Egner: Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit








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Produktinformationen "Egner: Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit"
397 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im April 2025
Einmal in Verruf geraten wird eine Eröffnung nur selten wieder den Weg zurück in die segenreichen Gefilde der Akzeptanz finden. Dies gilt im Besonderen für das Blackmar-Diemer-Gambit, das allzu romantisch und wild anmutet und einen Bauern für ein lediglich ungefähres Ziel opfert. Seine Anhängerschaft hält dennoch seit Jahrzehnten an diesem forschen Vorgehen fest, hatte doch der Vordenker dieses Gambits Emil Josef Diemer mit seiner Maxime, "vom ersten Zug an auf Matt" zu gehen, bereits früh erklärt, dass der direkte Königsangriff die Investition eines Bauern auf jeden Fall aufwiegen würde.
Nun, das Königsgambit hatte im 19. Jahrhundert einen ähnlichen Anspruch erhoben und für eine lange Ära der Kombinationssiege die Turnierhallen mit seinem Geist beherrscht, bis Analytiker der Gegenseite all die Tropfen Gifts darin neutralisierten. Lediglich die positionelle Anwendung des Bauernopfers wird heutzutage noch als legitim erachtet.
Beim Blackmar-Diemer-Gambit fehlten und fehlen jedoch die Meister und Verfechter auf höchster Ebene, wie sie das Königsgambit in seiner Blütezeit vorweisen konnte. Hinzu kam beim Blackmar-Diemer-Gambit, dass die analytische Beweisführung in der Fachliteratur den Fauxpas beging, Turnierpartien aufzuzeigen, die zum großen Teil unter Amateuren gespielt wurden, wobei sich Schwarz etliche eklatante Fehlzüge leistete und so quasi ins offene Messer des Blackmar-Diemer-Gambits lief. Bei besserer Verteidigung wäre diese Klinge wohl stumpf und unbrauchbar geblieben.
So einfach lässt sich einerseits der Wert und die Anwendbarkeit eines Gambits nicht belegen, aber andererseits auch nicht ein abschließendes Urteil über ein System fällen, das immerhin unter starken Klubspielern hohen Zuspruch genießt. Ein weiterer Makel im Blackmar-Diemer-Gambit war seine eher lückenhafte Systematisierung, was den Standards für eine Theoriebildung zuwiderlief.
Daher sah sich David Egner berufen, "Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit" zu beschreiten und unter Umgehung einiger starker Erwiderungen von Schwarz im üblichen Aufbau nunmehr mit 1.d4 Sf6 2.f3!? eine möglicherweise verbesserte Konzeption ins Gespräch zu bringen. Diese Zugfolge ist keineswegs neu und auch nicht von Egner erfunden worden. Schon früher hatte man gelegentlich so gespielt, aber der Autor legte den Fokus mehr auf ein systematisches Verzeichnis der einzelnen Varianten und machte sie so mit textlich-strategischer Untermauerung erstmals einer Überprüfbarkeit zugänglich.
Egner betont ausdrücklich, dass seine Analysearbeit nicht das letzte Wort in dieser Eröffnung bedeutet, hingegen Fragen aufwirft und damit den wie Pech und Schwefel an der Eröffnung klebenden Verruf der alten Zeit kritisch untersucht und auf ein aktualisiertes Podest hebt. In seinem Urteil hat sich Egner nicht blind und voreingenommen auf die Seite des Blackmar-Diemer-Gambits geschlagen, um auf Teufel komm raus seine Brauchbarkeit zu belegen. Vielmehr hat er die kritischen Abspiele und Entgegnungen von Schwarz, welche die Kompensation für den weißen Bauern in Frage stellen, deutlich herausgearbeitet und auch nicht darauf verzichtet, die Ablehnungen des Gambits ebenso unter die Lupe zu nehmen.
Es ist immer leicht zu behaupten, ein Gambit sei widerlegt, weil die Großmeister es nicht spielen. Auch das Königsgambit wurde für tot erklärt und hat später auch unter Mithilfe namhafter Großmeister eine positionelle Renaissance erfahren. Und so ist es keineswegs ausgeschlossen, dass das Blackmar-Diemer-Gambit in der von Egner aufgeworfenen Neukonzeption das selbstgefällige Urteil, ein Kuckucksei im Nest der renommierten Eröffnungen zu sein, zugunsten einer ernsthaften Überprüfung überwindet. In diesem Sinne hat David Egner mit seinem Buch ein Labor errichtet, um der Frage nachzugehen, ob auf den ersten Blick kuriose Gambiteröffnungen nicht doch das Siegel der Spielbarkeit verdienen.
Rezension von Andreas Wittek im Februar 2025
Das Blackmar-Diemer-Gambit ist ein von dem US-amerikanischen Schachspieler Armand Edward Blackmar (1826–1888) erfundenes und später von Emil Joseph Diemer (1908–1990) verbessertes Gambit. Es entsteht nach den Zügen:
1.
d2–d4 d7–d5
2. e2–e4 d5xe4
3. Sb1–c3 Sg8–f6
4.
f2–f3 e4xf3
Dieses Gambitspiel hat weltweit eine kleine, überzeugte Schar von Anhängern.
David Egner möchte mit diesem Schachbuch nicht nur zeigen, dass 1. d2–d4 Sg8–f6 2. f2–f3 „spielbar" ist, sondern ebenfalls, dass es sich seiner Meinung nach um eine durchaus vollwertige und „korrekte Eröffnung" in dem Sinne handelt, dass bei stärkster Spielweise auf beiden Seiten eine zumindest ausgeglichene Stellung entsteht, Weiß jedoch in vielen Varianten ebenso in Vorteil kommt.
Egner weist explizit gleich zu Anfang seines Buches darauf hin, daß er für dieses umfangreiche Textwerk, neben der einschlägigen Schachliteratur, desgleichen ausführliche Computer-Analysen zu Rate gezogen hat.
Auf Seite 5 ist ein Inhaltsverzeichnis zu dem insgesamt 398 Seiten umfassenden Schachbuch zu finden. Egner hat seine Variantensammlung in vier große Teile gegliedert.
Da dieses Druckwerk zu den „Neuen Wegen im Blackmar-Diemer-Gambit" ein Buch für Fachleute ist und nicht gerade wenig Geld kostet, gebe ich in meiner Rezension den schachinteressierten Lesern / Leserinnen eine genaue Angabe zu dem Inhalt der vier Teile I bis IV, mit den jeweils vier Kapiteln zu jedem einzelnen speziellen Teil.
Teil I: Andere Züge als 2...d5
1.Kapitel: 2...g6
2.Kapitel: 2...d6
3.Kapitel: 2...e6
4.Kapitel: 2...c5
Teil
II: Ablehnungen des Übergangs ins Blackmar-Diemer-Gambit
nach
2...d5 3.e4
1.Kapitel: 3...g6
2.Kapitel: 3...e6
3.Kapitel: 3...c5
4.Kapitel: 3...e5!?
Teil
III: Blackmar-Diemer-Gambit I: Ablehnungen nach 3...dxe4 4.Sc3
1.Kapitel: 4...Lf5 (Wiener Verteidigung)
2.Kapitel: 4...e6 (Französische Ablehnung)
3.Kapitel: 4...c6 (O'Kelly-Verteidigung)
4.Kapitel: 4...c5 (Brombacher-Gegengambit)
Teil IV: Blackmar-Diemer-Gambit II: Annahme mit 4...exf3 5.Sxf3
1.Kapitel: 5...Lf5 (Tartakower-Verteidigung)
.Kapitel: 5...Lg4 (Teichmann-Verteidigung)
3.Kapitel: 5...g6 (Bogoljubow-Verteidigung)
4.Kapitel: 5...e6 (Euwe-Verteidigung)
In einem Nachtrag zu seiner detaillierten Arbeit, auf Seite 348, geht Egner noch kurz auf die „Geschichte des Blackmar-Diemer-Gambits" ein und stellt die Varianten vor, die sich aus dem ursprünglichen Eingang mit 1. d2–d4 d7–d5 2. e2–e4 d5xe4 3. Sb1–c3 ergeben, sofern sie nicht in die ab Teil III analysierten Varianten münden:
Nachtrag zum klassischen Eingang ins Blackmar-Diemer-Gambit
1.d4 d5 2.e4 dxe4 3.Sc3
1. Das Lemberger Gegengambit 3...e5!?
2. Der Polnische Angriff 3...Sf6 4.Lg5
Eine von Egner formulierte Schlussbetrachtung ist auf den vier Seiten 383 bis 386 zu finden. Wichtig erscheint mir in diesem Textabschnitt folgende klare Aussage von Egner (Zitat): „(...) Als eine Art „Gebrauchsanweisung" zu dem vorliegenden Buch empfehle ich daher jedem Spieler, der die Eröffnung 1.d4 Sf6 2.f3!? erlernen will, sich mit den hier präsentierten Varianten nur so weit vertraut zu machen, um in etwa zu wissen, was man auf die verschiedenen schwarzen Verteidigungen am besten antwortet (dafür dient auch das Fazit an Ende des jedes Kapitels), und dann zunächst in der Praxis seine eigenen Erfahrungen mit dieser Eröffnung zu sammeln. (...)" (Seite 385, Egner)
Egner fügt am Ende seines Buches einen Anhang in spanischer Sprache von Seite 387 bis 391 hinzu. Auf den beiden Seiten 392 / 393 sind die von Egner angeführten Partien, mit Namen der beiden Kontrahenten, Ort des Wettkampfes, Jahreszahl und entsprechender Angabe der Seitenzahl im Buch. Die von Egner verwendete „Literatur und Datenbanken" stehen auf den Seiten 394 und 395. Ein „Verzeichnis der Varianten" befindet sich auf den drei Seiten 396, 397, 398.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mit dieser Publikation aus dem Joachim Beyer Verlag ein Autor eine Möglichkeit bekommen hat, ein umfangreiches Buchprojekt zu realisieren, welches von einem sehr idealistischen schachlichen Ansatz getragen wird.
Ich wünsche David Egner viel Erfolg, so dass er mithilfe der Rückmeldungen von engagierten Lesern / Leserinnen seinen schachlichen Ansatz auf der Basis des „Blackmar-Diemer-Gambits" etablieren, ja möglicherweise sogar noch ausbauen kann.
Rezension von Jörg Palitzsch im Februar 2025
Das
Blackmar-Diemer-Gambit (BDG) ist besonders beliebt bei
taktisch starken Spielern in Blitz- und Schnellschachpartien. Es ist
eine mutige Wahl für Spieler, die ein aktives und kämpferisches
Schach bevorzugen. Die Vorteile: Weiß bringt schnell Figuren ins
Spiel, dazu gibt es viele Tricks und Fallen für Schwarz.
In
seinem 395-seitigen Buch „Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit“
blättert David Egner, der sich selbst als „unverbesserlichen
Schach-Romantiker“ bezeichnet, diese Eröffnung in all ihren
Varianten auf. Sehr schnell sei die Frage aufgetaucht, wie man auch
nach 1.d4 Sf6 durch Zugumstellung Varianten des BDG erreichen kann,
wie sie normalerweise nach 1.d4 d5 2.e4 dxe4 3.Sc3 Sf6 4.f3
entstehen. Grundsätzlich, so Egner, stehen drei Wege offen: entweder
über die Zugfolge 2.Sc3 d5 und nun 3.e4 dxe4 4.f3 oder 3.f3 nebst
4.e4, oder mittels 2.f3 d5 3.e4 dxe4 4.Sc3. All diese Wege werden mit
rund 60 Partien, die von 1931, Aljechin gegen Nimzowitsch, bis ins
Jahr 1988, Velimirovic gegen Bellon Lopez, reichen. Dazu kommen
Erläuterungen mit zahlreichen Varianten, Kommentaren und Diagrammen.
Oft gehe die BDG-Eröffnung in bekannte Varianten halboffener
Spiele über, doch auch die eigenständigen Varianten haben meist
einen halboffenen Charakter, so der Autor. Insofern eigne sich diese
Eröffnung mehr für Spieler, die gewöhnlich mit 1.e4 eröffnen, da
ihnen viele Varianten und Stellungen direkt vertraut sein werden.
Gegenüber 1.e4 habe 1.d4 mit erst später folgendem e4 jedoch den
Vorteil, dass sowohl den offenen Spielen als auch den unzähligen
Varianten der Sizilianischen Verteidigung aus dem Wege gegangen
werden könne.
„Ich will mit diesem Buch nicht nur zeigen, dass 1.d4 Sf6 2.f3 spielbar ist, sondern auch, dass es sich hier um eine durchaus vollwertige und korrekte Eröffnung in dem Sinne handelt, dass bei stärkster Spielweise auf beiden Seiten eine zumindest ausgeglichene Stellung entsteht, Weiß aber in vielen Varianten auch in Vorteil kommt“, schreibt Egner in seinem Vorwort. Er selbst lebte von 2008 bis 2011 in Bolivien wo er bei den Spielern der Asociación Departamental de Ajedrez de La Paz bei den wöchentlich veranstalteten Blitzturnieren in ihrem Spiellokal das Blackmar-Diemer-Gambit testen konnte.
Bei allem ist „Neue Wege im Blackmar-Diemer-Gambit“ kein einfaches Lehr-Buch. Es braucht Erfahrung und vor allem den Willen, sich mit dieser ungewöhnlichen Eröffnung längere Zeit auseinanderzusetzen. Wagt man sich allerdings in dieses von David Egner erforschte Neuland, lassen sich in der Spielpraxis überraschende Spielzüge auf das Brett zaubern.
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