Konikowski & Bekemann: Reti-Eröffnung - richtig gespielt
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Die Réti-Eröffnung wird über die Züge 1. Sg1-f3 d7-d5 2. c2-c4 eingeleitet, soweit sie nicht unter Zugumstellungen auf dem Brett entsteht. Sie führt das Spiel regelmäßig in ruhige und positionell geprägte Stellungen und vermeidet frühe und taktisch dominierte Schlagabtäusche. Damit ist sie eine ideale Wahl für den Spieler, der seine Fähigkeiten besonders im Positionsspiel sieht und vor frühen taktischen Überraschungen geschützt sein möchte.
Mit der Réti-Eröffnung geht der Spieler mit Weiß zahlreichen Eröffnungssystemen aus dem Weg, sodass er einen großen Einfluss auf die Partieentwicklung nehmen kann. Über Zugumstellungen können allerdings andere Eröffnungen erreicht werden, die Kenntnis der Übergänge ist – für beide Seiten – wichtig.
Dieses Werk richtet sich besonders an den Amateurspieler, dem es ein System mit den folgenden Vorzügen anbietet:
- Leicht zu erlernen, indem es sich an zentralen Ideen und allgemeinen Aufbauplänen orientiert und lange Variantenketten nicht auswendig gelernt werden müssen.
- Aufbau eines Spezialwissens durch Konzentration auf bestimmte Fortsetzungen.
- Solides Stellungsspiel ab der Mittelspielphase und Schutz vor den schon erwähnten scharfen taktischen Überraschungen.
- Nach Möglichkeit neue und noch nicht ausgetretene Zugpfade, die dem Spieler im Wissen auch einem erfahrenen Gegner gegenüber Chancengleichheit gewähren und Raum für die Erprobung neuer Ideen geben.
Unsere Autoren haben dieses Buch unter dem Anspruch geschrieben, gleichermaßen für den Spieler mit Weiß wie mit Schwarz die besten Varianten zu finden, die den beschriebenen Kriterien entsprechen. Auf dieses Buch gestützt finden deshalb beide Seiten in gleicher Qualität ihre Wege ins Mittelspiel.
Alle Empfehlungen und im Werk aufgezeigten Pläne basieren auf sorgfältigen Erwägungen, die sich auch den Erkenntnissen aus der Praxis bedienen, nicht nur in den Duellen am Brett, sondern auch auf der Bühne des Fernschachspiels. Analysen, die zumeist durch den Einsatz moderner Spitzen-Engines überprüft worden sind, ergänzen die Beispiele aus dem praktischen Spiel.
324 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Christian Hoethe im September 2022
Wirkliche Eröffnungsbücher sind heutzutage leider eine Rarität geworden. Und damit meine ich keine Repertoire-Bücher, sondern old-school -Eröffnungsbücher, die dem Leser eine Komplett-Übersicht über eine bestimmte Eröffnung geben,.
Warum ist das so? Weil das Eröffnungsstudium in digitaler Form heute womöglich einfacher ist? Aber trifft das wirklich zu? Wenn ich mich durch den gesamten Eröffnungsbaum eines Computerprogramms quälen muss, macht das nicht unbedingt Spaß und ist an Trockenheit kaum zu überbieten.
Dagegen ist für mich das Lernen mit einem greifbaren Eröffnungsbuch gar nicht mal so unspannend. Wenn es gut ist, erklärt es, warum welche Variante gut oder schlecht ist. Und wenn man sogar seltene Nebenvarianten findet, die den Gegner womöglich überraschen könnten, der Hauptvariante aber nur in puncto Popularität nachstehen, ist es richtig gut!
Mehr oder weniger gute Repertoire-Bücher gibt es dagegen wie Sand am Meer. Deshalb verdient jeder Autor, der sich an eine Eröffnungs-Monographie wagt, heutzutage schon einmal per se meinen Respekt! Eine tolle Aufgabe, eine schwierige, ja, manchmal ziemlich undankbare Aufgabe, die sich gut und gern schon einmal über Jahre hinziehen kann. Alle Achtung, wenn dann noch etwas von Wert dabei herauskommt!
Besonders eine Variante, die jahrzehntelang als gut für Weiß galt und die in diversen Eröffnungs-Monographien (u.a. von Marin, Davies, Kosten) empfohlen wurde, wird hier einer dringend nötigen Aktualisierung unterzogen:
1.Sf3 d5 2.c4 c6 3.g3 Sf6 4.Lg2 Lf5 5.cxd5 cxd5 6.Db3 stöt auf die moderne Engine-Erwiderung 6...Sc6! 7.Dxb7 Ld7 8.Db3 e5! und Schwarz steht dank des Bauernopfers besser entwickelt und zum Angriff bereit. In meiner Datenbank holt Schwarz nach 6...Sc6 satte 60 Prozent, Remispartien nicht eingerechnet. Weiß mag dem kritischen Test mit 7.d3 ausweichen, aber wozu dann überhaupt inkonsequent auf b7 losgehen?
IM Breutigam schlägt auf seiner Réti-DVD als Alternative 7.0-0 vor, findet aber nach 7...e5 für Weiß auch nur Ausgleich. Großmeister Bologan weicht dem Abspiel auf seiner DVD gänzlich und offenbar wohlwissend aus und empfiehlt stattdessen 5.0-0, um erst auf d5 zu tauschen, wenn Schwarz e7-e6 gezogen hat. Dies wiederum kann jedoch mit einem erneut kritischen Bauernopfer auf c4 verbunden sein, etwas, das nicht jedem Anziehenden zu solch frühem Zeitpunkt passen wird. Es verwundert, dass so viele zeitgenössische Eröffnungsautoren dieses Abspiel für Weiß auch noch nach 2015 empfohlen haben, als bereits mehr als deutlich wurde Black is okay , wie Adorjan es auszudrücken pflegte.
Aus der Perspektive des Jahres 2022 ist es einfach, Folgendes festzustellen: Meines Wissens nach nicht enthalten ist die Spielweise 1.Sf3 d5 2.c4 d4 3.b4 g5!?, die gemä meiner Datenbank unter Großmeistern 2015 erstmals gehäuft (nämlich 7 mal) gespielt wurde und die damit in die Finalisierungsphase des Buches fiel. Neue Engine-Entdeckungen prasseln seit geraumer Zeit und regelmäig auf uns ein, kaum ein Superturnier, das nicht die neuesten Computerzüge thematisiert. Jedes Buch kann nur den bis dato aktuellen Stand widerspiegeln. Insofern hat Réti-Eröffnung - richtig gespielt den Stand der Zeit gut zusammengefasst.
Schussfolgerungen zu jeder Variante erleichtern es dem Leser, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Besonders gefallen hat mir zudem, dass die Autoren aktuelle mit historischen Partien zum Réti-System kombinieren. So finden sich sowohl Partien von Kramnik, Rapport und Carlsen als auch von Capablanca, Botwinnik und natürlich von Réti selbst in dem Buch.
Ausführliche 315 Seiten und das angenehme Hardcover aus dem Joachim Beyer-Verlag machen diesen Titel abrundend zu einem sehr guten Referenzwerk zur Réti-Eröffnung.
Rezension von Heinz Däubler im Januar 2018
Im Joachim-Beyer-Verlag ist mit Jerzy Konikowski/Uwe Bekemann „Reti-Eröffnung…richtig gespielt“ ein umfangreiches Werk erschienen. Es hat mit der Réti-Eröffnung – gekennzeichnet durch die Züge 1.Sf3 d5 2.c4 – eine auch heute noch sehr populäre Eröffnung zum Gegenstand, die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts von den jungen Wilden um Richard Réti und Aaron Nimzowitsch eingeführt wurde.
Profitieren wird von diesem Werk in erster Linie derjenige Partiespieler, der einen ruhigen, positionellen Spielaufbau liebt und gerne taktische Überraschungen meidet. Es richtet sich an Weiß- und Schwarzspieler. Absicht der Autoren ist es, dem Amateurspieler den Aufbau eines Spezialwissens durch Konzentration auf bestimmte Fortsetzungen anzubieten, der sich an zentralen Ideen und allgemeinen Aufbauplänen orientiert. Es kann konstatiert werden, dass dies den Autoren gut gelungen ist.
Die vorangestellte Einführung dient der Orientierung und bietet bereits einen Streifzug durch die behandelte Materie. Bevor die Autoren wesentliche Abspiele der Réti-Eröffnung untersuchen, machen sie in den beiden ersten Kapiteln einen Abstecher in die Abweichungen 2.g3 und 2.b3, bevor sie sich von Kapitel 3 an die sich nach 1.Sf3 d5 2.c4 ergebenden Varianten vornehmen. Kapitel 3 bis 5 haben die Entgegnungen 2…d4, 2…e6 und 2…dxc4 zum Gegenstand, wobei Kapitel 3 (1.Sf3 d5 2.c4 d4) wegen seiner praktischen Bedeutung und der relativ hohen schwarzen Erfolgsquote mit 48 Seiten besonders viel Raum einnimmt. Die Kapitel 6 bis 11 nehmen sich den nach 2…c6 ergebenden Abspielen an.
Was sonst noch gefällt:
- Hinweise auf Turnierpartien in allen Abspielen.
- fleißige und gründliche Partierecherche.
- Variantenkontrolle durch Spitzen-Engines.
- Wertende Zusammenfassung nach jedem Abspiel.
- 28 kommentierte Partiebeispiele aus der Turnierpraxis 1923 - 2015.
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