Fragen, die in den sehr übersichtlichen
Kapiteln gestellt werden, dienen natürlich zum einen der Lösung der
gestellten Aufgabe, vor allem aber sind sie wertvolle Hinweise,
welche Fragen man sich während einer Partie immer wieder stellen
sollte.
Rezension
von Christian Hoethe im September 2023
Eine
überaus interessante Neuerscheinung aus dem Joachim Beyer Verlag ist
der Titel „Von der Stellung zum Zug“ - Lehrbuch für
fortgeschrittene Spieler nach der 'synthetischen' Methode von GM Dr.
Frank Holzke
Den
Namen Frank Holzke hatte ich zuvor im Zusammenhang mit Schach zwar
schon gehört, aber dennoch habe ich mich bei Wikipedia genauer
informiert. Holzke, Jahrgang 1971, ist Jurist, wurde 1997 IM und 2008
GM. 1988 schlug er bei einem Simultan Garri Kasparow und hat mit dem
oben genannten Titel – jedenfalls soweit ich es erkennen kann –
sein nunmehr erstes Schachbuch geschrieben.
Gleich
im Vorwort erklärt der Autor, was unter der "synthetischen
Methode" zu verstehen ist:
"Dieses
Buch will dazu anleiten, richtig Schach zu spielen. (...) Die
synthetische Methode ist flexibel, indem sie nur einen Rahmen
vorgibt, den der Spieler nach seinen Fähigkeiten und Neigungen
ausfüllen kann."
Das
klingt doch schon einmal sehr vielversprechend! Wobei ich mich an
dieser Stelle (vielleicht ja zu Unrecht) bevormundet fühle und mich
etwas an dem Wort "richtig" reibe, wo meiner Meinung nach
"besser" die glücklichere Wortwahl gewesen wäre.
Ein
Blick in das Inhaltsverzeichnis bestätigt die auf dem Titel doch
recht hoch angesetzten Ambitionen, eben Literatur für
"fortgeschrittene Spieler". In zwei großen Abschnitten
befasst sich GM Holzke mit den Themen "Richtig spielen"
sowie "Richtig trainieren".
Die
Unterkapitel sind dabei unter anderem wie folgt betitelt: Folge dem
Plan – Beachte den Gegner – Berechne die Varianten – Finde die
Kandidaten. Außerdem geht es um Schachpsychologie und
Zeiteinteilung, um den Umgang mit dem Rechner, das richtige Lernen
von Eröffnungen und letztlich das Steigern des eigenen Könnens.
Etwas
zu häufig für meinen Geschmack ist dabei vom "richtigen"
bzw. "falschen" (Lernen, Spielen, Trainieren) die Rede –
mutmaßlich kommt hier neben dem Großmeister auch der Jurist Holzke
zum Vorschein.
Davon
abgesehen, ist die Partienauswahl schlichtweg vortrefflich zu nennen:
Eben weil die Beispiele zum größten Teil seiner eigenen Praxis
entstammen, vermag Holzke dabei auch die besten Einsichten zu
vermitteln. Für mich besonders aufschlussreich waren es Partien wie
Holzke – Vuckovic, in der es dem Autor hervorragend gelingt zu
erklären, warum er von einem schematischen Vorgehen am Damenflügel
abgesehen und sich stattdessen dem Königsflügel zugewandt hat.
Auch
Holzke – Howell als Beispiel zum '5-Stufen-Programm' sowie Holzke –
Pähtz empfand ich als lehrreich und überaus ehrlich, wenn Holzke
freimütig am Ende eingesteht: „Sie (Elisabeth) hatte viel mehr
gesehen (und verstanden) als ich, aber am Ende hat sie verloren!
Manchmal geht es im Schach – wie ja überhaupt im Leben –
ziemlich ungerecht zu.“ (S. 225)
Insbesondere
nach dieser philosophischen Äußerung hatte ich mir zumindest einen
kleinen Einblick in das Thema der Schachpsychologie gewünscht.
Fündig wurde ich dazu jedoch nur im ersten Kapitel, wo GM Holzke
sich zu Fragen des persönlichen Stils bei der Zugwahl äußert und
seinen Lesern tatsächlich rät: „Vergessen Sie einfach den
'Stil'!“ (S. 14).
Dass
er dabei gerade dem menschlichen Faktor (seit Lars Bo Hansen, Alex
Yermolinsky, Wjatscheslaw Eingorn, Karsten Müller und Luis Engel
besonders im Rampenlicht der Schachpsychologie) kaum bis keinerlei
Beachtung schenkt, empfand ich im Folgenden dann doch als
überraschend.
Selbst
im Kapitel 'Beachte den Gegner' reduziert Holzke den Gegner als
wesentlichen Faktor lediglich auf die Vorkommnisse auf dem
Schachbrett. Sind es doch nicht selten Emotionen wie „Hochgefühl,
Angst, Hass, Gleichgültigkeit, Langeweile, Verzweiflung“
(Yermolinsky), die unsere Zugwahl auch während einer Partie
beeinflussen und oft zu Fehlentscheidungen oder Zeitnot führen.
Probleme, die jeder Schachspieler kennt. Probleme, für deren Lösung
sich Leser hilfreiche Empfehlungen von fachkundigen Autoren erhoffen.
Großmeister
Lars Bo Hansen, Initiator des Spielertypen-Modells, widerspricht der
These zur empfohlenen Ignoranz des Stils dabei bekanntlich deutlich
im Kapitel 'The opponents: The role of the human factor in chess"
seines bahnbrechenden Werkes 'Foundations of chess strategy': "The
right choice of plan in a given strategic position should not only be
determined by purely chess reasons. (...) The style and personality
of the combatants should be included in the decision process as well"
(Seite 21 ff.)
Die
Großmeister Karsten Müller und Luis Engel haben das Modell
aufgegriffen und es den deutschsprachigen Schachspielern zugänglich
und verständlich gemacht.
Auch
GM Yermolinsky schrieb bereits 2002 in dem Kapitel 'Wenn Gefühle
regieren': „Ein starker GM erzählte mir einmal, dass wir (...)
während einer Partie in etwa 90 Prozent aller Stellungen zufällig
wissen, berechnen oder auf eine andere Art und Weise herausfinden,
was der beste Zug ist. Das bedeutet, dass man bei einer
durchschnittlichen Partielänge von 50 Zügen fünfmal nicht weiß,
was man spielen soll! Da fängt der interessanteste, aber auch
schwierige Teil an. Er sagte ebenfalls, dass diese Momente für den
Stil und die Persönlichkeit eines Schachspielers sehr
charakteristisch seien.“ (Der Weg zur Verbesserung im Schach, S.
12)
Ebenso
positioniert sich GM Eingorn, der im Kapitel 'Individualität und
Stil' seines lesenswerten Buches 'Entscheidungsfindung am
Schachbrett' schreibt: „Bisher ist es niemandem gelungen, Schach zu
einer Wissenschaft zu machen, oder anders gesagt, eine Methode
aufzuzeigen, wie man mit einem ausreichenden Grad an Exaktheit in
einer beliebigen Stellung den besten Zug finden kann. Sollte dies
wirklich geschehen, wird das Spiel an sich seinen Sinn verlieren.“
(S. 19).
Wer
liegt also richtig? Und ist richtig auch wichtig? Wie so oft denke
ich, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt, also nicht im
Schwarz-Weiß-Denken, sondern in der Grauzone. Gerade in der
Vielschichtigkeit, der Unterschiedlichkeit liegt doch der Reiz der
verschiedenen Spielstile und Vorlieben!
Vor
allem jedoch bestärken solch unterschiedliche Denkweisen die
Notwendigkeit ihrer Vertiefung und Diskussion und bekräftigen einen
in der Erkenntnis, dass man wahrhaftig jeden kritisch hinterfragen
sollte, der einem seine Methode als die richtige
empfiehlt!
Mein
einziger kleiner persönlicher Kritikpunkt: Bei Partien, deren
Besprechung um den 20. Zug herum beginnt, hätte ich mir gewünscht,
dass die Anfangszüge der Partie mitgeliefert werden. Max Euwe hat
das in seinem Buch 'Das Mittelspiel' so gehandhabt, andere Autoren
tun es ebenso. Vielleicht verspreche ich mir davon, eine
interessante Eröffnungsvariante kennenzulernen, die ich selbst
einmal ausprobieren möchte, vielleicht bin ich auch einfach zu
bequem, um die Stellung aufzubauen, und würde lieber spielerisch zur
Ausgangsstellung gelangen.
Fazit:
In jedem Fall ein sehr interessantes Lehrbuch für fortgeschrittene
Spieler, das zum Reflektieren anregt! Hier gibt ein Großmeister
tiefe und ehrliche Einblicke in seinen Denk- und Zugauswahlprozess
sowie wertvolle Hilfestellungen für das nächste Turnier bzw. das
Training!
Schach gespielt wird nicht nur in Wirklichkeit, es wird auch in
erfundenen Geschichten gespielt. Literarische Schachpartien gibt es seit vielen
Jahrhunderten. Sie haben deutliche Spuren in der europäischen Literatur
hinterlassen. Im Mittelpunkt des Bandes stehen fünf literarische Texte,
sogenannte Schach-Poeme, die von Schachpartien handeln. Sie werden hier erstmals
ausführlich vorgestellt und in ihrem Zusammenhang von einem professionellen
Literaturwissenschaftler erklärt. Das Besondere an der Darstellung ist Matthias
Aumüllers Versuch, wissenschaftlich seriöse Forschungsergebnisse auf eine auch
Nicht-Philologen ansprechende, unterhaltsame Art und Weise zu präsentieren. Wie
von selbst erhalten die Leserinnen und Leser dabei einen Einblick in die
Mechanismen der europäischen Literaturgeschichte, die sich über die Jahrhunderte
nie isoliert in einem Land, sondern immer im Austausch der verschiedenen
Literaturen entwickelt hat.
Altkatalanisch, Neulateinisch, Polnisch, Italienisch, Englisch – das
sind die Sprachen, in denen die Schach-Poeme verfasst sind. Ihnen gemeinsam ist,
dass jeweils eine Schachpartie ihr Hauptthema ist. Sie unterscheiden sich
allerdings darin, dass jeweils andere Spielerinnen und Spieler beteiligt sind.
Und da die Poeme in unterschiedlichen Epochen und Kulturen entstanden, gibt es
weitere Unterschiede und Eigenheiten, deren Bedeutung in fünf Kapiteln ermittelt
wird.
Ihnen vorangestellt ist ein ausführliches Kapitel über die große
Verbreitung von Schach-Motiven in der mittelalterlichen Literatur, an deren Ende
die Erfindung der literarischen Schachpartie in einem alt-/mittelfranzösischen
Versepos steht.
Matthias Aumüller wurde mit einer Dissertation über die Literaturtheorie
des russländisch-ukrainischen Philologen Aleksandr Potebnja (1835-1891) an der
Universität Hamburg promoviert. Danach habilitierte er sich an der Universität
Wuppertal mit einer Arbeit zur Romanliteratur der DDR. Zuletzt erschien eine
Abhandlung zum unzuverlässigen Erzählen in der deutschsprachigen
Nachkriegsliteratur. Gegenwärtig ist er als SNF-Senior Researcher an der
Universität Fribourg (CH) beschäftigt. Ab 2024 wird er als Projektleiter der
Deutschen Forschungsgesellschaft an der Universität Halle-Wittenberg tätig
sein.
266 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Was braucht der Schachspieler, wenn er die Spielregeln beherrscht, aber in
zu vielen Partien bereits in der Eröffnungsphase in Schwierigkeiten gerät? Diese
Frage stand im Mittelpunkt, als unsere Autoren das Material für ein Buch zur
„Englischen Eröffnung" zusammenzustellen begonnen haben. Mit Voranschreiten
ihrer Arbeit stellten sie fest, dass so viel aufzunehmen und zu erläutern war,
dass nicht alles in einem einzigen Werk unterzubringen war. Deshalb entschieden
sie sich zu einer Aufteilung auf zwei Bände.
Dieser Band 1 widmet sich der „Symmetrievariante", die von dem Zugpaar
c2-c4 und c7-c5 gekennzeichnet wird. Diese wird in einer Einleitung und sechs
sich anschließenden Kapiteln vorgestellt, die getreu dem Leitfaden dieser
Buchreihe „lesen – verstehen – spielen" gestaltet sind. Die jeweiligen
Eröffnungswege werden ausführlich erläutert, wobei die Autoren einen besonderen
Wert auf die Darstellung der Ideen und Pläne gelegt haben, denen sie folgen. Der
Leser soll die Chance erhalten, die jeweilige Eröffnung richtig zu verstehen und
diese nicht nur mit auswendig gelernten Zugfolgen in einer eigenen Partie
abzuspulen. Selbst der einzelne Zug wird nach Sinn und Zweck erläutert, soweit
er für das Verständnis wichtig ist.
Mit den Kenntnissen, die sich der Leser mit diesem Buch verschafft, wird es
ihm ein Leichtes sein, die Symmetrievariante mit den weißen wie mit den
schwarzen Steinen sinnvoll anzuwenden. Das Werk bietet zugleich die eine oder
andere neue Idee an, die auch einen erfahrenen Spielpartner überraschen kann und
interessante, unterhaltsame wie auch spannende Duelle verspricht.
Die rechnerische Korrektheit der behandelten Varianten haben die Autoren
mit leistungsstarken Engines überprüft.
192 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Stefan Liebig im April 2024
Das
Buch zur Englischen Eröffnung aus der beliebten Serie „lesen –
verstehen – spielen“ entstand aus der Frage, wie Schachspieler,
die noch mit ihrem Eröffnungsrepertoire kämpfen, unterstützt
werden können. Die Autoren beschlossen im Laufe der Recherchen, das
umfangreiche Material in zwei Bände aufzuteilen. Der gerade
veröffentlichte Band 1 fokussiert sich auf die „Symmetrievariante“
mit den ersten Zügen c2-c4 und c7-c5. In einer Einführung und sechs
Kapiteln werden die Eröffnungswege ausführlich erläutert, wobei
ein Schwerpunkt auf Ideen und Plänen liegt. Leser sollen die
Eröffnung begreifen, nicht bloß Zugfolgen memorieren. Die Autoren
präsentieren zudem neue Ideen, die selbst erfahrene Spieler
überraschen können. Die Varianten wurden mittels leistungsstarker
Engines überprüft. Dieses Buch ist besonders für fortgeschrittene
Einsteiger geeignet, die an geschlossenen Eröffnungen interessiert
sind. Die klare Abgrenzung zwischen Varianten und verbalen
Erläuterungen macht das Buch empfehlenswert.
Wenn du eine Schachpartie spielst, schickst du deine Figuren sozusagen
auf ein gedankliches Schlachtfeld – und zwar selbstverständlich mit dem
Ziel, den Kampf zu gewinnen. Dabei leuchtet es ein, dass deine
Siegchancen umso größer sind, je besser du mit den Eigenschaften jeder
einzelnen Figur vertraut bist.In diesem Buch nehmen dich die von
Schach begeisterten Kinder Mara, Jona, Judit, Paul und Garri auf eine
Reise zur „fantastischen Schachfamilie" mit, wobei man wohl darauf
wetten kann, dass du von ihrer Begeisterung für das ‚Spiel der Könige'
angesteckt wirst!Dabei stellen sich Bauer, Springer, Läufer, Turm,
Dame und König der Reihe nach vor und verraten dir ihre Stärken und
Schwächen in jeder Spielphase (Eröffnung, Mittelspiel und Endspiel). So
wirst du lernen, sie in deinen Partien von Beginn an bestens
einzusetzen, und kannst außerdem deinen taktischen Scharfblick deutlich
verbessern. Auch geben die Figuren dir gezielte und sehr nützliche Tipps
und bieten dir die Möglichkeit, zu jedem Thema passende und lehrreiche
Aufgaben zu lösen. So kannst du dir auf unterhaltsame Art Wissen und
Können aneignen, das aus dir in nicht allzu ferner Zukunft bestimmt
einen starken Schachspieler bzw. eine starke Schachspielerin machen
wird.Und sollten Eltern oder Großeltern Spaß daran haben, gemeinsam
mit ihren Kindern bzw. Enkelkindern Schach zu lernen, dann ist das Buch
auch für diesen Zweck bestens geeignet. Darüber hinaus bietet es
Schachvereinen ein ideales Lehrmittel für den Nachwuchs und auch Schulen
können auf die eine oder andere Weise davon profitieren.
264 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
In diesem umfangreichen Werk über taktische Endspiele – mit den
Schwerpunktthemen aktiver König, Mattangriff, Freibauer und Zugzwang –
betrachten die Autoren anhand von 100 beispielhaften Stellungen (je 20
zu jedem Thema) etliche typische Szenarien und nehmen dabei allerlei
Faustregeln unter die Lupe, wobei sie es allerdings nicht versäumen,
auch auf die mitunter fast noch wichtigeren Ausnahmen hinzuweisen.Fast
alle Beispiele stammen aus aktuellen Turnieren, woraus zu schließen
ist, dass die behandelten Themen – im klaren Unterschied zu solchen in
der Eröffnungsphase – nicht etwa einem Zeitgeist unterliegen, sondern
dass sie beständig und häufig vorkommen und quasi zum ‚täglichen Brot'
jedes Schachspielers gehören. Da es entsprechend wichtig ist, sich damit
vertraut zu machen, um am Brett dafür gerüstet zu sein, erhalten die
Leser im Anschluss die Gelegenheit, ihr bereits vorhandenes sowie ihr
neu hinzugekommenes Wissen und Können an 50 Übungsbeispielen auf die
Probe zu stellen.Darüber hinaus werden zu Übungszwecken auch 100
durchweg faszinierende Studien geboten, wobei Wert darauf gelegt wurde,
dass es sich um praxisnahe Stellungen handelt, die durchaus auch einer
gespielten Partie entnommen sein könnten und deren Lösungen klar
nachvollziehbar sind.An sämtliche Übungsaufgaben kann man entweder
unter turniernahen Bedingungen herangehen, oder man kann das Buch als
reines Lehrbuch ansehen und sich ohne übermäßige Anstrengung direkt mit
den Lösungen beschäftigen, denn selbst bei diesem Herangehen ist
sichergestellt, dass bereits vorhandenes Wissen um viele typische
Endspielmotive bereichert wird. Wie auch immer können die Leser sicher
sein, dass der Zauber aus dem Reich der Endspiele auch sie in seinen
Bann ziehen wird und dass sie die Faszination der letzten Partiephase
genießen werden.
200 Seiten, kartoniert,
Joachim Beyer Verlag
enthalten sind:1) Die Endspielkunst der Weltmeister Band 1 - von Steinit bis Tal2) Die Endspielkunst der Weltmeister Band 2 - von Petrosjan bis Carlsen452 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Zwar hat der bekannte Schachmeister und -schriftsteller Kurt Richter (1900-1969) viele interessante Schachbücher veröffentlicht, aber sein Frühwerk „Mein erstes Schachbuch" gehört eindeutig zu den beliebtesten Lehrbüchern im deutschsprachigen Raum, weil es ebenso unterhaltsam wie lehrreich geschrieben ist.
Grund genug dafür, dass der bekannte Schachautor und -trainer, FIDE-Meister Jerzy Konikowski, dieses Buch für wert befand, es komplett zu überarbeiten und auf einen insgesamt aktuelleren Stand zu bringen. So wurden Übungsaufgaben und Kurzpartien neu aufgenommen und einige Kapitel durch die Hinzufügung aktueller und lehrreicher Beispiele „aufgefrischt". Autor und Verleger hoffen, dass dies alles ganz im Sinne Kurt Richters gewesen wäre, damit auch kommende Generationen noch viel Freude an seinem Werk haben werden.
Das Hauptziel des Buches besteht erklärtermaßen darin, die faszinierende Schönheit des Schachspiels von möglichst vielen Seiten zu beleuchten, um den Leser ganz gewiss zur weiteren Beschäftigung mit dem „Königlichen Spiel" anzuregen.
304 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Heinz Däubler im März 2019
Wenn 50 Jahre nach dem Tod des Autors sein Werk in weiteren Auflagen erscheint, muss es von hoher Qualität sein. Dies ist bei dem in diesem Jahr im Joachim-Beyer-Verlag erschienenen Kurt Richter/Jerzy Konikowski „Mein erstes Schachbuch“ ohne Zweifel der Fall. Der Umfang des Werks ist nach Kurt Richters Tod 1969 mit der Bearbeitung von IM Rudolf Teschner (bis 9. Auflage 1979) und danach von FM Jerzy Konikowski immer weiter angewachsen. Doch trägt es auch heute noch der Intention Kurt Richters Rechnung, für den es galt, „die im Schach liegenden Schönheiten von vielen Seiten zu beleuchten und so zur weiteren Beschäftigung mit dem königlichen Spiel anzuregen“.
Logisch aufgebaut
Das Werk ist logisch aufgebaut. Zunächst wird das Handwerkszeug erklärt, Brett, Figuren und die Grundregeln des Spiels, dem sich die erste Übungseinheit mit 46 leichten Matt- und Gewinnaufgaben nebst Lösung anschließt. Der nächste Abschnitt ist den drei Phasen des Schachspiels, der Eröffnung sowie dem Mittel- und Endspiel gewidmet, dem sich abermals 46 Übungsaufgaben nebst Lösung anschließen.
Diesem folgen 60 kommentierte Kurzpartien mit maximal 25 Zügen, die mit überraschenden Kombinationsmotiven aufwarten. Im nachfolgenden Schachlexikon erfährt der Leser alles Wissenswerte aus dem Bereich des Schachs von A bis Z, bevor der Autor auf das Kunstschach, hier im Wesentlichen auf das Schachproblem, und die Studie eingeht. Es schließt sich der dritte Übungsgang an.
Großes Können
Ein geschichtlicher Überblick mit viertem Übungsgang rundet das Werk trefflich ab. Hier werden die besten Meister einer jeder Schachepoche, angefangen vom Franzosen Philidor bis hin zu allen Weltmeistern einschließlich der Fide-Weltmeister von Steinitz bis Carlsen, vorgestellt, wobei mindestens eine ihrer Partien von deren großem Können zeugt.
Fazit: Ein hervorragendes Werk, das dem fortgeschrittenen Anfänger die Schönheit des Schachspiels näherbringt und zum Spiel anregt.
Ullrich: Schach - die Regeln
Die Kenntnis der Grundregeln des Schachs stellt die fundamentale
Voraussetzung zum eigentlichen Erlernen des Spiels dar. Die vorliegende kleine
Regelkunde präsentiert in leicht verständlicher Form die wichtigsten
Spielgesetze für den Anfänger, die er sich in 1 bis 2 Stunden aneignen kann und
die er benötigt, um sich auch in der weiterführenden Literatur zurechtzufinden.
Natürlich sind ebenso die drei Besonderheiten des Schachspiels – die Rochade,
der En-passant-Schlag und die Bauernumwandlung – hinreichend berücksichtigt,
denn diese führen unter Anfängern besonders häufig zu Diskussionen. Sämtliche
Regeln werden mittels einfacher Stellungen verdeutlicht. Außerdem werden einige
der wichtigsten taktischen Kniffe und Motive anhand eingängiger Beispiele
vorgestellt, sie mögen ein zusätzlicher Anreiz sein, sich ausgiebiger mit den
Feinheiten des Schachspiels zu befassen.
Dieses Buch eignet sich nicht nur als Lernhilfe, sondern auch als kleines
Nachschlagewerk zur Regelkunde und sollte daher in keinem Bücherregal oder
Bibliothek fehlen.
40 Seiten, kartoniert
Über Magnus Carlsen gibt es schon so viel Literatur. Warum hat der Autor
dem noch ein weiteres Buch hinzugefügt? – Weil er den Gedanken hochinteressant
fand, das strategische Spiel eines Genies durch die Brille des sogenannten
'Modells der vier Spielertypen' zu betrachten. Und im Ergebnis ist es ihm
tatsächlich gelungen, sowohl die herausragenden Stärken als auch die
Universalität des 16. Weltmeisters deutlich herauszuarbeiten.
Aber selbst wenn sich der Leser nicht unbedingt für diesen Ansatz
interessiert, kann er das Buch ebenso gut als äußerst nützliches 'Lehrbuch der
Strategie' ansehen, so instruktiv sind die Partien von Magnus Carlsen. Denn
seinem Stil gemäß beherrscht er viele strategisch unverzichtbare und effektive
Methoden (beispielsweise aktive Prophylaxe, strategisches Druckspiel usw.) wie
kein Zweiter.
Zur Vertiefung hat der Autor zahlreiche anschauliche und aussagekräftige
Faustregeln zu den verschiedenen Themen formuliert. Dabei versäumt er allerdings
nicht den Hinweis, dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel
auswendig zu kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist,
seine Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es
sich um einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt. Und da Magnus
Carlsens Fähigkeiten auch in dieser Beziehung als absolut genial bezeichnet
werden können, versteht es sich von selbst, dass jeder Leser, der sich etwas
eingehender mit Carlsen-Partien beschäftigt, sehr viel über die Feinheiten des
Schachspiels von einem der besten Spieler aller Zeiten lernen kann.
Jedes Kapitel wird mit themenbezogenen Aufgaben abgerundet. Und praktische
QR-Codes erleichtern das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein
Brett zur Hand ist.
156 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
Magnus
Carlsen - Die Schach-DNA eines Genies
Das
neue Buch aus der Feder von Karsten Müller hat den mittlerweile
Ex-Weltmeister Magnus Carlsen und einmal mehr die Besonderheiten
seiner praktischen Spielweise zum Thema.
Dabei
ist dem Autor selbstverständlich klar, dass es über Carlsen eine
Fülle an Literatur gibt. So fragt der Hamburger Großmeister im
Vorwort selbst, welchen Mehrwert ein weiteres Buch über Carlsen für
den interessierten Schachliebhaber haben sollte.
Wer
sich gern mit Schachliteratur beschäftigt, dem wird nicht entgangen
sein, dass sich Karsten Müller in einigen seiner jüngsten Titel
schon mehrfach mit dem Modell der vier „Spielertypen" nach
Großmeister Lars Bo Hansen befasst hat. Man kann zweifelsfrei und
ohne jede Übertreibung behaupten, dass Müller dabei die
maßgeblichen Inhalte und Resümees des dänischen Autors nicht nur
in den Details intensiviert und präzisiert hat, sondern dass es ihm
somit gelungen ist, das gesamte Spielertypen-Modell auf ein neues
Level zu heben. Und genau das ist ja etwas, was auch Carlsen mit dem
Schachspiel an sich getan hat.
Müller
gelingt es im vorliegenden Werk auf vorbildliche Weise, die
praktische Spielweise Carlsens unter dem Aspekt des
Spielertypen-Models genauer zu betrachten. Dabei ist es keinesfalls
einfach, die Stärken eines so universellen Spielers wie Carlsen
besonders herauszuarbeiten.
Spezielle
Kapitel befassen sich mit dem Spiel gegen Schwächen, der Ausnutzung
eines Raumvorteils, dem Spiel mit dem Läuferpaar, dem richtigen
Abtausch, Prophylaxe usw. Es fiel mir schwer, aus der Fülle von
instruktiven Beispielen einige gesondert hervorzuheben, dennoch
möchte ich es versuchen. Besonders wuchtig fand ich Carlsens Partien
gegen Ivan Sokolov (Wijk aan Zee 2013), Peter Leko (Nanjing 2009) und
Levon Aronian (Saint Louis 2017), die Müller allesamt
nachvollziehbar gut kommentiert.
Wie
auch in seinen vorangegangen Büchern sieht GM Müller sich dabei
nicht nur in der Position des Lehrers, der seine Leser unterhält.
Nein, der Schüler wird wiederholt anhand von Aufgaben dazu animiert,
sich selbst aktiv einzubringen und sich die Lösungen selbst zu
erarbeiten, was selbstverständlich den Lerneffekt ungleich erhöht.
Damit
der Leser die Inhalte des Buches auch auf Reisen oder anderweitig
„unterwegs“ genießen kann, werden QR-Codes bei jedem Diagramm
verwendet, die bei Müllers Büchern längst zum Standard gehören.
Fazit:
Die Beispiele sind hochgradig instruktiv und auf den Punkt gebracht.
Nach dem Studium dieses Buches versteht man die „Schach-DNA"
Carlsens insbesondere unter dem Aspekt des Spielertypen-Modells noch
besser!
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
gibt unzählige Bücher über Magnus Carlsen und noch viel mehr, in
denen seine Partien analysiert werden. Kein Lehrbuch, keine Sammlung,
in der der Schachweltmeister (von 2013 bis 2023) und aktueller
Weltmeister im Schnell- und Blitzschach nicht vertreten wäre. Somit
stellt sich die Frage, warum der Autor, Großmeister Dr. Karsten
Müller, der bereits zahlreiche Schachbücher geschrieben hat, nun
noch ein weiteres Buch über Carlsen vorlegt. Müller gibt die
Antwort selbst. Weil er das Spiel des Weltmeisters unter dem „Modell
der vier Spielertypen“ betrachtet. Dieses Modell geht auf den
Wirtschaftsfachmann und dänischen Großmeister Lars Bo Hansen
zurück, der unter dem Oberbegriff „Human Resources“ die
menschliche Typologie auf Schachspieler übertragen und sie in
Gruppen eingeteilt hat. Autor Müller räumt zwar ein, dass dieses
„Schubladendenken“ Gefahren mit sich bringt, denn das Ziel sollte
immer sein, am Brett so universell wie möglich zu sein.
So
sind die vier Spielertypen – die einem in Schachbüchern immer
wieder begegnen – der Aktivspieler, zu denen sich der Autor selbst
zählt, die Theoretiker, wie Hansen, die Reflektoren, wie Magnus
Carlsen, und schließlich die Pragmatiker wie der neue
Schachweltmeister Ding Liren. Karsten Müller zählt unter anderem
die Stärken und Schwächen, als auch die Risikobereitschaft und
typische Eröffnungen auf, was dem Leser bereits einen großen
Einblick in die Spieltechniken bekannter Schachmeister gibt. Der
Autor bezeichnet sein Werk selbst als ein „Lehrbuch der Strategie“.
Über anschauliche Beispiele zu den verschiedenen Themen wie etwa der
Nutzung offener Linien, Vorteile im Raum und mit dem Material,
Abtausch, Verteidigung und Endspiel, gelingt es auch festzustellen,
zu welchem Spielertyp man selbst neigt – einer der großen Vorteile
des Buches. Wenn man dies auch noch quasi über den Weltmeister
Carlsen vermittelt bekommt, ist dies ein echter Gewinn. Wie sollte es
anders sein, ist auch das vorliegende Buch nicht nur Leselektüre.
Karsten Müller hat themenbezogene Aufgaben eingestreut, die einen
stärken können, aber auch die Genialität von Magnus Carlsen vor
Augen führen. Inklusive der Möglichkeit, die Partien über einen
QR-Code nachzuspielen.
Schach ist mehr als ein Spiel mit 32 Figuren auf 64 Feldern. Das königliche Spiel ist inzwischen in allen Kunst- und Kulturformen angekommen. Ein Beispiel ist „Die Schachnovelle". Eine limitierte Erstausgabe des Buches erschien am 7. Dezember 1942 in Buenos Aires. Am 2. September 1960 hatte der auf der Novelle basierende Film unter der Regie von Gerd Oswald und mit Curd Jürgens Premiere. Und im Jahr 2016 erschien die bekannte Geschichte in Form eines 128-seitigen Farb-Comics im großen Hardcoverformat – 74 Jahre nach ihrer Entstehung.
Auch in vielen anderen Bereichen hat sich das Schachspiel verbreitet. Auf Briefmarken, in der Werbung und in der Politik. Mit Schachboxen wurde eine neue Sportart kreiert und selbst im Weltraum denkt man völlig losgelöst über die besten Züge nach.Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es soll dazu anregen sich mit dem Spiel aller Spiele auch abseits der 32 Figuren zu beschäftigen. Beste Unterhaltung ist garantiert.175 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Uwe Bekemann im Mai 2022
Was haben die Rolling Stones, die Comic- und Zeichentrick-Helden Lucky Luke und Donald Duck, die großen Dichter Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, der Hund von Baskerville sowie die Politiker Benjamin Franklin und Helmut Schmidt gemeinsam? Sie sind berühmte Beispiele. Wofür? Für den Erfolg des Schachspiels in Kultur und Alltag. Und es gibt ein weiteres Band zwischen ihnen und unzähligen weiteren Beispielen: Jörg Palitzsch hat sie in seinem Buch „64 Felder erobern die Welt" in einem unterhaltsamen Plauderstil aufgezählt und beschrieben. Das Werk ist 2022 im Joachim Beyer Verlag erschienen und als reines Lesebuch ein Tipp für die Lektüre zwischendurch.
Das Schachspiel begegnet uns ständig, unabhängig davon, ob wir es praktizieren. Es hat Eingang in unser alltägliches Leben gefunden, so etwa durch die Übernahme von Begriffen und Metaphern in unsere Sprache, als Motiv auf Briefmarken, in Comics, in der Musik und in Filmen – und, und, und. Der Erfolg dieses Spiels lässt sich auch aus dieser tiefen Verwurzelung in unserem allgemeinen Leben ablesen.
Es wird niemanden geben, der alle Bereiche kennt, auf die das Schachspiel in irgendeiner Weise Einfluss genommen hat. Und wenn es jemanden gibt, der zumindest über einen Überblick dieser facettenreichen Verflechtungen verfügt, dann ist dies sicher Jörg Palitzsch. Vermutlich von einer Grundidee für sein Werk „64 Felder erobern die Welt" und ein paar ihm bekannten Beispielen ausgehend hat er sich an eine Recherche gemacht. Herausgekommen ist eine Fülle an Fundstellen, die Palitzsch nicht nur auflistet, sondern – um Informationen und Geschichtchen angereichert – vor dem Leser ausbreitet. Als Autor mit einer über 45-jährigen Schreiberfahrung und selbst Anhänger des königlichen Spiels weiß er, worauf es ankommt und wie er seine Arbeit interessant und fesselnd gestaltet. Das Buch macht Spaß und bindet den Leser auch dadurch an sich, dass dieser mehr erfahren möchte. Dabei kann er „Aha-Effekte" ausleben, weil er ein ihm eigentlich bekanntes Beispiels bewusst gemacht bekommt, oder auch Neues und Überraschendes kennen lernen.
Das Werk ist in zwei Teile gegliedert. Während sich der 1. Teil mit dem Schachspiel beispielsweise in Comics, in der Dichtkunst, auf der Theaterbühne oder in der Architektur oder der Politik befasst, geht es im 2. Teil im Wesentlichen um das Schachspiel im Film.
Der Leser muss keine Prägung für ein Genre haben, um sich mit dem in einem Kapitel besprochenen Bereich zu identifizieren. Jörg Palitzsch gelingt es, jeweils das Schachspiel so in den Vordergrund zu heben, dass man sich jedem Kapitel unabhängig von Neigung, Interesse und Vorkenntnissen widmen kann.
Bei der Arbeit am Kapitel „Bücher über Bücher" dürfte der Autor besonders von seinen profunden Vorkenntnissen profitiert haben. In diesem geht es um Bücher zum und über das Schachspiel. Allein die Auswahl der zu behandelnden Werke aus geschätzt rund 100.000 Schachbüchern überhaupt muss eine Herausforderung gewesen sein. Es mag dem Autor geholfen haben, dass er als Autor von Rezensionen den Blick auf das Wesentliche von Büchern hat. Genau dies hat er jeweils zu den berücksichtigten Werken herausgestellt.
Fazit: „64 Felder erobern die Welt" ist ein empfehlenswertes Lesebuch, das sich einem bisher vernachlässigten Thema widmet: Das Schachspiel in Kultur und Alltag (wie auch der Untertitel des Werkes lautet). Es ist unterhaltsam und informativ zugleich, geschrieben in einem lockeren Plauderstil).
Ein umfangreiches Werk über die zauberhafte Welt der Endspiele.
100 interessante und lehrreiche Beispiele zu wichtigen Themenbereichen im
Endspiel werden gründlich analysiert und ausführlich kommentiert. Speziell
solche, in denen viele nützliche Faustregeln sowie die nicht selten noch
wichtigeren Ausnahmen davon erläutert und veranschaulicht werden.
Im Abschnitt 'Übung macht den Meister' erhält der Leser die Möglichkeit,
seine bereits vorher gegebenen Kenntnisse sowie das im ersten Teil Hinzugelernte
sogleich anhand von 100 Übungsaufgaben zu überprüfen.
Sodann werden 100 durchweg faszinierende Studien geboten, wobei Wert darauf
gelegt wurde, dass es sich um praxisnahe Stellungen handelt, die durchaus auch
einer gespielten Partie entnommen sein könnten und deren Lösungen klar
nachvollziehbar sind.
An die gebotenen Übungsaufgaben kann man entweder unter turnier- nahen
Bedingungen herangehen, oder man kann das Buch als reines Lehrbuch ansehen und
sich direkt mit den Lösungen beschäftigen, denn selbst bei diesem Herangehen
kann man sein bereits vorhandenes Wissen um viele typische Endspielmotive
bereichern.
Als Leser können Sie sicher sein, dass der Zauber aus dem Reich der
Endspiele auch Sie in seinen Bann ziehen wird und dass Sie die Faszination der
letzten Partiephase genießen werden. 340 Seiten, kartoniert,
Joachim Beyer Verlag
Rezension
von von Christian Hoethe im Juli 2023
Das
neue Buch "Endspielzauber" aus der Feder von Großmeister
Karsten Müller und Fide-Meister Jerzy Konikowski beinhaltet eine
Vielzahl an ebenso lehrreichen wie spannenden Beispiele aus der
wunderbaren Welt der Schachendspiele. Beispiele, die allesamt der
Meisterpraxis entnommen sind!
Besonderen
Wert hat das Autoren-Duo dabei auf Praxisnähe bei der Auswahl des
Materials gelegt, was
mir
zugegebenermaßen besonders gut gefällt. Nicht vieles hat früher
abschreckender auf mich gewirkt als ein Schachbuch mit einer Unmenge
an Studien, die mit der turnierschachlichen Realität so gar nichts
zu tun hatten. Dies ist hier zum Glück nicht im Entferntesten der
Fall!
Das
Buch ist aus dem Beyer-Verlag ist wie gewohnt von guter
Druckqualität, ordentlich gegliedert und enthält eine Vielzahl
typischer Endspielthemen, die sich zugleich hervorragend als
Trainings- und Anschauungsmaterial eignen. Hier sogleich ein
thematischer Ausschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis:
Der
aktive König
Mattangriff
im Endspiel
Pattrettung
Theoretische
Bauernendspiele
Zugzwang
Durchbruch
Königsangriff
Verteidigung
Theoretische
Turmendspiele
Freibauer
Mehrere
Freibauern
Dauerschach
Bodycheck
Abwicklung
Festung
Lehrreiche
Endspiele
Verpasste
Remischancen
Taktische
Tricks
Verschiedenes
Ein
"Übung macht den Meister" betiteltes Kapitel gibt dem
Leser die Möglichkeit, die im ersten Abschnitt erworbenen
Fähigkeiten und Erkenntnisse praktisch anzuwenden. Ich persönlich
mag es, solche Beispiele gern gegen eine Engine auszuspielen, weil
diese auch Wege ausprobiert, die nicht notwendigerweise im Buch
erwähnt sind. Ich bilde mir dann gern ein, dass ich an der Höhe der
Hürde wachse, die mir die Engine auferlegt. Auf jeden Fall vertieft
man sein Verständnis derartiger Beispiele auf diese Weise ganz gut,
finde ich.
Ich
muss gestehen: in diesem neuen Buch hat mir insbesondere die Auswahl
an praxisnahen Studien durch GM Müller und FM Konikowski zugesagt!
Ich kann ohne schlechtes Gewissen zugeben, dass die meisten dieser
Studien absolutes Neuland für mich waren. Und viele haben mich
gerade aufgrund ihres hohen Grades an Ästhetik absolut begeistert
und mir zugleich aufgezeigt, wieviel Schönes oder Zauberhaftes es
noch für mich über das Endspiel zu entdecken gibt!
Zwei
Tipps: schauen Sie sich doch gleich einmal auf Seite 249 das Beispiel
23 von Smyslov an oder Beispiel 56 auf Seite 257 von Grzeban oder
oder oder.... ;-)
Ich
wünsche Ihnen von Herzen viel Spaß beim Entdecken des
"Endspielzaubers"!!!
Man verrät nichts Neues mit der Feststellung, dass die meisten Spieler bei
Weitem lieber angreifen, als sich zu verteidigen. Auch ist es nicht
verwunderlich, dass sich verschiedenste Autoren schon seit mehr als einem
Jahrhundert in etlichen Büchern dem populären Thema 'Angriff' gewidmet haben.
In diesem Buch versucht der Autor nunmehr, die stets wiederkehrenden
Mechanismen des Angriffsspiels so kompakt wie möglich darzustellen, indem er
sich auf eine begrenzte Anzahl wichtiger Motive sowie die Beschreibung typischer
Bausteine der Angriffsstrategie beschränkt. Zur Vertiefung werden zahlreiche
anschauliche und aussagekräftige Faustregeln zu den verschiedenen
Themenbereichen formuliert.
Mit Blick auf die Praxis wird dabei allerdings der Hinweis nicht versäumt,
dass es im Schach nicht darauf ankommt, diese oder jene Regel auswendig zu
kennen, sondern dass es vielmehr von entscheidender Bedeutung ist, seine
Intuition dahingehend zu schulen, möglichst sicher zu erkennen, wann es sich um
einen Regelfall und wann um eine Ausnahme handelt.
Behandelt werden beispielsweise solch unverzichtbare Themen wie:
'Ungleichfarbige Läufer bevorteilen den Angreifer', 'Abtausch von
Angriffspotenzial vermeiden', 'Typische Angriffsstrukturen', 'Angriff auf einem
schwachen Felderkomplex'. Sodann wird in einem eigens einem der größten
Angriffskünstler aller Zeiten gewidmeten Kapitel Michail Tals diesbezügliches
Genie anhand einiger seiner ebenso markanten wie pointierten Zitate dargestellt
– wie beispielsweise „Zentralisiere und opfere!", "Greift der Gegner eine deiner
Figuren an, greife zwei von ihm an!"
Ein Kapitel zum Mattangriff im Endspiel, ein Blick auf einige
eindrucksvolle Angriffssiege des Autors sowie allerlei themenbezogene Aufgaben
zu den einzelnen Kapiteln runden das Ganze ab. Außerdem ermöglichen praktische
QR-Codes das Nachspielen direkt am Smartphone, wenn gerade mal kein Brett zur
Hand ist.
142 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Höthe im Juli 2023
"Angriff
- Faustregeln für die Praxis"
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf Angriff und
Verteidigung.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung als
Angriffsziel ausgemacht (beispielsweise eine ungedeckte Figur oder
eine Bauernschwäche) – und schon kann der Angriff losgehen! Wobei
der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den gegnerischen
König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter dem Einsatz
von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger aus dem Weg
geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes beraubt, ins
Freie getrieben und dort im Idealfall mattgesetzt. Ja, so wünscht
man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider häufig anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner stellt sich
unverzüglich als unkooperativer Spielverderber heraus, indem er die
solide Caro Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine". Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern mit der Aussicht
auf einen etwaigen Königsangriff, bloß um nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ja nur gutgemeinten Angriffsabsichten
mit beneidenswerter Leichtigkeit abprallen lässt und sich den vollen
Punkt angelt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis" zu Hilfe, wobei es
ihm darum geht sicherzustellen, dass Ihre (und natürlich auch meine)
Angriffe zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen, sondern dass
man konkret anhand bestimmter „Faustregeln" erkennen kann, wie
erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Die
Themen befassen sich dabei mit einem bunten Mix des taktischen
Einmaleins wie beispielsweise: „Alle Figuren in den Angriff
einbeziehen", „Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial",
„Die Öffnung von Angriffsrouten", „Typische Angriffsmotive"
oder „Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen".
Dabei
beschäftigt sich Großmeister Müller in jedem dieser Oberthemen
detailliert mit vielfältigen Unterkapiteln und liefert einprägsame
Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die Praxis jedes
Angreifers.
So
befasst sich das Thema „Typische Angriffsstrukturen" mit
typischen Methoden beim Angriff mit dem Isolani, mit dem schwarzen
Königsflügelangriff im klassischen Königsinder, dem
königsindischen Angriff aus weißer Perspektive und der Frage, wie
man dem Winawer-Franzosen (1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Lb4) Blößen
zufügen kann, die einen anschließenden Angriff unwiderstehlich
machen.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farb- bzw. Felderkomplex, die Aufrechterhaltung des
Angriffspotenzials sowie die Kernkompetenz von Karsten Müller: das
Endspiel. Teilweise überraschende Mattangriffe in der Schlussphase
runden das Werk auf instruktive Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle eingefleischten
Angriffsspieler und solche, die es werden wollen!
Rezension
von Uwe Bekemann im Juli 2023
Eine
Faustregel besagt, dass man die Entfernung eines Gewitters in
Kilometern ermitteln kann, indem man ab dem Blitz die Sekunden bis
zum Donner zählt und diese durch 3 teilt. Bei der Prüfung, wann und
wie man im Schach seine Kräfte wie einen Blitz in die gegnerische
Stellung einschlagen lassen kann, so dass der Gegenüber wie vom
Donner gerührt auf das Brett starrt, hilft diese Faustregel
natürlich nicht. Dafür gibt es aber etliche andere, die der Spieler
kennen und anzuwenden wissen sollte.
In
seinem Buch „Karsten Müller – Angriff“, 2023 als Erstauflage
im Joachim Beyer Verlag erschienen, stellt der deutsche Großmeister
etliche „Faustregeln für die Praxis“ vor. Er zeigt dabei auf,
wann sie helfen und wann nicht, und wie auf sie gestützt der
Angreifer vorgehen kann.
In
10 Kapiteln, die Überschriften wie „Möglichst alle Figuren in den
Angriff einbeziehen“, „Der Angreifer vermeidet den Abtausch von
Angriffspotenzial“ oder auch „Angriff mit ungleichfarbigen
Läufern“ tragen, bereitet er den Stoff auf. In einer zumeist
kurzen, ausnahmsweise auch etwas längeren Einleitung führt Müller
den Leser in das jeweilige Thema ein. Es folgen mehrere
veranschaulichende Beispiele aus der Praxis, entweder als
vollständige Partie oder als Fragment aufgenommen. Dem schließen
sich vom Leser zu lösende Aufgaben zum im Kapitel behandelten Stoff
und die Lösungen dazu an.
Natürlich
kann Müller in einem rund 140 Seiten umfassenden Buch nur auf
ausgewählte Faustregeln und die Situationen, in denen sie eventuell
angewendet werden können, eingehen. Hierauf macht er auch
ausdrücklich zum 4. Kapitel („Typische Angriffsmotive“)
aufmerksam. „Allein die Fülle der gängigsten Angriffsmotive
bietet offenbar genug Material für ein eigenständiges Buch“,
führt er aus.
„Karsten
Müller – Angriff“ richtet sich meines Erachtens vor allem an den
Spieler auf Klubniveau, der schon Knowhow zur Theorie der
Angriffsführung aufgebaut hat. Diesem sind die Regeln und
Empfehlungen zum Angriff im Schach grundsätzlich bekannt. Diese
werden ihm mittels Faustregeln in Erinnerung gerufen, verbunden mit
einer Schärfung des Verständnisses und des Auges für die Situation
in der eigenen Partie. Müller verbindet in den Beispielen die
Theorie mit der Praxis und benutzt dabei Faustregeln als Brücke.
Unterhaltsam geschrieben ist das Werk nebenbei auch.
Die
Beispiele sind zumeist der Meisterpraxis entnommen, aber nicht nur.
Auf Seite 69 beispielsweise findet sich ein Auszug eines Duells von
Spielern mit der Kragenweite 1532 bzw. 1828. Das gelungene Handeln
nach einer geeigneten Faustregel setzt keine meisterliche
Spielfertigkeit voraus.
Müller
hat eine bei Chessbase erschienene eigene DVD als Grundlage für sein
Buch genutzt. Dies hat die Chance eröffnet, das Buch mit der DVD
online zu verbinden. Zu den Beispielen im Buch wird jeweils ein
QR-Code angeboten. Über diesen wird der Leser ins Onlineangebot
geleitet, wenn er ihn mit Smartphone oder Tablet einscannt, wo er den
Stoff bequem am virtuellen Brett behandeln kann.
Fazit:
„Karsten Müller – Angriff“ ist ein empfehlenswertes Buch, das
wichtige Faustregeln zur Angriffsführung aufgreift und zur Anwendung
in der Praxis aufbereitet. Es richtet sich besonders an den
Klubspieler, der sich schon ein gewisses theoretisches Rüstzeug zum
Thema aufgebaut hat.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Mai 2023
Es
ist kein großes Geheimnis, dass die meisten Schachspieler lieber
angreifen, als sich zu verteidigen. Das erklärt auch das deutliche
schachliterarische Ungleichgewicht im Hinblick auf die Themen
'Angriff' und 'Verteidigung'.
Angreifen
macht einfach mehr Spaß! Unter Anwendung bestimmter geläufiger
Prinzipien wird eine Schwäche in der gegnerischen Stellung
ausgemacht oder provoziert – und dann angegriffen. Dies kann
beispielsweise eine ungedeckte Figur oder eine Bauernschwäche sein.
Wobei der Spaßfaktor ungleich höher ausfällt, wenn man den
gegnerischen König ins Visier eines Mattangriffs nehmen kann. Unter
dem Einsatz von Bauern- oder gar Figurenopfern werden die Verteidiger
aus dem Weg geräumt, der gegnerische König wird seines Schutzes
beraubt, ins Freie genötigt und dort im Idealfall matt gesetzt. Ja,
so wünscht man es sich nur zu oft!
Die
Realität aber sieht leider allzu oft anders aus: Man schleudert
unternehmungslustig 1.e4 aufs Brett und der Gegner mutiert innerhalb
von wenigen Minuten zum größten aller Spielverderber, indem er die
solide Caro-Kann Verteidigung wählt. Um sich im Dschungel der
strategischen Langeweile nicht frühzeitig zu verirren, entsinnt man
sich eines Spruches des Angriffs-Genies Mischa Tal: „Es gibt zwei
Arten von Opfern – korrekte und meine“. Also opfert man für
nebulöse Kompensation einen oder gleich zwei Bauern in der Hoffnung
auf etwaigen Königsangriff, um allerdings nach wenigen Zügen
festzustellen, dass Schwarz die ganzen schönen Angriffsabsichten mit
beneidenswerter Leichtigkeit zunichtemacht und den vollen Punkt
einsackt. Ernüchternd, aber doch sehr vertraut, oder?
Nun
eilt der Hamburger Großmeister Karsten Müller mit seinem neuen Buch
„Angriff – Faustregeln für die Praxis“ zur Hilfe. Damit die
Angriffe seiner Leser zukünftig eben nicht mehr im Sande verlaufen,
sondern sie anhand bestimmter „Faustregeln“ ganz konkret erkennen
können, wie erfolgversprechend die Angriffsabsichten wirklich sind.
Dabei
befassen sich die Themen mit einer bunten Mischung aus dem taktischen
Einmaleins – wie z.B. „Alle Figuren in den Angriff einbeziehen“,
„Der Angreifer tauscht kein Angriffspotenzial“, „Die Öffnung
von Angriffsrouten“, „Typische Angriffsmotive“ oder
„Ungleichfarbige Läufer, die den Angreifer begünstigen“.
Im
Rahmen dieser Oberthemen beschäftigt sich Großmeister Müller in
vielfältigen Unterkapiteln mit allerlei Details, liefert jeweils
einprägsame Beispiele und eben auch konkrete Faustregeln für die
Praxis des Angriffsspielers.
So
befasst er sich beispielsweise beim Thema „Typische
Angriffsstrukturen“ mit charakteristischen Methoden beim Angriff in
Isolani-Stellungen, mit dem schwarzen Königsflügelangriff im
klassischen Königsinder, dem königsindischen Angriff aus weißer
Perspektive und der Frage, wie man dem Winawer-Franzosen Schwächen
zufügen kann, die einem anschließenden Angriff nicht mehr
standhalten.
Weitere
für mich besonders spannende Kapitel behandeln das Angriffsspiel auf
einem Farbkomplex, die Erhaltung des Angriffspotenzials sowie die
Kernkompetenz von Karsten Müller: das Endspiel. So runden häufig
überraschende Mattangriffe im Endspiel das Werk auf instruktive
Weise ab.
Fazit:
Hier findet sich jede Menge Inspiration für alle Angriffsspieler –
und zwar auch für die zukünftigen!
Ein Hauptproblem jedes 1.e4–Spielers ist das grundsolide 1...e5. Dagegen gilt Spanisch als Hauptantwort, aber ein Nachteil ist, dass Schwarz viele verschiedene Konzepte zur Verfügung stehen, was zu einem großen Theorieberg führt, der ständig weiter wächst.Die Autoren Karsten Müller und Georgios Souleidis schlagen mit der Italienischen Eröffnung mit c3 und d3 einen alternativen Weg ein, der eine ähnlich Grundstrategie verfolgt, aber weniger Gegenoptionen zulässt und daher bei vielen Clubspielern sehr beliebt ist. Das ist allerdings keine Überraschung, denn es handelt sich um eine sehr natürliche Eröffnung mit viel Tradition. Weiß entwickelt auf sehr natürliche Weise seine Figuren, bringt schnell seinen König in Sicherheit und kämpft von Beginn an um das Zentrum. Das sind die basalen Regeln fast jeder Eröffnung und das sind die Regeln, die Schachtrainer ihren Schützlingen beibringen sollten. Doch die weiße Strategie ist sogar so nachhaltig, dass immer mehr starke Spieler zu ihr greifen. Selbst Weltmeister Magnus Carlsen hat sie in sein Repertoire aufgenommen.Neben dem theoretischen Teil, der ein weißes Komplettrepertoire nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 bietet, haben die Autoren noch viele lehrreiche Musterpartien analysiert, taktische und strategische Aufgaben eingebaut, typische Endspiele unter die Lupe genommen und explizite Antworten auf die Vorschläge in aktuellen Schwarzrepertoirebüchern ausgearbeitet. AutorenGroßmeister Dr. Karsten Müller wurde 1970 in Hamburg geboren. Er studierte Mathematik und promovierte 2002. Seit 1988 spielt Karsten Müller für den Hamburger SK in der Bundesliga und errang den Großmeister-Titel 1998. Der weltweit anerkannte Endspiel-Experte wurde 2007 als „Trainer des Jahres“ vom Deutschen Schachbund ausgezeichnet. Georgios Souleidis (1972) ist ein Internationaler Meister aus Hamburg, der als Schachtrainer und Autor arbeitet und schon lange erfolgreich Italienisch spielt.
280 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2019
Die Stellung auf dem Buch-Cover „Italienisch mit c3 und d3“ zeigt auf einen Blick, worum es geht. Nach 1. e2-e4 e7-e5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 und 3. Lf1-c4 ist die Startstellung erreicht, wobei die Italienische Partie durch den Zug Lf8-c5 vervollständigt wird. Von dieser Stellung aus, so die Autoren, Großmeister Karsten Müller und Internationaler Meister Georgios Souleidis, wird alles weitere entwickelt – im Mittelpunkt stehen die weißen Folgezüge c3 und d3.
„Solide und giftig“ heißt es im Untertitel des Buches. Solide, weil immer mehr Spieler erkannt hätten, dass sie mit Weiß eine Eröffnung finden müssen, wo die Pläne einfach und trotzdem harmonisch sind, schreibt der 25-jährige Schachgroßmeister Anish Giri im Vorwort. Giftig, weil der weiße Läufer anstatt 3. c4 auf b5 zwar direkt mehr Druck ausübt, Schwarz in dieser Eröffnungsphase aber deutlich mehr Auswahl hat, so die Autoren. Die Italienische Partie mit c3 und d3, um später d4 folgen zu lassen, bewahre dagegen für Weiß die Initiative und sei für Schwarz nicht einfach zu handhaben.
Über c3 und d3 gibt es unterschiedliche Auffassungen. Während Paul Keres, einer der stärksten Spieler des 20. Jahrhunderts, d2-d3 als ruhigste Forstsetzung (giuoco pianissimo) bezeichnete, die Schwarz vor die wenigsten Problem stellt, sah Schachtheoretiker Siegbert Tarrasch c2-c3 als starke Drohung für das Zentrum. Ein Sieg-Garant ist c3 und d3 nicht, wie die Partie zwischen dem damals amtierenden Weltmeister Garri Kasparow und dem französischen Schachgroßmeister Joël Lautier 1994 beim Turnier von Linares zeigt. Kasparow (Weiß) verlor die Partie in 29 Zügen und hatte 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 Sb8–c6 3. Lf1–c4 Lf8–c5 4. c2–c3 Sg8–f6 5. d2–d3 gespielt.
Gleichwohl eine Ausnahme, weil sich die Grundzüge der Italienischen Partie seit den späten 1970er Jahren rapide entwickelt haben, so die Autoren. Das Buch bietet dann auch zahlreiche Nebenvariante, Alternativen, Springertransfers sowie strategische Aufgaben und Taktikaufgaben an, die sich aus c3 und d3 ergeben.
Fazit: Von wegen giuoco pianissimo. Italienisch mit c3 und d3 kann sich zu einem scharfen Schwert entwickeln, weil es Schwarz von Beginn an weniger Gegenoptionen zulässt. Das Buch zeigt die Wege dahin.
Rezension von Heinz Däubler im September 2017
Hochaktuell
Italienisch mit c3 und d3
Eine beachtliche Renaissance erlebt die Italienische Eröffnung in der jüngsten Großmeisterpraxis. So bekommt das vor kurzem im Joachim-Beyer-Verlag erschienene hochaktuelle Eröffnungsbuch Karsten Müller/Georgios Souleidis „Italienisch mit c3 und d3 – solide und giftig!“ eine besondere Bedeutung, nicht nur deshalb, weil Weltmeister Magnus Carlsen diese Eröffnung in sein Repertoire aufgenommen hat.
Die Autoren – GM Karsten Müller, der bereits mit einer ganzen Reihe erstklassiger Schachbücher in Erscheinung getreten ist und IM Georgios Souleidis, Schachtrainer, Autor und schon lange erfolgreich Italienisch spielend – bieten ein weißes Komplett-Repertoire für die Eröffnungszüge 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 an, wobei sie die Variante 3…Sf6 4.Sg5 des Zweispringerspiels ausklammern. Ausgehend von der Stammvariante 3…Lc5 4.c3 Sf6 5.d3 d6 6.0-0 0-0 7.Sbd2 a6 8.Lb3 La7 9.h3 h6 10.Te1 Te8 11.Sf1 Le6 12.Sg3 Dd7 13.Lc2 d5 werden Zug für Zug Abweichungen unter die Lupe genommen. So werden in Kapitel 1 und 2 Nebenvarianten im 3. und 4. Zug untersucht. Kapitel 3 befasst sich mit dem Zweispringerspiel ohne 4.Sg5. Frühes …d5 wird in Kapitel 4 behandelt. Kapitel 5 hat die Alternativen …Lg4, …f5 und …a5 zum Gegenstand. Der Springerentwicklung nach g6 und h5 gehen Kapitel 6 und 7 nach. Größeren Raum nimmt …Le6 in Kapitel 8 ein. Kapitel 9 zeigt weiße Alternativen wie 2.Lc4, verzögerte Rochade und frühes a4 auf. In Kapitel 10 gehen die Autoren kurz auf das Schwarz-Repertoire verschiedener Autoren ein. 26 strategische Partien und 59 strategische und taktische Aufgaben und deren Lösung beschließen das hochinteressante Werk, zu dessen besserer Übersichtlichkeit aber Gliederungshinweise in den Kopfzeilen nützlich gewesen wären. Kritikpunkt: Strategische Partien und Aufgaben zeigen fast ausschließlich Weißsiege, obwohl Datenbanken eine weiße Italienisch-Erfolgsquote von nur etwa 60 Prozent zeigen.
Fazit: Ein „Must-have“ für den ambitionierten Klubspieler.
Schach spielend lernen? Kein Problem! Denn: Schach macht Spaß! Für Kinder jedenfalls ist dieses bezaubernde Buch genau der richtige Wegweiser auf einer spannenden Entdeckungsreise in die Zauberwelt des Königlichen Spiels. Es werden nicht nur die Spielregeln anschaulich erklärt oder die Geheimnisse einer aufgeschriebenen Partie enträtselt, auch im schachtaktischen Teil mit seinen 120 Übungsaufgaben wird es richtig spannend! Dieser Kinder-Ratgeber hält, was er verspricht: zu lernen, schnell matt zu setzen und schwungvoll zu kombinieren, und das immer mit dem dafür nun mal unverzichtbaren Spaß.
163 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im August 2020
Eine direkt Ansprache, Anlehnungen an Comics und eine unkomplizierte Heranführung an die vielen Facetten des Schachspiels zeichnet das Buch „Schach macht Spaß!“ von Bodo Starck aus. Es ist eine bunte Entdeckungsreise durch die zauberhafte Welt des königlichen Spiels, in dem zunächst die Spielregeln anschaulich erklärt werden, gestaltet wurde das Buch von Christian Ewald. Dabei sind auf den Diagrammen einzelne Felder farbig unterlegt, es gibt Pfeile, die die Richtung vorgeben, wobei kleine Tests und Übungen nicht fehlen dürfen. Im schachtaktischen Teil, dem Schwerpunkt des Buches, stehen dann über 100 Übungsaufgaben, die ein einfaches Ziel haben. Sie sollen Kinder in die Lage versetzen, schwungvoll zu kombinieren und schnell matt zu setzen – es zählt durchaus auch das (nötige) Erfolgserlebnis. Und die Übungen sind so vielfältig, wie das Spiel selbst. Es werden nicht nur verschiedene Mattsituationen eingeübt, sondern zum Beispiel auch erklärt was eine Springergabel ist, welche Nachteile gefesselte Figuren haben, was es mit der Figurenlenkung auf sich hat und was Abzugsschach und Doppelschach ist. Alle Lösungen der Aufgaben gibt es am Ende des Buches, dem sich eine kleines Schach-ABC anschließt, bei dem auch ein erfahrener Spieler noch einiges Neues erfahren kann. Ein Schachbuch, das den Anspruch voll erfüllt, kindgerecht und gleichzeitig lehrreich zu sein.
Fazit: Schachbücher für Kinder müssen nicht kindisch sein, sie können auch ein Gewinn für erfahrene Spieler sein. Denn nur wer schon früh beständig übt, kann ein Meister werden.
Rezension von Gerald Berghöfer ",Schach macht Spaß!", dient Kindern, die Schach spielen lernen wollen oder es schon ein wenig können. Im ersten Kapitel werden die Spielregeln und die Notation erläutert: Die Schachsteine und deren Aufstellung, wie die Figuren und Bauern ziehen, die Rochade und andere Ausnahmeregeln, Notation und der Wert der Figuren. Die Kinder lernen selbsttätig die Regeln und danach geht es flott ans Mattsetzen und Kombinieren. Den Schwerpunkt bilden die Kapitel zwei, mit Mattbildern und Opfern, die zu Matt führen, und drei, mit weiteren Kombinationsmotiven. Insgesamt dienen 120 Schachrätsel der Übung, wobei Hinweise an die Eltern gegeben werden, wie sie bei Rätsel, welche dem Kind zu schwierig sind, am besten mit erweiternden Tipps helfen können, um das Kind an die Lösung heranzuführen. Die Mattbilder sind sowohl aus dem Mittelspiel, als auch aus dem Endspiel genommen und bei zuvor bereits geübten Motiven können sogar Rätsel mit Matt in drei Zügen angegangen werden. Dazwischen lernen die Kinder das Schachbrett richtig kennen und im vierten Kapitel sind die Lösungen, sowie ein ",Schach-ABC", mit häufig vorkommenden Ausdrücken im Schach. Äusserst positiv fällt das großzügig gestaltete Layout auf - diese Klarheit bringt Überblick. Dazu kommt noch, dass die von Christian Ewald gestalteten Grafiken einen auflockernden Blickfang darstellen, und dies ist für Kinder ein besonders motivierender Einstieg zu den weiteren Erklärungen. Fazit: Die übersichtliche und verzierende Aufbereitung in Verbindung mit dem Schwerpunkt der Opferkombinationen macht Kindern tatsächlich Spaß und ist somit ein empfehlenswertes Einstiegsbuch in ein sinnvolles Hobby. Neben dem Regelwerk wird auch das Mattsetzen in vielfältiger Weise geübt - sowohl im Mittelspiel, als auch im Endspiel. Die Optik ist bei diesem Buch sehr großzügig, alles sehr übersichtlich
Die
Italienische Eröffnung ist eine der ältesten Eröffnungen der Schachgeschichte,
die bereits im 15ten Jahrhundert erwähnt wurde, aber auch heute noch selbst auf
höchster Ebene ein oft gesehener Gast ist, wie zuletzt beim WM-Kampf 2021
zwischen Magnus Carlsen und Jan Nepomnjaschtschi.
Zwar hat der
Herausforderer diese Partie verloren, aber allein die Anwendung der
Italienischen Eröffnung zeigt, dass diese auch auf aller- höchstem Niveau eine
ernstzunehmende Waffe ist.
Die
Italienische Eröffnung wird von vielen Weißspielern gewählt, um eine
gehaltvolle Partie zu bekommen. Die Stellungen sind oft weniger konkret und
taktisch als in anderen Eröffnungen, und da sie auch weniger weit ausanalysiert
sind, bietet das moderne Italienisch eine gute Mischung aus unerforschten
Gebieten und positionellem Verständnis.
Mit diesem
Buch verfolgt der Autor das Ziel, Spielern mittlerer Spielstärke die modernen
Ideen der Italienischen Eröffnung zu veranschaulichen.
Dabei werden
solche Stellungen behandelt, die auf dem „langsamen" Plan von Weiß
beruhen, wenn er also einen ruhigen und von positionellen Ideen geprägten
Ansatz wählt.
Es wird nicht
etwa versucht, dem Leser ein vollständiges Repertoire zu bieten, sondern
vielmehr, ihm die Ideen der entstehenden Mittelspielstellungen zu erläutern.
Das Material
umfasst vor allem die Systeme 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 4.d3 Lc5 5.c3 h6
6.0–0 d6 7.Te1 a6 8.a4 La7 9.Sbd2 0–0 10.h3 und 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6
4.d3 Lc5 5.c3 d6 6.0–0 0–0 7.h3 h6 8.Te1 a5, von denen besonders letzteres in
der aktuellen Praxis enorm an Popularität gewonnen hat.
123 Seiten,
kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Christian Hoethe im September 2022
Das neue Buch
„Italienische Eröffnung für Weiß - Planfindung und strategisches Verständnis“
hinterlässt auf den ersten Blick einen recht indifferenten Eindruck.
Zuerst einmal
erfährt man in der Einleitung leider nichts über den Autor und seinen
schachlichen Werdegang, was immer schade ist.
Ein Vorwort,
das den Autor persönlich greifbarer macht, tut eigentlich jedem Buch gut.
Das
Eingangs-Zitat von Bernd Laubsch zu Italienisch-Strukturen mit d3 ist meiner
Ansicht nach unglücklich verallgemeinernd und umgangssprachlich gewählt.
Welche Struktur
ist schon wirklich leicht zu spielen?
Isolierte
Damenbauern, hängende oder rückständige Bauern sehen auch unscheinbar aus, sind
es aber keinesfalls.
Auch seine
Aussage „Vereinsspieler wissen nicht, was sie tun“ erscheint fragwürdig. – Ich
kenne Vereinsspieler mit IM- oder sogar GM-Titel, die sehr wohl wissen, was sie
tun.
Die Frage,
warum ausgerechnet Bernd Laubsch zitiert wird, bleibt genauso unbeantwortet wie
diejenige, wer das eigentlich ist und warum er sich zu schachlichen Belangen
äußert. Nun, ich selbst habe dreimal gegen FM Laubsch gespielt und daher sagt
mir sein Name natürlich etwas, aber das geht sicher nicht vielen Lesern seines
Zitats so und sollte daher erklärt werden.
Obwohl es im
Klappentext des Buches heißt, es richte sich an Spieler mittlerer Spielstärke,
werden inhaltlich jedoch nur zwei spezifische Italienisch-Varianten
thematisiert, die meiner Erfahrung nach so gut wie nie bei Spielern mittlerer
Spielstärke aufs Brett kommen: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3
h6 6. 0-0 d6 7. Te1 a6 8. a4 La7 9. Sbd2 0-0 10. h3 und 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3.
Lc4 Sf6 4. d3 Lc5 5. c3 d6 6. 0-0 0-0 7. h3 h6 8. Te1 a5
Mir stellt sich
die Frage, warum sich der Autor auf die genannten Varianten beschränkt und
nicht lieber ein reines Mittelspielbuch zu Italienisch-Strukturen mit c3 und d3
herausgebracht hat.
Meiner Meinung
nach hätte das durchaus Sinn ergeben.
Letztlich ist
Justus Bargsten ungeachtet der obigen Kritikpunkte tatsächlich ein ziemlich
gutes Mittelspielbuch zu Italienisch gelungen. Die Beschreibung der
unterschiedlichen Pläne ist didaktisch gut gemeistert, die Partiekommentierung
ist wunderbar ausführlich und geizt nicht mit guten Erklärungen und
Zusammenfassungen. Auch wird man nicht etwa von alternativen Varianten
erschlagen.
Am Ende jedes
Kapitels gibt es zudem jeweils ein Fazit, in dem das zuvor Thematisierte
prägnant resümiert wird.
Justus Bargsten
hat recht gut gezeigt, welches Potenzial als Autor in ihm steckt.
Rezension
von Jörg Palitzsch im August 2022
Eine der
ältesten und beliebtesten Eröffnungen, die es im Schach gibt, ist die
„Italienische Eröffnung“, benannt nach dem Herkunftsland des Schachmeisters
Gioachino Greco, dem bedeutendsten Schachspieler und -theoretiker des 17.
Jahrhunderts.
Sie beginnt mit
den Zügen 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4.
Die Eröffnung
wird von vielen Spielern mit den weißen Figuren gespielt, um im weiteren
Verlauf eine gehaltvolle Partie zu erreichen.
Autor Justus
Bargsten (Jahrgang 2001) richtet sein Buch „Italienische Eröffnung für Weiß“ an
Spieler mit einer DWZ von 1800 bis 2000, er selbst hat ein Rating von über
2100.
Behandelt
werden Stellungen, die auf einem „langsamen“ Plan von Weiß beruhen und sich
nicht an einem der vielen Gambits wie etwa dem Evans-Gambit nach 3… Lc5 4. b4
versuchen.
Gewählt wurden
ein von positionellen Ideen geprägter Ansatz, auch soll nicht versucht werden,
dem Leser ein vollständiges Repertoire an die Hand zu geben. Er soll vielmehr
in die entstehenden Mittelspielstellungen geführt werden.
Dabei ist die
einfache und klare Figurenentwicklung von Italienisch eine gut brauchbare
Eröffnung für Einsteiger.
An diesem Punkt
setzt Justus Bargsten an, er bietet Pläne an, etwa, wenn der schwarze Bauer auf
a6 und der Läufer früh auf e6 gezogen wird. Um das strategische Verständnis zu
schärfen, sind entsprechende Partien und Aufgaben aufgeführt.
Hilfreich ist
immer ein Fazit des Autors, das sich jeder Partie anschließt.
Dabei werden im
Prinzip drei Schwerpunktthemen abgebildet: Das Spiel am Damenflügel, das Spiel
im Zentrum und das Spiel am Königsflügel. Anhand der schwarzen Systeme legt der
Autor fest, unter welchen Bedingungen Weiß sein Spiel in die eine oder andere Richtung
lenken kann. Dies ist ein echter Mehrwert. Nicht nur für Spieler, die die
Italienische Eröffnung bevorzugen, sondern auch für Spieler, die diese
Eröffnung in ihr Repertoire aufnehmen wollen.
Justus Bargsten
hat sich in seinem Buch in ein Eröffnung-Thema vertieft, ohne es zu überladen.
Er zeigt, wie kleine Veränderungen sehr schnell zu Veränderungen eines ganzen
Stellungsbildes führen können und bietet zum Gegensteuern Lösungen an. Und bei
allem zeigt er, dass die Italienische Eröffnung eine ernstzunehmende Waffe ist.
Es bleibt abzuwarten, wie er das nächste Schachthema angeht.
Sie wollen Heranwachsende im Schach trainieren?
Sie interessieren sich für die Aufgaben und Herausforderungen eines Trainers?
Dieses Buch beschreibt grundlegende Probleme im Jugendtraining und präsentiert zahlreiche Lösungsansätze.
Sie erhalten einen Überblick über die
• Grundlagen der Didaktik
• Vorschriften zur Aufsichtspflicht
• Hilfestellungen zu den Themen Durchsetzungsvermögen, Fördermöglichkeiten, Rekrutierung, Organisation und Kommunikation.
Darüber hinaus erfahren Sie viel darüber, wie man gute Jugendturniere organisiert.
108 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Januar 2018
Autor Elmar Braig schreibt auf einer eigenen Homepage kurze Kommentare zum Zeitgeschehen sowie über Schach und hat 2015 ein Buch über die „Geschichte des Schachs in Ulm und Neu-Ulm“ veröffentlicht. Beim Ulmer Schachclub Weiße Dame ist Braig Jugendleiter und Mitglied im Vorstand. Er ist somit mit der Jugendarbeit und den Anforderungen an einen Trainer in einem Schachverein bestens vertraut. Sein jetzt im Joachim Beyer Verlag erschienenes Buch „Der gute Trainer“ ist eine professionelle Hilfestellung für Trainer, die Kinder und Jungendliche in ihren Fähigkeiten am Schachbrett voranbringen möchten.
Schon in der Einführung weist der Autor auf die positiven Eigenschaften des Schachspiels hin, die ein Trainer vermitteln sollte und von denen jüngere Spieler profitieren können. Darunter die Verbindung zur Mathematik, die im Spiel erforderliche Kreativität, das Durchhaltevermögen und das Erkennen der eigenen Grenzen – letztendlich muss man auch mit Haltung verlieren können.
Ein ehrgeiziger Trainer, der unter Erfolgsdruck steht, vermittelt all dies nicht. Ein guter Trainer, so Braig, gibt seinen jungen Spielern Freiräume und schont sie, wenn sie, etwa durch eine hohe Beanspruchung in der Schule, mit Spieleinsätzen überfordert sind. Braig kommt jedoch auf keiner Seite seines Buches schulmeisterlich daher. Er entwirft auch keinen idealen Trainertyp, den es nur geben würde, würde er alle guten Ratschläge des Buches berücksichtigen.
Im Spielbetrieb eines Schachclubs kommt dem Training der jungen Nachwuchskräfte eine besondere Bedeutung zu. Und der Autor fordert in seinem Buch nichts anderes, als sich dieser Verantwortung bewusst zu sein. Er geht auf die Einstellung eines Trainers ein, zeichnet Probleme auf, wie etwa Diskussionen über den Führungsstil, bietet kurze Gesetzestexte, zum Beispiel zur Aufsichtspflicht, und vergisst bei allem nicht, auch die Rolle des Elternhauses des jungen Spieler auszuleuchten.
Fazit: Ein guter Trainer ist nicht unbedingt ein erfolgreicher Trainer. Elmar Braig beschreibt einen Trainer, der auch Seelsorger ist, sich ganz der Sache verschreibt und nicht auf Dank aus ist. Sein Buch ist auch mehr als nur eine Anleitung. Jugendtrainern werden neue Einsichten vermittelt und damit in ihrer Arbeit bestärkt.
Wir springen zurück ins Jahr 1987. Ein Satz, der sein Leben verändert. Lukas Schlossnickel flieht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus der Deutschen Demokratischen Republik. Zum Verschnaufen bleibt keine Zeit, denn die Ereignisse überschlagen sich. Er erhält ein Angebot für einen Neuanfang in Afrika.
Es scheint die ideale Chance, seine tragische Familiengeschichte abzuschütteln
So überhastet, wie er zustimmt, ist er auch vor Ort.
Schnell taucht er ein in eine für ihn ganz neue Lebensrealität. Die neue Heimat fühlt sich an wie das Paradies auf Erden. Eine Wasseraufbereitungsanlage könnte die Zukunft des gesamten Ortes Golden Bay verändern. Für einen Moment glaubt Lukas, er habe den Fluch der Vergangenheit abgelegt. Doch er täuscht sich...
Ein facettenreicher Thriller um Liebe, Macht und Gold.
Der Autor Patrick Karcher erlebte den Fall der Berliner Mauer als Kind. Mit einem Gefühl der Nostalgie blickt er zurück auf die schmuckvoll gestalteten, hölzernen Nussknackerfiguren und Räuchermännchen, die die Verwandten aus dem Osten zu jedem Weihnachtsfest über die Grenze schickten. Er ist im Schwarzwald aufgewachsen und hat Erfahrungen als Projektleiter bei der Umsetzung internationaler Vorhaben gesammelt. Seine Neugierde an fremden Kulturen brachte ihn erst ins Land des Feuers und Eises – nach Island – und danach als Entwicklungshelfer nach Ghana in die Nähe des Äquators. Der Startpunkt für seinen Debütroman.
233 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Schach gilt nach wie vor als der führende Klassiker unter den strategischen Brettspielen und seine Popularität scheint weltweit ungebrochen. In jüngerer Zeit mag zwar die rasante Entwicklung der modernen Computertechnik und deren zweischneidige Auswirkungen auf alle Facetten des Schachspiels kontrovers diskutiert werden. Aber aus den Anwendungen von Schachsoftware und -datenbanken sowie aus den Angeboten des Internets haben sich auch zahlreiche neue Wege schachlicher Betätigung und Unterhaltung ergeben: Erwähnt sei nur das jederzeit mögliche online-Spiel über einen Schachserver oder die Live-Übertragung von hochkarätigen Turnieren mit parallelen Computeranalysen. Verlockende Möglichkeiten, die ein bei vielen latent vorhandenes Interesse am Schach wecken und verstärken könnten. Man darf vermuten, bei einer steigenden Zahl von zwar dem Schach zugeneigten aber des Spiels weitgehend unkundigen Menschen besteht das Bedürfnis, dieses faszinierende Kampfspiel näher kennen zu lernen, seine Regeln und Gesetze zu beherrschen, ein Verständnis für die wesentlichen Aspekte der Spielführung zu gewinnen. Doch oft scheuen sie den ersten Schritt in dem Glauben, dass das Schach ein allzu anspruchsvolles Spiel von hoher Schwierigkeit ist, einer elitären Gruppe von Intellektuellen vorbehalten, das zudem einen ungeheuren zeitlichen Aufwand erfordert. Das vorliegende Buch will dieser weit verbreiteten und abschreckenden Fehleinschätzung entgegenwirken und zeigen, dass zumindest die wesentlichen Grundzüge des Spiels leicht und schnell erlernbar sind. Flüssig im Stil und verständlich in der Form soll es eine Anleitung sein für alle, die sich eine gesunde Grundlage verschaffen wollen und eine solide Spielführung in den verschiedenen Phasen der Partie anstreben. Diesem Zweck dient das sorgfältige ausgesuchte und mit zuverlässigen Erläuterungen versehene Anschauungsmaterial, das auch zahlreiche Partiebeispiele einbezieht. Brinckmanns klassisches Lehrbuch (erstmals erschienen 1936), das nun in der 10. Auflage angeboten wird, kann dem Einsteiger empfohlen werden als ein überschaubarer und trotzdem fundierter Leitfaden zum Erlernen des Schachspiels. Eine Lesehilfe am Leseband korrigiert so manche Sehschwäche.
228 Seiten, gebunden, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Februar 2019
Schach ist ein Spiel für jedes Alter. Wenn man allerdings Meisterspieler werden will, sollte man in früher Jugend anfangen. Entdeckt man die Liebe zu diesem Spiel als Erwachsener, gilt es nach dem Erlernen der Regeln, die Feinheiten herauszuarbeiten. Hat man das Glück, das Schachspiel noch als Senior kennenzulernen, bedarf es großer Willenskraft und Ausdauer, sich grundlegendes Wissen anzueignen. Das „Lehrbuch des Schachspiels“ von Alfred Brinkmann erschien erstmals 1936. Kritiker warfen dem 1967 verstorbenen Autor, der am Aufbau des Deutschen Schachbundes mitwirkte, eine sprachliche Nähe zum nationalsozialistischen Gedankengut vor, von dem er sich auch nach Kriegsende nicht deutlich genug distanziert habe.
Bearbeitet und zeitgemäß ergänzt wurde das Buch, von dem inzwischen die 10. Auflage erschienen ist, von Jerzy Konikowski. Der FIDE-Meister, Schachtrainer und Autor polnischer Herkunft hat über 100 Schachbücher geschrieben, die in mehreren Ländern veröffentlicht wurden. Völlig überarbeitet hat er die Eröffnungslehre und mit neuen Partien aus der modernen Turnierpraxis ergänzt. Mittelspiele und Endspiele wurden ebenfalls überarbeitet und durch Beispiele erweitert.
Die Auswahl der 120 Partien für das „Lehrbuch des Schachspiels“ reicht von 1921 bis 1997, das Buch selbst zählt Konikowski zu den besten Grundlagenwerken. Tatsächlich wird kaum etwas ausgelassen, jedes Kapitel wird dem erwachsenen Spieler als auch dem Senior gerecht, vor allem wenn er Anfänger ist. Nach einer allgemeinen Einführung werden Offene und Halboffene, Geschlossene und Halbgeschlossene Spiele erläutert. Nach den Partien zum Thema Mittelspiel wird auch das Endspiel mit vielen Beispielen ausführlich kommentiert. Besonders lehrreich sind die einzelnen Abspielvarianten, die eine intensive Beschäftigung mit den einzelnen Spielverläufen ermöglichen.
Die beigelegte Lesehilfe, kunstvoll in das Lesebändchen verbandelt, kann man leichtfertig als Gimmick abtun. Wer allerdings mit dem eigenen Augenlicht erfährt, wie schnell die Sehkraft ab einem gewissen Alter nachlassen kann, greift beim Studium der Partien gern zu dieser Lupe.
Fazit: Das „Lehrbuch des Schachspiels“ ist eine Mischung aus altbewährtem und aktuellem Material, das für Einsteiger gedacht ist, die sich weiterentwickeln wollen.
Der Schach-TrainingsRoman
Eine turbulente Saison im Leben der jungen Spieler der U20-Mannschaft der SVgg. Grünthal –
Nach diesem Jahr wird nichts und niemand mehr wie früher sein!
12-18 Jahre sind sie alt, die Spieler der Jugendmannschaft der SVgg. Grünthal. Erfolgsverwöhnt, mit hohen Erwartungen und Ansprüchen. Aber das Leben hält nicht nur Rosinen bereit, sondern auch eine ganze Menge Probleme!
Phil, hochintelligent, mit enormem Wissen, manchmal ein wenig arrogant, hat Kummer mit seinen Eltern.
Emanuel ("Manü"), das kleine Wunderkind, hat Probleme mit und wegen seiner überbehütenden Mutti – er weiß es bloß noch nicht.
Michael ("Milky Way") hat Liebeskummer.
Oliver, der Wissenschaftsfreak, hat Kommunikationsprobleme – es ist nicht leicht, mit anderen ins Gespräch zu kommen, wenn man nuschelt, abgehackt, leise und in Rätseln spricht!
Dicky führt einen heroischen Kampf um die 110kg Grenze, den er täglich kauend und schmatzend verliert. Und gegen den Spott der anderen, die ihn alternativ zu "Dicky" auch "Schwabbel" nennen.
Carl-Friedrich, genannt CF, verwöhntes Einzelkind, hat alles, was man – wie er glaubt – zum Schach spielen braucht: Den schnellsten und besten Computer, die neueste Software, die größte und aktuellste Datenbank. Und das beste und modernste Handy mit einem tollen Klingelton, was sich noch als besonderes Problem erweisen wird. Was ihm noch nicht aufgegangen ist: Das nützt dir alles nichts in der Partie, denn da bist du auf dich allein gestellt und ob dein Vater reich ist oder bettelarm, ob dein Computer super ist oder du gar keinen hast, spielt keine Rolle.
DU musst den nächsten Zug finden – und es sollte bitteschön der richtige sein!
Bleibt noch Wolfgang, der Neue. Dem geht erst mal alles schief und er hat nur Probleme. Am meisten jedoch mit seinem Selbstvertrauen – und das, obwohl er gar keins hat!?
So hat jeder schon genug mit sich selbst genug zu tun, aber dazu kommt auch noch, dass die Saison sehr schlecht läuft und die Qualifikation zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft in weite Ferne zu rücken scheint. Das kann der cholerische Trainer natürlich nicht auf sich sitzen lassen – noch ein Problem mehr für die Jungs!
160 Seiten, kartoniert, Schachverlag Ullrich 2007
Rezension von Stefan Liebig im März 2020 (Schach-Magazin 64 - Ausgabe März 2020)
Wolfgang ist der neue in der erfolgsverwöhnten Jugendmannschaft der Svgg. Grünthal. Sein Problem ist nicht seine Spielstärke, sondern das Selbstvertrauen. Dies verhindert auch eine schnelle Integration in den neuen Club. Mit Ausdauer, Trotz und dem guten Draht zu einem Teamkollegen beißt sich Wolfgang schließlich durch und lernt, sich zu behaupten. Heinz Brunthaler, Autor mehrerer Schachtrainingsbücher, legt mit „Der Schach-Trainings Roman“ seinen ersten Schachroman vor. Er wagt einen Mix aus Handlung und den zugehörigen Partieausschnitten aus den beschriebenen Jugendkämpfen mit entsprechenden Erklärungen sowie klassischen Schachstudien und Ausschnitten aus Meisterpartien.
Mit eingängiger Sprache zieht er den Leser ins Geschehen hinein und schafft es, ein gelungenes Gesamtwerk zu erschaffen. Schachliche Probleme sind ebenso nachvollziehbar, wie die vielen Schwierigkeiten auf die der junge Schachspieler in seiner neuen Umgebung stößt. Insbesondere das Mitfiebern mit patzenden Mitspielern schildert der Autor absolut wahrheitsgetreu. Einziges Manko des Buches ist, dass nicht nur der Titel durch seine seltsame Schreibweise irritiert, sondern auch der Satz des Textes erstaunliche Unregelmäßigkeiten aufweist und so den Lesespaß mindert. Ambitionierten Jugendspielern kann das Buch aber auf jeden Fall empfohlen werden – es ist ebenso spannend wie lehrreich und macht durchaus Appetit auf mehr.
Rezension:
Das TeamDer Schach-Trainings RomanHeinz Brunthaler, bekannt für zahlreiche Schachtrainingsbücher, legt mit vorliegendem Buch seinen ersten Schachroman vor. Um was geht es?Erzählt wird die Geschichte einer Schachjugendmannschaft mit all ihren Höhen und Tiefen. Im Mittelpunkt des Romans steht Wolfgang, der Neue in der Jugendmannschaft. Misstrauisch beäugt und mit zu wenig Selbstvertrauen ausgestattet, muss er sich erst gegen Anfeindungen von Vereinskameraden und einem cholerischen Schachtrainer durchsetzen um letztendlich akzeptiert zu werden. Hilfe findet er in Phil, das genaue Gegenteil von ihm selbst, der ihm zur Seite steht und ihm ein guter Freund ist. Dann ist da auch noch der Nachbar von Wolfgang, anscheinend ein recht guter ehemaliger Spieler, der ihm durch ein regelmäßiges Schachtraining das nötige Wissen und Erfahrung für eine Schachpartie vermittelt. Wolfgang arbeitet hart an seinem Spiel um seinen peinlichen Einstand beim Verein vergessen zu machen, sein Gegner spielte ihn in Grund und Boden. Schon bald wird er von den anderen akzeptiert und man macht sich auf, gemeinsam die Qualifikation zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft zu gewinnen.So weit zur Geschichte, die durch zahlreiche Partiefragmente, Stellungen und Aufgaben aufgelockert wird. Der Autor gibt dem Leser also die Möglichkeit, hautnah am Geschehen zu sein und die Partien aus dem Roman bildlich zu betrachten. Der Autor betont in seinem Vorwort, dass es sich hier nicht um ein Lehrbuch handelt, sondern als reine Unterhaltung gedacht ist, ich würde sagen, dass ist ihm voll gelungen! Das Buch ist in erster Linie für Jugendliche geschrieben, mit all ihren Problemen und Sorgen während der Pubertät. Da gibt es das umhütete Muttersöhnchen das keinen Schritt ohne seine Mutter gehen kann, den Wissenschaftsfreak mit Kommunikationsproblemen, den übergewichtigen, der täglich mit dem Spott der anderen leben muss, den hochintelligenten, der Kummer mit seinen Eltern hat und Wolfgang, der schüchterne mit wenig Selbstvertrauen. All diese Jungs bilden aber doch eine verschworene Gemeinschaft die für ein gemeinsames Ziel kämpfen, trotz widriger Umstände. Neben der Geschichte erfährt der Leser einiges über Regeln, Fallen am Schachbrett und so allerlei mehr was es über Schach zu lernen gibt, eingebettet als Partiestellungen mit dazu gehörigen zahlreichen Diagrammen.Die Lektüre des Jugendroman war für mich sehr kurzweilig und unterhaltsam aber was sagt das schon aus bei jemandem, der jeden Tag mehr graue Haare im Spiegel entdeckt? Also gab ich meiner großen Tochter (10) das Buch zu lesen (sie spielt seit ca.2 Jahren Schach) und wartete gespannt auf ihr jugendlich unbeschwertes Urteil. Sie war genau wie ich voll des Lobes und fragte mich, wieso es nicht mehr solche Schachbücher gäbe? Das frage ich mich jetzt auch und so kann ich Herrn Brunthaler nur dazu ermutigen, einen zweiten Teil zu schreiben!Absolut lesenswert!Martin Rieger, November 2007
16,95 €*
Diese Website verwendet Cookies, um eine bestmögliche Erfahrung bieten zu können. Mehr Informationen ...