Brinckmann: Grossmeister Bogoljubow
Reihe: "Meilensteine des Schach" Band 11
Diese Partiesammlung aus dem Jahre 1953, die sich dem Schaffen des Großmeisters Efim Bogoljubow (1889-1952) widmet, füllt eine Lücke in der Schachliteratur, denn es ist nach wie vor das einzige Buch in deutscher Sprache über den aus der Ukraine stammenden Weltklassespieler. Der Autor A. Brinckmann präsentiert nach einer kurzen Biografie und Charakterisierung seines Protagonisten sowie einer Auflistung seiner Match- und Turnierergebnisse eine (kommentierte) Auswahl von 50 seiner besten Partien. Weitere 14 unkommentierte Partien mit bemerkenswerten Spielzügen beschließen das Buch.
Bogoljubow war Berufsschachspieler, seinen größten Triumph feierte er in Moskau 1925 (1. Platz vor Lasker und Capablanca). Sein grundsätzlich gesunder Spielstil war vornehmlich positionell ausgerichtet, während seine großen taktischen Fähigkeiten sich insbesondere dann entfalteten, wenn er seine Gegner strategisch überspielt hatte. Nur seine allzu optimistische Grundhaltung und eine daraus erwachsene, zur Leichtfertigkeit neigende Spielweise kostete ihn manchen Punkt und war auch verantwortlich für schwankende Turnierresultate.
Wer indes seine besten Partien nachspielt, wird auf eine Quelle erbaulicher Unterhaltung und gehaltvoller Instruktion stoßen. Sie für nachfolgende Generationen verfügbar zu machen und damit ein Stück schachlicher Zeitgeschichte zu konservieren, ist das Anliegen dieses Buches.
Alfred Brinckmann (1891-1967), deutscher Schachmeister, IM-Titel 1953; Funktionär, Journalist und Autor zahlreicher Schachbücher (Lehrbücher, Biografien und Turnierbücher). Der 1. Platz in Berlin 1927 vor Bogoljubow, Nimzowitsch und Sämisch war sein größter Erfolg.
148 Seiten, kartoniert
Rezension:
Erst durch das Werk „Großmeister Bogoljubow“ ist mit bewusst geworden, dass ich von diesem großen Meister der Vergangenheit noch nie eine Partiensammlung oder eine Biografie in deutscher Sprache gesehen habe, obwohl ich mich schon über Jahrzehnte hinweg intensiv mit dem Schachspiel befasse. Der Rückentext des Buches stellt heraus, dass es nach wie vor das einzige deutschsprachige Buch über Bogoljubow ist.
Diese Partiensammlung stammt aus dem Jahre 1953, ist also gleich nach dem Tode Bogoljubows in 1952 erschienen. Der Käufer erhält das Werk, das von Alfred Brinckmann geschrieben worden ist, heute in einer neu bearbeiteten Auflage 2015. Erschienen ist es in der Reihe „Meilensteine des Schach“ im Joachim Beyer Verlag als Imprint des Schachverlags Ullrich.
Wenn ich „Großmeister Bogoljubow“ mit einem einzigen Satz charakterisieren sollte, so sähe dieser wie folgt aus: ein sehr unterhaltsames Werk aus kommentierten Partien, zahlreichen Erzählungen und Daten zur Geschichtsschreibung des Schachspiels. Auf den Punkt gebracht und auf das Wesentliche konzentriert ist das Buch genau das.
Einer kurzen Beschreibung mit der Überschrift „Der Meister und der Mensch“ zur Vita des Porträtierten schließen sich mehrere Seiten mit Ergebnisdaten zur Turnierpraxis Bogoljubows an. Dem folgt als dritter Teil und damit als Kernstück die Sammlung aus 48 kommentierten Partien des Meisters. 12 „Schnappschüsse und Momentaufnahmen“ schließen das Werk ab; bei ihnen handelt es sich um bemerkenswerte Züge, die Bogoljubow in weiteren Partien gespielt hat und die in Fragmenten abgebildet sind.
Bei der Betrachtung der Auflistung der Turniererfolge Bogoljubows fällt auf, dass er außerhalb der ersten Jahre seiner Karriere ganz überwiegend in Deutschland gespielt hat. Dies ist dadurch erklärlich, dass er hier seine Wahlheimat gefunden hat, wenn zu Beginn auch wohl nicht so ganz freiwillig. Er war Teilnehmer des Kongresses in Mannheim 1914 und wurde bei Kriegsausbruch kaserniert. In Deutschland fand er dann seine Frau, sodass der aus der Ukraine stammende gebürtige Russe seine Zelte dauerhaft hier aufschlug.
Die 48 Partien im Buch sind sehr unterhaltsam kommentiert. Alfred Brinckmann hat teilweise Originalkommentare verwendet, wie er schreibt, aber offenkundig auch selbst viel beigetragen. Er war Internationaler Meister, Journalist und Buchautor, was ihn zum Schreiben einer bemerkenswerten Partiensammlung befähigte. Die Kommentierung ist textlich geprägt. Analysen bleiben in einer überschaubaren Tiefe. Eingeleitet wird eine Partie mit einer kurzen Erzählung, die auf mich fast noch mehr Reiz ausgeübt hat als die Darstellung des Verlaufs. Brinckmann verwendet eine sehr blumige Sprache, er arbeitet viel mit Metaphern. Der damaligen Zeit dürfte es geschuldet sein, dass es hin und wieder leicht verschroben klingt. Das Werk ist eben authentisch, auch in den Formulierungen.
Nicht originalgetreu sind die eingearbeiteten Diagramme. Diese zeichnen sich durch eine zeitgemäße, eine moderne Optik aus. Hier also hat der Verlag dem Nutzen für den Leser Vorrang vor einem historischen Erscheinungsbild eingeräumt.
Wenn man ein Buch über Bogoljubow schreibt oder ein solches dann rezensiert, darf natürlich der vielleicht berühmteste Satz aus dem Mund des Meisters nicht fehlen. „Mit Weiß gewinne ich, weil ich Weiß habe. Mit Schwarz – weil ich Bogoljubow bin.“ Diese Aussage mag etwas überheblich klingen, ist aber eine feinsinnige Spielerei. Auf Russisch heißt „bog“ Gott und „ljubow“ heißt Liebe. Also …
Fazit: „Großmeister Bogoljubow“ ist ein Buch zur ausgezeichneten Unterhaltung im und zum Schach. Es setzt Efim Bogoljubow ein Denkmal, als Spieler und auch als einem sympathischen Menschen. Die aktuelle Neuausgabe 2015 erhält ein in meinen Augen sehr erhaltenswertes Werk für die Nachwelt und macht es für die Gegenwart erst wieder neu verfügbar.
Uwe Bekemann, September 2015
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Meilensteine des Schach