Geilmann: Jüdische Schachmeister aus Deutschland
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Der Autor – Ulrich Geilmann – war bislang eher für belletristische Themen bekannt. Seine Einzelwerke fanden ihre Leserschaft v. a. bei den Schachfans, die das königliche Spiel einmal aus einer anderen Perspektive erleben wollten. Geilmann spricht nun wieder den schachhistorisch interessierten Spieler an.
Rezension von Uwe Bekemann im August 2024
Mit „Jüdische Schachmeister aus Deutschland“ begibt sich der Autor Ulrich Geilmann, der seine Autorentätigkeit bislang vor allem auf belletristische Werke konzentrierte, auf das Gebiet der Sachbücher zum Schachspiel. Seine neue Arbeit ist 2024 im Joachim Beyer Verlag erschienen.
Der Leser erhält Kurzbiografien zu 35 Schachspielern mit deutschen Wurzeln, soweit sie jüdischem Glaubens waren. Mit Schachspielern sind dabei nicht nur meisterliche Könner auf den 64 Feldern gemeint, sondern auch Turnierorganisatoren, Verleger, Autoren und Mäzene wie auch Problemkomponisten. Sie alle haben die Entwicklung des Schachspiels in Deutschland mehr oder weniger intensiv beeinflusst. Zu den Porträtierten zählen sehr bekannte Persönlichkeiten wie natürlich Emanuel Lasker, Siegbert Tarrasch, Johannes Zukertort, Jacques Mieses oder Richard Teichmann, aber auch Schachenthusiasten, deren Namen mir bisher unbekannt waren. Es ist der offenkundig intensiven Recherchearbeit des Autors zu verdanken, dass auch für die weniger bekannten Persönlichkeiten so viel Stoff zusammengetragen werden konnte, dass sich zumindest eine Kurzbiografie lohnte. Die verwendeten Quellen hat Geilmann jeweils in Fußnoten bezeichnet, die einer breiten Palette zuzuordnen sind.
Ob eine porträtierte Persönlichkeit nicht durchgängig in Deutschland gelebt hat oder vielleicht auch zu einem anderen Glauben konvertiert ist, spielte keine Rolle in den Aufnahmekriterien des Autors.
Soweit die Quellenlage dies zuließ, hat Geilmann die Kurzbiografien um Partien ergänzt, wobei die Kommentierung aus seiner eigenen Feder stammt. Die Beschäftigung mit diesen Duellen, die teilweise schon (mehrfach) in der Literatur abgebildet worden sind, dient der Unterhaltung des Lesers, aber auch der Veranschaulichung, wie hoch die Leistungen der alten Meister teilweise auch heute noch einzuschätzen sind. Ebenfalls der Unterhaltung, aber auch der Herausforderung des Lesers, dienen insgesamt 55 an diesen gerichtete Schachaufgaben, die Geilmann aus dem Wirken des jeweils Porträtierten abgeleitet hat. Entsprechend kommt auch die Beschäftigung mit dem Schachspiel selbst in diesem Buch nicht zu kurz.
In Ergänzungen werden dem Leser weitere Personen nähergebracht, für die der Autor kein eigenes Kapitel einfügen konnte. Auch in diesen Fällen wirkt er einem Vergessen in der Schachwelt entgegen.
„Jüdische Schachmeister aus Deutschland“ ist kein politisches Buch, aber es ist ein Buch, das der Politik näher kommt als die meisten anderen Schachbücher. Ich habe oben schon erwähnt, dass Geilmann seine Kurzporträts unabhängig davon erstellt hat, ob die Porträtierten durchgängig in Deutschland gelebt haben oder den jüdischen Glauben im Laufe ihres Lebens abgelegt haben. Diese Entscheidung ist natürlich vollends nachvollziehbar, denn beispielsweise eine Auswanderung oder auch eine Abkehr vom Glauben konnte allein die Konsequenz aus Verfolgung, Entrechtung und Gefahr für Leib und Leben der Menschen sein, die ihnen in Deutschland drohten. Nicht von ungefähr fallen zahlreiche Auswanderungen in die Zeit des (aufziehenden) Nationalsozialismus.
Ulrich Geilmann hat ein sehr informatives und auch unterhaltsames Werk geschaffen, das eine bisher in der Literatur klaffende Lücke geschlossen hat. Und er sorgt dafür, dass die Anstrengungen und Leistungen der jüdischen Schachmeister, denen das Schachspiel in Deutschland sehr viel zu verdanken hat, in Ehren gehalten und nicht vergessen werden.
Fazit: Ich empfehle dieses Werk jedem Schachfreund, der auch schachhistorisch interessiert ist.
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