Konikowski: Modernes Sizilianisch - richtig gespielt
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336 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im März 2021
Der Zug 1. … c7-c5 gilt als beste Antwort für Schwarz auf die Königsbauerneröffnung e2-e4. Er verspricht Erfolgsaussichten, wenn man mit Schwarz auf Gewinn setzt. Der Zug wird wegen seines Variantenreichtums gespielt, ist je nach Variante etwas defensiv aber nicht zu passiv – und bei allem flexibel. Giulio Polerio war in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht nur der beste Schachspieler Italiens, sondern auch der führende Theoretiker seiner Zeit. Er beschrieb als erster die „Sizilianische Verteidigung“, auch wenn sie damals noch nicht so hieß, im 17. Jahrhundert benannte sein Landsmann Gioachchino Greco sie „Giuoco Siciliano“.
In der überarbeiteten und ergänzten vierten Auflage seines Buches „Modernes Sizilianisch...richtig gespielt“ hat FIDE-Meister Jerzy Konikowski alles aufgeboten, um Schachspielern die heute weltweit verbreitete populäre Verteidigung näherzubringen. Er zeigt dabei ein komplettes Repertoire für Schwarz gegen den Eröffnungszug mit dem Königsbauern auf e4. Neben einzelnen Varianten, wie die Geschlossene -, Alapin-, die Bauernraub – und Polugajewski Variante werden allein zehn Fortsetzungen und drei Möglichkeiten des Angriffs präsentiert. Es gibt also reichlich Spielzüge, die genügend Antworten für eine erfolgreiche Fortsetzung mit den schwarzen Figuren in der Frühphase einer Partie. Der Autor weist dann auch darauf hin, dieser Phase genügend zu beachten. Wenn eine Seite schon am Anfang eines Kampfes materiell und positionell in Nachteil gerate, werde es nicht leicht, dies im weiteren Spielverlauf wieder auszubügeln, so Jerzy Konikowski. Die Sizilianische Verteidigung – speziell das Najdorf-System, das nach 1. e2–e4 c7–c5, 2. Sg1–f3 d7–d6, 3. d2–d4 c5xd4, 4. Sf3xd4 Sg8–f6 und 5. Sb1–c3 a7–a6 entsteht, biete jedem Spieler jeder Spielstärke die Möglichkeit, einen kompromisslosen Kampf mit Schwarz zu führen. Berühmte Spieler wie Michail Tal und Bobby Fischer setzten erfolgreich auf dieses System, zu Beginn 1980er Jahre wählte sie Garri Kasparow zu seiner Hauptwaffe mit den schwarzen Steinen und sorgte für eine weitere Popularität. So finden sich im zweiten Teil des Buches insgesamt 74 Beispielpartien aus dem Jahren 1959 (Keres – Fischer) bis 2020 (Sarana – Vachier-Lagrave), die die große Wirksamkeit der Sizilianischen Verteidigung aufzeigen.
Rezension von Heinz Däubler im August 2016
Im Joachim-Beyer-Verlag ist in 2. überarbeiteter und ergänzter Auflage Jerzy Konikowski „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ erschienen. Dabei hat der Autor dicht gepackt eine Fülle von Informationen zusammengetragen. Das Werk richtet sich an denjenigen Schachfreund, der als Schwarzspieler die Sizilianische Eröffnung in sein Repertoire einbauen will.
Dabei ist der Titel „Modernes Sizilianisch“ zunächst etwas verwirrend. Angeboten wird kein Abriss der gesamten Breite dieser Eröffnung, was bei einem Buchumfang von ca. 300 Seiten den Rahmen sprengen würde. Der Autor geht in 19 Kapiteln lediglich auf die Najdorf-Verteidigung des Sizilianers ein, sieht man einmal von den ersten fünf Kapiteln ab, in denen er die frühen Abweichungen 2.Sc3, 2.c3, 2.d4, 2.f4 und die Fortsetzung 3.Lb5+ abhandelt.
Von Kapitel 6 an stellt der Autor die Najdorf-Variante zur Diskussion, die durch die Züge 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 gekennzeichnet ist. So spürt er in den Kapiteln 6 bis 11 baumartig die Verzweigungen auf, die sich nach den 6. weißen Zügen f3, Le3, f4, g3, Le2 und Lc4 ergeben.
In den Kapiteln 12 bis 18 bietet der Autor für Schwarz die Abspiele Db6, b5, Dc7, Sbd7, Sc6 und Le7 zum Studium an, die sich nach der für Weiß wohl chancenreichsten Zugfolge 6.Lg5 e6 7.f4 ergeben. Dem 19. und letzten Kapitel sind 70 gehaltvolle Großmeisterpartien (1959-2014) gewidmet.
Was sonst noch gefällt:
■ Vorstellung eines jeden Abspiels per Diagramm.
■ Verknüpfung des behandelten Stoffes mit den Partien.
■ Wertende Zusammenfassung am Ende eines jeden Abspiels.
■ Ausführliches Literaturverzeichnis im Anhang.
Rezension von Uwe Bekemann, für BDF-Portal + Fernschachpost
Rund acht Jahre nach der Erstauflage ist das Werk „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“, geschrieben von Jerzy Konikowski, mit der 2., überarbeiteten und ergänzten Auflage auf den Markt gekommen. Heutzutage ist das Erscheinen einer Neuauflage eines Eröffnungsbuches längst keine Allerweltssache mehr. Es ist im Reigen der zahlreichen Neuerscheinungen jedes Jahr eher eine Ausnahme und unterstreicht die von der zahlreichen Kundschaft mit dem Kauf bestätigte Qualität.
Zunächst zum rein Äußerlichen: „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ erscheint in einem neuen Gewand, aber in der bewährten soliden Aufmachung. Auch als Imprint des Schachverlags Ullrich im Joachim Beyer Verlag sind der Hardcover-Einband, die anspruchsvolle Bindung und das Lesebändchen Merkmale, die der Leser spätestens nach dem fünfzigsten Zugriff zu schätzen wissen wird. Das Buch ist für die häufige Nutzung gemacht, mit seiner Robustheit trotzt es der Abnutzung und einem Zerfleddern. Um es auf den Punkt zu bringen: Mit diesem Werk hat man etwas in der Hand.
Und dies gilt auch für den wichtigsten Teil aller Kundenwünsche, den Inhalt. Gegenüber der ersten Auflage ist dieser noch einmal um rund 40 Seiten gewachsen.
Nicht nur in den Beispielpartien, von denen es insgesamt 70 im Buch gibt, sondern durchgehend finden sich die Hinweise auf eine vollständige Überarbeitung. Das jüngste Material stammt aus dem laufenden Jahr 2014, aktueller geht nicht.
Insgesamt 19 Kapitel verteilen sich über das Werk, die Nr. 19 enthält gesammelt die schon angesprochenen Beispielpartien. Diese beziehen sich auf alle vorhergehenden Kapitel, sind intensiv kommentiert und erfüllen gleich zwei Funktionen. So veranschaulichen sie einerseits die Spielführung und ergänzen andererseits die Ausführungen zur Theorie in den vorangehenden Teilen.
Wie Konikowski in seinem Vorwort zurecht bemerkt, kann die Sizilianische Verteidigung nicht hinsichtlich aller ihrer Systeme in einem einzigen Buch dargestellt werden. Er hat sich deshalb auf das Najdorf-System konzentriert, eines der heute beliebtesten Systeme überhaupt. Andere Spielweisen, beispielsweise die Drachenvariante und das Sweschnikow-System, bleiben deshalb außen vor. Dennoch ist es äußerst schwer, auch unter dieser Konzentration ein rundes Repertoire zusammenzustellen, denn auch mit der Najdorf-Variante lassen sich heute mehrbändige Ausarbeitungen füllen. Wer Jerzy Konikowski kennt, der weiß um sein feines Gespür für Varianten, die u.a. die folgenden Qualitäten haben
1.Sie versprechen ein gutes Spiel, wenn auch nicht zwingend einen Vorteil.
2.Sie gehen weiten Gefilden der Theorie aus dem Weg.
3. Sie sind relativ leicht zu verstehen und zu erlernen.
Mit diesen Merkmalen sind sie genau das Richtige für den Klubspieler.
Das Herzstück von „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ ist somit die Theorie zum Najdorf-System. Mit dem 6. Kapitel geht er konkret darauf ein.
Es liegt auch in der Hand von Weiß, ob der Nachziehende sein Ziel, Najdorf auf das Brett zu bekommen, erreicht. Wenn er vorher das Spiel bestimmend abweicht, muss Schwarz mit einem ausreichenden Rüstzeug antworten können. Dies stellt Konikowski in den ersten fünf Kapiteln und in einem ersten Schritt bereits in seiner Einleitung sicher.
Das Werk ist wie folgt gegliedert:
Einleitung (Darstellung der Abfolge der theoretischen Behandlung und der „exotischen“ Spielweisen)
Kapitel 1: Geschlossene Variante (1.e4 c5 2.Sc3)
Kapitel 2: Alapin-Variante (1.e4 c5 2.c3)
Kapitel 3: Morra-Angriff, auch Morra-Gambit genannt (1.e4 c5 2.d4 cxd4 3.c3)
Kapitel 4: Grand-Prix-Angriff (1.e4 c5 2.f4)
Kapitel 5: Die Fortsetzung 3.Lb5+, üblicherweise als Rossolimo-Angriff bezeichnet (1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Lb5+)
Kapitel 6 bis 18: Najdorf-Variante in allen wichtigen Variationen
Kapitel 19: Beispielpartien.
Ein Variantenindex ist nicht enthalten. Dessen Funktion wird aber zumindest grundlegend vom Inhaltsverzeichnis erfüllt, das eben auch die Züge enthält, über die eine Weichenstellung erfolgt.
Jerzy Konikowski hat in einer immens hohen Zahl Eröffnungsbücher geschrieben. Seine Art der Darstellung ist deshalb bekannt. Ihr bedient er sich auch in „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“. Dies bedeutet, dass er eine Mischung aus Text und Varianten in seiner Kommentierung anbietet. Es ist schwer, eine Mengenrelation zu geben. Ich kann mich deshalb nur auf einen persönlichen Eindruck zurückziehen. Nach diesem taxiere ich den Textanteil der Analysen auf etwa ein Drittel bis zu einem Viertel und die konkreten Züge auf etwa zwei Drittel bzw. drei Viertel. Mir persönlich sagt dieses Verhältnis sehr zu, da die Textausführungen jenseits von banalen Aussagen, die den Klubspieler nicht mehr schlauer machen können, einsetzen und genügend Variantenmaterial angeboten wird. Dieses ist gesichtet und auf Qualität geprüft. Auch der Fernschachspieler weiß dies zu schätzen, unterstützt ihn das Werk doch auf diese Weise in seiner Arbeit mit der eigenen Partiendatenbank in der Partie.
„Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ offeriert dem Spieler ein „rundes“ Repertoire. Dies bedeutet, dass er nicht mit „Allerweltszügen“ aus seiner Vorbereitung gedrängt werden kann. Auf jede wichtige Weichenstellung seines Gegners mit den weißen Steinen bekommt man als Schwarzer etwas an die Hand. Das Spannungsfeld zwischen der bestmöglichen Vorbereitung und dem Aufwand, den ein Klubspieler sich leisten kann, ist mit diesem Werk sehr gut aufgelöst. Mit den Anleitungen und Hinweisen Konikowskis zur Strategie und zu Eigenheiten in der Spielweise ist er gut präpariert, wenn ihm sein Gegner einen konkreten Zug serviert, der nicht im Buch zu finden ist. Und dass dies passieren wird, ist systembedingt, denn für mehr müsste der Leser umfangreiche Spezialwerke studieren.
Es ist schwer, den Adressatenkreis des Werkes nach der Spielstärke zu definieren. So möchte ich keine Eingrenzungen nach der DWZ geben und mehr beschreibend vorgehen. Der Leser sollte, um mit einem ausreichenden Tiefgang mit dem Werk arbeiten zu können, die Anfangsgründe des Schachspiels schon etwas hinter sich gelassen haben. Sein Schachverständnis sollte so weit entwickelt sein, dass er fundiert eine eigene Stellungseinschätzung vornehmen kann. Er sollte also erkennen können, wenn eine Seite beispielsweise den Vorteil eines Läuferpaares hat, eine bessere Bauernstellung oder vielleicht eine offene Linie. Dann kann er es nachvollziehen, wenn Konikowski zum Urteil von „Weiß steht besser“ oder „Schwarz verfügt über die besseren Angriffschancen“ kommt. Es sollte zum Bestandteil einer intensiven Arbeit des Lesers mit „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ gehören, die Ausführungen des Autors genau zu studieren und nachzuvollziehen. Dann wird er unter dessen Anleitung tatsächlich dem schon im Buchtitel zum Ausdruck kommenden Anliegen nahekommen und die Sizilianisch e Verteidigung auf den ausgesuchten Wegen richtig zu spielen erlernen.
Für den Spieler mit Fertigkeiten auf Klubniveau dürfte das Werk den größten Wert haben. Er bekommt ein qualifiziertes und überschaubares Repertoire an die Hand und kann dieses mit einem überschaubaren Aufwand erlernen.
Nicht selten sind als Quellen Fernschachpartien im Text genannt. Auch aus dem Reigen der schon erwähnten vollständigen Partien im letzten Kapitel sind zwei im Fernschach gespielt worden. Entwicklungen aus diesem Bereich sind somit erfreulich umfassend aufgenommen.
Am Schluss des Werkes ist auch ein Quellenverzeichnis zu finden. Dieses enthält sowohl klassische als auch topaktuelle Werke. Der Leser bekommt neben den altbewährten Linien auch die neuen Ideen aus der Turnierpraxis wie auch der theoretischen Untersuchungen geboten. Dies gilt übrigens auch für den Spieler mit Weiß, aus dessen Perspektive das Repertoire zwar nicht zusammengestellt ist, der die Ausführungen aber ebenfalls gut nutzen kann.
Fazit: „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ ist ein Buch, das ich vor allem dem Klubspieler sehr empfehlen kann. Er erhält ein Repertoire, das er sich mit einem überschaubaren Aufwand zu Eigen machen kann und ihn gut präpariert. Es hat sich bewährt, wie die Möglichkeit einer neuen Auflage beweist, und es ist gegenüber der ersten Auflage weiter verbessert und natürlich aktualisiert worden. Und in unserer Zeit, die davon geprägt ist, dass vor allem englischsprachige Schachliteratur auf unseren Markt kommt, gibt es ein weiteres Kaufargument: „Modernes Sizilianisch … richtig gespielt“ ist in Deutsch geschrieben.
Sein Preis ist allemal angemessen, auch unter Berücksichtigung der Qualität seiner Beschaffenheit. Mit ihm hat der Klubspieler sein Geld sehr gut angelegt.
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