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Palitzsch: 20 Antworten auf d2-d4 - Das Schachspiel in Kultur und Alltag

Produktinformationen "Palitzsch: 20 Antworten auf d2-d4 - Das Schachspiel in Kultur und Alltag"

In 20 Antworten auf d2-d4 entfaltet sich das Schachspiel als Schauplatz faszinierender Kurzgeschichten – mal dramatisch, mal heiter, mal mörderisch, mal schicksalhaft, mal tiefgründig. Figuren werden zu Charakteren mit einem eigenen Willen, Spieler geraten in ungewöhnliche Situationen. Sie leiden unter Zeitdruck, bis sie daran zerbrechen, geraten aus Geldgier auf die schiefe Bahn und verstecken Kokain in Schachfiguren. Unschuldige Menschen werden in den Bann eines zwielichtigen Schachspielers gezogen, der nach einer Verlustpartie etwas über die Zukunft seines Gegners sagen kann.

Selbst das Spielbrett birgt Geheimnisse. Entwickelt man dafür eine große Sammelleidenschaft, kann es ungeahnte Ausmaße annehmen, ein Schachbrett kann aber auch zum Mordinstrument werden. Erzählt wird vom Schach-Duell auf einem Schiff an der norwegischen Küste, bei dem ein Großmeister eine kleine Betrügerei aufdeckt, und auch über das Leben eines Schachgroßmeisters, dessen größter Gegner seine eigene Vergangenheit ist.

Man lernt in 20 Antworten auf d2-d4 einen ungewöhnlichen Raben kennen, der bei Turnieren zu Siegen verhilft, während ein Sekundant in Kroatien einen schändlichen Verrat begeht. Der Autor nimmt einen mit auf eine Reise nach Dresden in die ehemalige DDR zu einem Turnier Anfang der 1970er Jahre. Und schließlich lädt der Tod zu einer Partie ein, in der das Schachbrett zu einem trostlosen Schlachtfeld wird, das jede Illusion und jeden Glanz verloren hat.

Die Geschichten ziehen mit ihren ungewöhnlichen Illustrationen die Leser in spannende und ungewöhnliche Partien.

Ein Buch für Schachliebhaber und Erzählliebhaber gleichermaßen.


100 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag

Rezension von Jörg Palitzsch im April 2025

Ein Buch mit dem Titel "20 Antworten auf d2-d4" lässt an eine Partiensammlung denken oder ein kurzgehaltenes Werk mit Eröffnungserwiderungen auf den weißen Damenbauernzug, aber was Jörg Palitzsch hier präsentiert, ist eine seltene Perle auf dem Büchermarkt. Aus eigener Feder erzählt der Autor zwanzig Kurzgeschichten rund um die Kultur und den Alltag des Schachspiels, Erzählungen, die eine breite Palette abdecken, seien es dramatische Ereignisse oder Heiteres aus dem Leben, mal schicksalhaft verdunkelt, tiefgründig, unheimlich. Auf jeden Fall werden Charaktere vorgestellt, deren Ambitionen beispielsweise von Geldgier angetastet oder von kriminellen Machenschaften durchdrungen sind.

Palitzsch versteht es, den Leser in einen abspenstigen Bann zu ziehen, die Pointen sind nicht voraussehbar und doch streifen sie am Rand Alltäglichkeiten unseres Lebens. Schach wird eben nicht nur auf dem Brett gespielt. Was den Menschen auch immer antreibt an Motiven, im Schach einen Sinn, ein Geheimnis oder die Quelle unerschöpflicher Freuden zu vermuten, hier wird es ausgebreitet.

Kurzgeschichten zum Schach sind rar und dann oftmals allzu spezifisch. Natürlich hat das Königliche Spiel auch eine mystische Seite, die sich den Augen der Alltagswelt zu verbergen weiß. "Ein Spieler muss das Ungreifbare und das Unerkenntliche erfassen" (S. 12), heißt es in der Erzählung "Vor dem Kampf", und in "Die Toten von Schacham" bietet ein Reisender durch die Zeit den Siegern einer Partie gegen ihn Einblicke in ihre Zukunft. Ob dieser Aufdeckungen gerät der ganze Ort in Hass und Hader. Misstrauen wird geweckt und Rache nimmt ihren Lauf.

Düster geht es auch in "Die Kontrolle verloren" zu. Ein geheimnisumwittertes Schachbrett, wie aus der dunkelsten Hölle entsandt, bringt Unheil über seinen Besitzer. Mit jeder gegnerischen Figur, die er schlägt, stirbt ein naher Verwandter, ein Freund, ein Bekannter. Und das Verhängnis macht auch vor ihm nicht halt. Ferner ist von einem magischen Schachladen die Rede und von Metamorphosen, die ein Leben zu verändern wissen.

"Drei Siege und sechs Remis" nimmt einen auf eine Zeitreise mit in das Jahr 1970 nach Dresden. Dinge von unerklärlichem Reiz und einer unbändigen Angst begleiten den Leser in "Der Unbekannte", und so manche Sammlerleidenschaft verkehrt sich in etwas Fluchartiges. "Ein kluger Rabe" entpuppt sich als Ratgeber von unermesslicher Weisheit. Und natürlich, als letzte Zugabe und Wink an die Wahrheit, enthüllt das "Spiel mit dem Tod" die tiefe Erkenntnis eines alten Menschen, der um des Schachspiels willen alles verloren hatte an Liebe, Familie und Glück und in der alles besiegelnden Partie mit dem Tod Frieden mit sich schließt.

Der Autor hat mit dieser Kurzgeschichtensammlung Bemerkenswertes geleistet. Schach ist mehr als das Ausführen von Zügen auf dem Brett, es greift ins Leben jedes Schachfreundes ein. Wir ahnen die Grenzen kaum, auf die wir in diesem Spiel stoßen, noch weniger die Konsequenzen, die mit dieser Leidenschaft einhergehen, nur dass wir als Reisende durch die Geheimnisse der 64feldrigen Welt der Bauern und Offiziere immer auch auf etwas Fremdartiges treffen und mit Schreck und Schaudern erkennen, dass wir ein Teil davon sind.


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Angaben zum Hersteller (Informationspflichten zur GPSR Produktsicherheitsverordnung)
Joachim Beyer Verlag
Zur Wallfahrtskirche 5
97483 Eltmann, Deutschland
info@beyerverlag.de

Bücher von diesem Autor

Durchschnittliche Bewertung von 4.7 von 5 Sternen

Palitzsch: 64 Felder erobern die Welt - Das Schachspiel in Kultur und Alltag
Schach ist mehr als ein Spiel mit 32 Figuren auf 64 Feldern. Das königliche Spiel ist inzwischen in allen Kunst- und Kulturformen angekommen. Ein Beispiel ist „Die Schachnovelle". Eine limitierte Erstausgabe des Buches erschien am 7. Dezember 1942 in Buenos Aires. Am 2. September 1960 hatte der auf der Novelle basierende Film unter der Regie von Gerd Oswald und mit Curd Jürgens Premiere. Und im Jahr 2016 erschien die bekannte Geschichte in Form eines 128-seitigen Farb-Comics im großen Hardcoverformat – 74 Jahre nach ihrer Entstehung. Auch in vielen anderen Bereichen hat sich das Schachspiel verbreitet. Auf Briefmarken, in der Werbung und in der Politik. Mit Schachboxen wurde eine neue Sportart kreiert und selbst im Weltraum denkt man völlig losgelöst über die besten Züge nach.Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es soll dazu anregen sich mit dem  Spiel aller Spiele auch abseits der 32 Figuren zu beschäftigen. Beste Unterhaltung ist garantiert.175 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag   Rezension von Uwe Bekemann im Mai 2022 Was haben die Rolling Stones, die Comic- und Zeichentrick-Helden Lucky Luke und Donald Duck, die großen Dichter Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe, der Hund von Baskerville sowie die Politiker Benjamin Franklin und Helmut Schmidt gemeinsam? Sie sind berühmte Beispiele. Wofür? Für den Erfolg des Schachspiels in Kultur und Alltag. Und es gibt ein weiteres Band zwischen ihnen und unzähligen weiteren Beispielen: Jörg Palitzsch hat sie in seinem Buch „64 Felder erobern die Welt" in einem unterhaltsamen Plauderstil aufgezählt und beschrieben. Das Werk ist 2022 im Joachim Beyer Verlag erschienen und als reines Lesebuch ein Tipp für die Lektüre zwischendurch. Das Schachspiel begegnet uns ständig, unabhängig davon, ob wir es praktizieren. Es hat Eingang in unser alltägliches Leben gefunden, so etwa durch die Übernahme von Begriffen und Metaphern in unsere Sprache, als Motiv auf Briefmarken, in Comics, in der Musik und in Filmen – und, und, und. Der Erfolg dieses Spiels lässt sich auch aus dieser tiefen Verwurzelung in unserem allgemeinen Leben ablesen. Es wird niemanden geben, der alle Bereiche kennt, auf die das Schachspiel in irgendeiner Weise Einfluss genommen hat. Und wenn es jemanden gibt, der zumindest über einen Überblick dieser facettenreichen Verflechtungen verfügt, dann ist dies sicher Jörg Palitzsch. Vermutlich von einer Grundidee für sein Werk „64 Felder erobern die Welt" und ein paar ihm bekannten Beispielen ausgehend hat er sich an eine Recherche gemacht. Herausgekommen ist eine Fülle an Fundstellen, die Palitzsch nicht nur auflistet, sondern – um Informationen und Geschichtchen angereichert – vor dem Leser ausbreitet. Als Autor mit einer über 45-jährigen Schreiberfahrung und selbst Anhänger des königlichen Spiels weiß er, worauf es ankommt und wie er seine Arbeit interessant und fesselnd gestaltet. Das Buch macht Spaß und bindet den Leser auch dadurch an sich, dass dieser mehr erfahren möchte. Dabei kann er „Aha-Effekte" ausleben, weil er ein ihm eigentlich bekanntes Beispiels bewusst gemacht bekommt, oder auch Neues und Überraschendes kennen lernen. Das Werk ist in zwei Teile gegliedert. Während sich der 1. Teil mit dem Schachspiel beispielsweise in Comics, in der Dichtkunst, auf der Theaterbühne oder in der Architektur oder der Politik befasst, geht es im 2. Teil im Wesentlichen um das Schachspiel im Film. Der Leser muss keine Prägung für ein Genre haben, um sich mit dem in einem Kapitel besprochenen Bereich zu identifizieren. Jörg Palitzsch gelingt es, jeweils das Schachspiel so in den Vordergrund zu heben, dass man sich jedem Kapitel unabhängig von Neigung, Interesse und Vorkenntnissen widmen kann. Bei der Arbeit am Kapitel „Bücher über Bücher" dürfte der Autor besonders von seinen profunden Vorkenntnissen profitiert haben. In diesem geht es um Bücher zum und über das Schachspiel. Allein die Auswahl der zu behandelnden Werke aus geschätzt rund 100.000 Schachbüchern überhaupt muss eine Herausforderung gewesen sein. Es mag dem Autor geholfen haben, dass er als Autor von Rezensionen den Blick auf das Wesentliche von Büchern hat. Genau dies hat er jeweils zu den berücksichtigten Werken herausgestellt. Fazit: „64 Felder erobern die Welt" ist ein empfehlenswertes Lesebuch, das sich einem bisher vernachlässigten Thema widmet: Das Schachspiel in Kultur und Alltag (wie auch der Untertitel des Werkes lautet). Es ist unterhaltsam und informativ zugleich, geschrieben in einem lockeren Plauderstil).

19,80 €*