Dieses Buch ist eine Fortsetzung des Werkes „Ein langes Schachjahrhundert 1894 - 2000". Die einzelnen Jahresbeiträge von 2001 bis 2020 sind wieder in der gleichen Art und Weise wie zuvor aufgebaut: Einem umfangreichen zeitgeschichtlichen Teil schließen sich ein Nachruf auf bedeutende Persönlichkeiten und ein kompakter Sportteil an. Danach werden die wichtigsten Schachereignisse eines Jahres gewürdigt, gefolgt von Schachnachrichten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie einem Nachrichtenblock im Telegrammstil. Den Abschluss des Textteils bilden die Top Ten der Welt für die Monate Januar und Juli sowie ein Nachruf. Jedes Jahr wird von einem statistischen Teil mit Tabellen und Endständen bedeutender Turniere abgeschlossen. Über das ganze Jahr verteilt befinden sich Schachpartien durchlaufend in der rechten Spalte.
Im Vergleich zum Vorgängerbuch gibt es eine stärkere Gewichtung auf Schach, was u.a. wegen viel mehr Turnieren im Topbereich notwendig geworden ist. Außerdem wird jetzt dem nationalen Schach – vor allem Deutschlands, aber auch Österreichs und der Schweiz – mehr Raum gewidmet. Und im Unterschied zum oben genannten ersten Buch (mit jährlich ein bis zwei Partien) sind diesmal pro Jahr durchschnittlich fünf Partien ausgewählt worden – viele davon in Wahlen zur Partie des Jahres ganz weit oben stehend. Mit vielen Diagrammen und Einführungen zu jeder Partie wird das Nachspielen vom Blatt ermöglicht.
Das erwartet Sie:
• 20 Jahrestexte Zeitgeschichte inklusive Sport, Kuriosa, Nachruf
• die wichtigsten Schachereignisse sowie die Top Ten Januar und Juli
• neu: Schachnachrichten Deutschland/Österreich/Schweiz
• Tabellen der wichtigsten Turniere und Matches
• 100 sorgfältig ausgewählte Partien des Jahres plus Einführung404 Seiten, gebunden, Grossformat, Joachim Beyer Verlag
Rezension
von Uwe Bekemann im Dezember 2023
Mit
„Ein langes Schachjahrhundert 2001-2020" von Rainer Knaak und
Burkhard Starke (+ 23.2.2021), Joachim Beyer Verlag 2022, möchte ich
heute ein ganz besonderes Schachbuch besprechen. Es verbindet die
allgemeine Zeitgeschichte mit der Geschichte des Schachspiels und hat
mich in Vorbereitung dieser Rezension komplett in seinen Bann
gezogen.
Zunächst
zum Titel: Auf den fast 400 Seiten des Werkes findet der Leser, in
chronologischer Reihenfolge der Jahre, eine Zusammenfassung wichtiger
zeitgeschichtlicher Ereignisse wie auch aus der Welt des
Schachspiels. Aus dieser sind es u.a. Turniere, Partien und
(Spieler-)Persönlichkeiten, über die die Autoren schreiben, und
zwar allesamt aus dem Zeitraum 2001-2020 und nicht etwa aus 100
Jahren. Es gibt jedoch aus 2002 schon einen ersten Band „Ein langes
Schachjahrhundert 1894-2000", der die Namensgebung somit
erklären kann.
Man
fragt sich, wo die Jahre geblieben sind, wenn man liest, dass die
Geschichte für 2001 mit den Terroranschlägen „nine eleven"
eingeführt wird, für 2002 mit der Euro-Einführung und für 2003
mit der Erweiterung der Europäischen Union um 10 Länder sowie mit
der Katastrophe der US-Raumfähre Columbia. Dies gilt aber nicht nur
für das Weltgeschehen allgemein, sondern auch für das Schachspiel.
Liegt es wirklich schon 18 Jahre zurück, dass Garri Kasparow mit
Linares 2005 sein letztes Turnier bestritten hat, und die
Weltmeisterschaft zwischen Viswananthan Anand und Wladimir Kramnik in
Bonn und die Schacholympiade in Dresden, beide 2008, vor 15 Jahren in
Deutschland ausgetragen worden sind?
Die
Autoren haben ein Buch zum Schmökern, zum Nachschlagen, zum
Sich-Erinnern und nicht zuletzt zur unterhaltsamen Entspannung
geschaffen.
Neben
viel Lesestoff und Tabellen enthält es über die Seiten hinweg 100
denkwürdige Partien, wobei deren entscheidende Momente als
Kurzkommentar vorangestellt sind. Zahlreiche Diagramme unterstützen
beim Nachspielen mit und ohne Brett.
Es ist als echter Allrounder auch als anspruchsvolles Geschenk für
passionierte Schachspieler geeignet.
Fazit:
Wie meiner Besprechung unschwer zu entnehmen sein wird, bin ich von
diesem Buch begeistert. Entsprechend kann ich es demjenigen, der sich
von meiner Beschreibung angesprochen fühlt, ohne Wenn und Aber
empfehlen.
Rezension
von Jörg Palitzsch im Januar 2023
Ein
Nachschlagewerk zur Zeitgeschichte, ein spannendes Lesebuch, ein
Schachbuch, in dem die wichtigsten Turniere und Partien zu finden
sind. Die Fortsetzung des opulenten Werkes „Ein langes
Schachjahrhundert 1894-2000“ ist nicht nur für Leser historischer
Ereignisse, sondern auch für Schachhistoriker interessant, die sich
mit Tabellen, Diagrammen und Endständen informieren wollen. „Ein
langes Schachjahrhundert 2001-2020“ der beiden Autoren
Rainer Knaak und Burkhard Starke, er verstarb im Februar 2021, weist
allerdings einige Änderungen auf. Dem Schachspiel wurde weitaus mehr
Platz eingeräumt als im ersten Band, neu sind Schachnachrichten aus
Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf fast jeder Seite gibt
es Diagramme und Einführungen in ausgewählte Partien, die ein
Nachspielen möglich machen. Am Ende sind alle 100 Partien
aufgelistet. Eingebettet sind diese Partien in kurze und knapp
gehaltene Ereignisse aus aller Welt. Dabei werden der Tourismus, die
Weltraumforschung und selbst die Nobelpreise nicht ausgespart. Selbst
ein Blick wird auf die Bildung, die Wirtschaftskriminalität und
Migration geworfen. Hinzu kommen kurze Biografien verstorbener
Schachspieler. Sehr umfangreich ist die Sport-Rubrik, die sich, außer
den Notizen zu den Schachereignissen, erfreulicherweise im Rahmen
halten. Wenn auch die Anordnung der einzelnen Kapitel auf den ersten
Blick etwas ungeordnet wirkt, so folgt sie doch einem einfachen
Prinzip. Kein Jahr ist wie das andere, es wurden in der Auswahl
unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und erhebliche Erweiterungen
hinzugefügt. Hier gleicht dieses Werk ganz dem Abspiel einer
Schachpartie, die sich nach den ersten Zügen immer weiter aufbaut.
Elo-Listen und vor allem die informativen Spielerbiografien sind ein
echter Lesergewinn. Dabei sind Anand, Carlsen, Caruana, Karjakin,
Kramnik und Topalow, über die man viel erfahren kann. Fazit: „Ein
langes Schachjahrhundert 2001-2020“ hat die Ausstrahlung eines
Lexikons, geht mit seinen umfangreichen Informationen allerdings
einen großen Schritt weiter. Mit dem Vorgängerband wird ein Bogen
in die Schachwelt der Gegenwart geschlagen, die nicht minder spannend
ist. Darüber hinaus hat das Buch auf 400 Seiten einen hohen
Unterhaltungswert.
Das zwanzigste Jahrhundert brachte nicht nur in solchen Bereichen eine wahrlich sprunghafte Entwicklung mit sich, die von allgemeinem Interesse sind (wie dem historischen und wissenschaftlichen), sondern auch in solchen, die nur für geringe Teile der Weltbevölkerung von Bedeutung sind – wie beispielsweise für das eingeschworene Völkchen der Schachspieler.
Es kommt selbstredend einer Mammutaufgabe gleich, über diesen Zeitraum von gleich mehreren (Schach-)Epochen einen Überblick bieten zu wollen, und entsprechend war gleich ein ganzes Team von Autoren am Werk – außer den auf dem Titel genannten auch die bekannten Meisterspieler Albin Pötsch, Martin Breutigam und Gisbert Jacoby.
Das fertige Produkt bietet eine solche Fülle von Partien und Informationen, dass wohl kaum ein wichtige Frage offen bleibt. So wurden 150 herausragende Partien dieses Jahrhunderts sorgfältig ausgewählt und (mit mehr als 700 Diagrammen) versehen. Ausführliche Kommentare zu diesen Partien finden Sie auf jeder Mega-Database von ChessBase. Auch werden fast 100 Spitzenspieler dieser Zeit mit Kurzbiografien und Porträtfotos gewürdigt.
Und auch für Leser, die ein Interesse an zusätzlichen Informationen haben, bietet dieses Buch eine wahre Fundgrube. So gibt es alle FIDE-Weltranglisten (Top Ten) seit deren Einführung 1970; 100 Turniertabellen von allen Weltmeisterschaften, Schacholympiaden und sonstigen Topturnieren; einen Blick auf Schach-Rekorde (wie z.B. im Simultan und Blind-Simultan) sowie das Erscheinen wichtiger Schachbücher.
Abgerundet wird das Ganze von Kuriositäten und markanten Ereignissen aus der Sportgeschichte ganz allgemein – sowie der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts, wobei insbesondere Ereignisse und Entwicklungen mit Bezug zum Schach oder zum Sport allgemein berücksichtigt wurden.
Grossformat 21,4 x 30,1 cm, 1,9 kg !
572 Seiten, gebunden, Leseband, Joachim Beyer Verlag
Rezension von Jörg Palitzsch im Januar 2018
Das 20. Jahrhundert war eine Zeit der politischen Umwälzungen, gesellschaftlicher Veränderungen, aber vor allem ein Jahrhundert der Kriege. Wer dieses Jahrhundert mit den Epochen der Schachgeschichte verschränken will, steht vor einer Mammutaufgabe. Die Autoren Rainer Knaak (Großmeister) und Burkhard Starke, bis 1971 Spieler der Leipziger Oberliga, haben sich dieser Aufgabe gestellt und mit „Ein langes Schachjahrhundert 1894 – 2000“ ein umfassendes Nachschlagewerk niedergeschrieben, das jetzt in zweiter Auflage im Joachim Beyer Verlag erschienen ist.
Mit Beginn des 20. Jahrhundert starb 1900 in London Ex-Schachweltmeister Wilhelm Steinitz. Er wurde 1894 von Emanuel Lasker von Thron gestoßen, der diesen Titel anschließend 27 Jahre lang bis 1921 behauptete. Während die Welt langsam aus den Fugen geriet, etwa durch den Burenkrieg, den Boxeraufstand und den Ersten Weltkrieg, prägten das Schachspiel in den Anfangsjahren des Jahrhunderts große Persönlichkeiten. José Raúl Capablanca betrat 1901 die Bühne und wurde mit 13 Jahren Landesmeister von Kuba. 20 Jahre später durfte Alexander Aljechin – den Wirren der Oktoberrevolution entkommen – aus Russland ausreisen, und siegte 1921 in Turnieren in Budapest und Den Haag.
Das Buch „Ein langes Schachjahrhundert“ nimmt den Leser auf vielen Seiten mit durch die Epochen. Für jedes Jahr von 1894 bis 2000 gibt es zwischen zwei und fünf Seiten, einige wenige Jahre, wie etwa 1914, 1941 oder 1958 werden mit sechs Seiten abgedeckt, reichlich Lesestoff allemal. Aufgearbeitet werden, wie in einer Enzyklopädie, die wichtigsten politischen und sportlichen Aspekte aus weltweit ganz unterschiedlichen Ländern, ebenso die Nobelpreise und Todestage. Hinzu kommen 100 Turniertabellen von allen Weltmeisterschaften, Olympiaden und hochkarätigen Turnieren, Elolisten und die Top-Ten der besten Schachspieler, gelistet ab dem Jahre 1971. Schon allein aus diesen Gründen ist das Buch ein Gewinn, weil es dem Leser zu unterschiedlichen Themen einen schnellen Überblick verschafft.
Der eindeutige Schwerpunkt liegt auf der Schachhistorie. Beim Blick in die Geschichte sind die Jahre der Nazi-Diktatur von 1933 von besonderer Bedeutung. Mit der Umbildung zum totalitären Einheitsstaat wurden die Rechte der Juden immer weiter eingeschränkt, was sich nachhaltig und negativ auf das Schachleben in Deutschland ausgewirkt hat. Detailliert wird in dem Buch auf die Opfer der Rassenpolitik hingewiesen. Auf Lasker, der aus dem Land vertreiben wurde, ebenso wie auf Rudolf Spielmann und Jacques Mieses. Die Arbeiterschachvereine wurden aufgelöst und nach und nach ging die einst große Schachnation im Terror der Nazis unter. Die Beschreibungen des Schachgeschehens der Jahre von 1933 bis 1945 zählen zu den interessantesten Beiträgen in dem Buch und regen zu einer weiteren Beschäftigung mit dem Thema an.
Geschichtsinteressierte Schachspieler werden ebenso im Jahr 1972 tiefer einsteigen, als sich Bobby Fischer, ausgestattet mit einer unglaublichen Elozahl von 2785 aufmachte, die sowjetische Vormachtstellung im Schach mit seinem Sieg gegen Weltmeister Boris Spasski im isländischen Reykjavik zu brechen. Dieser Nervenkrieg, politisch von beiden Seiten ausgeschlachtet und mittlerweile auch Stoff für einen gelungenen Kinofilm, wird in diesem Buch dicht gedrängt und kenntnisreich erzählt. Auch hier gilt: Die komprimierte Form kann Anregung sein, sich weiter mit den spannenden Schachgeschichten dieses Jahrhunderts auseinanderzusetzen. Dazu dient eine vierseitige Literaturliste mit Buchempfehlungen, wobei auf eine Auflistung der ausgewerteten Schachliteratur verzichtet wurde, da sie, so die Autoren, zu umfangreich ausgefallen und dennoch unvollständig geblieben wäre.
Dies ist kein Manko, weil das Buch dem Schachspieler noch viele andere Dinge bietet. Zum Beispiel, über alle Jahre verteilt, 150 herausragende Partien dieses Jahrhunderts mit mehr als 700 Diagrammen. Die Kommentierung dieser Partien sind auf einer DVD mit dem Titel „Mega Database 2018“ von ChessBase zu finden, die man im Fachhandel beziehen kann. Lesenswert sind zudem insgesamt 95 alphabetisch geordnete Kurzbiografien von Alexander Aljechin bis Johann Hermann Zuckertort, die sich, jeweils mit einem Porträtfoto versehen, über rund 50 Seiten erstrecken.
Fazit: „Ein langes Schachjahrhundert 1894 – 2000“ ist kein Lesebuch, sondern ein opulentes Nachschlagewerk mit vielen Facetten. Die kompakten Verflechtungen der Schachgeschichte mit den politischen Ereignissen eines ganzen Jahrhunderts entwerfen ein lebendiges Bild, zeigen viele Zusammenhänge und gehen in ihrer Fülle weit über ähnlich aufgemachte Bücher hinaus. Das Buch zeigt, wenn auch verkürzt, wie sich Schach verändert hat. Von der individuellen menschlichen Denkleistung hin zum Schachspiel gegen unbestechliche Computerprogramme. Spannend wird die Fortschreibung bis zum Jahr 2100 sein.
69,00 €*
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