Kmoch: Die Kunst der Verteidigung
Produktinformationen "Kmoch: Die Kunst der Verteidigung"
Und für die gründliche Kommentierung der zahlreichen Beispiele aus Meisterpartien werden eigens neue Begriffe geprägt – z.B. Leukopenie und Melanpenie für eine weißfeldrige bzw. schwarzfeldrige Schwächung ganzer Felderkomplexe. Oder es werden Begriffe verwandt, die eigentlich gar nicht in der Schachsprache zu Hause sind, wenn z.B. veranschaulicht werden soll, worin der Unterschied besteht, ob eine Bauernschwäche gedeckt – oder betreut wird.
172 Seiten, kartoniert, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Oktober 2018
„Die Kunst der Verteidigung“ war das erste Buch des österreichischen Schachmeisters und Schachjournalisten Hans Kmoch, es ist 1927 erschienen. Im Joachim Beyer Verlag liegt jetzt die sechste Auflage vor. Das Buch hält für den Schachspieler auch heute noch viele An- und Einsichten als Grundlagen bereit, die helfen können, einen Spielverlauf in der Phase der Verteidigung positiv zu beeinflussen.
Kmoch vertrat im Erscheinungsjahr 1927 sein Land bei der Schacholympiade. Als Schachprofi war er immer auch für Zeitungen tätig. So berichtete er für Publikationen auf der ganzen Welt über die internationale Schachszene. 1933 erschien sein Buch „Rubinstein gewinnt“, ein Jahr zuvor war er mit seiner jüdischen Frau zunächst in die Niederlande übergesiedelt. Danach führte ihn sein Weg nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA, wo er 1973 in New York starb.
Hans Kmoch hat sich tiefschürfende Gedanken über die Verteidigung gemacht, die dem Buch auf neun Seiten vorangestellt sind. „Als Beweggrund der menschlichen Handlungen lässt sich viel häufiger die Verteidigung als der Angriff feststellen, immer wieder deshalb, weil die Verteidigung aus Zwang, der Angriff aus Freiwilligkeit entspringt.“ Würde Kmoch heute leben, würde er der Freiwilligkeit beim Angriff vielleicht noch die Bosheit hinzufügen.
Anders beim Schachspiel: Kmoch schreibt, dass die meisten Schachspieler für den Angriff schwärmen und dies sei auch leicht zu erklären. Ein Mensch, der in seinem Leben vielleicht nur selten einmal wirklich etwas wagen dürfe, könne auf dem Schachbrett ein wütender Angreifer werden und seine Angriffslust hemmungslos austoben. Daher komme es, dass die Verteidigung im Schachkampf vernachlässigt wird und in der Entwicklung zurückgeblieben ist.
Mit einer ganzen Reihe von bekannten Namen, darunter Partien von Steinitz, Tarrasch und Lasker, bringt Kmoch dem Leser das Thema Verteidigung näher. Dies geht bis zur wissenschaftlichen Betrachtungen, wo Begriffe wie „Schein-offene-Linie“, „Verwaisung“ und „Widder“ erklärt werden.
Fazit: Hans Kmochs Buch ist kein Lehrbuch im klassischen Sinne. Wer sich für Schachhistorie interessiert, kann vieles entdecken. Die etwas antiquierte Sprache ist dabei überhaupt kein Hindernis, sondern macht einen besonderen Reiz aus.
Anmelden